286/KOMM XXV. GP
Kommuniqué
des Hypo-Untersuchungsausschusses
Veröffentlichung des wörtlichen Protokolls über die öffentliche Befragung der Auskunftsperson Mag. Andrea Dolleschall in der 60. Sitzung vom 2. März 2016
Der Hypo-Untersuchungsausschuss hat in seiner 70. Sitzung am 11. Mai 2016 einstimmig gemäß § 20 Abs. 1 Ziffer 1 Verfahrensordnung für parlamentarische Untersuchungsausschüsse beschlossen, das in der Beilage enthaltene wörtliche Protokoll der öffentlichen Befragung der Auskunftsperson Mag. Andrea Dolleschall zu veröffentlichen. Einwendungen oder Berichtigungen gemäß § 19 Abs. 3 VO-UA sind nicht eingelangt. Die Veröffentlichung erfolgt in sinngemäßer Anwendung von § 39 des Geschäftsordnungsgesetzes des Nationalrates als Kommuniqué im Internetangebot des Parlaments.
Wien, 2016 05 11
Gabriel Obernosterer Doris Bures
Schriftführer Vorsitzende
Hypo-Untersuchungsausschuss
Stenographisches Protokoll
60. Sitzung/medienöffentlicher Teil
Mittwoch, 2. März 2016
Gesamtdauer der 60. Sitzung
10.12 Uhr – 20.13 Uhr
Lokal VI
Befragung der Auskunftsperson Mag. Andrea Dolleschall
Vorsitzende Doris Bures: Damit gelangen wir zur Befragung der Auskunftsperson Mag. Andrea Dolleschall. Frau Mag. Dolleschall, Sie haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine Vertrauensperson mitzunehmen. Zu Ihrer Linken sitzt aber auch Herr Professor Binder, der als Verfahrensanwalt darüber zu wachen hat, dass Ihre Grund- und Persönlichkeitsrechte während der Befragung gewahrt werden; auch Herr Dr. Pilgermair, der als Verfahrensrichter die Rechtsbelehrung und die Erstbefragung vornehmen wird, wird darüber wachen.
Teilen Sie mir mit, wann immer Sie Fragen haben oder sich mit Herrn Professor Binder während der Befragung beraten wollen, und ich werde Ihnen diese Zeit auch zur Verfügung stellen. Wenn Dokumente und Unterlagen von Abgeordneten während der Befragung vorgelegt werden, können Sie sich die Zeit nehmen, um sich diese Dokumente anzusehen. Wenn Sie während der Befragung eine kurze Pause wünschen oder sonstige Fragen über den Ablauf haben, können Sie sich jederzeit an mich als Vorsitzende wenden, und ich werde Ihrem Wunsch, zum Beispiel jenem nach einer Pause, auch nachkommen.
In diesem Sinne steigen wir gleich in die Befragung ein, und ich erteile Herrn Dr. Pilgermair das Wort.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Guten Morgen, Frau Mag. Dolleschall! Sie haben Frau Mag. Höfler-Staudinger als Ihre Vertrauensperson beigezogen. Ich begrüße Sie beide und bitte Sie, sich vorerst die Richtigkeit der hier eingetragenen Personaldaten anzuschauen. Stimmt das so? (Die Auskunftsperson und die Vertrauensperson bestätigen die Richtigkeit der Daten.) – Ja.
Frau Mag. Dolleschall, Sie wurden bereits anlässlich der Ihnen zugekommenen schriftlichen Ladung für die heutige Sitzung in allen Details über Ihre Rechte und Pflichten als Auskunftsperson sowie über den Ablauf der Befragung hier im Untersuchungsausschuss in Kenntnis gesetzt. In dieser Belehrung waren auch die möglichen Aussageverweigerungsgründe im Einzelnen angeführt. Sollte einer dieser Gründe bei einer Frage, die an Sie gerichtet wird, vorliegen, dann ersuche ich Sie, darauf hinzuweisen. Es kann nämlich kein genereller Aussageverweigerungsgrund geltend gemacht werden.
Auskunftspersonen haben das Recht, bei Vorliegen der entsprechenden Umstände den Ausschluss der Öffentlichkeit zu beantragen sowie Beweisstücke und Stellungnahmen vorzulegen und deren Veröffentlichung oder Klassifizierung zu beantragen.
Der folgende Teil der Belehrung gilt sowohl für die Auskunftsperson als auch für die Vertrauensperson: Auskunftspersonen haben die Pflicht, wahrheitsgemäß und vollständig auszusagen. Eine vorsätzlich falsche Aussage vor dem Untersuchungsausschuss kann, so wie die Fälschung eines Beweismittels oder der Gebrauch eines falschen oder verfälschten Beweismittels, nach dem Strafgesetzbuch vom Strafgericht mit Freiheitsstrafe geahndet werden.
Dem Untersuchungsausschuss vorgelegte Akten und Unterlagen dürfen nicht veröffentlicht werden. Jede Person, die nach dem Informationsordnungsgesetz Zugang zu klassifizierten Informationen erhalten hat, ist zur Verschwiegenheit über diese Informationen verpflichtet, und zwar auch noch nach Beendigung der Befragung und der Tätigkeit dieses Untersuchungsausschusses. Solche Informationen dürfen auch keinesfalls an unbefugte Personen weitergegeben werden. Wenn Ihnen im Rahmen der Befragung klassifizierte Unterlagen vorgelegt werden – und das wird der Fall sein –, erkennen Sie diese am entsprechenden Aufdruck. Ich bitte Sie, nach der Sitzung nicht versehentlich eine dieser Unterlagen mitzunehmen. Von klassifizierten Dokumenten dürfen auch keine Fotos, Auszüge oder Notizen angefertigt werden.
Frau Mag. Dolleschall, haben Sie Fragen zu dieser Rechtsbelehrung? (Auskunftsperson Dolleschall: Nein!)
Sie können solche Fragen aber auch jederzeit während der Befragung stellen, worauf Sie auch schon die Frau Vorsitzende hingewiesen hat. Gründe für den Ausschluss der beigezogenen Vertrauensperson, Rechtsanwältin Mag. Claudia Höfler-Staudinger, gemäß § 46 Abs. 4 der Verfahrensordnung sind mir nicht bekannt.
Ich ersuche die anwesenden Mitglieder des Ausschusses, mitzuteilen, ob gegen die Beiziehung dieser Vertrauensperson Einspruch erhoben wird. – Das ist nicht der Fall.
Als Vertrauensperson ist Ihre Aufgabe die Beratung der Auskunftsperson, Frau Mag. Höfler-Staudinger, Sie dürfen jedoch keine Erklärungen vor dem Untersuchungsausschuss abgeben und auch nicht anstelle der Auskunftsperson antworten.
Bei Verletzungen der Verfahrensordnung oder Eingriffen in die Grund- oder Persönlichkeitsrechte der Auskunftsperson können Sie sich unmittelbar an mich oder auch an den Herrn Verfahrensanwalt wenden. Haben Sie dazu noch Fragen? (Die Vertrauensperson verneint dies.)
Dann kann ich Sie, Frau Mag. Dolleschall, schon abschließend auf das allen Auskunftspersonen zustehende Recht hinweisen, vorweg eine einleitende Stellungnahme abzugeben, die bis zu 20 Minuten dauern kann. Wollen Sie von diesem Recht Gebrauch machen? (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, möchte ich gerne!) – Dann bitte ich Sie um Ihre Stellungnahme.
Mag. Andrea Dolleschall: Sehr geehrter Ausschuss! Sehr geehrte Damen und Herren! Einleitend möchte ich Ihnen kurz meinen beruflichen Werdegang in der Hypo Alpe-Adria International schildern und Ihnen auch einen Einblick in meinen damaligen Bereich, das Group Accounting geben.
Meine Kenntnisse über den Untersuchungsausschuss habe ich natürlich nur aus der medialen Berichterstattung. Ich nehme daher an, dass der Grund für meine Ladung auf die Aussage meines Nachfolgers zurückzuführen ist. Aus diesem Grund – und weil ich als einfacher Staatsbürger in meinem Eingangsstatement keine Erklärung zur politischen Verantwortung abgeben kann – sehe ich mich veranlasst, eine ganz persönliche Stellungnahme abzugeben.
Ich trat mit 1.12.2004 in die Hypo Alpe-Adria-Bank International als Leiterin des Group Accounting ein. Diese Funktion war zu diesem Zeitpunkt bereits unbesetzt. Meine Vorgängerin lernte ich nie kennen, da sie bereits ausgeschieden war.
Die Abteilung bestand aus drei Mitarbeitern, die zwei Ressorts zugeteilt waren, nämlich dem Ressort Einzelabschluss und dem Ressort Konzernabschluss.
Rund ein Monat nach mir trat ein neuer Mitarbeiter als Verantwortlicher für das Ressort Konzernabschluss ein. Dieser Mitarbeiter wurde nach meinem Ausscheiden aus der HBInt mein Nachfolger. Dieser neue Mitarbeiter übernahm von einer scheidenden Mitarbeiterin das Ressort Konzernabschluss, wobei sie mehrere Wochen parallel im Ressort tätig waren.
Im Zuge dieser Übergabe trat er mit der Vermutung an mich heran, dass die scheidende Mitarbeiterin außerhalb der Arbeitszeiten Daten vernichten würde. Zum Ausschluss jeglichen Risikos wurde von mir zur damaligen Zeit ein Sicherheitsmitarbeiter abgestellt, der außerhalb der Betriebszeiten die Büroräumlichkeiten überwachte. Die Vermutung erwies sich als haltlos.
Meine Hauptaufgabe im Frühjahr 2005 bestand darin, alle nötigen Schritte zu setzen, um den Konzern auf IFRS umzustellen. Hiefür wurden weitere Mitarbeiter eingestellt, sowie ein drittes Ressort – Steuern – implementiert.
Nach dem Testatwiderruf im März 2006 arbeitete ich über zwei Monate in einer Arbeitsgruppe – genannt Derivate –, welche aus externen Bankexperten bestand. Diese Arbeitsgruppe nahm die rechtliche und wirtschaftliche Beurteilung der Swaps auf Basis der vom Treasury zwischenzeitig übermittelten Unterlagen vor.
Darauf aufbauend wurden die verschiedenen vertretbaren Bilanzierungsvarianten – glaublich sechs Möglichkeiten – erarbeitet und den Wirtschaftsprüfern zur Festlegung der anzuwendenden Variante vorgelegt.
Nach Auswahl der anzuwendenden Bilanzierungsvariante durch die Wirtschaftsprüfer wurde zirka im Juni 2006 der Einzelabschluss 2005 fertiggestellt. Der Ressortleiter Konzernabschluss übernahm währenddessen das Tagesgeschäft und führte die Konsolidierung durch.
Als Folge des Widerrufs wurde von Group Accounting zur Beurteilung von Derivaten sowie weiterer Finanzinstrumente ein externer Bankexperte beauftragt. Dieser nahm die Beurteilung der Anfragen des Treasury auf Basis der von Treasury vorgelegten Informationen vor. Bis zu meinem Ausscheiden wurde diese Vorgangsweise beibehalten.
An dieser Stelle ist auch festzuhalten, dass im Group Accounting keine Originalunterlagen von Urkunden, die verarbeitet wurden oder werden, vorlagen. Originale der Unterlagen wie Kredite, Derivate, Finanzinstrumente oder Verträge befanden sich in der jeweiligen Fachabteilung. Group Accounting arbeitete mit Kopien erhaltener Unterlagen, wobei im gewöhnlichen Geschäftsleben Group Accounting die Schnittstelle zwischen externen Prüforganen – wie Wirtschaftsprüfer oder OeNB – und internen Fachabteilungen darstellt. Daher koordinierte Group Accounting die Weiterleitung der von den Fachabteilungen aufbereiteten Kopien unzähliger Unterlagen an die Prüforgane.
Aufgrund der über ein Jahr anhaltenden Prüfungstätigkeiten und der Aufbereitung von Due Diligences sind Kopien en masse angefallen. Bis zu meinem Ausscheiden waren meine Mitarbeiter angewiesen, derartige nicht mehr benötigte Unterlagen ordnungsgemäß zu entsorgen, nämlich zu schreddern. Heute kann ich natürlich nicht mehr sagen, wer was wann wo geschreddert hat. Eines kann ich jedoch mit Sicherheit sagen: Dass es nicht zu meinem damaligen Aufgabenbereich gehörte und auch nicht zu meinem derzeitigen Aufgabenbereich gehört, zu schreddern, ich auch nie geschreddert habe und auch derzeit nicht schreddere.
Hätte man damals, als angeblich Müllsäcke geschredderten Papiers bereitstanden, die jeweiligen Mitarbeiter, die mit dieser Aufgabe befasst waren, gefragt, hätte sich ganz einfach klären lassen, um welche Kopien es sich dabei handelt. Ich nehme an, wir hätten uns auf diese Weise auch den heutigen Tag ersparen können, aber ich stehe gerne für Ihre weiteren oder sonstigen Fragen zur Verfügung. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Danke schön für Ihre einleitende Stellungnahme. Dann kommen wir auch schon zur Erstbefragung.
Wann und von wem haben Sie von den Swapverlusten Kenntnis erlangt?
Mag. Andrea Dolleschall: Die Swapverluste, um die es hier geht oder die auch strafrechtlich bereits abgearbeitet wurden, habe ich ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Vielleicht rücken Sie das Mikro näher! Oder wenden Sie sich zum Mikro! (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, ich sitze ein bisschen zu weit weg! So ist es jetzt besser! Ich werde mein Bestes tun!)
Mag. Andrea Dolleschall: Swapverluste: Im Frühjahr 2006 hat es im Zuge der Jahresabschlussprüfung zum 31.12.2005 das erste Mal Diskussionen mit Wirtschaftsprüfern betreffend die Erstellung des Jahresabschlusses gegeben.
Ich habe von der Thematik Swap das erste Mal in vollem Ausmaß zum Zeitpunkt des Widerrufs Kenntnis erlangt; zuvor habe ich nur Diskussionen zwischen Wirtschaftsprüfern, Vorstand und Treasury mitbekommen.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Wann waren diese Diskussionen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube – wenn ich mich recht erinnere, das ist jetzt 10 Jahre her –, dass der Widerruf Ende März war, und ich kann mich erinnern, dass es ab Ende Februar/März Diskussionen – es hat damals zwei Wirtschaftsprüfer gegeben – gegeben hat, wo eben Treasury ... Wir waren koordinierend tätig, also die Fragen sind zu uns gekommen, wir haben die Fragen an Treasury weitergeleitet und eventuelle Unterlagen, die wir von Treasury bekommen haben, an die Wirtschaftsprüfer übergeben. Ich kann mich im Detail nicht mehr erinnern, aber ich glaube, es hat da das eine oder andere Gespräch gegeben, ich weiß nur nicht mehr genau, wann; das ist zu lange her.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Haben Sie aus Ihrer Funktion Kenntnis, wer die dann aufgedeckte Bilanzierung der Swapverluste vorgenommen hat und wer sie angeordnet hat?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen die Aufdeckung?
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Ja.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann Ihnen jetzt wirklich nur mehr sagen, was ich in Erinnerung habe, was ich damals mitbekommen habe. Es hat eine Vorstandssitzung gegeben – ich weiß aber nicht mehr, wann die war –, da hat glaube ich ..., also ich sage jetzt: Kulterer war dabei; ich glaube, CONFIDA war dabei; ich bin mir nicht sicher, ob jemand von Deloitte dabei war. Da hat es zum Thema Nettozinsertrag Fragen seitens des Wirtschaftsprüfers gegeben, und da sind auch Belege beziehungsweise Informationen eingeholt worden.
Es hat eine Sitzung gegeben, an die kann ich mich noch erinnern, aber halt nicht mehr, was im Detail besprochen worden ist; und danach ist das eine laufende Diskussion gewesen. Die Wirtschaftsprüfer haben diesen Nettozinsertrag plausibilisiert und haben dann, glaube ich, auch die eine oder andere Frage – ich weiß nicht, ob alles in meinem Beisein war –, aber immer wieder mit Treasury und mit Vorstand diskutiert. Das müsste im Zeitraum Februar/März gewesen sein. (Verfahrensrichter Pilgermair: Februar/März?) – Ich sage einmal: Ende Februar, März, bis zum Widerruf, ja.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Wie hat sich denn das auf die Frage des Börsengangs ausgewirkt?
Mag. Andrea Dolleschall: Der Widerruf? – Da ich damals eingestellt worden bin, um die IFRS-Umstellung zu machen, und das auch das Hauptmotiv war, in diesen Job einzutreten ... Also zum damaligen Zeitpunkt, zum Zeitpunkt des Widerrufs, war, glaube ich, dieser Börsengang nicht thematisiert oder noch nicht ganz klar thematisiert, wo es hingehen soll; aber es war natürlich meine Aufgabe, IFRS umzustellen. Inwieweit der Börsengang genau durchgeplant war, kann ich jetzt nicht mehr sagen, aber es war das Ziel, den Konzern so herzurichten, dass in Zukunft aufgrund der internationalen Rechnungslegung diese Voraussetzungen gegeben sind; aber zeitlich weiß ich nicht mehr, ob das jetzt ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Wie war denn Ihr Kontakt zu Vorstandschef Kulterer?
Mag. Andrea Dolleschall: Dr. Kulterer habe ich vielleicht ein bis zwei Mal pro Monat gesehen. Ich habe mit ihm sämtliche IFRS-Themen durchgesprochen, habe ihm gezeigt, welche Auswirkungen das auf Ergebnisrechnungen hat, und ansonsten ist sehr viel ... Also Vorstandssitzungen, da wurde ich nicht regelmäßig beigezogen. Es war anlassfallbezogen; aber ich habe mit ihm ein professionelles Arbeitsverhältnis gehabt, bis zum Widerruf der Swaps. (Verfahrensrichter Pilgermair: Bis zum Widerruf?) – Ja, bis zum Widerruf der Swaps.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Und dann?
Mag. Andrea Dolleschall: Na ja, ich möchte da jetzt nicht emotional oder unprofessionell werden, aber wenn Sie als Bilanzierende tätig sind und dann draufkommen, dass Sie nicht alle Informationen gehabt haben und seit kurzer Zeit dabei sind, dann ist das ... Das war für mich damals ein gewaltiger Schock, und ich habe damals auch beschlossen, die Bank zu verlassen.
Ich bin deswegen bei der Bank geblieben, weil ich wissen wollte, was da wirklich passiert ist, und weil ich Sorge hatte, dass man jemanden wie mich, der Schritt für Schritt ... Also nicht falsch verstehen, ich möchte da nicht jammern, aber man hat das Gefühl gehabt, es passt etwas nicht, und ich wollte es aufklären, nicht, dass da irgendjemand hinter meinem Rücken noch irgendwelche Fallstricke bastelt. (Verfahrensrichter Pilgermair: Ja!) Ich bin nicht paranoid, es ist nur ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Es war Ihnen ein Anliegen, nicht gebraucht zu werden.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja. Aber ich habe mich zum Zeitpunkt des Widerrufs entschieden, die Bank so schnell wie möglich zu verlassen, und bin – man sieht das dann eh – ein Jahr später ausgeschieden.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Und was waren die Erkenntnisse Ihrer Aufklärungsbemühungen?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen die Abarbeitungen bei den Swaps? – Pfff, also ich weiß jetzt nicht mehr, wie viele Leute in der Expertengruppe waren; ich glaube, es war unterschiedlich, sechs bis zehn. Was man erkannt hat, ist ... Also ich zumindest bin immer davon ausgegangen, dass es sich um Zinsswaps handelt, das heißt, wenn man einfach laufende Zinszahlungen tauscht; und nachdem wir dann diese Einzeltickets vom Treasury erhalten haben ... Das wurde damals angefordert, im Detail, alle Originalunterlagen, und die Arbeitsgruppe hat dann wirklich mehrere Wochen benötigt, um diese Komplexität dieser Struktur zu verstehen, denn – wenn ich mich recht erinnere; es ist jetzt schwierig, das zu sagen – es war bei diesen Zinsswaps eine Währungskomponente eingebettet, glaube ich, die dann schlussendlich diesen Verlust schlagend gemacht hat.
Meine Abteilung verbucht keine Swaps. Die Swaps werden im Treasury abgeschlossen, und das Treasury-Backoffice – das ist diese nachgelagerte Nebenbuchabteilung für die Swaps – hat das verbucht; und wenn die das als Zinsswaps einstellen, hat man keine Chance, diese Struktur zu erkennen. Also meine Erkenntnis war, dass es sich um spekulative eingebaute Elemente gehandelt hat.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Und wer hat diese Einbuchung, diese konkrete Vorgangsweise veranlasst?
Mag. Andrea Dolleschall: Da ich im Dezember 2004 zur Bank gekommen bin und das in den Vormonaten passiert ist, was ich vom zeitlichen Ablauf her in Erinnerung habe, weiß ich nicht, wer das dann im Konkreten veranlasst hat.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Wer kommt infrage, so etwas anzuordnen? Das machen ja nicht die Organe, die buchen selbst – oder doch?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube nicht, dass ein Mitarbeiter im Treasury-Backoffice das für sich entschieden hat ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Das meine ich wohl auch. Wer kommt denn dann in Betracht?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich glaube, dass es dann vom Vorstand gekommen ist, und in dem Fall muss es von Dr. Kulterer gekommen sein. Dabei war ich nicht, das ist jetzt eine Spekulation; ich möchte ungern Spekulationen abgeben.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Haben Sie in diesen drei Jahren des Group Accountings mit Organen des Bundes zu tun gehabt? (Auskunftsperson Dolleschall: Organe des Bundes?) – Finanzmarktaufsicht, zum Beispiel, Nationalbank.
Mag. Andrea Dolleschall: OeNB! Nach dem Widerruf der Bilanz, nach der Fertigerstellung der Bilanz ist ja die Bank über ein Jahr bis zu meinem Ausscheiden ..., also nicht durchgehend geprüft worden, aber ich kann mich nicht an eine Woche erinnern, in der wir keine Prüfer im Haus hatten. Das war unglaublich. Es waren Wirtschaftsprüfer im Haus, die haben die Einzel..., also die Halbjahresbilanz geprüft. Die OeNB, glaube ich, war im Juli, August, September – ich kann es nicht mehr genau sagen – bei uns; die hat dann Finanzierungsstrukturen angeschaut und sonstige Themen. Da gibt es aber einen OeNB-Bericht, das weiß ich jetzt auch nicht mehr im Detail. Also ich habe mit OeNB und FMA ..., also FMA ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Nach 2007 waren Sie dann noch ein Jahr in der KLH?
Mag. Andrea Dolleschall: Genau. Das kann ich Ihnen auch ganz offen sagen, warum: weil ich Sorge hatte, oder weil ich einfach in Kärnten das Thema erledigen wollte, weil ich natürlich annahm, aufgrund meiner Befragung über Gericht oder Staatsanwaltschaft, dass es bei den Swaps zu einem Verfahren kommt, und ich wollte das abschließen. Ich wollte das Thema abschließen und dann unbelastet in meine weitere berufliche Zukunft gehen.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Konnten Sie es für sich abschließen?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, denn ich bin dann, wie ich gegangen bin ... Ich habe immer gewusst, was ich wusste, und selbst wenn man weiß, dass man sich nichts vorzuwerfen hat, darf man ja nicht vergessen, dass ich aus der Bank ausgeschieden bin. Es hat dann keinen Kontakt mehr zu Kulterer, zu Mitarbeitern gegeben, nicht, weil ich da jetzt verärgert war, sondern einfach, weil ich gesagt habe, ich mache da jetzt den Schlussstrich – und dadurch habe ich mich natürlich sehr angreifbar gemacht.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Was hat sich für Sie, nachdem Sie den Schlussstrich gezogen haben, für ein Gesamtbild von der Vorgangsweise des Vorstands ergeben?
Mag. Andrea Dolleschall: Für mich, auf Basis der jetzigen Informationen und im Hinblick darauf, was in der Zeitabfolge passiert ist ... Bei Spekulationen tue ich mich schwer, aber mein damaliges Gesamtbild war, dass man ...
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Ich meine auch nur Ihr damaliges Bild (Auskunftsperson Dolleschall: Ach so, okay!), nicht, was Sie dazu gelesen oder gehört haben.
Mag. Andrea Dolleschall: Also mein damaliges Gesamtbild war, dass man die Swapverluste durch die Einstellung eines neuen Group Accounters an mir vorbei verheimlicht hat. Ein Mitarbeiter, der im Dezember 2004 in die Bank kommt, hat keine Chance, das in den ersten drei bis sechs Monaten nur annähernd zu wissen. (Verfahrensrichter Pilgermair: Dass das ein Schachzug war!) – Ja. Und das ist für mich natürlich ... Ich bin nicht verbittert, ich habe kein Thema damit, aber (Verfahrensrichter Pilgermair: Aber Sie sind gebraucht worden!) das tut schon ..., das trifft einen schon, und vor allem dann diese Thematik im Swapverfahren.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Sie haben das Thema Schreddern selbst angesprochen (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!), der Vorgang an sich ist noch wertneutral. Sie haben gesagt, dass laufend Kopien geschreddert worden sind.
Mag. Andrea Dolleschall: Es sind laufend ... Was ist passiert? – Wir haben ja alle ... Group Accounting verarbeitet Informationen und Unterlagen. Wir führen das ERP-System der Bank, das heißt, wir ... Die Nebenbuchhaltungen, wie Backoffice, erfassen den Swap, die Unterlagen sind im Treasury-Backoffice; Group Accounting macht dann Plausibilitätskontrollen und diese Checks, wie es in unserem Aufgabenbereich war.
Das Schreddern war insofern ein absolut normaler Vorgang, als ich ja sehr viele Kopien und Ausdrucke bei mir gehabt habe. Ich habe damals im Bereich zwei AssistentInnen gehabt, die zum Beispiel ...; wenn ich lediglich meine 200 E-Mails mit Anhang pro Tag ausgedruckt bekommen habe, war das so ein Papierberg, und es war für mich selbstverständlich, die Unterlagen nicht so in den Papierkorb zu geben. Da sind Zahlen drinnen gestanden, da sind Konzerninterna drinnen gestanden, ohne dass es topsecret gewesen wäre, aber ich habe das so gelernt, dass man diese Unterlagen ordnungsgemäß entsorgt. Es sind in meinem Bereich laufend auf meine Anweisung hin diese Art von Unterlagen geschreddert worden.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Nur noch einmal zur zusammenfassenden Klärung: Sie haben also selbst nicht geschreddert, haben es aber veranlasst. Sind tatsächlich nur Kopien geschreddert worden oder auch Originale?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe nicht, also das Veranlassen ... Meine Ausdrucke, meine Kopien, meine Unterlagen, die sich im Mailaccount beziehungsweise im Banksystem befinden oder die wir durch Kopien weitergegeben haben, die wurden, nachdem sie nicht mehr benötigt wurden, damals geschreddert. Originalunterlagen haben wir im Group Accounting ... Ich kann mich nicht an eine Originalunterlage in Form eines Vertrages oder eines Kredites oder eines Swaps erinnern, die wir bei uns gehabt hätten.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Wie erklären Sie sich, dass dann aufgekommen ist, Sie hätten am Ende selbst erheblich geschreddert?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kenne das Foto nicht. Ich weiß, dass da angeblich Müllsäcke herumgestanden sind. Ich glaube, also es tut ... Ich möchte da jetzt nicht persönlich gegenüber meinem Vorgänger werden ..., also ich weiß nicht, ich tue mir da wirklich schwer, also ich weiß es nicht.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Sie haben damit nichts zu tun?
