9284/J XXV. GP

Eingelangt am 18.05.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Freundinnen und Freunde an Bundesministerin für Bildung und Frauen

betreffend sinkender Besuch durch Schulklassen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

BEGRÜNDUNG

 

Im Jahr 2009 kündigten die damalige Bildungsministerin Claudia Schmied und Ex-Bundeskanzler Werner Faymann als Reaktion auf eine Störaktion von Rechtsextremen während einer Gedenkveranstaltung in Ebensee einen Maßnahmenkatalog für eine bessere Politische Bildung an: „Ein Schwerpunkt müsse, so Faymann, bessere politische Bildung sein. Ein besonderes Anliegen ist dem Kanzler, dass Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, vor Ort Erfahrungen zu sammeln. Derzeit besuchen rund 60.000 Schülerinnen und Schüler Gedenkstätten wie das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen. Man bräuchte allerdings Kapazitäten für 100.000 pro Jahr, so der Bundeskanzler.“[1]

Das Ergebnis: Seit dieser Ankündigung ist die Zahl der SchülerInnen, die die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchen, stark rückläufig: Waren es 2008 noch 60.428 (inländische) SchülerInnen, die die KZ-Gedenkstätte besucht hatten, wurden 2013 laut BesucherInnenstatistik nur mehr 49.568 SchülerInnen gezählt, 2014 48.144 und 2015 nur mehr 46.402[2]. Besonders der Rückgang im Jahr 2015 ist bemerkenswert, weil zumindest im „Gedenkjahr“, 70 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus, durch eine deutlich erhöhte mediale Aufmerksamkeit und durch die Vielzahl an Aktivitäten rund um das Gedenkjahr mit einem Anstieg an Schulklassen, die die Gedenkstätte besuchen, zu rechnen gewesen wäre. Würden alle österreichischen SchülerInnen die KZ-Gedenkstätte tatsächlich wenigstens einmal während der Schulzeit besuchen, müsste pro Jahr die Zahl der SchülerInnen mindestens doppelt so hoch liegen, auch Ex-Bundeskanzler Faymann gab als Ziel 100.000 SchülerInnen pro Jahr an.

Angesichts der deutlichen Zunahme von rechtsextremen und islamistischen Aktivitäten und Straftaten in den letzten Jahren mit einer Kulmination im Jahr 2015, in die nachweislich sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene verwickelt sind, wirkt es nahezu grotesk, wenn das Angebot von präventiven bzw. auch deradikalisierenden Maßnahmen wie pädagogisch begleitete Besuche in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (oder in ähnlichen Einrichtungen) immer weniger in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig wurden neue Maßnahmen wie die Einrichtung von Beratungseinrichtungen und die Abhaltung von Deradikalisierungsworkshops in Schulen implementiert, was von uns sehr begrüßt wird.

Es ist jedoch evident, dass die bisher gesetzten Maßnahmen bei weitem nicht in dem Ausmaß greifen, wie es wünschenswert und notwendig wäre. Es ist in diesem Zusammenhang umso unverständlicher, dass mit der Investition in neue Angebote gleichzeitig Sparmaßnahmen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen getroffen wurden: Seit Herbst 2014 werden Gebühren für Führungen und Audioguides eingehoben und auch Schließtage eingeführt, was sich auf den Besuch von Schulklassen natürlich negativ auswirkt. Dies geschah, obwohl es unbestritten scheint, dass ein verantwortungsvoll und professionell gestalteter Besuch einer KZ-Gedenkstätte eine nachhaltig positive Wirkung bei Jugendlichen zur Folge hat.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Worauf führen Sie den Rückgang der Besuche von Schulklassen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen zurück?

2)    Was waren nach der Ankündigung von Schmied/Faymann im Jahr 2009 die konkreten Maßnahmen seitens Ihres Ministeriums, um das Ziel, dass jede/r österreichische SchülerIn zumindest einmal während der Schulzeit die KZ-Gedenkstätte besuchen kann, zu erreichen?

3)    Gibt es seitens Ihres Ministeriums ein Konzept, das auf eine Intensivierung der Besuche durch Schulklassen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen abzielt?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn ja, bitte beilegen.

4)    Gibt es seitens Ihres Ministeriums Pläne, in Zukunft verstärkt Maßnahmen zu setzen, die dazu führen, dass tatsächlich jede/r österreichische SchülerIn die Gedenkstätte besuchen kann?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn ja, welche?

5)    Dem Anfragesteller wurde von verschiedenen Seiten mitgeteilt, dass LehrerInnenfortbildungsseminare zur „Holocaust Education“ wenigstens teilweise abgesagt werden müssen, weil es nicht genügend Anmeldungen gegeben hätte.

a)    Wie hoch sind die Kosten für ein solches Seminar?

b)    Wie viele dieser Seminare zur „Holocaust Education“ wurden in den letzten Schuljahren angeboten?

c)    Wie viele Seminare wurden tatsächlich durchgeführt?

d)    Was sind die Ursachen für diese Absagen?

6) Gibt es seitens Ihres Ministeriums Vereinbarungen mit dem BM.I betreffend die Besuche von Schulklassen in der Gedenkstätte Mauthausen?

a)    Wenn ja, was wurde vereinbart?

b)    Wenn nein, warum nicht?

 

 

Anlage:

 

BesucherInnenstatistik 2008:

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BesucherInnen 2015:

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[1] http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20090529_OTS0333/faymannschmied-praesentieren-massnahmen-fuer-bessere-politische-bildung

[2] Statistik siehe Anlage!