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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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169. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXV. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 14. März 2017

 

 


Stenographisches Protokoll

169. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXV. Gesetzgebungsperiode                    Dienstag, 14. März 2017

Dauer der Sitzung

Dienstag, 14. März 2017: 9.06 – 14.45 Uhr

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Tagesordnung

Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Ge­schäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des neuen Mitgliedes der Bundesregierung

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Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 23

Ordnungsruf ................................................................................................................... 92

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 24

Unterbrechung der Sitzung .......................................................................................... 67

Verlangen der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Dr. Peter Pilz, Kollegin­nen und Kollegen gemäß § 33 GOG betreffend die Einsetzung eines Untersu­chungsausschusses über das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“ (3/US) – Zuweisung an den Geschäftsordnungsausschuss  70, 114

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Mag. Christian Kern betreffend Enthebung des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Alois Stöger, di­plômé vom Amt der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Ge­sundheit und Frauen sowie Ernennung von Frau Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc zur Bundesministerin für Gesundheit und Frauen durch den Bundespräsidenten                    23

Ausschüsse

Zuweisungen .........................................................................................................  23, 114


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 2

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Landesverteidigung und Sport betreffend Vorgehen der Republik Öster­reich gegen den Airbus-Konzern (12374/J)                67

Begründung: Dr. Peter Pilz ........................................................................................... 73

Bundesminister Mag. Hans Peter Doskozil .............................................................. 77

Debatte:

Heinz-Christian Strache .............................................................................................. 82

Mag. Andreas Schieder ............................................................................................... 84

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................... 86

Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 88

Michael Bernhard ......................................................................................................... 90

Ing. Robert Lugar ......................................................................................................... 91

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 93

Otto Pendl ..................................................................................................................... 95

Mag. Michaela Steinacker ............................................................................................ 97

Dr. Walter Rosenkranz ................................................................................................ 98

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 100

Hannes Weninger ....................................................................................................... 101

Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 103

Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 104

Christoph Hagen ........................................................................................................ 105

Daniela Holzinger-Vogtenhuber, BA ....................................................................... 108

Hermann Brückl ......................................................................................................... 109

Rupert Doppler ........................................................................................................... 110

Gerhard Schmid ......................................................................................................... 111

Mag. Dr. Matthias Strolz ............................................................................................ 111

Verhandlungen

Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des neuen Mit­gliedes der Bundesregierung                   25

Bundeskanzler Mag. Christian Kern .......................................................................... 25

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ....................................................................... 26

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 der Geschäftsord­nung                  25

Redner/Rednerinnen:

Bundesministerin Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ................................................. 29

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .......................................................................... 32

Mag. Andreas Schieder ............................................................................................... 36

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 37

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................... 41

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................... 43

Mag. Gisela Wurm ........................................................................................................ 44

Ing. Robert Lugar ......................................................................................................... 46

Dr. Erwin Rasinger ....................................................................................................... 47

Carmen Schimanek ...................................................................................................... 49

Erwin Spindelberger .................................................................................................... 50

Dr. Eva Mückstein ........................................................................................................ 52

Dorothea Schittenhelm ................................................................................................ 54


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 3

Claudia Angela Gamon, MSc (WU) ............................................................................ 55

Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................................................. 57

Ulrike Weigerstorfer ..................................................................................................... 59

Dr. Andreas F. Karlsböck ............................................................................................ 59

Mag. Aygül Berivan Aslan ........................................................................................... 61

Martina Schenk ............................................................................................................. 63

Dr. Marcus Franz .......................................................................................................... 64

Rupert Doppler ............................................................................................................. 65

Gerhard Schmid ........................................................................................................... 66

Eingebracht wurden

Petitionen ...................................................................................................................... 24

Petition betreffend „Erhalt des Status Welterbe für das historische Zentrum von Wien“ (Ordnungsnummer 103) (überreicht vom Abgeordneten Werner Neubauer)

Petition betreffend „dem raschen Abbau der Windkraftwarteschlange“ (Ordnungs­nummer 104) (überreicht vom Abgeordneten Karlheinz Kopf)

Petition betreffend „Gegen den Fortbestand des AKW Krsko“ (Ordnungsnum­mer 105) (überreicht vom Abgeordneten Walter Rauch)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 23

1524: Bundesgesetz, mit dem das Flugabgabegesetz geändert wird

1525: Bundesgesetz, mit dem eine Rentenleistung für Opfer von Gewalt in Hei­men eingeführt und das Verbrechensopfergesetz geändert wird

Berichte ......................................................................................................................... 23

Zu III-364: Bericht aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 10. No­vember 2016 (178/E XXV. GP) betreffend Datenschutz bei Wahlkarten; Ergän­zung; BM f. Inneres

III-359: Bericht Reihe Bund 2017/8; Rechnungshof

III-360: Bericht Reihe Bund 2017/9; Rechnungshof

III-365: Gemeinwirtschaftlicher Leistungsbericht 2015; BM f. Verkehr, Innovation und Technologie

Anträge der Abgeordneten

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Problematik rund um illegale türkische „Doppelstaatsbürger“ und deren Auswirkungen für Österreich (2051/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Effizienzsteigerung für den Sozial- und Weiterbildungsfonds unter Einhaltung der De-Minimis-Verordnung (2052/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend der Durchführung einer Son­derprüfung des Rechnungshofes gemäß § 99 Abs. 1 GOG bezüglich der Arbeiterkam­mer Tirol (2053/A)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserungen bei der Einkommenstransparenz (2054/A)(E)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 4

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparieren statt Weg­werfen (2055/A)(E)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen betreffend geplante Abschaf­fung der verpflichtenden Papierrechnung (2056/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend einen Chancenindex zur Schul­finanzierung (2057/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Modellregionen zur Gemein­samen Schule (2058/A)(E)

Mag. Bruno Rossmann, Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desverfassungsgesetz, mit dem das Finanz-Verfassungsgesetz 1948, BGBl. Nr. 45/1948, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 51/2012, geändert wird (2059/A)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen betreffend einer neuen Organisations­form für den Österreichischen Rundfunk (2060/A)(E)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Umsetzung der beschlos­senen Qualitätspartnerschaft für heimische Gastronomiebetriebe“ (2061/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Implementierung des Lehr­berufs Berater für Menschen mit Behinderungen (2062/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Fall von Sodomie in Vorarlberg gestoppt (12077/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend das Tref­fen mit der britischen Premierministerin Theresa May (12078/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung be­treffend Kosten von Informationsbroschüren (12079/J)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Kosten der Inseratenkampagne „Zeit für Ihr Kind – Es liegt in Ih­ren Händen“ des Bundesministeriums für Familien und Jugend (12080/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend interaktive Puppe als Spionagegerät eingestuft (12081/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Förderungsbericht 2015 (12082/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend in Grundversorgung befindliche Fremde im Bundesland Steiermark mit Stich­tag 31. Dezember 2016 (12083/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend verstärkte Belastung der Bezirksgerichte infolge der Strafrechtsreform (12084/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Förderungsbericht 2015 (12085/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Arsen im Trinkwasser (12086/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 5

Mag. Günther Kumpitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend „Freemen“ in Österreich (12087/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend bundesweite Stallpflicht für Geflü­gel (12088/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Demo gegen den Akademiker Ball in Graz (12089/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Abschiebungen in den Monaten Juli bis Dezember 2016 (12090/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Arbeitslosenbezug in Dritt­staaten/Abkommensstaat (Bosnien und Herzegowina, Israel, Mazedonien, Serbien (12091/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Demonstration gegen den Burschenbundball in Linz (12092/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Duldung des marxistisch eingestellten und weit links stehenden Thomas Schmidinger als Lektor an der Universität Wien (12093/J)

Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend die öffentliche Beteiligung am DAC Mid Term Review (12094/J)

Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend die Veröffentlichung des DAC Mid Term Reviews (12095/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Fami­lien und Jugend betreffend Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) – Studie von Eco Aus­tria (12096/J)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Bericht der internen Revision des AWS (12097/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend „Deutsche Mautpläne und die Reaktion Österreichs darauf“ (12098/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Ver­waltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Rezeptgebührenbefreiung und Rezeptgebührenober­grenze (12099/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12100/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12101/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 6

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12102/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leis­tungen an den Verein menschen.Leben (12103/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12104/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12105/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12106/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12107/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12108/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12109/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12110/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12111/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an den Verein menschen.Leben (12112/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an den Verein men­schen.Leben (12113/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12114/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12115/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12116/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12117/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12118/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12119/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12120/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 7

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12121/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12122/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12123/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12124/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an den Verein Asyl in Not (12125/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12126/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an den Verein Asyl in Not (12127/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Frauen in der Landwirtschaft (12128/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mineralölsteuerrückvergütung – in der Landwirtschaft, illegaler Einsatz von Heizöl (12129/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12130/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an der Verein Ute Bock (12131/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12132/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an den Verein Ute Bock (12133/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12134/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an den Verein Ute Bock (12135/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12136/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12137/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12138/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12139/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 8

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an den Verein Ute Bock (12140/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an den Verein Ute Bock (12141/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12142/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Ute Bock (12143/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Bewe­gung Mitmensch – Maria Loley (12144/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Lo­ley (12145/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12146/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12147/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12148/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12149/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12150/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Ma­ria Loley (12151/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung be­treffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12152/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12153/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12154/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12155/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Loley (12156/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 9

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an den Verein Bewegung Mitmensch – Maria Lo­ley (12157/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12158/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12159/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12160/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12161/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12162/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12163/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12164/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12165/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12166/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12167/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12168/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12169/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12170/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an die ACCORD (Rotes Kreuz) (12171/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12172/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an die Volkshilfe Öster­reich (12173/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12174/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12175/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 10

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12176/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12177/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12178/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12179/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integra­tion und Äußeres betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12180/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung be­treffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12181/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12182/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an die Volkshilfe Österreich (12183/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12184/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an die Volkshilfe Österreich (12185/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12186/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12187/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12188/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an die asylkoordination österreich (12189/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an die asylkoordination österreich (12190/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12191/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12192/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12193/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12194/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an die asylkoordination österreich (12195/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 11

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12196/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an die asylkoordination österreich (12197/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12198/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stö­ger, diplômé betreffend Leistungen an die asylkoordination österreich (12199/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12200/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12201/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12202/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12203/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12204/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12205/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsbe­ratung (12206/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12207/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12208/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsbe­ratung (12209/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12210/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlings­beratung (12211/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung (12212/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 12

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an die Deserteurs- und Flüchtlingsbera­tung (12213/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Leistungen an die ARGE Migran­tInnenberatung Österreich (12214/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12215/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12216/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12217/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12218/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12219/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Ös­terreich (12220/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integra­tion und Äußeres betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12221/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung be­treffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12222/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12223/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Leistun­gen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12224/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12225/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Österreich (12226/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Leistungen an die ARGE MigrantInnenberatung Ös­terreich (12227/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Identitätsfeststellung an Minderjährigen im Donauzentrum am 4. Jänner 2017 (12228/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 13

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stö­ger, diplômé betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12229/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Taxifreifahr­ten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12230/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbü­ros im Jahr 2016 (12231/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12232/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12233/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12234/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12235/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12236/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12237/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Ju­gend betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12238/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12239/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integra­tion und Äußeres betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12240/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12241/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Taxifreifahrten für Mitarbeiter der Regierungsbüros im Jahr 2016 (12242/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Förderungsbe­richt 2015 (12243/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Förderungsbericht 2015 (12244/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Maßnahmen des Finanzministeriums im Jahr 2016 und deren Er­träge (12245/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 14

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend BWB-Stellungnahme zur Regulierung von Bankomat­gebühren (12246/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Schutz von Exekutivorganen im Einsatz (12247/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Unterbringung von Asylwerbern in Polizeiinspektionen (12248/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend die Überstellung von Häftlingen, die keine Staatsbürger eines Mitgliedstaates der EU sind (12249/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend die Überstellung von Häftlingen mit Staatsbürgerschaft eines Mitgliedstaates der EU (12250/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Brennpunkt Linzer Hauptbahnhof (12251/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Übergriffe auf Exekutivbeamte (12252/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Übergriffe auf Exekutivbeamte (12253/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Privatjet für Brüssel-Reise von Bundeskanzler Kern und Bundespräsident Van der Bel­len (12254/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Ballkarten-Misere an der Wirtschaftsuniversität Wien (12255/J)

Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesmi­nister Alois Stöger, diplômé betreffend unleistbare medizinische (Zahn)Behandlungen für sozial schwache Österreicher und Ungleichbehandlung gegenüber Asylanten (12256/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Altlast W20 „Gaswerk Leopoldau“ (12257/J)

Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend jugendliche Straftäter in Untersuchungshaft (12258/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwal­tung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend Unheilbare Krankheit eines Obersteirers (12259/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12260/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesmi­nister Alois Stöger, diplômé betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungspro­gramms 2017/2018 (12261/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 15

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Euro-
pa, Integration und Äußeres betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungspro­gramms 2017/2018 (12262/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungs­programms 2017/2018 (12263/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12264/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12265/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungspro­gramms 2017/2018 (12266/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Fami­lien und Jugend betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12267/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12268/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungspro­gramms 2017/2018 (12269/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12270/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Finanzielle Wirkungen des Regie­rungsprogramms 2017/2018 (12271/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungs­programms 2017/2018 (12272/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Finanzielle Wirkungen des Regierungsprogramms 2017/2018 (12273/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ar­beit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Kippgefahr und Schadstoffe in Kin­derwagen (12274/J)

Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen an den mit der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen betrauten Bundesminister Alois Stöger, diplômé betreffend drastische Verschlechterung der Zusatz-Krankenversiche­rung für Selbständige seit 1.1.2017 (12275/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Eu­ropa, Integration und Äußeres betreffend Österreichs Beitrag zur Kampagne „She decides“ (12276/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend WGG und private Investoren (12277/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 16

Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Berichte von enttäuschten Unternehmerin­nen und Unternehmer am Wiener Hauptbahnhof und Westbahnhof und die Weiterent­wicklung der Bahnhöfe (12278/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Wiedereinführung Agrardiesel – Antwort des BMF an die LK-Oberösterreich“ (12279/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Wiedereinführung Agrardie­sel – Antwort des BMF an die LK-Oberösterreich“ (12280/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Studie zu Effizienzpotentialen in der ös­terreichischen Sozialversicherung (12281/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Auswirkungen erfolgreicher Therapien auf erhöhte Familienbeihilfe bei chronischen Krankheiten (12282/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Auswirkungen erfolgreicher Therapien auf erhöhte Familienbei­hilfe bei chronischen Krankheiten (12283/J)

Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend „Wiedereinführung Agrardiesel – Antwort des BMF an die LK-Oberösterreich“ (12284/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Straftaten und Selbsttötungen in Haft 2016 (12285/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Häftlingszahlen, bedingte Entlassungen, Entlassungen gem. § 133a StVG, gemeinnützige Leistung, sowie elektronisch überwachter Hausarrest im Jahr 2016 (12286/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Fake-Interviews im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl? (12287/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Flächenverbrauch in Öster­reich (12288/J)

Mag. Nikolaus Alm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend den Verkauf homöopathischer Mittel und deren Besteuerung (12289/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend Umsetzungsstand des Krebsrahmenprogrammes (12290/J)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit und Frauen betreffend Pyrrolizidinalkaloide in Babytees (12291/J)

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Gewährleistung einer leistungsfähigen, di­rekten und höher getakteten Zugverbindung auf der Strecke Linz–Graz (12292/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Nutzung von Gleisanlagen im Raum Blei­burg/Pliberk während der jährlichen rechtsextremen Ustaša-Feier (12293/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 17

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend Österreichisches Bundesheer auf rechtsextremer Ustaša-Feier (12294/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Zeitschrift „Österreich Sicher“ (12295/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Einsatz bei rechtsextremer Ustaša-Feier in Bleiburg/Pliberk (12296/J)

Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Rechtssicherheit Schein(un-)selbständigkeit (12297/J)

Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Rechtssicherheit Schein(un-)selbständigkeit (12298/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Steuerreform 2015/2016 und deren Gegenfinanzierung (12299/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministe­rin für Gesundheit und Frauen betreffend Qualitätsregelungen – geschützte Herkunfts­angaben (g.g.A., g.U., gtS) (12300/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend Umsetzung der Empfehlungen der Telegesundheitsdienste-Kommission 2014 (12301/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesminis­terien im Jahr 2016 (12302/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12303/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12304/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12305/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12306/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12307/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12308/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministe­rien im Jahr 2016 (12309/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12310/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 18

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12311/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12312/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Druckschriftenabonnements in den Bundesminis­terien im Jahr 2016 (12313/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Druck­schriftenabonnements in den Bundesministerien im Jahr 2016 (12314/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die In­landsdienstreisen im Jahr 2016 (12315/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung be­treffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12316/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12317/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12318/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12319/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12320/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12321/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12322/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12323/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12324/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kul­tur, Verfassung und Medien betreffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12325/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12326/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend die Inlandsdienstreisen im Jahr 2016 (12327/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Ju­gend betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12328/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12329/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 19

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kreditkar­tenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12330/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12331/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, For­schung und Wirtschaft betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12332/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Kreditkartenabrechnungen der Ka­binettsmitglieder im Jahr 2016 (12333/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12334/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12335/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12336/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12337/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betref­fend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12338/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Kreditkartenabrechnungen der Kabinettsmitglieder im Jahr 2016 (12339/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Abgabenrückstände (12340/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Nachzahlung des Ergän­zungsbetrages durch das AMS (12341/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Abschiebungen im Jänner 2017 (12342/J)

Ing. Wolfgang Klinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen 2016 (12343/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Radioaktives Jod in der Luft (12344/J)

Dr. Jessi Lintl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Bildungsstand von Flüchtlingen – Verfahren beim Nachweis von Bildungsstandards und Anerkennung bzw. Nostrifizierung von ausländi­schen Abschlusszeugnisurkunden (12345/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Verfahren nach dem Umweltver­träglichkeitsprüfungsgesetz 2000 (12346/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 20

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Spionagetätigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Österreich (12347/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres betreffend Spionagetätigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Österreich (12348/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend Spionagetätigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Österreich (12349/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Demonstrationen gegen den Wiener Akademikerball (12350/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Qualifizierungsoffensive“-Inserat des BMASK in „Heute“ vom 24. Februar 2017 (12351/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Gemeinsam sicher“-Inserat des BMI in „Heute“ am 15. Februar 2017 (12352/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung betreffend Masterstudium „Lehramt NEU“ für Bachelorabsolventen „Lehramt ALT“ (12353/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in der „Krone“ vom 24. Februar 2017 (12354/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in „Heu­te“ vom 20. Februar 2017 (12355/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Digital Roadmap“-Inserat des BKA in der „Krone“ am 1. März 2017 (12356/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Schweine wiegen“-Inserat des BMVIT in der „Kro­ne“ am 1. März 2017 (12357/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in „Heute“ vom 21. Februar 2017 (12358/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in „Heu­te“ vom 28. Februar 2017 (12359/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in „Ös­terreich“ vom 23. Februar 2017 (12360/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Gemeinsam sicher“-Inserat des BMI in „Heute“ am 22. Februar 2017 (12361/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Digital Roadmap“-Inserat des BKA in „Heute“ am 23. Februar 2017 (12362/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Digital Roadmap“-Inserat des BKA in „Österreich“ am 24. Februar 2017 (12363/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 21

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Wussten Sie ...“-Inserat des BMVIT in „Heute“ am 28. Februar 2017 (12364/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Take off“-Inserat des BMVIT in „Heute“ am 14. Fe­bruar 2017 (12365/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Qualifizierungsoffensive“-Inserat des BMASK in der „Krone“ vom 24. Februar 2017 (12366/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „Qualifizierungsoffensive“-Inserat des BMASK in “Österreich“ vom 24. Februar 2017 (12367/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend „Heer von Möglichkeiten“-Inserat des BMLVS in „Ös­terreich“ vom 24. Februar 2017 (12368/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft, Forschung und Wirtschaft betreffend möglicher Imageschaden für den heimi­schen Tourismus durch das Anbieten ausländischer Produkte im TirolBerg (12369/J)

Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend die Anerkennung deutschsprachiger Minderheiten in Slo­wenien (12370/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Förderung von Handwerksleistungen (12371/J)

MMag. DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Rechtsunsicherheiten für Unternehmen bei der Einstufung von Ein-Personen-Unternehmen im Rahmen der gemeinsamen Prüfung aller lohnabhängiger Abgaben (GPLA) (12372/J)

MMag. DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ar­beit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Rechtsunsicherheiten für Unterneh­men bei der Einstufung von Ein-Personen-Unternehmen im Rahmen der gemeinsamen Prüfung aller lohnabhängiger Abgaben (GPLA) (12373/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Vorgehen der Republik Österreich gegen den Airbus-Kon­zern (12374/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (10899/AB zu 11457/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (10900/AB zu 11472/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (10901/AB zu 11402/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (10902/AB zu 11403/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 22

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (10903/AB zu 11746/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen (10904/AB zu 11438/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (10905/AB zu 11465/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (10906/AB zu 11707/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (10907/AB zu 11545/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (10908/AB zu 11464/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (10909/AB zu 11751/J)

der Bundesministerin für Bildung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lu­gar, Kolleginnen und Kollegen (10910/AB zu 11408/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (10911/AB zu 11404/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (10912/AB zu 11409/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Bruno Ross­mann, Kolleginnen und Kollegen (10913/AB zu 11412/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen (10914/AB zu 11407/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen (10915/AB zu 11413/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (10916/AB zu 11405/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Matthias Köchl, Kolleginnen und Kollegen (10917/AB zu 11406/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ulrike Weigerstorfer, Kolleginnen und Kollegen (10918/AB zu 11410/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (10919/AB zu 11411/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (10897/AB zu 11430/J) (Zu 10897/AB zu 11430/J)


 


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 23

09.06.42Beginn der Sitzung: 9.06 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Doris Bures, Zweiter Präsident Karlheinz Kopf, Dritter Präsi­dent Ing. Norbert Hofer.

*****

 


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Ich eröffne die 169. Sitzung des Nationalra­tes, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Ge­schäftsordnungsgesetzes einberufen wurde.

Die Amtlichen Protokolle der 165. und der 166. Sitzung vom 1. März 2017 sowie der 167. und der 168. Sitzung vom 2. März 2017 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Hakel, Kucharowits, Dr. Nachbaur, Wal­ter Rauch, Mag. Schrangl, Zanger, Mag. Schwentner und Ing. Schellenbacher.

09.07.36Einlauf

 


Präsidentin Doris Bures: Vom Bundeskanzler ist folgendes Schreiben eingelangt:

„Ich beehre mich Dir mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 8. März 2017, ZI.S210.010/1-BEV/17, Bundesminister Alois STÖGER vom Amte der Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen ent­hoben hat.

Gleichzeitig hat der Herr Bundespräsident auf meinen Vorschlag gemäß Artikel 70 Ab­satz 1 Bundes-Verfassungsgesetz Sektionschefin Privatdozentin Dr. Pamela RENDI-WAGNER zur Bundesministerin für Gesundheit und Frauen ernannt.“

09.08.13Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Doris Bures: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 12077/J bis 12374/J

2. Anfragebeantwortungen: 10899/AB bis 10919/AB

Berichtigung der Anfragebeantwortung: Zu 10897/AB

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Flugabgabegesetz geändert wird (1524 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem eine Rentenleistung für Opfer von Gewalt in Heimen eingeführt und das Verbrechensopfergesetz geändert wird (1525 d.B.)

7. Ergänzung oder Änderung von Regierungsvorlagen oder Berichten:

Bericht des Bundesministers für Inneres aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 10. November 2016 (178/E XXV. GP) betreffend Datenschutz bei Wahlkarten; Er­gänzung (Zu III-364 d.B.)


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B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 103 betreffend „Erhalt des Status Welterbe für das historische Zentrum von Wien“, überreicht vom Abgeordneten Werner Neubauer

Petition Nr. 104 betreffend „dem raschen Abbau der Windkraftwarteschlange“, über­reicht vom Abgeordneten Karlheinz Kopf

Petition Nr. 105 betreffend „Gegen den Fortbestand des AKW Krsko“, überreicht vom Ab­geordneten Walter Rauch

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes Reihe Bund 2017/8 (III-359 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes Reihe Bund 2017/9 (III-360 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Verkehrsausschuss:

Gemeinwirtschaftlicher Leistungsbericht 2015, vorgelegt vom Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie (III-365 d.B.)

*****

 


Präsidentin Doris Bures: Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 bis 13 Uhr und von ORF III in voller Länge live übertragen wird.

09.08.35Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsidentin Doris Bures: Die Abgeordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche An­frage 12374/J der Abgeordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesmi­nister für Landesverteidigung und Sport betreffend Vorgehen der Republik Österreich ge­gen den Airbus-Konzern dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Aufruf der Dringlichen Anfrage nach Erledigung der Tagesordnung, frühestens jedoch drei Stunden nach Eingang in die Tagesordnung, also um circa 12 Uhr, erfolgen.

*****

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Doris Bures: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Kon­sens über die Dauer der Debatten erzielt. Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsord-


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nung wurde eine Tagesblockzeit von 2 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich fol­gende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 27, FPÖ 25, Grüne 21 sowie NEOS und STRONACH je 11 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung wird die Redezeit von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die dargestellte Redezeitvereinbarung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein entsprechendes Zei­chen. – Das ist einstimmig angenommen.

09.10.08Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Ge­schäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des neuen Mit­gliedes der Bundesregierung

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zur Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anläss­lich des Amtsantrittes des neuen Mitgliedes der Bundesregierung.

Im Anschluss an diese Erklärung wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung des Nationalrates entsprechend dem vorliegenden ausreichend unterstützten Verlangen ei­ne Debatte stattfinden.

Ich erteile nun als Erstem dem Herrn Bundeskanzler das Wort. – Bitte, Herr Bundes­kanzler.

 


9.10.43

Bundeskanzler Mag. Christian Kern: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseher! Sehr geehrte Kollegen auf der Regierungsbank! Die Neubestellung einer Ministerin – der Anlass dieser Erklä­rungen – ist ja, wie Sie wissen, durch das viel zu frühe Ableben unserer Kollegin Sabi­ne Oberhauser notwendig geworden. Wir wissen, dass wir da ein Ressort zu besetzen haben, das ein absolutes Schlüsselressort ist, wenn es um Fragen einer solidarischen Gesellschaft geht.

Es ist unsere Aufgabe, im Bereich der Frauenpolitik, aber auch der Gesundheitspolitik für gleiche Chancen und für gerechte Zugänge in unserem Land zu sorgen. Wenn ich sage, es ist unsere Aufgabe, dann bin ich davon überzeugt, dass es notwendig sein wird, die neue Ministerin in ihrem Wirkungsbereich umfassend zu unterstützen. Sie wird an Schnittstellen unserer Gesellschaft zu arbeiten haben. Das bedeutet, dass sie nicht nur die Unterstützung der gesamten Bundesregierung für ihre Anliegen braucht, sondern letztendlich auch die Unterstützung des Hohen Hauses, der Länder und der Institutio­nen, die in den Bereichen Gesundheit und Frauen eine wichtige Rolle spielen.

Unser Gesundheitssystem zählt auf der ganzen Welt zu einem der Vorzeigesysteme. Wir können heute nach wie vor berechtigterweise darauf hinweisen, dass wir hier in Ös­terreich Standards haben, die in der restlichen Welt ihresgleichen suchen. Wir wissen aber auch, dass diese Gesundheitspolitik vor großen neuen Herausforderungen steht. Die wichtigste ist, sicherzustellen, dass auch in Zukunft jeder in unserem Land, unab­hängig von seinem Einkommen und seinem sozialen Status, die bestmöglichen Bedin­gungen vorfindet, was den Zugang zum Gesundheitssystem betrifft.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen – und ich bin davon über­zeugt, Frau Pamela Rendi-Wagner wird darauf noch ausführlich eingehen –, dass wir in diesem Bereich auch mit einer Reihe von neuen Anforderungen konfrontiert sind, die schlicht und einfach durch die veränderte Lebenssituation entstehen: Es ist nun einmal eine Entwicklung in unserer Gesellschaft – eine sehr positive und erfreuliche –, dass


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Kinder, die heute geboren werden, gute Chancen haben, 100 Jahre alt zu werden, was natürlich völlig neue Anforderungen an das System, an dessen Finanzierung und letzt­endlich an dessen gesamte Ausrichtung stellt.

Das zweite große Thema, das die neue Ministerin übernimmt, ist die Frauenpolitik. Wir wissen, dass die Frauenpolitik 38 Jahre, nachdem Johanna Dohnal die Position der Staatssekretärin in der Bundesregierung übernommen hat, immer noch vor großen He­rausforderungen steht. Die neue Ministerin wird ihre Arbeit mit einer Geschichte und in einer Tradition fortsetzen können, angesichts derer man zu Recht behaupten kann, dass sie mit ihrer Arbeit und ihrem Wirken auf den Schultern von Riesinnen stehen wird.

Johanna Dohnal ist, wenn man so will, nicht nur bis heute ein Vorbild für uns geblie­ben, sondern wir wissen auch, dass zwei heute hier Anwesende große Beiträge in die­sem Bereich geleistet haben: Gabriele Heinisch-Hosek, aber auch Doris Bures haben sich in ihrer Eigenschaft als Frauenministerin große Verdienste um die Sache erwor­ben. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Wir wissen allerdings auch, dass wir gerade in der Frauenpolitik noch sehr viele offene Felder haben; die Problemlage ist uns allen bewusst. Wir wissen, dass die Gleichstel­lung von Männern und Frauen zwar auf dem Papier immer wieder postuliert wird, dass in der Realität allerdings noch große Defizite bestehen. (Abg. Pirklhuber: Das sieht man schon an der Regierungsbank!)

Das ist ja auch einer der Gründe dafür, dass sich die österreichische Bundesregierung in ihrem Arbeitsprogramm entschieden hat, Politikvorschläge zu machen, durch die die Lebenswirklichkeiten von Frauen ganz konkret positiv beeinflusst werden können. (Abg. Pirklhuber: Was ist mit der Regierung? Eins, zwei, drei drei Frauen!)

In erster Linie darf ich an die Forderung, den Mindestlohn auf 1 500 € zu erhöhen, hin­weisen. Wir wissen, dass von den 300 000 Betroffenen, die noch nicht auf diesem Ein­kommensniveau sind, 200 000 Frauen sind, und es ist unser Ziel, das so zügig wie mög­lich zu verändern, damit sichergestellt ist, dass Menschen, die in unserem Land 40 Stun­den pro Woche arbeiten, von ihrem Einkommen auch tatsächlich leben können.

Wir wissen auch, dass die Frage der Älteren eine ist, die Frauen ganz besonders be­trifft, weil über ein Drittel der Frauen aus der Arbeitslosigkeit in die Pension gehen, was natürlich nachhaltige Auswirkungen auf die Einkommenssituation von Frauen hat. Wir wissen auch, dass die Frauenpartizipation am Erwerbsleben ein großes Thema ist, bei dem wir noch nicht dort sind, wohin wir müssen, was naturgemäß auch mit der Frage der Kinderbetreuungseinrichtungen zu tun hat. Diese sind eine wichtige Voraussetzung für die gesamte Familie; das betrifft Männer genauso wie Frauen, aber wir wissen, dass die Lebensrealität in unserer Gesellschaft nun einmal eine solche ist, dass oft, wenn die Einkommen knapp werden und es um die Frage geht, wie man sich die Kin­derbetreuung leisten kann, Frauen zurückstecken müssen.

In diesem Sinne wünsche ich der neuen Ministerin viel Erfolg, ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit und darf Sie um Unterstützung der neuen Kollegin bitten. – Dan­ke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

9.15


Präsidentin Doris Bures: Danke vielmals, Herr Bundeskanzler.

Ich erteile nun dem Herrn Vizekanzler das Wort. – Bitte.

 


9.15.57

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Rein­hold Mitterlehner: Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregie­rung, insbesondere Frau Bundesministerin Rendi-Wagner! Meine sehr geehrten Da-


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men und Herren! Mein Dank gilt zunächst Frau Dr. Sabine Oberhauser. Ich habe Re­spekt davor, wie sie mit ihrer Krankheit umgegangen ist, und insbesondere auch davor, wie sie vielen anderen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, Mut gemacht hat. Mein Dank gilt ihr auch deswegen, weil sie in den letzten Jahren aufgrund ihrer Kom­petenz, aber auch mit ihrer Art viele Themen nicht nur bewegt, sondern auch zu Lösun­gen gebracht hat.

