8460/J XXV. GP

Eingelangt am 01.03.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Aygül Berivan Aslan, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend perfluorierte Alkylsubstanzen in Pizzakartons

BEGRÜNDUNG

 

Das Magazin Woman berichtete am 31.01.2016 wie folgt:

„Wie bitte? Sind Pizzaschachteln gefährlich?

Wie wird deine Pizza geliefert? Natürlich in einer Pizzaschachtel. Doch jetzt warnt die US- Lebensmittelsicherheitsbehörde vor krebserregenden Stoffen.

Oh kommt! Das verdirbt uns jetzt den Appetit, prima. Weil: wir lieben Pizza. Und eine Bestellung beim Pizza-Lieferservice hat uns schon so manchen Abend gerettet. Aber das...

Die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA warnt vor Pizzaschachteln. Drei häufig verwendete Chemikalien stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Diese sogenannten perfluorierte Kunststoffe sind öl- und wasserabweisend – sie halten die Pizzakartonböden stabil, obwohl Fett und Käse oder Tomatensauce darauf tropfen.

Erhöhen perfluorierte Kunststoffe die Gefahr von Fehlgeburten?

Das ist aber noch nicht alles. Eine andere Studie der Syddansk Universitet in Dänemark kam ebenfalls zu einem bedenklichen Schluss: demnach erhöht der Verzehr von in Pizzakartons gelieferten Speisen die Gefahr einer Fehlgeburt. Dasselbe gilt auch für mikrowellentaugliche Popcorn-Verpackungen und herkömmliche Burger-Verpackungen.

56 Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten, hatten einen höheren Anteil an PFA-Substanzen (Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen) im Blut. Diese finden sich vor allem in fettdichten Verpackungen wie Pizzaschachteln, Zuckerlverpackungen und Burger-Boxen. Die schädlichen Auswirkungen dieser Substanzen auf die Entwicklung des Fetus und die Fortpflanzung waren Forschern bereits bekannt. Wie stark der Anteil des PFAS aber wirklich ist, das schockierte die Forscher.

Achtung: die gefährlichen Stoffe werden nicht auf den Verpackungen angeführt. Denn sie sind Teil der Verpackung und nicht der Nahrungsmittel selbst.

Laut einem Bericht der Food Safety Newswill US-Lebensmittelbehörde FDA durchsetzen, dass die gefährlichen Chemikalien verboten werden sollen und eine neue Regelung für Pizzaschachteln und Lebensmittelverpackungen eingeführt wird.“

 

Perfluorierte und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sogenannte PFAS, sind weitverbreitete Industriechemikalien. Aufgrund ihrer besonderen technischen Eigenschaften werden sie in zahlreichen industriellen Prozessen und in Verbraucherprodukten, zum Beispiel in Outdoortextilien, eingesetzt. Die breite Verwendung hat zur Folge, dass PFAS heute überall in der Umwelt zu finden sind und infolgedessen auch über die Nahrung aufgenommen werden können.

Derzeit ist noch unklar, wie sich die zwar niedrige, aber doch chronische Exposition gegenüber PFAS auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt. Verschiedene epidemiologische Studien sehen einen Zusammenhang etwa zwischen PFAS Exposition und erhöhten Blutfettgehalten. Diskutiert werden auch mögliche Einflüsse auf das Immunsystem oder den durch eine Schwangerschaft ausgelösten Bluthochdruck. Allerdings sind die epidemiologischen Daten nicht eindeutig, so dass hier viele Fragen offen sind

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.    Waren Pizzaschachteln und vergleichbare Lebensmittelkontaktmaterialien Gegenstand von Probenahmen/Begutachtungen auf Basis des LMSVG?

2.    Wenn ja, zu welchem Ergebnis kam die Begutachtung bzw welche Maßnahmen wurden aufgrund der Ergebnisse eingeleitet?

3.    Wenn nein, ist aufgrund der durch die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA getroffene Neubewertung (https://www.gpo.gov/fdsys/pkg/FR-2016-01-04/html/2015-33026.htm) geplant, auch in Österreich entsprechende Überprüfungen durchzuführen?

4.    Wie schätzen sie zum derzeitigen Stand das Schädigungspotential von PFAS insbesondere in Lebensmittelkontaktmaterialien ein?

5.    Werden Sie sich gemeinsam mit dem BMLFUW auf europäischer Ebene für eine Beschränkung von PFAS im Rahmen von REACH einsetzen?

6.    Wenn ja, wie?

7.    Wenn nein, warum nicht?