9120/J XXV. GP

Eingelangt am 28.04.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Leo Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend „Kriminalität gegen den menschlichen Körper“

 

Verschiedenste Arten von Chemikalien werden in der Lebensmittelproduktion verwendet. „30.000 von 100.000 Chemikalien werden regelmäßig genützt“, umschrieb der britische Toxikologe Michael Deplendge die Menge der Chemikalien im Lebensmittelbericht.[1] Leider wird die Wirkung diverser eingesetzter chemischer Stoffe im menschlichen Körper unterschätzt. Rund 100.000 unterschiedliche chemische Substanzen werden laut diesem Bericht seit 1945 in Lebensmitteln eingesetzt - darunter giftige Pestizide, Insektizide, Bisphenol A, Aspartam, Aromastoff Diacetyl, Zuckerkulör E150c, und viele andere. Diese Stoffe stehen im Verdacht, schwere Krankheiten wie z.B. Krebs, Parkinson, Alzheimer uvm. auszulösen.

Trotzdem werden sie weiter verwendet! Die EFSA stellt auf ihrer Homepage fest:

„Alle chemischen Stoffe, die zur Verwendung in Lebensmitteln zugelassen werden, müssen zuvor einer eingehenden Risikobewertung unterzogen werden, um sicherzugehen, dass sie unbedenklich sind. Die mögliche Wirkung solcher Substanzen auf unsere Gesundheit und Sicherheit hängt davon ab, wie stark wir ihnen ausgesetzt sind, zum Beispiel über die Lebensmittel, die wir essen, oder andere Expositionsquellen in der Umwelt. Deshalb führen Genehmigungsbehörden strenge Risikobewertungen aller chemischen Stoffe durch, die zur Verwendung in Lebensmitteln vorgeschlagen werden, um festzustellen, welche Substanzen in welchen Mengen verwendet werden können. So wird gewährleistet, dass die Verwendung chemischer Stoffe in Lebensmitteln oder auf Feldfrüchten (z. B. Pestizide) keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier oder die Umwelt hat.

Menschen können sowohl natürlich vorkommenden als auch künstlich hergestellten chemischen Verbindungen ausgesetzt sein, die in verschiedenen Konzentrationen in der Umwelt vorhanden sind, wie etwa im Boden, im Wasser und in der Luft. Hierzu gehören zum Beispiel Umweltschadstoffe wie Dioxine und PCB. Die Ansammlung solcher Stoffe im Körper kann mit der Zeit zu gesundheitsschädlichen Wirkungen führen. Deshalb beurteilen Risikobewertungsbehörden wie die EFSA mögliche negative gesundheitliche Auswirkungen durch die Exposition gegenüber solchen Umweltchemikalien, die auch in Lebensmitteln vorkommen können.“ [2]


Trotzdem kommt es immer wieder zu Fällen, wo zugelassene Stoffe gesundheitsschädigende Wirkung haben:

Zu nennen ist hier beispielsweise das Butteraroma im Popcorn, welches atemwegsverengende Dämpfe freisetzen kann. Des Weiteren wurde bewiesen, dass der „harmlose“ Süßstoff Aspartam (E951) äußerst schädlich sein kann. An dieser Stelle ließe sich die Liste an gesundheitsgefährlichen Stoffen noch weiter ausführen.

Chemische Stoffe sind demnach in der Lebensmittelproduktion regelmäßig anzutreffen und gehören zum alltäglichen Gebrauch. Obwohl wir nachweislich wissen, dass diverse Chemikalien unseren Körper schädigen, wird zu wenig unternommen, um den Einsatz dieser Stoffe in Lebensmitteln zu untersagen.

Eine in den USA durchgeführte Untersuchung wies in einem einzigen menschlichen Organismus mehr als 200 chemische Substanzen nach. Ungewiss ist in dieser Hinsicht, was eine Kombination derartig vieler Stoffe im menschlichen Körper auslösen kann.

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Frau Bundesministerin für Gesundheit nachstehende

 

Anfrage

1.    Liegen Ihnen bzw. Ihrem Ressort Studien zu der Gefährlichkeit chemischer Substanzen in Lebensmitteln vor?

a.    Wenn ja, welche Studien sind es und was war deren Ergebnis (bzw. deren Ergebnisse)?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

2.    Wurden Lebensmittel explizit auf Chemikalien in den letzten 5 Jahren getestet?

a.    Wenn ja, auf welche konkret? Mit welchem Ergebnis?

b.    Wenn ja, wie viele giftige Stoffe wurden in Lebensmitteln, die in Österreich in Umlauf sind, nachgewiesen? Um welche Art von Chemikalien handelte es sich? (Bitte nach Produkt und nach Chemikalien auflisten.)

c.    Wenn nein, wieso nicht?

3.    Künstliches Butteraroma führt nachweislich zu Erkrankungen der Lunge. Sind seitens Ihres Ressorts Maßnahmen geplant, um künstliches Butteraroma zu verbieten?

a.    Wenn ja, wann? Welche Schritte wurden bereits gesetzt? Welche Schritte sind geplant?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

4.    Ist ein Verbot von anderen Aromen in Lebensmitteln geplant?

a.    Wenn ja, um welche handelt es sich?

b.    Wenn nein, ist die Unbedenklichkeit nachgewiesen?

5.    Bisphenol A kann durch Verpackungsmaterial in den menschlichen Körper gelangen und gesundheitliche Folgen haben. Liegen Ihrem Ressort Studien vor, welche den Einsatz von Bisphenol A in Verpackungen etc. analysieren?

a.    Wenn ja, in welchen Produkten wurde dieser Stoff gefunden?

b.    Sind Maßnahmen geplant, um diese Substanz zu verbieten?

                                          i.    Falls ja, wann? Welche Schritte wurden bis dato unternommen?

c.    Wenn nein, wieso nicht?

6.    Sind Maßnahmen geplant, um die Insektizide zu verbieten?

a.    Wenn ja, wann und welche?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

7.    Sind Maßnahmen geplant, um Farbstoffe in den Lebensmitteln zu untersagen?

a.    Wenn ja, welche Farbstoffe und wann?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

8.    Werden derzeit Maßnahmen gesetzt, um Stoffe in Lebensmitteln zu verbieten, die nicht vorstehend abgefragt wurden?


a.    Wenn ja, welche Stoffe, warum und bis wann sollen diese Stoffe verboten werden?

9.    Ist es erdenklich, dass derartige Stoffe in naher Zukunft auf nationaler Ebene grundsätzlich verboten werden?

a.    Wenn ja, wie wäre hierbei die Vorgehensweise?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

10.  In 70 % der Lebensmittel ist bereits Palmöl enthalten, wird es eine positiv Liste (Liste der Lebensmittel ohne Palmöl) geben?

 



[1] „Die organisierte Kriminalität in meinem Körper“: Zeitschrift Welt der Wunder, Seite 86, vom

[2] http://www.efsa.europa.eu/de/faqs/faqchemicalsinfood