8527/J XXV. GP

Eingelangt am 08.03.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Leo Steinbichler,

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend „Antibiotikaverbrauch im Fleisch“

 

Die Österreichische Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV) veröffentlichte den ersten Bericht zum Einsatz von Antibiotika in der österreichischen Geflügelhaltung - den "Antibiotika Monitoring Report 2015". Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Antibiotika-Einsatz in Geflügelfleisch in Österreich um rund 44%. Insgesamt wurden 2014 2,66 Tonnen Antibiotika eingesetzt. [1]

Einsatz in den Geflügelställen:[2]

Masthühner: 2011 wurden den Masthühnern in Österreich noch 2,36 Tonnen Antibiotika verabreicht; 2014 waren es mit 0,9 Tonnen um mehr als 60 Prozent weniger.

Truthühner: Der Antibiotikaeinsatz sank von 2011 auf 2014 um 43 Prozent auf 1,01 Tonnen. Grund für den anteilsmäßig hohen Verbrauch: höheres Gewicht und der längere Lebensdauer der Tiere.

Legehennen: Beim Futter wurde 2014 auf europäisches Soja umgestellt, was in der Umgewöhnungsphase zu mehr Krankheiten und Antibiotikaeinsatz führte. (derzeit 0,48 Tonnen – Anm. Autor)

Allgemein gesagt, schneidet Österreich im EU-Vergleich gut ab. Unser Nachbarland Deutschland weist beispielsweise einen achtmal so hohen Antibiotikaverbrauch auf.[3]  Obwohl dies ein Beweis für die gute österreichische Fleischqualität ist, wird nur bedingt ein Erfolg damit erzielt, denn die Konsumenten bevorzugen weiterhin Billigimporte. Folglich verlieren die heimischen Bauern den Kampf um den Kunden und zählen somit zu den ganz großen Verlierern. Laut Erhebungen der Statistik Austria wurden im Jahr 2014 117.409 Tonnen Geflügelfleisch nach Österreich importiert.[5]

Als weitere Konsequenz ist ein „Doppeleffekt“ zu verzeichnen:

-       einerseits führt dieses Konsumverhalten zum Bauernsterben und damit zur höherer Arbeitslosigkeit,

-       andererseits leidet die Gesundheit der Bevölkerung (durch den Griff zu den Billigprodukten und somit möglicherweise zum „Antibiotika-Geflügel“).

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministein für Gesundheit nachstehende

 

Anfrage:

1.    Wie hoch ist der Antibiotikaeinsatz bei den anderen Fleischsorten (sprich nicht Geflügel) in Österreich?

a.    Wie beurteilen Sie die Ergebnisse bei den einzelnen Fleischsorten im internationalen Vergleich?

 

2.    Sind Maßnahmen Ihrerseits geplant, um das Konsumverhalten positiv und somit zu Gunsten der heimischen Produzenten zu beeinflussen?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

 

3.    Wurden in den letzten 5 Jahren Untersuchungen, welche antibiotikaresistenten Bakterien im Fleisch vorhanden sind, durchgeführt?

a.    Wenn ja, um welche Fleischart, Art der Bakterien und um welche Menge handelte es sich?

b.    Wenn nein, wieso nicht? Sind solche Untersuchungen geplant?

 

4.    Sind Maßnahmen geplant, um mit Antibiotika behandeltes Geflügel zu kennzeichnen und somit dem Konsumenten darüber im Sinne der Produktwahrheit zu informieren?

a.    Wenn ja, wie wird es durchgeführt bzw. was genau ist geplant?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

 

5.    Besteht Ihrerseits regelmäßig Kontakt zu diversen Umwelt-, Tierschutz- und Konsumentenschutzorganisationen, welche Untersuchungen von Fleisch durchführen?

a.    Wenn ja, mit wem und mit welchen Ergebnissen?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

 

6.    Wie hoch ist der Einsatz von Hormonen und Wachstumsbeschleunigern beim Importgeflügel in den Ursprungsländern?

a.    Werden die Geflügelimporte auf das Vorhandensein dieser Präparate kontrolliert?

b.    Wie häufig und in welchem Umfang waren die Stichproben zur Untersuchung des Einsatzes der Hormone und der Wachstumsbeschleuniger in den letzten fünf Jahren?

c.    Wie oft kam es zu Beanstandungen?

 

7.    Gibt es entsprechende Statistiken über den Einsatz von anderen Medikamenten

a.    beim Geflügel?

b.    bei den anderen (sprich nicht Geflügel) Fleischsorten? (Bitte nach Fleischsorten aufteilen.)

c.    Wenn nein, warum nicht?

 

8.    Welche Antibiotika (=Wirkstoffe) werden von österreichischen Geflügelbauern verwendet? (Bitte geben Sie uns die Anteile der einzelnen Antibiotika an der Gesamtheit bekannt und deren Entwicklung in den letzten fünf Jahren.)

 

9.    Wie viel Prozent der österreichischen Nutztiere werden mit Antibiotika behandelt? (Bitte geben Sie uns die Daten nach einzelnen Fleischsorten bekannt.)



[1] http://kurier.at/wirtschaft/marktplatz/puten-schlucken-weniger-antibiotika/156.579.997

[2] http://kurier.at/wirtschaft/marktplatz/puten-schlucken-weniger-antibiotika/156.579.997

[3] http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20151005_OTS0030/qgv-erster-antibiotikabericht-fuer-oesterreichisches-gefluegel-veroeffentlicht-anhang

[5]http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html