Mag. Andrea Dolleschall: Genau. Also ich möchte nicht in das Niveau verfallen, in das er quasi verfallen ist.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Dann nur mehr kurz: Hatten Sie Einblick in die Due Diligence, die für die Bayern gemacht wurde?
Mag. Andrea Dolleschall: Da muss ich jetzt fragen – wegen der Entbindung –, ob ich zu dem Aktienverkauf etwas sagen darf. Ich muss mich nur erkundigen. (Die Auskunftsperson berät sich mit dem Verfahrensanwalt und der Vertrauensperson.)
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Ja, ja, das passt schon, ich sehe. Ich habe keine Bedenken bei der Art der Frage, die ich gestellt habe, aber es ist gut nachvollziehbar, dass Sie sich vergewissern wollen.
Mag. Andrea Dolleschall: Sonst steht: Auskunftsperson verstößt gegen ...! – Ich weiß nicht was, ja. (Verfahrensrichter Pilgermair: Ja, ja!) Also bei Due Diligence ist für mich jetzt die Frage, welche Sie ansprechen, denn es hat mehrere gegeben.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Welche denn?
Mag. Andrea Dolleschall: Aus der Erinnerung gesprochen ist im zweiten Halbjahr 2006 ein Datenraum für die Kapitalerhöhung von Berlin & Co bestückt worden. Ja, das hat, ich glaube, Oktober, November, Dezember 2006 stattgefunden. Ich glaube auch, dass ein Teil der Kapitalerhöhung noch im Jahresabschluss 2006 verbucht worden ist, deswegen kann ich mich daran anscheinend erinnern. Und im Frühjahr dann, ich glaube, ab März, hat das dann ... Also dieser Datenraum ist bestückt worden, da hat es Stücklisten gegeben, die von externen Beratern mit einem Team abgestimmt worden sind, und ich habe da auch wieder diese koordinierende Aufgabe gehabt. Das heißt, wir haben die Unterlagen durchgeschaut, haben gesagt: Okay, was haben wir bei uns im System und was kommt aus den Fachbereichen?
Also es ist zum Beispiel sehr viel aus den Kreditbereichen eingeliefert worden. Das haben aber dann die Kollegen direkt mit den Listen abgestimmt. Treasury hat sehr viel – also auch keine Originale, sondern Kopien – in den Datenraum eingeliefert, und wir haben das koordiniert. Ich kann mich an diese zwei Datenräume erinnern.
Es hat eine Erstanforderung gegeben, dann hat es immer wieder Meetings mit unterschiedlichen Fachabteilungen gegeben. Je nachdem, wie das dann abgestimmt worden ist, haben wir den Auftrag bekommen, das entweder in Kopie anzufordern und einzustellen, oder sonst hat es teilweise auch die Fachabteilung gemacht.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Also da waren Sie mit dem technischen Einstellen beschäftigt und mit dem Koordinieren, aber nicht mit dem Verwerten?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war die Administrative, so, wie ich vorhin gesagt habe, dass Wirtschaftsprüfer, OeNB ... Ich kenne es auch von allen anderen Firmen, dass die Anlaufstelle immer das Konzern- oder das Rechnungswesen ist.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Danke für Ihre Antworten im Rahmen der Erstbefragung.
*****
Vorsitzende Doris Bures: Danke vielmals, Herr Dr. Pilgermair. Danke vielmals auch für die einleitende Stellungnahme.
Damit kommen wir zur Befragung.
Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Angerer. – Bitte.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Frau Mag. Dolleschall, der Herr Verfahrensrichter hat jetzt eigentlich schon die wesentlichen Punkte angesprochen. Die große Bekanntheit Ihrer Abteilung hier im Untersuchungsausschuss haben Sie mit dem Schreddern von Daten oder von Informationen erlangt, das ist leider so. Die Inhalte sind nicht so groß diskutiert worden, natürlich auch das Thema Swapverluste, aber ich glaube, es ist auch neun Monate lang und breit darüber diskutiert worden, da werden wir auch nicht viel Neues erfahren – außer Sie wollen uns dazu unbedingt etwas erzählen, dann werden wir Sie nicht daran hindern.
Aber jetzt noch einmal zu dem Thema Schreddern, damit wir es vielleicht abschließen können: Sie haben heute in Ihrem Eingangsstatement erwähnt, dass Ihre Vorgängerin nicht mehr da war, als Sie die Position besetzt haben, und Ihr Nachfolger gesagt hat, es hat keine ordentliche Übergabe Ihrer Position gegeben. Das Schreddern, das noch im Raum steht, lässt natürlich hier Verschwörungstheorien aufkommen, dass hier Unterlagen vernichtet worden sind, die vielleicht brisant wären, die uns etwas verheimlichen wollen und so weiter.
Also mich würde jetzt erstens noch einmal interessieren, wie diese Übernahmen und Übergaben Ihrer Abteilung vonstattengegangen sind, und zweitens das Thema Aktenschreddern. Sie haben es zwar auch schon angesprochen, dass das ausschließlich Kopien waren, aber können Sie sagen, dass Sie aufgrund Ihrer Wahrnehmungen dazu ausschließen können, dass es wirklich Originale waren und dass diese Dokumente in irgendeiner Form in der Bank noch verfügbar sein müssen – sowohl die, die Sie persönlich haben oder gehabt haben, als auch die Ihrer Mitarbeiter? Das wären meine ersten beiden Fragen.
Mag. Andrea Dolleschall: Dann gehen wir einmal zum Thema Übergabe; Sie haben gesehen, ich habe leicht geschmunzelt, und zwar deswegen: Mit dem Ausspruch meiner Kündigung bin ich in kein konkretes Projekt in der Bank mehr eingebunden worden. Der Herr Holzer hat damals – ich habe, glaube ich, im März oder April gekündigt, ich habe eine Kündigungsfrist von, glaube ich, drei Monaten gehabt – schon ... Also es hat drei Ressorts gegeben: Einzelabschluss, Konzern, Steuern. Der Konzernabschluss 2006 ist natürlich unter meiner Verantwortung – um das geht es nicht –, aber unter der operativen Führung des Herrn Kollegen Nachfolger abgewickelt worden.
Der Einzelabschluss 2006 ist ja eng mit dem Konzernabschluss gekoppelt, also das heißt, der Jahresabschluss mit den durchgehenden Prüfungstätigkeiten über ein Jahr hat dazu geführt, dass alle Informationen bereits zum Ausspruch meiner Kündigung entweder direkt bei meinem Nachfolger waren oder sich in Form von Serverunterlagen im Banksystem oder wo auch immer befunden haben. Ich schmunzle noch immer bei dem Thema Übergabe, weil ich eben ab dem Zeitpunkt meines Ausspruchs keine weiteren Informationen mehr erhalten habe.
Ich schmunzle darüber, denn als ich zur Bank gekommen bin, habe ich leider Gottes nicht einmal mehr die Möglichkeit gehabt, irgendjemanden irgendetwas zu fragen. Da kann man jetzt auch mutmaßen, ja, das haben wir schon kurz angesprochen. Aber glauben Sie mir: Wenn Sie nicht eingebunden sind, können Sie auch nichts mehr übergeben, und der Jahresabschluss war bereits erledigt. Das ist meine ganz einfache Antwort.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Ist das üblich in der Bank, dass jemand, der die Bank verlässt, dann sofort von sämtlichen Informationen abgeschnitten wird? – Das ist das eine, was ich jetzt noch als Nachfrage hätte. Und das Zweite: Können Sie sich irgendwie erklären, warum der Herr Holzer diese Behauptungen aufstellt, die bei uns eigentlich diese Vermutungen, die es halt gibt, entstehen lassen?
Mag. Andrea Dolleschall: Also, wie gesagt, ich möchte weder unprofessionell noch persönlich sein, und ich tue mir auch mit Spekulationen schwer. Ich glaube, die Antwort ist eine ganz einfache: Der Herr Holzer ist immer in der zweiten Reihe gestanden, und hätte ich die Bank nicht verlassen, wäre er wahrscheinlich niemals in diese Funktion gekommen. Ich weiß nicht, ob es Neid, Missgunst oder sonst etwas ist, aber ich habe mich damit auch nicht näher auseinandergesetzt. Der Herr Holzer hat sehr viel gearbeitet. Er hat den Konzernabschluss gut gemanagt. Ich kann Ihnen dazu wirklich nichts sagen.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Gut, also um für mich das Thema Aktenschreddern abzuschließen, halte ich fest, dass Sie ausschließen können, dass hier Originale geschreddert worden sind, die in der Bank und sonstigen Positionen nicht mehr ... (Auskunftsperson Dolleschall: Solange ich dort war, bis zu meinem Ausscheiden!) – Was Sie wahrnehmen, wir können Sie ja nichts anderes fragen. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau, genau!)
Das zweite Thema hat der Herr Verfahrensrichter auch schon angesprochen, das ist das Thema Einstieg Berlin 2006. Davor gab es natürlich noch dieses Thema mit den Swapverlusten. Zu den Swapverlusten vielleicht nur noch als ergänzende Frage: Da hat es ja einen ziemlichen Schlagabtausch mit der FMA gegeben. (Auskunftsperson Dolleschall: Mit der FMA? Okay!) Haben Sie dazu irgendwelche Wahrnehmungen, was da passiert ist?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war natürlich bei einigen Gesprächen und Besprechungen dabei, aber mit FMA Schlagabtausch – kann ich mich nicht erinnern. Das dürfte ausschließlich über den Vorstand passiert sein.
Ich kann mich nur erinnern, dass wir nach dem Widerruf – ich glaube, es war ein Freitag oder ein Samstag – nach Wien geflogen sind. Und ich weiß nicht, ob damals die FMA dabei war – wer da dabei war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern –, aber da hatten wir eine Statistenrolle. Da wurde nicht mit uns gesprochen. Ich glaube, das ist damals auf Veranlassung Kulterers passiert, dass man eventuell im Nachhinein den Kontakt mit der FMA gesucht hat, um Schadensbegrenzung zu machen. Ich weiß aber nicht mehr, wer da dabei war. Ich kann mich nur erinnern – es gibt so gewisse Ereignisse, die nach zehn Jahren noch in Erinnerung sind, und eines ist natürlich der Widerruf und das Zweite ist dieser Flug, der ein, zwei Tage danach stattgefunden hat. Und da war Kulterer dabei, ja.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Das zeigt sich auch in unserer Aktenlage, dass das offensichtlich auf Vorstandsebene passiert ist, dass da entsprechendes Lobbying passiert ist gegen die FMA. Aber Sie waren dann eben nur als betroffene oder am Rande betroffene Abteilung mit dabei?
Mag. Andrea Dolleschall: Als abarbeitende Abteilung, ja. Aber nicht als ...
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Abarbeitende Abteilung, weil Sie das jetzt so erwähnen: Der Herr Holzer hat ja bei seiner Befragung dann auch eigentlich die Rolle der Abteilung relativiert und – ich sage einmal unter Anführungszeichen – „heruntergespielt“, dass Sie eigentlich nur die Aufgabe haben, grob gesagt, Daten zu sammeln, diese zu bekommen und entsprechend zu verbuchen in Ihrer Abteilung.
Mag. Andrea Dolleschall: Ah, Sie meinen die Konsolidierungs-Packages, oder? (Abg. Angerer: Genau!) Ja, das war das Hauptaufgabengebiet vom Herrn Holzer.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Okay. Aber Ihres ging schon darüber hinaus, oder?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe das im Eingangsstatement, glaube ich, einfach zu erklären versucht. Ein Konzernrechnungswesen hat die Aufgabe, zu konsolidieren auf Basis von Einzelabschlüssen. Diese Einzelabschlüsse werden erstellt – da gibt es Konzernrichtlinien, es hat Accounting Rules and Principles gegeben. Und die Einzelabschlüsse aller Töchterbanken, wie zum Beispiel in Kroatien, die sind natürlich auch lokal geprüft worden. Das heißt ...
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Von wem lokal geprüft worden? Von Ihrer Abteilung, oder ...?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, nein, meine Abteilung hat ... Was haben wir gemacht? Wir haben gewisse Regelungen vorgegeben, diese ganz normalen Bilanzierungsvorschriften ...
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Also entsprechende Konzernlinien vorgegeben und dann konsolidiert? (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!)
Nur – das wäre vielleicht schon interessant –: Die Prüfungen, die Sie jetzt noch einmal erwähnt haben, diese Einzelergebnisse, die aus den Töchtern und ja auch aus anderen Ländern gekommen sind, wurden die hier noch einmal von Wirtschaftsprüfern – oder von wem? – kontrolliert?
Mag. Andrea Dolleschall: Also wenn ich mich recht erinnere, dann sind die Einzelabschlüsse von den jeweiligen lokalen Prüfungsgesellschaften geprüft worden – also CONFIDA, Deloitte. (Abg. Angerer: Vor Ort?) Genau. Da hat es eine Aufteilung gegeben. Und natürlich hat es zu jeder Einzelabschlussprüfung einen Management Letter gegeben, mit einem Vermerk, wo gewisse Themen festgestellt worden sind und auch: Was heißt das jetzt bilanziell? Und welche Konsequenzen hat das, beziehungsweise welche To-dos ergeben sich daraus? – Ich kann mich jetzt natürlich nicht mehr im Detail an Management Letter erinnern, aber ich weiß, dass es diese gegeben hat, auch für den Konzern ...
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Wenn Sie hier die Konsolidierung der einzelnen Tochtergesellschaften gehabt haben oder die Einzelbilanzen gehabt haben und das konsolidiert haben, haben Sie ja auch einen guten Überblick über die Gesamtentwicklung der Hypo gehabt. Haben Sie zu diesem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, dass die Hypo nach den Swapverlusten schon schwer angeschlagen ist und da in Schwierigkeiten kommen wird?
Mag. Andrea Dolleschall: Zum damaligen Zeitpunkt, 2006, nach dem Widerruf habe ich mir das natürlich ... Ich, wir sind für die Zahlen, für die Konsolidierung verantwortlich. Da gibt es eine Verantwortung, und wir sehen natürlich auch, wie sich Einzelgesellschaften entwickeln, wobei wir nicht das Controlling waren, das dann in Detailanalysen geht.
Was ich damals, zum Zeitpunkt des Widerrufs, gesehen habe, ist, dass die Eigenmitteldecke der Bank auch ohne Swapverluste schon mehr als eng war. Also es hat unabhängig von dem Widerruf und von den danach diskutierten Bilanzierungsvarianten schon Diskussionen gegeben. Aber diese Eigenmittel beschaffenden Aktionen mit diesen Hybridfinanzierungen und so weiter, das ist über Treasury mit Bank, mit Deutscher Bank oder wem auch immer, abgearbeitet worden und dann vorgeschlagen worden.
Und wenn ich mich recht erinnere, hat es damals schon gewisse Möglichkeiten oder Vorschläge gegeben, um die Bank mit einer gesunden Eigenmitteldecke auszustatten. Denn ich glaube – Sie kennen vielleicht die Bilanzzahlen mittlerweile besser als ich –, die Bank hatte ein sehr niedriges Stamm- oder Grundkapital, das tatsächlich von den Gesellschaftern gekommen ist, und der Rest waren diese – ich bin jetzt zehn Jahre weg, aber es ...– diese Tier 1 und Tier 2, also Kernkapital und die sonstigen Kapitalformen. Und wenn man sich das damals angeschaut hat, war es auch ohne Swaps schon sehr eng. Und wenn die Bank an Eigenmitteln, wenn die Bank an Forderungen, also Kredite vergibt, dann müssen diese Kredite mit Eigenmitteln hinterlegt werden. Und wenn ich keine Eigenmittel habe, kann ich kein Geschäft mehr machen. – Also ich rede jetzt als Bank-Laie, ich bin nicht mehr der Experte dafür.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Das ist auch die Erkenntnis, die wir haben – das wird auch überall so dargestellt –, dass die Eigenmitteldecke einfach gering war und man versucht hat, hier eigenmittelstärkende Maßnahmen zu setzen.
Da sind wir dann gleich beim nächsten Thema, das ich noch kurz ansprechen möchte: der Einstieg Tilo Berlins und parallel dazu auch die Überlegungen, an die Börse zu gehen, um eben an neues Geld und Eigenkapital zu kommen. Sie haben auch die entsprechenden Due Diligences schon angesprochen. Das heißt, es hat schon in der Phase Einstieg Tilo Berlin eine Due Diligence gegeben?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja. Wenn ich mich recht erinnere, war das im Oktober, November 2006.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): War da die Bayerische Landesbank schon in dieses Thema involviert?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe die Info bekommen, dass die BayernLB eine Due Diligence beabsichtigt – ich glaube, im März 2007. Also für mich war das während der Due Diligence mit Berlin nicht ersichtlich, dass die Bayern da schon involviert wären. Aber das ist, wie gesagt, meine Erinnerung.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Wurde das Thema Aktien, also an die Börse zu gehen, noch weiter verfolgt oder hat man dann die Richtung komplett geändert, nachdem dieser Einstieg Tilo Berlins im Raum gestanden ist und in weiterer Folge dann behandelt wurde?
Mag. Andrea Dolleschall: Es hat damals nach dem Widerruf ... Es ist ja daneben die IFRS-Bilanzierung vonstattengegangen, die man unabhängig davon, wer einsteigt, benötigt, um einem internationalen Investor die Bank quasi schmackhaft zu machen. Und ich kann mich nicht erinnern, dass nach dem Widerruf oder nach dieser Bilanzierungserstellung dieser Börsengang noch ein Thema war. Ich glaube, es waren aber mehrere Investoren im Gespräch, also nicht nur Berlin & Co. Es gab da – wie heißt es immer? – diese Roadshows. Es ist, glaube ich, der Vorstand mit Kollegen auf Roadshows gewesen, ja. Da war ich aber nicht dabei.
Vorsitzende Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie kommen in die Fragezeit der zweiten Runde.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Danke. Ich möchte aber trotzdem noch kurz weitermachen bei diesem Thema.
Due Diligence, Bayern steigen ein. Sie waren dann in weiterer Folge in der Landesholding. Da waren dann wahrscheinlich Ihre Chefs der Herr Megymorez und der Herr Xander.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, genau, im August 2007 oder so.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Und die Due Diligence der Bayern hat laut Aussage von Herrn Megymorez hier im Untersuchungsausschuss ergeben, dass Risiken erkannt wurden – in gewissen Portfolios, Investitionen, wo auch immer – und diese sich auch ausgewirkt hätten auf den Kaufpreis der Bayern. Haben Sie dazu Wahrnehmungen?
Mag. Andrea Dolleschall: Das Einzige, woran ich mich erinnern kann, ist, dass es Diskussionen betreffend die Beurteilung der Kredite gegeben hat, diese Einzelwertberichtigungen. Das ist einfach das, was man im Gespräch mitbekommen hat, dass da, ich weiß jetzt nicht mehr, wer mit wem, aber sicher Bayern mit externen Beratern schon länger gesessen ist. Die ganze Due Diligence war ja recht kurz. Das war ja von, ich glaube, Ende März bis April, Anfang Mai. (Abg. Angerer: Das war dann im April, Mai, ja!) Das ist sehr rasch gegangen, ja.
Also, wenn Sie mich fragen, woran ich mich erinnern kann, dann habe ich im Kopf, dass damals der Kreditbereich sehr intensiv durchsucht worden ist. Was es dann für Berichte daraus gibt, das weiß ich leider nicht (Abg. Angerer: Okay ...!), ob es da irgendjemanden gegeben hat, der dann darauf hingewiesen ...
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Also die Entscheidungen, die daraus abgeleitet wurden, die sind Ihnen nicht bekannt?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. Da war ich nicht eingebunden.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Danke. Keine weiteren Fragen.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Grüß Gott, Frau Mag. Dolleschall! Sie haben es in Ihrem Eingangsstatement und, ich glaube, auch dann bei der Erstbefragung durch Herrn Dr. Pilgermair so gedeutet, dass Sie so quasi gebraucht worden wären, weil Sie im Dezember 2004 gekommen sind. Können Sie uns ganz genau sagen, wann Ihre Vorgängerin gegangen ist? Sie haben gesagt, es hat eine Übergabe stattgefunden. Wie lange war die Abteilung dann ohne Abteilungsleiter?
Mag. Andrea Dolleschall: Das ist schwierig zu sagen, weil ich bei meinem Bewerbungsgespräch diese Dame auch nicht angetroffen habe. Ich habe danach gefragt, Sie kennenzulernen. Es wurde mir damals gesagt, dass sie krankheitsbedingt nicht verfügbar ist. Und ich glaube, Sie war da schon einige Wochen, bevor ich gekommen bin, auf Urlaub. Ich weiß jetzt aber nicht, ob es November, Oktober war – das kann ich Ihnen nicht beantworten. Wann sie die Bank de facto verlassen hat, weiß ich nicht.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sie sind im Dezember 2004 gekommen. Zu der Zeit ist natürlich der Wirtschaftsprüfer bestellt, zu der Zeit gibt es auch schon Kontakte mit dem Wirtschaftsprüfer. Wie darf beziehungsweise konnte man sich das vorstellen in der Bank? Wer hat Entscheidungen getroffen, wie welche Bilanzansätze verbucht werden oder wie manche Wertberichtigungen zustande kommen? Wie war das?
Mag. Andrea Dolleschall: Wenn wir zum Beispiel den Kreditbereich hernehmen mit den Wertberichtigungen: Wir haben koordiniert und der Wirtschaftsprüfer hat eine Unterlagenliste, eine Anforderungsliste erstellt und hat dann je nach Prüfungsschwerpunkt im Detail mit den Fachabteilungen Sonder- oder Einzelgespräche oder detailliertere Gespräche geführt. Und wenn wir den Kreditbereich hernehmen: Der Wirtschaftsprüfer hat eine Liste von Stichproben gezogen – ich rede jetzt aus der Erinnerung. (Abg. Tamandl: Aber nach Bilanzerstellung?)
Grundsätzlich kommt der Wirtschaftsprüfer zu einer Vorprüfung im Oktober, November – da weiß ich aber nicht, wie das war, da war ich nicht dort –, und die Hauptprüfung findet dann nach Bilanzerstellung statt. Das heißt, die Bank erstellt die Bilanz, das Group Accounting verarbeitet die Unterlagen, die sie bekommt, bilanziert, und diese Unterlage, diese Bilanz mit den angeforderten Unterlagen wird dann dem Wirtschaftsprüfer übergeben, und der macht dann seine Stichproben.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Das heißt, Sie waren die Hauptverantwortliche für die Bilanzerstellung im Jahr 2004, für den Jahresabschluss 2004, obwohl Sie im Dezember 2004 erst gekommen sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war damals als Leiterin Group Accounting tätig, habe – unter Anführungszeichen natürlich – „die Verantwortung“. De facto war, als ich im Dezember kam, die Bankbilanz noch nicht fertig; aber die Einzelbilanz wird ja tagesgenau und monatsgenau geschlossen, die war schon getan – ohne dass ich meine Verantwortung bestreiten möchte. Aber ich hatte nicht aktiv ... Ich wurde nicht um Vorschläge gebeten. Man ist mit keinerlei Themen an mich herangetreten, die gesondert zu berücksichtigen wären. Kann ich mich nicht erinnern.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Herr Dr. Kulterer hat ja schon vorher – ich sage jetzt einmal, im ersten Quartal, erstes Halbjahr 2005 (Auskunftsperson Dolleschall: Das weiß ich leider nicht!) – von diesen Swapverlusten gewusst. Die Wirtschaftsprüfer haben ja bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2004 gar nichts wahrnehmen können – haben sie selbst auch gesagt.
Als dann der Jahresabschluss 2005 geprüft wurde, im März 2006, sind ihnen – Sie haben es vorher auch angesprochen – die Zinsen aufgefallen. Und beim Plausibilisieren ... (Auskunftsperson Dolleschall: Den Prüfern! Den Wirtschaftsprüfern!) – Genau, den Wirtschaftsprüfern. Wie haben Sie denn reagiert? Ich habe schon das Gefühl, dass der, der für die Bilanzerstellung verantwortlich ist, nämlich für das Operative, oft einmal auch einen Auftrag bekommt, gewisse Bilanzpositionen anzusetzen.
Wie haben Sie denn reagiert, als plötzlich – unseres Wissens war das ja Deloitte, der Herr Dr. Spitzer – die dann bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2005 gemutmaßt haben, bei der Bilanz 2004 wären diese sogenannten Swapverluste schon drinnen gewesen? Wie haben Sie da reagiert?
Sie sind ja – was haben Sie für eine Ausbildung? – Steuerberaterin, nicht? (Auskunftsperson Dolleschall: Ich bin Juristin!) – Aber keine ausgebildete Steuerberaterin? (Auskunftsperson Dolleschall: Ich bin Juristin und habe eine Steuerberater-Ausbildung!) – Wie haben Sie denn reagiert (Auskunftsperson Dolleschall: Als die Wirtschaftsprüfer ...?), als die Firma Deloitte beziehungsweise die Wirtschaftsprüfer diesen Verdacht geäußert haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe alles darangesetzt, die Unterlagen zu beschaffen und den Prüfern Aufklärung zu geben. Ich habe mit Deloitte ein professionelles Prüfungsverhältnis gehabt. An CONFIDA kann ich mich nicht so gut erinnern, wobei ich glaube, dass CONFIDA den Nettozinsertrag geprüft hat und nicht Deloitte – aber das ist jetzt eine Spekulation. Was ich im Kopf habe, ist, dass die Prüfungsabteilung so war, dass CONFIDA das Treasury zu prüfen hatte. So habe ich es in Erinnerung.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Waren Sie in Schlussbesprechungen involviert?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war teilweise bei Schlussbesprechungen dabei, ja. Bei Kreditbewertungen war ich nicht dabei. Da hat es meistens eine Vorstandssitzung mit dem kreditverantwortlichen Vorstand – ich glaube, das war damals der Herr Striedinger – und dem Herrn Kulterer gegeben, mit den Wirtschaftsprüfern. Bei allgemeinen Bilanzbesprechungen oder wo es dann um Themen des Management Letters gegangen ist – ich weiß nicht ob ich bei allen dabei war, aber ich war bei der einen oder anderen natürlich dabei. Aber wo jetzt genau ...
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Waren Sie bei einer Besprechung zwischen den Prüfungsteams von CONFIDA und Deloitte dabei, als Deloitte diese Swapverluste eben bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2005 aufgedeckt hat?
Mag. Andrea Dolleschall: Im Frühjahr 2006 – kann ich mich nicht erinnern. Ich kann mich lediglich erinnern – und da habe ich die CONFIDA im Kopf –, dass die CONFIDA versucht hat, Informationen über dieses Netto-Zinsergebnis zu bekommen; und da hat es dann eine Besprechung mit dem Vorstand und dem verantwortlichen Treasurer gegeben.
