12924/J XXV. GP

Eingelangt am 28.04.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Dr. Jessi Lintl

und weiterer Abgeordneter

an Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

 

betreffend Bericht des Rechnungshofes Fonds und Stiftungen des Bundes – Gebarung BMWFW mit Bezug auf die Atlassoff-Stiftung

                                            

 

Die Tageszeitung „Die Presse“ bzw. deren Internet-Ausgabe „diepresse.com“ berichtete am 7. April 2017 wie folgt:

 

RH: Bund agiert bei seinen Fonds und Stiftungen "konzeptlos"

Die Errichtung von Fonds und Stiftungen sind oft eine politische Entscheidung gewesen, ohne Kosten und Nutzen abzuwägen, kritisieren die Prüfer des Rechnungshofs.

Der Bund agiert bei seinen Fonds und Stiftungen "konzeptlos", das stellt der Rechnungshof (RH) in einem am Freitag veröffentlichten Bericht fest. So sei etwa die Errichtung von Fonds bzw. Stiftungen oft eine politische Entscheidung gewesen, ohne Kosten und Nutzen abzuwägen. Auch mangelnde Transparenz wird kritisiert.

Ziel der Prüfung von Sozialministerium, Wirtschaftsministerium, Finanzministerium und Kanzleramt war es, Nutzen und Probleme zu beurteilen und Verbesserungspotenzial aufzuzeigen. Der RH konzentrierte sich dabei auf 58 Fonds und Stiftungen des Bundes mit einem Vermögen (Bilanzsummen, Anm.) von rund 6 Milliarden Euro und Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 4,4 Milliarden Euro. Ein Konzept, in welchen Fällen der Bund Fonds bzw. Stiftungen für zweckmäßig hielt und welchen Einfluss er auf die Aufgabenerfüllung wollte, erkannten die Prüfer dabei nicht. Die überwiegende Zahl der Fonds und teilweise auch Stiftungen habe ihre Aufgaben nicht "aus eigenem" finanzieren können, sondern war auf Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen.

Typische Nachteile" überwiegen

Im Bericht heißt es, dass die Erfüllung öffentlicher Aufgaben in der Rechtsform von Fonds und Stiftungen nur in spezifischen Konstellationen sinnvoll ist, vor allem dann, wenn mehrere Geldgeber eine Aufgabe gemeinsam finanzieren und entscheiden sollen. Für mehr als die Hälfte der beispielhaft analysierten Fonds und Stiftungen bestanden dabei Zweifel an der Zweckmäßigkeit der Einrichtung oder der Aufgabenabwicklung. Bei diesen überwogen die "typischen Nachteile" wie etwa der tendenzielle Mangel an Transparenz und budgetärer Flexibilität.

Als Beispiel wurde etwa der von 1908 von Kaiser Franz Josef I. eingerichtete Jubiläumsfonds genannt. Dieser sollte die Errichtung von Werkstättengebäuden und Volkswohnungen für Gewerbetreibende in Wien ermöglichen. Obwohl der ursprüngliche Fondszweck inzwischen an Bedeutung verlor, wurden weiterhin intransparent Wohnungen und Werkstätten vergeben. Der RH empfiehlt daher dem Wirtschaftsministerium und der Stadt Wien, diesen eventuell aufzulösen.

Kritisiert wurde vom RH auch, dass die Errichtung von Fonds und Stiftungen vielfach eine politische Entscheidung ist, Kosten und Nutzen hingegen seien zweitrangig. Weiters fehlen dem RH bei Neugründungen realistische Vorstellungen über die künftige Finanzierung der Einrichtungen. Empfohlen wird unter anderem eine Leitlinie für die Einrichtung und Steuerung von Fonds, Stiftungen und Anstalten des Bundes. Die Errichtung sei nur dann sinnvoll, wenn die Aufgabe nicht in bestehenden Strukturen wahrgenommen werden kann und mehrere Geldgeber eine Aufgabe gemeinsam finanzieren und gestalten wollen. Auch sollte die zukünftige Finanzierung geklärt sein.[1]

Der Rechnungshof überprüfte von Oktober 2015 bis Dezember 2015 die Gebarung von BMWFW, BMASK, BMF und BKA hinsichtlich der Steuerung von Fonds und Stiftungen mit dem Ziel, Nutzen und Probleme der Aufgabenübertragung an Fonds und Stiftungen zu beurteilen, Verbesserungspotential aufzuzeigen und zu klären, unter welchen Voraussetzungen das Rechtsinstrument des Fonds bzw. der Stiftung für die öffentliche Aufgabenerfüllung zweckmäßig war.

