11108/J XXV. GP

Eingelangt am 15.12.2016
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

betreffend Ausbreitung der Krätze

Krätze erkennen und behandeln

In Norddeutschland erkranken wieder mehr Menschen an Krätze. Allein im Kreis Bad Segeberg wurde in diesem Jahr in acht Heimen, sechs Kindergärten, 17 Schulen und elf Flüchtlingsunterkünften Krätze gemeldet. Der Name Krätze leitet sich von "kratzen" ab und beschreibt die Reaktion der Erkrankten auf den unerträglichen Juckreiz. Mit der richtigen Therapie lässt sich die Krätze erfolgreich behandeln.

Krätzmilben übertragen die Krankheit

Die Krätze ist eine ansteckende Hauterkrankung, die von speziellen Milben übertragen wird. Die Parasiten und deren Abfallprodukte lösen in der Haut eine allergische Reaktion aus, die mit Ausschlägen und starkem Juckreiz verbunden ist. In Mitteleuropa kommt die Erkrankung eher selten vor. In einigen Entwicklungsländern sind bis zu dreißig Prozent der Bevölkerung mit Krätze infiziert. In Mitteleuropa kommt die Erkrankung mittlerweile eher selten vor. Die Häufigkeit der Erkrankung in einem Land hängt von mehreren Faktoren ab:

Ein Krätzmilbenbefall ist nicht automatisch ein Beweis für mangelhafte Körperhygiene. Sie breitet sich vor allem dort aus, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Ein besonderes Risiko, sich mit Krätze zu infizieren, besteht bei einem geschwächten Immunsystem.

Infektion über Haut und Gegenstände

Krätzmilben befallen ausschließlich den Menschen, und zwar auf mehreren Wegen:

So verläuft die Ansteckung

Die Krätze wird nur von weiblichen Milben übertragen. Mit einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern sind sie auf der Haut nur als kleiner Punkt sichtbar. Nach der Paarung dringt die weibliche Krätzmilbe in die oberste Hautschicht ein, gräbt tunnelförmige Gänge und legt dort ihre Eier ab. Nach zwei bis sechs Tagen schlüpfen daraus Larven, die an die Hautoberfläche ausschwärmen und sich dort in Falten innerhalb von zwei bis drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln.

Milben bevorzugen bestimmte Hautstellen

Krätzmilben bevorzugen Hautflächen mit dünner Hornschicht, zum Beispiel zwischen Fingern und Zehen, in der Achselhöhle und im Genitalbereich. Selten sind Rücken und Kopf befallen. Bei Kindern tritt die Krätze auch auf der behaarten Kopfhaut sowie an den Innenflächen von Händen und Füßen auf.

Bläschen auf der Haut und Juckreiz

Die ersten Symptome treten zwei bis fünf Wochen nach der Übertragung der Milben auf. Man sieht unregelmäßig gewundenen, wenige Millimeter bis einen Zentimeter lange Milbengänge, an deren Ende sich manchmal ein kleines Bläschen ausbildet. Zusätzlich entsteht ein Ausschlag mit Rötung und Bläschen. Er ist für den starken charakteristischen Juckreiz verantwortlich, der typischerweise in der Nacht zunimmt.

Krätze mit Creme behandeln

Ziel der Therapie ist die Abtötung der Milben, Larven und Eier und die Linderung des Juckreizes. Zum Abtöten werden Cremes und Lotionen mit den Wirkstoffen Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton verwendet. Behandelt werden nicht nur die Betroffenen, sondern auch Kontaktpersonen. Wichtig ist, dass der Körper lückenlos eingecremt wird. Den Juckreiz lindern Cremes mit Kortison. Problematisch ist, dass fünf bis zehn Prozent der Krätzmilben gegen die üblichen Medikamente resistent sind.

Krätze mit Tabletten behandeln

Zur Behandlung der Krätze ist seit Anfang 2016 in Deutschland ein Medikament in Tablettenform zugelassen. Es enthält den Wirkstoff Ivermectin. In der Regel reicht bereits eine einmalige, auf das Körpergewicht abgestimmte Dosis (200 Mikrogramm pro Kilogramm), um sämtliche Milben innerhalb von 24 Stunden abzutöten. Sicherheitshalber werden zwei Tabletten im Abstand von zehn Tagen eingenommen.

Wäsche bei 60 Grad waschen

Um noch verbleibende Milben abzutöten, sollten Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche bei 60 Grad gewaschen werden. Textilien, die nicht gewaschen werden dürfen, können über vier Tage bei Raumtemperatur in einem Plastiksack verstaut werden. Dann sind die Milben abgestorben.

Interviewpartner

Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Regina Fölster-Holst
Oberärztin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Neurodermitis-Zentrum
Kindersprechstunde
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel 
Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel
Tel. (0431) 597 1596/1579, Fax. (0431) 597 5349
E-Mail: rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de
Schirin Filsoof-Krull, Fachärztin für Dermatologie
Am Markt 3 
24568 Kaltenkirchen 
Tel. (04191) 88888, Fax. (04191) 88663

Dr. Julia Maerker-Stroemer, Fachärztin für Dermatologie, Allergologie
Hautarztpraxis im Krohnstiegcenter
Krohnstieg 41-43, 22415 Hamburg
Tel. (040) 411 25 566 0, Fax: (040) 411 25 566 10
Internet: hautarztpraxis-langenhorn.de,
E-Mail:hautarztpraxisimkrohnstiegcenter@gmx.de

Weitere Informationen:
http://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/kraetze-skabies

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Kraetze-erkennen-und-behandeln,kraetze104.html

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie beurteilen Sie die Ausbreitung der Krätze in Österreich?

2.    Gibt es eine ähnliche Entwicklung der Ausbreitung wie in Deutschland?

3.    Wie hat sich die Ausbreitung in Österreich in den Jahren 2010 bis 2016 entwickelt?

4.    Welche Maßnahmen werden von Seiten des BMGF gegen die Ausbreitung der Krätze in Österreich gesetzt?