8522/J XXV. GP

Eingelangt am 07.03.2016
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

des Abgeordneten Mag. Hauser

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Schließung der HBLA Kematen

 

Die Elternvertretung der HBLA Kematen bzw. die Schulgemeinschaft „Rettet die HBLA Kematen in Tirol“ hat folgende Petition an den Nationalrat betreffend die Aufrechterhaltung, Absicherung und Fortführung des Schulbetriebes an der HBLA Kematen in Tirol formuliert:

 

„Sehr geehrte Frau Präsidentin des Nationalrates,

sehr geehrter Herr Vorsitzender des Petitionsausschusses,

sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete zum Nationalrat !

 

Gemäß Artikel 100 Abs. 1 GOG-NR (Geschäftsordnungs-Gesetz des Nationalrates) dürfen wir Ihnen diese Petition übermitteln und gleichzeitig um geschäftsordnungsmäßige Behandlung ersuchen und hinweisen, dass jeder Bürgerin und jedem Bürger das Petitionsrecht zusteht und ihr/ihm gleichzeitig daraus kein Nachteil erwachsen darf.

 

Die Elternvertretung der HBLA Kematen an dieser Schule erlaubt sich aus gegebenem Anlass heute nachstehende Petition zu stellen, die den Erhalt des Schulstandortes der HBLA Kematen auch in Zukunft sicherstellen und beim höchsten Gremium, den zuständigen Abgeordneten einer objektiven Diskussion und Meinungsbildung unterzogen werden soll.

 

Ungeachtet dessen, dass Herr Bundesminister Dipl. Ing. Andrä Rupprechter, zuständig für Land-, Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, sowie dem in Tirol für die landwirtschaftlichen Schulen zuständigen Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter Ök.Rat Josef Geisler, bereits im Juni 2015 eine Auflösung der HBLA Kematen und Verlegung nach Rotholz vereinbart haben, dürfen wir uns nun an Sie, das höchste parlamentarische Gremium in Österreich wenden, diese Entscheidung zu diskutieren und rückgängig zu machen, auf Basis unserer nachfolgenden Begründungen:

 

1. Historie und Verkehrsanbindung

Die HBLA Kematen wurde im Jahre 1958 unter der Federführung des damaligen Agrarlandesrates und späteren Landeshauptmannes, Eduard Wallnöfer gegründet. Schon damals war die günstige Standortlage für die Schulerrichtung ausschlaggebend, da Kematen eine gute Verkehrsanbindung für die Schülerinnen und Schüler, sowohl vom Oberland als auch Unterland sicherstellt.

Schon damals wurde die Standortfrage ausgiebig geprüft und schlussendlich Kematen als der beste Standort ausgewählt.

Es war auch Landesrat Eduard Wallnöfer der immer wieder sich dafür einsetzte, dass drei westlichen Bezirke einen Zugang zu einer landwirtschaftlich spezifischen Ausbildungsstätte, wie Kematen es geopolitisch ist, in der dortiger Nähe sein sollte und nicht nur im Unterland, da es ihm wesentlich war, dass die Kinder in der Nähe ausgebildet werden können sollten.

Einfach gesprochen: Kematen liegt sehr zentral – Rotholz liegt sehr dezentral!!

 

Eine nunmehrige, geplante Verlegung des Standortes nach Rotholz widerspräche diesem Grundprinzip und hätte für die drei westlichsten Bezirke Reutte, Imst und Landeck hinsichtlich der Verkehrsanbindung große Nachteile zur Folge, weil sich allein die Anfahrzeiten aufgrund der teilweise schlechten Verkehrsanbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sogar verdoppeln würde. (Siehe

Beilage 1 - Busverbindungsbeispiele)

Aus den beispielhaft genannten Verkehrsverbindungen geht hervor, dass die Schüler vom Oberland (Bezirk Landeck, Imst, Reutte) nie mehr am Schultag selbst anreisen könnten, sondern automatisch ins Schülerheim müssten, weil weder die Schule rechtzeitig besucht werden könnten noch die Schüler am Abend zur Gänze öffentliche Verkehrsmittel in Anspruch nehmen könnten, da rechtzeitige Anbindungen aufgrund der Schulstundenpläne teilweise unmöglich wären, weil die Busse beispielsweise von Reutte, Imst oder Landeck nicht mehr so spät abfahren und deshalb der Schüler oder die Schülerin eine private Fahrgelegenheit vom jeweiligen Bahnhof aus in den Heimatort organisieren müsste

.

