9603/J XXV. GP

Eingelangt am 16.06.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Matthias Strolz, Kollegin und Kollegen

 

an die Bundesministerin für Bildung und Frauen

 

betreffend Rahmenbedingungen für Polytechnische Schulen

 

Begründung:

 

Polytechnische Schulen sind die einzigen Schulen, die eine umfassende Berufsorientierung kombiniert mit einer differenzierten Vorbereitung auf die duale Ausbildung anbieten. Immer öfter nutzen auch Schüler_innen die Polytechnischen Schulen zur grundlegenden Orientierung hinsichtlich einer Entscheidung zur Karriereplanung im Schulsystem oder im Bereich der dualen Ausbildung. Aufgrund der in den Polytechnischen Schulen österreichweit möglichen Schulautonomie konnten sich viele Schulen an die lokalen Anforderungen anpassen und spezielle Angebote für die umliegenden Wirtschaftsbetriebe ausarbeiten. Leider gibt es aber einige  Rahmenbedingungen, welche für die weitere Entfaltung der Polytechnischen Schulen hinderlich scheinen.

 

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende

 

Anfrage

 

 

1.      Der Besuch einer Polytechnischen Schule ist für Schüler_innen, die die neunte Schulstufe (im 9. und 10. Schuljahr) an einer BMHS/AHS absolvieren, unabhängig vom Schulerfolg, in einem darauffolgenden Schuljahr nicht mehr möglich. Diese Schüler_innen dürfen alle BMHS/AHS  besuchen, aber keine Polytechnischen Schulen. Werden in diesem Zusammenhang nicht grundsätzlich leistungsfähige Schüler_innen von einem erfolgreichen Start in die duale Ausbildung über die Polytechnischen Schulen ferngehalten?

 

a.      Ist aus Ihrer Sicht die Gesetzgebung hier in sich stimmig und stringent?

 

b.      Ist eine diesbezügliche gesetzliche Änderung seitens des BMBF angedacht? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

 

c.       Inwieweit werden in diesem Zusammenhang auch die Dropout-Quoten der BMHS hinterfragt?

2.      Die Aufnahme von außerordentlichen Schüler_innen im 10. und 11. Schuljahr an einer Polytechnischen Schule ist nicht möglich. Dies betrifft Jugendliche aus EU-Staaten/Nicht-EU-Staaten, Asylwerbende und Jugendliche mit Asylstatus. Werden in diesem Zusammenhang nicht viele Chancen verpasst und vorhandene Ressourcen ungenutzt gelassen?

 

a.      Ist von seitens de BMBF eine dahingehende Änderung angedacht? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht ?

 

b.      Ist dieser Umstand nicht auch im Hinblick auf schulische Quereinsteiger_innen problematisch?



3.      Warum ist nach einem positiven Abschluss der NMS im 10. Schuljahr kein freiwilliges 11. Schuljahr an den Polytechnischen Schulen mehr möglich?

 

a.      Ist seitens des BMBF eine dahingehende Änderung angedacht? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

4.      Welche Modelle bzw. Weiterentwicklungen der Polytechnischen Schule (auch zwei- oder dreijährige) werden  im Rahmen der „Ausbildungspflicht bis 18“ seitens des BMBF angedacht?

 

5.      Obwohl Polytechnische Schulen verpflichtet sind, auch Schüler_innen zweiter und dritter Klassen mit negativen Abschlüssen aus Mittel- und Hauptschulen sowie der AHS aufzunehmen, ersetzt der positive Abschluss einer Polytechnischen Schule den Mittelschulabschluss nicht. Wäre hier nicht eine Änderung der Gesetzeslage sinnvoll?

 

6.      Die Polytechnischen Schulen bereiten Schüler_innen in vielen Bereichen sehr gut auf die Berufsschulen vor. Warum gibt es für die Absolvent_innen trotzdem keine Möglichkeiten, nachgewiesene Kompetenzen in der Berufsschule angerechnet zu bekommen?

a.      Ist eine dahingehende Adaptierung seitens des BMBF angedacht? Wenn ja wann? Wenn nein, warum nicht?