Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll3. Sitzung / Seite 37

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Ich glaube, wir sollten auch einmal darüber reden, wie es mit der Wertschätzung in der Gesellschaft ausschaut. Wie geht es uns denn, wenn es heißt, jetzt lernt der Sohn Elektriker, Mechaniker, Dachdecker oder Spengler – oder die Tochter Konditorin oder Friseurin? Sind sie dann entsprechend wertgeschätzt? Oder kommt dann meistens im zweiten Ansatz die Frage: Na, können sie nicht ein Studium machen, können sie sich nicht weiterbilden? – Ich bekenne mich zu einer exzellenten Ausbildung, wir brauchen diese, wir brauchen gerade in Forschung und Produktentwicklung gute Leute – aber wir dürfen jene, die bereit sind, die Basisarbeit in der Produktion zu machen, nicht „hi­nunterreden“.

Wir müssen neben der nötigen Entlohnung auch die nötige Wertschätzung, auch ge­sellschaftlich, aber besonders von der Politik, aufbringen. Das ist ganz, ganz wesent­lich. Ich bin wirklich, sage ich einmal, betroffen darüber, was jetzt gerade an unserem Wirtschaftsstandort Oberösterreich passiert; ich glaube, das kann man auch auf ganz Österreich beziehen. Es sind keine schönen Weihnachten, die auf diese Leute warten; das hat durchaus auch mit Jugendarbeitslosigkeit zu tun. Wenn diese Betriebe abwan­dern, haben wir dort letztlich auch keine Lehrstellen mehr, sehr wertvolle Lehrstellen, die wir bisher gehabt haben. (Beifall beim Team Stronach.)

Kollege Katzian, ich glaube, man sollte auch Kolleginnen und Kollegen nicht als „Kra­keeler“ abstempeln, die hier nicht Ihrer Meinung sind. Das sollte man nicht tun, wir soll­ten fair miteinander diskutieren. Wir sollten uns miteinander bemühen, über die Frak­tionen hinweg, diese Situation zu verbessern, nachhaltig zu verbessern – es wird so viel von Nachhaltigkeit gesprochen. Regionale Arbeitsplätze haben auch mit Umwelt­schutz, mit regionaler Wirtschaftskraft etwas zu tun. Wir reden alle vom Ausdünnen des ländlichen Raumes, vom Ausdünnen dieser wertvollen kleinen Mittel- und Kleinbe­triebe.

Ich denke da auch an den Familienanschluss. Wenn man in der Nähe seines Heimat­ortes arbeiten kann, so ist das nicht nur angenehm von der Anreisezeit, von der Ar­beitszeit her, sondern auch von den Kontakten her, bis hin zum Musikverein, zum Sportverein, wo man aktives Mitglied ist.

In diesem Sinne darf ich am Tag der Kinderrechte appellieren: Geben wir den Familien und damit den Jugendlichen und den Lehrlingen eine Chance! Unser Ziel sollte es sein, dass wir Geld aus aktiver, attraktiver Wirtschaft verdienen und ausgeben können, als Steuergeld für Arbeitslose verwenden zu müssen. In diesem Sinne bitte ich um gu­te Zusammenarbeit. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

10.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Loacker gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.26.45

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS-LIF): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Abgeordnete! Die Jugendarbeitslosigkeit ist erfreulich niedrig – das darf man durchaus positiv hervorheben. Aber wir müssen uns auch anschauen, um welchen Preis. Wenn junge Menschen in der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung versorgt werden, dann ist das besser, als wenn sie arbeitslos sind. Aber das kostet auch etwas, und das Geld, das wir hiefür ausgeben, müssen wir ir­gendwo einnehmen. 8 Prozent der Lehrlinge finden sich in solcher überbetrieblicher Lehrlingsausbildung wieder. Dazu kommen die jungen Menschen, die, wie sonst Er­wachsene, vom AMS in irgendwelchen Kursen versorgt werden.

Was heute noch nicht beleuchtet worden ist, sind jene jungen Menschen, die sich qua­si auf der Universität verstecken, weil die Studiengebühren entweder gering sind bezie­hungsweise gar nicht eingehoben werden. Dann hängt man halt noch ein Semester an


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