Denn das Netto-Zinsergebnis ... Ich meine, ich kann sehr viel beschaffen, aber die eigentlichen Erklärungen, wie das Zinsergebnis zustande kommt, kann natürlich nur der Fachbereich geben, und das war in diesem Fall der Treasurer. Und ich habe im Kopf, dass es damals dort Gespräche gegeben hat.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Wie groß war denn Ihre Abteilung?
Mag. Andrea Dolleschall: Als ich eingetreten bin, waren drei Mitarbeiter im Bereich tätig. Nachdem Leute aufgebaut worden sind, nämlich für IFRS uns so weiter, habe ich im Kopf, dass ich zum Zeitpunkt meines Ausscheidens zirka zehn bis zwölf Leute hatte. (Abg. Tamandl: Wie viele?) – Zehn bis zwölf. Das ist das, was ich im Kopf habe.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Ich würde jetzt sagen, Sie haben nicht unbedingt ein gutes Verhältnis zu Ihrem Nachfolger gehabt (Auskunftsperson Dolleschall: Anscheinend, ich habe kein Problem mit ihm!), denn auf meine Frage, wie wir uns diese Abteilung vorstellen können, ob es mehrere Personen sind, ob das ungefähr 20 Personen sind, hat der Herr Mag. Holzer gesagt, nein, es waren zwei bis drei Personen. Das heißt, die Abteilung war größer, als Sie gegangen sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Natürlich. Wie ich im Eingangsstatement erwähnt habe, habe ich die Abteilung ... Es waren drei Leute. Und der Aufgabenbereich hat sich ja grundlegend geändert. Da hat es eine Excel-Konsolidierung auf UGB gegeben. Die Aufgabe des Herrn Holzer war ja unter anderem auch, die Konsolidierungssoftware einzuführen und den Konzern unter meiner Anweisung auf IFRS umzustellen. Dafür benötigt man Leute. Und auch seine Konsolidierungspackages müssen erstellt und verarbeitet werden.
Wenn ich mich erinnere, habe ich im Einzelressort HBInt zwei Leute gehabt, und im Konzernressort, glaube ich, waren es acht. Und dann hat es noch eine Person gegeben, die für die Steuern verantwortlich war. Sie sehen da schon die Wertigkeit des Konzerns, der Gesamtabteilung.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sie haben vorher auch gesagt, dass Sie mit Herrn Dr. Kulterer ein bis zwei Mal im Monat oder so Kontakt hatten. (Auskunftsperson Dolleschall: Also regelmäßig, ja!) Ich möchte Ihnen gerne ein Dokument vorlegen. Für die Kollegen, für das Protokoll: Nummer 34099. Es geht um die Seite 121. (Auskunftsperson Dolleschall: Oh mein Gott, das sieht man gar nicht!) – Das sieht man sehr schlecht.
Da sagt die Frau Maluschnig, das ist die Vorstandsassistentin, bei der Befragung aus, dass ein wöchentliches Meeting zwischen Ihnen, Herrn Dr. Kulterer und Herrn Dr. Megymorez stattgefunden hat. (Auskunftsperson Dolleschall: Für welches Thema?) – Das wollte ich von Ihnen wissen. Was ist da einmal wöchentlich besprochen worden? Sie hat das offenbar so in Erinnerung gehabt.
Mag. Andrea Dolleschall: Da kann ich Ihnen ehrlich sagen, das weiß ich nicht. Ich kann mich an keinen wöchentlichen Jour fixe mit Megymorez und Kulterer erinnern. Es hat wöchentliche Meetings gegeben, aber nicht immer im Beisein von Kulterer, für die Aufbereitung des Datenraums und so weiter, wo diese Unterlagenlisten abgestimmt worden sind. Vielleicht ist das damit gemeint. Aber ich wüsste nicht, warum Kulterer, Megymorez und ich ... Ich weiß es wirklich nicht.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Ist es richtig, dass Herr Dr. Megymorez so quasi Büronachbar von Ihnen war?
Mag. Andrea Dolleschall: Die Bereichsabteilung, also die Group Accounting und Group Legal waren von den Räumlichkeiten her benachbart, also nebenan, ja.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Herr Dr. Megymorez war ja 2005 bis 2007 auch Prokurist der HBInt. Wie haben Sie ihn da in Erinnerung gehabt? Hat er da mit Ihnen auch mehr Kontakt gehabt oder auch nicht? Hat er mit Ihnen gewisse Dinge besprochen oder auch nicht?
Mag. Andrea Dolleschall: Wir haben den Kontakt gehabt, der für die Abarbeitung der gemeinsamen Themen notwendig war, und das war unter anderem diese ganze Datenraumaufbereitung. Da hat es auch rechtlich sehr viele Fragen gegeben. Und ich kann mich auch erinnern, dass es da ein Projekt mit der Wandelanleihe gegeben hat. Es hat einige übergreifende Themen gegeben, und das ist natürlich mit Legal, also mit Megymorez genauso abgearbeitet worden wie mit den anderen Bereichen. Wir haben das ausgetauscht, hoffe ich, was notwendig dazu war, dass der jeweilige Fachbereich seine Arbeit machen kann.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Als die Wirtschaftsprüfer im Jahr 2006 den Bestätigungsvermerk zurückgezogen haben oder widerrufen – Sie haben es mit „widerrufen“ vorher erläutert –, haben Sie sich da gedacht, dass es möglicherweise in der Bank irgendwie nicht mit rechten Dingen zugehen könnte, dass beispielsweise kriminelle Machenschaften da schon länger oder auch in anderen Bereichen noch auftauchen werden? Haben Sie damals schon mit dem Tatbestand der Bilanzfälschung irgendwie spekuliert, dass Sie sich gedacht haben, da kommt noch etwas auf uns zu?
Mag. Andrea Dolleschall: Was ich vorhin schon gesagt habe: Als die Bankbilanz widerrufen worden ist, war ich in einem Schockzustand – nicht weil ich dumm und naiv bin, sondern weil mich das wirklich extrem erschreckt hat, und zwar deswegen, weil mir zu diesem Zeitpunkt bewusst geworden ist, dass man Sachen, Unterlagen, Informationen – Sie sagen, ich bin die Hauptverantwortliche – an mir vorbei verheimlicht hat. Zu dem Zeitpunkt weißt du, es passt etwas nicht. Man weiß nicht genau, was nicht passt. Es hat Vermutungen gegeben, es hat Diskussionen gegeben mit den Wirtschaftsprüfern, und das ist dann so, als ob da eine Bombe platzt. Und zu dem Zeitpunkt habe ich beschlossen, die Bank zu verlassen, ohne weitere kriminelle Machenschaften ... Dieses Ausmaß danach, das habe ich nicht geahnt, nein, dass da mit Krediten und so weiter ... Das war mir damals nicht bewusst.
Vorsitzende Doris Bures: Wir kommen in die zweite Runde, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Es haben ja einige Verurteilungen stattgefunden: Dr. Kulterer, Striedinger wegen Bilanzfälschung und auch Dr. Megymorez im Birnbacher-Prozess dann später, das war ja alles später. Aber ein Bestätigungsvermerk wird ja nicht widerrufen, weil es die Wirtschaftsprüfer so toll finden, sondern das ist ja auch für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nicht unbedingt eine herkömmliche Sache, die immer wieder passiert. Mich wundert es, ganz ehrlich, dass Sie damals – Sie haben gesagt, nach Auftauchen der Swapverluste und Widerruf des Testats haben Sie beschlossen, die Bank zu verlassen – trotzdem noch ein Jahr geblieben sind.
Mag. Andrea Dolleschall: Weil ich Angst hatte.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Dass man Ihnen das anhängt?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie haben das Eingangsstatement und die bisherige Befragung verfolgt. Mir war zu dem Zeitpunkt bewusst, dass irgendetwas verheimlicht ...– ich weiß nicht, wie ich das gut formulieren kann –, aber dass irgendetwas nicht passt, und ich wollte das wissen. Warum? – Weil ich mich auch selbst davor schützen wollte, dass ich aus der Bank rausgehe, und dann bricht alles über mir zusammen.
Ich hatte damals, zum damaligen Zeitpunkt, wenn Sie mich jetzt fragen, Angst, ja; Angst, nicht zu wissen, nicht informiert worden zu sein. Und ich habe das größte Interesse daran gehabt, das fachlich abzuarbeiten. Das kann ich Ihnen dazu sagen.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Mit wem haben Sie denn über diese ganzen Dinge geredet, wem haben Sie sich da in der Bank anvertraut? Ich habe so das Gefühl, Sie hatten Angst, dass man Ihnen das anhängt, aber haben dann auch kein Vertrauen mehr gehabt. Haben Sie sich irgendjemandem in der Bank anvertraut? Wie war Ihr Verhältnis zum Herrn Dr. Kulterer nach der Sache?
Mag. Andrea Dolleschall: Innerhalb der Bank habe ich mich niemandem mehr anvertraut. Sie kennen mich nicht. Ich bin eine sehr faktenbezogene, sehr inhaltliche Person. Mein Interesse war es, das Thema inhaltlich abzuarbeiten, um selbst verstehen zu können, was passiert ist. Innerhalb der Bank hatte ich keine Vertrauensperson mehr, nein.
Ich habe einfach das Ziel verfolgt, richtig zu bilanzieren, das klarzustellen. Wäre ich damals gegangen – wir sitzen alle da und mutmaßen, was vor zehn Jahren passiert ist –, hätte man damals gesagt, die hat die Nerven weggeschmissen und Angst gehabt und hat das selbst verbrochen.
Ich war immer sehr faktenorientiert, und ich wollte es einfach zu Ende bringen. Ich wollte wissen, was passiert ist.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sie haben es gesagt, ich habe vorher gesagt, Sie waren verantwortlich für die Erstellung des Jahresabschlusses, aber letztendlich ist es ja gesetzlich natürlich der Vorstand, der die Verantwortung hat (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!) oder der den Jahresabschluss aufstellen muss.
Haben Sie da nie Herrn Dr. Kulterer „gestellt“ – unter Anführungszeichen –, dass Sie gesagt haben: Wie kommt so etwas zustande, dass man Verluste, die entstanden sind, verschleiert beziehungsweise dass man nicht einmal, wenn die Verluste dann auch schlagend werden im Jahr 2005, im Jahr 2005 dann die Bilanzierung richtig macht?
Mag. Andrea Dolleschall: In 2006, ja, das ist ja das ...
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Die Prüfung war ja im Jahr 2006; für den Jahresabschluss 2005. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!)
Haben Sie da nie die Herrschaften „gestellt“? Herr Dr. Megymorez war ja damals auch Prokurist, könnte ja damals auch involviert gewesen sein.
Mag. Andrea Dolleschall: Also „gestellt“ – ich kann mich an ein kurzes Gespräch mit Herrn Dr. Kulterer erinnern, wo ich ihn gefragt habe ... Das war nach dem Widerruf, wo wir diese Bilanzierungsgruppe, diese Treasury-Gruppe gestartet haben. Also ich habe ihn einfach gebeten, mich jetzt aufzuklären, und er hat mir damals in einem fünfminütigen Gespräch – deswegen muss ich da über das Protokoll so schmunzeln, denn du hast nie länger als ein paar Minuten mit ihm gesprochen – gesagt, das sind ja Zinsswaps, die sind ja richtig verbucht. Es ist mir also damals auch nach dem Widerruf seitens des Vorstandes gesagt worden, dass die Swapverbuchung richtig ist.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Und wie war Ihre Meinung damals?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe damals Herrn Kulterer gesagt, wir haben jetzt die Arbeitsgruppe und wir werden das inhaltlich korrekt abarbeiten.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Aber wie war Ihre Meinung? War es richtig verbucht oder war es falsch verbucht?
Mag. Andrea Dolleschall: Nach den zwei Monaten, nachdem diese eingebettete Struktur wirtschaftlich und rechtlich beurteilt worden ist, bin ich der Meinung, dass es falsch war, ja.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Haben Sie noch zu irgendjemandem Vertrauen gehabt, als Sie dann im Jahr 2007gekündigt haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Zu meiner Personalchefin in der Bank, zur damaligen Personalchefin. Ihr habe ich gesagt, warum ich gehe, und sie hat das auch zur Gänze verstanden.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Wie kommt es dann dazu, dass man zu jemandem, dem man sich auch nicht anvertrauen kann in dieser Situation, der sich aber dann einsetzt, dass Sie in die Kärntner Landesholding wechseln, Herr Dr. Megymorez ...? Wie kommt es zu so etwas? Ich würde einen Bogen machen um diese Herrschaften.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, Sie haben ... Ich verstehe Ihren Punkt. Im Nachhinein habe ich mich natürlich auch gefragt, ob das notwendig war. Ich glaube, diese Einvernahme zu den Swaps war im Frühjahr 2007, und ich habe damals geglaubt, dass das Verfahren 2007 startet, und habe mir gedacht, ich bleibe in Kärnten und mache das fertig. Ich bin jemand, der etwas fertigmacht. Ich weiß, dass das komisch ausschauen mag, aber aus meiner Sicht kann ich Ihnen nichts anderes sagen. Ich wollte das Thema Kärnten abschließen. Das ist mir nicht ganz geglückt.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Haben Sie jemals auch noch Gespräche mit den zuständigen Wirtschaftsprüfern über diese ganze Geschichte geführt?
Mag. Andrea Dolleschall: Wir haben mit Deloitte im Zuge der Abarbeitung gesprochen. Es war auch für Deloitte etwas, wo auch Deloitte natürlich das Thema betreffend Vertrauensverlust hatte. Ich würde sagen, wir waren da nicht im selben Boot, aber das Thema ... Wenn so etwas passiert, dann ist es für mich ein Vertrauensverlust von Kulterer, von weiteren Personen, wo ich sage, okay, das ist dann nicht die Arbeitsumgebung, in die ich mich nachhaltig einbringen möchte.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Haben Sie jemals Wahrnehmungen gehabt in der Tätigkeit, solang Sie in der Bank waren, dass es Interventionen von der Kärntner Landespolitik in die Bank hinein gab?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. – Interventionen ...
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Auch nicht als Büronachbarin von Herrn Dr. Megymorez?
Mag. Andrea Dolleschall: Haben Sie irgendein Beispiel?
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Nein, ich frage Sie nur, ob Sie Wahrnehmungen hatten, dass die Kärntner Landespolitik, die Verantwortlichen in die Bank hineinregiert haben und gesagt haben, da gehört ein Kredit vergeben, oder zu irgendwelchen anderen politischen Interventionen.
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, diese Wahrnehmung hatte ich nicht. Nein, kann ich mich jetzt an nichts erinnern, was diese Themen betrifft.
Ich glaube, dass Megymorez und Kulterer ein gutes, professionelles Kommunikationsverhältnis hatten. Die haben sich, glaube ich, schon sehr gut abgestimmt bei gewissen Themen. Aber wie gesagt, ich war da nicht immer dabei.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Für die erste Runde einmal danke.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Schönen guten Tag, Frau Mag. Dolleschall! Kommen wir zurück zum Wechsel in die Kärntner Landesholding. Haben Sie sich dort aktiv beworben, oder sind Sie angesprochen worden, ob Sie rüberwechseln wollen in die Kärntner Landesholding?
Mag. Andrea Dolleschall: Das war damals eine ganz einfache Situation. Dass ich aus der Bank rauswollte, glaube ich, habe ich ganz gut klargemacht. Die Kärntner Landesholding ist zwar jetzt natürlich nach zehn Jahren spektakulär als Eigentümer der Bank. Mit dem damaligen Informationsstand hat die Kärntner Landesholding mir einen Aufgabenbereich geboten, der mich interessiert hat, und zwar den Aufbau und die Vorbereitung dieser Konsolidierung, dieser Landesholding. Die wollten ja damals die ganzen Einzelgesellschaften verarbeiten. Und nachdem ich ein sehr inhaltlicher Mensch bin, war das für mich damals eine mögliche Lösung. Es war jetzt nicht, dass ich sage, es war super, mein Traumjob, aber in der damaligen Situation, auch noch mit dem Wissen dieser schwebenden Themen, war es für mich ein sehr guter inhaltlicher Weg.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Das ist gut nachvollziehbar. Wer im Konkreten hat Sie gebeten, genau diese Aufgabe zu übernehmen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich daran erinnern, dass es ein Gespräch gegeben hat mit Xander und Megymorez. Das müsste damals 2007 gewesen sein.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Die sind dann konkret an Sie herangetreten, haben Ihnen das angeboten?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, dass man in der Bank gesehen hat, dass ich mich nicht wohlfühle. Und die haben dann dort – ich weiß nicht, wann Megymorez die Funktion in der Landesholding übernommen hat – jemanden gebraucht, der sehr stark in der Konsolidierung ist. Ich meine, jetzt reden wir über diese Hypo-Skandale, aber die Landesholding hat ja sehr viele andere Tochtergesellschaften. Und meine Aufgabe dort war es ja, diese anderen Tochtergesellschaften anzuschauen, zu bewerten und zu konsolidieren. Megymorez und Xander ... Also mit Xander habe ich ein professionelles Arbeitsverhältnis gehabt, ich habe ihn nicht besonders oft getroffen. Megymorez, ja, okay, der war in der Nebenabteilung, es hat überschneidende Bereiche gegeben. Also man hat sich schon gekannt, ja.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Sie sind dann in etwa ein Jahr bei der Kärntner Landesholding gewesen und haben dann in ein anderes Unternehmen gewechselt. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) Hat das einen bestimmten Grund gehabt, dass Sie nach einem Jahr aus der Kärntner Landesholding ausgeschieden sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe das ja schon mehrfach gesagt, ich wollte das Thema Kärnten abschließen. Ich habe diese Konsolidierung aufgebaut und wollte mich ... Damals war das dann für mich erledigt. Ich habe damals, als ich Kärnten verließ, nachdem das abgearbeitet worden ist mit den Swaps, auch keine Sorge mehr gehabt, dass man mir strafrechtlich noch irgendetwas anhängen könnte aus der Kärntner Ecke – wenn ich es so formulieren darf.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Kommen wir zu der von Ihnen angesprochenen Sorge. Sie haben heute ausgeführt, dass Sie Angst gehabt hätten und sich selber schützen wollten. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) Hat es konkret Personen gegeben, vor deren Aktivitäten Sie Angst gehabt haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, natürlich Kulterer.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Das war die Person Kulterer?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, schon.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Hat es noch andere Personen gegeben, wo Sie gesagt haben, das ist schwierig?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, das war für mich die Hauptperson, wo ich einfach gewusst habe, da muss ich wirklich ... Ich habe damals einfach ... Angst, das klingt so banal, ich kann es nicht gut beschreiben. Es ist einfach ein Zustand des Unwohlseins einer Person gegenüber.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Hat es diesbezüglich ein konkretes Gespräch gegeben zwischen Ihnen und Kulterer, wo Sie daraus abgeleitet haben, das ist heikel?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe zu ihm einfach kein Vertrauen mehr gehabt, nach dem Widerruf und nach der Abarbeitung. Er ist ja dann nicht mehr im Vorstand tätig gewesen. Es war für mich einfach ganz klar, dass ich inhaltlich arbeiten möchte und dass ich mir den dementsprechenden Aufgabenbereich suche. Ich tue mir jetzt schwer, im Nachhinein zu sagen, wann ich mit Kulterer wann gesprochen habe. Es hat jetzt keine physische Bedrohung gegeben, dass er gekommen ist und mich körperlich bedroht hätte, das nicht, aber ... Ich weiß nicht, was ich da sonst noch ... Das ist schwierig, jetzt ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Dass es an sich verbale Ankündigungen gegeben hat, von wegen ... – Gut, dann belassen wir es bei dem und kommen wir zu Ihrem Aufgabenbereich des Group Accountings – Sie haben es heute schon als Schnittstelle bezeichnet – und kommen wir zum ersten Bereich der Wirtschaftsprüfer. Sie haben die Wirtschaftsprüfer Confida und Deloitte kennengelernt, fangen wir beim ersten an, Confida. Wie haben Sie die Confida und ihre Arbeit erlebt?
Mag. Andrea Dolleschall: Als ich 2004 in die Bank kam, war, glaube ich, nur CONFIDA als Prüfer bestellt. Aufgrund des damals geplanten Börsengangs und der damals vorzunehmenden und aufzubereitenden IFRS-Bilanzierung haben wir damals innerhalb der Bank – wir, das war, glaube ich, damals Kulterer; vielleicht war auch der Herr Holzer involviert – gesagt, wir brauchen einen weiteren Prüfungspartner, und zwar auch, um die inhaltlichen Themen abzudecken.
Die Bank war damals bereits international tätig, und für mich war es logisch, eine weitere Kanzlei beizuziehen – Deloitte, PwC, KPMG, diese Big Four waren im Gespräch –, dass man sagt, okay, man ist international tätig und man sucht sich dann den jeweiligen starken Prüfungspartner dazu. Ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich formuliert war.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Jaja, das ist völlig verständlich. Die Frage war jetzt einfach: Ihrer Meinung nach – und Sie sind ja eine Expertin in diesem Bereich (Auskunftsperson Dolleschall: Mehr oder weniger!) – war klar, dass die CONFIDA das alleine nicht machen kann, so wie die HBInt aufgestellt war?
Mag. Andrea Dolleschall: Dass die CONFIDA das nicht alleine machen kann ... Vielleicht hätten sie es alleine machen können, aber wir haben ... Wenn man sich die Bank damals anschaut, und das ist jetzt schon etliche Jahre her: Die war in einer Wachstumsphase, die war in sehr vielen Ländern tätig, und es war für mich absolut logisch und notwendig, einen weiteren starken Bankexperten beizuziehen. Ich weiß nicht, ob die CONFIDA weitere Bankmandate hatte. Was mir damals gefehlt hat, war dieses IFRS-Knowledge, ohne dass ich da jetzt über die CONFIDA etwas Negatives sagen möchte. Und man hat schon gezielt einen IFRS-Bankexperten als Prüfer gesucht, was ja völlig wesentlich und wichtig ist, wenn man diese Projekte vorhat. Sonst schafft man das ja nicht.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Groier hat hier im Ausschuss im letzten Jahr ausgesagt, sie hätten Personalressourcen von 300 und gleichzeitig auch das Know-how gehabt, dass sie andere Banken genauso auch geprüft hätten. Ist Ihnen das so bekannt?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. Ich glaube, die CONFIDA hat damals einfach geprüft, das war UGB, BWG, es hat sich ja die ganze Bilanzierungswelt der Bank verändert. Das ist ein wesentlicher Einschnitt für alle Beteiligten, nicht nur für das Accounting. Es geht über Kredite, es geht über das Treasury, es müssen alle Fachabteilungen diese neuen Standards kennen, und es gibt ja da auch Bewertungsunterschiede. Und auch von der Arbeitsmenge her war es meines Erachtens notwendig, einen weiteren Prüfer beizuziehen, dass man sich das wirklich aufteilt. Ein Joint Audit hat ja natürlich positive Effekte. Wenn die Prüfer sich gut abstimmen und sich beide Seiten auf ihre Expertenbereiche stützen, dann hat ...
Mein Ziel war es, die Bank auf IFRS umzustellen, und das unter Beisein von Experten. Warum? – Wenn Sie auf IFRS umstellen und da etwas nicht richtig machen oder irgendetwas nicht ausreichend berücksichtigen, haben Sie in den Folgejahren einen Impact auf das Ergebnis. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, von wem der Vorschlag mit Joint Audit CONFIDA/Deloitte gekommen ist, aber ich kann mich da an Diskussionen erinnern. Ich glaube, es war im zweiten Halbjahr 2005 oder so. Also im ersten Halbjahr kann ich mich da überhaupt nicht an Prüfungsdiskussionen erinnern.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Aber für Sie war klar, dass das CONFIDA alleine nicht bewältigen hätte können?
Mag. Andrea Dolleschall: Von der Menge und vom Aufgabenbereich her, ja.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Und von der Kompetenz in dieser Form dann natürlich auch.
Mag. Andrea Dolleschall: Also die Mitarbeiteranzahl ist relativ.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Sie haben dann die Zeit noch miterlebt, wo der Wirtschaftsprüfer Moser dann in den Aufsichtsrat, konkret in den Aufsichtsratsvorsitz, gewechselt ist. Was war da Ihre Wahrnehmung dazu? Was haben Sie sich dabei gedacht?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß nicht, ob ich persönliche Wahrnehmungen mitteilen darf.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Ihre Wahrnehmung anno dazumal als Head des Group Accountings, die würde uns hier interessieren. (Heiterkeit der Auskunftsperson.)
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe mich damals gewundert – ich bin da jetzt kein Experte im Prüfungsbereich und auch kein Experte in anderen Bereichen –, dass jemand aus einer Wirtschaftsprüfung in den Aufsichtsrat kommt, einfach aufgrund der ... Es gibt Unvereinbarkeitsrichtlinien, es gibt Berufsrichtlinien. Das habe ich damals nicht im Detail überprüft. Also ich habe nicht überprüft, ob Herr Moser das machen darf, weil es auch nicht mein Aufgabenbereich war. Aber als damalige Group-Accounting-Leiterin habe ich mich einfach gewundert, denn ich würde das als Prüfer nie machen. Ich würde es nicht machen, wenn Sie mich fragen, weil ich Sorge hätte, in der Stellung eingebunden zu sein und gleichzeitig ... Der Aufsichtsrat ist überwachend und der Prüfer überprüft den Jahresabschluss. Gut, er ist auch überwachend, aber trotzdem kann er in die Erstellung der Bilanz eingreifen, wenn er zum Beispiel hergeht und sagt: Okay, der Kredit an X ist nicht ausreichend bewertet.
Also es ist schon eine ... Für mich war dieser Wechsel damals einfach nicht ganz schlüssig und nicht ganz logisch – aber das sage ich jetzt einfach, wenn Sie mich um meine Meinung bitten.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Ist ja auch gut nachvollziehbar.
Haben Sie noch Erinnerung, wie das im Unternehmen generell – Sie haben ja auch mit anderen Abteilungen in Permanenz zusammengearbeitet – aufgenommen worden ist, dass der Wirtschaftsprüfer in den Aufsichtsratsvorsitz wechselt?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich kann mich ... Mit Megymorez kann ich mich nicht erinnern, dass wir da diskutiert und gesagt haben, okay, jetzt wundern wir uns darüber. Aber ich glaube, Megymorez ist da als Eigentümer eh eingebunden gewesen. Mit anderen Bereichen hat es, glaube ich, das eine oder andere Gespräch gegeben, dass man gesagt hat, okay, Herr Moser ist jetzt im Aufsichtsrat.
