8316/J XXV. GP

Eingelangt am 24.02.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Aygül Berivan Aslan, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Familienfreundlichkeit der ÖBB

BEGRÜNDUNG

 

In einer ÖBB-Broschüre mit dem Titel „Mit Kindern unterwegs“ heißt es,

„Schon erlebt? Ihre Kinder sitzen brav auf der Rückbank im Auto und sind angegurtet. Sie starten und fahren los.
Nach fünf Minuten: „Wie lange dauert es noch?“ Professionell überbrücken sie die nächsten 20 Minuten mit Liedersingen und Kühezählen, ohne den Verkehr aus den Augen zu lassen. Dann folgt eine Pause, später Hunger und schließlich Quengeln und Streiten. Nach zwei Stunden sind Sie urlaubsreif. Gönnen Sie sich und Ihren Kindern eine richtig entspannte Reise: Die Bahn bringt Sie sicher, bequem und stressfrei ans Ziel. […]“

Tatsächlich dürfte die Reise mit Kind oder Baby in den ÖBB-Zügen sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke teilweise eine wahre Herausforderung sein, wie die Erfahrung mancher Betroffener zeigt. So sei der Zustieg mit Kinderwagen ohne Hilfe Dritter nur in den Niederflur Regionalbahnen möglich. Diese hätten auch Kinderwagenabteile/Radabteile. In InterCity- und EuroCity-Zügen gäbe es hingegen kaum Möglichkeiten Kinderwägen unterzubringen. Die Praxis zeige, dass das Zugpersonal zwar teilweise das Mitführen im Postwagen gestatte, eine entsprechende Garantie gäbe es allerdings nicht. Im Railjet kämen auf 400 Sitzplätze ganze zwei Kinderwagenabstellplätze.

Wickelmöglichkeiten seien in machen InterCity- und EuroCity-Zügen nicht vorhanden. Im Railjet gäbe es teilweise Wickeltische in den Rollstuhltoiletten, in den regulären winzigen Toiletten reiche der verbleibende Raum bei ausgeklapptem Wickeltisch aber kaum aus.

InterCity und EuroCity-Züge hätten Stillabteile mit Vorhängen. Diese seien aber sehr oft verschlossen, da sich laut Zugpersonal ansonsten andere Leute reinsetzen und die Plätze nicht mehr hergeben würden. Das hätte zur Folge, dass sich Mütter, wenn sie stillen möchten, zuerst im ganzen Zug auf die Suche nach SchaffnerInnen machen müssten, was insbesondere mit entsprechendem Gepäck kaum möglich wäre. In Regionalbahnen und Railjets gäbe es überhaupt keine Möglichkeit, ungestört zu stillen.

Bzgl der Sitzmöglichkeiten wird angeführt, dass Babys und Kleinkinder nur in Intercity- und Eurocity Zügen hingelegt werden könnten, da sich die nebeneinanderbefindlichen Sitze auf gleicher Höhe befinden. Hingegen seien die Sitze in Railjets für Babys untauglich, da hier einzelne Schalensitze verbaut sind, was im schlimmsten Fall bedeute, dass ein Baby auf der gesamten Strecke Wien-Bregenz am Arm oder in der Bauchtrage gehalten werden müsse.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

 

1.    Gibt es Konzepte, die auf eine Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für Bahnreisen von Eltern mit Kindern abzielen?

2.    Wenn ja, wie lauten diese und inwiefern wurden diese bereits umgesetzt?

3.    Wenn nein, warum nicht?

4.    Gibt es Verhaltensanordnungen/Guidelines gegenüber der Belegschaft, die konkret auf die Bedürfnisse der Eltern und ihrer Kinder in österreichischen Bahnverkehr abzielen?

5.    Werden Sie konkrete Maßnahmen ergreifen, um die in der Begründung beschriebenen Hürden für Eltern bestmöglich zu beseitigen?

6.    Wenn nein, warum nicht?

7.    Welche Maßnahmen werden Sie insbesondere ergreifen, um den Bedürfnissen stillender Mütter in Railjets gerecht zu werden?