8962/J XXV. GP

Eingelangt am 14.04.2016
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Hermann Brückl

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend die Studie der Wirtschaftskammer über die Tourismusbranche

 

Der Artikel „Studie: Jeder zweite Tourismusbetrieb macht Verluste“ in der Tageszeitung „Die Presse“ vom 1. April 2016 berichtet über eine Studie der Wirtschaftskammer, wonach die Gewinne der Hotellerie und der Gastronomie deutlich unter denen anderer Branchen liegen:

 

Trotz aktueller Rekordwerte bei den Nächtigungen und Gästezahlen dürften die heimischen Tourismusbetriebe wohl nur verhalten jubeln. Denn die guten Zahlen spiegeln sich nicht im Ertrag der Unternehmen wider. Die Gewinne liegen im Schnitt deutlich unter jenem anderer Branchen. Außerdem macht jeder zweite Betrieb Verluste, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich ergab.

 

Das Institut KMU Forschung Austria hat rund 8000 Bilanzen aus Hotellerie und Gastronomie über mehrere Jahre hinweg analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd. Gerade 1,6 Prozent des Umsatzes bleiben den Unternehmen im Schnitt als Gewinn nach Finanzergebnis (EGT). "Davon kommt noch die Ertragsteuer weg. Der Spielraum für Schuldentilgung und Neuinvestitionen ist damit sehr eng. Da darf nicht viel passieren", erklärte Peter Voithofer, Direktor des Forschungsinstitutes bei der Präsentation der Studie am Donnerstagabend in St. Johann im Pongau. "Im Vergleich dazu verzeichnen kleine und mittlere Unternehmen in anderen Branchen im Schnitt 3 Prozent Gewinn. Fast alle anderen Sektoren der österreichischen Wirtschaft stehen besser da."

 

52 Prozent der Tourismusbetriebe schreiben laut Studie zudem rote Zahlen. "Der Wert war zwar schon einmal höher, von einer wirklichen Verbesserung ist man aber weit entfernt." Voithofer verwies allerdings auf die extreme Bandbreite bei den Betrieben. So würden ergebnisstarke Tourismus-KMU ein positives EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) von beinahe 14 Prozent, ergebnisschwache ein negatives Ergebnis von fast 18 Prozent ausweisen. "Eine Durchschnittsbetrachtung wird der Vielfalt im Tourismus nicht gerecht. Aber insgesamt geht es nach unten." Das spiegelt sich auch beim Betriebserfolg vor dem Finanzergebnis wider. Er sank von 5,5 Prozent in der Saison 2010/2011 auf 4,8 Prozent in der Saison 2013/2014.


Die Gründe für die negative Entwicklung seien vielfältig. Neben dem intensiven Wettbewerb in der Branchen und der immer kürzeren Aufenthaltsdauer der Urlauber sind es laut Voithofer vor allem die hohen Personalkosten, die auf das Ergebnis drücken.

"Die Stimmung in der Branche ist nach wie vor sehr schlecht", berichtete Petra Nocker-Schwarzenbacher, die Bundesobfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer. Sie forderte - mit einem Seitenhieb auf die Registrierkassen- und Belegerteilungspflicht - von der Politik weniger Bürokratie, in erster Linie aber eine Senkung der Lohnnebenkosten.“

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft folgende

 

Anfrage:

 

1.    Wie stehen Sie zu der Tatsache, dass laut der Studie der Wirtschaftskammer 52 Prozent der heimischen Tourismusbetriebe rote Zahlen schreiben?

 

2.    Welche Maßnahmen werden Sie diesbezüglich ergreifen?

 

3.    Worin sehen Sie die Ursache für den vergleichsweise geringen Gewinn von durchschnittlich 1,6 % des Umsatzes der österreichischen Tourismusbetriebe in Vergleich zu kleinen und mittleren Unternehmen in anderen Sektoren?

 

4.    Was raten Sie Unternehmen im Tourismusbereich, um hier ein besseres Ergebnis zu erzielen?

 

5.    Wie stehen Sie zu der Forderung der Bundesobfrau der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer nach „weniger Bürokratie, in erster Linie aber eine Senkung der Lohnnebenkosten“, nachdem vor allem die hohen Personalkosten das Ergebnis der heimischen Tourismusbetriebe belasten?

 

6.    Wie schätzen Sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen die zukünftige Entwicklung der Tourismusbranche ein?