Aber es hat innerhalb der Bank ... Sie haben mich nach dem Vertrauen gefragt: Ich war jetzt nicht Fachbereichsleitern besonders nahe. Ich war noch trotzdem ... Für Sie bin ich jetzt Bank, aber damals war ich nicht Vertrauensperson in der Bank, auch nicht für die anderen Fachabteilungen, selbst, wenn das ab und zu so erscheinen mag. Ich war damals – wann war Herr Moser, ich glaube, er ist nach 2006 gekommen? (Abg. Lichtenecker: Genau!) – eineinhalb Jahre in der Bank. Also ich habe immer eine sehr gesunde Distanz zu anderen Bereichsleitern gehabt.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Moser ist nach Aufdeckung der Swapverluste gekommen.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, ich hätte jetzt nicht mehr genau gewusst, wann er gekommen ist.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Im Jahr 2006, nach Rückziehung des Testats. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, also April!)
Haben Sie selber zu Herrn Moser Kontakt gehabt?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich an kein einziges Gespräch mit ihm erinnern. Ich war teilweise bei Aufsichtsratssitzungen dabei. Ich kann mich da aber lediglich an eine einzige Aufsichtsratssitzung erinnern, das müsste 2005 gewesen sein, wo damals noch Dr. Haider dabei war.
Ich glaube, damals ist es einfach um die Feststellung der Bilanz gegangen, mit den Wirtschaftsprüfern, mit dem Bilanzausschuss. Zu diesen Sitzungen bin ich beigezogen worden. Ansonsten war ich bei Aufsichtsratssitzungen nicht dabei.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Haben Sie Wahrnehmungen in Bezug auf die Kooperation des Wirtschaftsprüfers mit dem Vorstand, konkret Kulterer und Striedinger?
Mag. Andrea Dolleschall: Wahrnehmungen insofern, als dass ich mitbekommen habe, dass es Diskussionen gibt – also was ich vorhin schon erwähnt habe. Es hat zwischen Vorstand und Wirtschaftsprüfern – wobei ich nicht genau weiß, wer dabei war – betreffend Kredite oder auch – es kann auch sein – beim Treasury-Bereich intensive Diskussionen gegeben. Ich war teilweise dabei, aber es hat sicher auch Gespräche ohne mich gegeben. Das hat man einfach mitbekommen, dass der Wirtschaftsprüfer jetzt mit dem Vorstand redet.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Wie haben Sie dieses Verhältnis zwischen den beiden Vorständen und den Wirtschaftsprüfern erlebt?
Mag. Andrea Dolleschall: Als ich zur Bank kam, ist es mir sehr offen vorgekommen, im Frühjahr 2006. Es war ja grundsätzlich immer ein sehr offenes zwischen Vorstand und Wirtschaftsprüfer. Bis zum Widerruf oder bis zum Frühjahr 2006 ist es mir offen vorgekommen. Offen, aber durchaus auch so, dass man mit den Wirtschaftsprüfern aktiv verhandelt hat. Man hat seitens des Vorstandes nicht alles akzeptiert, was der Wirtschaftsprüfer vorgeschlagen oder gefordert hat. Aber das war überwiegend im Kreditbereich, da weiß ich sehr, sehr wenig dazu. Das habe ich natürlich gesehen oder mitbekommen.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Kommen wir zur nächsten Schnittstelle, sprich OeNB/FMA. In Ihre Zeit sind ja auch einige Prüfungen gefallen. Sie haben heute schon das Thema Eigenmittel angesprochen. Eine der Feststellungen 2007 war ja auch – ich zitiere –:
Die Eigenmittelausstattung war aufgrund des starken Wachstums der Gruppe immer knapp bemessen. – Zitatende.
Das deckt sich in dieser Form mit Ihren Wahrnehmungen. Haben Sie diesbezüglich Gespräche mit den Vorständen oder mit dem Vorstand Kulterer gesucht?
Mag. Andrea Dolleschall: Ob ich mit ihm gesprochen habe?
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Ja, genau, in Bezug auf diese Eigenmittelausstattung.
Mag. Andrea Dolleschall: Es hat damals betreffend die OeNB-Prüfung eine Arbeitsgruppe gegeben, wo eine Vorstandsassistentin mit Group Accounting und mit der Abteilung, die die Eigenmittel in der Bank errechnet – das macht ja nicht das Group Accounting –, eingebunden war. Ich glaube, diese Abteilung hat Reporting to OeNB geheißen.
Und wir haben sowieso monatlich unsere Eigenmittel berechnet und dem Vorstand kommuniziert. Da hat es ein monatliches Berichtswesen gegeben, da war auch Controlling dabei. Wir haben monatlich berichtet und darauf hingewiesen, dass die Eigenmittel ... Das war aber nicht nur im Zeitpunkt des Widerrufes, das war zuvor schon. Ich habe eine gute Wahrnehmung für das zweite Halbjahr 2005, wo man schon gesehen hat, dass ... Ich weiß jetzt nicht mehr, wie sich die Bilanzsumme verändert hat, während ich in der Bank war. Ich kann mich nur erinnern, dass damals schon in dieser HBInt, in dieser Konzerngesellschaft, die Kredite im Einzelabschluss sehr stark gewachsen sind, und dafür hat man natürlich jede Menge Eigenmittel benötigt.
Durch das Wachstum, das damals vonstattenging, ist die Eigenmitteldiskussion eine immer größere geworden: Entweder man bekommt Eigenmittel vom Eigentümer oder man geht über diese sogenannten hybriden Finanzierungsstrukturen. Ich kann mich an Projekte erinnern, die seitens Treasury aufgesetzt worden sind, um Eigenmittel zu generieren.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Es hat diese Arbeitsgruppe (Auskunftsperson Dolleschall: OeNB, genau!) anlässlich der Feststellung der OeNB gegeben. Jetzt haben wir gerade das Thema Eigenmittelausstattung angesprochen. Wie ist man denn generell in der Bank mit Feststellungen und Mängelfeststellungen seitens der OeNB umgegangen? Haben Sie da noch eine Wahrnehmung und eine Erinnerung?
Mag. Andrea Dolleschall: Es hat damals diese Arbeitsgruppe gegeben. Die OeNB hat einen Prüfbericht im Entwurf an die Bank geschickt. Ich kann mich erinnern, dass wir dann, glaube ich, einen mehrwöchigen Zeitraum hatten, dazu Stellung zu nehmen. Da haben die unterschiedlichen Fachbereiche ihre Rückmeldung gegeben. Und dann war das der Prüfbericht. Für mich war es klar, dass man dem Prüfbericht folgen muss. Wenn es Feststellungen gibt, muss man dem folgen, also man muss es umsetzen.
Ich glaube, dass es dem Vorstand damals – das war im zweiten Halbjahr 2006 – absolut bewusst war, dass im Bereich Eigenmittel etwas zu machen ist, dass man im Zuge des Wachstums auf Risikokredite achten muss, weil die Eigenmittelhinterlegung mit der Risikogewichtung mitgeht. Wenn Sie in der Bank international sehr viele Kredite nach Kroatien vergeben, dann haben Sie eine andere Risikogewichtung, als wenn Sie das an einen Immobilieneigentümer vergeben.
Der Vorstand war sich damals, glaube ich ... Das war aber nicht mehr Kulterer, es war damals im Finanzbereich Wolfgang Peter – ich weiß jetzt nicht mehr, wann genau er in die Bank gekommen ist –, er war nach Kulterer der Vorstand, an den ich reportet habe. Das müsste im zweiten Halbjahr 2006 gewesen sein. Mit ihm haben wir dieses Thema dann schon sehr proaktiv abgearbeitet.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Kurz noch einmal ein Rückblick: Wir haben seitens der OeNB seit Beginn 2000 immer wieder kritische Prüfberichte und kritische Anmerkungen, Mängelfeststellungen. Eine davon war immer auch das Thema Kreditrisikovorsorge, Risikomanagement und so weiter. Sie waren ja relativ am Beginn einer verheißungsvollen Karriere, als Sie in die Bank eingetreten sind ...
Mag. Andrea Dolleschall: Ich würde eher sagen am Ende, aber bitte! (Heiterkeit der Auskunftsperson.) Nein, es war ein Scherz. (Allgemeine Heiterkeit.)
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne) (erheitert): Na ja, das würde ich in Anbetracht Ihres Lebenslaufes eher als Scherz betrachten.
Als Sie diesen Aufgabenbereich in der Hypo übernommen haben, als Sie dort eingestiegen sind, was hat da die Hypo für einen Ruf gehabt?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war damals ja überhaupt nicht in dieser Kärntner Szene. Ich habe damals ein Angebot bekommen, und mir ist damals Konsolidierung und IFRS gesagt worden. Ich habe zuvor in der Steuerberatungskanzlei, wo ich tätig war ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Ist das Angebot direkt über Personalberater gekommen?
Mag. Andrea Dolleschall: Das ist über einen Personalvermittler gekommen. Ich habe die Hypo zuvor nicht gekannt. Ich war in Graz tätig, ich war in Wien tätig, ich war in Österreich tätig, aber nicht in Kärnten.
Ich bin damals zur Bank gegangen, weil ich IFRS implementieren wollte. Ich war damals jemand, der dieses neue Rechnungslegungsgesetz sehr gut im Detail gekannt hat. Ich habe das in meinem damaligen Aufgabenbereich in dieser Kanzlei, wo ich tätig war, auch sehr intensiv gemacht. IFRS und Konsolidierung haben mir einfach Spaß gemacht.
Also der Aufgabenbereich in der Bank hat sehr gut ausgeschaut, sonst geht man als Steirerin nicht nach Kärnten. (Allgemeine Heiterkeit.) – Ich hoffe, dass kein Kärntner im Raum ist, Entschuldigung! (Heiterkeit der Auskunftsperson.)
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Es sind eine ganze Menge Kärntner im Raum! (Allgemeine Heiterkeit.)
Mag. Andrea Dolleschall: Kann ich bitte eine Pause haben?! Nein, also nicht falsch verstehen, aber ich habe damals ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Zurück zum Ernst der Lage: Was hat Ihrer Wahrnehmung nach die Bank für einen Ruf gehabt?
Mag. Andrea Dolleschall: Die Bank ist, wie sie mir damals dargestellt worden ist, eine sehr stark wachsende, expandierende Bankengruppe, die einen Leiter Group Accounting braucht, um sich börsenfit zu machen und sich in allen Märkten zu verbreitern. Das ist mir damals von der Bank präsentiert worden, nicht nur mündlich, sondern auch wenn man ...
Ich bin ja damals natürlich in das Internet reingegangen und habe mir das angeschaut. Es hat damals schon sehr gut ausgeschaut, aber das war Mitte 2004, wo ich damals das Angebot diskutiert habe. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, dass ich damals irgendeine negative Wahrnehmung über die Bank hatte, bevor ich gesagt habe: Ja, ich mache das.
Es hat mich damals die Herausforderung gelockt, etwas aufzubauen und eine Bankengruppe in dem Bereich zu unterstützen. Das war das Motiv, dorthin zu gehen. Ich habe in der Bank selbst niemanden gekannt, ich war wirklich komplett – unter Anführungszeichen – „frisch gefangen“.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Sozusagen die zugewanderte Steirerin in Kärnten. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!)
Kommen wir zu einem nächsten wichtigen Bereich in der Bank, nämlich der Internen Revision. Wie haben Sie die Arbeit der Internen Revision wahrgenommen?
Mag. Andrea Dolleschall: Puh, die Arbeit der Internen Revision ... Ich habe damals 2006, wo nur ich gewusst habe, dass ich ausscheiden werde, die Interne Revision gebeten, den Abschluss-IFRS zu überprüfen, um sicherzustellen, dass man ... Also ich habe einfach geschaut, dass ich alles sauber und ordnungsgemäß dokumentiere, bevor ich ausscheide. Und die Interne Revision hat damals auch eine Prüfung durchgeführt. Da gibt es auch einen Bericht, dass die IFRS-Umstellung in Ordnung ist.
Aus dem Gesichtspunkt kann ich das so sagen. Ansonsten hat, glaube ich, die Interne Revision direkt an den Vorstand berichtet. Und ich habe die Interne Revision ... Ich glaube, ich habe einige Male mit ihr zu tun gehabt, also ich kann mich an Mailverkehr erinnern ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Einige Male mit ihr zu tun gehabt oder geprüft worden? Wie oft ist Ihre Abteilung konkret in der Zeit, als Sie dort waren, vom internen Controlling, also von der Internen Revision, geprüft worden?
Mag. Andrea Dolleschall: Das eine Mal, wo ich gebeten habe, mit dem IFRS, das man einfach schaut ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Da haben Sie gebeten? Ansonsten sind die nicht gekommen und haben da einmal nachgeschaut, wie sich die ...
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe damals gebeten, dass man sich das anschaut, weil ich sicherstellen wollte, dass der Abschluss korrekt ist. Ich wollte nicht irgendetwas offenlassen.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Jetzt haben Sie ja heute schon gesagt, es hat Sie gereizt, IFRS umzusetzen, zu implementieren und so weiter, dieses hohe Spezialwissen und Know-how. Hat die Interne Revision überhaupt das Know-how gehabt, das zu prüfen?
Mag. Andrea Dolleschall: Die hat damals externe Experten für diese IFRS-Überprüfung beigezogen. So viel ich mitbekommen habe, hat die Interne Revision sich immer vorbehalten, externe Experten beizuziehen, ich glaube, nicht nur für den Bereich Group Accounting, sondern auch für andere Bereiche.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Wie haben Sie ansonsten die Interne Revision wahrgenommen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich an den Bereichsleiter noch gut erinnern, wie er ausschaut. Ich überlege gerade, was ich sonst noch wahrgenommen habe. Es hat einige gemeinsame Fragen gegeben, die abgearbeitet worden sind. Ich glaube, das war dann auch nach dem Widerruf der Swaps, wo wir dann über einige Abgrenzungsthemen zum Treasury hin diskutiert haben. Das ist eine Wahrnehmung, an die ich mich jetzt noch erinnern kann, denn durch den Widerruf der Swaps war ja natürlich auch klar, dass das Treasury und das Treasury Backoffice die Schnittstellen verbessern muss.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Aber hat Ihrer Meinung nach die Interne Revision gut funktioniert? Wie würden Sie das beurteilen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe immer nur eine Person wahrgenommen. Ich war über diese Prüfaufträge der Internen Revision nicht im Detail informiert. Es ist nicht der Prüfplan der Internen Revision geteilt worden, sodass die Bereiche gewusst haben, was die machen.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Haben Sie eine Wahrnehmung, wie die Feststellungen seitens der Internen Revision beispielsweise im Vorstand aufgenommen wurden? Wurden diese Dinge ernst genommen? Was war der Stellenwert der Internen Revision in der Hypo?
Mag. Andrea Dolleschall: Da habe ich keine Wahrnehmung. Also ich kann mich nur an eine Ausschusssitzung erinnern, eben diesen Bilanzausschuss, wo der Prüfausschuss und wo der Leiter der Internen Revision dabei war, und da sind gewisse Themen diskutiert worden. Das war eine Aufsichtsratssitzung, da müsste es eventuell noch ein Protokoll geben. Aber ansonsten: Ich habe nicht im Detail gewusst, was die jetzt prüfen. Und an das Verhältnis zum Vorstand kann ich mich nicht mehr erinnern.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Mag. Dolleschall, gehen wir zum Jahr 2006 und zum Thema Consultants. (Auskunftsperson Dolleschall: Consultants?) – Ja. (Auskunftsperson Dolleschall: Pfff! Okay!) – Okay, für das Protokoll: Jetzt haben Sie durchgeschnauft. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) – Dann erzählen Sie, wie Sie die Consultants-Gruppe wahrgenommen haben!
Mag. Andrea Dolleschall: Die Consultants-Gruppe haben wir aus Accounting-Sicht insofern thematisiert ... Da gibt es wunderbare Aktenvermerke am System der Bank – ich glaube nicht, dass die geschreddert worden sind, sie sind auch im System –, wo Group Accounting ganz klar Stellungnahmen dazu abgegeben und empfohlen hat, gewisse Gesellschaften in die Konsolidierung einzubeziehen und das Risiko zu zeigen. Ich kann mich jetzt nicht im Detail erinnern, wann wir was geschrieben haben, aber da hat es einige Diskussionen gegeben.
Wir haben damals für IFRS den Konsolidierungskreis festlegen müssen. Und über die Consultants Holding – wenn ich jetzt etwas Falsches von der Struktur sage, dann nageln Sie mich bitte nicht darauf fest, denn das ist wirklich sehr lange her – sind ja lokale Landesgesellschaften konsolidiert worden. Wenn ich mich recht erinnere, haben die lokalen Landesgesellschaften Unterbeteiligungen gehabt. Und wir haben damals beim Konsolidierungskreis natürlich geschaut – nach IFRS muss man das auch machen –, dass man Firmen einbezieht – dass man durchaus durchgreift –, die eine wesentliche Aussagekraft auf den Konzernabschluss haben.
Ich kann mich jetzt an keine Firmen im Detail erinnern, aber wir haben da durchaus kritische Stellungnahmen abgegeben und gesagt, die Firma hat die und die negative Entwicklung, die ist zum Konsolidieren. Das müsste vielleicht auch mein Nachfolger schon erwähnt haben.
Consultants war für uns aus dieser Konsolidierungskreis-Perspektive ein großes Thema. Alles, was Sie in den Kreis nicht einbeziehen, haben Sie nicht in der Konzernbilanz, das heißt, wenn in einer lokalen Consultants-Gesellschaft ein Verlust passiert, haben Sie das nicht drinnen.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Okay, dann führen Sie aus, was das dann auch heißt. (Auskunftsperson Dolleschall: Bitte?) – Dass de facto das Risiko so in dieser Form nicht ersichtlich war.
Mag. Andrea Dolleschall: Nicht in der Form, weil ich es ja nicht in meinen Konzernabschluss direkt einbeziehe.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Magister, ich darf Ihnen einen Auszug aus dem Protokoll von der Befragung Mag. Grilc übermitteln. (Der Auskunftsperson wird ein Schriftstück vorgelegt.)
Mag. Andrea Dolleschall: Ah, der Consultants-Controller.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Mag. Bojan Grilc war hier als Auskunftsperson am 10. Juni 2015. Herr Grilc meint – wir haben Ihnen die Passage angestrichen; ich zitiere aus dem Protokoll –:
„Es war für uns schon im 2006er-Jahr klar – rein persönlich für mich zum Beispiel und für unsere Abteilung –, dass im Prinzip die Zukunft der Hypo-Bank nicht sehr rosig ausschaut.“
Mag. Andrea Dolleschall: Entschuldigung, wo ist das angestrichen? Ich habe da nur einen gelben Satz. (Abg. Lichtenecker: Andere Seite!) – Ach so, okay, Entschuldigung!
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): „Aufgrund der Tätigkeit der Consultants konnte ich mir schon damals ungefähr ausrechnen, wo, bei welchem Wert und wie ungefähr die Bank dasteht. Das habe ich auch mit Frau Dolleschall oft besprochen. Ich bin oft belächelt worden, aber es war so.“
Mag. Andrea Dolleschall: Ja. – Also das passt gut zu dem, was ich Ihnen gesagt habe. Es ist thematisiert worden. Ich glaube, das „belächelt worden“ bezieht sich nicht auf mich, weil ich mit dem Consultants-Controller ... Ich kann mich jetzt an keine Einzelgespräche mehr erinnern, aber wir haben da natürlich schon diskutiert, was wir im Bereich Consultants, ich sage jetzt einmal, konsolidierungstechnisch tun.
Der Herr Grilc war ja, wenn ich mich recht erinnere, der Hypo-Consultants-Controller und war für die Nachverfolgung der Ergebnisentwicklung als Controller zuständig. Und ich kann mich durchaus erinnern, dass wir mit ihm Gespräche hatten.
Nur generell würde ich einmal sagen: Wir sind jetzt nicht gemeinsam belächelt worden, aber ich glaube, dass das, was wir da diskutiert haben, in der Form von anderen Personen – da wäre der Consultants-Vorstand gefragt, an den er berichtet – unterschiedlich wahrgenommen worden ist. Wenn ein Controller negative Vermutungen abstößt, dann wird man auch nicht belächelt, aber dann ist man übervorsichtig und so weiter.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Okay. Jetzt haben Sie den Vorstand der Consultants angesprochen. Noch genauer: Jetzt hat das Controlling Bedenken gehabt. Ich bezeichne es vorsichtig als Bedenken. Es hat die Chefin des Group Accounting (Auskunftsperson Dolleschall: Aktenvermerke geschrieben!) auch entsprechende Aktenvermerke gemacht.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, genau.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Von wem konkret sind diese – ich nenne es einmal so – Warnungen, Anmerkungen belächelt worden, wie es der Herr Grilc beschreibt?
Mag. Andrea Dolleschall: Na ja, also ...
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Welche Personen waren das im Konkreten?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war damals nicht ... Also ich kann mich nicht erinnern, wer damals genau ... Im Vorstand Consultants habe ich den Herrn Süss im Kopf, aber ich weiß nicht, ob er zum damaligen Zeitpunkt noch oder schon im Vorstand war. Und da habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass er sich Controlling-Themen und Risikothemen wirklich, also so im Detail anhört, dass er dann eine geordnete Risikobeurteilung abgeben kann. Das ist sicher ein inhaltliches Thema. Ein Controller spricht eine Sprache, ein Vorstand spricht eine andere Sprache.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Aber gehen wir zum Vorstand der Bank beziehungsweise zum Aufsichtsrat der Bank. Hat es da gewisse Anmerkungen gegeben?
Mag. Andrea Dolleschall: Wir haben das über Group Accounting, nachdem wir gesehen haben, dass wir über den Consultants-Vorstand ... Also ich kann mich nicht mehr im Detail erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es Gespräche nicht nur mit dem Herrn Grilc, sondern auch mit dem Herrn Süss gegeben hat – das habe ich irgendwo im Kopf, ich weiß nur nicht wann –, wo wir mit ihm gewisse Gesellschaften diskutiert haben. Diese Gesellschaften haben wir auch mit den Wirtschaftsprüfern besprochen. Es gibt ja Aktenvermerke, die nach wie vor in der Bank sind, im System.
Ich kann mich schon erinnern, dass auch mein Nachfolger geschaut hat, dass die eine oder andere Gesellschaft konsolidierungstechnisch erfasst worden ist. Unser Beitrag zur Risikobeurteilung war die richtige oder eine gute Erfassung der Gesellschaften, und dieser Konsolidierungskreis ist mit beiden Prüfern abgesprochen worden. Daran kann ich mich erinnern, ja. Also das müsste 2006 gewesen sein, oder vielleicht war es dann auch noch im Frühjahr 2007. Es ist lange her.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Haben Sie noch Erinnerungen an Beteiligungen in der Consultants-Gruppe, die Sie auch als kritisch gesehen haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Also bei Detailnamen tue ich mir schwer. Das Einzige, woran ich mich erinnern kann, ist, dass damals von der Consultants Holding, glaube ich, Beteiligungen in eine neue Firma geschoben wurden. Das war diese Hypo Alpe-Adria-Beteiligungs GmbH – ich weiß nicht, ob der Name korrekt ist. Das ist schon sehr lange her.
Und da hat man dann in dieser Hypo Alpe-Adria-Beteiligungs GmbH, ich weiß nicht, fünf bis zehn Beteiligungen drinnen gehabt und hat dann auch geschaut, Prüfer und Beteiligungsmanagement ... Da weiß ich aber nicht mehr, wer da dann was im Detail gemacht hat. Das war relativ, glaube ich, zum Schluss, bevor ich ausgeschieden bin.
Vorsitzende Doris Bures: Eine Frage noch, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Ich greife einen konkreten Bereich heraus: Aluflexpack. Haben Sie da konkrete Wahrnehmungen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, der Name sagt mir etwas. Ich bin mir ziemlich sicher, also ich glaube, dass wir diese Firma dann in die Konsolidierung einbezogen haben. Da hat es konkrete Stellungnahmen von Group Accounting gegeben. Das war – ich weiß jetzt keine Werte mehr – von der Beteiligungshöhe und vom Ergebnis keine unwesentliche Beteiligung mehr.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Jetzt geht es weniger um Details, sondern diesbezüglich darum: Welche Erinnerungen haben Sie, wie die Situation des Unternehmens war? Das Unternehmen ist seit 2000 mit Problemen behaftet, und so weiter und so fort, solche konkreten Bereiche.
Vorsitzende Doris Bures: Das geht dann auf die Redezeit der nächsten Runde, Frau Abgeordnete.
Mag. Andrea Dolleschall: Aluflex ist damals thematisiert worden, ist in unseren Aktenvermerken drinnen. Ich bilde mir auch ein, dass wir es dann konsolidiert haben. Das weiß ich aber nicht. Das müsste dann 2007 passiert sein.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Sie haben gesagt, es war Ihnen wichtig, dass Sie herausfinden, was schiefgelaufen ist beziehungsweise wie das entstanden ist und was da genau passiert ist. Können Sie das ein bisschen ausführen? Was ist Ihrer Meinung nach da wirklich passiert?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen passiert ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Was die Swapverluste betrifft, Entschuldigung!
Mag. Andrea Dolleschall: Bei den Swapverlusten, die dann zum Widerruf der Bank geführt haben, ist meines Erachtens schlicht und einfach das Folgende passiert: dass Zinsswaps im Treasury Backoffice als Zinsswaps eingebucht worden sind und dass die Struktur, die in diesen Swaps war, damals nicht bekannt war beziehungsweise damals vor dem Widerruf nicht thematisiert wurde. Nach dem Widerruf haben wir dann diese zwei Monate gehabt, wo wir diese Komplexität der Geschäfte mit diesen Experten – ich weiß nicht mehr, wie viele – abgearbeitet haben.
Also es sind, wenn Sie mich nach meiner Wahrnehmung fragen, Geschäfte zwar verbucht worden, aber ein Teil des Geschäftes war nicht dabei, also ein Teil des Geschäftes hat gefehlt, diese komplexe Struktur, diese Währungskomponente.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Na ja, aber wir sprechen ja von zwei verschiedenen Paar Schuhen. Es gibt ja zwei Bereiche. Der erste Bereich sind die Verluste, die entstanden sind, und der zweite Bereich waren dann die Geschäfte, die man genutzt hat, um die Verluste zu verschleiern. Können Sie vielleicht die ersten Geschäfte, die Basisgeschäfte ein bisschen erklären?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich bin da, obwohl ich in der Arbeitsgruppe mit den Experten drinnen war, wahrscheinlich keine geeignete Auskunftsperson. Ich kann nur noch einmal sagen, dass es für mich Zinsswaps waren, wenn wir jetzt von diesen Basisgeschäften sprechen, die diese Verluste herbeigeführt haben. Und in diesen Zinsswaps waren Währungskomponenten eingebunden, die, wenn sich das Währungspaar so stellt, dann zu einem Verlust geführt haben. So ist es in meiner Erinnerung, also so habe ich es im Kopf.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Und die Verluste sind wann entstanden? Wissen Sie das, wann die Verluste entstanden sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe es im Nachhinein erfahren. Soviel ich damals natürlich mit dem Widerruf und über Wirtschaftsprüfer und Gruppe mitbekommen habe, sind die ... Also die Verluste sind im September, Oktober 2004 entstanden und waren damals nicht vollständig in die Bilanz eingestellt. Es hat ein Teil gefehlt.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Also es geht um diese 120 Millionen, die man dann nachträglich irgendwie unterzubringen versucht hat, indem man was genau gemacht hat?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich würde Ihnen das beantworten, wenn ich mich noch erinnern kann. Ich kann mich nicht erinnern, was im Nachhinein gemacht worden ist, also es fehlt mir da wirklich die Erinnerung.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Da fehlt Ihnen die Erinnerung. Sie sagen, Sie sind bei der Bank geblieben, um aufzuklären, um herauszufinden, was da passiert ist (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!), und jetzt erinnern Sie sich nicht mehr, was da passiert ist?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich erinnere mich sehr wohl daran, dass diese Expertengruppe diese Basisgeschäfte abgearbeitet hat ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Es geht nicht um die Basisgeschäfte, es geht um die Geschäfte, die nachher gemacht wurden, um zu verschleiern. Da waren Sie ja schon in der Bank.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich muss ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Die wurden ja im März 2005 abgeschlossen, bis März 2005 wurden diese Geschäfte abgeschlossen. Mit welchen Firmen? Wissen Sie das noch?
