8927/J XXV. GP

Eingelangt am 13.04.2016
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

des Abgeordneten  Dr. Harald Walser, Berivan Aslan, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Bildung und Frauen

betreffend selbsternannte Lebensschützer im Unterricht

BEGRÜNDUNG

 

Laut Medienberichten[1] sind AktivistInnen des christlichen Vereins „Jugend für das Leben“[2] an Schulen aktiv, um dort im Rahmen des Religions-, Ethik- oder Biologieunterrichts gegen Verhütung und Abtreibungen aufzutreten.

Der Verein tritt als Organisator des jährlichen „Pro Life Marsches“ auf, bei dem Jugendliche mit bischöflichem Segen im Rahmen eines österreichweiten Marsches auf die Rechte des ungeborenen Lebens aufmerksam machen wollen. Zudem organisieren sie Lichterketten und „Gebetsnächte“ zum Lebensschutz.

Offenbar bietet der Verein seit geraumer Zeit auch Schulbesuche in ganz Österreich an: Dabei werden den SchülerInnen auch Filme gezeigt, wie Abtreibungen vorgenommen werden und Kunststoffnachbildungen von Föten[3] an SchülerInnen verteilt, wie sie selbst auf ihrer Homepage[4] beschreiben.

Der Verein „Jugend für das Leben“ wirbt auf seiner Homepage auch für die Schuleinsätze. Es scheint  als habe der Verein reichlich Routine bei seinen Einsätzen an Schulen:

Der Einsatz von Peers, also AltersgenossInnen der Zielgruppe, kann zu einer starken Assoziation der SchülerInnen mit den Vortragenden führen. Der emotionale Vortrag, die stark auf Bilder und Filme fokussierte Präsentation und das Verteilen von Anschauungsmaterial wie den Fötusnachbildungen sollen prägend auf die SchülerInnen wirken. Eine distanzierte und sachliche Diskussion über Fragen zu Sexualität, Schwangerschaft, Verhütung und Abtreibung ist so nicht möglich.

Ganz offensichtlich konzentriert sich der Verein auf das Thema Abtreibung. Zum Thema „Liebe und Sexualität“ findet sich der Homepage zwar ein Link, an Inhalten zum Thema werde allerdings erst „gebastelt“[5].

Der Verein „Jugend für das Leben“ bietet seine Schuleinsätze in mehreren Bundesländern an:

Nach einem Schuleinsatz des Vereins „Jugend für das Leben“ im Rahmen des Religionsunterrichtes an der NMS Mureck, gab es Beschwerden seitens der Eltern, wie die Steirer Krone am 6. März 2016 berichtete. Der Landesschulrat für die Steiermark sei angerufen worden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Sind Ihnen die Schuleinsätze des Vereins „Jugend für das Leben“ im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichts bekannt?

a.    Wenn ja, seit wann?


2)    Seit wann tritt der Verein in Schulen auf?

 

3)    An wie vielen und welchen Schulen ist der Verein bisher aufgetreten?

 

4)    Welche Maßnahmen werden angedacht, um das Abhalten von „Lebensschutz“-Workshops im Rahmen des Religionsunterrichts zu unterbinden?

 

5)    Hat der Verein „Jugend für das Leben“ auch außerhalb des Religions- bzw. Ethikunterrichts Workshops oder Veranstaltungen an Schulen in Österreich abgehalten?

a.    Wenn ja: wann und wie viele?

 

6)    Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen Schulen einhalten, wenn externe Personen, Gruppierungen oder Institutionen an Schulen Unterrichtsinhalte anbieten?

 

7)    Welche Kriterien müssen externe Personen, Gruppierungen oder Institutionen erfüllen, um im Rahmen der Sexualerziehung an Schulen aufzutreten?

 

 

 

 



[1] siehe: Mosaik Blog: http://mosaik-blog.at/fundamentalistische-jugendliche-katholiken-im-schuleinsatz-wie-lange-noch/

[2] Homepage des Vereins „Jugend für das Leben“: http://jugendfuerdasleben.at/

[3] Das Fötusmodell kann auch online bestellt werden: http://shop.jugendfuerdasleben.at/Shop/description.php?II=17&UID=20160322144649213.86.241.102&CA=21

[4]  Rechtfertigung des Vereins „Jugend für das Leben“ zu kritischen Medienberichten über einen Schuleinsatz an der NMS Mureck: http://jugendfuerdasleben.at/wirbel-um-schuleinsatz-in-der-steiermark/

[5] Thema „Liebe und Sexualität“: http://jugendfuerdasleben.at/fakten-infos/liebe-und-sexualitaet/