7992/J XXV. GP

Eingelangt am 04.02.2016
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Freundinnen und Freunde an den Bundeskanzler

betreffend Vizekanzler Reinhold Mitterlehner mit Delegation österreichischer Wirtschaftsvertreter in Russland

BEGRÜNDUNG



Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist am 2. Februar 2016 mit einer Delegation heimischer Wirtschaftsvertreter in Moskau. Ziel der Reise sind Aufträge und Investitionen für österreichische Unternehmen nach Ende der EU-Sanktionen für Russland. Man respektiere natürlich die EU-Sanktionen, betonte Mitterlehner im Ö1-Morgenjournal am 2.2.2016, Dialogbereitschaft und "Beziehungspflege" seien allerdings wichtig. Bei der Reise stehen konkrete Wirtschaftsprojekte für die Zeit nach den Sanktionen auf der Agenda, von denen laut Wirtschaftsminister 40.000 heimische Jobs abhängen könnten. Demokratiepolitische Themen stünden bei dem Besuch nicht auf der Tagesordnung.

Geplant sind unter anderem Treffen gemeinsam mit OMV-Chef Reiner Seele und Andritz-Chef Wolfgang Leitner mit Dmitrij Kosak, der dezidiert auf der EU-Sanktionsliste der Europäischen Union steht. Außerdem ist ein Gespräch mit Gazprom-Chef Alexey Miller geplant. Der Rat der europäischen Union hat im Jahr 2014 aufgrund der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim bis dato Sanktionen gegen Russland beschlossen, unter anderem gegen Personen und Unternehmen, die damit de facto vom Geschäftsleben ausgeschlossen wurden. Alle EU Staaten, inklusive Österreich, stimmten für diese Maßnahmen, die unter anderem wichtige Rüstungs- und Energieunternehmen in Russland betreffen, sowie prominente Spitzenpolitiker aus dem Umfeld Putins, wie eben Dmitrij Kosak. Die Sanktionen sind an das Abkommen von Minsk II gebunden, welches bis dato nicht umgesetzt ist.

Die Tageszeitung „Die Presse“ schreibt am 14.1.2016: „
2014 schon hätte die österreichisch-russische „Gemischte Kommission für Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit“ tagen sollen. Doch in Wien, wie das im Zwei-Jahres-Rhythmus turnusmäßig vorgesehen gewesen wäre, konnte das Treffen nicht stattfinden. Denn die EU hatte den russischen Vizepremier Dmitrij Kosak, den Ko-Vorsitzenden der Kommission, nach der Krim-Annexion mit einem Einreiseverbot belegt.“ Am 2.2.2016 schreibt „Die Presse“: „Freilich werde Mitterlehner nur innerhalb des Sanktionenregimes der EU agieren, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Es sei kein Widerspruch, den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland voranzutreiben und die Anliegen österreichischer Exporteure vorzubringen.“

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1) Wie und wann genau wurden Sie über das Treffen von Vizekanzler Reinhold

Mitterlehner mit Dmitrji Kosak und Alexey Miller in Moskau informiert? Wie

und wann genau wurden Sie über die geplante Reise informiert? Welche

Personen werden Vizekanzler Mitterlehner auf dieser Reise begleiten, mit der

Bitte um Auflistung aller Namen und Unternehmen.

 

2) Wurden Sie vorab über Gespräche des Vizekanzlers bzw. einer Vertretung

des Wirtschaftsministeriums mit der OMV und der russischen Vertretung in

Wien informiert, die ein Treffen mit Herrn Kosak im Februar dieses Jahres

zum Inhalt hatten? Wenn ja, wann? Welche Informationen haben Sie zu den

Gesprächen erhalten? Wenn nein, wieso nicht?

 

3) Welche Informationen haben Sie bezüglich des geplanten Treffens des

Vizekanzlers mit Personen, die mit Sanktionen belegt sind, erhalten? Mit der

Bitte um Beilegung der Details der Wirtschaftsreise nach Russland.

 

4) Bricht Österreich mit dem Treffen eines Mitgliedes der österreichischen

Bundesregierung mit Personen, die mit einem EU Einreiseverbot belegt sind,

das EU Sanktionen-Regime? Mit der Bitte um Beilegung der genauen

Analyse des Bundeskanzleramtes. Falls es keine Analysen gibt, wieso nicht?

Bitte erklären Sie im Detail, in wie weit die österreichische Regierung in

Bezug auf das geplante Treffen mit sanktionierten Personen in Moskau

innerhalb des Rahmens des Sanktionen-Regimes der EU agieren kann? Mit

der Bitte um Beilegung einer genauen Analyse.

 

5) Welche Schritte haben Sie gesetzt, um Vizekanzler Mitterlehner darauf

hinzuweisen, dass es sich bei der geplanten Reise um eine Umgehung/Bruch

der bestehenden EU Sanktionen gegen Russland handelt? Wenn Sie

diesbezüglich keine Schritte gesetzt haben, wieso nicht?

 

6) Wurden Sie vom Vizekanzler Mitterlehner über eine geplante Revitalisierung

der Wirtschaftskooperation mit Russland informiert? Welche Informationen

haben Sie hier genau erhalten? Haben Sie hier Analysen getätigt, ob diese

geplante Revitalisierung der Wirtschaftskooperation im Einklang mit den

aufrechten Sanktionen steht? Mit der Bitte um Beilegung der Analysen. Falls

diese Analyse nicht geschehen ist, wieso nicht?

7) Als Ziel der Reise werden "Aufträge und Investitionen für österreichische

Unternehmen nach Ende der EU-Sanktionen für Russland" genannt. Wann

und nach erfolgreicher Einhaltung welcher Maßnahmen sollen die Sanktionen

von Seiten der Europäischen Union aufgehoben werden?

 

8) Rund 1.200 österreichische Firmen sollen in Russland tätig sein und rund 550

österreichische Unternehmen haben Niederlassungen vor Ort. Haben Sie

vom Vizekanzler Informationen erhalten, mit welchen russischen Firmen in

den Bereichen Energie und Tourismus und bei welchen Großprojekten eine

österreichische Zusammenarbeit mit Unterstützung des

Wirtschaftsministeriums stattfinden soll? Wenn nein, wieso nicht?

 

9) Haben Sie Informationen erhalten, wie hoch die österreichische Auftragslage

in Bezug auf die Vorbereitung der Eishockey-WM und 2018 die Fußball-Weltmeisterschaft seitens des Wirtschaftsministeriums geschätzt wird?

Haben Sie Informationen erhalten, in wieweit hier vom Wirtschaftsministerium

Unterstützung angeboten wird? Mit der Bitte um Beilegung der vorhandenen

Unterlagen.