Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 76

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der IS-Terror und die Krise in Syrien –, dass wir aber auch stärker werden in der hu­manitären Hilfe und Unterstützung für die Menschen vor Ort; nicht nur, weil es mensch­lich richtig ist, sondern auch, weil es wirtschaftlich nachhaltig Sinn macht. Wir wissen, dass wir um das Geld, um das wir einen Menschen in Österreich ein Jahr versorgen können, 19 Personen in der Türkei und noch mehr Menschen in anderen Ländern in der Region versorgen können. Ich plädiere daher ganz eindeutig für einen System­wechsel hin zu mehr Hilfe vor Ort, weil es nicht nur menschlich richtig, sondern auch wesentlich nachhaltiger ist und das Geld wesentlich besser investiert ist. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schieder. – Abg. Kogler: Jahrelang haben Sie das ausgehun­gert! Das ist ja unerträglich!)

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass ich der Meinung bin, dass es einen klaren Systemwechsel auch dahin gehend braucht, vor Ort Asylanträge stellen zu können. Wir haben die Situation, dass wir mit unserem System nach wie vor de facto Schlepper dabei unterstützen, Menschen illegal nach Europa zu bringen, und dass nur diejenigen durchkommen, die einige Tausend Euro oder Dollar für Schlepper zur Verfügung haben und gleichzeitig fit genug sind, überhaupt die Reise nach Europa zu überstehen. Insofern braucht es da meiner Meinung nach einen Systemwechsel, weg von den Anträgen innerhalb Österreichs, innerhalb Europas, die dazu führen, dass nur die Fittesten durchkommen und diejenigen, die auch das nötige Geld haben, um ei­nen Schlepper zu bezahlen, hin zu einem System, dass wir vor Ort die Ärmsten der Armen auswählen und sie direkt nach Europa bringen. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Das ist die Möglichkeit, um die Kranken, die Schwachen, die Schwangeren, die Kinder, die Verwundeten, die Alten am besten und treffsichersten zu unterstützen. Da brau­chen wir einen Systemwechsel. (Beifall bei der ÖVP.)

Der dritte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist ein innereuropäisches Thema: Wir müssen unser System auch dahin gehend umbauen, dass es nicht mehr möglich ist, dass Flüchtlinge von einem Land in das andere weiterziehen und sich das Land aus­suchen, das für sie am besten passt oder das ihnen die besten Rahmenbedingungen bietet. Solch ein System ist nicht möglich, es wird zu einer massiven Überforderung von Ländern wie Deutschland, Schweden und Österreich führen.

Insofern braucht es funktionierende Grenzkontrollen an den Außengrenzen der Euro­päischen Union. Wenn wir das nicht schaffen, gefährden wir unser System eines Eu­ropas ohne Grenzen. Es braucht ein System, das es nicht möglich macht, dass ein Flüchtling – auch wenn er vor Krieg und Verfolgung flieht – durch mehrere Länder zieht und sich sein Zielland individuell aussucht. Wenn wir das schaffen, bekommen wir auch die Asylkrise in den Griff. Ich hoffe, dass wir alles Menschenmögliche tun, um in Österreich, aber auch auf europäischer Ebene eine Lösung dafür zu finden.

Die Europäische Union ist ein Projekt, das schon viele Krisen überwunden hat. Inso­fern bin ich davon überzeugt, dass es uns auch gelingen wird, in dieser Frage Antwor­ten auf die aktuelle Krise zu finden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.01


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Mag. Schieder zu Wort. – Bitte.

 


11.01.33

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Damen und Herren Europaabgeordnete, die dank unserer Initiative heute das erste Mal an der Diskussion nicht nur teilhaben, sondern auch teilnehmen können! Sehr geehrte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein­gangs noch eine Lehrlingsgruppe der Firma Leube GmbH, einem Zementwerk in Salz-


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