Auch dürfen wir darauf verweisen, dass die Anbindungen von Jenbach nach Rotholz ebenso nicht die besten sind. Es müssten die Kinder immer - von den westlichen Bezirken aus gesehen – mindestens einmal umsteigen, egal ob in Innsbruck oder woanders, um nach Rotholz zu gelangen. Kematen ist für die meisten schon jetzt DIREKT erreichbar. Und: aufgrund der Zug- und Buszeiten wären die Kinder des Oberlandes automatisch gezwungen in Rotholz einen Heimplatz in Anspruch zu nehmen, was sie in Kematen derzeit nicht müssen und für viele Eltern zusätzliche Kosten verursacht. Zu beachten ist auch, dass nicht wenige Kinder teilweise auch nach der Schule im elterlichen Betrieb aufgrund der innerfamiliären Situationen mitarbeiten müssen.

Wir denken, dass auch die sozialen Aspekte und Gegebenheiten der Familien und Kinder zu berücksichtigen wären.

 

2. Ausbildung – Schwerpunkte

 

Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die HBLA Kematen sehr spezifisch, weitläufig und vom Ausbildungsangebot ein äußerst attraktiver Schulstandort ist, weil für viele junge Menschen ein attraktives Ausbildungsangebot mit verschiedensten Schwerpunkten gegeben ist, das sich nicht nur auf die landwirtschaftliche Ausbildung bezieht, sondern vor allem auch Lebensgrundlagen für unternehmerisches Denken, Umwelt- und Natur, betriebswirtschaftliche Komponenten und vor allem Ernährung und Lebensmittelverarbeitung – verbunden mit großen praxisbezogenen Ausbildungsschwerpunkt – mit Wahlmöglichkeit zwischen Fachschule und zusätzlich der Möglichkeit einer Reifeprüfung anbietet.


Die AbsolventInnen dieser Schule sind in vielen wirtschaftlichen Sparten sehr begehrt und finden deshalb auch gute Arbeitsplätze; diesbezüglich könnten wir jederzeit eine Liste von bereits honorablen Personen präsentieren. Einige davon sind auch auf Projektebenen im Bund oder Land tätig.

Die HBLA Kematen hat sich in den letzten 50 Jahren zu einer „MARKE“ österreichweit entwickelt. Wir vom Elternverband und Schülervertretung stellen uns daher die Frage, was der Grund sein könnte, dass diese Marke nun zerstört werden soll.

Im Zusammenhang mit der Schule hat sogar HR DI Alois Poppeller im Rahmen der Schulprofilprozesse deutlich darauf hingewiesen, dass die Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrpersonen an der HBLA Kematen leistungsmäßig anzupacken, wissen, BotschafterInnen für die Landwirtschaft seien die für die Erfordernisse des ländlichen Raumes stehen und als MitarbeiterInnen generell geschätzt seien.

 

Diese Marke ist den früheren Direktoren der Schule, insbesondere dem Vorgänger Herrn DI Bachmann und dem derzeit amtierenden Direktor Herrn DI Hanser zu verdanken, die nicht nur bei den SchülerInnen sondern auch bei den Eltern und Elternvertreter ein hohes Ansehen genießen, da sie beide stets auch auf die SchülerInnen eingegangen sind und es auch aktuell tun deren Interessen und Neigungen fördern durch permanente Evaluierung der Ausbildungsschwerpunkte und Stärkung schulsozialer Strukturen. Daher ist Kematen für Eltern und Schüler eine etablierte Bildungseinrichtung, wo schulische und persönliche Entwicklung, gute Erreichbarkeit und gegenseitige Wertschätzung vorliegen und sehr gut ausgebildete und engagierte Lehrpersonen unsere Kinder heranbilden: kleinere Probleme können natürlich überall einmal sein. Betreffend Ausbildung und Schulentwicklung stellen wir Ihnen weiterführende Unterlagen zur Info zur Verfügung. (siehe Beilage 2 – Schulentwicklung/Pläne) Die Ausbildung in Kematen ist derzeit TOP.

 

Eine Verlegung des Standortes nach Rotholz wäre unserer Meinung nach ein großer Einschnitt, vor allem hinsichtlich der Ausbildungen und Ausbildungsformen, die angeblich geschaffen oder kumuliert werden sollten.

