11657/J XXV. GP

Eingelangt am 01.02.2017
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Doppler und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Nahrungsergänzungsmittel

"Gefährliches Geschäft mit Magnesium und Co.

Das Geschäft mit den Nahrungsergänzungsmitteln boomt. Doch Verbraucherschützer warnen vor einer Überdosierung mit Magnesium, Calcium und Vitaminen. Präparate mit diesen Wirkstoffen enthielten oft mehr als die empfohlene Tagesdosis. Bei empfindlichen Menschen könne das zu Beschwerden führen, so die deutsche Verbraucherzentrale (VZBV).

Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln wie Magnesium, Calcium, Zink oder Vitaminen ist unüberschaubar. Die Produkte sind für jeden in Supermärkten, Drogerien, Apotheken und über das Internet erhältlich. Nicht nur viele Hobbysportler, auch gestresste Menschen greifen oft täglich zu solchen Präparaten.

Tabletten enthalten meist zu viel Magnesium

Am besten verkaufen sich derzeit Magnesiumpräparate. Das Magnesium soll dafür sorgen, dass die Muskeln locker bleiben und Krämpfe vermieden werden. Doch nur die wenigsten Konsumenten würden auf die Dosierung achten, so die Verbraucherschützer. Die Experten untersuchten 42 Magnesiumpräparate, die als Kapseln, Brausetabletten und Pulver in Geschäften und im Internet verkauft wurden. Nahrungsergänzungsmittel boomen, am beliebtesten ist Magnesium

In zwei Drittel der untersuchten Produkte fanden die Tester weitaus mehr Magnesium als für den Tagesbedarf notwendig. Die vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlene Höchstmenge von Magnesium liegt bei 250 mg pro Tag. 64 Prozent der untersuchten Proben lagen deutlich darüber. Der Durchschnitt enthielt 423 Milligramm Magnesium pro Tagesdosis, in einem Produkt fanden die Tester sogar mehr als 1.100 mg. Bei zu viel Magnesium könne es zu Durchfall und Erbrechen kommen, Leber und Niere würden unnötig belastet, so Angela Clausen, Ernährungsexpertin der deutschen Verbraucherzentrale gegenüber help.ORF.at. Auch Schlafstörungen und Hautirritationen seien möglich.

Werbung mit Gesundheitsbezug verboten

In vielen Nahrungsergänzungsmitteln gab es auch Vitamine und Mineralien in ungünstigen Kombinationen. So könnten sich Magnesium mit Calcium gemischt wechselseitig in der Aufnahme behindern. Eine Selbstmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln sei deshalb riskant, so Clausen.

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst stetig, auch weil den Konsumenten suggeriert werde, sie würden ihrer Gesundheit etwas Gutes tun. In Österreich liegt der jährliche Umsatz bei rund 100 Millionen Euro. Gesundheitsbezogene Aussagen bei der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel sind allerdings verboten. Doch vor allem bei Produkten aus dem Internet fanden sich trotzdem Versprechen für eine bessere Gesundheit.

„Überflüssig und überdosiert“

Konsumenten sollten nur dann zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, wenn zuvor ein Arzt eine tatsächliche Unterversorgung festgestellt hat, so die VZBV-Expertin. Die überwiegende Zahl der Menschen - mit Ausnahme bestimmter Risikogruppen - sei

ohnedies ausreichend mit Mineralstoffen und Vitaminen versorgt. Die zusätzliche Einnahme von Pillen und Pulvern sei überflüssig.

Nahrungsergänzungsmittel gelten nicht als Medikamente

Auch bei der österreichischen Bevölkerung gebe es keine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, so Katrin Mittl, Ernährungsexpertin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) auf Anfrage von help.ORF.at. „Die willkürliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist weder ratsam noch notwendig“, so die Expertin.

Forderung nach klaren Regeln für Höchstmengen

Nahrungsergänzungsmittel gelten nicht als Medikamente, obwohl sie oft so vermarktet werden, sondern als Lebensmittel. Sie sollen fehlende Nährstoffe in der Ernährung ergänzen, nicht jedoch Krankheiten vorbeugen oder heilen. Eine EU- Richtlinie legt zwar fest, welche Vitamine und Mineralstoffe verwendet werden dürfen, sie gibt jedoch keine Grenzwerte an. Wie auch bei anderen Nahrungsmitteln sind die Hersteller somit zwar für die Sicherheit ihrer Produkte verantwortlich, nicht aber dafür, wie viel man davon zu sich nimmt.

Die deutsche Verbraucherzentrale fordert deshalb eine EU-weite Zulassungspflicht und Regeln für die Dosierung von Nahrungsergänzungsmitteln. Verbraucher müssten zudem in einer öffentlichen Liste im Internet einsehen können, welche Produkte bereits von den Behörden geprüft wurden. Die deutsche Verbraucherzentrale bietet als neues Service eine Informationsseite zu Nahrungsergänzungsmitteln an, die unabhängig von den Anbietern über die Produkte informiert."

Quelle: Karin Fischer, help.ORF.at

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen folgende

Anfrage

1.    Wie bewerten Sie die angesprochene Problematik hinsichtlich einer möglichen Über- bzw. Fehldosierung von Nahrungsergänzungsmitteln?

2.    Werden die in Österreich am Markt befindlichen Nahrungsergänzungsmittel hinsichtlich deren Inhalts- bzw. Mengenangaben kontrolliert/überwacht?

3.    Wenn ja, von wem?

4.    Wenn nein, warum nicht?

5.    Werden Sie sich für eine EU-weite, oder nur österreichweite, Zulassungspflicht für Nahrungsergänzungsmittel einsetzen, bzw. sehen Sie eine solche als sinnvoll an?

6.    Werden Sie sich für eine gesetzliche Regelung hinsichtlich der Höchstmengen einsetzen?

7.    Werden Sie sich, am Beispiel der deutschen Verbraucherzentrale, für eine Informationsseite zu Nahrungsergänzungsmitteln einsetzen?