8973/J XXV. GP

Eingelangt am 15.04.2016
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Hermann Brückl

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend Umbrüche in der Hotelbranche

 

Die deutsche Wirtschaftszeitschrift „Wirtschaftswoche“ berichtet in dem Artikel „Das Zeitalter der Betten-Giganten“ über Umbrüche in der Hotelbranche:

 

„Bruce Duncan hat den wohl besten Zuschauerplatz in einem der derzeit spannendsten Pokerspiele der Wirtschaft: Als Chef des US-amerikanischen Hotelkonzerns Starwood führt er zur Zeit Gespräche über einen Verkauf seines Unternehmens. Seit Wochen landen deswegen immer neue Übernahmeangebote auf seinem Schreibtisch. Immer wieder hatten sich die beiden potenziellen Käufer, die namenhafte Hotelkette Marriott und ein Finanzkonsortium rund um den chinesischen Versicherungskonzern Anbang, immer wieder übertrumpft.

 

Nun steht fest: Marriott hat den Übernahmekampf gewonnen und kann Starwood für rund 13,6 Milliarden Dollar aufkaufen. Für die Hotelbranche ist das ein historischer Einschnitt.

 

Denn durch die Übernahme entsteht ein neuer Hotelgigant mit mehr als 1,1 Millionen Betten. Damit markiert der Verkauf von Starwood den Höhepunkt in einer groß angelegten Neuordnung im Betten-Business. Mit Milliardeneinsätzen wetteifern Hotelketten weltweit um Wachstum.

 

Mächtige neue Wettbewerber, die Digitalisierung und die steigenden Ansprüche der Kunden zwingen die Konzerne dazu, sich neu aufzustellen. Indem sie immer mehr Betten unter einem Konzerndach versammeln, wollen sie die Macht und die Marge zurückgewinnen, die sie an Internetportale wie Booking oder AirBnb verloren haben.

 

So gesehen steht die Branche vor ihrer größten Herausforderung: Die Hotels müssen den Rückstand bei der Digitalisierung aufholen.

 

Allein von den zehn größten Hotelketten befinden sich zur Zeit drei Konzerne in Übernahmegesprächen. „Die Welle ist noch nicht vorbei“, sagt Marcus Smola, Zentraleuropachef der Hotelkette Best Western, „die Konsolidierung fängt jetzt erst an.“

 

Die Frage ist nur, ob die vielen, kleinen deutschen Familienbetriebe dabei mithalten können. „Der Druck für mittelständische Unternehmen wird unerträglich werden“, warnt der deutsche Hotelier Otto Lindner, Chef von 33 Häusern. „Wenn sie nicht aufpassen, sind sie weg.“

 

Dies sei insbesondere darauf zurückzuführen, dass Hotelbuchungsportale wie Booking, HRS oder Expedia „den Hotels inzwischen einen Großteil ihrer Gäste verschaffen. Manche Stadthotels berichten von bis zu 70 Prozent aller Buchungen, die über eines der Portale bei ihnen ankommen. Dafür berechnen die Portale happige Provisionen von bis zu 20 Prozent des Übernachtungspreises.

 

Kleine Hoteliers trifft das deutlich härter als die Konzerne. „Unsere Größe hilft uns, die besten Deals zu bekommen“, sagt Wyndham-Manager Ruff. Selbst wenn es sich dabei nur um wenige Prozentpunkte handelt, summieren sich die Ersparnisse für die Konzerne schnell auf Millionenhöhe.“

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft folgende

 

Anfrage:

 

1.    Wie beurteilen Sie die dargelegte Entwicklung in der Hotelbranche?

2.    Wie hat sich die Anzahl der kleinen bzw. mittelständischen Hotelbetriebe in Österreich in den letzten fünf Jahren entwickelt?

3.    Haben Sie in den letzten fünf Jahren in Österreich einen Übernahmetrend durch große Hotelketten beobachten können?

4.    Sehen Sie für Österreich eine ähnliche Gefahr, dass kleine und mittelständische Hotelbetriebe durch die Umbrüche in der Hotelbranche künftig einem „unerträglichen Druck“ ausgesetzt werden?

5.    Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie kleine oder mittelständische Tourismusunternehmen, um sich gegenüber großen internationalen Hotelketten behaupten zu können?