Ich darf nur einige beispielhaft ansprechen: Das Thema ELGA war sehr widersprüch­lich, was den Zugang betroffen hat, ist aber mittlerweile ein Erfolgsprojekt, und da sind wir auch im internationalen Bereich durchaus anerkannt; dabei hatte sie eine Vorreiter­rolle inne.

Sie hat sich auch mit dem Ärztegesetz und dem Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz auseinandergesetzt. Das war eine wirklich schwierige Problematik, bei der es auch vie­le Schnittstellen zu meinem Ressort gab, etwa was die Medizinuniversitäten anlangt. Wir haben da eine Regelung mit Augenmaß gefunden, die auch lebbar und der Quali­tät förderlich ist.

Wir haben aber auch, was ihre Fähigkeit als Interessenvertreterin anlangt, gesehen, dass selbst bei sehr kontrovers diskutierten Themen – Stichwort Rauchverbot – doch eine gemeinsame Lösung möglich war, die, wenn wir jetzt die internationale Entwicklung anschauen, einfach zeitgemäß ist. Selbst Länder wie Tschechien, die immer als Bei­spiel dafür genannt wurden, dass man keine Regelung zu treffen braucht, haben mitt­lerweile ebenfalls solche Regelungen eingeführt.

Mit diesen drei angesprochenen Beispielen möchte ich mich auch im Namen meiner Fraktion noch einmal bei Sabine Oberhauser bedanken. (Allgemeiner Beifall.)

Mein Dank und mein Respekt gelten aber auch der neuen Ministerin, Frau Dr. Rendi-Wagner. Sie hat ja im Bundesministerin für Gesundheit und Frauen schon in verantwor­tungsvoller Position an wichtiger Stelle mitgearbeitet. Es ist auf der einen Seite alles andere als einfach, einzusteigen, wenn die Ministerin, mit der man lange zusammenge­arbeitet hat, nicht mehr da ist – das ist auch persönlich schwierig –, auf der anderen Sei­te ist es aber, was die Fachkompetenz und die Möglichkeit, relativ rasch in die Themen einzusteigen, betrifft, wiederum ein Vorteil. Dieser Vorteil im Zusammenhang mit den Erfahrungswerten wird auch notwendig sein, denn der Gesundheitsbereich ist eines der wichtigsten Themenfelder in der Gesellschaft überhaupt. Jeder kennt den Spruch: „Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein!“ – Genau die Tatsache, dass die Men­schen alt werden, impliziert aber steigende Kosten für das Gesundheits- und das Pfle­gesystem.

In diesem Zusammenhang haben wir Probleme, und zwar beginnend bei der Ausbil­dung. Es ist aus meiner Sicht schon eine schwierige Problematik, die wir noch nicht ganz gelöst haben, wenn viele Ärzte, die wir in unserem System ausbilden, dann in an­dere Länder gehen. Wie können wir also den Beruf des Arztes so attraktiv machen, dass die meisten Ärzte, die bei uns ausgebildet werden, auch hier bleiben?

Ich glaube, gerade mit dem Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz und den damit verbun­denen Lohnerhöhungen ist ein wichtiger Schritt gesetzt worden, aber auch andere Punk­te waren wichtig.

Der zweite Punkt in diesem Zusammenhang ist die Frage: Wie kann ich bürgernahe Ver­waltung in allen Regionen sicherstellen? – Und das in einer Zeit, in der sich von Inter­net bis zur Selbstmedikation vieles in einem Prozess der Veränderung befindet, wie et­wa auch bei uns, wo gerade eine intensive Diskussion über die Einführung von Primary Health Care Centers läuft. Da geht es nicht nur um Geldfragen, sondern da geht es auch um Servicefragen und auch um die Zusammenarbeit mit Medizinern sowie mit an-


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deren Berufsgruppen. All das sind strittige Themen, wie wir erst gestern im Radio mitver­folgen konnten.

Es geht da aber insgesamt auch um Systemfragen, um Schnittstellenprobleme und um Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den Gebietskrankenkassen. So hat sich etwa eingebürgert, dass man die Behandlung auch in den Spitälern sucht, nämlich dass man gleich die Ambulanzen besucht, anstatt zuerst zum Hausarzt zu gehen, das ist vor allem in städtischen Regionen der Fall. Auch da muss man gegensteuern und nach an­deren Lösungen suchen.

Ich möchte hier jetzt nicht noch detaillierter in den Fachbereich einsteigen, sondern Ih­nen bewusst machen, dass im Bereich Gesundheit schwierige, herausfordernde und kom­plexe Themen zur Lösung anstehen, die auch mit Fragen des Gesundheitssystems ver­bunden sind. So ist zum Beispiel die Prävention, und zwar gerade was Impfungen an­langt, eine wichtige Frage der Zukunft.

Ich komme jetzt noch zu einem anderen Themenbereich, der gerade in diesen Tagen in Bezug auf die thematische Aufarbeitung sehr wichtig gewesen ist und aufgrund des Frauentags letzte Woche besondere Aktualität hatte, und zwar zum Bereich Frauen. So ist es für uns in der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, die Einkommens­schere zwischen Männern und Frauen zu schließen. Das ist eine schwierige Aufgabe, weil sich da über Jahrzehnte etwas entwickelt hat, dem gegenzusteuern nicht einfach ist. Ich glaube aber, dass die Einführung eines Mindestlohns ein wichtiger Schritt war, da gegenzusteuern, weil damit ein wichtiger Ansatzpunkt im Sinne der Kulturänderung und Systemänderung gegeben ist.

Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang ist schon die beispielgebende Rolle, die der Staat einnehmen kann. Wir haben uns vor wenigen Jahren dazu entschlossen, dort, wo der Staat ein Durchgriffsrecht hat, und zwar in Staatsbetrieben und in staats­nahen Betrieben, eine entsprechende Frauenquote auf der Ebene der Aufsichtsräte einzuführen. Wir haben jetzt den Zwischenbericht vorliegen und können wirklich sagen: Wir sind einen Weg gegangen, der dazu geführt hat, dass wir jetzt etwa 40 Prozent – sogar knapp darüber – an weiblichen Aufsichtsräten in diesem System haben. Ziel war es, 35 Prozent bis zum nächsten Jahr zu haben. Das Ergebnis zeigt also, dass der Staat durchaus eine Vorreiterrolle übernehmen kann.

Die entscheidende Frage ist jetzt: Machen wir das auch für den Privatbereich? Wir haben das ja in den Corporate-Governance-Regeln der börsennotierten Unternehmen schon gehabt, haben uns jedoch dann in der Regierung dazu entschlossen, dass wir vorerst einmal eine Quote von 30 Prozent bei den größeren Betrieben in Kauf nehmen, im Wissen … (Abg. Lugar: Setzen Sie das in der Regierung um!) – Bitte? (Abg. Lugar: In der Regierung können Sie das einmal umsetzen!) – Ich rede jetzt von Firmen und Aktiengesellschaften und von der Lohnschere.

Aber – Sie haben natürlich recht – in allen Bereichen der Gesellschaft hat man eine Vor­bildwirkung. (Beifall der Abg. Gisela Wurm.) Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist: Bei mir im Ministerium, in meinem Verantwortungsbereich, liegt die Frauenquote in al­len Führungspositionen im Bereich von 50 Prozent – in allen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Im Bereich der Universitäten haben wir in allen Kollegialorganen jetzt schon die 50-Pro­zent-Quote und teilweise eine Übererfüllung. Und meine Hoffnung, dass wir wirklich die Einkommensschere schließen können, liegt in der Tatsache, dass mittlerweile mehr Frauen, Mädchen studieren und die dann auch in Führungspositionen kommen. Es wird sich also auch von dieser Seite dieses Thema lösen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischen­rufe der Abgeordneten Kitzmüller und Schimanek.) – Was haben Sie dagegen einzu­wenden, Frau Kollegin? (Abg. Schimanek: Das ist nicht des Pudels Kern!) – Gut.


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Damit zur angesprochenen Schnittstellenproblematik beziehungsweise auch zur vom Herrn Bundeskanzler relevierten Frage, das sei nicht nur ein Thema, für das die Minis­terin zuständig ist, sondern auch ein Thema, das uns alle angeht. Da gibt es natürlich auch eine Schnittstelle beispielsweise zur Frau Familienministerin, nämlich was die Ver­einbarkeit von Familie und Beruf anlangt. Auch da haben wir, wie die Werte zeigen, die Zielsetzungen, die wir uns in bestimmten europäischen Prozessen vorgenommen ha­ben, eigentlich schon erfüllt beziehungsweise sind da auf einem guten Weg.

Meine Damen und Herren! Ich darf meine Ausführungen mit den Worten schließen: Ich glaube, damit ist ausgeleuchtet, dass es ein sehr breites Themenspektrum gibt, das es zu bearbeiten gilt. Ich freue mich, dass wir in der Regierung eine neue, kompetente Kol­legin haben, und wünsche ihr alles Gute und viel Erfolgt und freue mich auf die Zusam­menarbeit. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

9.24


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Bundesministerin Dr. Rendi-Wagner zu Wort. – Bitte, Frau Ministerin.

 


9.25.08

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Sehr ge­ehrte Kollegen und Kolleginnen! Verehrtes Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Her­ren vor den Bildschirmen! Es war genau vor einer Woche, als mich der Bundeskanzler darüber informierte, dass er mich gerne als neue Gesundheits- und Frauenministerin vor­schlagen möchte. Seither sind sieben Tage vergangen, die, wie Sie sich vorstellen kön­nen, mehr als ereignisreich waren: Spannend, intensiv, arbeitsreich, schlaflos – so sa­hen für mich die letzten sieben Tage aus. Die Höhepunkte in diesen sieben Tagen wa­ren zum einen die Angelobung am Mittwoch letzter Woche durch den Bundespräsi­denten und zum anderen – und das ist zweifelsohne der zweite Höhepunkt der mittler­weile sieben Tage – die Vorstellung vor Ihnen als den gewählten Vertretern und Vertre­terinnen der Österreicher und Österreicherinnen hier im Hohen Haus.

Es waren für mich persönlich aber nicht nur wirklich spannende und sehr besondere Ta­ge, sondern es waren auch emotional überschattete Tage – und auch die Wochen da­vor! –, und das möchte ich hier im Parlament auch nicht unerwähnt lassen. Es ist für mich ganz wichtig, dass wir genau hier im Parlament an meine Vorgängerin Sabine Oberhauser erinnern, denn genau hier im Parlament war ein ganz wichtiger Ort ihres Wirkens: als Parlamentarierin, dann als Gesundheits- und später Sozialsprecherin der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion, schließlich als Gesundheits- und Frauenmi­nisterin dieses Landes. Sie hat die Gesundheits- und Frauenpolitik in den Jahren, in de­nen sie hier gewirkt hat, maßgeblich geprägt und gestaltet.

Wie Sie alle wissen, habe ich als Sektionsleiterin sehr intensiv mit Sabine Oberhau­ser – und ich sage das bewusst so – zusammenarbeiten dürfen. Es waren wirklich sehr fruchtbare Gespräche, eine sehr fruchtbare Kooperation, die wir hatten, eine sehr enge und auch sehr freundschaftliche Beziehung, und es ist für mich sonnenklar, dass ich auf dem Gebiet, auf dem ich mit ihr zusammengearbeitet habe, nämlich im Bereich der Gesundheitspolitik, viele der gemeinsam ausgedachten, andiskutierten und bereits auf den Weg gebrachten Projekte auf jeden Fall weiterführen und zur Umsetzung bringen werde. Dafür werde ich mich starkmachen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen, NEOS und Team Stronach.)

Sabine Oberhauser war aber nicht nur eine profunde Kennerin des Gesundheitssys­tems, sondern sie war – und das hier zu sagen, ist mir ganz, ganz wichtig – vor allem auch eine leidenschaftliche Frauenkämpferin, eine Kämpferin für die Frauenrechte in diesem


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Land. Es ist für mich eine besondere Freude gewesen, genau am Internationalen Frau­entag, am Mittwoch letzter Woche, als neue Frauenministerin angelobt zu werden. Das gab mir auch die Möglichkeit, am Abend desselben Tages bei einer großen Veranstal­tung bei uns im Ministerium sehr viele Vertreterinnen der vielfältigen Frauenorganisa­tionen unseres Landes kennenzulernen, mit ihnen in Diskussion zu treten, ihre Anlie­gen zu hören und auch darüber zu diskutieren, was in den letzten Jahrzehnten an Vor­haben auf diesem Gebiet – unser Bundeskanzler und der Vizekanzler haben das schon angesprochen – bereits erreicht wurde. Ohne diese Errungenschaften in der Frauen­politik würde ich wahrscheinlich heute nicht hier stehen, denn das hat mir – als Mäd­chen, als Jugendliche, als Studentin und schließlich auch als Karrierefrau – Tore geöff­net, wodurch es mir möglich wurde, die sprichwörtlich gläserne Decke zu durchdringen und heute hier zu stehen.

Das haben die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte möglich gemacht, aber gleich­zeitig muss man sagen – und darüber haben wir auch letzten Mittwoch diskutiert –, dass noch sehr viel erreicht werden muss.

Wo sehe ich die großen Herausforderungen im Bereich der Frauenpolitik? Was steht noch an? – Schauen wir uns die Tatsachen an! Tatsache ist, dass Frauen in diesem Land für die gleiche oder vergleichbare Arbeit noch immer mehr als 20 Prozent weniger ver­dienen als ihre männlichen Kollegen. Tatsache ist, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern zumeist – nicht in allen Fällen, aber zumeist – noch immer auf den Schultern der Frauen lastet. Tatsache ist, dass Frauen sehr häufig – nämlich jede fünfte Frau in diesem Land – von Gewalt betroffen sind, und zwar meist im Bekannten- oder Famili­enkreis. Das ist eine sehr prekäre Situation.

Genau diesen Dingen müssen wir uns stellen! Das sind die Herausforderungen, die wir heute und auch in der Zukunft hier gemeinsam bewältigen müssen!

Frauenpolitik ist Gleichstellungspolitik, sie ist aber auch Gesellschaftspolitik. Gesell­schaftspolitik ist sie deswegen, weil es, wenn es den Frauen in diesem Land besser geht, auch der Gesellschaft besser geht und wir alle davon profitieren. In diesem Sinne muss es unser gemeinsames Anliegen und Bestreben sein – nicht nur jenes der Bun­desregierung, sondern von uns allen –, die Anliegen der Frauen heute und in Zukunft durchzusetzen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen, NEOS und Team Stronach sowie des Abg. Strache.)

Sicher das vordringlichste Anliegen – und auch das wurde schon erwähnt; es freut mich, dass das alles heute schon Erwähnung und Bedeutung gefunden hat – ist das Schließen der Lohnschere. Beenden wir endlich dieses frauenpolitische Kapitel, schlie­ßen wir die Lohnschere zwischen Männern und Frauen! Eine wichtige, ja die wichtigste Maßnahme – und es sind viele, die wir dazu brauchen, aber die primäre Maßnahme – ist die Forderung nach einem Mindestlohn von 1 500 €. Und warum ist das jetzt am An­fang die wichtigste Forderung? – Weil noch immer 200 000 Frauen in diesem Land un­ter diesem Lohnniveau leben und arbeiten, und das eine inakzeptable Situation ist. (Bei­fall bei SPÖ und ÖVP.)

Ein weiterer Beitrag zum Schließen der Lohnschere ist aus meiner Sicht zweifelsohne die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern. Wichtige Maßnahmen, die wir in diesem Bereich setzen müssen, sind: ein flächendeckender, qualitativ gesicher­ter Ausbau der Kinderbetreuung – dazu bedarf es der Kooperation –, ein flächende­ckender Ausbau der Ganztagsschulen und nicht zuletzt die Einführung des zweiten Gra­tiskindergartenjahres. Das sind wichtige Maßnahmen, damit mehr Frauen berufliche Zie­le, Kinder und Familie unter einen Hut bringen können.

Schauen wir genauer hin, wenn es um das Thema Gewalt an Frauen geht! Frauen sind zu einem hohen Maß betroffen. Setzen wir all unsere Kräfte in unseren Wirkungsberei-


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chen ein, um diese Gewaltsituationen zu verhindern! Es muss jeder Frau, die von einer Gewaltsituation bedroht oder betroffen ist, möglich sein, Anlaufstellen, zum Beispiel in Form von Frauenhäusern oder Gewaltschutzzentren, vorzufinden. Für die finanzielle Absicherung dieser Anlaufstellen werde ich mich starkmachen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Abg. Strache.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht hier nicht nur um Frauenpolitik. Wie Sie wis­sen, bin ich auch Gesundheitsministerin. Ich möchte einleitend ganz kurz über mich er­zählen. Ich komme ursprünglich aus dem Bereich der medizinischen Forschung, bin Fachärztin für Tropenmedizin, habe sehr viel im Bereich der Impfprävention, Infektions­krankheiten, Tropenmedizin geforscht und gearbeitet, und zwar im Ausland, aber auch an der Medizinischen Universität Wien. Und wie Sie wissen, bin ich seit 2011 Sektions­leiterin im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen und bin für den Bereich öf­fentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten zuständig.

In diesem Bereich habe ich – und ich habe es schon erwähnt – zu Beginn sehr stark und intensiv mit Alois Stöger und dann mit Sabine Oberhauser zusammenarbeiten und Politik aus dem Blickwinkel des fachlichen Bereiches mitgestalten dürfen. Es waren für mich immer sehr fruchtbare Umsetzungsschritte, die wir setzen konnten, die bei mir nicht zu­letzt auch zu der Erkenntnis geführt haben und mich dazu bewogen haben, diesen Schritt zu wagen, um heute hier zu stehen.

Das Ziel einer modernen Gesundheitspolitik muss es sein, dass Menschen in diesem Land nicht nur länger leben, sondern dass sie gesund länger leben. Und warum ist es so interessant, sich das genauer anzuschauen? – Weil wir wissen, dass es Menschen und Bevölkerungsgruppen gibt, denen es leichter fällt, gesünder zu leben, als anderen.

Wenn wir uns die österreichische Landkarte anschauen, dann stellen wir fest, es gibt Regionen und Bezirke, in denen es tatsächlich eine niedrigere Lebenserwartung und schlechtere Gesundheitschancen für die Menschen dort gibt, als in anderen Bezirken und Regionen dieses Landes. Wir müssen uns die Ursachen dieses Ungleichgewichts, dieser gesundheitlichen Ungleichheit anschauen. Und die Ursachen liegen auf der Hand: Es sind ungleiche Bildungschancen, ungleiche Einkommensverhältnisse und ungleicher Sozialstatus. Das sind die wichtigsten sogenannten Gesundheitsdeterminanten, Ein­flussfaktoren auf unsere Gesundheit. Diese Themen müssen wir uns genau anschau­en, da müssen wir draufbleiben, das müssen wir angehen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Wie machen wir das? – Nicht mit dem Zeigefinger: Du musst dich besser ernähren, du musst dich mehr bewegen!, nein, wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die Men­schen unterstützen, gesünder zu leben, es ihnen leichter machen, gesünder zu leben. Und wir brauchen PartnerInnen, die diese Rahmenbedingungen für die Menschen in diesem Lande schaffen, die es ihnen ermöglichen, ein gesundes, längeres, zufriedenes Leben in Wohlbefinden zu führen.

Aber wenn Menschen am Ende des Tages krank werden, dann darf es keine Schuld­frage geben. Menschen in diesem Lande müssen sich, wenn sie krank werden, auf ein qualitativ hochstehendes, effizientes und solidarisches Gesundheitssystem verlassen kön­nen. Und dafür werde ich mich auch starkmachen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Wie schaut ein effizientes, qualitativ hochstehendes Gesundheitssystem beziehungs­weise gesundheitliches Versorgungssystem aus? – Der Wandel der Zeit bedingt, dass man auch das Gesundheitssystem modernisieren und weiterentwickeln muss. Wir müs­sen uns anschauen, was die veränderten Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen, der Menschen, der Bevölkerung sind, und wir müssen uns auch anschauen, was die ver­änderten Bedürfnisse der Beschäftigten in diesem System sind, nämlich der Ärzte und Ärztinnen und aller anderen Beschäftigten in den Gesundheitsberufen.


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Das ist die Ausgangssituation, die wir zu betrachten haben: Menschen werden älter, die Pflegebedürftigkeit steigt, die Krankheitsbilder ändern sich, durch veränderte Le­bensstile sind andere Anforderungen gegeben. Wir müssen all diese Faktoren in Be­tracht ziehen, wenn es um die Weiterentwicklung eines modernen, guten, effizienten und zeitgemäßen Gesundheitssystems geht. Dabei steht eines für mich fest: Im Mittelpunkt eines modernen Gesundheitssystems muss immer der Mensch stehen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Zwei Themen aus dem Bereich der Gesundheit möchte ich hier noch ganz kurz heraus­greifen; diese werden sicher auf der Tagesordnung der nächsten Tage und Wochen ste­hen.

Das ist zum einen das Thema der Wartezeiten. Jeder von Ihnen kennt jemanden – ent­weder es ist jemand aus dem Bekanntenkreis, oder man weiß es aus eigener Erfah­rung –, der über lange Wartezeiten bei CT oder MRT berichtet. Das sind Dinge, die Menschen an unserem Gesundheitssystem oft zweifeln lassen, vor allem auch dann, wenn Leute, die private Mittel dafür einbringen, schneller zu Terminen kommen als je­ne, die es nicht tun. Das ist inakzeptabel, und daher werden wir die Verhandlungsge­spräche der Vertragspartner in diesem Bereich in den nächsten Wochen ganz genau beobachten, und sollte da keine Lösung durch die Vertragspartnerverhandlung erreicht werden, werde ich einen Gesetzesvorschlag hier einbringen, um diese inakzeptable Schieflage zu beseitigen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Abg. Strache.)

Auch das ist ein maßgeblicher Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengerechtig­keit in diesem Land!

Es ist unbestritten, dass unser Gesundheitssystem vor Herausforderungen steht, und eine Möglichkeit eines modernen, weiterentwickelten Gesundheitssystems, vor allem im Bereich der Primärversorgung, ist das moderne Primärversorgungssystem, das auch schon erwähnt wurde. Dieses System soll auf der einen Seite mit wohnortnahen, ser­viceorientierten, niederschwelligen Versorgungsangeboten den Bedürfnissen der Pa­tientInnen gerecht werden. Auf der anderen Seite soll es den Beschäftigten, den Ärzten und Ärztinnen und den anderen Beschäftigten in den Gesundheitsberufen ideale Ar­beitsbedingungen bieten, die attraktiv sind. Es soll garantieren, dass wir keine Versor­gungsengpässe im ländlichen Bereich haben, dass die Menschen nicht gezwungen sind, ins Wahlarztsystem zu flüchten, sondern dass dieses System ein solidarisches und effizientes Gesundheitssystem ist. Das werden wir für die Zukunft absichern. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrtes Hohes Haus! All diese Maßnahmen kann ich als Gesundheits- und Frauenministerin allein nicht auf den Weg bringen. Ich kann sie andenken, andiskutieren, aber ich brauche Sie alle für deren Umsetzung. Nicht nur meine Kollegen und Kolleginnen auf der Regierungsbank, nein, auch Sie hier im Parlament sind ganz wichtige Bündnispartner zum Umsetzen all dieser Maßnahmen für mehr Gesundheit in diesem Land und für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, ich freue mich darauf, und ich zähle Sie zu meinen Ver­bündeten. – Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)

9.38


Präsidentin Doris Bures: Danke vielmals, Frau Bundesministerin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bit­te, Frau Abgeordnete.

 


9.38.54

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Frau Gesundheits­ministerin, wir begrüßen Sie hier heute in anderer Position, denn wir kennen Sie ja


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schon als Spitzenbeamtin im Gesundheitsministerium. Sie haben heute auch ein biss­chen über die Höhepunkte der letzten sieben Tage berichtet. Einen Höhepunkt haben Sie allerdings vergessen: Das war Ihr Eintritt in die SPÖ. Das war vor allem für die SPÖ ein Höhepunkt. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Wahrscheinlich sind Sie die Einzige, die seit Jänner in die SPÖ eingetreten ist, Sie haben damit die Eintrittsquote um 100 Pro­zent erhöht, während Hunderte andere aus der SPÖ austreten. (Beifall bei der FPÖ. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Aber das bedeutet eigentlich, Herr Bundeskanzler Kern, dass man in Ihrem Team nur dann Karriere machen kann, wenn man Parteimitglied ist. Kompetenz zählt bei Ihnen of­fensichtlich gar nicht (Zwischenruf der Abg. Gisela Wurm), denn die Frau Ministerin Ren­di-Wagner ist ja nicht die Erste, die kurz vor ihrer Angelobung in die Partei hat eintreten müssen. Das haben wir ja auch schon an anderer Stelle erlebt, beispielsweise bei der Unterrichtsministerin. Das ist also SPÖ-Kompetenz.

Nun aber zu Ihnen, Frau Ministerin Rendi-Wagner (Zwischenruf des Abg. Matznetter): Was Sie gemacht haben, war, nicht nur in die SPÖ einzutreten, sondern mit dieser Un­terschrift letzten Endes einen ungedeckten Scheck in der Gesundheitspolitik mit zu un­terschreiben. Sie haben nämlich in Wirklichkeit sämtliche Fehlentwicklungen in diesem Gesundheitssystem mit unterschrieben, das heißt, Sie sind jetzt Beitragstäterin gewor­den – durch diese Unterschrift. (He-Rufe des Abg. Weninger. – Zwischenrufe der Ab­geordneten Kirchgatterer, Schopf und Gisela Wurm.)

Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufregen, hören Sie einfach einmal zu! Sie werden ja wohl nicht abstreiten, dass wir da Fehlentwicklungen haben. Selbst die Regierungsmit­glieder, die sich zu Wort gemeldet haben, haben das zugegeben. Selbst die neue Ge­sundheitsministerin hat gesagt, sie braucht Verbündete, das Gesundheitssystem ist im Wechsel. Ich weiß nicht, warum Sie sich da so aufregen – aber es macht nichts.

Ich komme gleich zur Frau Gesundheitsministerin: Sie selbst haben ja schon gesagt, wir befinden uns in einem Wandel – das haben Sie richtig analysiert –, und es braucht neue Antworten und neue Systeme im Gesundheitssystem. Ich bin nicht ganz Ihrer Mei­nung, dass es da einen ideologischen Wandel braucht, und es braucht schon gar nicht die von Ihnen so gelobten PHC-Zentren. (Beifall bei der FPÖ.)

Das, was Sie da möchten, und das, was Sie hier angepriesen und gelobt haben, ist näm­lich eine Richtung, die wir nicht unterstützen können und auch niemals unterstützen wer­den. Das, was Sie wollen, ist das Abschaffen der freien Berufe. Sie wollen den freien Arzt abschaffen, Sie wollen den freien Apotheker abschaffen (Abg. Kirchgatterer: Kei­ne Ahnung!) und stattdessen weisungsgebundene (Abg. Kirchgatterer: Keine Ah­nung!), willfährige Ärzte, die irgendwo (Abg. Kirchgatterer: Keine Ahnung!) in einem DDR-System die Patienten zu versorgen haben. Das lehnen wir ab, und das wollen wir nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wollen eine ideologiefreie Gesundheitsversorgung, und wir wollen, dass sich die Patienten als freie Bürger auch aussuchen können, zu welchem Arzt sie gehen. Und wenn man sich anschaut, wohin die SPÖ-Ideologie oder auch die der Grünen, die da gerne dabei sind, im Gesundheitsbereich führt, dann gibt es da ein praktisches Bei­spiel, das ist nämlich das Beispiel Wien, Frau Bundesminister. Da werden Sie in den nächsten Monaten als oberste Aufsichtsbehörde noch einiges zu tun haben, denn wo­hin wir in Wien mit dieser SPÖ-Gesundheitspolitik gekommen sind, das sehen wir ja: Gangbetten für jedermann, also jedem Patienten sein Gangbett.

Ein Beispiel nenne ich Ihnen auch. In einem Wiener Spital hat ein Onkologe zu einer on­kologischen Patientin gesagt: Es tut mir leid, mir wäre es lieber, Sie würden Ihre Che­motherapie nicht im Krankenhaus machen, ich kann Ihnen nur ein Gangbett anbieten.


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Wir sind voll, aber nicht mit onkologischen Patienten. Wir bekommen, sobald wir ein frei­es Bett haben, Patienten von allen Stationen hereingeliefert.

Das sind Missstände, die man doch nicht einfach so hinnehmen kann, und da gehört angesetzt, und es ist letztlich auch Aufgabe der Bundesministerin als oberste Aufsichts­behörde, den Genossinnen und Genossen in Wien zu erklären, dass diese Gesund­heitspolitik jedenfalls ein Irrweg ist. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Loa­cker und Schenk.)

Tatsache ist nämlich, dass immerhin ein Viertel aller Patienten in Wien zu Hause ist. Das heißt, ein Viertel aller Patienten hat eine schlechte Gesundheitsversorgung. Da wer­den Ambulanzen gesperrt, Spezialambulanzen auf Nimmerwiedersehen zugemacht, es gibt überfüllte Betten, überfüllte Gänge, Wartezeiten von bis zu sechs Stunden, und letztendlich kommt es auch zum Aushungern des Kassenarztes. Es gibt, ich weiß nicht, Sie haben es auch nicht erwähnt, zahllose Bezirke in Österreich, wo es beispielsweise keinen Kinderarzt mit Kassenvertrag mehr gibt, wo es keinen Augenarzt, keinen HNO-Arzt mit Kassenvertrag mehr gibt, wo die Patienten gezwungen sind, ob sie möchten oder nicht, zu einem Wahlarzt zu gehen.

Wir sind doch mittendrin in dieser Entwicklung, da können Sie sich doch nicht hierher­stellen und sagen: Das wollen wir nicht, das müssen wir aufhalten! – Die Patienten sind bereits dazu genötigt, zu bezahlen. Diese Entwicklung ist im Gange. Sie können sie nur umkehren, aber Sie werden sie nicht umkehren, indem Sie die Schraube noch weiter anziehen und noch stärker versuchen, PHC-Zentren zu installieren, sondern Sie wer­den sie nur dann umkehren können, wenn Sie endlich auch einmal in Kontakt mit dem Hauptverband treten, wenn da Verhandlungen stattfinden, damit die Kassenärzte ent­sprechend und adäquat entlohnt werden. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Franz.)

Es ist doch schaurig, mitansehen zu müssen, dass mitten im 10. Wiener Gemeindebe­zirk – und das ist eine von den Gegenden, über die Sie geschrieben haben, dass die Lebenserwartung dort nicht besonders hoch ist, dass dort nicht die besonders reichen Menschen leben – ein Zahnarzt keinen Nachfolger für seinen Kassenvertrag findet. Da müssen doch alle Alarmglocken schrillen, bitte schön, wenn man nicht einmal mehr in einer solchen Gegend einen Zahnarzt mit Kassenvertrag findet!

Das ist der Wahnsinn, und das sind die Probleme, die wir im Gesundheitssystem ha­ben – denn was wird dort passieren? Was soll denn diese soziale Schicht dort machen, die sich gar keinen Wahlarzt leisten kann? – Diese Menschen werden einfach noch viel weniger zum Arzt gehen, das heißt, die Folgekosten werden noch viel höher werden. Da, meine Damen und Herren, da, Frau Bundesminister, gehört angesetzt, da müssen wir endlich handeln! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Franz.)

Wir haben mindestens eine Dreiklassenmedizin: nämlich jene, die sich nichts leisten können, jene, die sich den Wahlarzt teilweise auch absparen, und jene, die privat zum Arzt gehen. Wir müssen schauen, dass wir insbesondere für die mittlere Klasse und die Kassenpatienten unser Gesundheitssystem wieder ein bisschen auf Vordermann bringen und diese Fehlentwicklungen zurücknehmen.

Es ist heute schon gesagt worden – ich glaube, vom Herrn Vizekanzler –: Wir haben ein Problem mit der Abwanderung von Jungärzten. – Ja, das stimmt, und dass wir zu we­nig ausbilden, mache ich Ihnen jetzt nicht zum Vorwurf, denn da wird es auch einen Dia­log zwischen dem Gesundheits- und dem Wissenschaftsressort geben müssen, dahin gehend, warum die Quote der Medizinstudenten eigentlich so gering ist; aber das ist die eine Frage.