Wir dürfen auch darauf verweisen, dass von den politischen Entscheidungsträgern selbst die Kinder die HBLA besuchen und somit Kematen gegenüber Rotholz bevorzugen, weil gleichzeitig auch die Nähe zur Landeshauptstadt Innsbruck gegeben ist und dort auch ein riesiges Angebot an Sport, Kultur etc. besteht und von Kematen man in 10 min. im Stadtzentrum von Innsbruck ist.

Junge Menschen sollen auch diese Chancen auch haben und nicht mehrere Jahre in einer Enklave leben müssen, da es neben Schule für junge heranwachsende Menschen auch noch anderes geben können muss wo sie heranreifen und Erfahrungen machen können sollen. Festgehalten sei auch dass nicht wenige SchülerInnen in Innsbruck zusätzliche in der Freizeit liegende Bildungsangebote

wahrnehmen, z.B. Musikausbildung, Führerschein etc. (siehe Beilage 3 – Idealer_Standort)

Hinzu käme auch, dass es in der Folge jährlich zu einem Wechsel beim KV käme und dies für die Zentralmatura für die Kinder nicht förderlich wäre, weil die Kinder derzeitige in Kematen befindliche hervorragende Lehrpersönlichkeiten plötzlich verlieren würden.

 

3. Schülerzahlen – Wohnort und Bezirkszuordnungen

 

Die Schülerzahlen belegen ebenso die Wichtigkeit des Standorts Kematen. In gesonderten Graphiken stellen Elternvertreter und Schülervertretung die Daten – auch nach Wohn bzw. Heimatorten der SchülerInnen geordnet – zur Verfügung in Abgleich mit der Schulverwaltung. (siehe Beilage 4 – Schülerstatistik/Wohnorte/Bundesländer) (Beilage 5 – Schülerzahlen 2015/16 – oB)

Eine weitere Datei, zeigt die Struktur der Wohnorte bezirksmäßig geordnet auf. Allein diese Statistik zeigt objektiv auf, dass aufgrund der bezirksbezogenen SchülerInnen-Zahlen eine Verlegung nach Rotholz den Eltern- und Schülervertreter nicht sinnvoll erscheint. (siehe Beilage 6 – Bezirksstatistik - Bezirksstruktur)

 

4. Schulbericht 2014/15 – Grundsatzinformationen

 

Der Schulbericht, den wir angefügt haben bezieht sich auf das Schuljahr 2014/15 und soll den Vertretern des Tiroler Landtages eine unabhängige und objektive Information über den Schulstandort Kematen, Schülerzahlen, Ausbildungsschwerpunkte, Schulentwicklung und bereits bestehende universitäre Kooperationen, Schulprofil, praxisbezogene Ausbildungs- und Lehrkooperationen etc. geben. Ebenso ist ein Teil der den Internatsbetrieb betrifft in dieser Dokumentation enthalten.

Gerade die schulbezogenen Kooperationen mit der Universität und Forschung ist vom Standort Kematen aus leichter abzuwickeln und organisieren, da die Entfernung Kematen - Innsbruck viel geringer ist als Rotholz und Innsbruck und die Erreichbarkeit für die Schüler, deren Eltern oftmals nur über geringere finanzielle Familieneinkommen verfügen, kostengünstiger und einfacher ist. Zudem – noch einmal wiederholend – sind die Anbindungen von Innsbruck-Kematen aus viel besser als von Rotholz (in Jenbach machen viele Züge keinen Halt. (siehe Beilage 7 – Wissenswertes)

 

5. Kosten – Zusatzinformationen - Pressetexte

 

Abschließend dürfen die Elternvertreter und Schülervertreter Ihnen auch weitergehende Informationen zur Entscheidungsfindung für den Erhalt der HBLA Kematen zur Verfügung stellen. Wissend auch, dass wir zwar eine Verlegung – wenn es tatsächlich der politische Wille sein sollte – nicht verhindern können, so möchten wir uns doch dagegen aussprechen und im Sinne unserer Kinder dagegen wehren. Vor allem deshalb, weil die Eltern der entlegeneren Orte diesbezüglich Probleme sehen, finanziell und verkehrstechnisch. Sie haben nur die Möglichkeit auf diesem Wege gehört zu werden. In den Zusatzinformationen werden Sie ersehen, dass eine Verlegung viel mehr Kosten sowohl in der Erhaltung als auch bei den Grundinvestitionen verursacht, als eine Sanierung sowohl von der Schule als auch Schülerheim in Kematen.

