Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll146. Sitzung / Seite 131

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Die Ursachen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeit sind natürlich nicht ausschließlich darin zu suchen, dass so viele junge Leute anstreben, Soziologie, Poli­tologie oder Kommunikationswissenschaften zu studieren – was mitunter für eine politi­sche Karriere hilfreich sein mag –, sondern liegen vor allem in der fehlenden Wettbe­werbsfähigkeit des Standortes und der Starrheit der Arbeitsmarktregulierungen. Des­halb müssen wir für unseren Wirtschaftsstandort kämpfen: runter mit der Steuer- und Abgabenquote, runter mit den Schulden, weg mit der Überregulierung!

Wir als Politiker müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass das größte Ziel junger Leute nicht mehr jenes ist, möglichst rasch bei Land, Bund oder sonst wo unter­zukommen und früh in Pension gehen zu können, sondern jenes, kreativ zu sein, Fir­men zu gründen, unternehmerisches Risiko einzugehen. Das Start-up-Paket des Wirt­schaftsministers ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Eine Freundin von mir ist Volksschullehrerin, und sie erzählte mir, dass, wenn sie ihre Viertklassler fragte, was sie einmal werden wollen, die Antwort leider oft lautete: I geh AMS! – Das zeigt, dass es da völlig falsche Anreize in unserem Sozialsystem gibt.

Ganz entscheidend dafür, wie hoch oder wie niedrig die Arbeitslosigkeit ist, ist die so­genannte Employability, also: Kann man beschäftigt werden? Diese Fähigkeit wird durch die Ausbildung vermittelt.

Ich möchte hier Frankreich als besonders abschreckendes Beispiel nennen: Fast die ge­samte französische Führungselite kommt aus einer Grande École, Sciences Po, einer Polit-Uni mit großem Renommee. Die dort ausgebildete sogenannte Elite, die zwar bes­tens in Medienwissenschaften und Politikwissenschaften geschult sein mag, fährt nun dieses Land wirtschaftlich komplett an die Wand, weil sie einfach zu wenig von Indus­trie, Wirtschaft, Technik und Finanzen versteht.

Das gilt aber nicht nur für Frankreich, sondern für ganz Europa und natürlich auch für Österreich. Die Führungselite muss wissen, dass wir eine industriell und wirtschaftlich starke Volkswirtschaft zur Erhaltung unseres Wohlstandes brauchen.

Höchste Anerkennung also unseren Ingenieuren, die helfen, unser Land voranzubrin­gen, und ich hoffe, es werden künftig auch mehr Frauen sein. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.32


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kirchgat­terer. – Bitte.

 


16.32.34

Abgeordneter Franz Kirchgatterer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Mei­ne Damen und Herren! Zu Recht sind wir Österreicherinnen und Österreicher stolz auf die sprichwörtliche Ingenieurskunst! Alois Negrelli, Erbauer des Suezkanals, und Carl Ritter von Ghega, der Erbauer der Semmeringbahn, sind uns allen bekannt, aber auch jetzt, in der heutigen Zeit, sind die Ingenieure und Ingenieurinnen in der heimischen Wirt­schaft sehr geschätzt und anerkannt.

Die Bezeichnung „Ingenieur“/„Ingenieurin“ wird in Österreich jährlich 5 000 Mal verge­ben, das heißt, es geht da um eine große Berufsgruppe. Der heutige Beschluss bringt eine Aufwertung für diese Berufsgruppe, indem ihre Einstufung einem Bachelor-Abschluss gleichgesetzt wird.

Diese Gleichstellung bringt auf europäischer Ebene eine höhere Einstufung. Die Vo­raussetzung dafür sind Standards für die Beurteilung der erforderlichen Praxis, und diese werden mit dem vorliegenden Gesetz geschaffen. Das entspricht dem Europäischen Qualifikationsrahmen, und damit bringt dieses Zertifizierungsverfahren diese Möglich-


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