9204/J XXV. GP

Eingelangt am 10.05.2016
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ANFRAGE

des Abgeordneten Dr. Andreas F. Karlsböck und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend verbesserte Aufklärung über Kaiserschnittgeburten

 

Die Zahl der Kaiserschnittgeburten nimmt in Österreich ständig zu. Mittlerweile kommt bei uns jedes dritte Kind durch diesen künstlichen Eingriff zur Welt, ohne dass es dafür einen medizinisch nachvollziehbaren Grund gäbe. Dieser Trend sorgt bei vielen Ärzten auch für Kritik. Denn wenngleich der Kaiserschnitt im Gegensatz zu einer natürlichen Geburt gut planbar ist, so hat er doch auch Nachteile. So werden nachfolgende Schwangerschaften problematischer und das Risiko von Komplikationen steigt. Daher lautet das medizinische Credo vieler (Frauen-)Ärzte: „Der Kaiserschnitt, den man jetzt verhindern kann, erleichtert die nächste Schwangerschaft.“

 

Thorsten Fischer, der Chef der Geburtsklinik im Landeskrankenhaus Salzburg, sieht die Gründe für die Verdoppelung der Kaiserschnittgeburten in seinem Bundesland allein seit dem Jahr 2000 auch darin, dass Mediziner in immer mehr Fällen auf Nummer sicher gehen und sich vor möglichen Klagen schützen wollen. Überdies gebe es nicht nachvollziehbare Unterschiede zwischen den einzelnen Krankenhäusern in Österreich, so Fischer. „Der Unterschied zwischen den Kliniken beträgt etwa 30 Prozent – das heißt: Es gibt Kliniken, die haben 30 Prozent mehr Kaiserschnitte, obwohl die Kinder genauso gesund auf die Welt kommen wie in Kliniken, die 30 Prozent weniger Kaiserschnitte haben.“ Medizinisch seien diese Unterschiede jedenfalls nicht argumentierbar.

 

Kaiserschnitte können auch negative Auswirkungen auf den Alltag der jungen Mütter haben. So meint Angelika Sims, Vertreterin der Salzburger Hebammen, ein Kaiserschnitt führe als schwere Bauchoperation dazu, dass sich Frauen frisch nach der Geburt ihrer Kinder schwerer bewegen könnten. Damit würden Kleinigkeiten, wie das Heben des Babys aus dem Kinderwagen oder das Handling bei Stillen, massiv schwieriger verlaufen.

 

Während manche Frauen für den Kaiserschnitt schwärmen, weil er mit weniger Schmerzen verbunden ist, ist er für andere, die unbedingt natürlich gebären wollen, keine Option. Auch nicht für die Verlegerin Caroline Oblasser, die ihr 2008 erschienenes Buch „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht“ als Plädoyer für die natürliche Geburt versteht: „Wenn mich der Arzt einfach aufschneidet, dann ist er formal auf der richtigen Seite – so verrückt das klingen mag. Und es kann ihm juristisch gesehen weniger passieren, als wenn er eine natürliche Geburt zulässt. Das ist eigentlich komplett verrückt.“

Eines steht außer Frage: viele Frauen sind heute zu wenig über das Für und Wider der künstlichen Entbindung via Kaiserschnitt informiert. Umso wichtiger wären sowohl eine ergebnisoffene Information durch Frauenärzte als auch eine vom Gesundheitsministerium unterstützte breite Aufklärungsinitiative.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Gesundheit folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.        Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Frauen besser über das Für und Wider von Kaiserschnittgeburten informiert werden?

 

2.    Werden Sie mit Frauenärzten und Hebammen einen Dialog suchen, um den Handlungsbedarf klarer zu definieren?

 

3.     Können Sie sich vorstellen, eine entsprechende Informations- und Aufklärungsoffensive zu starten oder zu unterstützen?

 

4.     Wenn ja, ab wann und in welcher Form?

 

5.    Wie viele Kaiserschnittgeburten, aufgeteilt auf die einzelnen Bundesländer, gab es in den Jahren 2010 bis 2015?