Mag. Andrea Dolleschall: Im März 2005 ... Das können nur die Banken, die Bankpartner gewesen sein, die über das Treasury gekommen sind, nicht? (Abg. Lugar: Ja!) Ich weiß jetzt nicht, ob es die Deutsche Bank war oder ob es, weiß ich nicht, Goldman Sachs war. Es waren mehrere Bankenpartner, mit denen die Bank Swaps abgeschlossen hat, oder die laufenden ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Die aber keine Swaps waren. Das wissen Sie auch, oder? Das waren ja keine Swaps, das waren nur getarnte Swaps.
Mag. Andrea Dolleschall: Na, aber die getarnten Swaps waren für mich die Geschäfte, die 2004 einge...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Nein, das waren (Auskunftsperson Dolleschall: Okay!) noch eher Swaps, denn da war ein Risiko. Aber bei den späteren sogenannten Swaps gab es kein Risiko. Das waren sogenannte Darlehen, die man fixverzinslich über viele Jahre gestreckt und rückgezahlt hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich kann mich ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Wissen Sie davon nichts?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich daran nicht im Detail erinnern. Mir sagt auch die Zahl von 120 Millionen nichts. Mir sagt lediglich ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Welche Zahl haben Sie im Kopf?
Mag. Andrea Dolleschall: Von den Bilanzierungsvarianten, die da besprochen worden sind, kann ich mich an 340 erinnern, das war die Summe aller ... Ich weiß, dass es damals eine Handvoll Swaps waren, die zu diesen Millionenverlusten geführt haben. Wenn Sie jetzt fragen, wie die „Verschleierungsverluste“ – unter Anführungszeichen – abgeschlossen und mit wem sie abgeschlossen worden sind, dann müsste man, glaube ich, Treasury fragen. Das weiß ich jetzt nicht. Das müsste der Treasury beantworten können.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Können Sie vielleicht in zwei Sätzen zusammenfassen, wie man letztlich draufgekommen ist, dass das nicht richtig verbucht ist?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, draufgekommen ist man insofern, als man als Prüfer das Nettozinsergebnis plausibilisiert hat, und, nachdem dort Zinszahlungen aufgetreten sind, als Stichprobe der Wirtschaftsprüfer natürlich im Detail nachgefragt hat, welches Geschäft dem zugrunde liegt. So sind sie draufgekommen. Ich glaube nicht, dass der Prüfer zum Zeitpunkt des Widerrufs genau gewusst hat, wie die Swaps im Detail ausschauen, sonst hätte man die Expertengruppe nicht gebraucht.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ich habe hier den Bericht von der CONFIDA, und die sagen, dass der Nettozinsertrag im Verhältnis zu den eingesetzten Aktiva nicht so stark gestiegen ist. Das war der Grund, warum sie draufgekommen sind. Das heißt, um es zu übersetzen: Man hat einen Zinsertrag, gibt im Jahr darauf mehr Geld hinein und hat plötzlich nicht diesen Anstieg, den man vom Zinsertrag erwarten könnte. Deshalb kommt man drauf. Würden Sie das so bestätigen?
Mag. Andrea Dolleschall: Genau. Ich kann mich nicht mehr im Detail erinnern, aber ich glaube, dass die CONFIDA auch versucht hat, mit diesen zinstragenden Aktiva und Passiva zu schauen, wie man ... Man hat ja ... Das Zinsergebnis kommt ja aus dem On-Balance-Geschäft, also aus den Forderungen gegenüber Dritten, also Kredite und so weiter, oder aus Veranlagungen und passiv aus Anleihen. Die Bank finanziert sich ja über Anleihen, Eigenkapitaltransaktionen. Und natürlich gibt es ein Off-Balance-Geschäft. Und je nachdem, wie sich ... Ich bin da jetzt kein guter Experte, aber je nachdem, wie sich eine Zinskurve entwickelt, entwickelt sich das Zinsergebnis. Dieses Thema haben ja auch viele Banken: Wenn die Zinskurve verflacht, dann ist kein Zinsergebnis mehr drinnen.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Genau. – Das heißt, Sie würden wahrscheinlich zustimmen, wenn ich sage, dass der Nettozinsertrag beziehungsweise der Zinsertrag eine unglaublich wichtige Kennzahl für eine Bank ist.
Mag. Andrea Dolleschall: Absolut, würde ich sagen, eine der wichtigsten.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Jetzt haben Sie gesagt, Sie haben dreimal im Monat mit Herrn Kulterer gesprochen. Stimmt das so ungefähr?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe mit Herrn Kulterer einmal pro Monat, ich sage einmal, unter vier Augen gesprochen für IFRS-Erstellung, für meinen eigentlichen Aufgabenbereich. Das stimmt so, ja. Ob es weitere Meetings gegeben hat für Börsenvorbereitung, für, ich weiß nicht, welche Themen, mag sein, aber ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Sie haben gesagt, Sie sind in die Bank gekommen, um das Ganze börsenfit zu machen oder mitzuhelfen, das Ganze börsenfit zu machen. Jetzt haben Sie auch gesagt, dass eben der Zinsertrag unglaublich wichtig ist, eine wichtige Kennzahl, aber Sie haben nie über den Zinsertrag gesprochen, der sich ja so offensichtlich in die falsche Richtung entwickelt hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, aber ich glaube, dass da auch ein Missverständnis vorliegt, denn wir im Group Accounting haben die Bilanz erstellt und haben die Daten den Wirtschaftsprüfern gegeben. Parallel dazu – und das muss ich auch ganz klar festhalten – haben wir ein Group Controlling gehabt, das für sämtliche Plausibilitätsanalysen auf Basis der Istzahlen zuständig war. Also wenn jemand ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber es geht jetzt nicht um Plausibilität. Sie haben gesagt, Sie haben über Ergebnisrechnung gesprochen. Sie haben mit Herrn Kulterer darüber gesprochen, wie sich das Ergebnis entwickelt. Und diese Kennzahl ist ja ergebniswirksam.
Mag. Andrea Dolleschall: Genau, und das ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Genau, damit müssten Sie auch darüber gesprochen haben.
Mag. Andrea Dolleschall: Genau, und das Group ... Ich war für die Istzahlen verantwortlich – Group Accounting –, und die Plausibilitätsentwicklung oder die Ergebnisentwicklung zwischen Plan- und Istzahlen macht das Group Controlling. Das heißt, wenn ich im Group Accounting sehe, dass das Zinsergebnis weniger ist als der Plan, muss ich über das Group Controlling gehen. Ich arbeite ja nicht mit Planwerten, und das Group Controlling verfolgt ja diese Kennzahlen. Da hat es ja auch eine Abteilung mit zehn bis zwölf Leuten gegeben.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Das heißt, 2005 waren die Zahlen schon negativ oder zumindest auffällig. Zumindest sagt die CONFIDA, dass schon 2005, als bis März diese Schein-Swaps eingestellt wurden ... Ab da hat sich dieser Nettozinsertrag ja negativ entwickelt beziehungsweise nicht so, wie er sollte. Haben Sie darüber nie mit irgendjemandem gesprochen? Ist Ihnen das gar nicht aufgefallen?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich kann mich nicht daran erinnern, dass im Frühjahr 2005 weder die CONFIDA noch Vorstand noch Group Controlling über Nettozinserträge gesprochen haben.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber ist das nicht eine wichtige Kennzahl? Spricht man nicht über wichtige ... Also ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung sagen – ich habe eine kleine Firma gehabt –, ich habe jeden Monat mit der Buchhalterin über die Kennzahlen gesprochen.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, aber ich glaube, das ist der Punkt: Diese Gespräche zwischen Plan und Ist sind nicht über Group Accounting vorgenommen worden. Group Accounting hat die Istdaten erstellt, hat diese Istdaten an Group Controlling geliefert, und Group Controlling hat diese Daten den Planwerten, diesen Budgetwerten gegenübergestellt.
Und wenn Sie mich fragen: Im März 2005 war ich drei, vier Monate in der Bank. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich zum damaligen Zeitpunkt schon eine aktive Wahrnehmung betreffend den Nettozinsertrag hatte.
Es hat vermutlich Gespräche zwischen Controlling gegeben, vielleicht war ich auch dabei, aber ich kann mich jetzt nicht mehr ... Es klingelt da nicht wirklich etwas. Ich habe dieses Thema Nettozinsertrag im Kopf mit Februar/März 2006. Also das ist das, was ich im Kopf habe. Daran kann ich mich erinnern, denn das ist jetzt – ich muss es noch einmal sagen – elf Jahre her.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ja, natürlich. – Ich sehe natürlich ein, als Sie gekommen sind war das alles schon gelaufen, die Verluste waren da. Aber die Frage, die ja im Raum steht, ist, ob Sie in irgendeiner Form bei, sage ich einmal, der kreativen Verbuchung mitgewirkt haben, um das möglichst auf viele Jahre abzuarbeiten. Das war ja die Argumentation von Herrn Kulterer. Er hat immer gesagt, das ist alles legal, man arbeitet das über mehrere Jahre ab. Das war ja das, was er Ihnen auch gesagt hat, nicht?
Mag. Andrea Dolleschall: Erstens weiß ich nicht, was Sie unter Mitwirkung verstehen. Zweitens weise ich noch einmal darauf hin, dass die Verbuchung und die Bilanzierung der Swaps, von denen ich spreche, abgearbeitet und auch dementsprechend durchgeführt worden sind unter Beiziehung sämtlicher Experten und Wirtschaftsprüfer.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ja, aber 2006, ich spreche ja von 2005. (Auskunftsperson Dolleschall: 2006, ja!) Irgendeiner muss ja die Idee gehabt haben, das über viele Jahre zu strecken, und irgendeiner muss es auch gebucht haben.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, ich habe Ihnen vorher schon gesagt, dass die Zinsswaps über das Treasury Backoffice gebucht werden. Also das Group Accounting ... Das hat jetzt nichts mit Verantwortung zu tun, aber das Group Accounting verbucht keine Einzelgeschäfte. Und wenn ich keine Information dazu hatte, dann hatte ich auch keine Chance, irgendeine Wahrnehmung, Vermutung oder sonst etwas zu haben.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hat es jemals Bonifikationen, sonstige Prämien oder sonst etwas gegeben?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen Prämien, also ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): An Sie.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe in meinem Dienstvertrag ein Bruttogehalt und eine variable Komponente gehabt.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Nach welchen Kriterien wurde das zuerkannt?
Mag. Andrea Dolleschall: Es hat Zielvereinbarungen gegeben. Ich glaube, bei mir war die IFRS-Erstellung drinnen und gewisse andere Dinge, aber das weiß ich nicht mehr im Detail. Da hat es gewisse festgelegte Kriterien gegeben. Also ich habe keine Sonderboni oder Sonstiges bekommen, nicht zum Zeitpunkt meines Ausscheidens. Ich habe auch das Auto nicht mitgenommen. Ich habe die Bank ordnungsgemäß verlassen.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hat es irgendwelche Bonifikationen gegeben in Bezug auf ein besseres Ergebnis, irgendeine Eigenkapitalquote oder sonst irgendetwas?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): In keinster Weise. Okay.
Mag. Andrea Dolleschall: Da bin ich mir ganz sicher, denn das wäre nicht zulässig.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Wie war denn das Verhältnis zu CONFIDA und zu Deloitte? Sie haben gesagt, zu Deloitte war es gut. Sie waren ja, glaube ich, auch die, die Deloitte darauf hingewiesen hat, noch bevor Deloitte das von der CONFIDA erfahren hat, dass einiges im Argen liegt. Zumindest hat Deloitte behauptet, dass Sie einen Tag, bevor die das offiziell erfahren haben, telefoniert hatten.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war diejenige, die über die Information, die ich dann – Vorstand, Treasury – bekommen habe, Deloitte informiert hat, beziehungsweise habe ich Deloitte informieren müssen. Also ich habe damals gesagt ... Es ist ja in diesem Frühjahr 2006 mit CONFIDA gesprochen worden, und ich kann mich nicht daran erinnern, ob Deloitte ... Ich glaube, von Deloitte war niemand dabei. Also ich habe nicht in meiner Erinnerung, dass jemand von Deloitte dabei war.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Also bevor Sie Deloitte informiert haben, war ja zwei Wochen vorher die CONFIDA bei Ihnen und wollte anscheinend Belege über diese Swaps. Die haben dann zwei Wochen warten müssen. Warum haben die so lange warten müssen? Haben Sie da erst das Okay von Herrn Kulterer einholen müssen, oder ...
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, so ungefähr.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aha, das heißt: CONFIDA ist gekommen, hat gesagt, da gibt es Probleme mit dem Zinsertrag, wir hätten gerne die Belege zu diesen Swaps – die ja keine waren –, zu diesen Geschäften. Und Sie haben Herrn Kulterer gefragt: Können wir diese Zettel herausrücken? – Ist das üblich?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe die Anforderungen des Wirtschaftsprüfers entgegengenommen und habe diese weitergeleitet. Ich war ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ist es üblich, dass der Vorstand über jeden Zettel abstimmt beziehungsweise jeden Zettel genehmigt, der dem Wirtschaftsprüfer ausgehändigt wird?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß nicht, ob der Vorstand über jeden Zettel bestimmt oder genehmigt hat, ich weiß nur, dass diese Information dann von Treasury aufbereitet worden ist. Ob der Vorstand jetzt bei allen Zetteln eingebunden ist, weiß ich nicht. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Vorsitzende Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie sind in der zweite Runde.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber ich verstehe nicht, warum Sie, wenn der Wirtschaftsprüfer zu Ihnen als Zuständige kommt und irgendeinen Beleg haben will, den nicht einfach herausrücken, das ist doch eher üblich.
Mag. Andrea Dolleschall: Weil ich sie nicht gehabt habe. Ich habe in meinem Eingangsstatement gesagt, dass ich keine Originalunterlagen bei mir habe.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber Sie hätten auch Kopien herausrücken können. Die haben auch keine Kopien bekommen.
Mag. Andrea Dolleschall: Was ich hatte, habe ich herausgerückt, wenn ich das nicht gehabt habe, habe ich es angefordert.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Und warum hat das dann zwei Wochen gedauert? Die CONFIDA hat sich da ziemlich beschwert, dass sie nichts bekommen haben, obwohl der Hut gebrannt hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich nicht daran erinnern, was die CONFIDA angefordert hat und was zwei Wochen gedauert hat, im Detail. Ich kann mich nur daran erinnern, und das habe ich schon zu Beginn gesagt, dass es Diskussionen gegeben hat mit CONFIDA, teilweise Vorstand, da hat es eine Vorstandssitzung gegeben, und Treasury. Und wir waren da als Group Accounting in der Mitte koordinierend tätig. Also ich weiß jetzt nicht mehr, wer was, wann, wo angefordert und wie lange das gedauert hat. Dass Belege länger dauern, dass im Hintergrund irgendjemand etwas checkt, prüft, das wären jetzt Vermutungen, wenn ich Ihnen da jetzt etwas dazu sagen würde, da ich das nicht mehr in meinem Kopf habe.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Wer hat Sie beauftragt, Deloitte zu informieren?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, das war damals das Outcome aus einem Gespräch mit, das müsste damals Vorstand und Treasury, eventuell auch CONFIDA gewesen sein, wo wir einfach gesagt haben ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Die CONFIDA hat Sie beauftragt, Deloitte zu informieren?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. Ich muss mich bei Ihnen sehr klar ausdrücken: Die CONFIDA beauftragt mich nicht, ich habe gesagt, aus einem Gespräch kommend. Es hat ja mit der CONFIDA Gespräche gegeben. Die CONFIDA hat damals das Treasury geprüft, und die CONFIDA hat damals diesen Nettozinsertrag, diese Verplausibilisierung gemacht. Okay? Und deswegen habe ich in meiner Erinnerung, dass die CONFIDA das geprüft hat, Unterlagen angefordert hat, und Deloitte war nicht dabei. Also ich habe nicht in meiner Erinnerung, dass Deloitte aktiv dabei war.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Das ist aber immer noch nicht die Antwort auf meine Frage, wer Sie beauftragt hat, Deloitte zu informieren.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, es war damals der Vorstand aufgrund eines Gesprächs mit CONFIDA und Treasury. Das habe ich so im Gedächtnis.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): War die CONFIDA dabei anwesend, als Sie beauftragt wurden?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich würde es Ihnen gerne sagen, aber ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es wirklich nicht mehr.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber ist es nicht ungewöhnlich, wenn Sie vorher dreimal nachfragen müssen, ob Sie einen Beleg ausgeben, und dann diese wichtige Entscheidung treffen, ohne sich abzusichern?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen, dass ich entschieden habe, Deloitte zu informieren, oder was meinen Sie?
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Und wenn nicht, dann müssen Sie ja genau wissen, wer Sie dazu beauftragt hat. Das ist ja nicht alltäglich. (Auskunftsperson Dolleschall: Das habe ich ...!) Da geht es ja um unglaubliche Vorwürfe – Bilanzfälschung.
Mag. Andrea Dolleschall: Das habe ich Ihnen aber gerade gesagt, dass ich glaube, dass es damals Dr. Kulterer war. Ich habe Ihnen das jetzt gerade vorhin geantwortet. Ich weiß nicht, ob das so unverständlich war. Ich habe Ihnen das gerade gesagt. Es hat Gespräche gegeben. Es war CONFIDA aktiv als Prüfer tätig. Es hat Meetings gegeben. Man hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Das haben wir damals schon gewusst. Also man hat das dann im Gespräch gesehen, da passt etwas nicht, dem muss man nachgehen. Aber wer da im Detail was erarbeitet oder informiert hat, kann ich Ihnen jetzt nicht mehr sagen.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Der Herr Groier hat im Ausschuss gesagt, dass Sie die Flucht nach vorne angetreten haben, weil Sie gemerkt haben, dass da etwas im Argen liegt. Kann man das so sagen?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie haben ja mein Eingangsstatement und meine bisherigen Aussagen gehört. Die Flucht nach vorne – ich würde einfach sagen, ich wollte dann natürlich, wenn da etwas nicht passt, dass das aufgeklärt wird. Und ich habe auch keinen Grund gesehen, den zweiten Wirtschaftsprüfer nicht zu informieren.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber CONFIDA wollte das nicht, CONFIDA wollte das selbst tun. Und Sie sind CONFIDA zuvorgekommen, was CONFIDA sehr negativ empfunden hat hier im Ausschuss.
Mag. Andrea Dolleschall: Na, okay, also es empfinden einige Leute etwas negativ, wenn jemand direkt ist und korrekt arbeitet. Wenn ich ein Joint Audit habe, muss ich ja den zweiten Prüfer informieren.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Aber ist es Ihre Aufgabe, da sozusagen mediativ einzugreifen, das müssten sich doch normalerweise die Prüfer untereinander ausmachen?
Mag. Andrea Dolleschall: Da haben Sie grundsätzlich schon recht. Aber nachdem CONFIDA die Bank geprüft hat – also auch Deloitte hat geprüft, ich weiß nicht mehr welche Bereiche – und CONFIDA Informationen bekommen hat und Themen diskutiert hat mit Kulterer, mit Treasury, teilweise war sicher ich auch dabei, war es mir natürlich wichtig, den Zweitprüfer zu informieren. Flucht nach vorne – das war einfach eine Information, die ich weitergegeben habe.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): CONFIDA hat ja Vorschläge gemacht Richtung Kulterer, wie man das doch noch verbuchen könnte, um das sozusagen noch hinzubiegen. Wissen Sie etwas darüber?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich habe das irgendwann einmal gehört, dass CONFIDA Vorschläge gemacht hat. CONFIDA war nicht in unserer Bilanzierungsexpertengruppe dabei.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Sie haben zuvor gesagt, es hat eine Besprechung gegeben, CONFIDA, Kulterer und Sie.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, aber das war eine Besprechung, da ist es noch nicht um Bilanzierungsvarianten gegangen. Das war eine Besprechung, da weiß ich nicht mehr, wann sie war, aber ich glaube, sie war im Februar/März 2006, bei der es um das Thema Nettozinsergebnis gegangen ist. Wenn es Gespräche zu Bilanzierungsvarianten gegeben hat, kann ich mit relativ großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass ich da nicht dabei war – denn es klingelt nichts.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Was ist bei diesem Gespräch über Nettozinsergebnisse herausgekommen?
Mag. Andrea Dolleschall: Pah, also wenn das jetzt vor zwei Jahren gewesen wäre ... Nettozinsergebnisse ... Diese Besprechung, die damals, glaube ich, im Februar kurz vor dem Widerruf stattgefunden hat, in dieser Besprechung glaube ich mich erinnern zu können, dass CONFIDA damals dem Vorstand – ich war dabei, ich glaube, dass auch weitere Personen dabei waren, der Treasurer vermutlich – gesagt hat, dass der Nettozinsertrag nicht plausibel ist. Und ich glaube, dass CONFIDA aufgrund dieser Besprechung gesagt hat, okay, jetzt prüfe ich in dem Bereich, jetzt ist das mein Schwerpunkt.
Aber das sind jetzt Erinnerungen. Es hat eine Besprechung im Februar/März gegeben, und was im Nachhinein mit CONFIDA an Bilanzierungsvarianten diskutiert worden ist, bevor diese Expertengruppe existiert hat, weiß ich nicht. An das kann ich mich nicht erinnern.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Wenn Sie sagen, es gab eine Besprechung kurz bevor das aufgeflogen ist (Auskunftsperson Dolleschall: Das war im Februar/März!), dann wusste man anscheinend schon, dass da etwas nicht stimmt, dass da etwas falsch verbucht ist?
Mag. Andrea Dolleschall: Man wusste ... Das ist jetzt im Nachhinein, zehn Jahre später, nachdem die Swaps, glaube ich, über fünf Jahre diskutiert worden sind, ist es, seien Sie mir nicht bös, einfach zu sagen, man wusste, dass etwas nicht stimmt. Ich habe mir damals natürlich schon gedacht, okay, jetzt ist das Nettozinsergebnis nicht richtig, der Treasurer diskutiert mit dem Vorstand. Es war mir damals natürlich nicht klar, was im Detail passiert ist, aber es war mir auch sehr viel daran gelegen, das sauber abzuarbeiten, das aufzuklären. Also jetzt im Nachhinein ist es recht leicht, zu sagen ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Irgendetwas passt da nicht. Bei dieser Sitzung haben Sie nicht gewusst, was da im Argen ist? Da hätten Sie ja nur diesen Beleg, den Sie nicht bekommen haben, bei dieser Sitzung einfach einsehen müssen.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß nicht, welche Sitzung und von welchem Beleg Sie sprechen.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Sie haben gesagt, es gab eine Sitzung um den Nettozinsertrag. (Auskunftsperson Dolleschall: Okay, diese! Ja!) Da hätte man jetzt nur schauen müssen, wo sind die Probleme, und die Belege müssten ja für Herrn Kulterer verfügbar gewesen sein.
Mag. Andrea Dolleschall: Das war ja auch die Aufgabe, das ist ja dann im Anschluss gemacht worden. Wenn die CONFIDA aus heutiger Wahrnehmung sagt, dass die Bank und Groier – oder wer auch immer –, sagt, okay, die Bank hat Unterlagen verschleiert, dann ist das eine Wahrnehmung der CONFIDA. Ich weiß nur, dass es eine Besprechung, glaube ich, im Februar gegeben hat. Der Widerruf war drei bis vier Wochen später. Das heißt, in diesem Zeitraum sind weitere Prüfungshandlungen gesetzt worden. – Das wäre für mich von der zeitlichen Abfolge her logisch. Also, ich tue mir da jetzt echt schwer, es ist zu lange her.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ich werde das noch in der nächsten Runde vertiefen.
Eine Frage noch: Auf meine Frage, wer geschreddert hat, hat Herr Holzer behauptet, Sie waren da und Sie haben geschreddert. Das sagt er hier im Protokoll, ich kann es Ihnen vorlegen. Das heißt, entweder lügt er oder lügen Sie. Einer muss jetzt lügen.
Mag. Andrea Dolleschall: Am besten, Sie befragen den Herrn Holzer noch einmal.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Ich habe ihn befragt, das steht da schriftlich, ist im Protokoll nachzulesen. Ich kann es Ihnen auch geben, wenn Sie wollen. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, kein Problem! – Der Auskunftsperson wird ein Schriftstück vorgelegt). Und da steht ganz eindeutig auf meine Nachfrage, wer geschreddert hat, dass Sie da waren und dass Sie geschreddert hätten.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, ich möchte jetzt wirklich einmal eines ein für alle Mal klarstellen: Es ist eine wirklich, muss ich sagen ... Ich bin ein sehr geduldiger Mensch, aber es beleidigt mich und auch jeden durchschnittlich intelligenten Menschen, zu sagen, dass Papiersäcke tagelang irgendwo in einem Korridor standen, dass Leute da – ich weiß nicht, wie lange man braucht, das zu schreddern – das machen vor den Augen aller. Ich muss wirklich sagen, ich weise das jetzt mit aller Entschiedenheit zurück. Und ich werde dem Herrn Holzer auch dementsprechende rechtliche Konsequenzen androhen. Warum? – Da ich eines weiß: Es ist nie etwas in meinem Auftrag geschreddert worden. Und ich kann auch Ihnen die Rückfrage stellen: Was sollte ich geschreddert haben? Die Bank ist über ein Jahr geprüft worden. Was sollte ich schreddern? Also ich muss jetzt wirklich sagen ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Mir brauchen Sie gar keine Fragen zu stellen, denn ich sage nur, was der Herr Holzer ausgesagt hat. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, also noch einmal ...!) Und es ist ganz offensichtlich so, dass er hier eine Falschaussage macht, wenn Sie behaupten, das ist falsch.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, also ich behaupte nicht, es ist falsch. Ich habe bis dato immer wahrheitsgetreu ausgesagt und das entspricht nichts anderem als der Realität. Ich glaube nicht ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Dann müssen wir eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft schicken, denn da hat jemand die Unwahrheit gesagt.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß nicht, was die Konsequenzen daraus sind, ich habe ...
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Na ja, wenn der Herr Holzer Sie da wissentlich falsch belastet, wären die Konsequenzen, dass das eine Falschaussage ist.
