8905/J XXV. GP

Eingelangt am 07.04.2016
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Ing. Lugar, Ing Dietrich

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend „Auswirkungen der Flüchtlingskrise: Wertekurse“

 

Das AMS steigt jetzt in die Wertekurse des Integrationsfonds ein. Konkret wird das Arbeitsmarktservice die Schulungen in sein Portfolio für arbeitslos gemeldete Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte aufnehmen. Dabei soll das AMS Kursgruppen koordinieren und gegebenenfalls auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

 

"Wiener Zeitung" Nr. 048 vom 10.03.2016                     Seite: 13

Ressort: Österreich

 

Verpflichtende Kurse werden arbeitssuchenden Asylberechtigten jetzt direkt angeboten, für heuer werden 30.000 Neumeldungen erwartet.

 

Wertekurse für Flüchtlinge nun auch beim AMS

 

Alexander Maurer

 

Wien. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat nun auch die Werte- und Orientierungskurse, die der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) seit Jahresbeginn für anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte abhält, in ihrem Portfolio. Aber auch das eigene Kursangebot für Flüchtlinge sei aufgestockt worden, so AMS-Vorstand Johannes Kopf am Mittwoch bei der Präsentation der Kooperation von Integrationsministerium, AMS und ÖIF.

 

In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden fast 5000 Asylberechtigte in die AMS-Kurse, vor allem in Sprachkurse, aufgenommen. Das sei eine Verdreifachung der Kapazitäten im Vergleich zum Vorjahr, betont Kopf.

 

Die Arbeiterkammer (AK) fordert unterdessen mehr Unterricht von Migrantensprachen wie Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oder Türkisch. So könnten bereits in Kindergarten und Schule bessere Voraussetzungen für eine berufliche Verwertbarkeit der Sprachkenntnisse geschaffen werden, meint AK-Chef Rudi Kaske.

 

Schieflage bei Verteilung

 

Für 2016 rechnet Kopf bundesweit mit rund 30.000 neu gemeldeten Asylberechtigten, die meisten davon in Wien. Diese regionale Schieflage zuungunsten des ohnehin angespannten Arbeitsmarktes der Bundeshauptstadt stelle auch das AMS vor Herausforderungen. Daher versuche man Flüchtlinge, die über einschlägige Kompetenzen verfügen, dazu zu bewegen, in andere Bundesländer zu wechseln. „Wenn beispielsweise jemand im Kompetenzcheck Eignung für den Tourismusbereich zeigt, liegt es an uns, ihm klarzumachen, dass es sinnvoll wäre, etwa nach Salzburg zu gehen“, erklärt Kopf.

 

Integrationsminister Sebastian Kurz ist überzeugt, dass die Wertekurse Asylberechtigten dabei helfen würden, in Österreich und am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Besuch der Basismodule ist neben Spracherwerb und Arbeitsbereitschaft verpflichtend, als Sanktion bei Nichtbesuch ist die Kürzung der Mindestsicherung angedacht. „In einigen Bundesländern wird das schon getan, andere werden folgen. Das ist ein Kurs, hinter dem die gesamte Bundesregierung steht“, betont Kurz.

 

Abgehalten werden die Wertekurse von geschulten Trainern wie Ursula Sagmeister. Sie ist seit zwölf Jahren beim ÖIF tätig und hat davor drei Jahre lang ein Heim für tschetschenische Flüchtlinge geleitet. „Das Curriculum ist in acht Module aufgeteilt, die in acht Stunden behandelt werden“, erklärt sie im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“. Frontalunterricht gebe es wenig. In den rund 15 Personen großen Gruppen, die aus Frauen und Männern bestehen, werde viel Wert auf Dialog gelegt. Sind die Deutschkenntnisse bei Kursteilnehmern noch gering, übersetzen Dolmetscher.

 

Wertekurse als Einstieg

 

Aber reichen acht Stunden wirklich aus, um Menschen, die laut Kurz meistens aus „ganz anderen Kulturkreisen“ kommen, die österreichische Gesellschaft näherzubringen? „Das Ziel ist, dass sie sich nach diesen acht Stunden in Österreich sicherer fühlen und das Land besser verstehen“, betont ÖIF-Trainerin Sagmeister. Beispielsweise, dass Frauen und Männer in Österreich gleichberechtigt sind und dies wie die Menschenwürde einen Grundwert darstellt. Aber auch, dass sie vor der Polizei keine Angst haben müssen, wie wichtig es ist, einen Hausarzt als Ansprechpartner in gesundheitlichen Fragen zu haben, oder wie man mit den Nachbarn am besten auskommt. Eine mehrsprachige Lernunterlage dient der Vertiefung, nach Kursabschluss gibt es eine Teilnahmebestätigung.

