Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll3. Sitzung / Seite 34

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Duale Ausbildung heißt: die Theorie in der Schule und die Praxis, die praktische Aus­führung direkt im Betrieb. Das ist das Erfolgsmodell – aber genau das verhindern Sie!

Sie haben im Laufe der letzten Jahre konsequent das Image der Lehre kaputtgemacht. Wer hat denn den Kündigungsschutz für die jungen Leute gelockert? Wer hat denn den Qualitätsbonus nach der Hälfte der Lehrzeit abgeschafft? – Das war diese Bundesre­gierung! Und so geht es weiter. Genau so geht es nahtlos weiter.

Dann spricht Frau Abgeordnete Oberhauser noch von „Schulung auf hohem Niveau“. Lesen Sie eigentlich keine Zeitungen? Wissen Sie, was den ÜLAs nachgesagt wird, und zwar nicht von uns? – Nachgesagt wird ihnen das von der Industriellenvereinigung und nachgesagt wird ihnen das auch von der Arbeiterkammer. Sie sind ineffizient, viel zu teuer, und die Drop-out-Quote ist gigantisch hoch. Die durchschnittliche Aufenthalts­dauer in einer ÜLA beträgt nicht einmal ein Jahr; aber nicht, weil die jungen Leute dann so gut ausgebildet sind, dass die Betriebe sie (Bundesminister Hundstorfer: ... nur ein Jahr dort sein!) – ja, ja – mit Handkuss übernehmen. Nein! Die verschwinden dann ge­nau in Ihrer Arbeitslosenstatistik, oder Sie verstecken sie in einem anderen Programm.

Ich weiß schon, dass Sie den Namen Blum nicht mehr hören können. Ich weiß nicht, was Ihnen der Herr Blum getan hat, aber eines ist klar: Mit Ihrer Lehrlingspolitik, die Sie seit Jahren betreiben, ist Folgendes passiert: Sie haben seit dem Jahr 2008 12 500 be­triebliche Lehrstellen verloren. Und was noch viel dramatischer ist: Wir hatten im Jahr 2008 in Österreich 40 000 Betriebe, die Lehrlinge ausgebildet haben. Diese Zahl geht von Jahr zu Jahr um 1 000 zurück. Im Moment haben wir noch 33 700 Lehrbetriebe in Österreich. Und dann stellen Sie sich hier her und fordern die Wirtschaft auf, mitzu­helfen, das Lehrlingsproblem oder das Arbeitslosenproblem der jungen Leute mit zu lö­sen?! Genau das Gegenteil machen Sie!

Damit komme ich zu Ihrer viel gerühmten Offensive, die jetzt die EU fährt. Sie spre­chen hier von 6 Milliarden €, die jetzt zusätzlich noch einmal um 6 Milliarden € aufge­stockt werden. Wissen Sie, wie viele jugendliche Arbeitslose es in Europa gibt? – 6 Mil­lionen. Das heißt, Sie sind bereit, pro Arbeitslosen in der EU, wenn Sie die Mittel jetzt noch um 6 Milliarden € aufstocken, genau 2 000 € in die Hand zu nehmen, um das um­zusetzen.

In Österreich kostet ein Ausbildungsplatz in Ihren ÜLAs im Jahr 17 300 €. Das würde heißen: Wenn Sie das, was hier betreffend ÜLAs als Erfolgsmodell bezeichnet wird, auf Europa umlegen, dann müssten Sie für 6 Millionen arbeitslose Jugendliche pro Jahr 98 Milliarden € in die Hand nehmen, um das umzusetzen.

Rechnen Sie das einmal hoch! Was Sie nicht dazugesagt haben, ist, dass diese 2 000 € für jeden arbeitslosen Jugendlichen, die Sie in die Hand nehmen, für fünf Jahre gedacht sind. (Bundesminister Hundstorfer: Das ist falsch!) Das heißt, Sie haben sage und schreibe pro Jahr 400 € für einen arbeitslosen Jugendlichen übrig und wollen damit die Probleme in Europa lösen?! Ich weiß nicht, wann hören Sie endlich auf zu träumen? Das kann es doch bitte nicht sein! (Beifall bei der FPÖ. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Denken Sie doch endlich um und nehmen Sie wieder Konzepte in die Hand wie den Blum-Bonus neu, der gezeigt hat, dass er von Erfolg gekrönt war! Ich verstehe diesbe­züglich auch die Wirtschaftskammer und den Kollegen Haubner nicht, denn im Wirt­schaftsparlament spricht man nämlich ganz anders als sonst. (Präsidentin Mag. Pram­mer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Einen Satz noch betreffend den angeblichen Rückgang der Anzahl der Arbeitslosen im ersten Lehrjahr: Wissen Sie, Sie sollten in der Familienpolitik einmal umdenken 

10.16

 


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