Die nächste Frage ist, und diese fällt wieder unter die Zuständigkeit des Gesundheits­ressorts: Warum wandern denn junge, ausgebildete Mediziner ab? – Das hängt ja da-


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mit zusammen – das machen wir uns doch selbst kaputt –, dass die Ausbildung in Deutsch­land und auch in der Schweiz kürzer ist, besser ist, effizienter ist, und zusätzlich verdie­nen sie dort auch noch mehr. (Zwischenruf der Abg. Gisela Wurm.) – Mein Gott, ich bitte Sie! Die Deutschen kommen zu uns studieren, aber die Ausbildung machen sie schon daheim. Man sollte bei Zwischenrufen auch überlegen, ob man sich wirklich aus­kennt, sonst hält man sich besser zurück. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Gisela Wurm.) – Ist schon in Ordnung, ja, es ist schon in Ordnung! (Abg. Schieder: Wir sind nicht in der Arena! Ich darf Sie bitten ...!) Träumen Sie weiter in Ihrer Welt, küm­mern Sie sich um die Frauenpolitik (anhaltende Zwischenrufe der Abgeordneten Schie­der und Gisela Wurm) und lassen Sie die anderen hier über die Gesundheitspolitik dis­kutieren! Das wäre gescheiter. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist schon ein Problem. Und wenn wir es nicht schaffen, unsere Turnusärzte schnell und auch gut auszubilden und sie nicht zu Systemerhaltern zu degradieren, die tage­lang keinen Patienten sehen, weil sie nur mit Schreibarbeiten zugepflastert sind, dann werden wir es auch nicht schaffen, mehr Jungmediziner im Land zu behalten. Das ist ganz einfach und ganz eindeutig. Da ist wirklich Handlungsbedarf gegeben.

Das Ärzte-Arbeitszeitgesetz hat ja in acht Bundesländern ganz gut funktioniert. Auch da hat die sozialistische Gesundheitspolitik in Wien natürlich wieder versagt, denn in Wien haben wir die Probleme mit dem Ärzte-Arbeitszeitgesetz, bei dem es ein Ping­pongspiel zwischen dem ehemaligen Sozialminister und der ehemaligen Gesundheits­stadträtin gegeben hat. Da haben wir jetzt das Problem, dass es viel zu wenige Ärzte gibt, dass diese über Gebühr beansprucht werden, sodass sie bis zum Streik gegan­gen sind.

Ein Wort auch zum CT- und MR-Desaster: Frau Ministerin, das ist ja nicht etwas, was ganz neu ist. Es ist schon im Plan A gestanden, dass es bis März eine Lösung geben soll. Aber was passiert, wenn diese Lösung nicht kommt? Da ist ja genau das Problem, das man an der Wurzel bekämpfen sollte. Es sind die Sozialversicherungsbonzen, die meinen, sie müssen mit irgendwelchen Worten sagen (Zwischenruf des Abg. Heinzl): Wir bezahlen einfach nicht mehr Untersuchungen. – Das ist das Problem. Da muss man ansetzen, bei der Sozialversicherung, und ich weiß schon, dass Sie in der SPÖ da be­sonders belastet sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Da gibt dann Ihr Vorvorgänger und Ihr Erfinder sozusagen, Minister Stöger, freihändig eine Studie – übrigens um 630 Millionen €, ohne Ausschreibung, auch das werden wir in diesem Haus, aber an anderer Stelle, noch besprechen müssen – an die Haus- und Hofgutachter der London School of Economics in Auftrag (Abg. Keck: ... Zahlen!), da­mit wir sagen können: Ja, das ist eh alles gut, die Sozialversicherungen sollen bleiben, wie sie sind. (Zwischenruf des Abg. Schopf.)

Nein, sie sollen nicht bleiben, wie sie sind! Es braucht eine Zusammenlegung, es braucht eine effiziente Verwaltung in den Sozialversicherungen, damit wir uns das Gesund­heitssystem auch wieder leisten können, damit wirklich alle Patienten im Kassensys­tem auch Zugang finden.

Einen Abschlusssatz noch: Frau Bundesminister, Sie haben in Ihren ersten Interviews schon gesagt, Sie wollen am Rauchverbot festhalten. Das ist gut und richtig aus Sicht einer Gesundheitsministerin. Dazu sage ich Ihnen aber schon: Mit dem alten Hut wer­den Sie auch niemanden mehr hinter dem Vorhang hervorlocken, denn es handelt sich dabei nicht um reine Gesundheitspolitik, sondern auch um Wirtschaftspolitik. Das soll­ten Sie bei all Ihren Taten niemals vergessen. (Beifall bei der FPÖ.)

9.48


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Klubobmann Mag. Schieder zu Wort ge­meldet. – Bitte.

 



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9.48.51

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Vor allem liebe neue Gesundheits- und Frauen­ministerin Pamela Rendi-Wagner: Herzlich willkommen! Es ist mir eine große Freude, Sie im Nationalrat begrüßen zu dürfen. Es ist eine gute und richtige Entscheidung, die getroffen worden ist, und ich darf Ihnen sagen, Sie haben die volle Unterstützung der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion bei den Arbeitsvorhaben, die Sie heute hier formuliert haben.

Ich bin mir aber auch sicher: Wenn Sie in dieser sachlichen Argumentationsweise, in der auch heute Ihre Antrittsrede war, argumentieren, dann wird es möglich sein, hier im Haus breite sachpolitische Koalitionen im Sinne des Gesundheitssystems zu schließen. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Ministerin Rendi-Wagner ist eine ausgewiesene Expertin, was dieses Thema be­trifft. Das hat den großen Vorteil, dass sie rasch in die Arbeit des Gesundheitsminis­teriums einsteigen kann, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie als Sektionschefin diese Arbeit in den letzten Jahren wesentlich mitgeprägt hat.

Das Zweite, das, glaube ich, auch wichtig ist, neben der Erfahrung und der raschen Ein­satzfähigkeit im Gesundheitsthema, ist natürlich die persönliche Qualifikation und Eig­nung – sowohl in der Ausbildung im Gesundheitsbereich als auch in der eigenen Bio­grafie –, was ein modernes, selbstbewusstes, aber auch berufs- und karriereorientiertes Frauenbild betrifft. Gerade für die frauenpolitischen Fragestellungen ist das ein ganz wich­tiger Punkt.

Frau Dr. Rendi-Wagner hat angekündigt, an die Arbeit von Sabine Oberhauser und de­ren gesundheitspolitische Vorhaben anzuknüpfen – die Zusammenarbeit als Sektions­chefin mit Sabine Oberhauser war ja schon sehr eng –, und mit Motivation, Durchset­zungskraft und Freude im Amt wird das sicher auch gut gelingen.

Die heutige Debatte bietet sich an, um noch einmal daran zu erinnern, was Sabine Ober­hauser, die ja auch lange Jahre Gesundheitssprecherin unserer Fraktion hier im Hohen Haus war, in ihrer Zeit als Gesundheitsministerin umgesetzt hat. Im Fokus stand immer das Wohl der österreichischen Gesellschaft, ein Gesundheitssystem, das alle Betroffe­nen, die Patientinnen und Patienten, jene Leute, die hoffentlich nicht Patientinnen und Patienten werden, also den Bereich der Gesundheitsvorsorge, genauso mitnimmt wie die Pflegekräfte, die Ärztinnen und Ärzte und auch die Sozialversicherung, die da ein wesentlicher Player ist.

Sabine Oberhauser war im Jahr 2015 die Wegbereiterin für das Rauchverbot in der Gastronomie, und ich glaube, es war richtig, dass sie als Gesundheitsministerin nicht gesagt hat: Ich sehe da irgendwelche wirtschaftspolitischen Interessen der ausländi­schen Tabaklobby! – die uns übrigens jeden Tag mit Lobbying-Briefings zumüllt –, son­dern dass sie die Interessen des Gesundheitsstandortes und die Gesundheit vor allem der Nichtraucherinnen und -raucher, die zum Mitrauchen gezwungen sind, in den Mittel­punkt gestellt hat.

Es war im Juli 2015, als die Gratiszahnspange für Kinder unter 18 Jahren in die Umset­zung gekommen ist, als eines der Highlights in der Arbeit der Gesundheitsministerin Sa­bine Oberhauser.

Aus ihrer Tätigkeit als Frauenministerin nenne ich nur die Verbesserung im Opfer­schutz und die Verbesserung im Kampf gegen häusliche Gewalt, den Lückenschluss im Unterhaltsrecht, der geglückt ist, das Kinderbetreuungsgeldkonto ab 1. März 2017, die Erhöhung des Frauenbudgets und auch die Frauenquote in Kollegialorganen, wie zum Beispiel an Universitäten, die von 40 auf 50 Prozent erhöht wurde. Noch entschei­dender ist, glaube ich, dass die Rolle von Sabine Oberhauser gerade in ihrem Kampf


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gegen den Krebs auch eine der Mutmacherin und der Ermöglicherin und des Vorbilds war. Das sei an dieser Stelle gewürdigt.

Die Gesundheitspolitik Rendi-Wagners bedeutet: solidarisches Gesundheitssystem, kei­ne unterschiedlichen Wartezeiten gegenüber privaten Patienten – also keine kürzeren für diese – und dass jeder gemäß seinem Gesundheitszustand, gemäß seinen Be­dürfnissen auch dann drankommt, wenn er die Untersuchungen für seine Diagnose braucht. Die beste medizinische Versorgung unabhängig vom Einkommen ist nicht nur ein Schlagwort, sondern heißt auch zu würdigen, dass wir in Österreich ein Gesund­heitssystem haben, ein öffentlich finanziertes Gesundheitssystem, mit medizinischen Höchstleistungen, die in vielen anderen Ländern niemandem zur Verfügung stehen, nicht einmal den Millionären, bei uns über die gesetzliche Sozialversicherung aber je­dem Patienten und jeder Patientin zur Verfügung gestellt werden.

Dass das nicht nur reine Propaganda und selbstverständlich ist, sehen wir ja, wenn wir uns anschauen, was die politischen Freunde der FPÖ machen: in Amerika Herr Trump durch die Abschaffung von Obamacare – dort sind nämlich die Kranken dann gleich­zeitig auch die Obdachlosen und Verarmten, weil sich dort keiner Krankheit und damit auch keiner vorher Gesundheit leisten kann, der nicht die dicke Brieftasche hat –oder die Brexit-Befürworter, die versprochen haben, dass das NHS, das Nationale Gesund­heitssystem in Großbritannien, nicht angetastet wird. Jetzt ist die allgemeine Gesund­heitsversorgung für alle Briten das Erste, das unter Druck kommt.

Vor diesem Hintergrund ist die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems, die Weiterentwicklung des öffentlich finanzierten, effizienten, fairen und gerechten Höchst­leistungsgesundheitssystems, die wichtigste Voraussetzung für die Gesundheitspolitik, und da gehört die Vorsorge, nämlich die Ermöglichung eines gesunden Lebensstils, eben­falls dazu. Das hat die Frau Gesundheitsministerin hier ja auch richtigerweise überzeu­gend angesprochen.

Frauenpolitisch ist die inakzeptable Lohnschere zu schließen – genau das ist das wich­tigste Vorhaben. Gerade rund um den Frauentag hat die Statistik Austria wieder die Zah­len, diese beschämenden Zahlen, präsentiert: 21,7 Prozent verdienen Frauen im Schnitt für dieselbe Stundenleistung weniger als Männer. (Abg. Brosz: ... ist der Frauenanteil in der Regierung!) Das ist eine Riesenlücke, die in der Privatwirtschaft, aber auch im öf­fentlichen Bereich zu schließen ist. Und weil hier immer die Frauenrepräsentanz in der Regierung angesprochen wird: Ich bin stolz darauf, dass zum sozialdemokratischen Re­gierungsteam mit acht Mitgliedern drei Frauen zählen.

Das ist auch unser Selbstverständnis, wie wir Frauenpolitik leben: dass nämlich eine ausreichende Anzahl von selbstverständlich gut qualifizierten Frauen in den politischen Funktionen für uns eine Selbstverständlichkeit ist. Genauso wollen wir das auch in den Aufsichtsräten, und die Quote in Aufsichtsräten ist ein Gesetzesvorhaben, das in nächs­ter Zeit kommen und in diesem Bereich eine Umsetzung bringen wird.

In diesem Sinne, liebe Pamela Rendi-Wagner, wünsche ich dir alles Gute, und nicht nur dir, sondern darüber hinaus dem fairen, sozialen und gerechten österreichischen Gesund­heitssystem. Das ist ein ganz wichtiges Ansinnen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abge­ordneten Auer und Lopatka.)

9.56


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Klubvorsitzende Dr. Gla­wischnig-Piesczek. – Bitte.

 


9.56.26

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Da­men und Herren der Bundesregierung! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen


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und Kollegen Abgeordnete! Wir als grüne Fraktion möchten Sie, Frau Bundesminis­terin, hier im Hohen Haus sehr herzlich willkommen heißen, herzlich willkommen auch mit Ihrer Arbeit und Ihrem Arbeitseifer. Sie gelten als kompetente, fachlich versierte Ex­pertin, und ich denke, dass wir in Sachfragen sehr gut zusammenarbeiten können. (Bei­fall bei Grünen und SPÖ.)

Auch wir vermissen Sabine Oberhauser schmerzlich. Wir sind unendlich traurig, dass sie uns alle so früh verlassen hat. Sie hinterlässt tatsächlich auch eine menschliche Lücke in der Bundesregierung, weil sie immer sehr lösungsorientiert war und auch im­mer versucht hat, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.

Wir haben allerdings eine große strukturelle Lücke, die nach wie vor offen ist, und das ist die Frauenpolitik. Sie nehmen da eine sehr große Verantwortung wahr. Jahrzehnte­lange Versäumnisse, die in diesem Bereich zu beklagen sind, jetzt aufzuholen, wird ein sehr großes Stück Arbeit sein.

Für uns grüne Frauen und Männer ist es eine Selbstverständlichkeit, politisch dafür zu arbeiten, dass Frauen in Österreich ein selbstbestimmtes, freies Leben führen können. Sie leisten Hervorragendes in diesem Land. Sie arbeiten oft in Jobs, die viel zu gering bezahlt werden. Sie arbeiten sehr oft in Sozialberufen, in der Bildung, in den Kindergär­ten, in der Pflege. Sie arbeiten auch in der Wirtschaft, wo sie Hervorragendes leisten und es auf den Karrierestufen immer weiter nach oben schaffen. Sie sind aber nach wir vor wirtschaftlich und sozial nicht gleichberechtigt. Sie können nach wie vor nicht exis­tenzsichernd leben und arbeiten.

Das ist eine der größten Ungerechtigkeiten in Österreich, ob das im Alter ist, ob das in der Pension ist, in einer Notsituation, in der sie auf Mindestsicherung oder Sozialhilfe angewiesen sind, oder wenn sie als Einpersonenunternehmen den Staat brauchen. Es ist ein gesamtstaatliches Anliegen, Frauen in allen Bereichen zu stärken und zu unter­stützen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Gisela Wurm.)

Es geht nicht nur um die, wie Sie gesagt haben, Karrierefrauen oder Frauen, die die gläserne Decke durchstoßen haben, sondern es geht vor allem auch um viele Frauen gerade im ländlichen Raum, die mit noch viel restriktiveren Rollenvorstellungen kon­frontiert sind, die vielleicht im Gemeinderat arbeiten und dort mit Respektlosigkeit kon­frontiert sind, die vielleicht als Unternehmerinnen in einem Tourismusbetrieb arbeiten und als Unternehmerinnen nicht anerkannt werden, bei denen viele Rahmenbedingun­gen auch eine Rolle spielen, nicht nur die Kinderbetreuung, sondern auch die Möglich­keiten der Mobilität. Das alles sind Fragen, die eigentlich die gesamte Bundesregierung betreffen, und deswegen ist es so schade und so bedauerlich, dass die Frauenvertre­tung in diesem Gremium nach wie vor bei Weitem nicht an das herankommt, was ei­gentlich notwendig ist. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit. (Beifall bei den Grü­nen. – Abg. Pirklhuber: Halbe-halbe!)

Ich denke, es ist nicht so ein Problem, darauf zu achten, dass Diversität, ob in einer Par­tei, in einem Klub oder in der Bundesregierung, einfach gegeben ist. Ich argumentiere nie damit, dass Frauen irgendetwas besser können oder die besseren Politikerinnen sind, sondern es geht um das wesentliche Element der Diversität, der unterschiedlichen Sicht­weisen. So schaut eben eine Politik aus, wenn eigentlich keine Frauen in Machtposi­tionen sind, und das ist das Ergebnis von 20, 25 Jahren struktureller Lücke in der Frau­enpolitik. Das ist ein Faktum – leider. Wir wollen diese Lücke schließen.

Kollege Schieder von der SPÖ ist stolz darauf, dass drei Ministerinnen von der SPÖ gestellt werden beziehungsweise eine Staatssekretärin und zwei Ministerinnen. – Ja, das ist gut so. Ich möchte daran erinnern, dass die SPÖ – das war noch Ihr Vorgänger Gusenbauer, Herr Bundeskanzler Kern – mit Van der Bellen eine Wette abgeschlossen hat, dass im Jahr 2006, wenn der Nationalrat zusammentritt, die 40-Prozent-Quote bei


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der SPÖ erreicht sein wird. Er hat damals, glaube ich, um eine Kiste Schnaps gewettet. Die 40-Prozent-Quote ist heute noch nicht erreicht, mehr als zehn Jahre später! Und die Kiste Schnaps hat Van der Bellen im Übrigen auch noch nicht bekommen, aber das nur am Rande. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Schieder: Ihre Sorgen möchte ich ha­ben – der Schnaps von Van der Bellen!) – Nein, es geht dabei um die Vertretung von Frauen in Machtpositionen, Herr Kollege Schieder.

Es ist ein Armutszeugnis, wenn man sich die Lage in der Wirtschaft anschaut: Nicht ein­mal 4 Prozent der CEOs sind Frauen, es gibt nicht einmal 4 Prozent Frauen in wirt­schaftlichen Führungspositionen. Es ist schon bemerkenswert: Jetzt wird intensiv über den Mindestlohn und über die Auswirkungen des Mindestlohns auf Frauen diskutiert. Tatsache ist aber, dass jahrzehntelang auch die gewerkschaftlichen Vertretungen weg­geschaut haben, wenn es genau um diese Frauenbranchen gegangen ist. Das ist schon auch ein Versäumnis. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Pirklhuber: Das ist wichtig!)

Herr Bundeskanzler, Sie haben sozusagen ein neues Regierungsübereinkommen ver­handelt. Eigentlich ist eine Regierungsumbildung auch ein Anlass zur Diskussion über den Stand der Regierungsarbeit. Ich beginne trotzdem noch einmal mit der Frauenpoli­tik: In diesem Regierungsübereinkommen kommt Frauenpolitik de facto nicht vor. Der gesetzliche Mindestlohn wurde beiseitegeschoben, er wurde wiederum an eine Arbeits­gruppe delegiert, sozusagen auf den Sommer verschoben.

Sie sprechen von 1 500 €. Dagegen gibt es bereits Widerstand – Klammer auf: Ich ver­stehe, dass manche Branchen Schwierigkeiten dabei haben. Aber dann diskutieren wir auch über eine generelle Entlastung des Faktors Arbeit, auch für diese Betriebe! Das ist wichtig, vergessen wir das nicht! Trotzdem: 1 500 €, und man diskutiert über Über­gangsfristen bis zum Jahr 2025. – Es ist ein sozialpolitischer Kahlschlag, das so zu dis­kutieren! Das geht nicht. Wir brauchen diesen Mindestlohn jetzt und sofort. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Schieder und Gisela Wurm.) Es geht hier um über 400 000 Menschen, vor allem um Frauen.

Zur generellen Situation der Bundesregierung: An und für sich hätte ich erwartet – das war in der Vergangenheit auch immer so üblich –, dass es anlässlich einer Regierungs­umbildung eine gewisse Bilanz gibt. Das ist jetzt sehr kurz ausgefallen. Eine gewisse Ernüchterung hat sich bei uns schon eingestellt, das muss man sagen. Aus diesem Re­gierungsneustart ist ein Kaltstart geworden, vor allem auch, was die soziale Frage be­trifft.

Es gibt ein paar Themenbereiche, die uns große Sorgen bereiten. Einerseits ist das Ih­re neue Europaausrichtung. Es ist schon bemerkenswert: Wir beobachten da einen Kurs der Entsolidarisierung. Das sehen nicht nur wir, das – dieses Österreich zuerst – wird auch in der Öffentlichkeit kritisch kommentiert. Natürlich haben wir alle Interesse daran, dass es den Menschen, die in diesem Land leben, besser geht. Das ist über­haupt kei­ne Frage. Ich denke aber, dass wir auch alle erkannt haben, dass nur ein gemeinsa­mes Europa die großen Fragen auch wirklich lösen kann. Ich bin der Meinung, dass Kleinstaaterei zur Lösung der großen Probleme einfach nicht geeignet ist. Wenn Sie jetzt diesen Weg weitergehen und sukzessive auch an den Grundpfeilern der Europäi­schen Union, wie zum Beispiel an der Personenfreizügigkeit, rütteln wollen, ist das wirk­lich ein Problem. Wir haben die Grundpfeiler der Europäischen Union damals beim Bei­tritt de facto außer Streit gestellt, und wir haben uns vorgenommen, die großen Fragen auch in der EU zu lösen.

Wenn jetzt im Zusammenhang mit Arbeitsmarkt und Sozialunion, bei der sozialen Si­cherheit, von Sebastian Kurz als Europaminister ausgerufen wird, dass er eine neue Europäische Union, den Stopp der Sozialunion will, dann ist wirklich Alarmstufe Rot an­gesagt. Denn was spüren die Menschen von der Europäischen Union? – Sie spüren vor allem diese persönlichen Freiheiten, dass sie woanders studieren können, dass sie


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woanders arbeiten können, dass sie Menschen aus anderen Ländern heiraten können und dann keine Probleme im Alltag haben. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.– Ich weiß, was Sie sagen wollen. Die Freiheitliche Partei hat sich ja mit denen zusammen­getan, die Europa in dieser Form zerstören wollen, das ist eindeutig. Ich möchte mich aber gerne an diejenigen wenden, die erkannt haben, dass die großen Probleme in die­sem Kontext gelöst werden müssen.

Ich frage Sie, Herr Bundeskanzler, Herr Vizekanzler: Welchen Kurs wollen Sie jetzt wirk­lich einschlagen? Was kommt als Nächstes? – Den Beschäftigungsbonus kann man dis­kutieren, aber es wäre auch ohne eine – unter Anführungszeichen – „Diskriminierung“ gegangen. Die Kürzung der Familienbeihilfe für Menschen aus anderen europäischen Ländern ist wirklich hinterfragenswert, auch, wenn man sich die Wirkung dieser Maß­nahme anschaut. Kommen als Nächstes unterschiedliche Krankenversicherungen, So­zialversicherungen? – Das ist mit Sicherheit der falsche Weg.

Ich sehe Ihren Ansatz vor allem im Bereich des Arbeitsmarkts, Sie wollen da etwas in Bewegung bringen. Das darf aber aus unserer Sicht nicht dazu führen, dass wir eine Entsolidarisierungsdiskussion beginnen. Wenn alle Staaten nationale Alleingänge, Na­tionalstaaterei betreiben, dann ist dieses europäische Projekt wirklich gefährdet. Und das ist schädlich für Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Ich hätte mit Ihnen gerne noch etwas anderes diskutiert, das in diesem Arbeitsüberein­kommen, das – inhaltlich, das sage ich vorweg – auch unter Schwarz-Blau möglich ge­wesen wäre, enthalten ist. Es geht um die Verschärfungen im Menschenrechtsbereich, im Menschenrechts- und Asylbereich, im Fremdenrecht. Das ist die 34. Verschärfung, teilweise gibt es auch Tabubrüche, die nicht nachvollziehbar sind. Dass man jetzt tat­sächlich programmierte Obdachlosigkeit produziert, ist aus der Sicht der Gesellschaft wirklich hinterfragenswert. Bei allen Problemen in diesen Bereichen wollen wir als Ge­sellschaft, denke ich, keine Stigmatisierung von Menschen, egal, was mit ihnen vorher passiert ist. Diese Menschen müssen dann de facto im Mistkübel nach etwas Nahr­haftem suchen; das ist eine Stigmatisierung. Mit Ihrem Gesetzentwurf produzieren Sie wirklich programmierte Obdachlosigkeit, und das war immer ein Tabubruch. Es gibt zu Recht massiven Widerstand dagegen, und ich hoffe, dass dieser Gesetzentwurf noch entschärft wird.

Das sind Wege, die eigentlich erstaunlich sind. In den letzten Jahren wurde das Frem­denrecht 34 Mal verschärft, die Menschenrechtssituation verschärft. Die SPÖ hat im Üb­rigen immer mitgestimmt, auch in der Opposition. Ich frage mich auch in diesem Zu­sammenhang, in welche Richtung Sie weitergehen wollen. Dieses Regierungsüberein­kommen trägt im Wirtschafts- und Sozialbereich die Handschrift der ÖVP, und im Men­schenrechtsbereich sind einige Forderungen enthalten, die von der FPÖ stammen. Un­serer Meinung nach ist das für Österreich unterm Strich der falsche Weg.

Etwas möchte ich Ihnen gerne noch mitgeben: Das Regierungsübereinkommen gehört im Bereich der sozialen Sicherheit nachgeschärft und nachgebessert. Ich mache Ihnen auch ein Angebot: Wir versuchen seit Wochen, Gespräche zum Thema Mieten, zur sozialen Frage des Mietens, zum Mietrecht – aber nicht nur – zu führen. Ich denke, das ist eine der brennendsten sozialen Fragen, aber im Regierungsübereinkommen findet man dazu im Wesentlichen keinen einzigen Beistrich. Dieses soziale Thema die nächs­ten eineinhalb Jahre völlig auszuklammern geht einfach nicht. Bitte bessern wir da nach!

Ihnen, Frau Bundesministerin, noch einmal alles Gute! Auf gute Zusammenarbeit! – Dan­ke sehr. (Beifall bei den Grünen.)

10.07


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Dr. Lopatka. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 41

10.07.18

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin Dr. Pamela Rendi-Wagner! Hohes Haus! Lassen Sie mich am Beginn noch ein Wort zur allzu früh verstorbenen Bundes­ministerin Dr. Sabine Oberhauser sagen: Dr. Sabine Oberhauser war eine herausra­gende menschliche Persönlichkeit, das hat ja auch meine Vorrednerin Klubobfrau Gla­wischnig zum Ausdruck gebracht. Wir werden sie hier sehr vermissen. Innerhalb der Bundesregierung gibt es ja hin und wieder auch schwierige Fragen zu lösen. Sie war eine, die es immer geschafft hat, Brücken zu bauen. Daher sage ich von unserer Seite und im Namen meiner Fraktion: Wir sind ihr sehr, sehr dankbar für alles, das sie ge­macht hat, das weit über die Gesundheits- und Frauenpolitik hinausgegangen ist. (Bei­fall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Frau Bundesministerin, ich darf Sie hier herzlich willkommen heißen und betonen, dass unsere Fraktion die Arbeit der Bundesregierung und auch Ihre Arbeit, wenn es um Frau­enpolitik geht, aber auch, wenn es um unser Gesundheitssystem geht, bestmöglich un­terstützen wird. Wenn wir uns die demografische Entwicklung in Österreich vor Augen führen, so müssen wir sagen, die Gesundheitspolitik ist in Wirklichkeit ein zentrales The­ma. Wir müssen uns rechtzeitig auf diese demografische Entwicklung einstellen, denn die geburtenstärksten Jahrgänge in Österreich kommen erst in das Alter, in dem man auf eine entsprechende gesundheitliche Versorgung massiv angewiesen ist. Österreich hat ein ausgezeichnetes, ein hervorragendes Gesundheitssystem. Wir müssen aber auch alles tun, damit es finanzierbar und leistbar bleibt. Sie bringen zweifelsohne die nötige Expertise mit, das haben Sie als Sektionschefin im Gesundheitsministerin, als General­direktorin für öffentliche Gesundheit gezeigt.

Der zweite wichtige Bereich, mit dem Sie befasst sein werden, ist die Frauenpolitik: Ja, in der Frauenpolitik in Österreich hat es auch schon andere Situationen gegeben – Kol­legin Glawischnig, Sie haben das gerade angesprochen –: Als der Bundeskanzler Wolf­gang Schüssel geheißen hat, gab es in der Regierung 50 Prozent Ministerinnen. Das sollte man nicht vergessen. Die ÖVP versucht ja auch immer, hier etwas zu machen. Auch wir haben uns im letzten Jahr massiv dafür eingesetzt, dass erstmals in Öster­reich eine Frau an der Spitze des Rechnungshofes steht. Wir konnten das durchsetzen.

In Niederösterreich übernimmt jetzt eine Frau die Erstverantwortung als Landeshaupt­frau. Das ist nicht geringzuschätzen, meine Damen und Herren! (Zwischenrufe der Ab­geordneten Schieder und Spindelberger.) – Weil sich ein Steirer zu Wort meldet: Die erste Landeshauptfrau in Österreich, Kollege Spindelberger, war Waltraud Klasnic, das dürfen wir nicht vergessen. Die erste Frau, die im Präsidium des Nationalrates geses­sen ist, war Dr. Marga Hubinek. Diese Liste könnte ich noch lange fortsetzen. (Zwi­schenruf der Abg. Gisela Wurm. Ja, Sie haben recht, wir sind gefordert, nicht nur zu­rückzublicken, sondern in Zukunft alles zu tun, damit Frauen in allen Bereichen die ent­sprechenden Chancen bekommen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Gisela Wurm: ... gesetz­liche Quote!)

Wir haben uns in unserem Klub am 3. März im Rahmen der Enquete „Was Frauen wol­len“ intensiv mit dieser Frage beschäftigt. (Abg. Schimanek: Und was wollen sie?) Wir sagen: Wir sollten alles tun, damit Frauen alle Chancen bekommen, aber sie sollen selbst entscheiden, was sie für richtig halten. Diese Wahlfreiheit ist uns ganz wichtig. Wir wollen den Frauen kein Modell vorgeben, was in anderen Fraktionen manchmal an­ders gesehen wird. Es gibt Ungerechtigkeiten, und die größte Ungerechtigkeit ist ange­sprochen worden, das ist die Entlohnung, das Einkommen. Ja, da hat die Bundesre­gierung jetzt den Sozialpartnern gesagt: Macht etwas, wenn es euch nicht gelingt, dann sehen wir uns als Bundesregierung gefordert, etwas zu machen.

Genauso ist es auch im Gesundheitsbereich. Sie haben die langen Wartezeiten bei CT- und MRT-Untersuchungen angesprochen. Auch da ist es der richtige Weg, zuerst den


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Sozialpartnern zu sagen: Versucht, eine Lösung zu finden, die Frist läuft Ende März ab! – Wenn sie das nicht schaffen, dann sind Sie gefordert, aber auch wir als Gesetz­geber, entsprechende Lösungen zu finden. Darin sind wir uns einig.

Einen Punkt möchte ich auch ansprechen: Ich komme aus dem ländlichen Raum, aus der Oststeiermark, und ich war erst letzten Sonntag wieder bei einer relativ großen Ge­meindeversammlung. Zunehmend höre ich dort die Sorge der Bürgermeister, was die hausärztliche Versorgung betrifft, was überhaupt die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum betrifft. Es hat lange gedauert, eine entsprechende fachärztliche Versorgung si­cherzustellen, und jetzt droht die positive Entwicklung in eine andere Richtung zu ge­hen. Da müssen wir auch wieder gerade an die Älteren unserer Gesellschaft denken! Das Vertrauen in den Hausarzt ist etwas ganz Wichtiges. Im ländlichen Raum haben wir nicht solche öffentlichen Verkehrsverbindungen, wie sie im städtischen Bereich selbst­verständlich sind. Daher ist die ärztliche Nähe etwas ganz Wichtiges. Es ist wichtig, sich nicht auf Ärztezentren im städtischen Bereich, auch wenn es ein kleinstädtischer Bereich ist, zu konzentrieren.

Was ich damit sagen möchte, ist: Ich sage Ihnen jede Unterstützung von uns zu, wenn es um diese primärärztliche Versorgung geht, wenn es darum geht, durch Primary Health Care Center gemeinsam mit der Ärztekammer zu bürgernahen Modellen zu kommen. Da­rum ersuche ich Sie, in diesem Bereich gemeinsam mit der Ärztekammer vorzugehen.

Ein zweiter Bereich, in dem man auch nicht früh genug beginnen kann: Zuletzt haben sich auch ehemalige Universitätsprofessoren wie der Dekan der Wiener Medizinuniver­sität zu Wort gemeldet und sehr dramatisch einen Ärztemangel prognostiziert. Ich hof­fe, dass das in Österreich nie eintreten wird und dass wir auch rechtzeitig gemeinsam dagegen vorgehen. Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat das ja seinerseits auch schon angesprochen.

