13698/J XXV. GP

Eingelangt am 29.06.2017
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend Fall Cornelia Kranner

 

Wird man in österreichischen Spitälern oder Ämtern als schwerkranke Patientin im Stich gelassen? Als „Vollzeitjob“ könnte die eigentlich aufgrund ihrer schweren Krankheit arbeitsunfähige Frau Cornelia Kranner aus Fritzens (Tirol), ihre derzeitige Situation beschreiben. Unzählige Telefonate hat sie bereits geführt und viele Kilometer zwischen öffentlichen Ämtern und Spitälern auf sich genommen um Gehör zu finden – oftmals vergebens.

 

Nachstehend ein Auszug aus dem Gesprächsprotokoll von Frau Kranner:

 

Mit 17 Jahren hatte ich einen nach außen wachsenden Kopftumor der erfolgreich mit einer OP entfernt werden konnte.

·        Mit 20 Jahren wurde mir ein Teil eines Eierstocks entfernt

·        Mit 27 Jahren hatte ich eine Fehlgeburt

·        Dann hatte ich zwei Risikoschwangerschaften bei der letzten hatte ich ein Hellp-Syndrom – das Kind kam in der 29+5 Schwangerschaftswoche

·        Ein Jahr später hatte ich einen Bandscheibenvorfall

 

Vor drei Jahren hatte ich eine total OP der Schilddrüse. Danach hat sich mein Gesundheitszustand leider verschlechtert. Ich hatte immer wieder

·        Fieberschübe

·        Nasenbluten + Zahnfleischbluten

·        Juckreiz

·        Nachtschweiß…..

 

Ich wurde diesbezüglich zwar immer wieder ärztlich untersucht, aber die Diagnosen die ich bekam, waren eigentlich für die „Katz“:

·        Verdacht auf Werner-Syndrom

·        Verdacht auf mandibula akrale Dysplasie

·        Gendefekt Pold 1

 

Ich war laufend unter Kontrolle, doch niemand konnte mir sagen was mit mir los ist.

Zu guter Letzt haben sich dann meine Zähne gemeldet und laufend Probleme gemacht, sodass ich mich einer Zahn-OP unterziehen musste.

Die OP wurde allerdings zweimal verschoben und zwar haben sie mir immer einen Tag vor der OP abgesagt. Mein Mann hatte sich zweimal Urlaub nehmen müssen und jedes Mal mussten wir alles wieder umkrempeln; wir mussten ja schauen wie wir alles mit den beiden Kindern unterbringen. Dann endlich, beim dritten Anlauf hat es funktioniert.

 

Nach der OP wurde mir gesagt, dass ich wahrscheinlich Krebs habe. Ich sollte mit bitte einen Termin auf der Onkologie machen für die Entnahme der Knoten. Doch da hieß es, sie hätten erst in zwei Monaten Zeit. Ich ließ mir daraufhin den Knoten im Haller Krankenhaus entfernen, dort bekam ich nämlich sofort einen Termin. Dann hieß es warten. Ergebnis bestätigte schließlich: morbus hodgkins

 

Erster Chemo-Termin wurde für Okt. angesetzt. Ich wollte mir unbedingt einen Portkatheter einsetzen lassen, aber weil sie diesen bei der ersten Chemo vergessen hatten, musste die Chemo drei Tage lang über die Hand erfolgen. Erst danach wurde der Portkatheter eingesetzt. Nach der Chemo erfolgte die Bestrahlung. Nach der Bestrahlung musste ich stationär aufgenommen werden, ich bekam Gürtelrose. Von da an, konnte ich mich drei Wochen lang nur flüssig ernähren. Am vierten Tag bekam ich eine Bettnachbarin die mit sagte, dass sie zwei Keime, Salmonellen und Erbrechen hätte – und sowas kommt auf eine Krebsstation?!

 

Mit wurde auch gesagt, dass schon öfters mal Tuberkulose-Patienten auf dieser Station liegen. Daraufhin habe ich mich dann selbst entlassen, weil ich es vermeiden wollte, mich mit diesen Krankheiten anzustecken. Ich habe ja selbst ein total schlechtes Immunsystem.

Hauptproblem ist; man bekommt fast keine finanzielle Unterstützung von öffentlichen Ämtern. Seit Dezember telefoniere ich und frage, ob es denn nicht möglich wäre, uns etwas zu unterstützen. Mein Mann verdient nicht so schlecht, aber die Kosten, die aufgrund meiner Krankheiten in den letzten Jahren auf uns zukamen, sind der Wahnsinn.

·        Keine Rezeptbefreiung

·        Ich bekomme EUR 150.- Krankengeld + EUR 150.- Pflegegeld

 

Nebenher mache ich sehr viel Homöopathie, weil es mir eigentlich ganz gut hilft. Reha wurde mir nach langem kämpfen genehmigt, wurde dann aber leider wieder storniert, denn die PVA hat vergessen meine Unterlagen ins Kurzentrum zu schicken (nachdem ich aber schon zweimal angerufen hatte). Unsere Politiker hatten leider auch kein offenes Ohr für mein Anliegen. Keiner hat mich jemals zurückgerufen. Erst jetzt, vor zwei Wochen, bekam ich einen Brief von der Sekretärin von LH Platter. Habe nun einen Termin am 14. Juni 2017. Bitte und bettle aber schon seit Dezember, ob uns nicht jemand helfen könnte. (Anm.: Dieser Termin wurde am 13.06. über das Sekretariat von LH Platter wieder abgesagt)

 

Frau Kranner ist wohl nicht die einzige Patientin, welche das Gefühl hat „durch den Rost zu fallen“. Für schwerkranke Patienten ist es eine enorme zusätzliche Belastung sich nahezu tagtäglich in langen Warteschlangen auf öffentlichen Ämtern, der PVA oder in Spitälern einreihen zu müssen – effizientere Handlungsabläufe und transparentere Informationen für Patienten wären wünschenswert.

 

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz folgende  

 

ANFRAGE

 

1.    Welche Möglichkeiten einer Reha gibt es in Österreich für krebskranke Patienten, die betreuungspflichtige Kinder haben?

2.    Gibt es im Falle einer Inanspruchnahme der Reha eine Kostenübernahme für die Kinderbetreuung?

3.    Wenn ja, auf welche Höhe beläuft sich die Kostenübernahme und unter welcher Voraussetzung?

4.    Wenn ja, wer konkret übernimmt diese Kosten?

5.    Besteht für Frau Kranner grundsätzlich eine Möglichkeit in ihrer derzeitigen gesundheitlichen Situation eine höhere Pflegestufe zu beantragen und zugesprochen zu bekommen?

6.    Sind Ihnen Zahlen bzw. Statistiken bekannt, welche krebskranke Personen umfasst die eine a) Berufsunfähigkeitspension, b) Invaliditätspension, c) Erwerbsunfähigkeitspension bzw. d) Frühpension erhalten?