8977/J XXV. GP

Eingelangt am 15.04.2016
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten  Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein

und weiterer Abgeordneter 

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffen MRT-Versorgung Wien-Favoriten

 

Trotz langer Wartezeiten steht MRT-Institut leer

Im Schnitt zehn Wochen warten Patienten in Wien-Favoriten auf eine Magnetresonanztomografie (MRT), wie vor Kurzem ein Test der Zeitschrift "Konsument" ergeben hat. Das ist die längste Wartezeit in ganz Österreich. Bisher gibt es in dem bevölkerungsreichsten Wiener Gemeindebezirk nur ein Radiologiezentrum. Ein zweites MRT-Institut eines Wiener Radiologen steht seit Jahren bereit, trotz der Engpässe erhielt es aber bis heute keinen Kassenvertrag.

Mit seinen rund 195.000 Einwohnern entspricht Favoriten bevölkerungsmäßig fast Linz und trotzdem gibt es in dem Bezirk nur ein Radiologiezentrum, das Röntgen, Magnetresonanz (MR) und Computertomografie (CT) anbietet.

Ende 2011 eröffnete der Wiener Radiologe Andreas Lustig ein neues Radiologieinstitut in der Per-Albin-Hansson-Siedlung im Süden von Favoriten. Er habe das auf Basis des Regionalen Strukturplanes Gesundheit (RSG) getan, der 2009 eine flächendeckende Versorgung mit 17 Zentren in ganz Wien vorsah, so Lustig.

1,5 Millionen Euro investiert

Bisher konnte aber nur die Röntgenpraxis in Betrieb genommen werden, für den MR- und CT-Teil fehlt nach knapp viereinhalb Jahren trotz Bedarfsprüfung und behördlicher Bewilligung noch immer ein Kassenvertrag. "Sobald es den Vertrag gibt, könnten wir innerhalb eines Monats das MR-Gerät anschaffen und starten", so Lustig. Bisher habe er schon mehr als 1,5 Millionen Euro in die 350 Quadratmeter große, barrierefreie Praxis gesteckt, so der Radiologe. Investiert wurde etwa in eine große Kühlungsanlage, den Strahlenschutz und den verstärkten Boden für ein tonnenschweres MRT-Gerät.

"Es scheitert, wie so oft, am Geld", so Lustig, der sich zwischen den Fronten der Sozialversicherung als Vertragsgeber und der Wirtschaftskammer als Institutsvertretung sieht. Die Wirtschafts-kammer habe ein gedeckeltes Budget für alle Einrichtungen zur Verfügung, so der Radiologe. Das reiche aber nicht einmal für die bestehenden Institute, heißt es aus der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe in der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) gegenüber help.ORF.at.

 

Bereits 12.000 Unterstützungserklärungen

Einen privaten MRT-Betrieb aufzunehmen, schließt Lustig aus. Viele Menschen in der Gegend seien älter, nicht sehr mobil und vor allem sozial nicht so gut gestellt. "Sie können sich die private Zwei-Klassen-Medizin nicht leisten", so Lustig.

Er arbeite das halbe Monat für die Refinanzierung der leerstehenden MR- und CT-Praxis, für die jedes Monat 4.000 Euro Miete anfielen. Eine Untervermietung sei nicht möglich, weil der Vermietungszweck gebunden ist. "Die Röntgenpraxis geht Gott sei Dank gut, sonst wäre ich schon in Konkurs gegangen", so Lustig. Unterstützung in seinem Kampf um den MR- und CT- Standort bekommt er von tausenden Patienten. Mehr als 12.000 Unterstützungserklärungen seien bisher gesammelt worden. "Die ortsansässigen Menschen wollen ihre Sozialversicherungsbeiträge lokal und zielgerecht eingesetzt haben", sagt der Radiologe.

Diskussion um Notwendigkeit

Dass es ein zweites MRT-Institut in Favoriten braucht, sei seit 2009 unstrittig, so Lustig. Sowohl die Wirtschafts- und die Ärztekammer, als auch die Wiener Gebietskrankenkasse und die Stadt Wien hätten sich im RSG darauf geeinigt.

Geht es nach der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) stimmt das so nicht. In Wien seien genug MRT-Geräte verfügbar, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber help.ORF.at. Von Unterversorgung könne man in Favoriten nicht sprechen, denn der Österreichische Strukturplan Gesundheit (ÖSG) sehe vor, dass ein MR in 60 Minuten erreichbar sein muss, was in ganz Wien gegeben sei. Schon 2009 habe die WGKK Herrn Lustig ausdrücklich davon abgeraten, Investitionen zu tätigen bevor die erforderlichen rechtlichen Gegebenheiten vorliegen.

Die Wirtschaftskammer Wien schreibt help.ORF.at hingegen, man vertrete schon lange die Meinung, dass im zehnten Bezirk ein weiteres MRT-Gerät genehmigt werden sollte. Einen entsprechenden Antrag der Gebietskrankenkasse würde man unterstützen. http://help.orf.at/stories/1769186/

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Gesundheit folgende 

 

Anfrage

 

  1. Wie beurteilen Sie diesen Fall in Wien-Favoriten?
  2. Wie stellt sich die Versorgungssituation betreffend MRT-Untersuchungen in Wien-Favoriten aus Sicht des BMG dar?
  3. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass das MRT-Institut einen endsprechenden Kassenvertrag erhält?
  4. In welchen anderen Wiener Bezirken besteht eine entsprechende Unterversorgung betreffen MRT-Untersuchungen?
  5. Welche Maßnahmen werden für die Bundeshauptstadt Wien unternommen, um eine ausreichende Versorgung für MRT-Untersuchungen sicherzustellen?