12428/J XXV. GP

Eingelangt am 14.03.2017
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Peter Wurm 

und weiterer Abgeordneter 

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

betreffend Landarztmangel im Bundesland Tirol

In Tirol sind derzeit acht Kassenstellen für praktische Ärzte unbesetzt, und es könnten noch wesentlich mehr werden. Denn in den kommenden zehn Jahren gehen viele praktische Ärzte in Tirol in Pension, schlägt die Ärztekammer Alarm.

Einst war eine Landarztstelle begehrt und es gab etliche Bewerber, weiß man bei der Ärztekammer in Tirol. Mittlerweile gebe es immer mehr Kassenstellen, für die sich kein Bewerber findet, wie etwa in Axams oder in Kirchberg. Grund dafür seien die fehlenden Rahmenbedingungen, kritisieren die Ärztevertreter.

Landarztpraxis muss sich rechnen

Eine eigene Praxis aufzumachen ist mit erheblichen Kosten verbunden. Das finanzielle Risiko würde viele Jungärzte davon abhalten, sich niederzulassen, heißt es bei der Ärztekammer. Die Kassenleistungen seien zu gering, Hausapotheken werden kaum mehr genehmigt und oft seien noch Nachtbereitschaftsdienste vorgesehen.

Um mehr Jungärzte aufs Land zu bekommen, brauche es Anreize - etwa eine bessere Entlohnung in abgelegenen Gegenden und Unterstützung durch nahe gelegene Krankenhäuser und mobile Gesundheitsteams.

 

Landärztin in Lermoos spricht aus Erfahrung

Den Schritt in die Selbständigkeit hat Iris Steiner vor zweieinhalb Jahren in Lermoos gewagt und bisher nicht bereut. Allerdings bietet sie in ihrer Praxis Zusatzangebote an, denn mit den Kassenleistungen alleine wäre ein finanzielles Überleben nicht möglich. Pro Ordination bekommt sie nämlich lediglich 3,90 Euro von der Krankenkasse.

Steiner war die einzige Bewerberin für die Kassenstelle in Lermoos. Die Gemeinde habe sie tatkräftig unterstützt, sagt Iris Steiner. So wurde etwa das Gebäude, in dem die Praxis ist, eigens errichtet. Eine Nachtbereitschaft gebe es in Lermoos nicht und diese sei aufgrund des Notärztesystems auch nicht notwendig, so die Landärztin. Einmal im Monat ist ihre Ordination auch am Wochenende geöffnet.

 

ORF

Die Gemeinde hat in Lermoos ein eigenes Ärztehaus errichtet.

Ärztekammer sieht dringenden Handlungsbedarf

Weil in den kommenden Jahren rund 100 Landärztestellen in Tirol frei werden, sieht die Ärztekammer seitens der Politik und seitens der Krankenkassa dringenden Handlungsbedarf. Sie fordert ein Anreizsystem, das jungen Ärzten den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert, damit die ärztliche Versorgung am Land auch in Zukunft gesichert ist. http://tirol.orf.at/news/stories/2826246/

 

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen folgende 

Anfrage

1.    Wie sieht die konkrete Entwicklung bei den zukünftig neu zu besetzenden Landarztpraxen im Bundesland Tirol aus?

2.    Wie viele Landärzte werden in den Jahren 2017 bis 2020 voraussichtlich in Pension gehen?

3.    Welche Maßnahmen setzt das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, um hier gemeinsam mit der Tiroler Gebietskrankenkasse, der Ärztekammer Tirol und dem Bundesland Tirol gegenzusteuern?

4.    Wie viele Mittel werden für die Besetzung von Landarztpraxen aus dem Bundesbudget 2017 für das Bundesland Tirol eingesetzt?

5.    Gibt es Überlegungen, den Bundesländern und Gemeinden über den Finanzausgleich in den nächsten Jahren vermehrt Mittel für die Nachbesetzung der Landarztpraxen zukommen zu lassen?