Die Gebarungsüberprüfung offenbarte zahlreiche Schwachstellen die der Rechnungshof kritisierte.

Betreffend die Atlassoff-Stiftung wies der Rechnungshof beispielsweise kritisch auf die Verantwortung des BMWFW als Aufsichtsbehörde für die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Verwaltung und der Erfüllung des Stiftungszwecks laut Stiftung- und Fondsgesetz hin. Darüber hinaus monierte der Rechnungshof, dass im Bereich Wissenschaft und Forschung eine Reihe von Fonds und Stiftungen bestanden und ein öffentliches Interesse an der Tätigkeit der Atlassoff-Stiftung nicht offenkundig war. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass nur sehr allgemein und unverbindlich gehaltene Kriterien für die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger vorlagen.[2]

Zu den Prüfungsergebnissen nahmen die betreffenden Ministerien im November 2016 Stellung.

Eine Evaluierung, in wie weit das zuständige Ministerium die Empfehlungen des Rechnungshofes inzwischen umgesetzt hat, ist zweckmäßig, da der österreichische Steuerzahler ohnehin schon unter der erdrückenden Steuer- und Abgabenlast leidet und ein Recht darauf hat, dass staatliche Mittel nach den Maßgaben der Transparenz, Effizienz, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit verwaltet werden.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft nachstehende

 

ANFRAGE

 

1.    Haben Sie bereits die Empfehlung des Rechnungshofes aus dem Bericht Bund 2017/14 an Ihr Ressort, wonach es zu klären wäre, ob – auf Basis der aktuellen Satzung – die Pflicht des BMWFW zur Organbestellung weiter gegeben ist, bereits umgesetzt?

2.    Wenn nein, warum nicht?

3.    Wenn ja, wann werden Sie das Ergebnis der vom Rechnungshof empfohlenen Abklärung der Organbestellungspflicht öffentlich bekannt geben? (Bitte um Angabe des Umsetzungszeitrahmens, des Ergebnisses und Art und Ort der Veröffentlichung)

4.    Planen Sie die vom Empfehlung des Rechnungshofes aus Punkt 1 umzusetzen?

5.    Wenn nein, warum nicht?

6.    Wenn ja, wie weit sind die Planungen gediehen? (Bitte um Angabe eines Zeitrahmens der einzelnen Planungsschritte und Umsetzungsmaßnahmen)

7.    Haben Sie bereits die Empfehlung des Rechnungshofes aus dem Bericht Bund 2017/14 an Ihr Ressort, wonach darauf hinzuwirken wäre, dass der Fonds die konkreten Anforderungen für die Leistungsvergabe in Form eines Kriterienkatalogs festlegt und der Öffentlichkeit zugänglich macht, bereits umgesetzt?

8.    Wenn nein, warum nicht?

9.    Wenn ja, wann werden Sie den vom Rechnungshof empfohlenen Kriterienkatalog fertigstellen und der Öffentlichkeit bekannt geben? (Bitte um Angabe des Umsetzungszeitrahmens)

10. Planen Sie die Empfehlung des Rechnungshofes aus Punkt 7 umzusetzen?

11. Wenn nein, warum nicht?

12. Wenn ja, wie weit sind die Planungen gediehen? (Bitte um Angabe eines Zeitrahmens der einzelnen Planungsschritte und Umsetzungsmaßnahmen)



[1] Quelle: http://diepresse.com/home/innenpolitik/5197312/RH_Bund-agiert-bei-seinen-Fonds-und-Stiftungen-konzeptlos#

[2] Quelle: Bericht des Rechnungshofes Reihe Bund 2017/14, Seite 94