Kollegin Glawischnig, Sie haben über den Gesundheits- und Frauenbereich hinausge­hend auch allgemein die Arbeit der Bundesregierung angesprochen: Ja, wir befinden uns in vielen Bereichen mitten auf dem Weg. Selbstverständlich wollen wir eine starke Europäische Union, aber ich sage Ihnen: Die Bundesregierung liegt hundertprozentig richtig mit den Punkten, die sie jetzt in Angriff nehmen möchte, nämlich: Die österrei­chische Bevölkerung soll nie das Gefühl haben, dass sie der Lastesel dieser Europäi­schen Union ist, dass sie Leistungen zu erbringen hat, die in anderen Staaten nicht er­bracht werden.

Sie haben die Unterstützung für Kinder angesprochen. Sie wissen, dass bei uns in Ös­terreich das Geld, das für Kinder zur Verfügung gestellt wird, ein Ausgleich für die Le­benshaltungskosten sein soll. Die Lebenshaltungskosten sind in Rumänien, in der Slo­wakei um ein Vielfaches niedriger als bei uns in Österreich, daher ist diese sachliche Differenzierung nicht nur gerechtfertigt, sondern auch angebracht, damit die Akzeptanz bei der Bevölkerung weiter bestehen bleibt.

Wenn wir viele Arbeitslose in Österreich haben, ist es richtig, Maßnahmen zu setzen, um unsere Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen. Das wird auch die Europäi­sche Union zu akzeptieren haben. Letztendlich war die Kommission schon dort, als sie gehofft hat, dass Großbritannien in der Europäischen Union bleibt. Es ist traurig ge­nug – gestern wurde der Beschluss gefasst, dass der Brexit ein Faktum ist –, dass wir mit Großbritannien einen solch wichtigen Zahler, einen solch wichtigen Brückenbauer, wenn ich an die transatlantische Brücke denke, verlieren.

Die Kommission, die Europäische Union hat alles zu tun, damit wir keine weiteren Mit­gliedstaaten verlieren und damit die proeuropäischen Kräfte stark bleiben. Wenn wir da zu lange zuschauen, werden jene gestärkt, die keine starke Europäische Union wollen, Kollegin Glawischnig. Das ist das, was uns antreibt und worin wir die Herausforderung sehen, das möchte ich ganz deutlich hier gesagt haben.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 43

Auch die Türkei beschäftigt uns jetzt: Herr Bundeskanzler, ich hoffe sehr, dass wir ge­meinsam mit dem Innenminister rasch zu jenen Verschärfungen kommen, die wir brau­chen, um solche Auseinandersetzungen zu verhindern, wie sie vor wenigen Tagen lei­der in Holland stattgefunden haben.

Es liegt ein umfangreiches Arbeitsprogramm vor, das die Bundesregierung beschäftigt, das uns hier im Haus beschäftigen wird, es geht um Bildung, Sicherheitsfragen, Ar­beitsplatzfragen. Wir sind mitten in der Arbeit. Gesundheits- und Frauenpolitik sind da­bei keine Randthemen, sondern zentrale Herausforderungen.

Frau Bundesministerin, ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. In unserer Frak­tion – Sie haben Verbündete angesprochen – haben Sie eine Fraktion, die mit Ihnen bei Ihrer Arbeit verbündet ist. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.17


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


10.17.07

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Nach der Rede von Klub­obmann Lopatka zum Brexit und zu anderen europäischen Themen versuche ich, jetzt wieder den Bogen zurück zur neuen Bundesministerin für Gesundheit und Frauen zu spannen, denn um sie sollte es ja jetzt eigentlich gehen.

Mit Sabine Oberhauser haben sehr viele hier in diesem Haus ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Ich behaupte, ihre größte Qualität war die, dass sie eine sachliche Auseinan­dersetzung immer von der persönlichen Ebene trennen konnte, und so konnte man mit ihr gut und hart diskutieren, und es war nie untergriffig, es war nie gemein oder persön­lich. Das habe ich an ihr sehr geschätzt.

Ich wünsche mir, dass wir diese Art von Zusammenarbeit auch mit Ihnen, Frau Bun­desministerin, haben können. Ich freue mich, dass mit Ihnen wieder eine Person an der Spitze ist, die sehr viel Fachkompetenz mitbringt, so viel, wie man es sich für andere Mi­nisterien im Moment noch wünschen muss.

Zur Sache selbst: In Ihren ersten Interviews in der „ZIB 2“ und auf Ö1 haben Sie Bezug auf die Mehrklassenmedizin genommen. Sie haben auch heute wieder auf die Warte­zeiten bei MRT- und CT-Untersuchungen Bezug genommen und haben angekündigt, Sie werden ein Gesetz vorlegen, wenn das die Vertragspartner nicht in Ordnung bekom­men.

Es gäbe aber auch durchaus naheliegende Bereiche, wo man der Frage der Mehrklas­senmedizin mit einem Gesetz nahetreten könnte. Ich denke da an die 15 Krankenfür­sorgeanstalten der Länder und Gemeinden. Die könnten Sie mit einem Federstrich aus dem Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz entfernen und die Versicherten unter das Dach des Hauptverbandes bringen. Da leisten sich kleine privilegierte Grup­pen von Landes- und Gemeindebeamten eigene Sonderversicherungsträger. Wenn Sie bei der KFA der Beamten der Stadt Wien versichert sind, dann haben Sie keine Warte­zeit auf einen MRT-Termin, da kommen Sie sofort dran. In diesem Bereich können Sie augenblicklich Privilegien beseitigen und die Mehrklassenmedizin bekämpfen.

Da gibt es auch keinen Grund zuzuwarten, denn da wird Ihnen keine Ärztekammer da­gegenreden, da wird keine Apothekerkammer auf den Plan treten, da wird Ihnen keine Pharmaindustrie einen Brief schreiben. Ihre Partner im Hauptverband werden sogar froh sein, die 160 000 Versicherten aus den KFA unter das Dach des Hauptverbandes zu bekommen. Mit Ihrer neuen Partei, Frau Ministerin, werden Sie aber Schwierigkei­ten bekommen, denn die Bürgermeister von Wien, Linz, Salzburg, Steyr und Villach, Ihre roten Bürgermeister, werden keine Freude haben, wenn Sie den Rathausmitarbeitern


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die geliebten Privilegien wegnehmen. Trauen Sie sich das? – Ich fordere Sie auf: Trau­en Sie sich das!

Auch im Reich des Hauptverbands gibt es einiges zu tun, um der Mehrklassenmedizin zu Leibe zu rücken. Die unterschiedlichen Krankenversicherungsträger leisten für die Versicherten deshalb verschiedene Dinge, weil sie eine unterschiedliche Versicherten­struktur haben. Die Gebietskrankenkassen müssen Arbeitslose und Mindestsicherungs­bezieher durchtragen, und die Beamten, die Selbständigen und die Eisenbahner klin­ken sich aus dieser Verantwortung nobel aus. Der Ausgleichsfonds der Kassen betrifft aber nur die Gebietskrankenkassen.

Schaffen Sie doch einen Strukturausgleich zwischen allen Kassen, indem Sie auch die Beamten und die Eisenbahner mit hereinnehmen! Auch diese sollen solidarisch die Ar­beitslosen und die Mindestsicherungsbezieher mittragen. Trauen Sie sich das? – Ich for­dere Sie noch einmal auf: Trauen Sie sich das!

Einen dritten Punkt können Sie über Gesetze lösen, wenn Sie Dinge schon so gerne mit Gesetzen lösen: Über ein kompliziertes System von verschiedenen Hebesätzen wird Geld aus der Pensionsversicherung in die Krankenversicherungsträger gepumpt, 1,6 Milliarden € im Jahr. Davon profitieren besonders die überalterte Bauernversiche­rung und die überalterte Eisenbahnerversicherung. Diese zwei Versicherungsträger kön­nen aufgrund dieser komplizierten Logik höhere Leistungen für ihre Versicherten bieten und bezahlen als die Gebietskrankenkassen. Dem könnten Sie zu Leibe rücken und dieses komplizierte Hebesatzsystem abstellen, damit alle auf die gleiche Ausgangslage kommen.

Das ist ein Missstand, dem Sie mit einem ganz einfachen Gesetz entgegentreten kön­nen. Auch da frage ich Sie: Trauen Sie sich? – Ich fordere Sie auf: Bitte, trauen Sie sich!

Es gibt viel zu tun in der Gesundheitspolitik, und typischerweise verweist jeder Player nach dem Florianiprinzip immer auf die anderen, bei denen eine Reform durchzuführen wäre. Ich lade Sie ein: Seien Sie ein Vorbild und fangen Sie dort an, wo Ihr Ministerium etwas tun kann! Bitte, trauen Sie sich! (Beifall bei den NEOS.)

10.22


Präsidentin Doris Bures: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.

 


10.22.16

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Willkommen im Hohen Haus, Frau Rendi-Wagner! Frauen- und Gesundheitsministerin seit einer Woche – ich wünsche Ihnen sehr viel Erfolg in Ihren Vorhaben! Ihre Vorgängerin hat einmal gesagt, Frauenpolitik sei das Härteste – wenn wir es aber gemeinsam anpacken, wenn wir es gemeinsam machen, wenn wir in Österreich gemeinsam unsere Ziele für eine gerechtere Welt durchsetzen, dann tun wir uns leichter. In diesem Sinne: Die Zusammenarbeit wird Ihnen nicht nur angeboten, sondern sie ist von Anfang an gegeben. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben letzte Woche – letzten Mittwoch wurde hier in Österreich und überall auf der Welt der Internationale Frauentag gefeiert – gesagt, eines Ihrer größten und wichtigs­ten Vorhaben sei die Frage der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern bei den Ein­kommen. 1 500 € Mindestlohn – das wurde hier schon vom Bundeskanzler und in meh­reren Debattenbeiträgen angesprochen – ist eine sehr, sehr wichtige Forderung, eine Fra­ge der Gerechtigkeit, die wir in Österreich – neben sehr vielen anderen Vorteilen – zu­gunsten der Frauen umsetzen sollten.

Ein Mindestlohn von 1 500 € sollte kommen, und zwar bis Juni, und wenn die Sozial­partner/-partnerinnen das nicht schaffen, dann werden wir ein Gesetz einbringen. So


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hat es in der neuen Regierungserklärung geheißen, und das ist gut so. Wir vom Frau­enausschuss, vom Gleichbehandlungsausschuss haben den Anfang gemacht, indem wir die Sozialpartner/-partnerinnen eingeladen und sie gefragt haben: Was ist denn da los, dass es so viele Unterschiede, so viele Ungerechtigkeiten in den verschiedenen Branchen gibt? Da gibt es jetzt neuen Schwung, und es ist auch der leider viel zu früh verstorbenen Frauenministerin Sabine Oberhauser ein sehr großes Anliegen gewesen, in diesem Bereich weiterzuarbeiten. Es kann wohl kein besseres und ehrenderes An­gedenken an sie sein, als ihre Projekte weiterzuführen, ihre Projekte weiter voranzutrei­ben. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Lichtenecker.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ein weiterer wichtiger Punkt, wenn wir Einkommens­gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern verlangen, ist die Frage der Einkommens­transparenz. Es ist wichtig, zu wissen, was die Kollegin nebenan verdient, der Kollege nebenan verdient, und es ist wichtig, weiterhin darauf zu achten, dass die Gehaltsan­gaben in den Zeitungen nachzulesen sind: Wie viel kann frau denn verdienen, wie viel ist denn die Arbeit wert? Auch das ist eine wichtige Maßnahme, die weiter verfolgt, wei­ter vervollständigt und auch verbessert werden sollte.

Der nächste Schritt ist ein wichtiger Schritt, denn viele Frauen haben sich schon eine Beule geholt, wenn sie die gläserne Decke durchstoßen wollten. Johanna Dohnal – von ihr war heute schon die Rede –, die große Frauenpolitikerin hier in Österreich, hat ein­mal eine Broschüre herausgegeben, nach dem Motto: Johanna Bond 007 auf der Su­che – wo sind sie denn, diese versteckten Hürden, sodass Frauen eben nicht dorthin kommen, trotz der guten Bildung, trotz des Aufholprozesses, den es in den letzten Jah­ren gab?

Es ist trotzdem so – das wurde auch schon angesprochen –, dass wir die Quoten in den Aufsichtsräten und im Endeffekt auch in den Vorständen brauchen, damit Frauen endlich den Platz finden, an den sie gehören, nämlich auf allen unterschiedlichen Ebe­nen, auch im Parlament, wie Herr Lopatka gesagt hat. Ich hoffe, dass wir zu einer Lö­sung kommen, wenn wir über die gesetzlichen Quoten auch im Parlament sprechen. Ich bin guter Dinge, die Hoffnung, sehr geehrter Herr Klubobmann, stirbt zuletzt. (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Lopatka: Das stimmt!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schade, aber wir brauchen noch Quotierungen in Aufsichtsräten in Österreich. Wir sind dann vielleicht froh, dass all dieses Potenzial der Frauen, das da noch brachliegt, in unserem Land dann auch entsprechend genutzt werden kann.

Noch einmal zur Lohngerechtigkeit: Wenn es Löhne gibt, von denen die Frauen leben können, dann können wir auch von tatsächlicher Wahlfreiheit sprechen, denn Wahlfrei­heit ist dann gegeben, wenn man ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben führen kann. Da geht es darum, dass es entsprechende Kinderbetreuungseinrichtungen, Bil­dungseinrichtungen für Kinder gibt, also von Kleinkinderbetreuung über die Volks­schule bis ins Gymnasium. Das ist notwendig, wenn man von Vereinbarkeit von Fami­lie und Beruf spricht, denn sonst besteht – wie auch schon öfters gesagt wurde – Wahl­freiheit im Endeffekt nur auf dem Papier. Das zu ändern wird Ihre Aufgabe sein, es wird unsere Aufgabe sein, mit Ihnen einiges auf den Weg zu bringen.

Sehr geehrte Frau Frauen- und Gesundheitsministerin Rendi-Wagner! Es wurde in Ih­rem Ministerium auch ein Aktionsplan für Frauengesundheit vorbereitet. – Das trifft sich gut, Sie waren als Sektionschefin sicher daran beteiligt. Auch das kann und soll ein Sy­nergieeffekt sein, damit Frauen noch länger leben, und das ist auch gut so. In diesem Sin­ne: alles Gute! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Gahr und Schittenhelm.)


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10.28


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.

 


10.28.24

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Bun­desregierung! Sehr geehrte Frau Minister! Hohes Haus! In Österreich sterben jedes Jahr genau dreimal so viele Menschen an sogenannten Krankenhauskeimen wie im Stra­ßenverkehr. 1 500 Menschen sterben in Österreich an Krankenhauskeimen, die auch da­durch entstehen, dass im Spital zu wenig Hygiene herrscht. Allein 300 Menschen ster­ben nur deshalb – dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! –, weil das me­dizinische Personal es mit der Handhygiene nicht so genau nimmt.

Wenn Sie heute hier behaupten, dass wir ein perfektes Gesundheitssystem haben und dass es in anderen Ländern ja noch schlechter ist, dann hilft das jenen Hinterbliebe­nen, die tatsächlich betroffen sind, weil jemand einfach keine Lust hatte, sich die Hän­de ordentlich zu waschen, bevor er zum nächsten Patienten ging, nicht. Diese 300 To­de könnten Sie ohne Weiteres verhindern, wenn Sie endlich das tun würden, was wir schon seit Jahren fordern: ein Qualitätsmanagement im Spital einführen, und zwar kein freiwilliges, denn es geht nicht darum, dass man die Verantwortlichen ermuntert, frei­willig etwas zu tun.

Es geht darum, dass der Staat, Sie als Ministerin die Verpflichtung haben, Menschen, die im guten Glauben, im Vertrauen auf unser System ins Spital kommen, nicht zu ge­fährden. Diese 300 Toten könnten uns erspart bleiben – und von den 1 500, die an Kran­kenhauskeimen sterben, zumindest die Hälfte. Wenn Sie schon einmal im Spital waren und sich die Haustechnik genau angesehen haben, dann wissen Sie, was dort alles im Argen liegt. Es heißt immer, das sei ein Kostenfaktor. – Aber da wäre das Geld gut in­vestiert!

Frau Minister, Sie haben heute nicht viel Konkretes gesagt, das hätte ich mir aber er­wartet, denn Sie sind eine Expertin, Sie kommen ja genau von dort, und man könnte erwarten, dass Sie wissen, woran es hapert. Wenn Sie ein Quereinsteiger wären, der – keine Ahnung – vorher Automechaniker war und jetzt ins Gesundheitssystem kommt, dann könnte man ja denken, dass Sie eine Einarbeitungszeit brauchen; aber Sie müs­sen ja wissen, wo es Probleme gibt.

Deshalb: Sagen Sie uns einmal konkret, was Sie bezüglich der Krankenhauskeime oder der Handhygiene tun wollen! Sagen Sie uns konkret, was Sie tun wollen angesichts der Tatsache, dass 40 Prozent der Diagnosen, auf deren Basis dann Behandlungen erfol­gen, falsch sind! Wir wissen, dass es so ist, aber auch da wird nichts gemacht.

Das muss man sich einmal vorstellen: 40 Prozent der Diagnosen sind falsch, und dann werden auf Basis falscher Diagnosen teure Behandlungen durchgeführt – und anstatt das Geld in die Diagnose zu stecken, steckt man das Geld in die Behandlung. Wenn man weiß, dass ein Arzt 10 € oder sogar weniger als 10 € pro Patient bekommt, dann muss man sagen, es ist kein Wunder, dass die Diagnose leidet. Was wollen Sie denn in zwei, drei Minuten bei einem Patienten herausfinden? – Da haben wir dann die Pro­blematik: Doktor Rein-Raus; das heißt, man geht rein und drei Minuten später steht man wieder draußen, weil es gar nicht anders geht. Für weniger als 10 € kann man nicht eine Stunde lang auf den Patienten eingehen – so wie das im privaten Bereich der Fall ist, in dem man dann halt 100, 150 € dafür bezahlt. Das heißt, da wäre Geld zu inves­tieren, damit es eine ordentliche Diagnose gibt.

Zum Thema Prävention haben Sie nichts gesagt. Was ist mit der Prävention? Dort wä­re das Geld gut aufgehoben, was die Beratung betrifft, denn viele Dinge passieren ja aufgrund einer fehlenden Beratung seitens des Arztes – und dann, wenn eine Beratung notwendig wäre, kennt sich der Arzt oft selbst nicht aus. Gerade was den Ernährungs­bereich betrifft, gibt es so viel Unwissen bei den Ärzten (Zwischenruf bei der ÖVP); aber das ist auch kein Wunder, denn es wird, was die richtige Ernährung betrifft, einfach viel zu wenig an den Universitäten gelehrt. Auch da könnten Sie einiges verbessern.


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Ein Punkt noch zum Schluss – ich habe leider nicht mehr Redezeit –: Wir wissen, dass ein Viertel der Gesamtkosten im Gesundheitssystem in die letzten Lebensmonate in­vestiert wird. Es wäre sinnvoll, einmal zu überlegen, ob man das nicht vorzieht. Warum muss man für die letzten Lebensmonate so viel Geld ausgeben und kann dieses Geld nicht dort einsetzen, wo es tatsächlich Sinn macht, nämlich bei der Prävention, bei der Diagnose und bei der Verhinderung all dieser Leiden, die so viel Geld kosten und ver­meidbar wären?

Zu all diesen Dingen würde ich gerne etwas von Ihnen hören, habe ich heute aber nichts gehört. Nichtsdestotrotz: Sie stehen vor einem großen Berg, es gibt gewaltige Heraus­forderungen. Unser Gesundheitssystem könnte noch viel, viel besser sein, als es ist. Da ist einiges zu tun, und wir werden an Ihrer Seite stehen, wenn Sie bereit sind, in die­sem Land tatsächlich etwas zu bewegen, denn die Aufgaben sind groß. Ich hoffe, da ich ja selbst einmal ein Gesundheitssystem brauchen werde, das funktioniert, dass Sie erfolgreich sein werden. (Beifall beim Team Stronach.)

10.33


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. – Bitte.

 


10.33.42

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehr­te Frau Ministerin! Hohes Haus! Zuerst möchte ich Sie, Frau Ministerin, als Gesund­heitssprecher und Ihr Gegenüber freundlich begrüßen. Wir haben mit den SPÖ-Minis­tern immer sehr gut zusammengearbeitet; bei Ihnen gefällt es mir besonders gut, denn Sie sind Dozentin, und da schließt sich der Kreis: Ich komme auch vom AKH, das wis­sen die wenigsten, mich hat es aber nicht in die Wissenschaft verschlagen, sondern in die Hausarztmedizin. Ich habe aber vom AKH eines mitgenommen: Wir haben immer sehr heftig diskutiert. Die Dozenten haben mir immer alles erklärt, darum heißen sie auch Dozenten und nicht Hausärzte, und sie waren immer ganz enttäuscht, wenn ich keinen Widerspruch geäußert habe. Ein bisschen Widerspruch werden wir im Gesund­heitswesen durchaus aushalten; mich stört es immer, wenn es heißt, jemand sei bösar­tig oder rede etwas schlecht, wenn er eine andere Meinung hat. Ich habe zu verschie­denen Themen eine Meinung.

Was mich persönlich sehr bewegt hat, war das Begräbnis von Sabine Oberhauser, mit der ich auch sehr gut zusammengearbeitet habe, die viel zu früh gegangen ist. Beim Begräbnis sind mir zwei Dinge durch den Kopf gegangen. Das Erste war eigentlich ei­ne No-na-Erkenntnis: Die Medizin kann viel, aber leider nicht alles. Und der zweite Punkt ist: Wir müssen alles tun, um das möglichst vielen Menschen zugutekommen zu lassen. Ich bin stolz, dass ich daran mitwirken durfte, gemeinsam mit der SPÖ, die da eine sehr große Tradition hat, dass wir das Mantra vor uns hertragen: Gesundheit für alle, unabhängig von Alter und Einkommen!

Hier sitzt Minister Stöger, mit dem ich sehr gut zusammengearbeitet habe, er ist sogar mit mir auf Hausbesuche gegangen und hat dann den Wert der Basismedizin, des Pri­märversorgers gesehen.

Derzeit erleben wir aber eine Situation, in der vieles schlechtgeredet wird; wenn man dann aber genau hinschaut, hält das nicht stand. Heute in der Früh gab es die Nach­richt, dass – im besten Fall – 14 Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung durch das Abgehen von Obamacare wieder verlieren. Wir reden nicht von 14 Millionen auf oder ab, denn selbst mit Obamacare gab es noch immer 30 Millionen Unversicherte, und in Florida müssen trotz Medicaid Ältere im Supermarkt Regale einräumen, damit sie sich ihre Medikamente leisten können. Das ist eine andere Welt, von der wir reden.

Jetzt wird immer erzählt, die Zentren in England seien so toll und so weiter. – Ich habe nichts gegen Zentren, mein Nachbar ist das größte Zentrum Wiens, das Ambulatorium


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Süd, aber (eine Ausgabe der „Daily Mail“ in die Höhe haltend) die „Daily Mail“ schrieb bereits über die Schlange, die Großbritannien beschämt. Da geht es darum, dass man in England gar nicht zum Hausarzt kommt, man muss vier Wochen warten. (Abg. Neu­bauer: In Österreich auch! Sechs Wochen für den Augenarzt!) Bei mir muss man ge­nau eine halbe Stunde oder eine Stunde warten, aber sicher nicht vier Wochen. Wenn Sie mir das nicht glauben: Im „Guardian“ steht, 58 Millionen englische Patienten warten mehr als eine Woche und es sei eine nationale Schande. – Da muss man schon genau hinschauen.

Leute erklären mir, dass in Holland die Zentren – 216 Zentren – so toll sind. – Ich habe nichts gegen Zentren, die sind ein Zusatzangebot. Wenn aber die österreichische Haus­arztmedizin von manchen – ich sage: von manchen – schlechtgeredet wird und es heißt, wir brauchen Zentren und diese können dann der Firma Porr oder wem auch im­mer gehören, dann möchte ich sagen: Also ich möchte niemandem gehören, ich möch­te Angehöriger eines freien Berufs sein, ich möchte für meine Patienten da sein. Man muss auch sagen: 216 Zentren in Österreich bei 2 300 Gemeinden, das heißt, dass man 2 000 Gemeinden den Hausarzt wegnimmt. – Also diese Diskussion möchte ich nicht gerne führen, wir werden sie aber freundschaftlich führen und auch eine gute Lösung finden, glaube ich.

Jetzt komme ich zum Thema Prävention: Prävention ist wichtig. Ich sage allen meinen Patienten – und da sitzen ja auch einige Patienten –, 80 Prozent der Herzinfarkte wären vermeidbar, wenn man weniger rauchen würde, den Blutdruck einstellen würde, das Cho­lesterin genau einstellen würde, sich gesund ernähren würde – Mittelmeerkost – und sich vor allem bewegen würde. Ich habe heute schon meine Bewegung gemacht, ich bin mit dem Rad hierhergefahren, und da komme ich immer an dem Denkmal, von dem Victor Adler und Ferdinand Hanusch herunterschauen, vorbei: Das ist eine hohe Ver­antwortung, und in 40 Jahren wird es vielleicht ein Denkmal für Herrn Stöger oder Frau Pamela Rendi-Wagner geben. (Heiterkeit auf der Regierungsbank und bei Abgeordne­ten der SPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Ein Größeres!)

Wir planen heute für das Morgen und für das Übermorgen, und wir sollten die Themen richtig ansprechen. Es geht zum Beispiel nicht um die Frage, Zentren ja oder nein. Wir haben 4 000 Hausärzte, und es werden immer weniger. Warum? – Man bekommt 40 Pro­zent weniger bezahlt, im Spital ist man allen im Weg, die Lehrpraxis findet nicht statt. – Wir dürfen nicht zulassen, dass wir eine Debatte über Zentren führen, die ungefähr so wichtig ist wie der Rückspiegel meines Autos, während uns die Ärzte ins Ausland da­vonrennen. Ich glaube, da müssen wir sehr, sehr genau hinschauen.

Ich komme zum Schluss: Die Wartezeiten sind ein Thema, aber ich glaube, MRT-War­tezeiten sind gar nicht so sehr das Problem. Meine Patienten warten vier Monate auf einen Termin für eine Schilddrüsenuntersuchung, ein Termin bei einem Psychiater ist akut nicht möglich. Das heißt, wir müssen schauen, ob die Versorgung überhaupt gegeben ist, und wir müssen auch schauen, ob der Arzt das überhaupt leisten kann, denn mei­ner Meinung nach ist die Qualität ganz entscheidend, das Vieraugenprinzip. Es geht nicht darum, ob man in einem Zentrum oder in einem Spital arbeitet, es geht immer um das Vieraugenprinzip.

Zu mir hat noch nie ein Patient gesagt, er wolle ins Spital oder er wolle in ein Zentrum, sondern es wird gefragt: Wo ist der Beste, und hat der Zeit für mich? Das waren immer die entscheidenden zwei Fragen, und denen müssen wir als Gesundheitspolitiker uns stellen, denn: Was nutzt die Behauptung, dass wir die beste Herzinfarktversorgung ha­ben, wenn es keine Psychiatrieversorgung gibt? – Da müssen wir hinschauen!

Und jetzt sage ich noch etwas: Die österreichische Sozialversicherung leistet einen ver­dammt guten Job, und die Ärzte leisten einen verdammt guten Job! Ich muss immer wieder sagen, im internationalen Vergleich haben wir wirklich ein sehr, sehr gutes Sys-


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tem. Wir liegen auf Platz zehn in Bezug auf die Kosten im Gesundheitsbereich – Platz zehn! Wir geben weniger aus als Deutschland und die Schweiz; jene Länder, mit de­nen wir uns gerne vergleichen. Dafür sind wir sehr gut.

Schopenhauer hat einmal gesagt: „Gesundheit ist gewiss nicht alles, aber ohne Ge­sundheit ist alles nichts.“ Ich bin zwar kein Philosoph, aber ich möchte auch mit 86 Jah­ren noch so gesund sein wie der Nobelpreisträger Kandel, der zu mir gesagt hat: Er­win, never give up!

In diesem Sinne: Wir werden in der Gesundheitspolitik nie aufgeben! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Jarolim: Ich glaube, jetzt hast ein paar Patienten gewonnen! – Allge­meine Heiterkeit.)

10.40


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schimanek. – Bitte.

 


10.40.49

Abgeordnete Carmen Schimanek (FPÖ): Frau Präsidentin! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Frau Ministerin Rendi-Wagner! Hohes Haus! Auch ich möchte eingangs noch einmal die gute Zusammenarbeit mit unserer viel zu früh verstorbenen Frauenministerin Sabine Oberhauser hervorheben. Es herrschte wirklich immer ein sehr gutes Arbeitsklima mit Sabine Oberhauser. Ich denke, es ist für Sie, Frau Ministerin, natürlich ein sehr schweres Erbe, das Sie jetzt antreten, da Sie ja auch in Ihrer berufli­chen Beziehung mit Frau Oberhauser sehr eng zusammengearbeitet haben, aber ich bin auch guter Hoffnung, dass wir diesen Konsens, den wir mit unserer ehemaligen Frau­enministerin gefunden haben, nämlich auf sehr sachlicher Ebene auch kontroversiell zu diskutieren, beibehalten können.

Der Zeitpunkt für Ihre Amtseinführung war sehr gut gewählt. Herr Bundeskanzler Kern sagt ja, 95 Prozent der neuen SPÖ-Politik machen Inszenierung aus, also: Amtseinfüh­rung am Weltfrauentag, das war eine gute Inszenierung! Ich hoffe trotzdem, dass wir ei­nen sehr ergebnisorientierten Zugang in der Frauenpolitik haben.

Ihr Hauptfokus ist, wie Sie heute schon erwähnt haben, gleicher Lohn für gleiche Ar­beit. An diesem Thema haben sich schon sehr viele Frauenministerinnen und ein -mi­nis­ter – es gab ja auch einmal einen Mann in dieser Funktion – die Zähne ausgebis­sen. Kollegin Gisela Wurm hat schon erwähnt, wir haben auf Frauensprecherinnenebe­ne schon einmal versucht, die Präsidenten von Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und Vertreter aus dem Sozialministerium zu einer großen Runde im Gleichbehandlungsaus­schuss zu laden, und damals war für mich schon bezeichnend, dass die Präsidenten nicht selbst gekommen sind, sondern ihre Vize geschickt haben. Das allein schon war für mich und, wie ich glaube, auch für einige meiner Kolleginnen ein Zeichen dafür, dass die Wertschätzung der Frauenpolitik auf gewisser Ebene nicht so sehr gegeben ist.

Das differenzierte Lohnsystem mit Gehaltseinstufungen, Vordienstzeiten, Unterbrechungs­zeiten, das wir in Österreich haben, ist natürlich schwierig. Es wird spannend werden: Die Frauensprecherinnen fahren Anfang April gemeinsam mit der Präsidentin nach Is­land, denn Island hat beschlossen, ein neues System einzuführen, um die Gehalts­schere zu schließen. Ich bin gespannt, was wir dort hören werden, wie sie das machen wollen. Was ich bisher gehört habe, war mir doch zu wenig, um es beurteilen zu kön­nen, aber vielleicht ist es ein Ansatz. Sollten Sie, Frau Ministerin, auch noch nichts da­von gehört haben, könnten Sie uns auch begleiten, vielleicht wäre es auch für Sie in­teressant. (Abg. Gisela Wurm: Wir werden dann berichten, liebe Kollegin!) – Wir sind ja dabei, aber vielleicht kann die Frau Ministerin mitfahren. Ich weiß ja nicht, ob es mög­lich ist.

