9153/J XXV. GP

Eingelangt am 29.04.2016
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend Schadstoffbelastung in Lebensmitteln

 

 

orf.at vom 2.4.2016

 

 

"Superfood" häufig mit Schadstoffen belastet

 

Ob Goji-Beeren, Chia-Samen oder Algenpulver - „Superfood“ soll gesund, fit, schön und allzeit gute Laune machen. Die Zeitschrift "Öko-Test" hat 22 "Superfood"-Produkte untersucht. Das Ergebnis: Die exotischen Zusätze halten nicht, was die Werbung verspricht. Mehr als zwei Drittel der Produkte - darunter viele Bioerzeugnisse - waren sogar mit Schadstoffen belastet.

 

Klickt man sich durchs Internet, überschlagen sich Sport-, Gesundheits-, Fitness- und Beautyseiten geradezu mit Lobeshymnen: Ein überdurchschnittlicher Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen soll das Immunsystem stärken. Die Versprechungen reichen von mehr Leistungsfähigkeit über gezieltes Anti-Aging bis zur Heilung von chronischen Erkrankungen. Vor ein paar Jahren noch gänzlich unbekannt kommen Konsumenten inzwischen an Früchten, Blättern, Körnern und Samen mit exotisch klingenden Namen nicht mehr vorbei. Egal ob Reformhaus oder Diskonter, die vermeintlichen Supernahrungsmittel reihen sich aufwendig verpackt in den Regalen. Doch wie wirksam sind die Produkte tatsächlich?

 

Wissenschaftliche Belege fehlen

 

"Es ist im Moment ein Hype entstanden. Es verkauft sich gut, obwohl die Preise extrem hoch sind. Es gilt einfach als schick", sagte Birgit Hinsch vom deutschen "Öko-Test"-Magazin gegenüber help.ORF.at. Im Rahmen einer Untersuchung nahm Hinsch mit ihren Kollegen 22 "Superfood"-Produkte - darunter Chia Samen, Gojibeeren, Hanfsamen, Algenpulver und Rohkakao - genauer unter die Lupe. Wie der Test ergab, sind von "Superfoods" aber keine Supereffekte zu erwarten. Die oft weitgereisten Pülverchen sind lange nicht so gut wie ihr Ruf. Zwei Drittel der Produkte fielen bei der Untersuchung auf Rückstände und Verunreinigungen mit Schadstoffen durch und wurden als "mangelhaft" oder "ungenügend" bewertet. Wissenschaftliche Belege für die versprochenen Wirkungen fehlen. Auch der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen ist vergleichbar mit dem heimischer Pflanzen.

Hohe Schadstoffbelastung

 

Im schlimmsten Fall sind die Wunderextrakte nicht nur überflüssig, sondern sogar gesundheitschädlich. "Wir haben in sehr vielen Produkten höhere Gehalte an Schadstoffen gefunden, wie Mineralöle, Pestizide, aber auch Schwermetalle wie Cadmium und Blei. Das ist bedenklich und so nicht akzeptabel," erklärt Expertin Hinsch. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Supernahrung im Reformhaus, im Supermarkt oder beim Diskonter gekauft wird. Selbst auf Bioqualität kann der Konsument nicht durchwegs vertrauen. "Leider, das hat unser Test gezeigt, und das war mehr als überraschend, dass gerade bei den Pestiziden Bioprodukte sehr schlecht abschneiden", so Hinsch. Problematisch dabei ist, dass die Produkte oft in Südamerika oder auch Südostasien angebaut werden. Qualitätskontrollen an Ort und Stelle sind aufwendig und entsprechend kostenintensiv. Die Hersteller verlassen sich oft auf die Angaben der Lieferanten, ohne die Qualität selbst zu überprüfen.

 

Auch bekannte Marken mit Pestiziden belastet

 

Besonders belastet mit Pestiziden waren Chia-Samen von Alnatura und von der deutschen Biokette Basic. Das Basic-Produkt war sogar so hoch belastet, dass es eigentlich gar nicht hätte verkauft werden dürfen. Bei Rohkakao etwa von der österreichischen Firma Feinstoff und der deutschen Marke Govinda lagen erhöhte Wert des Schwermetalls Cadmium vor. Auch das Feinstoff-Produkt bewerteten die Tester als "nicht verkehrsfähig".

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit nachstehende

 

 

 

Anfrage

 

 

1.    Sind Ihnen als Bundesministerin für Gesundheit diese Berichte bekannt?

2.    Sind Ihnen als Bundesministerin für Gesundheit solche oder ähnlich gelagerte Fälle in Österreich bekannt?

3.    Wenn ja, um welche konkreten Fälle handelt es sich dabei?

4.    Welche konkreten Maßnahmen wurden seitens Ihres Ministeriums diesbezüglich ergriffen?

5.    Welche Konsequenzen wurden seitens Ihres Ministeriums daraus gezogen?

6.    Gibt es Überlegungen seitens Ihres Ministeriums diese konterminierten "Superfood"-Produkte in Österreich vom Markt zu nehmen?

7.    Wenn nein, warum nicht?

8.    Wenn ja, wie sehen die detaillierten Pläne hierzu aus?

9.    Ab wann kann mit der konkreten Umsetzung dieser Pläne gerechnet werden?

10. Halten Sie als Bundesministerin für Gesundheit die derzeitigen Maßnahmen bei einer missbräuchlichen Kennzeichnung von Lebensmitteln für ausreichend?

11. Wenn nein, wie sehen Ihre Überlegungen für eine Verschärfung dieser Maßnahmen aus?

12. Ab wann kann mit der konkreten Umsetzung dieser Pläne gerechnet werden?