Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 70

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ansatzweise, irgendwie eine gemeinsame Grundlage herzustellen, zumindest im Verständ­nis des Sozialberichts!

Die Abgeordnete Belakowitsch-Jenewein geht hier heraus und sagt: Arbeitszeitverkür­zung, etwas ganz Furchtbares, fällt Ihnen nichts anderes ein? – Ich sage Ihnen eines: Es gibt ein interessantes Kapitel im Sozialbericht – viel zu wenig beachtet, es wurde auch nicht angesprochen –, in dem das Arbeitsvolumen angesprochen wird, und da wird das Arbeitsvolumen 2015 mit dem Arbeitsvolumen 2008 beziehungsweise mit dem Arbeits­volumen 2005 verglichen. Das Interessante ist, dass das Arbeitsvolumen im Jahr 2015 noch immer nicht die Höhe des Arbeitsvolumens des Jahres 2008 erreicht hat. Wir sind noch auf dem Vorkrisenniveau, und das Arbeitsvolumen ist über die Jahre hinweg in et­wa gleich geblieben. Auf der anderen Seite stellt sich – heute hat er es nicht so ge­macht, aber gestern – der Herr Sozialminister in seiner Rede hin und spricht vom Be­schäftigungswunder Österreich.

Das passt irgendwie nicht zusammen, und das ist auch ein Teil des Problems. Das müssten wir auch diskutieren. Selbstverständlich sind neue Arbeitsplätze geschaffen wor­den, aber von welcher Qualität? – Das ist ja erbärmlich! (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das sagen wir ja! – Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.) – Ich sage ja nicht, dass Sie un­recht haben, ich sage nur, dass Sie die Folgen falsch daraus ziehen.

Selbstverständlich müssen wir über Arbeitszeitverkürzung reden, wenn das Arbeitsvolu­men insgesamt nicht steigt. Was tun wir denn? – Schauen wir zu, wie die Arbeitslosig­keit weiter steigt oder wie prekäre Beschäftigungsverhältnisse, von denen die Menschen nicht leben können, immer häufiger werden? – Da muss uns etwas einfallen! (Abg. Peter Wurm: Man muss das auch durch mehr Menschen teilen!) – Seien Sie ruhig, Sie wa­ren schon dran, Herr Kollege Wurm! (Abg. Neubauer: Wer ruhig ist, hat der Präsident fest­zustellen!) Der Punkt ist doch der: Wir müssen darüber reden, welche Konsequenzen wir daraus ziehen.

Arbeitszeitverkürzung heißt ja nicht nur Verkürzung der wöchentlichen oder der tägli­chen Arbeitszeit, da gibt es ja viele andere Formen. Es gibt eine individuelle Form der Arbeitszeitverkürzung, Sabbatjahre, es gibt eine Jahresarbeitszeitverkürzung, mehr Ur­laub, es gibt eine Lebensarbeitszeitverkürzung, auch das kann man diskutieren. Nur: Wir gehen ja jetzt den Weg der Lebensarbeitszeitverlängerung, und das findet sich dann schon in den Arbeitslosenstatistiken wieder, meine sehr geehrten Damen und Her­ren.

Meine Redezeit ist aus, aber ich sage Ihnen noch eines: Wir sollten darüber diskutie­ren. Ich weiß nicht, wo der Ort sein soll, an dem die Mitglieder des Sozialausschusses das diskutieren, wenn nicht im Sozialausschuss oder hier im Plenum. Da findet aber kei­ne Diskussion statt. Das, was hier oder im Sozialausschuss stattfindet, ist eine Anein­anderreihung von Statements, deren Inhalte nicht verbunden sind, in denen man sich nicht aufeinander bezieht, und das ist ein Problem. Wir sollten hier nicht nur über die Vergangenheit diskutieren, wir sollten auch über die Zukunft diskutieren. Es geht um un­sere Jugend und um die Zukunft dieser Jugendlichen. Für sie sollten wir ja ordentliche Verhältnisse schaffen. (Beifall bei den Grünen.)

12.21


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Steinbichler. – Bitte. (Abg. Rädler: Es kommt noch schlimmer! Es war ja das schon schlimm genug!)

 


12.21.08

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher auf der Ga­lerie und vor den Fernsehgeräten! Eine gesegnete Mahlzeit und guten Appetit – zu die­ser schweren Kost, die wir seit über zwei Stunden diskutieren. 400 Seiten stark ist der


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