Wie Kollegin Glawischnig heute schon erwähnt hat, ist natürlich der Mindestlohn ein wichtiger Beitrag, weil gerade Frauen in jenen Bereichen arbeiten, in denen niedrig ent-


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lohnt wird. Da hilft es auch nicht, von einer Quote zu sprechen, wenn die Quote nur einen geringen Teil der betroffenen Frauen betrifft. Wir brauchen eine Frauenpolitik für alle Frauen in Österreich und nicht nur die Quote! (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Ministerin! Sie haben heute auch das Thema Gewalt angesprochen – auch mir ist das sehr wichtig! Letzte Woche hat der Innenminister die aktuelle Kriminalitätsstatistik präsentiert: Die Zahl der Fälle von sexueller Gewalt oder sexuellen Übergriffen gegen­über Frauen im öffentlichen Raum ist drastisch gestiegen. Auch die häusliche Gewalt – Sie haben sie angesprochen – ist ein wichtiges Thema. Sie haben in diesem Zusammen­hang auch etwas mir schon lange Wichtiges angesprochen, nämlich die Frauenhäuser beziehungsweise die Frauen, die für die betroffenen Frauen in Österreich hervorragen­de Arbeit leisten, sollen nicht ständig als Bittsteller kommen müssen. Diese etwas sehr eigenartige ... (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist Ländersache, das wissen Sie aber!) – Frau Heinisch-Hosek, wie Sie wissen, habe ich schon während Ihrer Amtszeit Anträge ein­gebracht, weil es mir sehr wichtig ist, dass die Frauenhäuser finanziell abgesichert sind, dass sie nicht alle Jahre wieder eine derartige Bittstellerfunktion einnehmen müssen und dass sie nicht alle Jahre nicht wissen, ob sie mit ihren finanziellen Mitteln auskommen werden. Das wäre wirklich ein wichtiger Ansatz. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bitte Sie, Frau Ministerin, behalten Sie das auch ein bisschen im Hinterkopf!

Ich glaube, Sie sind keine Quotenfrau, Frau Ministerin! Sie haben es geschafft, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie haben gesagt, Sie haben die gläserne Decke durchstoßen – aber nicht durch Quote! Ich glaube, jede Frau in Österreich wäre sehr stolz, von sich sagen zu können: Ich bin keine Quotenfrau, ich habe mir das selbst er­arbeitet! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.45


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Spindelberger. – Bitte.

 


10.46.03

Abgeordneter Erwin Spindelberger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Lie­be Pamela! Ich möchte meiner persönlichen Freude darüber Ausdruck verleihen, dass du vergangene Woche mit diesem verantwortungsvollen Aufgabenbereich einer Bun­desministerin für Gesundheit und Frauen betraut wurdest; dies auch deshalb, weil ich dich in den letzten Jahren persönlich als sehr kompetente Frau kennen- und schätzen gelernt habe. Als Gesundheitssprecher der SPÖ bin ich schon ein bisschen stolz, mit dir ein paar Schritte des Weges gehen zu dürfen.

Dass dieser Weg kein einfacher wird, hast du in deiner Antrittsrede selbst erklärt, als du davon gesprochen hast, dass wir vor enormen Herausforderungen im Gesundheits­bereich stehen. Ich denke jetzt zum Beispiel nur an die laufenden Verhandlungen, was den Erstattungskodex für Medikamente anlangt; dieser regelt, wie viel die Krankenkas­sen an die Pharmaindustrie zahlen.

Es ist seit einiger Zeit Usus, dass sich manche Pharmariesen, die noch dazu Jahr für Jahr Milliardengewinne erzielen, in Österreich massiv dagegen wehren, dass sie einen Antrag auf Aufnahme in diesen Erstattungskodex stellen, weil sie so nämlich Preise für ihre Medikamente erzielen können, die jenseits von Gut und Böse sind.

Wenn wir jetzt einen europäischen Durchschnittspreis erreichen wollen – was ja legitim ist, wir wollen nämlich, dass die Länder in Europa für gleiche Medikamente annähernd das Gleiche zahlen –, dann will man darüber mit uns gar nicht ernsthaft verhandeln. Ich persönlich finde die Vorgangsweise der Pharmaindustrie, das muss ich auch einmal sa­gen, mehr als unseriös, dass gewisse Medikamente in 60 Prozent der EU-Länder gar nicht geliefert werden und dass in jenen Ländern, die das Glück haben – aus Goodwill, möchte ich fast sagen –, dass diese Medikamente dort auf den Markt kommen, horren-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 51

de Preise verlangt werden, was die Krankenkassen finanziell ganz schön ins Schleu­dern bringt.

Die Bundesregierung hat sich aber in ihrem neuen Regierungsprogramm für die nächs­ten 18 Monate noch mehr vorgenommen. Es geht, was heute schon angesprochen wor­den ist, einerseits darum, diese unseriösen Wartezeiten für CT- und MRT-Untersuchun­gen zu reduzieren. Das darf es in Österreich nicht geben: dass die Vergabe von Be­handlungsterminen davon abhängt, ob man mit einer e-card in die Ordination kommt oder am Nachmittag als Privatpatient ein Kuvert über den Tresen schiebt!

Frau Kollegin Belakowitsch-Jenewein, Sie haben, glaube ich, eine Sozialversicherungs­phobie. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Nein!) Sie haben gesagt, wir müssen das Gan­ze, was die Wartezeiten anlangt, an der Wurzel anpacken. Jetzt bringe ich Ihnen ein Bei­spiel aus der Praxis: Manche Radiologen kürzen jetzt – jetzt, zu diesem Zeitpunkt (Abg. Neubauer: Jetzt! Um 10.45 Uhr!) – die Öffnungszeiten ihrer Ordinationen und verschär­fen dadurch den Druck enorm und verlängern somit natürlich die Wartezeiten.

Es kann nicht sein, dass mittels solcher Machenschaften versucht wird, den Diskrimi­nierungen, die zwischen Kassenpatienten und Privatpatienten offenkundig vorkommen, jetzt auch noch Vorschub zu leisten! (Abg. Neubauer: Warum machen sie denn das? Warum machen sie denn das? Sagen Sie es! – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Sie soll­ten die ganze Wahrheit sagen!)

Der nächste große Brocken, der einer Umsetzung bedarf, ist, wie heute auch schon ge­sagt wurde, die Stärkung der ambulanten Versorgung, indem wir so rasch wie möglich darangehen, die Primärversorgung auszubauen. Es sollte doch allen hier herinnen, uns allen hier herinnen im Hohen Haus, ein Anliegen sein, für die Menschen in unserem Land eine wohnortnahe ärztliche Versorgung garantieren zu können. (Abg. Belakowitsch-Je­newein: Ja eben!)

Ich habe mit vielen Ärztinnen und Ärzten gesprochen (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wir auch!), die nicht bereit sind, zu den derzeitigen Bedingungen einen Kassenvertrag zu unterzeichnen, weil auch sie Beruf und Familie besser vereinbaren wollen. Die Ärz­tinnen und Ärzte wollen auch nicht nur mit ihren Kolleginnen und Kollegen (Abg. Bela­kowitsch-Jenewein: Welche?), sondern auch mit vielen anderen in Gesundheitsberu­fen Tätigen unter einem Dach zusammenarbeiten, um künftig eine noch bessere Ver­sorgung für die Patientinnen und Patienten auf die Beine zu stellen. (Abg. Belako­witsch-Jenewein: Sagt jetzt wer?) Ich denke, das wäre doch eine Win-win-Situation für alle: für die Ärztinnen und Ärzte, für diejenigen, die in den Gesundheitsberufen tätig sind, vor allem aber auch für die Patientinnen und Patienten. (Abg. Belakowitsch-Je­newein: Weil die Sozialversicherung das Sagen hat, ja!)

Bevor Sie immer nur alles ins Negative ziehen, schauen Sie sich doch wirklich einmal am Beispiel Mariazell an, wie super das dort funktioniert! Wir können doch nicht zu­schauen, dass sich nur mehr Wahlärzte niederlassen. Die Patientinnen und Patienten wären dann ja gezwungen, tief in die Tasche zu greifen (Abg. Belakowitsch-Jene­wein: Sie wollen ja, dass die Patienten …!), um die Leistungen, die sie jetzt per e-card bekommen, zu bezahlen. Ich will das sicherlich nicht. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Waren Sie nicht derjenige, der gefordert hat, dass die Menschen nicht immer …?) Ich denke, wir wären gut beraten, für die Patientinnen und Patienten eine medizinische Ver­sorgung aufzubauen, die den Menschen in Österreich und deren Bedürfnissen auch ent­spricht.

Was sie aber nicht brauchen – das sage ich heute hier auch ganz bewusst – sind ei­nige wenige Ärztekammerfunktionäre, die zurzeit gerade versuchen, Politik auf dem Rü­cken der Patientinnen und Patienten zu machen (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wen meinen Sie da im Speziellen?), die eigentlich auf die Hilfe der Ärztinnen und Ärzte an-


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gewiesen wären. Ich finde es wirklich fies, wenn man jetzt mit Inseraten und Plakaten versucht, Stimmung gegen die Gesundheitsreform zu machen, Stimmung gegen eine mo­derne Versorgungsstruktur, die von Ärztinnen und Ärzten sogar gewünscht ist, und dann auch noch unverhohlen mit Streik droht. Mir wäre es lieber, wenn genau diese Ärzte­kammerfunktionäre die von ihren Mitgliedern einbezahlten Beiträge dazu verwenden würden, eine offensivere Ärzteausbildung zu betreiben – 2 000 offene Ansuchen gibt es noch, da geht gar nichts weiter –, denn wenn sie dort investierten (Abg. Neubauer: Sie sind nicht für die Ausbildung der Ärzte zuständig!), käme das auf Umwegen wieder den Patientinnen und Patienten zugute.

Mir wäre es auch lieber, wenn sich die Ärztekammerfunktionäre mit uns hier an einen Tisch setzten (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Und alles machen, was die Sozialversi­cherung will!), um daran zu arbeiten, wie wir ein modernes Gesundheitssystem auf Schie­ne bringen. Überall Nein zu sagen bringt uns jedenfalls nicht weiter.

Große Herausforderungen, Frau Bundesminister! Ich darf dir namens des Parlaments­klubs der SPÖ versichern: Wir gehen mit dir mit, wir sind bereit, diesen Schritt zu tun. (Beifall bei der SPÖ.)

10.52


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Mück­stein. – Bitte.

 


10.53.04

Abgeordnete Dr. Eva Mückstein (Grüne): Geschätzte Damen und Herren! Sehr ge­ehrte Mitglieder der Regierung! Sehr geehrte Frau Bundesministerin, auch von mir herz­liche Gratulation und alles Gute für die Ausübung Ihrer neuen Funktion! Ich hoffe, dass sich mit Ihnen eine ebenso gute und offene Zusammenarbeit wie mit der leider viel zu früh verstorbenen Sabine Oberhauser entwickelt. Sabine Oberhauser war wirklich eine Frau der offenen Worte, die Zusammenarbeit mit ihr kann als sehr angenehm und sehr gut bezeichnet werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich bin aber, was die Zusammenarbeit mit Ihnen betrifft, auch aus einem anderen Grund voller Erwartung: Mit Ihnen ist eine Frau in dieses Amt berufen worden, die nicht die üblichen Verflechtungen mit den Sozialpartnern und mit der Selbstverwaltung mit­bringt. Ich hoffe, dass es dadurch möglich ist, einigen sehr, sehr wichtigen Themen im Gesundheitswesen eine neue Richtung zu geben, um die Interessen der PatientInnen im Vergleich zu jenen der Sozialversicherung tatsächlich wieder in den Vordergrund zu stellen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Loacker.)

Solidarisches und chancengerechtes Gesundheitssystem: Ja, es gibt aber viel zu tun, wir haben riesengroße Baustellen.

Sie haben Themen angesprochen, bezüglich derer sich unsere Meinungen durchaus decken, und zwar einerseits die Primärversorgung, andererseits die Wartezeit und auch die Psychotherapie. Die Bundesregierung hat ja selbst erkannt, dass die Psychothera­pie und die Versorgung von psychisch kranken Menschen sehr wichtige Themen sind, und hat diese als einen ihrer Schwerpunkte in das Regierungsübereinkommen aufge­nommen.

Jetzt zur Primärversorgung: Wenn Menschen krank werden, brauchen Sie einen ra­schen, unkomplizierten und wohnortnahen Zugang zu Hilfe. Das sollte gewährleistet sein. Das ist zum Teil jetzt schon so, es soll aber durch das Zusammenwirken unter­schiedlicher Gesundheitsberufe noch besser werden. Wir sind sehr dafür, wir unterstüt­zen das. Ich unterstütze das auch deshalb, weil das die ganzheitliche Sicht auf den Men­schen verbessert.

Was wir aber nicht wollen, ist, dass sich die Sozialversicherung im vertragsfreien Raum zwischen vertragsgebundenen und vertragsungebundenen Anbietern aussuchen kann,


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mit wem sie den Primärversorgungsvertrag zu welchen Bedingungen abschließt. Es be­steht nämlich die Gefahr, dass die Gesundheitsberufe bei der Vertragsvergabe be­nachteiligt sind, weil sie vertragsgebunden sind und weil sie das Gründungskapital und die Infrastruktur nicht aufstellen können. Stattdessen können Konzerne und undurch­sichtige Firmenkonstruktionen zum Zug kommen, die Versorgung übernehmen und lang­fristig auch dominieren. Und wenn das passiert – davon bin ich sehr überzeugt –, wird es zu Lohn- und Qualitätsdumping kommen. Aus meiner Sicht ist es daher sehr, sehr wichtig, dass die Sozialversicherung bei der Vertragsvergabe durch einen einheitlichen und klaren Vertrag, der für alle Anbieter gilt, gebunden ist. Gleiche Bedingungen für al­le – es muss einen bundesweit einheitlichen Primärversorgungsvertrag geben, der für alle Anbieter in gleicher Weise gilt! (Beifall bei den Grünen.)

Auch jede involvierte Berufsgruppe braucht einen Rahmenvertrag, der dann wieder in diesen Primärversorgungsgesamtvertrag eingebettet werden kann, und dieser Rahmen­vertrag muss auch beschreiben, was den Menschen an Versorgung zusteht, welche An­gebote es geben soll, welche Rahmenbedingungen für gute Behandlungsqualität not­wendig sind und wie die Gesundheitsberufe entlohnt werden.

Das sind die Kernelemente, die wir für ein neues Primärversorgungsgesetz fordern, und ich hoffe, sehr geehrte Frau Ministerin, dass Sie sich dafür interessieren und dafür ein­setzen werden.

Thema Psychotherapie: Die Psychotherapie ist eine Pflichtleistung der Krankenkasse seit dem Jahr 1991, aber die Sozialversicherung in Österreich hat Sonderrechte: Sie muss Gesetze nicht einhalten! Das sage ich bewusst sehr zynisch.

Die Sozialversicherung hat sich für einen Systembruch entschieden, nämlich für die Kon­tingentierung und Rationierung des Angebots, und hat es somit geschafft, seit 25 Jah­ren 900 000 psychisch kranke Menschen massiv zu benachteiligen. Die Hälfte derer, die sich Psychotherapie überhaupt leisten können und überhaupt Zugang dazu fin­den – und das sind nur 65 000 Menschen –, zahlen ihre Behandlung fast selbst. Schon nach 20 Stunden Psychotherapie – und normalerweise geht man jede Woche in eine Psychotherapie – haben sie Kosten von 1 200 € aus der eigenen Tasche zu zahlen. Das ist ein System, das massive Ungleichbehandlung nach sich zieht. Wenn man also von einem solidarischen und gerechten Gesundheitssystem sprechen will, muss man hier ansetzen und Änderungen vornehmen.

Es gibt riesengroße Probleme in diesem Bereich:

Abgesehen von dem persönlichen Leid, das die Menschen trifft, die psychisch krank sind, erfolgen immer mehr Frühpensionierungen aufgrund von psychischen Erkrankun­gen.

Nach einer psychischen Rehabilitation gibt es keine Weiterbehandlung, weshalb sie auch nicht zum entsprechenden Erfolg führen kann. Gleiches gilt bei fit2work.

Es folgen langzeitige und immer mehr Krankenstände aufgrund psychischer Erkran­kungen und viel zu viele Menschen in Österreich, die Psychopharmaka nehmen. Eine State-of-the-Art-Behandlung, wie sie in Deutschland und in der Schweiz ganz selbst­verständlich ist, nämlich dass es immer nur eine Kombinationstherapie von Psychothe­rapie und psychopharmakologischer Behandlung gibt, ist in Österreich de facto nicht mög­lich. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Das Thema Wartezeiten ist, finde ich, auch ein wirklich großer und wichtiger Punkt. Da­zu möchte ich sagen, dass wir mittlerweile seit zwei bis drei Jahren davon sprechen, dass es diesbezüglich Verbesserungen geben muss. Ich hoffe, dass da wirklich zügig Lösungen gefunden werden, damit die Menschen in Österreich tatsächlich wieder da-


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rauf vertrauen können, dass sie ein chancengerechtes und solidarisches Gesundheits­system vorfinden.

Ich freue mich auf gute Zusammenarbeit. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.59


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Schittenhelm. – Bitte.

 


11.00.09

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Bundesministerin für Frauen und Gesundheit! Auch ich als ÖVP-Frau­ensprecherin darf Sie herzlich hier im Hohen Haus begrüßen und Ihnen schon jetzt un­sere Unterstützung zusagen. Alles Gute! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Bundesministerin Rendi-Wagner ist als Frauenministerin für mehr als die Hälfte der Bevölkerung zuständig. Zurzeit leben in Ös­terreich 8,7 Millionen Menschen, davon 4 462 071 Frauen, das sind 50,9 Prozent. 47 Pro­zent der unselbständig Erwerbstätigen sind Frauen. 41 Prozent der Selbständigen sind Frauen. Sie wissen das natürlich, aber warum sage ich Ihnen das? – Weil die Fakten zeigen, dass die Wirtschaft und damit das soziale Gefüge in unserem Lande zu mehr als 50 Prozent von Frauen getragen sind und jeden Tag von diesen aufs Neue gestal­tet werden; ganz abgesehen vom unermüdlichen Einsatz der Frauen in den Familien, von unbezahlter Arbeit in den Familien und auch in den Vereinen und in sonstigen Be­reichen.

Meine geschätzten Damen und Herren! Die Frauenministerin weiß natürlich – und ich bin davon überzeugt –, dass die Frauenpolitik generell eine Politik ist, die untrennbar mit allen Politikfeldern verbunden ist. Daher brauchen wir – wie Frau Ex-Bundesminis­terin Heinisch-Hosek seinerzeit gesagt hat – den Nationalen Aktionsplan, damit wir alle diese Bereiche nicht nur verbinden, sondern auch die effektivste Arbeit für Frauen leis­ten können, ob das im Familien-, Bildungs-, Gesundheits-, Sozial-, Wirtschafts- oder Fi­nanzpolitikbereich ist – Frauen sind überall, Frauen werden überall gebraucht.

Daher ist es für mich unverständlich – das wurde heute schon sehr oft angesprochen –, dass es nach wie vor ein Auseinanderklaffen der Einkommensschere gibt. Alle Berichte zeigen das, wie erst vor zwei Wochen wieder der Rechnungshofbericht, in dem neuer­lich dokumentiert ist, dass Frauen nur rund 61,6 Prozent des Medianeinkommens der Männer für ihre Arbeit bekommen. Da müssen wir ansetzen, Frau Bundesministerin, da muss etwas geschehen, denn dieses Einkommen – ich möchte gar nicht in die Tiefe ge­hen, wir alle kennen die Zahlen und Daten – führt dazu, dass Frauen in die Altersarmut kommen. 16 Prozent der älteren Frauen sind in der Altersarmut. Das ist für ein Land wie Österreich nicht tragbar! Das muss sich ändern!

Meine geschätzten Damen und Herren, Frauen bekommen bei gleichwertiger Arbeit, bei gleicher Verweildauer in den Betrieben nach wie vor weniger an Lohn. Da wird dann oft gesagt, na ja, sie haben nicht die entsprechende Ausbildung. – Auch das stimmt nicht. Wir haben wesentlich mehr Frauen mit Uni-Abschluss, wesentlich mehr Frauen mit Fach­hochschulabschluss, wesentlich mehr Frauen, die maturiert haben und in all diesen Bil­dungsbereichen tätig sind. Daran liegt es nicht!

Die Frage ist, wie wir dieses Problem lösen können. – Es geht hier um Gleichberech­tigung, nicht nur deshalb, weil die Frauen, wie gesagt, 50 Prozent der Wirtschaftsleis­tung im Land sicherstellen, sondern auch, weil es um eine entsprechende Pension im Alter geht. Frauen brauchen ganz einfach finanzielle Unabhängigkeit und soziale Absi­cherung im Alter. Das sicherzustellen ist eine moralische Aufgabe, die wir haben.


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Daher hat sich unsere Arbeit für Frauen nicht daran zu orientieren, was wir für die Frau­en wollen, sondern wir müssen uns fragen, was die Frauen in den jeweiligen Berei­chen, in denen sie tätig sind, brauchen. Und daher, Frau Bundesministerin, ist das Ge­spräch nicht nur mit uns vonnöten, sondern auch mit den Frauen in den Gemeinden, in den Bezirken. Wir ÖVP-Frauen tun das, wir reden mit den Frauen draußen und bekom­men dann oft ganz andere Vorstellungen, ganz andere Meinungen zu hören, konträr zu dem, von dem wir oft glauben, es realisieren zu müssen.

Ein weiterer Aspekt, der mir sehr wichtig ist: Wir müssen uns auch ganz stark dafür einsetzen, dass strukturelle Ungleichheiten aufhören. Körperliche Arbeit wird nach wie vor besser bewertet als die Arbeit im Pflegebereich und im helfenden Bereich, aber ge­nau in diesem Bereich sind vermehrt Frauen zu finden. Das heißt, es braucht eine ge­nerelle Neubewertung der Arbeit. Ich hoffe sehr auf Ihr Engagement in diesem Bereich.

Ich bin sehr dankbar, Frau Bundesministerin, dass Sie heute auch die Gewalt ange­sprochen haben. Mir geht es nicht nur um die Gewalt im öffentlichen Raum, um die Ängste und Sorgen von jungen Mädchen und Frauen, wenn sie sich im öffentlichen Raum be­wegen, eben aufgrund der kritischen Situation, die wir im Lande haben. Mir geht es ge­nauso um die häusliche Gewalt, denn – Sie haben es heute schon gesagt – jede fünf­te Frau ist von Gewalt betroffen, ob in sexueller Hinsicht, ob in körperlicher Hinsicht, auch kleine Mädchen. Da können wir nicht länger zuschauen!

Ich darf daher ersuchen, Frau Bundesministerin, dass Sie, so wie wir das schon vor Jahren hatten, gemeinsam mit den Medien wieder eine Kampagne starten – eine Kam­pagne für mehr Sicherheit für Frauen, eine Kampagne, die für entsprechenden Re­spekt Frauen gegenüber sensibilisieren soll und der breiten Bevölkerung, die ja mittler­weile auch sehr stark von kulturell anders geprägten Frauen und Männern durchzogen ist, bewusst machen soll, welcher Respekt Frauen in Österreich entgegenzubringen ist. Ich bitte Sie, Frau Ministerin, dass Sie in diese Richtung tätig werden.

Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt – ich gehe ganz kurz in den Gesund­heitsbereich –, ist die Gendermedizin. Sie wissen das natürlich aus Ihrer Tätigkeit: Wir haben jetzt zwar eine Rektorin in diesem Bereich, das ist begrüßenswert, aber wir brau­chen auf dem Gebiet der geschlechtsspezifischen Medizin eine rasche Weiterentwick­lung. Wir brauchen eine wesentlich effizientere Forschung und Ausbildung. Es geht da­bei nicht nur um unterschiedliche geschlechtsspezifische Wirkungsweisen von Medika­menten oder unterschiedliche geschlechtsspezifische Symptomatiken bei Erkrankun­gen wie Herzinfarkt und Diabetes. Es ist hoch an der Zeit, dass wir wirklich alles tun, um in diesem Bereich weiterzukommen. Es geht nicht nur um die Ausbildung der Ärzte, nicht nur darum, Gendermedizin für alle einzufordern, sondern es geht auch darum, in Schwerpunktkrankenhäusern entsprechende Genderabteilungen zu installieren.

Wir brauchen das, und ich bin sehr zuversichtlich, sehr geehrte Frau Bundesministerin, dass Sie sich als Medizinerin gerade auf dem Gebiet der Gesundheit entsprechend ein­bringen werden.

Ich weiß natürlich, dass die Gesundheitsministerin nicht alle Hände in ihren Entschei­dungen frei hat, aber ich glaube, wir sollten auch diese Fesseln endlich durchschnei­den und sprengen – auch wenn das vielen nicht gefällt, wo immer sie sitzen mögen.

In diesem Sinne, Frau Bundesministerin, alles Gute! (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

11.06


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


11.06.32

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Weltfrauentag und dem bald kom-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 56

menden Equal Pay Day haben ja alle Medien in Österreich wieder einmal einen An­lass, darüber zu schreiben oder einmal im Jahr darüber zu sinnieren, warum wir in Ös­terreich immer noch nicht weiter sind, aber ich glaube, dass genau darin die Wurzel des Problems liegt: Es reicht eben nicht, einmal im Jahr über schnelle Lösungen zu sprechen, wenn man nicht bereit ist, sich anzuschauen, welche strukturellen Rahmen­bedingungen es tatsächlich sind, die zu dieser Situation in Österreich führen und ge­führt haben. Das ist nun einmal sehr komplex und auch politisch schwer zu erklären, denn da sind auch ein paar unangenehme Wahrheiten dabei, die uns alle dazu bringen müssten, unsere, sagen wir einmal, eigenen Rollenbilder, die wir schon länger veran­kert haben, zu hinterfragen und auch zu hinterfragen, ob wir wirklich bereit sind, uns grundsätzlich dafür einzusetzen, dass alle Frauen in Österreich selbstbestimmt und unabhängig leben können, denn dafür sind einige Änderungen notwendig.

Frau Ministerin! Sie haben auch schon im Interview im „Standard“ gesagt, dass Sie zur Lösung der Probleme alle Regierungsmitglieder brauchen. – Ich stimme dem zu, ich glaube, dass alle Ministerinnen und alle Minister FrauenministerInnen sein sollten. Wir werden die Probleme sonst nicht lösen können. Es gibt vielerorts Probleme, gerade im sozialpolitischen, im arbeitsmarktpolitischen Bereich, deren Lösung wir angehen müs­sen, speziell wenn wir das Thema der Lohnschere in Angriff nehmen wollen.

Sie haben im „Standard“ auch gesagt, dass zum Schließen der Lohnschere folgende Maß­nahmen notwendig wären: Lohntransparenz und der Mindestlohn, den Sie heute auch wieder angesprochen haben. – Meine These ist, dass weder Gehaltstransparenz in Be­trieben noch der Mindestlohn die Lohnschere von heute auf morgen schließen werden.

Wir schauen immer wieder gerne auf Länder wie Schweden, Island, Norwegen, die scheinbar alles besser gemacht haben, in denen Frauen und Männer so gut wie mög­lich gleichberechtigt sind, in denen es fast schon eine Fifty-fifty-Aufteilung der Betreu­ungsverantwortung gibt, in denen Männer und Frauen, beide Geschlechter in Teilzeit ge­hen, in denen Frauen nicht früher in die Pension gedrängt werden, nicht in Altersarmut landen. Ja, und dann suchen wir nach einer magischen Lösung, die uns nach jahrzehn­telanger Untätigkeit von heute auf morgen, plötzlich in die utopische Zukunft führen soll.

Genauso wie man von heute auf morgen kein Studium abschließen kann oder von heute auf morgen auch nicht die magische Verwaltungsreform zustande bringen kann, wird das, glaube ich, auch beim Gender Pay Gap nicht funktionieren. Wenn es so wä­re, dass es so einfach zu lösen ist, müsste man sich nämlich fragen, warum wir das nicht schon längst gemacht haben.

Sie haben auch gesagt, dass Sie mit anderen Organisationen ins Gespräch kommen wollen und sich anhören möchten, welche Lösungsvorschläge diese zum Thema Gen­der Pay Gap haben. Wir bringen gerne auch unsere Vorschläge ein. Das sind aber kei­ne allzu einfachen, und die sind auch nicht einfach zu kommunizieren, weil es sich eben um ein komplexes Problem handelt.

Es geht hier einerseits um die teilweise staatlich subventionierte konservative Rollenzu­schreibung. Dazu hat es gerade im Vorarlberger Landtag eine Debatte gegeben, was offensichtlich auch zu Spannungen in der schwarz-grünen Landesregierung geführt hat, weil es da immer noch Leistungen gibt, wie den Vorarlberger Familienzuschuss, die ganz explizit darauf abzielen, ein altes, konservatives Frauenbild einzuzementieren, mit Steu­ergeldern, und das ist etwas, was wir uns als Gesellschaft heute nicht mehr leisten kön­nen. Wir müssen uns deshalb dringend anschauen, welche mit Steuergeldern finanzier­te Leistungen es in ganz Österreich gibt, mit denen wir die staatliche Ungleichbehand­lung weiter fortschreiben.

Kollegin Schittenhelm, Sie haben gesagt, es gibt einen Unterschied von 21 Prozent beim Lohn für denselben Job. Genau das sagt aber der Gender Pay Gap nicht aus,


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weil es eben nicht um denselben Job geht. Und das ist ein Problem, mit dem ich zum Beispiel jeden Tag zu tun habe, wenn Männer kommen und sagen: Ach, der Gender Pay Gap, das ist ja alles nur erfunden und quasi Teil der feministischen Weltverschwö­rung!, und so weiter. Das ist es eben nicht. Es geht darum, dass 21 Prozent Unter­schied besteht zwischen dem, was alle Frauen in Österreich, und dem, was alle Män­ner verdienen. Das macht es aber um keinen Deut besser, das ist genauso ein Pro­blem wie alles andere.

Das Problem daran ist, dass wir hier von einem erklärbaren Unterschied reden. Wir re­den immer von einem erklärbaren oder von einem nicht bereinigten Gender Pay Gap. Was soll denn das heißen? – Wenn er erklärbar ist, heißt das, dass ein großer Teil des Gender Pay Gaps politische Gründe hat, die man von heute auf morgen wirklich besei­tigen könnte, denn es gibt wirklich Lösungsvorschläge dazu, wie man den erklärbaren Teil beseitigen kann. Denn erklärbar heißt, wir können es uns alle erklären. Wie wir es aber dann trotzdem politisch hinnehmen können, hier nichts zu machen, das ist eine andere Frage.

Die To-do-Liste ist wirklich lang in dem Bereich. Ich möchte Kollegin Schittenhelm dan­ken, dass sie auch das Thema Gendermedizin angesprochen hat. Das ist etwas ganz Wichtiges. Ein Bereich, der mir auch wichtig ist und von dem ich glaube, dass sehr vie­le Chancen darin bestehen, dass Sie hier als Gesundheitsministerin etwas machen kön­nen, das ist der Bereich der sexuellen Selbstbestimmung. Das Thema Verhütung zum Beispiel ist bei uns immer noch ein Tabuthema, und ich glaube, es wäre an der Zeit, dass wir das im Jahr 2017 endgültig lösen. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Gisela Wurm.)

Wir wünschen Ihnen das Beste und viel Erfolg, weil es ja um alle Frauen geht, die nach uns kommen, und daher, glaube ich, ist es in unser aller Sinn, wenn wir mit Ihnen zu­sammenarbeiten und konstruktive Vorschläge erarbeiten. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Gisela Wurm.)

11.11


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. – Bitte.

 


11.11.51

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Regie­rungsmitglieder! Herzlich willkommen, Frau Bundesministerin Rendi-Wagner! Es wurde schon gesagt: Es sind 4,4 Millionen Mädchen und Frauen, die in diesem Land leben, in neun Bundesländern. Es sind viele Frauen dabei, die aus anderen Ländern hierherge­kommen sind, hier eine neue Heimat gefunden haben und alle Hoffnung in unser gutes Sozialsystem, in unser gutes Bildungssystem, in unser arbeitsmarktpolitisches Versor­gungssystem setzen, damit sie hier auch gut Fuß fassen können.

Diese 4,4 Millionen Frauen waren – das wissen wir alle – Sabine Oberhauser, mit der ich sehr, sehr gerne zusammengearbeitet habe, ein wirklich großes Anliegen. Sowohl im Bereich der Gesundheitspolitik als auch im Bereich der Frauenpolitik ist es natürlich untrennbar miteinander verbunden, die Lebenssituation von Frauen zu beschreiben, oh­ne das eine oder das andere hier wegzulassen. Es zählen natürlich die Finanzpolitik, die Arbeitsmarktpolitik, die Bildungspolitik, die Wirtschaftspolitik dazu, alle haben hier Ver­antwortung und alle müssen hier versuchen, an einem Strang zu ziehen.