 

Die Elternvertreter der HBLA Kematen wissen wohl auch, dass sie hinsichtlich der politischen Entscheidungen kein Einspruchsrecht habe, dennoch möchten wir die Entscheidung nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen, denn wir wissen auch, dass wenn es um öffentliche Finanzierungen geht, ausschließlich die Landtage und der Nationalrat die Budgethoheit haben und nicht die Regierungen und allfällige Entscheidung darüber auch der Tiroler Landtag zu treffen hätte. Wir hoffen deshalb, dass die Damen und Herren Abgeordneten mit unserer Petition umfassende Informationen erhalten und unser berechtigtes Anliegen nach Erhalt des Schulstandortes HBLA in Kematen nach entsprechender finanzpolitischer Abwägung vielleicht doch unterstützen. (siehe Beilage 8 – Memorandum Land Tirol) (siehe Beilage 9 – Schlussbericht Arbeitsgruppe) (siehe Beilage 10 – SGA Rupprechter)

 

Wir haben auch die bisherigen Pressetexte beigefügt zur Information, da wir diesbezüglich wenig Erfahrungen hatten, wir jedoch um ein ehrliches Bemühen um den Erhalt der Schule und für unsere Kinder gehandelt haben und wir in diesem Zusammenhang auch niemandem persönlich zu nahe kommen wollen.

Wir bitten jedoch auch um Verständnis, dass wir uns unabhängig von politischen Entscheidungen für unsere Kinder an der Schule, sowie für den Schulbetrieb gerechtfertigt einsetzen möchten, da wir auch den großen Einsatz des Herrn Direktor Hanser mit seinem LehrerInnen-Team zum Wohl für unserer Kinder honorieren und nicht als selbstverständlich erachten.(siehe Beilage 11 – Pressetext-01) (siehe Beilage 12 – Pressecext-02), (siehe Beilage 13 – Pressetext-04)“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft folgende

 

Anfrage:

 

1.     Welche Bedeutung messen Sie der HBLA Kematen für die Tiroler Landwirtschaft bei?

2.     Sollte die HBLA Kematen nicht auch weiterhin zu einem regionalen Bildungszentrum weiterentwickelt werden?

3.     Wenn das nicht mehr der Fall ist, warum wurde das geändert?

4.     Wie beurteilen Sie die Ausbildungsqualität in der HBLA Kematen?

5.     Weshalb soll die HBLA Kematen nach Rotholz verlegt werden?

6.     Liegen im Bundesministerium Daten auf, die die Akzeptanz einer Verlegung der HBLA nach Standort Rotholz bei Schülern und deren Eltern sowie Lehrern aus dem Raum „Tiroler Oberland“ und Innsbruck belegen?

7.     Was würde die Generalsanierung der HBLA Kematen kosten?

8.     Was kostet die geplante Verlegung nach Rotholz?

9.     Welches Schulinventar könnte am neuen Standort weiterverwendet werden?

10.  Welches Inventar wird einer Verwertung zugeführt?

11.  Gibt es eine Vereinbarung, die den Erlös der Verwertung der Schule zusichert?

12.  Gibt es bereits Pläne für den Bau in Rotholz?

13.  Wenn ja, wie viele Quadratmeter Nutzfläche sind vorgesehen für wie viele Räume?

14.  Welche Nutzung wird den jeweiligen Räumlichkeiten zugeteilt?

15.  Ist auch ein Internat geplant?

16.  Wenn ja, wie viele Heimplätze sind vorgesehen?

17.  Wie hoch werden die Kosten pro Schüler für das Internat veranschlagt?

18.  Welche Auswirkungen hätte die Standortverlegung in Bezug der Verkehrsanbindungen für die Schüler?

19.  Ist es die Absicht möglichst viele Schülerheimplätze zu schaffen?

20.  Wenn ja, müssen die Eltern alle Kosten für einen Heimplatz übernehmen?

21.  Unter welchen Voraussetzungen könnte die geplante Verlegung unterbleiben?

22.  Sind die schulbezogenen Kooperationen mit Universität und Forschung vom Standort Kematen aus leichter abzuwickeln als von Rotholz?

23.  Wenn ja, warum?

24.  Wenn nein, warum nicht?