11821/J XXV. GP

Eingelangt am 08.02.2017
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Anfrage

 

 

 

der Abgeordneten Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Familie und Jugend

betreffend „Frühkindliche Bildung“

 

Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman sagt, frühe Bildung zahlt sich aus und die Investitionen in frühkindliche Bildung bringen die höchste Rendite. Dabei weist er im Besonderen auf die Bildung im Elternhaus hin. Die Bildung sei nicht nur eine Sache der Gene, sondern auch des Umfelds. So hat ein dreijähriges Kind aus einer mustergültigen Familie einen größeren Wortschatz. Die Wahrscheinlichkeit, dass geförderte Kinder später negativ auffallen und keine gute Ausbildung haben, ist deutlich geringer. Laut dem Nobelpreisträger wird in den ersten Jahren über den späteren Erfolg des Kindes entschieden.[1]

 

Um allen Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen, müssen betreuende Familien sowie die Betreuungseinrichtungen gefördert werden. Dazu sagt der Nobelpreisträger in einem Interview:

 

„Unabhängig von Einkommen und Bildung der Eltern sollten Kinder den sozialen Aufstieg schaffen, also intergenerational sozial mobil sein. Dies könne man vor allem in den ersten Lebensjahren fördern, Investitionen in Frühbildung und Betreuung hätten enormen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern, sagt der Ökonom. […]

 

Es zahle sich aus, dafür Geld in die Hand zu nehmen: Investitionen in hochqualitative, frühkindliche Programme würden etwa in höherer Bildung, mehr Gesundheit, weniger Kriminalität und besserem sozialem Verhalten resultieren und Renditen von etwa 13 Prozent pro Jahr bringen. Auch Erwachsene sollten beispielsweise durch Mentoring gefördert werden. Heckman setzt sich seit Jahren für "Predistribution" statt reiner Umverteilung durch den Staat ein.“ [2]

 

James Hackman äußerst sich auch zu der Möglichkeit, ein Grundeinkommen einzuführen:

 

„Um Ungleichheit zu verringern und Aufstiegschancen für Kinder aus unterprivilegierten Familien zu verbessern, sollte möglichst früh in Bildung und Betreuung investiert werden, betonte der US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman am Montag bei einem Vortrag auf der Wirtschaftsuniversität Wien. Ein großer Fan des bedingungslosen Grundeinkommens ist er nicht, […].

Es könne aber Vorteile bringen, wenn man es an Anreize koppelt, die zur Weiterbildung und auch zum Einsetzen der Fähigkeiten, also zum Arbeiten, motivieren. Ein Dorn im Auge ist ihm, dass durch ein bedingungsloses Grundeinkommen Gruppen entstehen könnten, die vom Rest der Gesellschaft isoliert werden.“[3]

 

Man könnte zusammenfassend sagen, dass Beste für die Zukunft eines Kindes ist eine intakte Familie, die für die Kinder Zeit hat und sich diese Zeit auch nimmt. Dies setzt aber auch eine gewisse finanzielle Sicherheit voraus.

 

Falls sich beide Eltern fürs Berufsleben entscheiden, muss für alle Kinder eine hochqualitative Betreuung zur Verfügung stehen. Jede Familie soll entscheiden können, ob sie ihre Kinder betreuen lässt oder selber zu Hause betreut. Dabei sollen die Wahlfreiheit und die Interessen der Familienmitglieder im Mittelpunkt stehen, nicht die finanziellen Sorgen. Ein Staat muss den Familien ein glückliches und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Familie und Jugend nachstehende

 

 

Anfrage:

 

 

1.    Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, damit die frühkindliche Erziehung in Österreich besser gefördert bzw. verbessert wird?

2.    Werden Sie auch Familien, die ihre Kinder zu Hause erziehen, (besser) unterstützen?

a.    Falls ja, in welcher Form?

3.    Ist eine finanzielle „Entschädigung“ für die Kinderbetreuung zu Hause (bzw. durch Familienmitglieder) geplant?

a.    Falls ja, welche? Wie hoch wird diese sein?

b.    Falls nein, warum nicht?

4.    Welche Bildungsmaßnahmen für Eltern planen Sie?

a.    Welche davon sind für die Eltern geplant, die ihre Kinder „zu Hause“ betreuen?

b.    Welche davon sind für die Eltern geplant, die ihre Kinder fremdbetreuen lassen?

5.    Gibt es österreichweite Studien über den Zusammenhang zwischen der Kinderbetreuung und dem späteren Lebensstyl des Kindes im Erwachsenenalter?

6.    Gibt es österreichweite Studien über Bedürfnisse der Eltern und ihre Vorstellungen der Kinderbetreuung?

7.    Gibt es österreichweite Studien über die Rentabilität der Kindererziehung?

a.    Gibt es österreichweite Studien über die Rentabilität der Kindererziehung durch die eigenen Eltern?

b.      Gibt es österreichweite Studien über die Rentabilität der Kindererziehung bei Fremdbetreuung?

8.       Wie steht Ihr Ressort zur Einführung eines Grundeinkommens für betreuende Eltern bzw. Familienangehörige?



[1] Kurier, 18.1.2017, PISA-Resultate sagen nichts über den Erfolg aus

[2] http://www.xing-news.com/reader/news/articles/564439?link_position=digest&newsletter_id=18913&xng_share_origin=email

[3] http://www.xing-news.com/reader/news/articles/564439?link_position=digest&newsletter_id=18913&xng_share_origin=email