Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 52

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und Mädchen, auch welche verschiedenen Religionen es gibt, dass man genau diesen Kindern diese Unterschiede auch zusätzlich zur Sprache näherbringt.

Kinder saugen ja wie Schwämme alles auf, denn Kinder wollen lernen. Kinder lernen in einer Geschwindigkeit, die wir Erwachsene uns gar nicht vorstellen können. Beispiels­weise werden in diesen Willkommenskursen in Wien, und das ist ein sehr positives Beispiel, die Kinder bis zu elf Stunden oder, wenn nötig, sogar länger aus der Klasse herausgenommen. Darüber hinaus werden aber auch gemeinsame Zeiten gelebt. Wa­rum soll man nicht miteinander turnen, warum soll man nicht miteinander Bildnerische Erziehung machen, gemeinsam werken? Denn natürlich sind die besten Sprachförde­rer die eigenen Mitschülerinnen und Mitschüler, denn Kinder lernen durch Abschauen, durch Vorbildwirkung und nicht, wenn sie zu lange sozusagen abgesondert in einer Gruppe sind. Daher ist diese Mischform, die jetzt in allen Bundesländern auch schon installiert und gelebt wird, die beste Variante.

Genauso haben wir uns Gedanken über jenen Abschnitt zu machen, sehr geehrte Kol­leginnen und Kollegen, wenn die Kinder nicht mehr schulpflichtig sind, 15 Jahre plus. Dieser ist genauso wichtig, wenn Jugendliche womöglich ihren Lebensmittelpunkt hier in Österreich begründen wollen, weil sie Österreich als Zielland angegeben haben, weil sie hier leben wollen, weil sie sich hier eine Existenz aufbauen wollen. Wir können uns nicht vorstellen, was diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, Burschen wie auch Mädchen, allerdings mehr Burschen als Mädchen, hinter sich gebracht haben, bis sie hierhergekommen, bis sie hier gelandet sind. Genau dieser Gruppe müssen wir auch besondere Zuwendung zuteilwerden lassen. (Zwischenruf des Abg. Hübner.)

Da können wir durch die Initiative Erwachsenenbildung Sprachförderkurse anbieten, da gibt es aber auch gute Ideen, wie zum Beispiel das Wien-Kolleg, wo Berufsschulen mit dem AMS zusammenarbeiten, um genau diesen unbegleiteten minderjährigen Flücht­lingen die Grund- und Kulturtechniken beizubringen, damit sie hier den nächsten Schritt setzen können und keine Zeit verlorengeht.

Ich glaube, nichts ist schlimmer, als (Abg. Hübner: Die Augen vor der Realität zu ver­schließen!) auch nur eine Minute, eine Sekunde zu versäumen, wo wir diesen Kindern und jungen Menschen auch unsere Sprache und unsere Kultur zuteilwerden lassen, und daher sind diese Beispiele vorbildhaft und beispielgebend für alle anderen, die ähnliche Wege beschreiten und wo wir sehr stolz sein können, dass in unserem Bil­dungssystem diese Bereiche gut bewältigt sind.

Aber nicht nur das, sehr geehrte Damen und Herren, ist wichtig. Ich glaube, dass es darüber hinaus wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass wir inhaltlich ganz neue Wege be­schritten haben – wenngleich keine neuen Wege im Vergleich zu anderen europäi­schen Ländern oder zu OECD-Ländern auf der ganzen Welt –: Es ist so, dass sich heuer zum ersten Mal alle, wirklich alle 45 000 Maturantinnen und Maturanten einer standardisierten, vergleichbaren Prüfung – einer ganz wichtigen Prüfung, nämlich der Matura – unterziehen, und zwar in einer neuen Dreiteiligkeit, die natürlich für die Schü­lerinnen und Schüler Entlastung bringen soll.

Man präsentiert sich in einer vorwissenschaftlichen Arbeit, mündlich und schriftlich, oder in einer Diplomarbeit, und man legt eine schriftliche Klausur ab, die für alle in Ös­terreich gleich ist. Warum ist das so wichtig? – Einerseits für das Studium später, damit die Universitäten, die Fachhochschulen beziehungsweise die Hochschulen allgemein in den Leistungen vergleichbare junge Menschen bekommen, und zum anderen ist es wichtig, wenn unsere jungen Leute, und das war zu unserer Jugendzeit wahrscheinlich auch noch nicht gang und gäbe, Auslandssemester machen oder im Ausland Berufs­erfahrung sammeln. Auch da ist es wichtig, vergleichbar zu sein.

Der dritte Teil der Matura ist die mündliche Prüfung, wo man sich seinen Schwerpunkt aussuchen und sich dort noch einmal präsentieren kann.

 


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