Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Schwentner. – Bitte.
11.34
Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Gute Besserung übrigens, Sie sind ja verschnupft! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Auch ich spreche zum Sozialbericht. Ich möchte einen besonderen Aspekt hervorheben, nämlich jenen der Frauen – auch die Vorrednerin meiner Fraktion Eva Glawischnig hat schon darauf Bezug genommen.
Wenn man sich den Global Gender Gap Report anschaut – das ist der Report des World Economic Forum, und das ist ganz sicher kein Kommunistenverein; das sage ich jetzt in Richtung FPÖ und NEOS –, dann zeigt er uns jedes Jahr, wie ungleich die Situation zwischen Männern und Frauen in Österreich ist. Wir haben jedes Jahr im Frühling oder im Herbst – je nachdem, wie man es berechnet – den Equal Pay Day, den Tag, der aufzeigt, bis wann beziehungsweise ab wann Frauen in Österreich quasi gratis arbeiten, weil sie um so viel weniger verdienen als Männer.
Jetzt haben wir den Sozialbericht vorliegen, und auch der Sozialbericht zeigt uns erneut, wie markant und wie eklatant die systematische Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt in Österreich ist. Ich glaube, das ist ein Alarmsignal, und wir sollten dieses Alarmsignal sehr ernst nehmen, weil es da nicht nur darum geht, wie die Arbeitszeit zwischen Teilzeit und Vollbeschäftigung verteilt ist, wie das der Sozialbericht, den wir übrigens für unsere Arbeit sehr hilfreich finden, aufzeigt – jede zweite Frau in Österreich ist teilzeitbeschäftigt –, sondern auch um die Verteilung von unbezahlter und bezahlter Arbeit.
Wir wissen – und das zeigt der Bericht gleichfalls erneut –, wie viel Arbeit Frauen in Österreich unentgeltlich machen, nämlich die Betreuung der Kinder, aber auch die Betreuung ihrer Eltern, die Pflege von Angehörigen. Töchter, Schwiegertöchter, Mütter pflegen und betreuen, und das machen sie in Österreich viel mehr als in anderen Ländern, und zwar nicht nur in Europa, unentgeltlich.
Das alles – beispielsweise auch die Branchen, in denen Frauen vorwiegend arbeiten –, wirkt sich nicht nur auf das Einkommen aus, sondern es wirkt sich im Laufe des Lebens auch auf viele andere Faktoren aus, nicht zuletzt dahin gehend, dass Frauen, wenn sich, was mitunter vorkommen soll und sehr oft vorkommt, Beziehungen auflösen und sie zu Alleinerzieherinnen werden oder wenn sie in Pension gehen, in Österreich ganz massiv von Armut betroffen sind – vor allem Alleinerziehende, aber auch Pensionistinnen.
Es wirkt aber auch ganz stark in Bereiche hinein, die uns gar nicht so auffallen. Letztens war im „Standard“ eine Studie darüber zu lesen, um wie viel weniger Schlaf Mütter bekommen als Väter. Das klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber Schlaf ist, wie wir alle wissen, enorm wichtig für eine gesunde Psyche, für einen Ausgleich, dafür, dass man tagsüber fit ist und für die Kinder, für die Arbeit, auch für sich selbst da sein kann, wobei Frauen ohnehin viel zu wenig Zeit für sich selbst haben. Dieser Schlaf fehlt, und dieser Schlafmangel führt oft zu psychischen Erkrankungen, auch zu Burn-out. Das heißt, die Situation führt nicht nur zur Altersarmut von Frauen, sondern beeinflusst auch Bereiche, auf die wir viel zu wenig schauen.
Nächste Woche begehen wir zum 106. Mal, glaube ich – wenn man rechnet, wann er eingeführt wurde –, den Internationalen Frauentag. Es gibt aber nicht nur der Frauentag, den finden ja manche Parteien ein bisschen lächerlich, sondern lassen Sie mich auch darauf verweisen, dass es vor 20 Jahren – und diesen Jahrestag haben wir jetzt auch bald, im April nämlich – in Österreich das Frauen-Volksbegehren gab.
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