14126/J XXV. GP

Eingelangt am 11.10.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Christiane Brunner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Mikroplastik im Trinkwasser

BEGRÜNDUNG

 

Wir trinken Mikroplastik. Das deckte die britische Tageszeitung The Guardian kürzlich im Namen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts auf. In 83 Prozent aller Trinkwasserproben fanden die Wissenschaftler Mikroplastik. Die Proben stammten aus der ganzen Welt. Die höchste Kontaminierungsrate wurde in den USA mit 94 Prozent gefunden, gefolgt von Libanon und Indien. In Europa sind 72 Prozent der Trinkwasserproben mit Mikroplastik kontaminiert. Belastungen wurden nicht nur im Leitungswasser, sondern auch in Mineralwasser aus dem Supermarkt gefunden.

Eine erschreckende Entdeckung angesichts dessen, dass die Auswirkungen von Mikroplastik auf den Menschen unzureichend erforscht sind. Bekannt ist, dass sich Mikroplastik mit Giftstoffen verbindet, wodurch sich die Schädlichkeit vervielfacht. Effekte auf das Immunsystem sowie Entzündungsreaktionen sind derzeit nicht auszuschließen. Auswirkungen auf wildlebende Tiere sind belegt, warum sollte es bei Menschen anders sein? Eine Studie mit Miesmuscheln zeigte, dass die Aufnahme von Mikroplastik in den Zellen und Zellorganen zu schweren pathologischen Veränderungen führt.

Hauptquellen von Mikroplastik sind der Reifenabrieb auf Straßen, industrielle Pellets, synthetische Textilien, Gebäude- und Straßenfarben sowie Kosmetika. Mikroplastik kann aber auch durch die Zersetzung von Plastikmüll entstehen. Durch Windverwehung, Straßenabflüsse und mit dem Abwasser gelangt das Mikroplastik in das Abwasser und somit in den Wasserkreislauf. Bislang wurde das Vorkommen von Mikroplastik hauptsächlich in Flüssen und Meeren beobachtet. Im Vereinten Königreich wurde etwa in jedem dritten Fisch Mikroplastik gefunden. Mit dem Nachweis von Mikroplastik im Trinkwasser hat die Umweltverschmutzung eine neue Dimension erreicht. Wir trinken Mikroplastik.

Ein von uns beim Umweltbundesamt in Auftrag gegebener Test brachte erschreckende Ergebnisse. Mit einer normalen Waschmaschine wurden bei 30 Grad im Schonwaschgang 51mg Kunststoffpartikel aus 2,8kg synthetischer Kleidung herausgewaschen. Das sind 460.000 einzelne Kunststoffpartikel. Mit dem Abwasser landet dieses Mikroplastik in der Kanalisation. Von dort aus gelangt es in die Kläranlagen und je nach technischer Ausstattung der jeweiligen Anlage in die Flüsse und Meere.

Wir Grüne haben mehrmals versucht, das BMLFUW auf Mikroplastik aufmerksam zu machen und zum Handeln zu bewegen. 2014 wurde uns mitgeteilt, dass sich Österreich und die EU der Problematik bewusst seien. Ein „vorsorgeorientiertes Handeln“ sei ein Gebot der Stunde. „Hier ist insbesondere die Industrie gefordert.“, war damals Ihr Standpunkt. „Eine routinemäßige Überwachung von Plastik in den Gewässern gibt es nicht (weder in Fließgewässern noch in Seen und Grundwasser), da es weder auf EU-Ebene noch in nationalen Regelungen Grenzwerte für Plastikgehalte in Gewässern gibt.“, wurde uns mitgeteilt. Das ist bedenklich. Denn wir trinken Mikroplastik. Es geht um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger!

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wie viele Grundwasserkörper sind mit Mikroplastik belastet?

2)    Wie hoch ist die jeweilige Grundwasserbelastung mit Mikroplastik?

3)    Was sind die Ursachen und Quellen für die Grundwasserbelastung mit Mikroplastik?

4)    Wie sind die Gesundheitsauswirkungen von Mikroplastik im Trinkwasser?

5)    Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Gesundheitsschäden durch die Grundwasserbelastung mit Mikroplastik zu verhindern?

6)    Wie kann belastetes Grundwasser zu unbelastetem Trinkwasser aufbereitet werden?

7)    Wann ist damit zu rechnen, dass Trinkwasser wieder frei von Mikroplastik ist?

8)    Gibt es eine Strategie um gegen die Grundwasserbelastung mit Mikroplastik vorzugehen?

9)    Erarbeiten Sie anlässlich der neuen Erkenntnisse zur Grundwasserbelastung mit Mikroplastik eine Strategie zur Reduktion von Plastikmüll?

10) Wann ist damit zu rechnen, dass in Österreich Grenzwerte für Plastikemissionen vorliegen?

11) Welche Initiativen setzen Sie, um Mikroplastikemissionen zu reduzieren?

12) Welche Initiativen setzen Sie, um die Industrie zu einem Verzicht auf Mikroplastik und einen Umstieg auf biologisch abbaubare und ökologisch unbedenkliche Inhaltsstoffe zu bewegen?

13) Wie viele österreichische Abwasserbehandlungsanlagen können Mikroplastik vollständig aus Abwässern entfernen?

14) Wie viele österreichische Abwasserbehandlungsanlagen können Mikroplastik teilweise aus Abwässern entfernen?

15) Wie viele österreichische Abwasserbehandlungsanlagen können Mikroplastik nicht aus Abwässern entfernen?