Manche haben sich heute hergestellt und haben so quasi die Bundesländer abgeschafft. Ich glaube, dass eine solch pessimistische, weinerliche Grundhaltung auch nicht ange­bracht ist, denn Föderalismus hat etwas, und ich finde, er hat mehr Vor- als Nachteile. Daher sollten wir ihn weder kleinreden noch die Bundesländer abschaffen wollen, denn


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auch die Verantwortung der Bundesländer, die im gesundheitspolitischen wie auch im frauenpolitischen Bereich – Stichwort Frauenhäuser – wahrgenommen werden muss, kön­nen wir hier nicht wegreden und sozusagen einer einzelnen Person zuschreiben.

Dass wir aber Statistiken vorfinden, die uns Zahlen, Daten und Fakten – auch das ha­ben Vorrednerinnen oder Vorredner aus dem gesundheitspolitischen Bereich schon er­wähnt – über die Lebenssituation von Frauen liefern, die sich im Westen vielleicht an­ders darstellt als in der Bundeshauptstadt oder im weitläufigen Burgenland, ist auch ei­ne Tatsache. Und ich glaube, diesen Lebensrealitäten entsprechend zu begegnen, da­für haben ganz viele eine gemeinsame Verantwortung.

Diese verschiedenen Zuschreibungen traditioneller Art, kultureller Art, aber auch ge­wisse Rollenzuschreibungen wie das Muttersein, die Frau in der Mutterrolle im Spe­ziellen, müssten wir das eine oder andere Mal sicherlich auch gemeinsam überwinden. Es ist zum Beispiel bis dato im Hohen Haus nicht gelungen, alle frauenpolitisch orien­tierten Frauen dazu zu bewegen, dass wir gemeinsam – Gisela Wurm hat sich darum sehr bemüht, auch ich habe mich seinerzeit sehr bemüht – den Frauenanteil auch hier im Parlament heben. Das könnte man ganz einfach tun. Jetzt machen wir eine En­quete, Herr Klubobmann Lopatka, hoffentlich bringen wir dort einiges weiter, sodass wir auch den Frauenanteil im Hohen Haus wenn schon nicht an das Niveau des Bevöl­kerungsanteils, so zumindest auf 40 Prozent anheben. (Beifall der Abg. Gisela Wurm. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das wird nichts! Eine Person applaudiert! Das schaut nicht gut aus!)

Diese Zahlen und Daten, meine sehr geehrten Damen und Herren, liefern uns natürlich auch Fakten über Schulabschlüsse von Frauen, über Bildungsabschlüsse von Frauen im Allgemeinen, über die Erwerbstätigkeit von Frauen, über Vollzeit, über Teilzeit, aber auch darüber, welche Gesundheitskompetenz Menschen aufweisen. Es ist hier natür­lich in Österreich noch einiges zu tun. Pamela Rendi-Wagner war ja vor allem in einem Bereich sehr akribisch tätig und aktiv, nämlich im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention. Und ich glaube, das ist ein Bereich, auf den das Augenmerk verstärkt gelegt werden muss und der nicht in den Hintergrund von standespolitischen Streite­reien treten sollte, warum jetzt in einem Zentrum vielleicht das eine oder andere noch nicht so vorhanden ist, wie man es vielleicht gerne hätte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, man baut ja nicht auf die grüne Wiese ein Zentrum und sagt dann, dort musst du hingehen. Es geht ja darum, dass für die Patientinnen und Patienten die Wege kürzer und nicht weiter werden, dass sie nicht in Spitalsambu­lanzen fahren müssen, dass auch Personen anderer Gesundheitsberufe mitarbeiten kön­nen und hier gefragt sind, dass auch am Wochenende eine entsprechende Versorgung gewährleistet ist. Am Mittwochnachmittag zum Beispiel ist es in Niederösterreich sehr schwierig, einen praktischen Arzt, eine praktische Ärztin zu finden, weil da meistens kei­ne Ordinationszeiten sind. Ich glaube, diese Erstversorgungszentren können dazu bei­tragen und wirklich helfen, dass diese Primärversorgung gewährleistet ist.

Zum Frauenbereich ist vieles schon gesagt worden. Eine Person allein kann das nicht stemmen. Hier sind alle gefragt, auch alle Parteien hier im Hohen Haus, mitzuhelfen, dass wir rasch zu einem Mindestlohn kommen, dass wir rasch die Lohnschere verklei­nern, dass wir rasch eine Quotenregelung finden, auch in der Privatwirtschaft. 40,2 Pro­zent in staatsnahen Unternehmen, das ist meiner Ansicht nach schon ganz gut, aber ich meine, wir alle sollten die neue Frauen- und Gesundheitsministerin dahin gehend un­terstützen, dass sie ihre und unsere Anliegen im Sinne der 4,4 Millionen Mädchen und Frauen in Österreich verwirklichen kann. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 59

11.17


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Weigerstorfer. – Bitte.

 


11.17.12

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Herr Präsident! Sehr geehrte Da­men und Herren! Hohes Haus! Ja, Frau Ministerin, auch ich möchte Ihnen persönlich alles Gute wünschen. Viele Anliegen, die derzeit in der Gesundheitspolitik ganz vorne an­stehen, sind von diversen Vorrednern schon angesprochen worden. Ich glaube, man braucht nicht noch einmal darauf einzugehen. Ich möchte Ihnen aber dennoch zwei Bitten mit auf den Weg Ihrer sicherlich nicht einfachen Funktion geben.

Die eine wäre, den Menschen in der Gesundheitspolitik in den Mittelpunkt zu stellen (Beifall beim Team Stronach) – jeder, der krank ist, weiß, wie sensibel dieses Thema ist – und den Patienten nicht zur Nummer zu machen. Hier stehen einige Dinge im Mo­ment vor einer Weichenstellung; ich denke zum Beispiel an die Hausärzte im ländli­chen Bereich. Also hier bitte den Fokus auf den Menschen beizubehalten.

Ein weiteres wichtiges Thema in der Gesundheitspolitik sollte die Prävention sein. Ich denke, die Summe des Cocktails, dem wir täglich ausgeliefert sind, ist enorm hoch, an­gefangen vom Etikettenschwindel bis zu den Chemikalien, die im täglichen Leben auf uns einwirken. Hier ist natürlich die Prävention weitaus günstiger als dann die Repara­tur. Also ich bitte, auch darauf den Fokus zu halten, dass wir wirklich sehr lange ge­sund bleiben können.

Sie sind heute schon mehrmals als Gesundheitsministerin angesprochen worden, Sie sind mehrmals auch als Frauenministerin angesprochen worden. Ich muss Ihnen aber ehrlich sagen, ich habe in Ihrer Rede vermisst, dass Sie es wenigstens in einem Ne­bensatz ansprechen, denn Sie sind auch jemand, der für ein Thema verantwortlich ist, das sehr, sehr vielen Menschen wichtig ist – es ist, ich weiß es, nicht das Hauptthema, aber es ist auch ein wichtiges Thema –: Sie sind auch Tierschutzverantwortliche. Und dazu hätte ich mir, ehrlich gesagt, wenigstens einen kleinen Nebensatz von Ihnen er­hofft, beziehungsweise hätte ich auch von meinen Vorrednern durchaus gerne das ei­ne oder andere Wort dazu gehört. (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Riemer.)

Sie wissen, die Wertschätzung Tieren gegenüber ist die Basis unseres Sozialverhaltens. Ich bin neugierig, wir werden ja morgen auch die neue Tierschutzgesetz-Novelle disku­tieren, und ich freue mich schon, Ihre Standpunkte zu hören.

Abschließend darf ich Ihnen, Frau Ministerin, noch einmal alles, alles Gute wünschen – Ihnen als Gesundheitsministerin, als Frauenministerin, aber auch als Tierschutzverant­wortliche. – Danke schön. (Beifall beim Team Stronach.)

11.19


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Dr. Karlsböck. – Bitte.

 


11.20.18

Abgeordneter Dr. Andreas F. Karlsböck (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frauen Ministerinnen! Gleich vorweg möchte ich sagen: Es ist symbolisch, was wir in der Dis­kussion hier jetzt erleben. Erstens einmal: In Sonntagsreden beschwören wir, wie wich­tig die Gesundheit beziehungsweise die Gesundheitspolitik ist, aber letztendlich ist das der Klassiker, dass hier in der Gesundheitsdiskussion dann zwei Frauen auf der Re­gierungsbank sitzen. Man überlässt es, wie gesagt, den weiblichen Regierungsmitglie­dern, hier die Stellung zu halten.

Auf der anderen Seite möchte ich, weil wir über die Quote heute schon einiges gehört haben, auch wenn das nicht unbedingt mein Thema ist, schon eines festhalten, näm­lich dass tüchtige Frauen in unserer Gesellschaft keine Quote benötigen. Das sehen wir an den Beispielen von Ihnen beiden, an Ihrer Vita – da ist bis heute ziemlich sicher auszuschließen, dass dabei die Quote im Spiel war. (Beifall bei der FPÖ.)


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Zum eigentlichen Thema: Als Arzt bin ich froh, dass eine Ärztin neue Gesundheitsmi­nisterin geworden ist. Als Wissenschaftssprecher und Vorsitzender des Wissenschafts­ausschusses bin ich froh, dass eine Wissenschaftlerin diese Aufgabe übernommen hat. Und als Vater und Großvater bin ich besorgt über eine Tatsache, nämlich dass Infek­tionskrankheiten, dass längst ausgestorben gewähnte Erkrankungen leider wieder zu­rückkommen und wir diesbezüglich eine Verunsicherung in der Bevölkerung in Bezug auf Vorbeugung und Therapie erleben – und da bin ich froh, dass eine Expertin aus die­ser Ecke auch hier auf der Regierungsbank Platz genommen hat.

Aber damit hört es sich schon wieder auf mit dem, worüber man als Politiker und als Patient froh sein kann, denn: Frau Minister, wir können Sie leider nicht aus der Verant­wortung entlassen, dass Sie jetzt über Jahre hinweg nicht nur eine weisungsgebunde­ne Spitzenbeamtin waren, sondern auch als so etwas wie ein Mastermind hinter den gesamten Dingen, über die wir hier kontroversiell diskutieren, gestanden sind. Es ist ei­ne Tatsache, dass heutzutage das einst so hochgelobte und tatsächlich beste – oder ei­nes der besten – Gesundheitssystem der Welt ein eklatanter Sanierungsfall ist. Das hat mehrere Ursachen, aber für die Patienten und wenn man es aus der Perspektive des Patienten betrachtet, bedeutet das – wie auch heute schon oft gesagt, ich erwähne es jetzt noch einmal – eine eklatante Verlängerung der Wartezeit vor allem in den Spitals­ambulanzen, es bedeutet ein langes Warten auf Operationstermine, es bedeutet, in Gang­betten zu liegen. Und im niedergelassenen Bereich finden die Patienten immer seltener Ärzte, es werden immer seltener die Krankenkassen-Planstellen besetzt, die Patienten müssen auch hier – Sie haben es ja angesprochen: MR/CT – sehr lange auf Termine war­ten, und vieles mehr.

Wir haben de facto heute ein sogenanntes Mehrklassensystem. Wir alle wissen: Wenn es notwendig ist, dann muss bezahlt werden, damit man schneller drankommt und da­durch eben eine zeitgerechte – und natürlich dadurch auch, weil sie zeitnah erfolgt, bes­sere – Behandlung bekommt. Das ist leider Realität.

Wir haben eine politische Auseinandersetzung mit den Standesvertretungen vor uns, aber nicht nur dort. Das sind ja eben nur Standesvertreter, das ist die Gewerkschaft der Ärzte, wenn man so möchte. Und es gibt hier momentan eine wirkliche Konfliktsi­tuation, angesichts deren wir auf Dauer einen vertragslosen Zustand befürchten müs­sen.

Und warum ist diese Situation in dieser Form eingetreten? – Da wende ich mich auch an Sie, Herr Kollege Spindelberger. Erstens einmal, ganz klipp und klar: Gerade im So­zialbereich, wie damals mit den Spitalsärzten, war das schlicht und einfach Ignoranz und politisches Unvermögen. Gut, da können wir trefflich darüber streiten. Aber es ist natürlich auch die Reformverweigerung in Bezug auf die Sozialversicherungen, woran die Sozialpartner wirkliche Schuld tragen. Und das Dritte ist wirklich hausgemacht, näm­lich eine in den letzten Jahren erfolgte sinnlose Ideologisierung der Gesundheitspolitik. Ich könnte jetzt noch einmal darüber sprechen, was alles für Missstände herrschen und wie man es besser machen könnte, aber tatsächlich und de facto ist es doch heute so, dass in den sogenannten PHCs oder diesen Zentren, in denen eine Zusammenfassung erfolgen soll, nichts anderes zu sehen ist als eine Zerschlagung des freien Berufsstan­des beziehungsweise eine Veränderung des heute immer noch gut funktionierenden Kas­sensystems.

Herr Kollege Spindelberger, wenn es so ist, dass im Raum steht, dass der Gesamtver­trag durch Einzelverträge abgelöst wird, dann werden die Ärzte letztendlich erpressbar sein, und niemandem wird geholfen sein. Und wenn wir darüber sprechen, wie wir so­fort in den Randzeiten, am Abend – die Frau Kollegin hat gesagt, es ist in ihrer Gegend am Mittwoch halt keiner da – die Dinge verbessern können, so ist das ganz einfach zu


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lösen und morgen umsetzbar, nämlich dadurch, dass Ärzte endlich Ärzte anstellen dür­fen. Ich verstehe die Politik der Bremse in diesem Bereich überhaupt nicht.

Wir Freiheitlichen erwarten von Ihnen, Frau Minister, dass Sie den hochgesteckten Er­wartungen derer gerecht werden, die in Ihnen eine junge, dynamische Gesundheitsma­nagerin sehen, die, noch weitgehend unbelastet von parteipolitischen Zwängen und Be­findlichkeiten, die richtigen Entscheidungen nach fachlichen Kriterien zu treffen vermag. Wir Freiheitlichen erwarten, dass Sie frischen Wind in das erstarrte System bringen und eine dynamische Sichtweise vertreten. Und wir erwarten eine Unterstützung der von uns geforderten Strukturreform, die vor allem in der aufgeblähten Verwaltung ansetzen muss. Neun Gebietskrankenkassen, die derzeit parallel existieren und ihre jeweilige Klientel bedienen, sind ein bürokratischer Klotz am Bein des immer knapper werdenden Ge­sundheitsbudgets. Das Krankenkassensystem muss verschlankt werden. Selbstverwal­tung bedeutet schließlich nicht Selbstzweck, sondern Dienstleistung für Ärzte und Pa­tienten.

Jetzt möchte ich noch etwas zur Quote sagen, weil Sie ja heute auch erwähnt haben, dass man sich auch im Parlament bemühen muss: Schauen Sie, wir Freiheitlichen leh­nen die Quote ab. Und ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, nur zwei Ausschüsse he­rauszunehmen, über die wir auch heute hier sprechen, das sind der Gesundheitsaus­schuss und der Sozialausschuss, und da stellt man fest, dass die SPÖ in den Sozial­ausschuss sieben Männer und eine Frau schickt, und in den Gesundheitsausschuss schickt die SPÖ aktuell sechs Männer und zwei Frauen. Wir Freiheitlichen, die wir die Quote ablehnen, schicken in den Sozialausschuss drei Männer und drei Frauen – eben die Parität – und in den Gesundheitsausschuss immerhin noch vier Männer und zwei Frauen. (Beifall bei der FPÖ.)

Also, wie gesagt, wir benötigen es nicht, dass man in dieser Art und Weise hier gesetz­liche Regelungen vorfindet. – Sie brauchen eine innerparteiliche Diskussion über diese Themen. (Ironische Heiterkeit der Abg. Heinisch-Hosek.)

Frau Bundesministerin! Wie gesagt, Sie stehen am Beginn Ihrer politischen Karriere. Sie sind jetzt in der Politik, aber noch lange keine Politikerin. Sie haben die Chance, neue Wege zu gehen. Sie sind keiner Gewerkschaft verpflichtet, keiner Arbeiterkam­mer, keinem Wirtschaftsbund. Wie gesagt, Sie könnten theoretisch, wie der Kollege ge­sagt hat, wenn Sie es sich trauen, hier wirkliche Veränderungen herbeiführen, weit ab ausgetretener parteipolitischer Pfade. Nutzen Sie dieses Zeitfenster!

Die bisherige freiheitliche Zurückhaltung – und das muss ich leider jetzt auch noch einmal hier sagen – im Gesundheitsschuss und bezogen auf Gesundheitsthemen war ausschließlich der Pietät gegenüber Ihrer schwer erkrankten Vorgängerin geschuldet. Mit ihrem tragischen Tod endet auch unsere Rücksichtnahme in diesem Bereich, und die Schonfrist ist vorbei. Wir erwarten von Ihnen die unverzügliche Inangriffnahme der heißen gesundheitspolitischen Eisen. Wir haben heute viel darüber gehört, was alles falsch läuft. Wir haben leider noch viel zu wenige praktische Vorschläge dazu wahrge­nommen. Sie werden in uns, wenn Sie diesen Weg einschlagen, einen wohlwollenden Partner sehen, ansonsten wird es erbitterten politischen Widerstand geben, und das wä­re schade. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

11.28


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Aslan zu Wort. – Bitte.

 


11.28.40

Abgeordnete Mag. Aygül Berivan Aslan (Grüne): Herr Präsident! Liebe Ministerin­nen! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Kollege Karlsböck, ich befürchte, dass Sie das


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System der Quote nicht ganz verstanden haben. Bei der Quote geht es grundsätzlich darum, dass gut qualifizierte Frauen – im Gegensatz zu durchschnittlich qualifizierten Männern, die Seilschaften haben – die zu besetzende Position auch bekommen. Aber ich glaube, das ist nicht nur ein Problem der FPÖ, sondern auch einiger anderer Frak­tionen. (Beifall bei den Grünen.)

Frauentag: Der Frauentag ist für uns Frauen kein Feiertag in dem Sinne, sondern der Frauentag ist ein Kampftag für die Rechte von Frauen – was natürlich zeigt, dass dies nicht nur weltweit vonnöten ist, sondern dass auch in Österreich viele Sachen einfach nicht gut funktionieren.

Dank der Errungenschaften der Frauenbewegung stehe ich heute hier als Nationalrats­abgeordnete oder habe ich die Möglichkeit gehabt zu studieren. Es schreibt mir nie­mand vor, wen ich heiraten darf oder wie viele Kinder ich haben darf. Gäbe es diese Errungenschaften der Frauenbewegung nicht, dann wären wahrscheinlich heute sehr viele Frauen nicht einmal im Nationalrat.

Diese Errungenschaften der Frauenbewegung drohen jetzt zu scheitern, weil sich nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit die Frauenpolitik in einem Schneckentempo weiterbewegt. Wir haben vorhin gehört, dass wir eine massive Einkommensschere ha­ben. Laut der Eurostat-Studie sieht es so aus, dass Österreich bezüglich der Einkom­mensschere auf dem vorletzten Platz liegt. Es ist einfach peinlich, jedes Jahr mitanse­hen zu müssen, dass wir bezüglich der Einkommensschere auf dem vorletzten Platz lan­den. Auf der anderen Seite sind die Führungsetagen in den großen Unternehmen im­mer noch männlich dominiert. Es gibt immer noch Frauen, die massiv der Gewalt aus­gesetzt sind. Es gibt immer noch das Problem, dass Frauen- und Mädchenberatungs­stellen nicht einmal ausreichend existenziell abgesichert sind. Und es steht immer noch die Wahrheit im Raum – ob Sie das akzeptieren oder nicht –, dass über die Hälfte der österreichischen Bevölkerung weder in der Politik, weder in der Wirtschaft noch in den Medien irgendwie vertreten ist.

Und wenn wir uns das Pingpongspiel betreffend das Frauenministerium anschauen, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass es nicht nur traurig, sondern auch tragisch ist: Unter der schwarz-blauen Regierung war das Frauenressort kurz im Sozialministerium (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Da ist was weitergegangen!), unter der ÖVP war es dann wiederum im Gesundheitsministerium, danach wanderte es in die SPÖ und war dann irgendwie im Gesundheitsministerium verankert, dann wieder im Unterrichtsmi­nisterium. Ja, viele von Ihnen wissen es nicht, aber es hat schon ein eigenständiges und unabhängiges Frauenministerium gegeben. Ich finde es traurig, dass gerade die SPÖ an ihren eigenen Errungenschaften gescheitert ist, denn, Kollegin Heinisch-Hosek, Sie waren es, die im Jahr 2014 getrommelt hat, dass wir unbedingt ein unabhängiges und eigenständiges Frauenministerium brauchen. Im Nationalratswahlkampf im Jahr 2013 haben Sie gesagt – ich kann Sie sogar zitieren –: „Es zeigt auch, welchen Stellenwert Frauenpolitik für die politischen AkteurInnen hat.“ – Zitatende. (Abg. Heinisch-Hosek: Aber mit finanzieller Ausstattung und mit einer Gesetzgebungskompetenz!)

Jetzt stelle ich Ihnen die Frage: Welchen Stellenwert hat die österreichische Frauen­politik für Sie überhaupt? – Wir brauchen nicht länger darüber zu reden: Schauen Sie, das Frauenministerium wird immer noch vom Gesundheitsministerium mitbetreut. (Abg. Heinisch-Hosek: Das stimmt ja nicht!) Würden Sie jetzt bitte mir oder den österrei­chischen Frauen erklären, wie Sie – angesichts dessen, dass das Frauenministerium im­mer noch im Gesundheitsministerium mitbetreut wird und dass wir für das Frauenmi­nisterium ein Budget zur Verfügung haben, das nur 0,01 Prozent des Gesamtbudgets ausmacht – einer kompetenten Politikerin, die hier sitzt, die Rahmenbedingungen schaf­fen wollen, damit sie überhaupt effektiv Frauenpolitik voranbringt?


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Ich will nicht nur als Politikerin, sondern auch als Frau nicht mitansehen müssen, dass sich die österreichische Frauenpolitik weiterhin in einem Schneckentempo bewegt, denn nur eine progressive Frauenpolitik kann vieles auf verschiedenen Ebenen bewirken.

Wenn Ihnen Frauenpolitik wirklich ein Anliegen ist, dann müssen Sie einfach umsetzen, dann müssen Sie von dieser Ankündigungspolitik weggehen und Ihre eigenen Forde­rungen wirklich einmal umsetzen, damit Ihrer Frauenministerin nach fünf Jahren nicht wieder Ihre gleichen Forderungen vorgetragen oder vorgelegt werden. – Danke. (Bei­fall bei den Grünen.)

11.33


Präsident Karlheinz Kopf: Es spricht nun Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


11.34.07

Abgeordnete Martina Schenk (STRONACH): Herr Präsident! Sehr geehrte Ministerin­nen! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Gerade bei diesem Tagesordnungs­punkt sieht man, wie breit gefächert das Thema Frauenpolitik und wie breit gefächert auch Ihr Ressort, Frau Bundesministerin, ist. Gesundheitspolitik, Frauenpolitik – da gibt es ja auch viele Überschneidungen; Genderpolitik wurde angesprochen. Es kommen also große Themen, große Brocken auf Sie und auf uns alle zu.

Ich möchte drei Punkte herausgreifen, die Sie in Ihrer Rede als Eckpunkte dargestellt haben, nämlich die Gehaltsschere, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und, drittens, Ge­walt an Frauen. Jede fünfte Frau ist von Gewalt betroffen, eher im Bekannten- und Fa­milienkreis, so wie Sie das ausgeführt haben.

Die Punkte, die angesprochen wurden, die Ziele, die Eckpunkte sind ja nicht neu. Schon viele Ministerinnen vor Ihnen, von Doris Bures über Gabi Heinisch-Hosek bis zu Sabine Oberhauser, sind diese Punkte angegangen. Wir haben diese Punkte besprochen, die­se Punkte waren auf der Tagesordnung – aber heute sind wir immer noch dort. 20 Jah­re nach dem Frauenvolksbegehren haben wir immer noch diese Punkte zu klären, die Sie hier als Hauptpunkte, als Eckpunkte beschrieben haben.

Ich möchte noch kurz beim Thema Gewalt an Frauen einhaken, weil Sie hier nicht be­trachtet haben oder nicht davon gesprochen haben, wie es mit der Gewalt, die durch die Flüchtlingswelle, durch die Flüchtlingslawine, durch die Flüchtlingsströme nach Eu­ropa und nach Österreich importiert wird, aussieht. Frau Ministerin, das ist ein großes Problem! Und wenn Sie sich letzte Woche im Zuge des Trubels um Ihre Angelobung vielleicht auch die Kriminalstatistik oder die Berichte dazu angesehen haben, dann wis­sen Sie, dass das ein Zeichen dafür ist, dass großer Handlungsbedarf besteht. Die Kri­minalitätsrate steigt, die sexuellen Übergriffe, die Gewaltdelikte schnellen nach oben, die Frauen trauen sich nicht mehr, am Abend aus dem Haus zu gehen, allein unter­wegs zu sein. Das brauchen wir im Jahr 2017 nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim Team Stronach.)

Sie haben angesprochen – und ich hoffe, das bezieht sich auch auf die Frauenpolitik und nicht nur auf die Gesundheitspolitik –, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen soll. Ich hoffe, dass Sie das auch für Ihre gesamte politische Tätigkeit so sehen und die Ideologie zurückdrängen, sodass wirklich das im Mittelpunkt steht, was die Frauen wol­len, was die Österreicherinnen und Österreicher wollen, denn wir sind schließlich hier, um für die Bürgerinnen und Bürger zu arbeiten und das für sie Beste zu machen – und nicht, um irgendeine Ideologie oder Parteipolitik zu vertreten. Sie sind Mitglied der SPÖ geworden, das haben Sie auch groß zelebriert und das sei Ihnen unbenommen, aber ich hoffe natürlich, dass Sie für die Österreicherinnen und Österreicher Ihr Bestes ge­ben. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

11.37


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 64

11.37.05

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Die Frau­en Ministerinnen! Hohes Haus! Frau Minister Pamela Rendi-Wagner, zunächst einmal Gratulation und alles Gute zu Ihrer Wahl! Ich freue mich, dass wieder eine Kollegin die­sen wichtigen Posten besetzt. Auch wenn das Gesundheitsministerium wenig Kompe­tenzen hat, so hat es doch viele Aufgaben, und wir haben heute schon einiges gehört, was es da alles zu erfüllen gibt.

Weniger erfüllt sehe ich die Hoffnungen, die ich in Sie gesetzt habe, denn einige Äuße­rungen zum Einstand erregen meinen Widerspruch.

Zunächst einmal das Gender Pay Gap: Ich glaube, mit kaum einem politischen Schlag­wort wird so viel Missbrauch getrieben wie mit dem Gender Pay Gap, mit der Lohn­schere zwischen Mann und Frau. Diese Lohnschere von 21 Prozent, die da immer durch die Medien und durch die Politik geistert, die ist so nicht wahr. Da wird der Durchschnittswert zwischen Mann und Frau insgesamt genommen. Man muss das, bit­te schön, herunterbrechen auf die einzelnen Branchen, auf das Berufsalter, auf die Aus­bildungen, auf die Wünsche der Frauen und so weiter. Da gibt es viele, viele Einzelfak­toren, aus denen sich dieses Gender Pay Gap, diese Lohnschere zusammensetzt. Und wenn ich wirklich etwas für die Frauen erreichen will – und ich will das, ich bin beken­nender Frauenpolitiker –, dann muss ich mich auf das unerklärliche Gender Pay Gap beziehen, und das, bitte schön, beträgt 3,5 Prozent in den meisten Branchen bis 11 Pro­zent in einigen wenigen Branchen.

Wir reden also von 3,5 Prozent, und darauf müsste sich die Frauenpolitik konzentrie­ren – nicht auf das Schlagwort: 21 Prozent Unterschied. Das ist unlautere Diskussion und unlautere Argumentationstechnik. Die schadet in Wirklichkeit den Frauen, denn mit einer nicht faktenbasierten Politik kommen Sie nicht weiter, sondern damit machen Sie nur eines: Sie bedienen das Ressentiment. Das ist der Effekt dieser Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich ersuche Sie: Verwenden Sie bitte die exakten Zahlen! Eine Ministerin ist immer ein Vorbild – jeder Politiker muss auch ein Vorbild sein –, und wir kommen nur weiter, wenn wir bei der Wahrheit und bei den wahren Begriffen bleiben. Ansonsten wird jede Politik letztendlich scheitern.

Zum Schlagwort Frauenquote fällt mir immer sofort die Quotenfrau ein. Die Frauen­quote macht ja nichts anderes, als die Frau zu entwürdigen. Eine Frauenquote schafft Quotenfrauen und schafft entwürdigte Frauen. – Sie alle sitzen hier nicht als Frauen der Quote, sondern weil Sie etwas geleistet haben, weil Sie etwas darstellen, weil Sie in Ihre Ämter berufen wurden. Darauf muss man abstellen, nicht auf eine unsinnige ge­schlechtsbasierte Gleichheitsquote, dass man sagt, fifty-fifty oder gar 51 zu 49 Prozent.

Bitte dann gehen wir her und schaffen wir überall eine geschlechtsbasierte Quote, in allen Berufen! Dann sollen die Frauen Kanalräumerinnen werden, dann sollen die Män­ner Hebammen werden, und dann brauchen wir nicht nur eine männliche Hebamme, sondern dann brauchen wir 1 000 männliche Hebammen in Österreich – es gibt näm­lich über 2 000 Hebammen in Österreich.

Dann machen Sie es so! Dann machen Sie eine sozial gewalttätige Politik, die solche Gleichheiten zwischen den Geschlechtern herstellt! – Das endet im Unsinn. Bitte über­legen Sie das doch durch: Das endet alles im Unsinn. Lassen Sie dieses Gequatsche von den Quoten! Das bringt nichts und schadet immer nur den Frauen, wenn man es bis zum Ende durchdenkt und ehrlich ist.

Jetzt zur Gesundheitspolitik: Frau Minister, ich wünsche Ihnen dafür alles Gute! Leider ist auch hier schon eine Enttäuschung vorprogrammiert. Sie haben sich in Ihren ersten Stellungnahmen zu den Erstversorgungszentren vorbehaltlos positiv geäußert. Das kann


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ich so nicht hinnehmen. Die aktuellen Pläne des Gesundheitsministeriums sind eindeu­tig gegen die Freiheit der Ärzte gerichtet, sie sind gegen die Freiheit des Berufsstandes gerichtet und sie zerstören etwas, das die Bevölkerung dringend braucht, nämlich die Freiheit der Ärzte. So kann man keine Gesundheitspolitik machen! (Beifall bei Abge­ordneten der FPÖ.)

Wir als Ärzte sind gerne bereit, in jede Diskussion einzutreten, jede Debatte zu führen, wenn man uns den Raum dazu bietet. Wir sind nicht bereit, politisch verordnete, oktro­yierte Primärversorgungszentren – die mich an die DDR erinnern – in Kauf zu nehmen. In der DDR hat es so etwas auch gegeben, in Form der Poliklinik. Das werden nur die Älteren unter uns wissen: Die DDR war von über 500 Polikliniken überzogen. Das wa­ren kleine Einheiten, in denen Ärzte und Schwestern zusammenarbeiten mussten und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gewährleistet haben – mehr schlecht als recht. So etwas lehnen wir ab.

Es ist für die Bevölkerung und für die Gesundheitsversorgung essenziell wichtig, den Arzt als freien Berufsstand zu haben, und dazu gehören in erster Linie die Basisver­sorgung durch die Hausärzte und die Einzelversorgung durch die Einzelordination in den Facharztpraxen. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ sowie der Abgeordneten Dopp­ler und Schmid.) Das ist unabdingbar, und darauf beharre ich, darauf wird jeder Arzt, der in der Politik ernst zu nehmen ist, auch beharren.

Das heißt aber nicht, dass wir Ärztezentren generell ablehnen. – Ganz im Gegenteil: Wir brauchen die Freiheit der Ärzte. Die Ärzte sollen sich in Zentren zusammenschlie­ßen können, die Ärzte sollen entscheiden, wie sie der Bevölkerung die beste Gesund­heitsdienstleistung anbieten können. Das müssen die Ärzte machen, nicht die Politik, die am grünen Tisch darüber entscheidet, wann wer wo am besten krank ist und wann wer wo in welches Spital kommen soll.

Das ist Unsinn, das ist zentralistische Planung, und wo zentralistische Planung ge­scheitert ist, das wissen wir: 1989 im gesamten Ostblock. Man hat das alles verlassen und aufgegeben. Schauen Sie heute nach Ungarn, wo noch Relikte der zentralistischen Gesundheitspolitik vorhanden sind. Dort verdienen die Ärzte wenig, sind im staatlichen Dienst, und jeder Patient muss mit einem Kuvert hingehen und sich die Zusatzleistung vom Arzt einkaufen. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.) Wollen Sie das? Wol­len Sie so etwas in Österreich befürworten? – Ich glaube nicht.