Mag. Andrea Dolleschall: Noch einmal: Wenn jemand Papiersäcke stehenlässt, Kopien oder ich weiß nicht welche sonstigen benötigten Unterlagen ordnungsgemäß entsorgt, und ich sage einmal, das ist ja nicht ein Blattl, das man schreddert, das sind ja, das müssen ja mehrere Kopien, also müssen ja Berge von Papier gewesen sein, dann ist das wirklich eine Beleidigung. Es ist wirklich eine Beleidigung, denn das würde heißen, dass ich in meinem Urlaub – ich weiß ja auch nicht, wann geschreddert worden sein soll – tagelang in der Bank war und irgendwelche Kopien geschreddert habe. Das Ganze grenzt jetzt wirklich schon an ... also es ist jetzt nahezu schon lächerlich.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Holzer hat auch gesagt, dass der Akt, der ihm bezüglich dieser Swaps und dieser ganzen Verschleierung übergeben wurde, so dünn war, dass er annehmen musste, dass da einiges fehlt. Was sagen Sie dazu?
Mag. Andrea Dolleschall: Das kann ich, da muss ich ... Ich meine, ich respektiere das alles, aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, ich muss da wirklich schmunzeln, denn was hätte ich da 2007 noch schreddern sollen? Es sind alle Derivate ... Also wenn der Prüfer nicht spätestens zum Zeitpunkt des Widerrufs eine lückenlose vollständige Überprüfung des Bankbuchs der Derivate vornimmt, wann dann? Ich muss jetzt wirklich schon sagen, okay, ich beantworte gerne Ihre Fragen, aber ich muss da jetzt schon einmal sagen, lächerliche Geschichten werde ich nicht mehr diskutieren.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Den letzten Satz habe ich nicht verstanden!
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe gesagt lächerlich, das ist für mich jetzt schon, wird sehr lächerlich das Ganze.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Dieses Thema der Aussage von Herrn Holzer: Ich bin froh, Frau Mag. Dolleschall, dass wir Sie heute hier haben, ich glaube, das kann man schon richtig einordnen. Herr Holzer hat offensichtlich versucht, von seiner eigenen fragwürdigen Rolle abzulenken, da schmeißt er halt mit Dreck um sich, und etwas davon geht auch in Ihre Richtung.
Mag. Andrea Dolleschall: Ein bisschen zu viel Dreck für meinen Geschmack.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ich bringe es einmal auf den Punkt, Sie haben es bisher sehr höflich ausgedrückt, aber so sehe ich das auf jeden Fall. Und Herr Holzer ist ja derjenige, der auch von der italienischen Nationalbank verurteilt worden ist, in der Italien-Causa. Ich glaube, dass wir das durchaus schon richtig einordnen können.
Mag. Andrea Dolleschall: Danke.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Frau Mag. Dolleschall, Sie sind also 2004 zur Hypo gekommen und haben dann zwei bis drei Mitarbeiter vorgefunden, haben Sie gesagt.
Mag. Andrea Dolleschall: Im Dezember 2004, ja, genau.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ist das bei der Konzernkonsolidierung eine übliche Größe für so einen Aufgabenbereich?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. Ich habe das, glaube ich, auch schon kurz angeschnitten, dass sich der Aufgabenbereich der Bank sehr stark geändert hat. Und zwar hat die Bank bis zu meinem Eintritt UGB, BWG auf Excel konsolidiert, und ich habe das auch vorhin schon gesagt, mein Aufgabenbereich, der mir im Einstellungsgespräch erläutert wurde, war eine Implementierung einer Konsolidierungssoftware. Das heißt, man hat die Zahlen rascher, man konsolidiert regelmäßiger, monatliche IFRS heißt monatliche Konsolidierung, quartalsmäßige Berichterstattung.
Ich weiß das auch nicht mehr im Detail, da es einfach auch schon zu lange her ist, aber ich glaube, die Bank hat zuvor nur einen Konzernabschluss Ende des Jahres gemacht, und wir haben ja dann, also mit meinem Eintritt ... Ich habe ja dann den Aufgabenbereich gehabt, diese Konsolidierung monatlich zu machen. Warum? Das war die Frage des Kollegen zuvor. Warum? – Wenn ich die aktuellen Zahlen nicht monatlich konsolidiere, dann kann das Controlling auch diese Ergebnisrechnung und diese Überprüfung nicht vornehmen. Und ich glaube, das hat dann, wenn ich mich recht erinnere, 2005 zu laufen begonnen, dass man wirklich regelmäßig konsolidiert und kontrolliert.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Wie groß war die Bank zirka bei Ihrem Eintritt, Bilanzsumme?
Mag. Andrea Dolleschall: Pfff, ich kann es Ihnen wirklich nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass sie in den zwei Jahren – ich war zirka zwei Jahre bei der Bank – schon um einiges gewachsen ist, aber ich weiß die Bilanzsumme nicht mehr.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Meiner Erinnerung nach müsste das damals schon um die 30 Milliarden gewesen sein, zumindest in die Richtung tendierend.
Mag. Andrea Dolleschall: Das ist die Frage, ob es ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ist es üblich, dass ein dann doch relativ großer Bankkonzern mit Excel-Sheets konsolidiert?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, nein. Nein, es ist sicher nicht üblich, und deswegen war das auch eines der großen Projekte, die wir da gleich gestartet haben. Wenn ich mich recht erinnere, ist das Projekt Konsolidierungssoftware im ersten Quartal gleich sofort gestartet, denn alles, was man händisch über Excel konsolidiert, ist ein Risiko, denn Sie brauchen länger, es gibt einen Mitarbeiter, der Daten einspielt. Das wäre für mich nicht tragbar gewesen. Also ich habe ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Es hat auch keine übliche Software gegeben, die man für so etwas verwenden würde?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, wir haben dann eine Best Practice Software – ich glaube, sie hat Cognos geheißen, aber da hat es ein Ranking gegeben und das ist auch mit dem Wirtschaftsprüfer abgestimmt worden – sauber implementiert. Und ich glaube, das war dann mit der ganzen Vorarbeit im zweiten Halbjahr 2005. Das heißt, meine Haupttätigkeit war natürlich – der Nachfolger ist auch neu gewesen, wir waren beide neu, aber das, was wir machen haben können, ohne die Bank im Detail zu kennen, war – eine Konsolidierungssoftware zu implementieren und die Tools aufzubauen, damit das alles ordnungsgemäß passiert. Das kann man dann innerhalb von einem halben Jahr Schritt für Schritt beginnen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Können Sie sich erklären, warum es diese Standards bis zu diesem Zeitpunkt in der Hypo nicht gegeben hat?
Mag. Andrea Dolleschall: Das habe ich mich auch schon mehrfach gefragt, aber die Antwort, die ich bekommen habe, ist, dass es bis dato einmal im Jahr – diese UGB/BWG – für die Eigenmittelberechnung ausreichend war. Das ist mir damals einfach so gesagt worden, da weiß ich jetzt aber nicht mehr genau wann. Ich glaube, das war noch im Einstellungsgespräch: Jetzt wird einmal gemacht, jetzt wird das auf IFRS umgestellt. Was heißt das? – Da ändert sich ja die ganze Welt, was ich vorhin gesagt habe.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ist ein fachlicher Grund bekannt, warum man das bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit üblichen Standards machen würde?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, es war, so wie ich die Abteilung übernommen habe, ein Ressourcen- und wahrscheinlich auch ein Know-how-Thema, dass man im Prinzip einfach niemanden eingestellt, aufgebaut hat, um das auch zu machen. Denn dazu brauche ich ja Leute, die Abteilung ist von drei auf 12 bis 14 Personen gewachsen, in der Zeit, als ich dort war. Wie viel jetzt drinnen sind, weiß ich nicht mehr, also kann ich mich nicht mehr erinnern.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Jetzt war es dann Ihre Aufgabe, auf IFRS umzustellen. Was war der Grund dafür?
Mag. Andrea Dolleschall: Dieser, also es war ... IPO war ein Thema, für das IFRS benötigt wird. Aber es war auch immer das Thema im Raum – das hat sich aber dann erst ..., ich sage einmal, das war Mitte 2005 –, dass man gesagt hat, okay, man braucht Eigenkapital, man beschafft sich Eigenkapital über die Börse oder über einen anderen Finanzinvestor. Also es war immer, so wie ich mich erinnere, beides möglich, entweder mache ich einen IPO, da kriege ich frisches Kapital rein, oder ich beschaffe mir Kapital über einen finanzstarken Eigentümer, der dann Geld zuschießt. Und für beides brauchen Sie IFRS und eine ordnungsgemäße Konsolidierung.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Der Grund war also, dass man Kapital gebraucht und vermutlich auf einen Börsengang hingearbeitet hat. Wie viel Zeit hatten Sie denn zur Verfügung, um dieses IFRS umzusetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: lch war relativ kurz dabei, ich glaube, dass wir mit Mitte 2006 den ersten IFRS-Abschluss haben sollten, und bin mir nicht sicher, ob wir ihn da schon fertiggehabt haben. Das ist verdammt knapp, das ist verdammt knapp.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Was ist denn ein üblicher Zeitraum, den man braucht, um so etwas umzusetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: Üblicherweise setzen Sie ein mindestens Ein- bis Zweijahresprojekt auf, wo Sie die Unterschiede zwischen UGB und IFRS einmal überprüfen und dann wirklich schauen, okay, es gibt ja Bilanzierungswahlregeln und Bewertungsspielräume, und das ist dann schon also – wie soll ich sagen – ein grundsätzlich zweijähriges Projekt. Das heißt, wenn ich im Dezember 2004 zur Bank käme oder jetzt in dem Fall gekommen bin, dann hätte ich frühe... , also mit einer Einarbeitungsphase von sechs Monaten oder was auch immer, hätte ich frühestens zwei Jahre später ohne diesen Zeitdruck das machen können. Aber dadurch, dass Herr Holzer auch in das Team eingetreten ist – und wir haben damals schon mit Experten aus dem Bankenbereich zusammengearbeitet für die IFRS-Umstellung –, haben wir das halt in einer vertretbaren Weise beschleunigt. Ich glaube, dass der erste IFRS-Abschluss dann Ende 2006 gemacht worden ist.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Haben Sie das dem Herrn Kulterer gesagt, dass das eigentlich ein knapper oder zu knapper Zeitraum ist, um so etwas umzusetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Was hat Kulterer darauf geantwortet?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß nicht mehr, was wir im Detail gesprochen haben, aber ich habe ihn damals darauf hingewiesen, dass ohne Konsolidierungssoftware und ohne ... also und dass für IFRS ein Vorlaufzeitraum von mindestens einem Jahr erforderlich ist.
Was er darauf im Detail geantwortet hat, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube, es war dann halt auch schon das Thema IPO, Finanzinvestor, wobei das damals, Ende 2006, 2007, das Thema war. Durch den Widerruf, glaube ich, hat sich das dann vorverschoben. Ich glaube, der IPO war nicht so früh geplant. Damals haben wir noch eine andere Zeitschiene gehabt, wenn ich mich recht erinnere, nämlich eben ein bis zwei Jahre später. Und dann wäre sich das ausgegangen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Kann ich zusammenfassen, dass Sie unter hohem zeitlichen Druck waren, das umzusetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja natürlich, ja. Sie übernehmen eine Abteilung mit drei Mitarbeitern ohne Übergabe und müssen ein System aufsetzen und ... Ja, natürlich!
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Und was kann eine Erklärung sein, warum man so einen hohen zeitlichen Druck erzeugt hat – also vonseiten des Vorstandes, vonseiten Kulterers –, das so schnell umzusetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: Na ja, der Druck: Die ursprüngliche Zeitschiene war ja dann für mich möglich mit ... Ich glaube, es war so geplant, dass wir 2007 dann auf IFRS sind. Das war die ursprüngliche Planung. Das hat sich ja dann alles überschlagen. Ein Jahr später mit diesem Widerruf und mit dieser hochgekommenen Thematik aus dem Derivatebereich hat sich dann ja alles ... haben sich die Ereignisse überschlagen. Und dann haben wir natürlich auch geschaut, dass der IFRS-Abschluss in einer gewissen Vorstufe früher verfügbar ist. Aber ich glaube, das weiß der Herr Holzer sehr gut im Detail. Also wann wir was umgestellt haben, weiß ich nicht mehr genau.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Haben Sie den Eindruck gehabt, dass dieser Zeitdruck erzeugt worden ist – also zumindest jetzt im Nachhinein gesehen? Wir wissen ja mittlerweile, dass Kulterer schon Anfang 2005 – spätestens – über die Verluste Bescheid gewusst hat beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt dann die kreative Buchhaltungslösung – also die Bilanzfälschung – angedacht und umgesetzt wurde. Haben Sie den Eindruck, dass das im Zusammenhang steht, dieser plötzliche Zeitdruck und das Wissen um die Swapverluste und die Bilanzfälschung?
Mag. Andrea Dolleschall: Das kann sein. Das kann sein. Aber für mich hat sich natürlich damals dieser Zusammenhang nicht offenbart, weil ich ja damals die Info nicht gehabt habe. Also für mich war das: Wenn Sie zu einem neuen Arbeitgeber kommen, einen Aufgabenbereich bekommen, dann versuchen Sie einmal, vernünftige Projekte aufzusetzen und auch Mitarbeiter zu bekommen, denn ohne Ressourcen und ohne das Knowledge kann man wirklich sehr viel machen, aber Sie werden das nicht abschließen und nicht weiterbekommen. Und damals: Der Zeitdruck, den ich damals gehabt habe, war natürlich IFRS 2007, was sich dann mit dem Widerruf ein bisserl vorverschoben hat, wenn ich mich recht erinnere. Damals habe ich den Link zu den Swapverlusten natürlich nicht gehabt.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Wie war das Verhältnis zur CONFIDA? Welchen Eindruck ...?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen mein Verhältnis oder ...? (Abg. Hable: Ja!)
Ich weiß nicht, was der Herr Groier gesagt hat, aber anscheinend hat er ein ähnliches Problem als der Herr Holzer mit mir. – Na, das ist jetzt ...
Das Verhältnis zur CONFIDA war vielleicht insofern ein bisschen angespannt, weil – glaube ich – die CONFIDA mitbekommen hat, dass ich für einen zweiten Prüfer war. Also ich glaube, das dürfte einer der Gründe sein.
Also, ich habe mich mit CONFIDA ... Als ich 2004 zur Bank kam – das, glaube ich, kann man auch nachprüfen und nachweisen –, habe ich kein einziges Gespräch mit der CONFIDA gehabt; nicht weil man mich ausschließen wollte, sondern ich war frisch, die CONFIDA hat bis dato – glaube ich – überwiegend mit dem Vorstand direkt diskutiert. Die Bilanz 2004 war vorbei, und dann komme ich als frisch Gefangene und sage: Ich möchte einen weiteren Prüfer haben, ich möchte ein Joint Audit haben unter dem – wie ich vorhin gesagt habe – Gesichtspunkt der IFRS. Ich glaube, dass die CONFIDA das damals gewusst hat, dass ich das schon auch durchaus aktiv – ich meine – nicht entschieden habe, aber zumindest vorgeschlagen habe.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Warum wollten Sie denn einen zweiten Prüfer dabei haben? (Auskunftsperson Dolleschall: Hm!) Das hätte die CONFIDA auch machen können.
Mag. Andrea Dolleschall: Das habe ich vorhin schon gesagt: Weil ich einen internationalen starken Prüfer dabei haben wollte mit Banken-IFRS-Know-how.
Ich weiß nicht, wie viele IFRS-Mandate die CONFIDA bei Banken hat, aber ich glaube: Wenn Sie an die Börse gehen wollen und wenn man bei den Big Four sieht, welche Prüfer hier tätig sind, wollte ich einfach, dass die Hypo im damaligen Zeitpunkt einen Big-Four-Prüfer bekommt im Hinblick auf Börsengang, im Hinblick auf mögliche Neuinvestoren. Ich kenne keine börsennotierte Firma, die nicht einen Big-Four-Prüfer hat. Also das ist etwas absolut Fremdübliches und absolut ... zumindest Good Practice. Also wenn Ihnen jemand etwas anderes gesagt hat, dann kann man sich durchaus umschauen, wer wen prüft – ja also: kein Thema.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Wie hat denn der Herr Kulterer auf Ihr Ansinnen reagiert, einen zweiten Prüfer dazu zu holen? War der begeistert oder ... ?
Mag. Andrea Dolleschall: Kann ich mich im Detail nicht mehr erinnern. Aber ich glaube, dass er dem gefolgt ist, weil es durchaus die Themen mit IFRS und Konsolidierung und so weiter gegeben hat. Also er hat, glaube ich, dieser fachlichen Argumentation einfach Folge geleistet. Also ich kann mich da jetzt nicht an großartige Gegenargumente erinnern.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Hatten Sie Vertrauen zur CONFIDA? Oder gab es Anhaltspunkte, Wahrnehmungen, die bei Ihnen Misstrauen ausgelöst haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Also was mir damals nicht gut gefallen hat, ist, dass die CONFIDA nicht das Group Accounting ausgeschalten hat, aber schon immer sehr direkt mit dem Vorstand kommuniziert hat.
Und weil ich zuvor vom Kollegen gefragt wurde, warum ich Deloitte angerufen habe: Weil ich natürlich schon darauf Wert lege, dass alle die gleiche Kommunikationsbasis haben. Wenn Sie jetzt als Group Accounting verantwortlich sind für die Bilanzerstellung und Sie haben nicht alle Informationen, die Sie beziehungsweise der Wirtschaftsprüfer brauchen ... Auch Deloitte hat alleine mit dem Vorstand gesprochen. Es geht nicht darum, dass man überall dabei ist. Aber es ist immer wichtig für einen Group Accounter, gerade wenn er einmal ein paar Monate in der Bank ist, einfach dabei zu sein. Man hört etwas, man lernt, man musste die Bank erst kennenlernen. Also Vertrauen ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Schon, aber warum würde man ... Sie haben jetzt gesagt, die CONFIDA hat das Group Accounting ausgeschaltet. Warum würde man ...?
Mag. Andrea Dolleschall: „Ausgeschaltet“ – also: nicht wirklich proaktiv informiert. Also ausschalten lasse ich mich dann auch nicht so einfach, aber ich habe halt dann nicht zusammengearbeitet mit denen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ja, man kann es höflicher formulieren, aber inhaltlich ist es dasselbe. (Auskunftsperson Dolleschall: Na, ich versuche es so!) Also man wollte nicht – sage ich jetzt einmal –, dass das Group Accounting oder das, was überhaupt vorhanden war, Bescheid weiß.
Mag. Andrea Dolleschall: Das weiß ich nicht, ob das dann ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Oder gibt es einen sachlichen Grund, warum der Wirtschaftsprüfer das Group Accounting beiseiteschiebt und nur direkt mit dem Vorstand kommuniziert?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich glaube, dass das einfach aufgrund der Zusammenarbeit, die bis dato in der Bank praktiziert wurde, so gemacht worden ist. Ich weiß ja auch nicht, wie meine Vorgängerin da eingebunden war. Also ich tue mir da wirklich schwer, etwas zu sagen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Na ja, da sind Sie sehr diplomatisch. Aus meiner Sicht ist das ja klar: Also wenn man ein Group Accounting erstens nicht ausstattet, zweitens nicht informiert, dann ist das kein Zufall, sondern Absicht. Und man wollte aus meiner Sicht bewusst niemanden haben, außer beim Wirtschaftsprüfer und direkt beim Kulterer selbst, der einen Gesamtüberblick hat, nämlich einen Gesamtüberblick über das Desaster, das da schon am Laufen war. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, das kann sein!)
Gehen wir weiter von den Swapverlusten zum Thema Consultants – ist schon teilweise angesprochen worden –: Wie war Ihr Gesamteindruck von der Consultants-Beteiligung?
Mag. Andrea Dolleschall: Die Consultants war für mich ... (Abg. Hable: Also vor dem Verkauf!) – Vor dem Verkauf, Sie meinen: der Consultants? (Abg. Hable: Ja!)
Die Consultants war für mich eine Gruppe von Gesellschaften, die nicht zum Kernbankgeschäft gehört haben, denn der Konzern hat Banken, also Firmen, gehabt, die Bankbusiness gehabt haben oder gemacht haben, Leasing und sonstige. Und in der Consultants waren alle Nicht-Bankkerngesellschaften geparkt – sagen wir es einmal so. Das heißt: Die Consultants hat unterschiedliche Projekte abgearbeitet, und ich glaube ... Ich weiß nicht, wer damals dafür zuständig war, es kann durchaus Striedinger gewesen sein, der mit der Consultants einfach nicht Bankbusiness machen wollte – aus welchen Gründen immer, da müsste man wirklich den Vorstand befragen.
Als ich zur Bank kam, war diese Consultants-Gruppe schon existent, und wir haben sehr stark auch versucht, über Konsolidierung – was ja vorhin gesprochen worden ist – dieses Thema anzugehen.
Wobei: Wenn Sie im Konzern sind und Sie nicht Daten, Informationen von Einzelgesellschaften drunter haben und vor allem auch nicht wissen, was wirtschaftlich dahinter steht ... Selbst, wenn Sie eine Information haben, müssen Sie das wirtschaftliche Gewicht dieser Information beurteilen können. Und bei der Consultants hatte ich immer den Eindruck, dass man ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Habe ich Sie richtig verstanden: Die Consultants war gar nicht konsolidiert am Anfang?
Mag. Andrea Dolleschall: Die Consultants war die Obergesellschaft, war konsolidiert. Es hat natürlich im UGB/BWG Konzern ... Die Holding war drinnen und, ich glaube, auch gewisse Landesgesellschaften darunter. Im UGB und im IFRS haben wir das dann erweitert, da ist das dann aufgemacht worden.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Welche Wahrnehmung hatten Sie dazu, welche Zahlen Ihnen von der Consultants Holding, von den Consultants-Töchtern geliefert worden sind? Sie haben es gerade angesprochen: Man muss ja wissen, was sozusagen drinnen ist.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, genau! Ich glaube, wenn ich mich recht erinnere, war der Punkt in der Consultants immer die Bewertung der Gesellschaften. Sie haben dort – ich weiß jetzt nicht mehr Einzelprojekte oder Einzelgesellschaften – Nicht-Bank- und Leasinggesellschaften drinnen, die unterschiedliche Projekte verfolgen – Immobilien oder was auch immer. Und je nachdem, wie diese Gesellschaft bewertet wird, geht das in die Konsolidierung hinein. Deswegen war diese Bewertung über den Wirtschaftsprüfer der Consultants extrem wichtig, nicht um die Verantwortung zu ihm zu schieben, aber weil es ja auch lokale Prüfer in Kroatien ... Kroatien war die größte Consultants – wenn ich mich recht erinnere –, und dort war es natürlich auch Aufgabe des lokalen Prüfers abzuklären, was ist das wirtschaftliche Gewicht dieser Immobilie oder dieses – weiß ich nicht, welches – Projektes.
Wir haben damals – ich weiß jetzt nicht wie oft – aber schon geschaut, dass wir von den Prüfern Detailinformationen bekommen. Aber ich glaube, wirklich aktiv haben wir das mit dem IFRS-Konsolidierungskreis begonnen – das müsste dann schon Ende 2005/2006 gewesen sein. Wie gesagt, die ersten sechs Monate war ich nicht wirklich überall gleich im Detail drinnen, was, glaube ich, auch verständlich ist.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Wenn Sie sagen, Sie wollten Details vom lokalen Prüfer: Ist das deswegen, weil Sie vermutet haben, dass da Probleme drinnen sein könnten?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich hatte gar nicht nur die Vermutung von Problemen, ich wollte einfach wissen, was da wirtschaftlich passiert. Ich wollte einfach wissen: Das ist ein Immobilienprojekt, was ist der Businessplan? Diese Firma kriegt, Hausnummer x Millionen, wie werden diese Millionen verwertet?
Und das ist dann natürlich im Prinzip Hand in Hand mit der Kreditabteilung gegangen, denn: Wir haben es konsolidiert, aber die Kredite an die Untergesellschaften sind über den Kreditbereich gegangen, und ich habe diese Untergesellschaften nicht im Konsolidierungskreis gehabt. Wir haben das refinanziert – die Obergesellschaften –, und es hat weitere Kredite an diese Untergesellschaften für diese Projekte gegeben. Aber ich glaube, dass der Herr Grilc wahrscheinlich im Detail dann weiß, wie die ganze Struktur ausschaut oder ausgeschaut hat.
Vorsitzende Doris Bures: Zweite Runde, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Können Sie näher erläutern, was da wirtschaftlich passiert ist? Warum sind diese Immobilienprojekte überhaupt in der Consultants gelandet?
Mag. Andrea Dolleschall: Das kann ich Ihnen jetzt nicht so beantworten.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Trifft es zu, dass notleidende Kredite der Hypo Alpe-Adria dort geparkt worden sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Es kann durchaus sein, dass man Objekte aus verwertungstechnischen Gründen dann zu sich genommen hat, ja. Das kann sein. Das wäre eine denkbare Variante, dass man sagt: Okay, dieses Projekt ist kritisch, und um sicherzustellen, dass der Rückfluss des Kredites erfolgt, nehme ich es in meinen Einflussbereich. Aber wie gesagt: Da muss ich aufpassen, dass ich nicht zu spekulativ werde. Es könnte sein, ja.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ich frage ohnedies nach konkreten Wahrnehmungen. Sie haben sich ja auch – wie Sie gesagt haben – Details angeschaut.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, an diese Aluflex kann ich mich erinnern, ja. Wenn ich Namen höre, dann kann ich sagen: Okay, über das ist diskutiert worden oder nicht. Aber ich habe mir jetzt nicht aktiv alle Verwertungsthemen dieser Consultants angeschaut. Das war auch nicht mein Aufgabenbereich. Es hat einen Vorstand gegeben, einen Controller und eine Kreditabteilung, die die Kredite überprüft hat.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Aber es trifft zu, dass notleidende Kredite in Beteiligungen umgewandelt worden sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe gesagt, es kann durchaus aus verwertungstechnischer Sicht möglich sein, ja. Ich möchte jetzt nicht mit zu spekulativen Elementen kommen – es kann sein, ja.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Haben Sie dazu Wahrnehmungen oder nicht?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kann mich jetzt an keinen konkreten Kreditfall erinnern, wenn Sie mich so fragen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Da geht es ja um das Prinzip, das ist ja nicht einmal vorgekommen, sondern das war eher die Regel als die Ausnahme. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) Da wird man eine Erinnerung daran haben.
Mag. Andrea Dolleschall: Konkrete Wahrnehmung wäre wahrscheinlich zu viel gesagt.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Warum holt man sich jetzt bilanztechnisch ... Warum holt man sich jetzt notleidende Kredite als Beteiligung in eine Banktochter? Warum macht man das?