 

Die Wertekurse stellen nach Angaben des ÖIF nur einen Einstieg dar. Die behandelten Themen werden in den Deutschkursen vertieft, außerdem gebe es auch freiwillige Interessensmodule, beispielsweise über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten. Die Resonanz bei den Kursteilnehmern sei bisher positiv, so Sagmeister. „Die meisten sind froh, den Kurs gemacht zu haben. Die Leute können dann auch ihre Erfahrungen an andere weitergeben“, meint sie.

 

 

"Kronen Zeitung" vom 10.03.2016                              Seite 14

Ressort: Lokal

 

VON MAIDA DEDAGIC

 

Bereits 23.000 Asylberechtigte ohne Job - Kurse sind Pflicht

 

AMS erklärt Österreichs Werte: „Frau könnte Ihre Chefin sein“

 

„Unsere Werte sind wichtig für den Einstieg in den Arbeitsmarkt“, sagt Integrationsminister Kurz und startet damit eine Kooperation mit dem AMS. Als Maßnahme für 23.000 Flüchtlinge bei der

Jobagentur steigt das AMS in verpflichtende Wertekurse ein. Gelehrt werden Grundrechte – und dass man sich zur Begrüßung die Hand reicht.

 

Minister Kurz holt sich Unterstützung von AMS-Chef Kopf für die Wertekurse. Zeichnungen sorgen für Klarheit.

 

Ein Dutzend Flüchtlinge starrt auf Außenminister Kurz, während ein Arabisch-Dolmetscher seine Worte übersetzt: „Niemand muss seine Wurzeln verleugnen. Aber man muss sich auf Österreichs Werte einlassen.“ Damit beginnt Mittwoch der achtstündige Pflichtkurs für die Anwesenden aus Syrien, vom Anwalt bis zum Elektriker. Die Kursleiterin erklärt: Mann und Frau sind gleichgestellt. Schlagen ist verboten. Wir leben in einem Rechtsstaat. Vor der Polizei muss man keine Angst haben. Es gibt Religionsfreiheit, keine Todesstrafe.

 

„90.000 Flüchtlinge in einem Jahr sind zu viele für Österreich“, sagt Kurz. Doch jene, die hierbleiben dürfen, müssen bestmöglich integriert werden. Alleine im Jänner und Februar zählte die Jobagentur knapp 5000 neu geförderte Asylberechtigte – drei Viertel davon in Wien. Diese regionale Aufteilung bemängelt wiederum AMS-Chef Kopf. „Es macht Sinn, dahin zu verteilen, wo Jobs sind.“ Der Frauenanteil beträgt übrigens nur 17%.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Herrn Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz nachstehende

 

Anfrage

 

 

1.    Wie hoch sind die Kosten für diese Wertekurse budgetiert?

 

2.    Was kostet dieser Kurs pro Asylberechtigten?

 

3.    Mit wie vielen Teilnehmern pro Monat rechnet Ihr Ministerium?

 

4.    Werden auch arbeitslos gemeldete Asylberechtigte, die diesen Status bereits seit Jahren haben oder nach einer Arbeit erneut arbeitslos gemeldet sind, zu diesen Wertekursen verpflichtet?

a.    Wenn ja, wie viele sind das, die vor dem 1.1. 2015 den Asylstatus erhalten haben?

b.    Wenn nein, warum wird diese Gruppe nicht einbezogen?

 

5.    Der Wertekurs soll in acht Stunden behandelt werden. Wie schätzen Sie bzw. Ihr Ministerium die Chance ein, dass diese Zeit ausreichend ist zur Vermittlung der österreichischen Werte, wo diese Personen doch aus einem deutlich anderen Kulturkreis kommen?

 

6.    Welches System ist vorgesehen, welches überprüft, ob das Gelernte auch gefruchtet hat?

 

7.    Wie lautet die Abfolge der Maßnahmen, wenn das Gelernte keinen Niederschlag gefunden hat?

 

8.    Wie wird dabei konkret bei männlichen Asylberechtigten die vollkommene Gleichberechtigung von Frauen in der österreichischen Gesellschaft gelehrt?

 

9.    Wie gestaltet sich das System, welches bei männlichen Asylberechtigten überprüft, dass die vollkommene Gleichberechtigung von Frauen in der österreichischen Gesellschaft akzeptiert wird?

 

10.  Wie lauten die Maßnahmen, wenn diese Personen nicht bereit sind, die vollkommene Gleichberechtigung von Frauen in der österreichischen Gesellschaft zu akzeptieren?

 

11.  Für 2016 rechnet AMS-Chef Kopf bundesweit mit rund 30.000 neu gemeldeten Asylberechtigten, die meisten davon in Wien. Diese regionale Schieflage zuungunsten des ohnehin angespannten Arbeitsmarktes der Bundeshauptstadt stelle auch das AMS vor Herausforderungen. Welche Maßnahmen planen Sie bzw. Ihr Ministerium, um diese Herausforderung zu bewerkstelligen?

 

12.  Sind die Deutschkenntnisse bei Kursteilnehmern noch gering, sollen Dolmetscher übersetzen. Wie hoch werden die Dolmetscher-Kosten budgetiert?