Frau Minister, ich darf Sie eindringlich dazu einladen und auffordern, hier andere Wege zu gehen. In mir finden Sie einen Verbündeten. Ich bin seit 25 Jahren im Beruf – ich bin niedergelassener Arzt, ich war Spitaldirektor, ich war Primarius –, ich kenne das alles. Wenn Sie meine Expertise haben wollen, gerne. (Abg. Heinzl: Die braucht keiner!) Ich bin jederzeit zu einem Gespräch bereit. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ sowie der Abgeordneten Doppler und Schmid. – Abg. Heinzl: Ende des „Gequat­sches“!)

11.42


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Dr. Franz, ich bitte Sie, nichts im Nach­hinein als Gequatsche zu qualifizieren. (Abg. Gisela Wurm: Ja, das stimmt!) Ihre Wort­wahl vorhin war an der Grenze zum Ordnungsruf.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 


11.42.56

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Verbliebene Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich darf mich zuerst ganz herzlich bei der leider viel zu früh verstorbenen Ministerin Ober­hauser bedanken, vor allem für ihre Menschlichkeit und für ihren Einsatz.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, die neue Gesundheits- und Frau­enministerin hat bereits eines erreicht – einer meiner Vorredner hat es angesprochen –: Wenn ich mir die Regierungsbank ansehe, dann sehe ich, dass 100 Prozent der ver­bliebenen Regierungsmitglieder Frauen sind. Frau Minister, herzlichen Glückwunsch da­zu! (Allgemeine Heiterkeit. – Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Frau Minister, es warten große Brocken, große Herausforderungen auf Sie. Eines muss der neuen Gesundheitsministerin schon ein großes Anliegen sein: eine komplette Ge­sundheitsversorgung für die Menschen in unserem ganzen Land, in unserem wunder­schönen Österreich.

Ich glaube, es ist auch von einer meiner Vorrednerinnen angesprochen worden, dass es wichtig ist, dass vor allem in ländlichen Regionen die Versorgungseinrichtungen auf­rechterhalten werden. Diese auch von Herrn Dr. Franz angesprochenen Versorgungs­zentren sind nicht der richtige Weg. Die praktischen Ärztinnen und Ärzte müssen in je­der Hinsicht gestärkt werden, denn eines ist wichtig: Es ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt beziehungsweise Ärztin und dem Patienten herzustellen! Es kann nicht sein, dass die Versorgung im ländlichen Raum komplett ausgedünnt und ausgehöhlt wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die neue Ministerin – Frau Kollegin Weigers­torfer hat das auch angesprochen – ist auch für den Tierschutz zuständig. Ich glaube, der Tierschutz ist ein ganz wichtiger Aspekt im Gesundheitsbereich.

Sabine Oberhauser hat sich sehr für kürzere Wartezeiten bei MRI-Untersuchungen und dergleichen eingesetzt. Frau Ministerin, ich glaube, da müssen Sie alles daransetzen, damit diese Missstände abgestellt werden. Es kann nicht sein, dass ein Patient drei Mo­nate auf eine MRI-Untersuchung warten muss. Vor allem bei uns am Land ist das ein großes Problem. Ich bitte Sie, Maßnahmen zu setzen, damit man die Versorgung sicher­stellen kann, und – wenn das mit den Vertragspartnern nicht möglich ist – eine gesetz­liche Grundlage zu schaffen. – Danke schön. (Beifall der Abgeordneten Hagen und Franz.)

11.45


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.

 


11.45.53

Abgeordneter Gerhard Schmid (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen der Bundesregierung! Frau Bundesminister für Gesundheit und Frauen! Neuen Regierungsmitgliedern wird üblicherweise eine Einarbeitungszeit und eine Schon­frist eingeräumt. Unsere Gesundheitspolitik unterliegt derzeit – wie zuvor die Landes­verteidigung und die Sicherheitspolitik – nicht unerheblichen Einsparungsmaßnahmen. Es gilt als erwiesen, dass derart massive Einsparungen seitens der Bundesregierung den falschen Weg darstellen und einen noch höheren finanziellen Aufwand für die er­forderlichen Sanierungen erfordern. Zur Kasse gebeten wird der Steuerzahler im Falle der Gesundheit auch über die Krankenkassenbeiträge.

Sehr geehrte Frau Minister, Sie als ehemalige Sektionschefin im Gesundheitsministe­rium sind keine politische Quereinsteigerin. Die Erwartungen an Ihre Amtsführung sind sehr hoch. Angedachte Veränderungen in der Gesundheitspolitik dürfen keinesfalls zu einer Mehrklassenmedizin führen. Der Hausarzt verfügt über großes Vertrauen seiner Patienten, ist kurzfristig erreichbar und darf nicht durch sogenannte Primärversorgungs­zentren abgelöst werden.

Die Topografie Österreichs darf bei Systemänderungen nicht außer Acht gelassen wer­den. Einsparungen führen zu Leistungskürzungen auf Kosten der Patienten. Von beson­derer Bedeutung ist die notärztliche Versorgung, welche aufgrund langer Wegstrecken besonders in ländlichen Regionen gefährdet ist. Notwendige Einsparungen sind bei der


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Bürokratie sowie durch eine dringend erforderliche Reduktion der Krankenkassen vor­zunehmen. Bezüglich der dann noch bestehenden Krankenkassen ist ein gleichwerti­ges Leistungssystem dringend erforderlich.

Zusammenfassend: Es gibt eine Vielzahl an Baustellen, welche zugunsten der Bevöl­kerung beziehungsweise der Patienten zu lösen sind. Für Ihren neuen Aufgabenbe­reich wünsche ich Ihnen viel Erfolg, Frau Minister! – Danke.

11.48


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

Da die dringliche Behandlung der schriftlichen Anfrage 12374/J gemäß der Geschäfts­ordnung nicht vor 12 Uhr stattfinden darf, unterbreche ich die Sitzung bis 12 Uhr.

*****

11.48.49

(Die Sitzung wird um 11.48 Uhr unterbrochen und um 12.03 Uhr wieder aufgenom­men.)

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

12.03.36Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Landesverteidigung und Sport betreffend Vorgehen der Republik Österreich gegen den Airbus-Konzern (12374/J)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung der schriftli­chen Anfrage 12374/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport hat am 16.2.2017 gegen die Eu­rofighter Jagdflugzeug GmbH und die Airbus Defence and Space GmbH Strafanzeige we­gen des Verdachts nach §§ 146, 147 Absatz 3 StGB und §§ 146, 147 Absatz 3 StGB iVm § 3 VbVG bei der StA Wien erstattet. Die Anzeige begründet den Verdacht, dass Airbus die Republik Österreich als Käufer von Eurofighter Typhoon Kampfflugzeugen vorsätzlich getäuscht und ihr dabei Schaden zugefügt habe. Darüber hinaus wird inkri­miniert, dass dubiose Zahlungen, die von Airbus und Eurofighter an Netzwerke geleis­tet wurden und deren Zwecke zumindest zum Teil als „kriminell“ zu qualifizieren sind, ohne Offenlegung gegenüber dem Käufer und damit unter Verletzung des Kaufvertrags in den Kaufpreis eingerechnet wurden.

Der Nationale Sicherheitsrat hat dazu am 28.2.2017 beschlossen:

„Der Nationale Sicherheitsrat unterstützt die Bemühungen des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport, den möglichen Schaden, der der Republik durch den be-


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gründeten Betrugsverdacht gegen Airbus entstanden ist, am Rechtsweg einzufordern und ersucht die Bundesregierung, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuge­hen.“

Vertreter und Vertreterinnen aller im Nationalrat vertretenen Parteien haben sich für um­fassende Aufklärung ausgesprochen, und die Einrichtung eines Untersuchungsaus­schusses zu diesem Thema in ihren öffentlichen Stellungnahmen grundsätzlich unter­stützt. Eine ausreichende Zahl an Abgeordneten bringt daher in der heutigen Sitzung gemeinsam ein entsprechendes Einsetzungsverlangen ein.

Eurofighter und Airbus haben ihre Haltung zu einer parlamentarischen Untersuchung der Eurofighter-Affäre am 19.2.2017 klar zum Ausdruck gebracht: „Was ein Untersu­chungsausschuss bisher nicht aufgeklärt hat, Staatsanwälte in zwei Ländern in Jahren nicht feststellen konnten und unser Bericht nicht erbracht hat, hat wenig Aussicht, durch einen neuen U-Ausschuss befördert zu werden", meinte Ohler: „Vor diesem Hin­tergrund sollte das österreichische Parlament wirklich ernsthaft prüfen, ob ein neuer UA wirklich mehr als ein kostspieliges Polit-Theater bringen kann.“

Da österreichische Abgeordnete und nicht Eurofighter-Manager über die Einsetzung des Untersuchungsausschusses befinden; da die Aufklärung der Verantwortung der Entscheidungsträger Aufgabe des Parlaments ist; da die gesetzlich vorgesehene Zahl von Abgeordneten zum Schluss gekommen ist, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für die parlamentarische Aufklärung ist; und da Parlament und Bundesregierung gemeinsam die Interessen der Republik gegenüber Eurofighter/Airbus Defence vertreten müssen, richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport folgende

Dringliche Anfrage

1. In welcher Art und Weise haben Ihnen gegenüber Eurofighter/Airbus Defence auf die Betrugsanzeige seitens des BMLVS reagiert?

2. Airbus-Konzernsprecher Rainer Ohler qualifizierte die Anzeige des Verteidigungs­ministers am 19.2.2017 als „wüste Ankündigungen, einen Focus auf PR und nicht auf die Sache, Rufen nach dem Sheriff und alles in allem wenig bis gar keine neue Subs­tanz“. Hat es über diese Kundenbeschimpfung hinaus eine sachliche Reaktion seitens Eurofighter/Airbus Defence gegeben?

3. In einer ersten Reaktion erklärte der Konzern am 16.2.2017: „Selbstverständlich wer­den wir unsere bisherige Praxis aktiver Unterstützung der österreichischen Behörden bei der Aufklärung von Verdachtsmomenten fortsetzen.“ In welcher Form haben sich Eu­rofighter/Airbus Defence bisher an der Aufklärung des mutmaßlichen Betrugs an der Republik Österreich beteiligt?

4. Welche Auskunftspersonen und welche Dokumente haben Eurofighter/Airbus De­fence der Task Force des BMLVS genannt bzw. zur Verfügung gestellt?

5. Wurde Ihnen die grundsätzliche Bereitschaft, den entstandenen Schaden an der Re­publik Österreich gutzumachen, seitens Eurofighter/Airbus Defence mitgeteilt und falls ja wann?

6. Die gegen den Airbus Konzern erhobenen Betrugsvorwürfe haben international Auf­sehen erregt. Gab es diesbezüglich bereits Anfragen von Amtskollegen aus anderen Staaten an Sie über die Hintergründe und über das Verhalten der Verkäuferseite?

7. In welcher Weise unterstützen Sie andere Staaten durch Amtshilfe und die Weiter­gabe relevanter Informationen bei einem entschlossenen Vorgehen gegen alle Formen der Rüstungskorruption?


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8. Wie haben Sie sichergestellt, dass allfällige zivilrechtliche Schadenersatzansprüche der Republik Österreich gegen Unternehmen des Airbus Konzerns und beteiligte Per­sonen gewahrt werden und insbesondere nicht verjähren können?

9. Wie haben Sie sichergestellt, dass das Verhalten der Verkäuferseite auch vor dem Hintergrund der US-Compliance-Regeln geprüft wird?

10. An welchen derzeit laufenden Beschaffungsvorhaben des BMLVS sind Konzernun­ternehmen des Airbus Konzerns beteiligt?

11. Bei welchen geplanten Beschaffungsvorhaben des BMLVS ist mit einer Beteiligung von Konzernunternehmen des Airbus Konzerns zu rechnen?

12. Wie werden die durch die Erhebungen der Task Force im BMLVS festgestellten Verhaltensweisen des Airbus Konzerns, die zur gegenständlichen Strafanzeige geführt haben, in laufenden und zukünftigen Beschaffungsverfahren berücksichtigt?

13. An welchen derzeit laufenden Beschaffungsvorhaben des BMLVS sind Lobbyisten, Waffenhändler und Vermittler beteiligt, die auch im Beschaffungsvorgang betreffend die Eurofighter Kampfflugzeuge im Auftrag des Airbus Konzerns aufgetreten sind?

14. Wie werden die durch die Erhebungen der Task Force im BMLVS festgestellten Ver­haltensweisen dieser Personen in laufenden und zukünftigen Beschaffungsverfahren be­rücksichtigt?

15. In welchen derzeit laufenden und zukünftig geplanten Beschaffungsvorhaben des BMLVS werden Gegengeschäfte in der Ausschreibung verlangt bzw. von Bietern ange­boten?

16. Wie werden die durch die Erhebungen der Task Force im BMLVS festgestellten Probleme im Zusammenhang mit verdächtigen Zahlungen bei Gegengeschäften in lau­fenden und zukünftigen Beschaffungsverfahren berücksichtigt?

17. In § 278a StGB wird die Kriminelle Organisation beschrieben:

Wer eine auf längere Zeit angelegte unternehmensähnliche Verbindung einer größeren Zahl von Personen gründet oder sich an einer solchen Verbindung als Mitglied beteiligt (§ 278 Abs. 3),

1. die, wenn auch nicht ausschließlich, auf wiederkehrende und geplante Begehung schwer­wiegender strafbarer Handlungen, die das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die Frei­heit oder das Vermögen bedrohen (...)

2. die dadurch eine Bereicherung in großem Umfang anstrebt und

3. die andere zu korrumpieren oder einzuschüchtern oder sich auf besondere Weise ge­gen Strafverfolgungsmaßnahmen abzuschirmen sucht,

ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.

§ 64 (1) 4 StGB stellt klar, dass dazu „unabhängig von den Strafgesetzen des Tatorts“ auch „im Ausland begangene Taten“ zählen.

Wurden bei den Arbeiten der Task Force Hinweise gefunden, dass mit den betrügeri­schen Handlungen im Zusammenhang mit der Gründung und Betreibung von Netzwer­ken, die der Finanzierung krimineller Handlungen dienten, das Tatbild der Kriminellen Organisation nach § 278a iVm § 64 (1) 4 StGB durch Eurofighter/Airbus Defence erfüllt wurde, und haben Sie diese Hinweise gegebenenfalls an die Staatsanwaltschaft über­mittelt bzw. werden Sie das noch tun?

In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung gemäß § 93 Abs. 1 GOG verlangt.

*****


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Verlangen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsident Karlheinz Kopf: Bevor wir zur Begründung der Anfrage kommen, gebe ich bekannt, dass das von mindestens 46 Abgeordneten unterstützte Verlangen Nr. 3/US gemäß § 33 Abs. 1 GOG betreffend die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses über das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“ eingebracht wurde.

Dieses wird gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung an alle Abgeordneten verteilt.

Die Zuweisung des gegenständlichen Verlangens an den Geschäftsordnungsausschuss erfolgt am Schluss dieser Sitzung.

Das Verlangen hat folgenden Gesamtwortlaut:

Verlangen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

der Abgeordneten KO Strache, Dr. Pilz Kolleginnen und Kollegen betreffend die Einset­zung eines Untersuchungsausschusses über das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Ty­phoon“

Die unterzeichnenden Abgeordneten verlangen gemäß § 33 Abs 1 2. Satz GOG die Ein­setzung eines Untersuchungsausschusses.

Untersuchungsgegenstand

Untersuchungsgegenstand ist die Vollziehung des Bundes betreffend das Kampfflug­zeugsystem „Eurofighter Typhoon“ von Anfang 2000 bis Ende 2016.

Inhaltliche Gliederung des Untersuchungsgegenstandes nach Beweisthemen und Un­tersuchungsabschnitten:

I. Vergleichsabschluss und Task Force

Aufklärung über alle Umstände und Erwägungen, die zum Abschluss des Vergleichs im Jahr 2007 betreffend das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“ geführt haben, über seinen Inhalt und die sich daraus ergebenden Kosten und Auswirkungen, über Ein­flussnahmen auf und durch Entscheidungsträger und Spitzenrepräsentanten der Re­gierungsparteien in der XXIII. Gesetzgebungsperiode im Zusammenhang mit dem Ver­gleich mit der Eurofighter GmbH, insbesondere jener Einflussnahmen auf und durch Bundeskanzler Dr. Gusenbauer und den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Darabos, deren Kabinette und den in den von ihnen geleiteten Bundesmi­nisterien beschäftigten Personen, ob es dabei zu unzulässigen Zahlungsflüssen im Sin­ne des Punktes II. gekommen ist sowie über die Einrichtung und die Tätigkeit der Task Force „Luftraumüberwachungsflugzeug“ im BMLVS im Zeitraum des Untersuchungsge­genstandes.

II. Unzulässige Zahlungsflüsse

Aufklärung ob und gegebenenfalls in welcher Höhe von Verkäuferseite Kosten für Pro­visionen, Vermittlungsgebühren oder sonstige Zahlungen an Dritte in der Preisbildung berücksichtigt oder sonst dem Bund verrechnet wurden, auf welchen Wegen derartige Mittel verteilt und weiterverrechnet wurden, inwiefern dies der Käuferseite offen gelegt wurde, ob aus diesen Zahlungsflüssen Politiker, Amtsträger, Bedienstete oder Auftrag­nehmer des Bundes, der Länder oder anderer öffentlicher Körperschaften oder diesen jeweils nahestehende Personen Zahlungen, Provisionen oder sonstige Vorteile erhiel­ten, ob dadurch gegen Gesetze, Ausschreibungsbedingungen oder Vertragsbedingun­gen oder sonstige Regelungen verstoßen wurde, in welcher Höhe der Bund dadurch ge-


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schädigt wurde, und welche Konsequenzen daraus gezogen wurden, und zwar jeweils bezogen auf

a. die Teilnahme am Ausschreibungsverfahren und die Typenentscheidung,

b. die Vertragsverhandlungen und den Abschluss des Kaufvertrags,

c. die Vertragsverhandlungen und den Abschluss des Gegengeschäftsvertrags,

d. die Vermittlung, den Abschluss, die Meldung und die Anrechnung von Gegenge­schäften,

e. die Beendigung des Untersuchungsausschusses zur Beschaffung von Kampfflug­zeugen, sowie die Erfüllung der Informationsvorlagepflichten gemäß Punkt IV.,

f. die Zahlung der Kaufpreisraten,

g. die Lieferung und Abnahme der Kampfflugzeuge,

h. den Abschluss von Service- und Wartungsverträgen sowie die Lieferung von Ersatz­teilen, und

i. den laufenden Betrieb

betreffend das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“.

III. Informationslage bei Vertragsabschluss

Aufklärung über die Informationslage und Entscheidungsgründe der Amtsträger und Bediensteten des Bundes betreffend die wesentlichen Inhalte des Kaufvertrages, ins­besondere betreffend die Leistungsfähigkeit, den Preis, die Betriebs- und Wartungs­kosten und die Lieferfähigkeit der Verkäuferseite hinsichtlich des vertraglich vereinbar­ten Leistungsgegenstandes und welche Konsequenzen daraus gezogen wurden, und zwar

a. im Rahmen der Ausschreibung und Typenentscheidung

b. im Rahmen der Verhandlungen über und den Abschluss des Kaufvertrages

c. im Zeitpunkt der Leistung der vereinbarten Kaufpreiszahlungen

d. im Rahmen der Vergleichsverhandlungen und bei Vergleichsabschluss im Jahr 2007

e. bei Abnahme der tatsächlich gelieferten Flugzeuge

betreffend das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“.

IV. Erfüllung von Vorlage- und Informationspflichten

Aufklärung, ob die damalige Bundesregierung dem Untersuchungsausschuss zur Un­tersuchung aller Abläufe und Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Beschaf­fungsvorgang der Eurofighter-Kampfjets (1/GO XXIII. GP) in den Jahren 2006 und 2007 Informationen bzw. Akten vorenthielt. Der damalige Untersuchungsgegenstand lautete:

- Aufklärung über sämtliche Vorbereitungshandlungen zur Vergabe, das Vergabever­fahren, durchgeführte Bewertungen sowie der Zuschlagserteilung samt Vortrag an den Ministerrat;

- Aufklärung über Änderung der Ausschreibung, die die Eurofighter begünstigt haben (Verzicht auf Zwischenlösung; Änderung der Lieferfristen; Ausscheidung bzw. Nichtbe­rücksichtigung anderer Bieter, etc.);

- Aufklärung über die Begünstigung der Eurofighter durch die Wahl der Zahlungsva­riante;

- Aufklärung über die Finanzierung, die Rolle der Bundesfinanzagentur und die Hinter­gründe der gewählten Vorgangsweise;


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- Aufklärung über die tatsächliche Vertragsgestaltung aller Verträge zwischen dem BMLV, dem BMF, dem BMWA sowie sonstiger Bundesbehörden und der Eurofighter Jagdflug­zeug GmbH;

- Aufklärung über die tatsächliche Vertragsgestaltung aller Verträge zwischen dem BMLV und der Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland bzw. dem Bundesministerium der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland (BMVg) im Zusammenhang mit der Be­schaffung der Eurofighter;

- Aufklärung über sonstige Verträge und Vereinbarungen;

- Aufklärung über die tatsächlichen Ausstiegskosten aus den Eurofighter-Beschaffungs­verträgen;

- Aufklärung über die vertraglich vereinbarten technischen Spezifikationen sowie Kos­tenfolgen von notwendig gewordenen Umrüstungen von bereits gelieferten Kampfflug­zeugen; Aufklärung über die tatsächliche Höhe der jährlichen Betriebskosten für den Einsatz von 18 Kampfflugzeugen;

- Aufklärung über die Gesamtkosten des Waffensystems Eurofighter für die geplante Lebensdauer (Life-cycle-costs);

- Aufklärung von Einflussnahmen auf und durch Entscheidungsträger und Spitzenre­präsentanten der Regierungsparteien in der XXI. und XXII. Gesetzgebungsperiode im Zusammenhang mit der Beschaffung der Eurofighter, insbesondere jener Einflussnah­men auf und durch Bundeskanzler Schüssel, die VizekanzlerInnen aD Riess-Passer und Haupt, den Bundesminister für Finanzen Grasser, den Bundesminister für Wirt­schaft Bartenstein, den Bundesminister für Landesverteidigung Platter sowie den Bun­desminister für Landesverteidigung aD Scheibner, deren Kabinette und den in den von ihnen geleiteten Bundesministerien beschäftigten Personen;

- Aufklärung der Rolle von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung im Zusam­menhang mit der Beschaffung der Eurofighter;

- Aufklärung der Rolle von parteinahen Firmen, insbesondere der „100% Communi­cations PR-Agentur GmbH“;

- Aufklärung über die Tätigkeit von bezahlten Lobbyisten der Firma Eurofighter im Ver­lauf des Beschaffungsvorganges;

- Aufklärung des Vorwurfs der Verfolgung von „wirtschaftlichen (Eigen-)interessen“ von politischen Parteien und persönlichen Interessen von Regierungsmitgliedern und sons­tigen Repräsentanten der Regierungsparteien im Zuge der Beschaffung der Eurofighter;

- Aufklärung über die Vorgänge rund um die Ministerratsentscheidung am 2. Juli 2002 hinsichtlich der Meinungsbildung der Mitglieder der Bundesregierung, insbesonders von Bundesminister Grasser, Bundesminister Scheibner und Bundeskanzler Schüssel;

- Aufklärung über die behaupteten, angebahnten oder realisierten Kompensationsge­schäfte sowie deren Einfluss auf die Kaufentscheidung;

- Aufklärung hinsichtlich der Reduktion der Kampfflugzeugstückzahl von 24 Geräten auf 18 unter Nichteinhaltung des selbst gewählten Vergabeverfahrens;

- Aufklärung über die durch die Bundesregierung vorgenommene Anmietung von Kampf­flugzeugen zur Überbrückung des Zeitraumes bis zur Eurofighter-Auslieferung;

- Untersuchung der rechtlichen und politischen Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit den genannten Sachverhalten.

*****

 



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Präsident Karlheinz Kopf: Nun erteile ich Herrn Abgeordnetem Dr. Pilz als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage das Wort. Diese Begründung darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


12.04.55

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Einige von Ihnen können sich noch an Parlamentssitzungen vor ziemlich genau zehn Jahren in diesem Haus erinnern. Wir haben damals nicht ge­wusst, dass es parallel zu den Sitzungen des – ersten – Eurofighter-Untersuchungsaus­schusses bereits eine schriftliche Vereinbarung zwischen dem Verteidigungsminister und Eurofighter gegeben hat, in der in einer Nebenpunktation als einer der letzten Punkte gestanden ist:

„Es wird davon ausgegangen, dass der EF-Untersuchungsausschuss seine Arbeit En­de Juni 2007 beendet.“ – Genau das ist passiert. Das werden wir uns noch genauer an­schauen.

Die Herrschaften haben sich damals allerdings verrechnet. Sie haben den Ausschuss abgedreht, aber sie haben ihn zu spät abgedreht. Wir haben im ersten Eurofighter-Un­tersuchungsausschuss bereits die wichtigsten Spuren gefunden. Die allerwichtigste war die Spur zu Vector Aerospace, zu einem Briefkastennetzwerk, in dem 183,4 Millionen € österreichischer Steuergelder verschwunden sind und auf krummen Wegen über min­destens hundert Briefkastenfirmen nach Österreich zurückgekommen sind. (Abg. Kog­ler: Genau!)

Sie haben, meine Damen und Herren von damals, zu spät abgedreht. Ohne Euro­fighter-Untersuchungsausschuss hätte es keine Gerichtsverfahren gegeben, wären die Täter in Sicherheit und wären die Milliarden futsch. Da aber dann Staatsanwälte in Wien, Rom und München aufgeklärt haben und Zehntausende Seiten neuer Dokumente si­chergestellt haben, weil auch wir weiterrecherchiert haben, können und müssen wir ein zweites Mal untersuchen.

Da haben sich die Zeiten geändert. Jetzt, zehn Jahre später, heißt es nicht mehr, Grü­ne gegen Regierungsparteien, gegen Bundeskanzler und Minister, gegen Eurofighter und gegen EADS, sondern heute heißt es, und das ist ganz wichtig: Republik Öster­reich auf Regierungsebene und im Parlament gemeinsam gegen Airbus Defence und ge­gen die Eurofighter GmbH. Zum ersten Mal vertreten wir alle gemeinsam die Interes­sen der Republik.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass heute noch irgendein Abgeordneter oder in dem Fall auch eine Abgeordnete der ÖVP oder der SPÖ aufsteht und sagt, das war ein gutes Ge­schäft, das sind die besten Flieger, das war zu 100 Prozent sauber und wir bekommen 200 Prozent Gegengeschäfte. – Wir wissen, dass das Geschäft schmutzig war, dass es geschoben war, dass es ein Riesenschaden für die Republik Österreich war und dass wir alles tun müssen, um das zu ändern, um die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen und das Geld unserer Steuerzahler und Steuerzahlerinnen zurückzuholen. (Bei­fall bei Grünen und FPÖ sowie der Abg. Holzinger-Vogtenhuber.)

Wir sind von Eurofighter und von Airbus betrogen und belogen worden. Es ist ge­schmiert worden, es sind Gegengeschäfte gefälscht worden, und die Republik ist im Mil­liardenausmaß geschädigt worden. Es kommt aber etwas dazu, und das ist die Ent­wicklung der Strafprozesse.

Am Anfang hat es geheißen, Untreue, ein unternehmensinternes Delikt mit Eurofighter und Airbus als Opfer. Jetzt heißt es bereits Betrug, durch die Anzeige des ersten Ver­teidigungsministers seit sehr, sehr langer Zeit, der in dieser Frage wirkungsvoll und ein­deutig die Interessen der Republik Österreich vertritt. Betrug heißt, die Republik wird ge­schädigt und Airbus und Eurofighter sind die Tatverdächtigen.


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Jetzt werden wir aber einen Schritt weiter gehen müssen, und ich lese Ihnen dazu § 278a des Strafgesetzbuches in den wesentlichen Bestimmungen vor:

„Wer eine auf längere Zeit angelegte unternehmensähnliche Verbindung einer größe­ren Zahl von Personen gründet oder sich an einer solchen Verbindung als Mitglied be­teiligt (...), 1. die, wenn auch nicht ausschließlich, auf die wiederkehrende und geplante Begehung schwerwiegender strafbarer Handlungen, die das Leben, die körperliche Un­versehrtheit, die Freiheit oder das Vermögen bedrohen (...) 2. die dadurch eine Berei­cherung in großem Umfang (...) anstrebt und 3. die andere zu korrumpieren oder ein­zuschüchtern oder sich auf besondere Weise gegen Strafverfolgungsmaßnahmen ab­zuschirmen sucht, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu be­strafen.“

Darüber hinaus stellt § 64 Abs. 1 Z 4 Strafgesetzbuch fest, dass „unabhängig von den Strafgesetzen des Tatorts“ auch „im Ausland begangene Taten“ auf diese Art zu ver­folgen sind. – Das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass es sich bei Eurofighter und Airbus Defence nicht um irgendein Unternehmen, sondern möglicherweise um eine kri­minelle Organisation handelt.

Zum ersten Mal verstehen wir, warum wir diese Bestimmungen im Strafgesetzbuch brau­chen, die in der Vergangenheit gegen Tierschützer und vergleichbare Gruppen miss­braucht worden sind. Jetzt geht es gegen die, die wirklich in großem Maße und im gro­ßen Stil in der Lage waren, eine kriminelle Organisation zu bilden, und offensichtlich auch eine kriminelle Organisation gebildet haben – das wird die Strafjustiz klären. Wir fragen heute den Verteidigungsminister, ob seine Taskforce auch in diese Richtung Überle­gungen anstellt und was in diesem Zusammenhang die nächsten Schritte des Ministe­riums sein könnten.

Wir müssen uns aber auch fragen, was darüber hinaus zu untersuchen ist, und da stellt sich eine große Frage, die sich durchzieht: Wenn der Betrug aus der Täuschung und aus der Schädigung besteht, dann ist die Schädigung der Republik wohl unbestritten. Ist es aber wirklich denkbar, dass von Bundeskanzler Schüssel bis zu Bundeskanzler Gusenbauer alle getäuscht worden sind? Haben wir wirklich sachlich vollkommen un­fähige, inkompetente und so leicht zu täuschende Regierungen und Fachminister hin­ter uns, oder waren einige an der Täuschung beteiligt? Sind einige der Genannten und einige weitere Personen nicht auf der Seite der Republik, sondern auf der anderen Sei­te, nämlich auf der Seite von Eurofighter, gestanden? Genau das hat jetzt einmal ein Untersuchungsausschuss zu klären, genau das haben wir uns vorgenommen zu klä­ren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Was war los mit Wolfgang Schüssel? Was war los mit Karl-Heinz Grasser? Was war los mit Martin Bartenstein? Was war los mit Herbert Scheibner? Was war los mit Jörg Haider und was war los mit vielen anderen? Was war mit Norbert Darabos, was war mit Alfred Gusenbauer? – Das werden wir klären, denn anders als im Jahr 2007 verfügen wir heute über Unmengen an Dokumenten und Zeugenaussagen und werden daher in der Lage sein, diese Fragen im Untersuchungsausschuss zu beantworten.

Wir werden klären, wer mit von der Partie war, welche Beamten und welche Regierungs­mitglieder; und wenn wir geklärt haben, wer mit von der Partie war, werden wir über die politische Verantwortung ein letztes und abschließendes Mal reden können.

Jetzt fragen uns natürlich viele: Schadet es nicht der Republik, wenn sich herausstellt, dass möglicherweise Entscheidungsträger der Republik auf der anderen Seite waren und gar nicht getäuscht werden konnten? – Lassen Sie mich das mit einem ganz ordi­nären Banküberfall vergleichen: Wenn der Bankräuber einen Komplizen in der Bank hat, kommt doch im Strafverfahren niemand auf die Idee, zu sagen: Der hat einen Komplizen in der Bank gehabt, deswegen ist die Bank durch den Überfall nicht geschädigt wor-


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den. Das ist ja offensichtlich Unsinn. Vielmehr geht es dann darum, nicht nur den Bank­räuber, sondern auch seinen Komplizen in der Bank zu verfolgen.