Mag. Andrea Dolleschall: Das ist die gute Frage, bei der ich glaube, dass sie der Herr Striedinger am besten beantworten kann – glaube ich. Von meiner Wahrnehmung her war er damals der Hauptakteur in dieser Consultants-Gruppe, zumindest so lange er in der Bank war. Er ist ja dann irgendwann einmal ausgeschieden, da weiß ich nicht genau, wann das war, 2006 oder zuvor vielleicht schon.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Der Herr Striedinger ist da nicht so auskunftsfreudig.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich bin grundsätzlich auskunftsbereit, aber ich habe ... Einfach vom Zeitraster her ist es ... Und wenn ich dann etwas sage – konkrete Wahrnehmungen – und ich glaube, mich nur zu erinnern, ist es auch ... Ich möchte da nicht so wie Holzer und Co irgendwelche Gerüchte streuen und so weiter.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Mussten für diese in Beteiligungen umgewandelten notleidenden Kredite Risikovorsorgen gebildet werden?
Mag. Andrea Dolleschall: Natürlich. Wenn es eine Bewertung gab und Einzelwertberichtigungen vorzunehmen sind, muss dafür eine Risikovorsorge gebildet werden.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ist das gemacht worden?
Mag. Andrea Dolleschall: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Risikovorsorgen sind über eine eigene Abteilung – Market Support, glaube ich, hat die Abteilung geheißen, in Abstimmung mit Verkauf, Vorstand und Wirtschaftsprüfer – gemacht worden. Ich habe keine einzige Einzelwertberichtigung überprüft oder freigegeben. Das war nicht in meinem Aufgabenbereich.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Der Grund, warum diese notleidenden Kredite in Beteiligungen umgewandelt worden sind, ist doch der, dass man dann nicht wertberichtigen musste in der Bankbilanz, richtig?
Mag. Andrea Dolleschall: In der Bankbilanz muss ich nur dann nicht wertberichtigen, wenn es meine direkte Refinanzierungslinie ist. Wenn Sie konsolidierungstechnisch ... (Abg. Hable: Das war es ja!) Wenn es eine direkte Refinanzierung ist ...
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Das Geld ist ja von der Hypo gekommen. Das war eine direkte Refinanzierungslinie, konzernintern. Das war ja der Sinn der Übung. Man holt sich die notleidenden Kredite in die Bank herein, dann braucht die Bank den Kredit nicht abzuschreiben, nicht wertzuberichtigen, und Risikovorsorgen werden keine gebildet, oder?
Mag. Andrea Dolleschall: Wenn ich es richtig im Kopf habe: Diese direkten Refinanzierungslinien gehen nur an die direkten Töchter, und wenn es dann Untergesellschaften dieser Gesellschaften gibt, dann ist es nicht mehr über eine konzerninterne Refinanzierungslinie. Da muss man sich die gesellschaftsrechtliche Struktur anschauen, denn es hat sicher Einzelkredite an Untergesellschaften, an Projektgesellschaften gegeben. Das Ganze ist bezeichnet worden als Projektgesellschaften. Ich glaube, so hat man das benannt.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ich mache in der nächsten Runde weiter. – Danke.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Frau Mag. Dolleschall, ich werde jetzt versuchen, einige Schlüsselpunkte, derentwegen Sie geladen sind, die zu Ihnen passen, zusammenzufassen und hier und da noch eine Detailnachfrage zu stellen.
Sie sind 2004 in die Bank gekommen und haben sich nicht aus eigenen Stücken dorthin beworben, sondern diese Stelle war vakant, und ein Personalberater ist an Sie herangetreten.
Mag. Andrea Dolleschall: Genau!
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben das angenommen, weil das sozusagen genau Ihres war – wenn ich Sie richtig verstanden habe –, von Ihrer vorherigen Tätigkeit, Konsolidierung...
Mag. Andrea Dolleschall: Konsolidierungstechnisch und IFRS – genau.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Wer waren in der Bank Ihre ersten Ansprechpartner erstens in der zeitlichen Folge, wie Sie gekommen sind, und dann auch in der Hierarchie?
Mag. Andrea Dolleschall: Als ich in die Bank kam, hatte ich bei mir im Bereich diese scheidende Mitarbeiterin, die vom Herrn Holzer auch verdächtigt wurde, irgendwelche Aktien oder Unterlagen zu vernichten, und diese scheidende Mitarbeiterin hatte diesen Bereich nicht vollständig gemanagt, oder hatte ein sehr großes Bereichs-Know-how. Über diese Vorgängerin habe ich sehr viele Informationen bekommen, was Konzern und Konzernstruktur betrifft. Reportet habe ich, glaube ich, von Dezember 2004 bis Frühjahr 2006 an den Herrn Dr. Kulterer, und dann ist der Herr Wolfgang Peter gekommen. Das war dann der Finanzvorstand nach dem Ausscheiden Kulterers.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben im Zuge der Befragung erwähnt, dass Sie ab einem Zeitpunkt X zu niemandem in der Bank mehr Vertrauen hatten. Mir ist aufgefallen: kein Vertrauen mehr. Zu wem hatten Sie vorher vielleicht doch so etwas wie ein Vertrauensverhältnis, jetzt nicht dienstlich gesprochen, sondern auch zwischenmenschlich (Auskunftsperson Dolleschall: Also so privat ...?), kollegial?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich hatte ein gutes Vertrauensverhältnis zur HR-Dame. (Abg. Greiner: Zu?) – Zur HR-Dame, zur Personalchefin. (Abg. Greiner: Okay!) Mit ihr haben wir doch einige Projekte gemacht, vor allem im Bereich Rekrutierung, und sie ist eine der wenigen Personen ... – mit ihr habe ich mich auch so privat über gewisse Themen ausgetauscht. Ansonsten, privat wirklich ausgetauscht ... Also mit Herrn Holzer habe ich mich grundsätzlich jobmäßig ausgetauscht. Megymorez ist heute schon mehrfach angesprochen worden. Aufgrund der ganzen überschneidenden Themen haben wir natürlich auch sehr viele gemeinsame Themen gehabt, die abgearbeitet worden sind. Es hat da privat auch kaum irgendwelche Plänkeleien gegeben, oder dass man einfach so redet. Es war in der Bank generell so, dass man natürlich mit den Kollegen gesprochen hat, aber es war jetzt nicht so, dass man da reinkommt und dann gleich seine super Vertrauenspersonen hat.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Die Zusammenarbeit mit den Vorständen beziehungsweise die Gespräche, die es gab, waren jetzt nicht wahnsinnig oft, vor allem mit Vorstand Kulterer (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, diese monatlichen Meetings und dann auch Themen!) – genau –, sie waren auch nicht überbordend lang. Aber Sie haben es als professionell beschrieben.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, ich bin zum Beispiel ... Kulterer wurde von mir gefragt: Wie machen wir diesen IFRS-Standard? – Das ist der Vorschlag, das ist die Lösung. Und er hat dann gesagt: Okay, das möchte ich so haben! Das bezeichne ich als professionell.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Die Swapverluste, die ja das allbeherrschende Thema waren (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) und dann auch in der Bank waren: Sie haben vorhin gesagt, es gab dann in den Gesprächen mit den Wirtschaftsprüfern, wenn ich Sie richtig verstanden habe, einige Möglichkeiten, die am Tisch gelegen sind.
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, das bin ich gefragt worden. In den Gesprächen mit den Wirtschaftsprüfern habe ich keine Varianten diskutiert; nicht vor dem Widerruf.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Okay, aber Sie haben von sechs Möglichkeiten gesprochen.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, nach dem Widerruf. (Abg. Greiner: Nach dem Widerruf!) Denn vor dem Widerruf bin ich befragt worden; da habe ich keine Wahrnehmung oder Erinnerung, dass wir mit den Wirtschaftsprüfern aktiv Varianten diskutiert hätte.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Okay, aber als diese sechs Möglichkeiten erörtert wurden: Waren Sie bei den Gesprächen dabei?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich war bei diesen Bilanzierungsvarianten, bei dieser Diskussion mit den Bankexperten, dabei. Wir hatten diese Arbeitsgruppe, da waren nicht alle dabei, aber ... (Abg. Greiner: Es ist ja die ureigens...! Ich wollte Sie nicht unterbrechen, bitte!) die Sprecher, also die Vorgesetzten der Bankexperten, von den Wirtschaftsprüfern weiß ich nicht mehr, wer da in persona beigewohnt hat. Aber da hat es dann schon mehrere gemeinsame Besprechungen gegeben, wo wir gesagt haben: Das ist unser Vorschlag. Wie machen wir das jetzt? – Ich weiß aber nicht, wie viele Besprechungen es da gegeben hat.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Okay, aber es ist ja die ureigenste Aufgabe Ihrer Abteilung gewesen, Vorschläge, Bilanzierungsvorschläge zu liefern.
Mag. Andrea Dolleschall: Bilanzierungsvorschläge auf Basis erhaltener Informationen und Unterlagen.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Ja, genau. Hat es jetzt im Zuge dieser Gespräche von Ihnen ganz eindeutig eine Positionierung gegeben, diese Variante würden Sie vorschlagen?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Also Sie waren da im Diskussionsprozess, aber Sie haben nicht eine präferiert und das auch kommuniziert?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe keine Variante präferiert. Ich weiß nicht mehr, was der Unterschied in diesen sechs Bilanzierungsvarianten war. Aber ich muss das auch ganz klarmachen, dass ich damals auch nicht fachlich dazu in der Lage gewesen wäre, diese eingebettete Struktur alleine zu beurteilen und vorzuschlagen. Das war wirklich ein Working Team, das diese Vorschläge gemeinsam erarbeitet hat. Und ich glaube, der Unterschied war ... ich weiß jetzt nicht, wie groß der in Werten war, aber man hat dann die für die Bank vertretbare Variante mit der Verbuchung und Erfassung in der 2004er-Bilanz gewählt.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben ja mit Vorstand Kulterer auch einmal unter vier Augen über diese Swapverluste gesprochen, wobei er dann gesagt hat: Nein, das sind Zinsswaps. Und Sie haben gesagt: Es wird dann in der Gruppe objektiv und korrekt abgearbeitet werden.
Mag. Andrea Dolleschall: Das war nach dem Widerruf.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): War da sonst noch etwas in dem Gespräch, das uns aufklären könnte oder das uns hilfreich sein könnte?
Mag. Andrea Dolleschall: Dieses Gespräch war nach dem Widerruf, als die Vertrauensbasis schon weg war und wo er nach wie vor behauptet hat, dass es sich um Zinsswaps handelt. Damals hat mir, glaube ich, Kulterer auch gesagt, dass er auch irgendeinen externen Experten beiziehen wird. Dem bin ich aber nicht nachgegangen. Ich habe in dieser Arbeitsgruppe gearbeitet. Sonst in diesem Gespräch ... Ich habe ihn informiert, dass die Expertengruppe implementiert wird, dass das dort auf Basis aller Unterlagen, die dann angefordert worden sind, abgearbeitet wird. Aber ich kann mich im Gespräch sonst an nichts mehr erinnern. Ich würde es Ihnen sagen, aber ich ...
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Mich interessiert nämlich besonders, wie da die Gesprächskultur miteinander, zwischen Vorständen und Ihnen war, insbesondere, weil ich Sie noch fragen möchte: Haben Sie den Eindruck gehabt, als diese Swaps am Tisch lagen, als man darüber Bescheid wusste ... Haben Sie da mitbekommen, dass man irgendwie ... Hat jemand die Parole ausgegeben, mit diesen Informationen vorsichtig, sprich eher defensiv, umzugehen? (Auskunftsperson Dolleschall: Sie meinen ...!) – Insbesondere in Richtung Aufsichtsrat beispielsweise. Haben Sie da etwas mitbekommen, dass man das eigentlich nicht so groß kommunizieren sollte, sondern dass das einmal in dem Kreis bleiben soll. Haben Sie dazu Wahrnehmungen?
Mag. Andrea Dolleschall: Im Frühjahr 2006 hat es dann diese Gespräche mit den Wirtschaftsprüfern gegeben, und mit den Aufsichtsräten selbst habe ich nie direkten Kontakt gehabt. Es war jetzt nie irgendwann einmal, dass ich gesagt habe: Okay, da passt etwas nicht, da gibt es einen Punkt, ich gehe zum Aufsichtsrat. Das ist alles über den Vorstand gegangen.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Haben Sie von den Vorständen her gemerkt, dass man bewusst eine Information zurückhält?
Mag. Andrea Dolleschall: Im Frühjahr 2006, nachdem im Februar, März 2006 vor diesem Widerruf die CONFIDA angefangen hat, das zu thematisieren, kann es schon sein, dass Kulterer da einen Auftrag an das Treasury gegeben hat, das zurückzuhalten, aber jetzt nicht an mich. Ich habe keinen Auftrag bekommen, etwas zurückzuhalten, direkt.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Nein, nein, das war schon klar. Mich hätte nur interessiert, ob für Sie das irgendwie klar war, erkennbar war, weil man ja nicht so wahnsinnig offensiv mit diesen Informationen umgegangen ist.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja genau. Es kann sein, dass da im Hintergrund etwas passiert ist.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Haben Sie eine Wahrnehmung dazu, wann der damalige Landeshauptmann und Finanzlandesreferent davon erfahren haben könnte?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein. Ich habe Dr. Haider ein einziges Mal in einer Aufsichtsratssitzung kennengelernt. Ich habe den ein einziges Mal in der Bank gesehen.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Haben Sie eine Erinnerung daran?
Mag. Andrea Dolleschall: Das war diese Sitzung, die ich vorhin erwähnt habe, betreffend Bilanzausschuss und Prüfungsausschuss. (Abg. Greiner: Ja!) Da war er ein einziges Mal dabei, aber ich weiß nicht, wie oft er wirklich in der Bank war.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben auch schon des Öfteren auf Fragen betreffend Ihr Verhältnis zu den Wirtschaftsprüfern Auskunft gegeben. Und wenn ich Sie richtig verstanden habe, kann man so das Gefühl von Ihnen und von Deloitte, wie man behandelt wird oder wie man miteinander umgeht, annähernd vergleichen. (Abg. Dolleschall: Okay!) Beide sind nämlich nicht so wahnsinnig ins Vertrauen gezogen worden und haben Informationen nicht in der Minute erfahren, sondern später als beispielsweise jetzt die andere Wirtschaftsprüfungskanzlei. Es gab ja ein Geschäftsabendessen, wo sich Vertreter von Deloitte und CONFIDA getroffen haben. Wissen Sie etwas von diesem Abendessen?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, ich weiß definitiv nichts von dem Essen. Ich habe es, glaube ich, irgendwo dann in den Medien einmal gelesen und habe mir gedacht: Aha, das hat es auch noch gegeben.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Aber es hat ja durch Ihre weitergegebene Information an den Deloitte-Vertreter dann auch Gesprächsstoff gegeben. Haben Sie dann im Nachhinein, nach diesem Abendessen, mit Deloitte dazu noch irgendein Gespräch geführt?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, da bin ich von Deloitte nicht informiert worden.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Also Sie haben da keine Rückmeldungen mehr, keine ...
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, es hat dann den Widerruf gegeben, und dann ist die Expertengruppe aufgesetzt worden. Das ist dann Schlag auf Schlag gegangen. Ich weiß auch nicht, wann dann dieses Arbeits- oder Abendessen war. Das müsste kurz vor dem Widerruf gewesen sein.
Vorsitzende Doris Bures: Zweite Runde.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben davon dann nichts mehr gehört, wie es da verlaufen ist, wie sich das Gespräch da zugetragen haben könnte?
Mag. Andrea Dolleschall: Kann ich mich nicht erinnern, nein.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Vielleicht noch kurz zu dem Thema, das ich eigentlich als abgeschlossen erachte, nämlich das Thema Schreddern. (Auskunftsperson Dolleschall: Na ja, können ...!) Ich halte es nur noch einmal fest, damit es vielleicht auch wirklich klar festgehalten ist: Sie haben selbst keine Akten vernichtet. Sie haben keine Originale, schon gar keine Originale vernichtet. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!)
Eine Frage, die ich dazu jetzt schon auf menschlicher, kollegialer Ebene habe, wenn ich mich hineinzudenken versuche: Da sind von Ihrem Kollegen angeblich oder auch tatsächlich Fotos gemacht worden, wo diese geschredderten Dokumente fotografiert wurden. Jetzt habe ich als Außenstehende und Zuhörerin sehr stark das Gefühl, dass da ständig Misstrauen präsent ist. (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) Ist mein Eindruck richtig, dass das in der Bank erst ab diesem Zeitpunkt war? Haben Sie vorher davon von Kollegen gehört, oder ist Ihnen das im Nachhinein vielleicht noch bekannt geworden?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe das in meinem Eingangsstatement ja auch schon gebracht, dass ich ja nicht die einzige Person bin, die der Herr Holzer als nicht vertrauenswürdig abstempelt. Er hat das damals ja schon nach einem Monat mit seiner Vorgängerin gemacht, als wir dann diesen Sicherheitsbeamten abgestellt haben. Das habe ich in meinem Eingangsstatement gebracht.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Im konkreten Fall, ja. Aber mich hätte interessiert, sagen wir so: Die Bank ist ja vor immensen Herausforderungen gestanden, man hat veritable Probleme am Tisch gehabt, die nackten Zahlen dazu, und irgendwie scheint mir das so zu sein, dass das Misstrauensthema doch ein sehr beherrschendes war, und das ist einer konstruktiven Lösung nicht gerade förderlich. Insofern meine Frage ...
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen jetzt zwischen Herrn Holzer und mir?
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Nein, generell. Das haben Sie erwähnt, aber auch generell. (Auskunftsperson Dolleschall: Generell also!) Mich hätte es generell interessiert, denn es war ja nicht nur Ihre Abteilung gefordert, es waren die anderen Abteilungen genauso gefordert, insbesondere auch die Treasury-Abteilung, wo diese Buchungen ja passiert sind.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, genau. Ich glaube – um Ihre Frage zu beantworten –, dass ich nach dem Widerruf sowieso niemandem mehr vertraut habe. Und Zusammenarbeit Treasury und so weiter: Ich habe damals ja nach dem Widerruf diese Arbeitsgruppe, die wir für die Bilanzierungsvarianten implementiert haben, beibehalten, und ich habe alle schriftlichen Anfragen direkt an diese Experten weitergeleitet. Warum? – Weil mir das Risiko zu hoch war.
Und ich habe damals schon, im zweiten Halbjahr 2005, einen Aktenvermerk an die gesamte Bank gerichtet, in den ich reingeschrieben habe: Wenn ich eine bilanzielle Beurteilung abgeben soll, dann gebt mir Informationen, Unterlagen, ansonsten kann ich das nicht vollständig und richtig beurteilen. Das habe ich damals gemacht, weil ich neu war. Grundsätzlich bin ich kein misstrauischer Mensch, aber ich glaube, dass viele Leute etwas gewusst haben und dieses Wissen schon sehr gefiltert weitergegeben worden ist. Also ich bin ja das beste Beispiel.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Jetzt ist es offensichtlich Ihre Art – so wie ich das jetzt verstehe –, transparent und offen zu kommunizieren und auch alle Beteiligten offensichtlich in notwendige Schritte miteinzubeziehen. Andererseits war es dann auch ein bisschen Schutz. Diese offene und direkte Art, transparent zu kommunizieren, interessiert mich jetzt auch – ist auch schon kurz von Kollegen Hable angesprochen worden – im Zusammenhang mit einem zweiten Wirtschaftsprüfer, den Sie empfohlen haben. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!)
Jetzt ist mir schon klar, dass das durchaus kritisch gesehen wird. Sie haben erkannt, die Hypo ist in vielen anderen Ländern, insbesondere im südosteuropäischen Raum, tätig, dass ... Wachstum und Explodieren passt nicht zusammen, aber es hat sich die Hypo explosionsartig ausgebreitet. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!) Sie haben die Risiken, die damit zusammenhängen, ziemlich genau erkannt und haben dann gemeint: Eigentlich sollte da noch jemand anderer draufschauen.
Jetzt haben Sie sich selbst als inhaltlichen Menschen beschrieben. In der Kollegenschaft und für Sie war ja eigentlich klar, warum dieses sehr, sehr rasante und überbordende Wachstum insbesondere im südosteuropäischen Raum möglich war. Es war aufgrund der Haftungen möglich, dass die Hypo überhaupt in dieser Art und Weise agieren konnte. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!) Haben Sie das auch schon bewusst so gesehen – jetzt gar nicht als mögliche Gefahr oder als mögliches Damoklesschwert, das es heute leider ist –, dass diese Entwicklung im engen Zusammenhang mit diesem Landeshaftungsgeschäftsmodell steht? Und haben Sie das für sich irgendwie bewertet oder haben Sie mitbekommen, dass diesbezüglich Gespräche unter Kollegen stattgefunden haben? Dass man gesagt hat: Das ist jetzt schon arg, was mit den Haftungen passiert! – in die Richtung.
Mag. Andrea Dolleschall: Informationsstand 2005/2006: Die Beiziehung des zweiten Wirtschaftsprüfers war nicht unter Risikogesichtspunkten in Krediten oder in Landeshaftungsthemen von mir empfohlen oder ist dann auch tatsächlich gemacht worden, sondern aufgrund dessen, dass man als zukünftiges börsennotiertes Unternehmen einen zweiten, starken, internationalen Prüfer braucht. Alle Gesellschaften, die börsennotiert sind, die Finanzinvestoren lukrieren wollen, haben einen von den Big Four. Das ist einfach am Markt absolut üblich.
Das Thema Risiko Landeshaftungen 2005/2006: Ich kann mich nur an diese Eigenmittelthematik erinnern, wo man dann schon gesehen hat, dass das Wachstum gerade in Kroatien sehr stark war (Abg. Greiner: Haben Sie schon ausgeführt!) und dass man da einfach ein Eigenmittelrisiko hat, weil man nicht mehr wachsen kann. Und ohne Eigenmittel hat man dann aber auch nicht die Haftungssubstanz.
Zum Thema Landeshaftungen kann ich mich nur daran erinnern, dass wir im Bereich Group Accounting gewisse Berechnungen durchgeführt haben. Das heißt, wir haben Berechnungen durchgeführt und die an den Finanzlandesreferenten – ich weiß aber nicht mehr, wie der geheißen hat – weitergeleitet. Wir haben Daten aus der Bilanz eingetragen, die für die Haftungsberechnung erforderlich waren. Das ist das, was ich im Zusammenhang mit der Landeshaftung in Erinnerung habe.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sie haben vorher schon gesagt, Kulterer hat Ihre Empfehlung, einen weiteren Experten beizuziehen, fachlich durchaus zur Kenntnis genommen. Hat irgendjemand – ich meine jetzt nicht nur ihn, wenn ja, dann würde ich bitten, dass Sie uns das sagen – zu Ihnen einmal gesagt, nachdem er gemerkt hat, dass Sie ein sehr kritischer Mensch sind: Eigentlich ist das jetzt nicht dein Bereich!
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, das hat keiner zu mir gesagt, aber vielleicht haben es sich einige gedacht. Gesagt hat es keiner. Und ich glaube, Kulterer hat dem ... Also die Idee eines Joint Audits ist ja einfach logisch, wenn man diese Vorhaben hat, um sich prüfungsmäßig stark aufzustellen, und vor allem auch, um das Ganze zu verbreitern, IFRS und so weiter. Und Kulterer hat damals ... Das war nicht wirklich ein großartiges Thema, das war eine sehr rasche Entscheidung, einen Zweiten beizuziehen. Zumindest habe ich das so in Erinnerung, weil ich mich an diese Einzeldiskussion ... Es war jetzt nicht so, dass ich da auf großartigen Widerstand gestoßen bin. Und vor allem: Ich habe es ja auch nicht entschieden, ich habe nur gesagt: aus meiner Sicht. (Abg. Greiner: Aus Ihrer Sicht, ja!) – Und vor allem auch, um jemanden zu haben, der wirklich im IFRS fit ist, um ein Risiko für die Bank in Zukunft auszuschalten. Aber das ist halt immer die Sicht Group Accounting. Mehr kann ich Ihnen dazu wirklich nicht sagen.
Vorsitzende Doris Bures: Damit gelangen wir zur zweiten Fragerunde, soweit es noch Redezeiten gibt. Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Angerer. (Abg. Angerer schüttelt den Kopf.) – Nein?
Dann Frau Abgeordnete Tamandl – 1,5 Minuten in dieser Runde. – Bitte.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Frau Mag. Dolleschall, ich möchte Ihnen ein Dokument vorhalten, und zwar den Management Letter vom 11. Mai 2007. Da geht es um den Jahresabschluss 2006. Sie haben ja gesagt, den haben Sie nur aufgestellt und die Prüfung auch noch begleitet. Für das Protokoll: Das ist die Dokumentennummer 28903. (Der Auskunftsperson wird ein Schriftstück vorgelegt.) Auf der Seite 8 von 16 – wir haben es Ihnen angezeichnet (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, sehe ich schon!) – finden Sie auch eine Kritik, was beispielsweise die Abwicklung von wesentlichen Kreditgeschäften betrifft, nämlich dass solche Kreditentscheidungen zum Teil aufgrund von Vorstandsentscheidungen gefallen sind.
Können Sie sich erinnern, waren Sie bei einer Besprechung dabei, wo es um diesen Management Letter ging? War das bei den Prüfungen Thema? Waren Sie irgendwie eingebunden, auch was die Kritik der Prüfer betrifft, was diese ganzen Kreditvergaben und diese – ich würde fast sagen – freihändigen Kreditvergaben betrifft?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich war beim Management Letter für meinen eigenen Bereich eingebunden. Es gibt ja auch eine Kritik – aber ich glaube, das war im Management Letter 2006 – wo Deloitte gesagt hat: Die personelle Ausstattung und so weiter ist nicht ausreichend, ihr müsst da noch weiterhin Leute aufbauen und so weiter. Das habe ich dann damals wirklich sportlich genommen und mir gedacht: Jetzt bist ein Jahr dabei und baust auf und trotzdem kommt ... Also es war einfach zu viel.
Und bei den Krediten, muss ich wirklich sagen, war ich nie im Detail eingebunden. Ich glaube, dass dieser Management-Letter-Punkt mit dem Kreditrisikovorstand beziehungsweise mit der Fachabteilung am besten zu diskutieren ist. Ich lese ihn mir nur kurz durch. (Die Auskunftsperson liest in dem ihr vorgelegten Schriftstück.) Nein, also ich entnehme dem nur, dass der Vorstand die Kreditabteilung überrollt.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Aber da haben Sie nie eine Wahrnehmung darüber gehabt, wie diese Kredite vergeben worden sind?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, das weiß ich nicht.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sagen Sie, wie haben Sie denn insgesamt die Vorstände oder die Vorstandsvorsitzenden erlebt? Wir haben vorher nur über Herrn Dr. Kulterer gesprochen, aber in Ihrer Zeit war ja auch zwischen Oktober 2006 und 13. Juni 2007 der Herr Dr. Grigg Vorstandsvorsitzender. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja genau!) Haben Sie da eine Veränderung erlebt? War der anders? War er gewissenhafter oder hat er mehr für Ihre Kritik auch ... hat er mehr ein offenes Ohr gehabt?
