Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 57

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ben, dass es mit der Bildung besser wird. (Abg. Lopatka: Kollege Rosenkranz, wir ha­ben Rekordergebnisse …! … Rekordergebnisse im Tourismus!) – Sie dürfen dann spä­ter reden.

Im Titel dieser Aktuellen Stunde steht „Chancengerechtigkeit“: Ja, ich weiß, der Herr Bundeskanzler hat uns gesagt, dass für den Herrn Doğudan von DO & CO alles kein Problem sein wird; aber es gibt andere Gastronomen in Niederösterreich, wo dank Ih­rer Wirtschaftspolitik jede Woche zwei Wirtshäuser zusperren. (Beifall bei der FPÖ.) Das können Sie sich einmal hinter die Ohren schreiben! (Zwischenruf des Abg. Walser.)

„Chancengerechtigkeit“ wurde gesagt. Eines hat noch gefehlt, und zwar die ererbten Bildungschancen, diese sind noch nicht angesprochen worden. Ich sage Ihnen eines: Dieses Bildungssystem, das Sie vorhaben, wird in Zukunft die soziale Kluft noch mehr öffnen zwischen jenen, die sich eine teure Privatschule für ihre Kinder leisten können, und denjenigen, die gezwungen sind, ins öffentliche Schulsystem zu gehen.

Was haben wir nicht gehört: Ganztagsbetreuung – natürlich, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sind so, dass man ganztägige Schulformen brauchen wird, nur ist es eine Illusion, zu glauben, es werde dort so funktionieren wie die Schule ohne Schul­tasche: nicht mehr zu Hause lernen müssen, das Kind wird fertig sein. Die Ganztags­schule dauert von 8 Uhr bis 16.30 Uhr; wenn wir jetzt vielleicht auch noch den Schul­start später ansetzen, um 9 Uhr, dann bleiben 7,5 Stunden oder 6,5 Stunden pro Tag übrig für: fünf oder sechs Stunden Unterricht, den es bis jetzt gegeben hat, für die täg­liche Bewegungseinheit, für das Mittagessen, für Spiel und Spaß. – Das geht sich nach den Grundrechnungsarten ohne eine Verkürzung der Unterrichtszeit nicht aus. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wurde von der Anstrengung und von der Leistung gesprochen, von einem wurde aber noch nicht gesprochen: von der Disziplin. Wenn mir Lehrerinnen und Lehrer sa­gen, 70 Prozent der Unterrichtszeit gehe dafür drauf, Disziplin in der Klasse herzustel­len, bevor man überhaupt zu einem Lehrinhalt komme, dann weiß ich, dass in unserem Bildungssystem einiges falsch läuft. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wurden viele Dinge angesprochen, ich sage nur eines: Was stattfindet – und das ist in weiten Politikfeldern so –, ist die absolute Realitätsverweigerung. Wenn es heißt, es sei für die Schulen alles da, bringe ich ein aktuelles Beispiel betreffend die Chancenge­rechtigkeit. Bundesgymnasium Albertgasse in Wien: Den Eltern wird zu Beginn des Schuljahres gesagt, es werden aus Kostengründen die vier Vorbereitungsstunden für die Matura gestrichen, man brauche andererseits Geld für Arabisch-Lehrer und unter Umständen werde es im kommenden Winter so sein wie im letzten Winter, dass nur sporadisch die Heizung aufgedreht wird, sodass die Schüler mit den Jacken im Unter­richt sitzen müssen. Das ist Bildungsrealität, Schulrealität!

Ich komme zur Chancengerechtigkeit. Ein kleines Beispiel, wie das die SPÖ zum Bei­spiel in Amstetten sieht: Wenn dort ein junger Mann ein FPÖ-Leiberl trägt, dann sagt man ihm: Nein, dein Vertrag bei der Stadt wird nicht verlängert werden! (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) Es geschieht auch so, und wenn er daraufhin seine Kollegin anspricht und fragt: Warum darfst du in der Freizeit ein SPÖ-Leiberl tragen?, dann wird er nach einem Wortgefecht sogar noch von sozialistischen Parteigängern verprügelt, krankenhausreif geschlagen und der Arm wird ihm gebrochen. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Das ist bereits strafrechtlich anhängig, und die werden wir finden, Frau Kollegin Königsberger-Ludwig! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mayer. Abg. Walter Rosenkranz: Chancengerechtigkeit … gebrochener Arm! Das ist SPÖ-Chan­cengerechtigkeit! Schämt euch!)

9.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte.

 


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