11795/J XXV. GP

Eingelangt am 02.02.2017
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Hermann Brückl

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend die prekäre finanzielle Lage vieler österreichischer Hoteliers

 

Die Tageszeitung „Der Standard“ hat am 17. Jänner 2017 in dem Artikel „Jedes vierte Hotel steht vor dem finanziellen Aus“ berichtet, dass sich knapp ein Viertel aller österreichischen Hoteliers in einer derart prekären finanziellen Lage befinden, dass sich viele Betriebe nicht einmal mehr das Zusperren leisten können:


„Österreichs Hotellerie schreibt zwar einen Nächtigungsrekord nach dem anderen, wirtschaftlich geht es aber jedem vierten Betrieb schlecht bis sehr schlecht. Das geht aus einer im Auftrag der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) erstellten Studie hervor, in der Kennzahlen von mehr als 3.000 Betrieben unter die Lupe genommen wurden.

 

Während sich in anderen Branchen in der Regel recht bald die Spreu vom Weizen trennt – sprich: nicht überlebensfähige Betriebe zusperren, ist dies in der Hotellerie zumindest bisher nicht der Fall. Ein Grund sei, dass sich manche Hoteliers aufgrund der angehäuften Schulden Zusperren schlicht nicht leisten könnten, sagte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer am Montag bei der Präsentation der Studie am Rande des Hotelierskongresses in Bad Ischl. Unmittelbare Folge wäre in den meisten Fällen ein Privatkonkurs.

 

Weil das Geld für Investitionen hinten und vorn fehle, leide auch die Qualität – ein Teufelskreis. Mit Dumpingpreisen werde versucht, die Zimmer dennoch auszulasten, damit zumindest etwas Geld in die Kasse kommt. Das aber schade den anderen, gutgehenden Betrieben, die dadurch preislich unter Druck gerieten. Von den knapp 5.000 Hotels, die es in Österreich Mitte 2015 gab, sind etwa 3.750 so aufgestellt, dass sie eine Zukunft haben. Aber selbst unter den besten 25 Prozent gebe es "Luft nach oben", sagte Reitterer. Das unterste Quartil hingegen sei so abgeschlagen, dass es den Anschluss wohl nicht mehr schaffe. Das treffe auf etwa 1.250 Hotels in Österreich zu, grob gesprochen auf jeden vierten Betrieb. "Es steht zehn nach zwölf", sagte Reitterer.

 

Diese Betriebe kommen zusammengenommen auf einen GOP (Gross Operating Profit, entspricht in etwa der Gewinnkennzahl Ebit) von fünf Prozent vom Umsatz. Zum Vergleich: Der GOP der durchschnittlich guten Betriebe beträgt österreichweit 18 Prozent, die Top-Betriebe weisen hingegen einen GOP von durchschnittlich 28 Prozent der Betriebsleistung aus.

 

Der Gross Operating Profit, die wichtigste wirtschaftliche Kennzahl in der Hotellerie, geht seit Jahren kontinuierlich zurück. "Im Topsegment ist der Rückgang sogar ausgeprägter als im untersten Quartil", sagte Clemens Westreicher vom gleichnamigen Consultingunternehmen, das im Auftrag der ÖHV die Branchenanalyse gemacht hat. Ob die im Vorjahr registrierte leichte Verbesserung bereits eine Trendumkehr sei, müsse sich erst weisen. Auch hinsichtlich Selbstfinanzierungspotenzial, Unternehmenswert in Prozent des Gesamtvermögens und Kapitaldienst in Prozent des Cashflows driften die guten und weniger gut wirtschaftenden Betriebe auseinander.

 

Eine Möglichkeit, die längst überfällige Marktbereinigung ins Laufen zu bringen, bestünde in der alternativen Nutzung von Immobilien und Grundstücken. "Sie sind der Schlüssel zu einer attraktiven Option: Gemeinden benötigen Seniorenwohnheime, Jungfamilien Startwohnungen, Betriebe Mitarbeiterhäuser", sagte Reitterer. Gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium, der Tourismusbank ÖHT, Ländern und Gemeinden sollten rasch Lösungen gefunden und diese zügig umgesetzt werden. Sollte das Zinsniveau wieder steigen, sei ein Exit umso schwieriger.“

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft folgende

 

Anfrage:

 

1.    Worauf ist es zurückzuführen, dass „Österreichs Hotellerie zwar einen Nächtigungsrekord nach dem anderen schreibt, es wirtschaftlich aber jedem vierten Betrieb schlecht bis sehr schlecht geht“?

2.    Welche konkreten Maßnahmen gedenken Sie seitens Ihres Ministeriums zu setzen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken?

3.    Wie beurteilen Sie die in obigen Artikel angesprochene Problematik, dass es sich nicht überlebensfähige Betriebe vielfach nicht mehr leisten können zuzusperren und folglich Privatkonkurs angemeldet werden muss?

4.    Wie viele österreichische Hoteliers waren davon in den letzten fünf Jahren betroffen?

5.    Gibt es konkrete Pläne, für diese Betriebe eine Lösung etwa in Form der von ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer angesprochenen alternativen Nutzung von Immobilien und Grundstücken als „Seniorenwohnheime, Stadtwohnungen oder Mitarbeiterhäuser“ zu finden?

6.    Wenn ja, wie sind diese Pläne konkret ausgestaltet?

7.    Wenn nein, welche Maßnahmen werden Sie stattdessen setzen, um solche Betriebe zu unterstützen?