9456/J XXV. GP

Eingelangt am 08.06.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend „Nanoteilchen“

 

Die Begriffe Nanopartikel bzw. Nanoteilchen bezeichnen Verbünde von einigen wenigen bis einigen tausend Atomen oder Molekülen. Der Name Nano bezieht sich auf ihre Größe, die typischerweise bei 1 bis 100 Nanometern liegt.[1] Nanopartikel werden bereits bei der Herstellung vieler Produkte verwendet.

 

Wie die Gentechnik wurde auch die Nanotechnik industriell nutzbar gemacht, bevor gesicherte Erkenntnisse über unmittelbare und mittelbare, also langfristige Folgen für die Gesundheit der Menschen vorliegen. Doch nun haben Forscher in Finnland, Schweiz und in den USA Nanoteilchen auf ihre Wechselwirkungen mit menschlichen Körperzellen untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese Mikropartikel Zellstrukturen so verändern können, dass die Zellen absterben. Nanoteilchen können aufgrund ihrer geringen Größe über die Haut, über die Atemwege oder über den Magen-Darm-Trakt in den Körper gelangen und sich über den Blutkreislauf im gesamten Organismus ausbreiten.[2]

 

Die enorme Reaktivität von Nanopartikeln und der drastische Anstieg in Herstellung und Anwendung der unterschiedlichsten Arten von Nanopartikeln können ein breites Spektrum an möglichen Gefahren für Mensch und Umwelt eröffnen. In Tomatenketchup dient Siliziumoxid als Verdickungsmittel, für Salatdressings wird Titandioxid zur Aufhellung verwendet und für die Rieselfähigkeit einiger Produkte wird Aluminiumsilikat verwendet. (Aufgrund ihrer geringen Größe mit den damit verbundenen besonderen mechanischen Eigenschaften (Verklumpungsfähigkeit) erweisen sich Nanopartikel wie Titandioxid in Versuchen als giftig in einer bisher mit Tests nicht erfassbaren und erfassten Weise.[3]) Zahlreiche Untersuchungen zeigen mögliche umweltschädigende und gesundheitsschädliche Aspekte der Nanotechnologien auf.

 

Laut Studien (berichtet wurde z.B. in der Schweizer Zeitschrift „Environmental Science & Technology“, im amerikanischen „NanoPharmaceutical Online Journal“ und es gibt Berichte der Forscher in Finnland und in den USA über Gefahren und Nebenwirkungen; es wird sogar vom Asbest des 21. Jahrhunderts gesprochen!) bringen Nanoteilchen vor allem diese Gefahren mit sich:

-          Gesundheitsrisiken für den Menschen - Bei Herstellung, Konsum und Verwendung von nanopartikelhaltigen Produkten kommen Menschen mit diesen potenziell gesundheitsschädlichen Substanzen in Kontakt.

-          Risiken für die Umwelt – Mikroplastik, Feinstaub können negative Auswirkungen auf Wasser, Luft, Pflanzen und Tiere haben.

Um Risiken genau erkennen und vorbeugen zu können, ist es notwendig, zuerst ausreichende Risikoabschätzungen zu betreiben, bevor man die Konsumenten unkalkulierbaren Risiken aussetzt – nach dem Vorsorgeprinzip, welches in Europa vorherrscht. Um die Wahlfreiheit der Konsumenten sicherzustellen, wäre darüber hinaus eine konsequente Kennzeichnung von Nanopartikeln in Produkten notwendig.

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Welche Studien zur Toxizität und Ökotoxizität von Nanoteilchen liegen Ihnen vor?

a.    Wie wurden die Ergebnisse berücksichtigt?

2.    Ist eine bessere Kennzeichnung von Produkten mit Nanopartikeln geplant?

a.    Fall ja, wann und um welche Produkte/Produktgruppen handelt es sich dabei?

b.    Falls nein, warum nicht?

3.    Ist die Bevölkerung bereits ausreichend über die Gefahren der Nanotechnologie informiert?

a.    Falls nein, ist eine Aufklärungskampagne über die Gefahren von Nanoteilchen geplant?

                                          i.    Auf welche Produktgruppen wird sich die Kampagne konzentrieren?

b.    Welche Maßnahmen zur Aufklärung wurden bis jetzt unternommen?

4.    Im Jahr 2010 wurde der Österreichische Aktionsplan Nanotechnologie ausgearbeitet, was wurde bis jetzt umgesetzt?

a.    Gibt es seitdem neue Erkenntnisse im Nanotechnologiebereich, die einen neuen Aktionsplan begründen würden?

5.    In welchen Verarbeitungsprodukten wird Nanotechnologie eingesetzt?

a.    Gibt es Risikobewertungen dieser Produkte? Wie werden die Gefahren durch Nanoteilchen beurteilt?

b.    In welchen Lebensmitteln wird Nanotechnologie eingesetzt?

                                          i.    Gibt es Risikobewertungen dieser Lebensmittel? Wie werden die Gefahren durch Nanoteilchen in den Lebensmitteln beurteilt?

 



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Nanoteilchen

[2] http://www.zentrum-der-gesundheit.de/nanoteilchen-ia.html#ixzz49BDmD1NR

[3] Volker Mrasek: deutschlandfunk.de: Einfluss sogar über Generationen hinweg. Deutschlandfunk, Forschung Aktuell, 20. März 2014 (22. März 2014)