Vorsitzende Doris Bures: Jetzt ist Ihre Fragezeit aus, Frau Abgeordnete.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe ja nicht direkt an den Herrn Dr. Grigg berichtet sondern an diesen Wolfgang Peter, an den Finanzvorstand. Den Herrn Dr. Grigg habe ich damals als durchaus gewissenhaften und sorgfältigen Menschen erlebt. Ich habe mit ihm einige gemeinsame Besprechungen mit Controlling gehabt, weil er sich durchaus auch die ... – also mit Reporting OeNB, das ist ja die Abteilung, die die Eigenmittel berechnet mit der Risikogewichtung –, und ich kann mich erinnern, dass er sich damals das Thema Eigenmittel schon sehr genau angeschaut hat und auch großes Interesse gehabt hat, dass die Bank nach dem Widerruf wieder auf stabile Füße gestellt wird. Das ist die Erinnerung an Herrn Dr. Grigg. Ich habe aber nur sehr kurz mit ihm zu tun gehabt, er war, glaube ich, auch nicht sehr lange in der Bank, vielleicht ein knappes Jahr oder so.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Nur kurz, Frau Vorsitzende: Haben Sie besonders positive oder besonders negative Erinnerungen an Vorstände in der Zeit, in der Sie in der Bank waren?
Mag. Andrea Dolleschall: Grigg positiv, Berlin gar nicht – den habe ich, glaube ich, ein- oder zweimal gesehen –, Kulterer negativ (Abg. Tamandl: Danke schön!) – im Nachhinein.
Vorsitzende Doris Bures: Herr Abgeordneter Dr. Hable, Sie haben dieser Runde noch eine Restredezeit von 1,5 Minuten. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Ich werde auch nicht länger brauchen. Ich habe nicht mehr allzu viele Fragen. Ich glaube, der Gegensatz, den wir jetzt gesehen haben, zwischen den Aussagen von Herrn Holzer und von Frau Mag. Dolleschall ist doch sehr, sehr frappant und interessant: Auf der einen Seite, so einmal meine Wahrnehmung, jemanden, der durchaus authentisch und ehrlich die Probleme sieht und dann irgendwann einmal das Handtuch schmeißt, auch als Schutz für die eigene Person – das kann ich durchaus verstehen –; auf der anderen Seite jemanden wie den Herrn Holzer, der gerne andere Leute beschuldigt (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!), faktenbefreit, wie wir auch heute wieder gehört haben, der verurteilt worden ist und bis heute in der Bank drinnen sitzt. (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) Das alleine zeigt schon, was in der Hypo alles schiefgelaufen ist und nach wie vor schiefläuft. Diese Leute sind bis heute in der Bank drinnen.
Vielleicht abschließend noch, Frau Mag. Dolleschall: Was mir sehr in Erinnerung geblieben ist, ist Ihre Aussage, dass Ihnen Informationen vorenthalten worden sind, Sie haben es auch beschrieben als Gefühl des Unwohlseins (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!) oder auch der Angst. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, Angst, ja, passt schon!) Können Sie das personifizieren, oder wo würden Sie das Mastermind ansetzen?
Mag. Andrea Dolleschall: Also ich glaube, dass ... Ich meine, jetzt im Nachhinein ist es sehr einfach, etwas zu sagen, jetzt weiß ich viel, viel mehr ... Wenn ich mich jetzt an damals, an die Situation 2006 zurückerinnere, auch mit der Situation oder mit dem Fakt, dass ich im Dezember 2004 quasi in der Hoffnung geholt wurde, dass man das relativ lang an mir vorbeischleust, dann muss ich sagen, also nicht falsch verstehen, ich will den Herrn Dr. Kulterer nicht noch zusätzlich belästigen, aber für mich war er schon derjenige, der die Sachen schlussendlich entschieden hat und auch seine Anweisungen gegeben hat.
Wenn ich es zusammenfassen darf, dann glaube ich, dass mir gezielt genau jene Informationen gegeben worden sind, damit ich die Arbeit, die erforderlich ist, im Sinne der Bank so gut wie möglich mache. Das ist jetzt keine Jammerei, ich habe ja auch schon gerichtliche Verfahren mit den Swaps hinter mir, ich habe da überhaupt keine Sorge – da dürfen Sie mich auch nicht falsch verstehen –, aber zusammenfassend muss man das ganz klar sagen. Ich habe bis jetzt in jeder meiner Zeugenvernehmungen sehr authentisch und sehr wahrheitsgetreu ausgesagt, und meine Aussagen haben komischerweise immer wieder zu anderen Personen gepasst. Kulterer ist für mich einfach das Mastermind in der Bank.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Also am Steuer sehen Sie bei all diesen Dingen den Herrn Kulterer.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, für Consultants Striedinger, sonst Kulterer. Also bei Striedinger weiß ich nicht, was er da mit den Consultants genau gemacht hat, aber das ist für mich derjenige, der auch im Kreditbereich war. Der Herr Striedinger war Kredit und Consultants, und ich glaube der Kreditbereich ist dann vom Herrn Kircher übernommen worden, aber da weiß ich nicht mehr, wann. Das kann ich Ihnen nicht mehr sagen, wann das war.
Vorsitzende Doris Bures: Ich muss Sie jetzt auf die Redezeit aufmerksam machen.
Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Letzte Frage: Haben Sie insgesamt das Gefühl, in einem Unternehmen tätig gewesen zu sein, in dem alles mit rechten Dingen zugegangen ist oder alles legal war?
Mag. Andrea Dolleschall: Bis zum Widerruf war ich sehr stark in sehr vielen Themen drinnen, das heißt, ich habe nicht wie der Herr Holzer 200 Prozent Überstunden gemacht, aber ich habe doch einiges gearbeitet, und man hat dadurch auch eine gefilterte Wahrnehmung, vor allem, wenn man gerade neu kommt. Was mir damals schon auch aufgefallen ist, ist, dass der Vorstand sehr rasch entschieden hat, jetzt nicht meine Themen, die habe ich grundsätzlich ohnedies mit externen Beratern oder Prüfern abgearbeitet, aber grundsätzlich hat der Vorstand schon sehr viel sehr rasch entschieden, wo ich nicht weiß, ob er immer die ausreichenden Informationen gehabt hat, ohne dass ich da jetzt jemanden – sage ich einmal – beschmutzen möchte.
Also das war mein Eindruck – Sie fragen mich ja um meinen Eindruck –, diesen kann ich Ihnen so wiedergeben (Abg. Hable: Danke schön!), mehr kann ich dazu nicht sagen.
Vorsitzende Doris Bures: Danke vielmals. Sozialdemokraten und Freiheitliche haben in dieser Fragerunde keine Fragen mehr. ÖVP? (Abg. Obernosterer bejaht dies.) Herr Abgeordneter Obernosterer. – Bitte.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Frau Mag. Dolleschall, Sie waren im Jahr 2007 und 2008 in der Kärntner Landesholding tätig.
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, das stimmt nicht, darauf lege ich Wert, denn es war nur ein knappes Jahr, also nicht ... Ich war von August 2007 bis, glaube ich, Juli 2008 bei der Kärntner Landesholding.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Also Sie waren kurz in der Kärntner Landesholding. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau!) Wofür waren Sie damals zuständig, für einen gewissen Themenbereich?
Mag. Andrea Dolleschall: Es war wieder der Themenbereich Konsolidierung. Das kann man wahrscheinlich auch an Unterlagen der Landesholding überprüfen. (Abg. Darmann: Ist ja schon gefragt worden!) Es hat damals die Besprechungen gegeben, dass man die Landesgesellschaften überprüft und eine einheitliche Konzernholding aufsetzt, denn vorher haben die alle gemacht, was sie wollten, und das war wahrscheinlich auch durch Megymorez und Xander, durch den Vorstandswechsel wollte man dem mehr Gewicht geben.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Also nicht schwerpunktmäßig mit der Hypo, weil die Landesholding ...
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, glauben Sie mir, mit der Hypo wollte ich da gar nichts mehr zu tun haben! (Abg. Obernosterer: Ja!) Ich war da eher mit Flughafen und Co tätig, und ich habe auch keine Informationen von der Hypo über die Landesholding gehabt, ich war in keinen Ausschusssitzungen, in keinen Aufsichtsratssitzungen mehr dabei.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Sie haben also überhaupt nichts mit der Hypo zu tun gehabt. (Auskunftsperson Dolleschall: Nein!) – Der Zuständige war, glaube ich, Herr Megymorez. (Auskunftsperson Dolleschall: Genau, der war im Aufsichtsrat!) Wenn ich das richtig verstanden habe in Ihren Ausführungen, haben Sie gesagt, dass Sie eigentlich nach heutiger Sicht nicht alle Infos bekommen haben und zum Teil sogar auch Angst gehabt haben. Habe ich das richtig verstanden?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, ja.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Zum Thema Schreddern, wobei da jetzt nicht direkt Sie angesprochen sind, sondern vielleicht von Ihrer Wahrnehmung her: Wir kennen das von Dobernig, der angeblich – laut Zeugenaussage – säckeweise in die Glan geschmissen hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Na ja, Dobernig, der Vergleich schmerzt. (Heiterkeit bei SPÖ, ÖVP und NEOS sowie der Auskunftsperson.) – Entschuldigung, also das ... Ich will mich da nicht als Sauberfrau darstellen, aber also ...
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Man weiß es von Erzählungen her, dass damals, als Megymorez und Xander aus der Holding ausgeschieden sind, so viel geschreddert worden ist, dass sogar der Schredder kaputt war. (Auskunftsperson Dolleschall: Das ist dann ein technisches Thema!) Ich erzähle Ihnen einfach nur die Geschichte, weil mit der Hypo das Schreddern (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!) eigentlich schon zu einem Modewort geworden ist. (Auskunftsperson Dolleschall: Und dann ..., ja, okay!)
Bei der Anforderung für den Hypo-Untersuchungsausschuss sind viele Unterlagen nicht gekommen, von denen wir wissen, dass es sie gibt, laut Protokollen, geheime Tischvorlagen, die ausgeteilt und wieder eingesammelt wurden. Einige Unterlagen sind über Umwege hier aufgetaucht – nicht über den offiziellen Weg, scheinbar haben halt ein paar doch Interesse gehabt, dass das eine oder andere noch hierher kommt –, die natürlich für die Wahrheitsfindung sehr hilfreich sind. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir hier im Untersuchungsausschuss zum Thema Hypo nicht alles aufklären können, weil dementsprechend viel verschwunden ist, das heißt: geschreddert wurde.
Haben Sie eine Wahrnehmung oder im Nachhinein eine Vorstellung davon, warum gerade in diesem Umfeld (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) – Landesregierung, Zuständiger für die Hypo, Kärntner Landesholding, zuständig für die Hypo, bei Ihnen hat man gehört, dass im Haus in der Hypo auch geschreddert wurde – so viel vernichtet wurde, und ich bin mir sicher, das, was eigentlich laut Bericht aufgetaucht ist, wie viel vernichtet wurde, ist nur die Spitze des Eisberges? (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm! – Abg. Darmann: ... ÖVP!) Warum glauben Sie, dass man das gemacht hat? (Auskunftsperson Dolleschall: Das weiß ich nicht! – Abg. Darmann: Zur Geschäftsordnung!) Das können ja nicht alles persönliche Protokolle gewesen sein, wie wir wissen. (Auskunftsperson Dolleschall: Ich tue mir jetzt schwer ...!)
Vorsitzende Doris Bures: Frau Mag. Dolleschall, bevor Sie antworten: Ich habe eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung, und die ist vorzuziehen. – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Darmann.
*****
Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Jetzt hätte ich sogar das Ganze abgewartet, ich wollte nicht unterbrechen, aber jetzt bin ich schon am Wort. Ich wollte nur ersuchen: Wir wissen das jetzt alles – die Themen Schreddern in der Bank, Reißwolfgeschichte, Landesregierung, die nach wie vor immer mit dem Lkw vorfahren in der Landesregierung –, aber für mich ist etwas neu, nämlich dass es Erzählungen gibt, wonach nach dem Ausscheiden von Megymorez in der Landesholding geschreddert worden wäre.
Das ist für mich ein neuer Aspekt gewesen, den du, Herr Kollege Obernosterer, gerade eingebracht hast. Du sagst, „man weiß es von Erzählungen her“ – ich wusste das noch nicht aus Erzählungen, dass in der Holding mit dem Ausscheiden von Megymorez geschreddert wurde, und ich möchte dich im Sinne unserer Ausschusstätigkeit ersuchen, diese Informationen auch dem Ausschuss zuzutragen, damit wir dem auch nachgehen können, denn: Es hier zu behaupten und der Auskunftsperson praktisch in den Mund zu legen, dass das ganz normal ist, und dass sie vielleicht auch noch Wahrnehmungen dazu haben soll oder auch nicht, ist etwas dünn.
Ich möchte auch damit arbeiten können, wenn du Erzählungen dazu hast, ich will wissen, wer das erzählt hat, auf was das aufbaut und ob man solche Personen dann vielleicht auch noch hören muss, denn das ist ja interessant und ein neuer Aspekt, schließlich ist die Landesholding ja nicht irgendwer, sondern war auch bis zur Verstaatlichung noch Minderheitseigentümer, und dann ist das natürlich von Interesse, was dort alles passiert ist.
Ich bitte dich wirklich, das dann auch auf den Punkt zu bringen, mittels Unterlagen zu belegen, was auch immer, aber nur von Erzählungen ... Mir wurde auch schon viel erzählt, aber ich will den Ausschuss damit nicht belästigen. Also: So wird das nicht gehen. Ich bitte dich wirklich darum, das auch dem Ausschuss mitzuteilen. – Danke.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Kollege, ich habe dich gut verstanden. (Auskunftsperson Dolleschall: Ich habe überhaupt nichts verstanden!) Ich habe dich gut verstanden, was du damit meinst. Wenn ich Sie jetzt trotzdem um Ihre Wahrnehmung fragen dürfte. (Auskunftsperson Dolleschall: Ich habe überhaupt nichts verstanden, was Sie da diskutiert haben!) – Ja, das war auch nicht wichtig. (Auskunftsperson Dolleschall: Okay!)
*****
Vorsitzende Doris Bures: Frau Mag. Dolleschall, Sie können jetzt die Frage aufgrund Ihrer Wahrnehmungen beantworten, die der Herr Abgeordnete Obernosterer gestellt hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Also da ich mit Landesregierung und Dobernig und Co nichts zu tun gehabt habe, außer diese Darstellung der Daten für die Berechnung der Landeshaftung, habe ich überhaupt keine Ahnung, was die geschreddert haben oder nicht, und im Prinzip, glaube ich, müsste man sich dann einfach anschauen, wer welches Interesse hätte. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Eine Zusatzfrage habe ich noch ganz kurz, danke. (Auskunftsperson Dolleschall: Das ist so wie der Joker!) Ich möchte es ein bisschen anders fragen: Sie haben ja in Ihrem Berufsleben, wie es hier vorliegt (auf ein Schriftstück deutend), in Ihrem Leben schon sehr wichtige Aufgaben gehabt. (Auskunftsperson Dolleschall: Na ja, Buchhaltung!) Ist Ihnen in einer anderen Tätigkeit – bei einer Firma, für die Sie tätig gewesen sind – diese Schredderei in dieser Hülle und Fülle wie bei der Hypo schon einmal untergekommen?
Mag. Andrea Dolleschall: Sie meinen jetzt „Hülle und Fülle“ im Vergleich zu was?
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): So, wie ich es vorher formuliert habe (Auskunftsperson Dolleschall: „Hülle und Fülle“ ...!), von der Wahrnehmung her.
Mag. Andrea Dolleschall: Ich kenne in meinem Berufsleben aus der Steuerberatung den normalen Entsorgungsvorgang, dass man Kopien, Unterlagen ... Sie reden von Akten, ich rede von Kopien und sonstigen Unterlagen, die jederzeit in einem System anzutreffen sind. Ich habe in meinem Leben als Steuerberater jeden Jahresabschluss nach der Bilanzbesprechung mit dem Klienten geschreddert, und wenn man das über einen mehrwöchigen Zeitraum tut, dann kann schon einiges zusammenkommen, ja. Also ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch beantworten kann. (Abg. Obernosterer: Okay!) Also ich, weiß ich nicht ...
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Danke, keine weiteren Fragen.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Sie haben dankenswerterweise die Rolle der Consultants erwähnt, das ist an sich ein komplexes Thema, Sie haben es ja auch so dargestellt. (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann hat Ihre Abteilung schon Bemühungen gestartet, ein bisschen Licht in die Sache zu bringen. Dem Ausschuss ist an sich die Schwierigkeit dort bekannt (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) – seltsames Geschäftsmodell, was ja letztendlich dann zu Verschleierung in den konsolidierten Bilanzen führte, ohne dass ihr viel dafür könnt, so einmal auf diese ... Sie haben Versuche gestartet. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, passt!) Was uns wundert und was unser engerer Untersuchungsauftrag ist, denn das ist ja gar nicht Ihr eigenes Wirken Tag und Nacht, ist: Wie haben die staatlichen Behörden funktioniert? (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!) Die staatlichen Behörden, die Notenbank, die ja de facto eine Geldbehörde ist, und die FMA haben teilweise in ihren Berichten Versuche angedeutet, diesbezüglich auch schlauer zu werden, doch das war nicht besonders erfolgreich, und möglicherweise waren die Versuche auch nicht besonders effizient.
Deshalb frage ich Sie und setze dabei für alle hier herinnen voraus, was die Problematik bei den Consultants ist, das haben wir ja erörtert: Haben sich die Notenbank und deren Prüfteams – denn in Ihrer Zeit Ende 2004 bis Mitte 2007 waren die mehrmals in der Bank – jemals in Ihrer Abteilung gekümmert oder sich bemüht, Sie zu interviewen: Was wissen Sie über diese Problematik, was wissen Sie über die Bilanzierungen der Tochterbanken, was wissen Sie über die Probleme bei den Konsolidierungen? Hat es irgend so etwas gegeben, dass Sie oder Ihre Mitarbeiter dazu gefragt worden wären? – Schließlich finden wir jetzt endlich wen, der sich bemüht hat.
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, schauen wir einmal. (Heiterkeit der Auskunftsperson.) Also die OeNB hat im zweiten Halbjahr 2006 mit ihrer Prüfung begonnen, und ich habe in meiner Erinnerung, dass die OeNB sehr viele Themen zur Eigenmittelhinterlegung, Eigenmittelanrechnung und so weiter geprüft hat. Ich habe nicht in der Erinnerung, dass ich zum Bereich Consultants gefragt worden bin, also ich ... Es klingelt nichts. Ich kann mich nicht erinnern, nein.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Eine große Prüfung ist bei uns die sogenannte 7er-Prüfung, die aber schon Ende 2006 startete, das war die nächste nach der Swapprüfung (Auskunftsperson Dolleschall: Ende 2006?), die hat sich sehr mit diesen Bereichen auch beschäftigt. (Auskunftsperson Dolleschall: Wann war die Prüfung?) – Die waren Ende 2006 (Auskunftsperson Dolleschall: Okay!) bei Ihnen in der Bank, dann ist sie wieder unterbrochen und wieder aufgenommen worden, und dann im Frühjahr 2007. Ich sage es ja auch nur, damit Sie sich möglicherweise besser erinnern können, aber Sie sagen, Sie haben keine Erinnerung (Auskunftsperson Dolleschall: Nein!), dass die OeNB-Prüfbeamten da besondere Fragen gestellt hätten (Auskunftsperson Dolleschall: Nein!) in Richtung Consultants.
Mag. Andrea Dolleschall: Nicht in meiner Abteilung, weil sie wahrscheinlich direkt zu den Consultants-Organen gegangen sind, also dass sie direkt mit Vorstand und Controlling ... Ich kann mich nicht erinnern, dass die da gekommen sind und gesagt haben: Habt ihr alles eingebucht, bilanziert?, da klingelt nichts.
Vorsitzende Doris Bures: Eine Frage noch in dieser Runde.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Ganz eine andere Frage: Sie haben öfter den Sicherheitsbeamten, Sicherheitsdienst, Sicherheitsmitarbeiter erwähnt. (Heiterkeit der Auskunftsperson.) Ich habe es vielleicht überhört, aber: Haben Sie schon gesagt, wer das war? (Auskunftsperson Dolleschall: Dieser Sicherheitsbeamte?) – Ja, genau.
Mag. Andrea Dolleschall: Das war ein Sicherheitsbeamter, den wir über die interne Bankorganisation beigestellt bekommen haben, ich weiß den Namen nicht ... (Abg. Kogler: Ach, dann war das wahrscheinlich der Herr ...!), das war so ein ..., ich glaube, die Hypo hat da so ein internes Security gehabt.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): War das der Herr Oberst Stangl?
Mag. Andrea Dolleschall: Also hätte ich jetzt nicht im Kopf. Ich kenne den Oberst Stangl, glaube ich, nicht persönlich, also ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass ich den einmal gesehen hätte.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Aber Sie wissen jetzt nicht mehr, wer dieser Sicherheitsbeauftragte war, den Sie da beigestellt bekommen haben?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich weiß den Namen nicht mehr, ich weiß es nicht mehr, das ist zu lange her, das war Ende 2004. Ich weiß nur, dass ... Ich habe mich, nachdem ich das von Herrn Holzer gelesen habe, selbst gefragt, was da los ist, und habe mich an gewisse Sachen ...
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Aber es war ein Sicherheitsbeauftragter zur Hand, immerhin?
Mag. Andrea Dolleschall: Ja, genau, der ist außerhalb der Bürozeiten in diesem Büro von dieser scheidenden Mitarbeiterin gesessen. (Abg. Kogler: Okay!) Das wird der Herr Holzer gerne bestätigen. (Abg. Kogler: Na gut, danke einstweilen!)
Vorsitzende Doris Bures: Team Stronach? – Keine Fragen. Dr. Hable? – Keine Fragen. Frau Abgeordnete Mag. Greiner, bitte.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Nur ganz kurz, ich habe keine direkte Frage mehr, aber ich möchte schon festhalten, dass die Auskunftsperson ja zu einem Zeitraum geladen und auch befragt wurde, welcher persönlich ein sehr anspruchsvoller gewesen zu sein scheint (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm!), und darf mich unter diesem Gesichtspunkt sehr herzlich für die sachlichen Antworten bedanken. (Auskunftsperson Dolleschall: Danke schön!)
Vorsitzende Doris Bures: Gibt es jetzt noch Fragen? Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Eine ist noch offen geblieben bei uns. Weil es mit den Bilanzierungsfragen zu tun hat: Der Herr Makula ist ja auch in der Zeit aktiv geworden, die Eingelesenen bei uns im Ausschuss erinnern sich, er ist einer der wenigen, der in den internen Dokumenten als quasi korrekt und für die Verhältnisse in der Hypo chronisch aufklärungssüchtig dargestellt wurde, und der findet Folgendes, ich kann das eh abkürzen: Bei der Hypo Consultants Liechtenstein – jetzt sollten alle Alarmglocken schrillen (Auskunftsperson Dolleschall: Mhm, nicht wirklich!) – findet er ..., mit April 2006 macht er da den Aktenvermerk, weil einfach die Bilanz dieser Consultants Liechtenstein für das Jahr 2005 immer noch hängt, und da wollte er was klären und stößt darauf, dass eine Reihe von Spezialverträgen existiert haben, Konsulenten- und Beraterverträge, und wenn man hineinschaut, dann sind das eigentlich lauter Angestellte im mittleren und höheren Management am Balkan. Das nährt natürlich die Theorie, dass die da auf diese Art und Weise Zusatzboni bekommen haben et cetera, et cetera, wir wissen woher der Wind weht.
Meine Frage aber, da Sie ja für das gesamtkonsolidierte Bilanzieren zuständig waren: Haben Sie eine Erinnerung daran, dass der Herr Makula im Frühjahr 2006 dieser Sache auf der Spur war und dass er die Liechtenstein-Consultants-Bilanz einmal gesteckt hat, sagen wir es so? (Auskunftsperson Dolleschall: Nein!) Sie können dazu gar nichts beitragen?
Mag. Andrea Dolleschall: Ich habe Herrn Makula als professionell in Erinnerung, und ich glaube, es hat in der Consultants Liechtenstein einen Wechsel gegeben. (Abg. Kogler: Genau, ja!) An das kann ich mich erinnern, weil wir natürlich aus Konsolidierungssicht einen anderen Ansprechpartner in der Geschäftsführung gehabt haben.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Aber mit Ihnen hat er dann über das nicht gesprochen?
Mag. Andrea Dolleschall: Nein, im Detail hat er da nicht gesprochen. Ich habe nur damals schon mitbekommen, dass er Interesse gehabt hat, alles sauber abzuklären und zusammenzuräumen, wenn man es einmal so formuliert. Aber er hat mir im Detail nichts gesagt, also diese Listen kenne ich nicht.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Ich sage es nur für den Ausschuss, weil ich ja daran ja auch eine These geknüpft habe. Das ist die Nummer 01207097. Damit ist das auch geklärt.
Ich fasse nur diese einzige Hypothese für uns noch einmal zusammen. Das fragen sich ja viele in der Öffentlichkeit. Das ist noch nicht hundertprozentig geklärt. Aber das könnte ein Zusatzergebnis dieses Ausschusses sein, wie es überhaupt möglich ist, dass derart viele an diesem Netzwerk beteiligt waren.
Das ist völlig undenkbar, dass bei so einem Riesenverlust da nicht manche Vorteile gezogen haben, denn so groß ist der Balkan dann auch wieder nicht. (Auskunftsperson Dolleschall: Ja, ja!) Und hier, und das war immer schon so, in Liechtenstein haben die verstecktesten Gelder gelegen. Die sind dort auch eingespeist worden über andere krumme Geschäfte. Und von dort ist wieder – ordinär hätte man früher gesagt – aus den schwarzen Kassen heraus gezahlt worden (Auskunftsperson Dolleschall: Ja!), weil man da sehr schwer hineinschauen kann. Makula hat es aber geschafft und findet das.
Und für uns ist das ein klarer Hinweis, auf welche Art und Weise eigentlich Leute zusätzlich bedient worden sind, und das sollte im Verborgenen bleiben. Es ist offensichtlich lange verborgen geblieben. Aber hier findet der Ausschuss meines Erachtens auch Hinweise durch diese Millionen von Aktenseiten, wo noch nicht alles in der Zusammenschau gewürdigt wurde. Vielleicht schaffen wir da mehr.
Ich habe die Gelegenheit nur genutzt, Sie zu fragen und ansonsten diese Hypothese hier noch einmal zu vertreten. – Danke schön. (Auskunftsperson Dolleschall: Da habe ich nichts mitbekommen!)
Vorsitzende Doris Bures: Mir liegt jetzt keine Wortmeldung mehr vor.
Ich frage Herrn Dr. Pilgermair, ob er abschließend ergänzende Fragen hat.
Verfahrensrichter Dr. Walter Pilgermair: Danke, nein.
Vorsitzende Doris Bures: Haben Sie nicht. Dann bedanke ich mich bei Ihnen, Frau Mag. Dolleschall, für Ihr Erscheinen, auch bei Ihrer Vertrauensperson, und unterbreche jetzt die Sitzung bis 14.50 Uhr, bis zum Aufruf der nächsten Auskunftsperson.