10513/J XXV. GP

Eingelangt am 12.10.2016
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Doppler

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Wartezeiten für Psychotherapiepatienten

noe.orf.at berichtete am 8.10.2016:

„Lange Wartezeiten für Psychotherapiepatienten

In Niederösterreich nehmen pro Jahr 10.000 Personen eine Psychotherapie in Anspruch. Die Wartezeit auf eine Behandlung durch einen Kassenarzt beträgt bis zu sechs Monate. Das sei zu lange, kritisiert der Verband der Psychotherapeuten.

Aktuelle Studien zeigen, jeder fünfte Europäer erkrankt einmal im Leben an einer psychischen Störung. Ob Scheidung oder Arbeitsplatzverlust - viele Menschen sind oft mit solchen Situationen überfordert und fallen in eine Depression. Bis jedoch eine Therapie begonnen werden kann, hat der Großteil der Betroffenen bereits einen langen Weg von Arzt zu Arzt hinter sich.

„Die Menschen melden sich erst, wenn es ihnen schon sehr schlecht geht, für viele Patienten bedeutet das auch eine Riesen-Überwindung. Wenn sie dann noch ein halbes Jahr warten müssen, dann ist das schon sehr schwierig. Sie fallen noch mehr in die Krise“, sagt Maria Werni, die Präsidentin des Verbandes der

Psychotherapeuten in Niederösterreich.

Psychotherapeuten fordern freien Therapiezugang

Die langen Wartezeiten sind aber nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Familien eine Belastung. Von der Niederösterreichischen

Gebietskrankenkasse werden jährlich zehn Millionen Euro in psychotherapeutische Behandlungen investiert. Das sei zu wenig, sagen die Therapeuten und fordern

daher, dass Jeder grundsätzlich freien Zugang zu Psychotherapie hat, so schnell wie möglich. Momentan ist es so, dass es eben eine Deckelung für Psychotherapie gibt. Wenn dieses Budget aufgebraucht ist, dann gibt es eben keinen Kassenplatz mehrM, sagt Werni.

Deshalb finanziert sich die Hälfte aller Betroffenen eine Therapie auf eigene Kosten. Der Zuschuss der Krankenkasse beträgt 21,80 Euro pro Einheit, der Patient bezahlt somit drei Viertel der Kosten selbst. Eine Erhöhung lehnt die Gebietskrankenkasse jedoch ab: „Wenn wir für das psychotherapeutische Angebot mehr Geld in die Hand nehmen, dann hat für uns die voll-kassenfinanzierte und für den Patienten daher gratis zur Verfügung stehende oder ohne Kostenbeitrag zur Verfügung stehende Psychotherapie Vorrang“, so Pazourek.

Langfristiges Kassenziel: Therapieplatz für alle

Das Ziel sei, künftig allen einen Behandlungplatz seitens der Krankenkasse anbieten zu können. Fakt ist aber auch, dass die Nachfrage an psychotherapeurtischen Behandlungen steigt. Die Scham, diese Behandlungen in Anspruch zu nehmen,

nahm in den vergangenen Jahren nämlich deutlich ab. Bis es letztlich eine Vollversorung gibt, wird es also noch einige Jahre dauern.

In bestimmten Bereich reagierte die Gebietskrankenkasse aber bereits auf die steigende Nachfrage: Kinder und Jugendliche bekommen etwa seit 2013 sofort einen

Therapieplatz, auch Gruppentherapien wurden erleichtert. „Unsere Informationen sind, dass die Wartezeiten nicht steigen, sondern zurückgegangen sind. Unsere Maßnahmen beginnen zu greifen, wir sind da sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange. Es gibt Situationen, die kritisch sind“, sagt Jan Pazourek, der Generaldirektor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse.

Stefan Sailer, noe.ORF.at“

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen folgende

Anfrage

1.    Wie bewerten Sie die im Artikel beschriebene Problematik?

2.    Welche Maßnahmen setzen Sie, diese Situation zu verbessern?

3.    Zeigt sich eine vergleichbare Problematik auch in den restlichen Bundesländern?