13918/J XXV. GP

Eingelangt am 14.07.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

des Abgeordneten Mag. Hauser

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Bildung

betreffend  Kleinschulen

 

Wir messen Kleinschulen eine große Bedeutung bei und  treten für deren Förderung und Erhaltung ein. Dafür gibt es zahlreiche Argumente. Die Wohnortnähe etwa ist für jüngere Kinder und Familien sehr wichtig. Der ländliche Raum hat bereits einen Kahlschlag erlebt, zum Beispiel sind Postämter, Polizeistellen, Dorfgasthäuser und auch schon Kleinschulen geschlossen worden.

 

Eine weitere Ausdünnung des ländlichen Raums darf es nicht geben, die Erhaltung der Infrastruktur, zu der auch Kleinschulen zählen, dient auch zur Bekämpfung der Abwanderung.  

 

Die Europäische Kommission hat den Wert von Kleinschulen im alpinen Raum erkannt und das Forschungsprojekt „Schule im alpinen Raum“ der Pädagogischen Hochschulen Graubünden, St. Gallen, Vorarlberg und Wallis gefördert, und zwar mit dem Interreg-IV-Programm „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

 

Interessante Argumente werden in der Ergebnis-Kurzfassung angeführt:

 

In dünn besiedelten ländlichen Gebieten hat die Grundschule über ihren unmittelbaren Bildungsauftrag hinaus wichtige Funktionen im sozialen Gefüge. In der Grundschule im Dorf wird die Erfahrungswelt der SchülerInnen berücksichtigt und damit die Erhaltung einer lokalen Identität unterstützt. Häufig sind LehrerInnen dieser kleinen Schulen über ihren eigentlichen schulischen Bildungsauftrag hinaus leitend in Vereinen tätig und damit wichtige Träger des kulturellen Lebens in der Gemeinde. Kinder, die eine wohnortnahe Schule besuchen, die ihre ersten Freundschaften in der Gemeinde knüpfen, ihre Grundschulerfahrungen im engeren Lebensraum machen, sind später auch eher bereit, sich für die Gemeinde und die Gemeinschaft zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Und nicht zuletzt ist die Schule im Dorf ein wichtiger Standortfaktor für junge Familien mit schulpflichtigen Kindern.

 

Grundlegende menschliche Bedürfnisse und Ansprüche an einen Lebensraum können mit dem Konzept der sieben Daseinsgrundfunktionen (Arbeit, Wohnen, Grundversorgung, Freizeit und Erholung, Mobilität, soziale Gemeinschaft, Bildung) beschrieben werden.

 

Die eigene Schule im Dorf hat für die untersuchten Gemeinden ein besonderes Gewicht, da sie wesentlich dazu beiträgt, Kultur und Bildung vor Ort zu sichern. Die befragten BürgermeisterInnen und Eltern sehen die Schule als ein unverzichtbares und zentrales Segment der Dorfstruktur. Der Wirkungskreis der kleinen Schulen geht deutlich über den schulischen Bereich hinaus. Die Schule ist ein Forum für aktiv gelebte Schulpartnerschaft, gleichzeitig fördert sie die soziale Integration, wirkt identitätsstiftend und trägt wesentlich zum Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft bei.

 

Regional- und Schulentwicklung sind wesentliche Impulsgeber für die Regionen.“

 

Angeführt wird in der Ergebnis-Kurzfassung weiters, die Bedeutung von wohnortnahen Kleinschulen sei in Vorarlberg verstärkt wahrgenommen worden, bildungspolitisch sei die Vorarlberger Bildungslandschaft durch ein deutliches Bekenntnis zur wohnortnahen kleinen Schule geprägt.  

 

Die Bedeutung und die Entwicklungschancen von kleinen Schulen im alpinen Raum

sollten bei einem Projekt untersucht werden, das EU-Förderungen im Rahmen des Alpenraumprogramms 2014 bis 2020 erhalten könnte.

 

Die Volkspartei hat der Schulreform mit dem Argument und der Zusage zugestimmt, durch Pflichtschulcluster hätten mehrere Schulen nur einen Direktor und dadurch könnte man Kleinschulen erhalten. In Tirol beispielweise sind aber soeben elf Volksschulen aufgelassen oder stillgelegt worden.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Bildung folgende

 

Anfrage:

 

 

1.    Welche Bedeutung messen Sie den Kleinschulen bei?

2.    Welche Maßnahmen zur Erhaltung der Kleinschulen haben sie ergriffen bzw. werden Sie ergreifen?

3.    Wie viele Kleinschulen sind in den Jahren 2007 bis 2016 und heuer bundesweit geschlossen worden (mit der Bitte um Bekanntgabe, wie viele es in den einzelnen Bundesländern sind)?

4.    Wie viele Kleinschulen gibt es derzeit bundesweit noch (mit der Bitte um Bekanntgabe, wie viele es in den einzelnen Bundesländern noch sind)?

5.    Sollen weitere Kleinschulen geschlossen werden?

6.    Wenn  ja, welche? 

7.    Können Kleinschulstandorte durch Schulcluster abgesichert werden?

8.    Wenn ja, wie?

9.    Wenn nein,  warum nicht?