Genau so war das mit Eurofighter und der Republik Österreich: Das war ein Kampf­flugzeugsüberfall auf die Republik, und wir fragen nicht nur, wer von draußen beteiligt war, sondern auch, wer von drinnen beteiligt war, damit die Republik Österreich nicht nur gegen Eurofighter und Airbus, also gegen die mögliche kriminelle Organisation, son­dern auch gegen mögliche Komplizen im Inneren – egal, ob in der Bundesregierung oder in der Verwaltung, insbesondere des Verteidigungsministeriums – ermittelt. Das ist der nächste ganz entscheidende Punkt, den wir zu klären haben.

Was werden wir tun? – Wir werden als Erstes untersuchen, was mit dem Darabos-Ver­gleich passiert ist – nicht, weil das das Wichtigste ist, sondern weil es da und nur da um mögliche Verjährungsfristen geht. Wir wollen nicht, dass im Juni und im Juli dieses Jahres die Ansprüche der Republik und insbesondere der Strafjustiz verjähren.

Wir werden genau fragen: Was ist damals passiert? Wie war es möglich, dass eine Re­publik beschließt, nagelneue Mercedes zu kaufen, und dann ein Verteidigungsminister auftritt und sagt: Ich habe ein tolles Geschäft gemacht, ich lege pro Stück noch 3 Mil­lionen € drauf und wir bekommen statt nagelneuer Mercedes gebrauchte Ladas – toll! Das war im sachlichen Kern der Darabos-Vergleich, und das werden wir klären.

Eines glaube ich persönlich nicht – aber ich möchte der Untersuchung nicht vorgrei­fen –: dass Norbert Darabos das aus persönlichen Gründen getan war. Wer ihn kennt, weiß, Norbert Darabos war und ist nicht persönlich korrupt. Es muss andere Gründe dafür geben, warum diese Entscheidung gegen die Republik Österreich und für Euro­fighter getroffen worden ist; und da geht es nicht um den Verteidigungsminister, son­dern auch um seinen damaligen Chef, den Sozialfighter Alfred Gusenbauer. Wir wollen wissen, warum und wie aus dem Sozialfighter ein Eurofighter geworden ist, und wir wer­den das in diesem Untersuchungsausschuss unter Wahrheitspflicht erfahren.

Dann werden wir aber schon eines klarstellen: Das wird kein Darabos-Ausschuss – mit Sicherheit nicht! In der Zeit, als die Typenentscheidung gefallen und als ein Jahr später der Kaufvertrag unterzeichnet worden ist, war die SPÖ mit uns gemeinsam Opposi­tionspartei in diesem Haus. Da geht es um andere Parteien. Da geht es um die ÖVP und die Freiheitliche Partei. Es ist ganz wichtig, dass wir als Abgeordnete sagen: Kein einziges Abteil im Eurofighter-Leichenkeller bleibt ungeöffnet. Wir schauen uns alles ge­meinsam an!

Es ist mir persönlich wichtig, dass auch die Abgeordneten von ÖVP und FPÖ signali­siert haben: Kein Kellerabteil darf zubleiben! Also schauen wir uns das gemeinsam an, auch wenn es nicht nur um Riess-Passer, um Grasser, um Scheibner und viele andere, sondern vielleicht um einen Noch-Bundesrat namens Dörfler geht! Auch das werden wir uns alles in aller Ruhe anschauen müssen. Da schauen und fragen wir genau nach.

Dann wollen wir wissen: Was ist eigentlich bei diesem Kanzler-Frühstück wirklich pas­siert? Was ist in der Nacht vorher passiert? Wer hat sich mit wem getroffen? Und wie ist aus einer Entscheidung für Gripen in einer Nacht eine Entscheidung für Eurofighter geworden? Ist diese Entscheidung wirklich beim Bundeskanzler getroffen worden, oder ist sie in einer kleinen Siedlung südlich von Wien, die im Besitz eines großen interna­tionalen Unternehmens ist, getroffen worden? Was ist da wirklich passiert? Wie heißen die Schlüsselpersonen? Heißen sie wirklich Wolfgang Schüssel und Jörg Haider, oder heißen sie Karl-Heinz Grasser und Siegi Wolf? – Diese Fragen werden wir im Untersu­chungsausschuss zu stellen haben, und wir werden uns die Rolle des Unternehmens Magna und seines Managements sehr, sehr genau ansehen.

Vorher geht es aber um die dubiosen Zahlungsflüsse. Dabei sage ich Ihnen eines: Es ist eine unserer vornehmsten Verpflichtungen, herauszubekommen, wie Eurofighter mög-


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licherweise mithilfe österreichischer Politiker aus 183,4 Millionen € Steuergeldern 183,4 Mil­lionen € Schmiergelder gemacht hat. Es ist ja unfassbar und wirklich einmalig in der ös­terreichischen Korruptionsgeschichte, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in dieser Republik noch das Schmiergeld mitfinanzieren müssen! Sogar das ist von ihnen verlangt worden! Daher ist ein entscheidender Punkt, herauszubekommen, wo das hin­gegangen ist. Es gibt Spuren nach Klagenfurt, es gibt Spuren nach Linz, es gibt – we­nig bekannt – besonders wichtige Spuren nach Wien, und diesen Spuren haben wir im Untersuchungsausschuss nachzugehen. Das werden wir klären!

Meine Damen und Herren, es beginnt nun die letzte Runde. Mit diesem Untersuchungs­ausschuss, zu dem das Begehren jetzt von der FPÖ und uns gemeinsam eingebracht worden ist, läuten wir die letzte Runde für Eurofighter und für Airbus Defence ein. Wir wollen jetzt Klarheit und wir wollen diesen Fall abschließen. Wir wollen, dass die Ver­antwortlichen vor Strafgerichte gestellt werden, nämlich wegen Untreue, wegen Be­trugs, wegen Bestechung und wegen der Bildung einer kriminellen Organisation. Wir wol­len wissen, wer ihnen politisch und in der Verwaltung geholfen hat. Wer waren die ös­terreichischen Komplizen? Wir wollen auch klären: Wer war politisch dafür verantwort­lich?

Ich habe sie noch so ein bisschen in den Ohren, die Jubelreden, die damals von den Regierungsparteien gehalten worden sind, wie toll das sei, wie großartig das sei, und ich erzähle Ihnen eines persönlich: Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir Regie­rungsverhandlungen mit Bundeskanzler Schüssel geführt haben und weit nach Mitter­nacht bei ihm im Büro gesessen sind – Eva Glawischnig, Alexander Van der Bellen und Eva Lichtenberger waren von unserer Seite auch dabei (Zwischenrufe bei der FPÖ) –, und dann sagt der Bundeskanzler: Wir können uns über alles einigen, aber die Euro­fighter müsst ihr Grüne unterschreiben. Ohne Eurofighter gibt es Schwarz-Grün nicht.

Wir haben gefragt: Ist das wirklich Ihr Ernst? Ist es wirklich Ihr Ernst, eine mögliche Re­formregierung mit grüner Beteiligung ausschließlich wegen der Eurofighter platzen zu lassen? (Zwischenruf der Abg. Fekter.) Schüssel hat uns gesagt, ohne Eurofighter gibt es nichts, Schwarz-Grün gibt es nur mit Eurofighter. (Abg. Fekter: ... Wolfgang Schüs­sel wollte mit Grünen ...!)

Ich habe mir gedacht, irgendwann werden wir nachfragen können, warum die Euro­fighter für Wolfgang Schüssel so wichtig waren, warum sich Wolfgang Schüssel dafür entschieden hat, mit den Freiheitlichen weiterzuregieren und nicht mit uns zu regieren, und warum die Eurofighter wichtiger waren als eine Reformregierung.

Das ist eine politische Frage, die zu klären ist. Wir werden diese Frage im Untersu­chungsausschuss stellen, und ich bin mir sicher, dass Dr. Schüssel sie beantworten wird, und uns eventuell auch – weil es da Dokumente gibt – die Anschrift von „Dr. Lüs­sel“, der ja mehrere Male erwähnt wird, mitteilt, damit wir neben Dr. Schüssel auch „Dr. Lüs­sel“ laden können.

Das ist die letzte Runde, und der dritte Punkt dabei heißt: Geld zurück. Wir werden nicht akzeptieren, dass Milliarden an österreichischem Steuergeld in dunklen Kanälen verschwunden sind. Mir ist es völlig egal, ob sich Italiener, Briten, Deutsche oder Ös­terreicher, Eurofighter-Manager, Schmiergeldspezialisten oder österreichische Politiker und Beamte bereichert haben. Wir wollen wissen, wer was bekommen hat, und wir wol­len das Geld zurück, und zwar das gesamte Geld.

Mein Ziel ist es, nicht nur den Schaden von 1,1 Milliarden €, sondern das gesamte Geld, alles, bis auf den letzten Euro, bis auf den letzten Cent, zurückzubekommen. Wir wol­len die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler schadlos halten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.) Ich halte das für wichtig.


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Wir werden den Verteidigungsminister in seiner Anstrengung, den Schaden einzukla­gen, mit allen parlamentarischen Mitteln unterstützen, aber wir wollen mehr. Wir wollen schlicht und einfach alles.

Dann gibt es noch einen letzten Punkt, und der heißt: Eurofighter zurück. Ich weiß nicht, wie viel von diesem fliegenden Schmiergeld überhaupt noch flugtauglich ist. Sind es fünf Eurofighter, sind es sieben Eurofighter? Es können sicherlich nicht mehr alle fliegen – zwei sind bereits kannibalisiert, da die Republik Österreich keine Ersatzteile mehr bekommt. Diejenigen, die fliegen können, sollen zurückfliegen, und betreffend die Restlichen werden wir uns vertrauensvoll an die Österreichischen Bundesbahnen wen­den und sie ersuchen, den Rest dieses Glumperts nach Bayern zurückzuführen. (Zwi­schenruf des Abg. Lugar.)

Dann haben wir reinen Tisch gemacht, und darum geht es. Wir können reinen Tisch machen, da  ich sage es noch einmal die Republik hinter uns steht und uns der Ver­teidigungsminister zugesagt hat, dass wir selbstverständlich alle Akten so schnell wie möglich ungeschwärzt bekommen. Diese Zusage alle Akten schnell, ungeschwärzt  ha­ben wir auch vom Justizminister.

Wir werden mit der Staatsanwaltschaft klären, dass wir keine heiklen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindern, und bei unseren Aktenanforderungen und unseren Be­fragungen darauf Rücksicht nehmen, aber eines wird wichtig sein: dass wir, ganz an­ders als beim Hypo-Untersuchungsausschuss – da mussten noch Erfahrungen mit der neuen Verfahrensordnung gesammelt werden –, zeigen, dass ein Ausschuss, präzise auf die wichtigsten Punkte gerichtet, kompakt die Entscheidungen nachvollziehen und so die politische Verantwortung klären und vielleicht auch Hinweise auf die strafrecht­liche Verantwortung geben kann.

Wir werden das in kürzestmöglicher Zeit tun, und wir werden der Republik Österreich zeigen, dass der österreichische Nationalrat, das Parlament nach wie vor das verläss­lichste Instrument zur Aufklärung und Bekämpfung von Korruption ist. Ich freue mich da­rauf, das Vorhaben mit Ihnen gemeinsam beginnen zu können, und bin mir sicher, dass wir im Interesse der Republik Österreich erfolgreich sein werden. Danke. (Beifall bei Grünen und FPÖ.)

12.24


Präsident Karlheinz Kopf: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich Herr Bundesminis­ter Mag. Doskozil zu Wort gemeldet. Herr Bundesminister, Ihre Redezeit soll 20 Minu­ten nicht überschreiten. – Bitte.

 


12.24.30

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Hans Peter Doskozil|: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich meine, dieser Be­schaffungsvorgang und sämtliche Begleiterscheinungen um den Beschaffungsvorgang der Eurofighter haben uns die Medien, die Politik, aber auch die Justiz – in den letz­ten Jahren sehr intensiv beschäftigt.

Wir haben jetzt einerseits im Zuge dieses Untersuchungsausschusses und anderer­seits im Zuge der Strafanzeige mit Privatbeteiligtenanschluss die Möglichkeit, dieses The­ma zu einem Ende zu führen und die Thematik aufzuklären. Ich persönlich bin fest da­von überzeugt, dass dieses Thema aufgeklärt werden muss.

Es ist für mich selbstverständlich – das wurde hier bereits gesagt –, dass wir im Rah­men des Untersuchungsausschusses kooperieren werden, dass wir alle Unterlagen zur Verfügung stellen werden. Auch der Justizminister hat angekündigt, alle Unterlagen un­geschwärzt zur Verfügung zu stellen.


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Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass diese Zusammenarbeit funktioniert. Ich sehe Sie alle bei dieser Thematik als Partner. Nur wenn wir in dieser Causa und in diesem Straf­verfahren, bei dem es darum geht, gegenüber Airbus aufzutreten und dafür zu sorgen, dass das österreichische Steuergeld wieder zurückkommt, auf politisches Hickhack ver­zichten und die parteipolitische Brille abnehmen, werden wir umfassend aufklären. Dass das hier parteiübergreifend gemeinsam und gesamtheitlich möglich ist, hat auch der Be­schluss des Nationalen Sicherheitsrates gezeigt.

Sowohl dieser Beschluss des Nationalen Sicherheitsrates, in dem Unterstützung für die Weiterverfolgung, für das Vorantreiben dieser Strafanzeige bekundet wurde, aber auch der Umstand, dass bereits jetzt seitens der Justiz das Ermittlungsverfahren gegen Air­bus eingeleitet wurde, bestätigen mich in dieser Vorgehensweise.

Wir haben am 16. Februar 2017 eine Strafanzeige mit Privatbeteiligtenanschluss ein­gebracht. Wir haben das nach monatelangem Prüfen aus zweierlei Überlegungen ge­tan. Die erste Überlegung: Für mich ist ganz klar, dass ein derartiges Verhalten, ein der­art auch korruptives, täuschendes, betrügerisches Verhalten eines Konzerns gegen­über der Republik einerseits aufgeklärt und auf der anderen Seite auch geahndet wer­den muss.

Der zweite Aspekt, der natürlich auch wesentlich ist, ist, dass der Schaden wiedergut­gemacht werden muss. Unseren Berechnungen zufolge gibt es einen Schaden, der bis zum Jahr 2016 bis zu 1,1 Milliarden € betragen kann. Der Schaden wird stetig mehr, und ich glaube, alle hier müssen dazu beitragen, dass dieser Schaden wiedergutge­macht wird und dieses Geld, das der Republik, dem Steuerzahler, im Endeffekt auch dem Verteidigungsministerium genommen wurde, zurückgeholt wird. Auch da sehen wir uns dadurch, dass die Staatsanwaltschaft dieses Verfahren aufgenommen und in wei­terer Folge auch das Ermittlungsverfahren gegen diesen Konzern eingeleitet hat, bestä­tigt.

Für mich sind aber zusätzlich noch zwei Aspekte ganz wesentlich. Auf der einen Seite müssen wir uns auch im Ressort die Frage stellen, wie wir künftig mit Beschaffungs­vorgängen umgehen, wie wir uns verhalten, wenn es zukünftig darum geht, Rüstungs­beschaffungen zu machen, denn in dieser Frage geht es auch um das Vertrauen der Bevölkerung. Das Verteidigungsressort genießt das Vertrauen der Bevölkerung. Das Verteidigungsressort hat zusätzliches Budget bekommen, und wir müssen alles daran­setzen, dass wir, wenn wir Beschaffungsvorgänge einleiten, diese so realisieren kön­nen, dass sie dem Vertrauen der Öffentlichkeit gerecht werden.

Deshalb haben wir gleichzeitig mit Erstattung dieser Anzeige auch den Präsidenten der Finanzprokuratur beauftragt, bis Ende Mai dieses Jahres Verhaltensregeln für unser Res­sort zu erarbeiten – Verhaltensregeln, die saubere Rüstungsgeschäfte ermöglichen, die auf jeden Fall auch die Gegengeschäftsproblematik, aber auch die Rolle der Rüstungs­lobbyisten beleuchten. (Abg. Lugar: Es gibt die Regeln! – Zwischenruf der Abg. Moser.)

Ich sage es aus meiner Sicht hier und heute: Ich bin davon überzeugt, dass künftig – wenn entsprechende Ergebnisse auf den Tisch gelegt werden Rüstungsgeschäfte oh­ne Gegengeschäfte unter Ausschluss von Rüstungslobbyisten stattfinden können, und ich bin froh darüber. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Ein zweiter Aspekt, der natürlich für das Verteidigungsressort, aber auch für die Repu­blik wesentlich ist, ist die Frage: Wie geht es mit der aktiven Luftraumüberwachung wei­ter?

Wir haben die verfassungsmäßige Aufgabe, den Luftraum aktiv mit Kampfjets, mit mili­tärischen Mitteln zu überwachen, wir müssen uns aber ganz unabhängig vom Ausgang dieses Strafverfahrens auch die Frage stellen, wie es in dieser Situation – mit einem Flieger, der an und für sich im Betrieb teuer ist, der enorme Kosten verursacht, wenn es


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um Upgrades geht, und der zusätzlich noch einen zweiten Flieger als Trainingsflieger, der jetzt an und für sich nachzubeschaffen wäre, benötigt – mit der aktiven Luftraum­überwachung weitergehen soll.

Auch da haben wir eine klare Vorgabe gemacht: Bis Ende Juni dieses Jahres muss der Kommandant der Luftstreitkräfte unter wirtschaftlichen Aspekten beurteilen, wie künftig militärisch effektiv – das ist die Voraussetzung –, aber kostengünstiger, wirtschaftlich ver­tretbar, auch gegenüber dem Steuerzahler, aktive Luftraumüberwachung stattfinden soll. (Abg. Lugar: Heißluftballon!)

Das bedeutet aber auch ganz offen gesagt, dass es durchaus auch eine Entscheidung geben kann, die aus wirtschaftlichen Überlegungen das Ende des Eurofighter ab einem gewissen Zeitpunkt bedeuten könnte. Dieses Ergebnis wird mit Ende Juni vorliegen.

Nun aber zur Beantwortung der einzelnen Fragen im Detail.

Zu den Fragen 1 und 2:

Ich habe am 21. Feber 2017 an den Vorstandsvorsitzenden der Airbus-Gruppe Dr. Tho­mas Enders einen Brief geschrieben und ihn eingeladen, an der weiteren Aufklärungs­arbeit mitzuwirken.

Dr. Thomas Enders hat am 24. Feber 2017 mit einem Schreiben an Herrn Bundes­kanzler Kern reagiert; dieses Schreiben erhielt ich nachrichtlich. In diesem Schreiben wiederholte der Vorstandsvorsitzende die unsachlichen Vorwürfe seines Konzernspre­chers und benannte abermals Dipl.-Kfm. Denker als Ansprechpartner.

Am 28. Feber 2017 informierte ein Vertreter von Eurofighter den Kommandanten der Luftstreitkräfte über das Interesse von Eurofighter an einer ungestörten Weiterführung der betrieblichen und technisch-logistischen Kooperation.

Am 13. März 2017 wendete sich Dipl.-Kfm. Denker direkt per E-Mail an den Leiter der Task Force Eurofighter und an den Präsidenten der Finanzprokuratur und wiederholte lediglich, dass er Ansprechpartner von Airbus ist.

Zur Frage 3:

Dem Verteidigungsressort ist das Ergebnis der Untersuchungen der von Airbus beauf­tragten Kanzlei Clifford Chance durch Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Wien bekannt. Bekannt ist dem Verteidigungsressort auch, dass Airbus den Status als Opfer im österreichischen Strafverfahren zugesprochen erhielt. Dem Verteidigungsressort ist eine solche aktive Unterstützung der Ermittlungsbehörden nicht bekannt. Nach Kennt­nis des Verteidigungsressorts wurden bis zum heutigen Tage von Airbus und Euro­fighter keine ehemaligen Mitarbeiter zivil- und/oder strafrechtlich zur Verantwortung ge­zogen. Dieses Vorgehen erscheint inkonsequent.

Im Zusammenhang mit der am 16. Februar 2017 eingereichten Strafanzeige des Ver­teidigungsressorts gegen Airbus gibt es bis dato keine inhaltliche substanzielle Stel­lungnahme von Airbus.

Zur Frage 4:

Im Jahr 2013 wurde Dipl.-Kfm. Wolf-Peter Denker von Airbus als sogenannter Vor­standsbeauftragter gegenüber österreichischen Behörden benannt. In einem nachfol­genden Gespräch wurde von diesem gegenüber dem Verteidigungsressort erklärt, dass er betreffend Klärung offener Fragen im Zusammenhang mit der Beschaffung als An­sprechpartner auf Expertenebene fungiere. In weiterer Folge wurden konkrete Anfra­gen der Taskforce von Dipl.-Kfm. Denker nicht beantwortet. Airbus hat an das Verteidi­gungsressort keine Dokumente übergeben und damit die Aufklärungsarbeit der Task­force nicht unterstützt.


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Wie bereits erwähnt, trat Dipl.-Kfm. Denker gestern per E-Mail an den Leiter der Task Force Eurofighter und den Präsidenten der Finanzprokuratur heran und wiederholte bloß, dass er für Anfragen zur Verfügung stehe.

Zur Frage 5:

Eine diesbezügliche Mitteilung von Airbus oder Eurofighter liegt dem Verteidigungs­ressort bis dato nicht vor.

Zu den Fragen 6 und 7:

Das bulgarische Verteidigungsministerium trat im März 2017 im Wege eines dort be­auftragten Rechtsanwalts an das Verteidigungsressort heran und ersuchte um Erfah­rungsaustausch. Soweit der Taskforce bekannt, strengte Bulgarien gegen Airbus ein Schiedsverfahren im Zusammenhang mit behaupteten Korruptionsvorwürfen an, das nun­mehr läuft. Dieses steht im Zusammenhang mit der Beschaffung von Hubschraubern der Typen Cougar und Panther in den Jahren 2006 bis 2009 beziehungsweise 2010 und 2011 durch das bulgarische Verteidigungsministerium.

Das Verteidigungsministerium wird nun einen Anwalt beauftragen, im Rahmen der recht­lichen Möglichkeiten mit seinem Gegenüber in Bulgarien in einen Erfahrungsaustausch zu treten. Dieses Informationsangebot wird auch anderen interessierten Amtskollegen erteilt werden.

Zur Frage 8:

Durch die gewählte Vorgangsweise und die nunmehr eingeleiteten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien konnte sichergestellt werden, dass die in der Anzeige aufge­worfenen Verdachtsmomente des Betrugs strafrechtlich nicht mehr verjähren können.

Darüber hinaus wurde durch die konkretisierte Privatbeteiligtenanschlusserklärung der Finanzprokuratur sichergestellt, dass die zivilrechtlichen Ansprüche der Republik Ös­terreich gegen Eurofighter und Airbus nicht verjähren. Ein solch konkretisierter Privat­beteiligtenanschluss unterbricht nach ständiger Judikatur die Verjährung. Das Vertei­digungsressort hat somit alles unternommen, um die Verjährung der zivilrechtlichen An­sprüche der Republik Österreich gegenüber Airbus und Eurofighter hintanzuhalten.

Zur Frage 9:

Im Rahmen der Task Force Eurofighter werden unter Heranziehung der US-amerika­nischen Rechtsanwaltskanzlei Skadden auch allfällige Verletzungen der US-amerikani­schen Compliance-Bestimmungen geprüft.

Zur Frage 10:

Es laufen derzeit mit zwei Unternehmen, die zum Konzern Airbus gehören, zwei Be­schaffungsvorhaben. Diese Beschaffungsvorgänge sind zur Aufrechterhaltung des Flug­betriebes und somit der Luftraumüberwachung notwendig. Das betrifft zum einen Er­satzteile und zum anderen ein Triebwerkupdate.

Zur Frage 11:

Abhängig von den Ergebnissen des Strafverfahrens und der Beurteilung des Komman­danten der Luftstreitkräfte über Optionen der zukünftigen Ausrichtung der Luftraumüber­wachung wären im Falle des Weiterbetriebes des Eurofighter zwei befristet abge­schlossene Verträge, nämlich über die Wartung der Eurofighter sowie über den Trai­ningssimulator, zur Aufrechterhaltung im Dezember 2018 und im Mai 2019 zu verlän­gern.

Zur Frage 12:

Die unter der Leitung des Präsidenten der Finanzprokuratur Dr. Wolfgang Peschorn im Verteidigungsressort eingesetzte Arbeitsgruppe zum Thema Compliance – saubere Be-


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schaffung wird bis Ende Mai den auf Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse erarbei­teten umfassenden Maßnahmenkatalog vorlegen.

Zur Frage 13:

Das Verteidigungsressort verfügt derzeit über keine Informationen, dass in laufenden Beschaffungsvorgängen derartige Rüstungslobbyisten tätig sind, ich kann jedoch nicht ausschließen, dass Rüstungslobbyisten verdeckt für Anbieter tätig sind. Wie bereits er­wähnt, sollen im Zuge des Projekts Compliance – saubere Beschaffung entsprechende Maßnahmen zur nachhaltigen Hintanhaltung derartiger Vorgänge, die sich aufseiten des Anbieters abspielen, erarbeitet werden.

Zu den Fragen 15 und 16:

In den letzten zehn Jahren wurden Gegengeschäfte im Zusammenhang mit mehreren Rüstungsbeschaffungen eingefordert. Es handelt sich um ein Update des Transport­hubschraubers AB-212 und die Lebensdauerverlängerung der Panzerabwehrlenkwaffe BILL, Beschaffungen von Mehrzweckfahrzeugen Iveco, Beschaffung im Bereich militä­rischer Flugfunk, Upgrade der Fliegerabwehrlenkwaffen Mistral sowie die Beschaffung des Truppenfunksystems Conrad.

Aktuell läuft eine Ausschreibung S-70 Black Hawk, Avionik-Ersatz. Ein Anbieter hat ein Gegengeschäftsangebot übermittelt, und es wird derzeit geprüft, ob dieses Gegenge­schäftsangebot im Bieterprozess zu berücksichtigen ist.

Mit Wirksamkeit vom 3. März 2017 wurde die Verpflichtung zur Erbringung von Gegen­geschäften im Zusammenhang mit Rüstungsbeschaffungen durch das Verteidigungs­ressort ausgesetzt. Es handelt sich bis zum Vorliegen der Ergebnisse der Arbeitsgrup­pe zum Thema Compliance – saubere Beschaffung, wie bereits zur Frage 7 ausgeführt, um eine vorläufige Maßnahme.

Zur Frage 17:

Es gibt dazu Hinweise, die bei der Erstellung der Sachverhaltsdarstellung berücksich­tigt wurden, die sich insbesondere aus dem bekannten Vector-Netzwerk samt der da­zugehörigen Broker- und Subbroker-Strukturen ergeben. Es besteht der Verdacht, dass dieses Netzwerk von Eurofighter und Airbus aus gesteuert wurde.

Konkret finden sich die diesbezüglichen Ausführungen in den Sachverhaltsdarstellun­gen in den Randziffern 200 bis 205. So lautet Randziffer 203 wörtlich:

Damit wird der Verdacht begründet, dass von damaligen Entscheidungsträgern und füh­renden Mitarbeitern von Eurofighter und Airbus eine unternehmensähnliche Verbindung geschaffen wurde, welche dazu dienen sollte, wiederkehrende strafbare Handlungen zu setzen, um sich zu bereichern und anderen Personen eines Berater- und Interes­sennetzwerks Vermögensvorteile zu verschaffen, welchen keine adäquate Gegenleis­tung gegenüberstand. – Zitatende.

Hiedurch wird der Verdacht der Begehung des Verbrechens der kriminellen Organisa­tion gemäß § 278a StGB geäußert. Darüber hinaus wird diesen Hinweisen bereits seit Längerem auch von der Staatsanwaltschaft Wien nachgegangen, die dem Verdacht nach­geht, dass die von EADS Deutschland bezahlten Gelder an Vector aus dem Unterneh­men geschleust wurden und Korruptionszwecken dienen sollten.

Selbstverständlich wurden und werden sämtliche Hinweise, welche der Taskforce in die­sem Zusammenhang zur Kenntnis gelangen, an die zuständige Staatsanwaltschaft Wien weitergeleitet. Die Taskforce wird auch in Zukunft diesen Hinweisen nachgehen und dadurch die Ermittlungsbehörden unterstützen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

12.41



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 82

Präsident Karlheinz Kopf: Wir gehen nun in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von insgesamt 25 Minuten zukommt.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


12.41.29

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Verteidigungsminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist gut, dass es zu diesem Minderheitsverlangen gekommen ist, und deshalb zuallererst ein­mal: Respekt gegenüber dem Verteidigungsminister, dass er hier wirklich in einer muti­gen Art und Weise die schon vor seiner Amtszeit eingesetzte Taskforce aktiviert hat! Die Frage, die sich stellt, ist: Was hat die Taskforce bis zu Ihrem Amtsantritt als Vertei­digungsminister eigentlich getan? Ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie Verteidigungsminister geworden sind, dürfte sich der Schlafmodus dann doch verändert haben – ich stelle das einmal so in den Raum –, und man dürfte ihren Vorgaben entsprechend aktiv tätig ge­worden sein, was dann schließlich zu dieser Strafanzeige geführt hat.

Unter anderem – Respekt, wem Respekt gebührt! – Peter Pilz hat mit seinen Informa­tionen offensichtlich einen Beitrag zu dieser Strafanzeige geleistet. Das war ja auch der Hintergrund, warum ich, als das dann gemacht wurde, öffentlich eingefordert habe, mir bitte diese Strafanzeige und die näheren Hinweise zu übermitteln; es hat dann leider Gottes ein bisschen gedauert, bis das erfüllt wurde.

Zum Glück haben Sie dann aber dafür Sorge getragen, den Nationalen Sicherheitsrat über die Bande, nämlich über den Herrn Bundeskanzler, einzuberufen, um dort die Strafan­zeige vorzulegen und Gelegenheit zu geben, meiner Forderung endlich nachzukom­men. Ich sage auch, wir sollten öfters einen Kaffee trinken gehen, Herr Peter Pilz, denn da kommen wir dann zusammen und können einmal reden. Bei allen Unterschieden, die es zwischen uns beiden politisch gibt – das war keine Liebesheirat, im Gegenteil –, ist es doch wichtig, sich auszutauschen, Informationen auszutauschen. Das war gut und richtig, denn dadurch ist das, was ich eingefordert habe, dann auch erfolgt, und da hat­te man dann auch eine Entscheidungsgrundlage. Da war für mich dann klar, selbstver­ständlich alles zu unternehmen, um mit diesem Minderheitsverlangen von FPÖ und Grü­nen eine Untersuchung sicherzustellen.

Ich rufe in Erinnerung: Der Nationale Sicherheitsrat hat die Strafanzeige einstimmig un­terstützt, und das ist gut so, weil wir alle den möglichen Schaden – und der kann, wie Sie gesagt haben, über 1,1 Milliarden € betragen – im gemeinsamen Interesse, im In­teresse der Republik und der österreichischen Staatsbürger zurückfordern wollen. Das ist, glaube ich, außer Streit gestellt.

Beim zweiten Punkt schaut es schon anders aus. Ich erinnere an das Jahr 2006. Als ich es bei der Nationalratswahl geschafft habe, die Freiheitliche Partei wieder ins Parla­ment zurückzuführen und auch wieder einen Klub sicherzustellen, war es eine unserer ersten maßgeblichen Entscheidungen unter mir als Klubobmann der Freiheitlichen Par­tei, einen Untersuchungsausschuss zu sichern.

Ich kann das durchaus auch in Erinnerung rufen und lobend erwähnen: Es waren Klub­obmann Cap und damals auch Peter Pilz, die mit mir gemeinsam diesen Eurofighter-Untersuchungsausschuss durchgesetzt haben. Damit hatte man nämlich durchaus in manchen Sektoren des Parlaments keine große Freude. Es war auch wichtig, damals zusätzlich den Banken-Untersuchungsausschuss einzusetzen.

Es geht natürlich darum, dass wir jetzt eine lückenlose Aufklärung sicherstellen, weil es ja auch eine Vorgeschichte dazu gibt. Der erste Untersuchungsausschuss ist abgedreht


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worden. Das war skandalös! Es war skandalös, weil man heute weiß, dass der dama­lige Verteidigungsminister in den Verhandlungen mit EADS wahrscheinlich auch auf­grund einer Vorgabe des damaligen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer eine solche Position eingenommen hat. Ich glaube, dass der ehemalige Verteidigungsminister Da­rabos das nicht einfach alleine so gehandhabt hat und die Entscheidung nicht alleine getroffen haben wird, sondern dass ihm da sehr wahrscheinlich im Hintergrund sein da­maliger Parteifreund und Bundeskanzler Gusenbauer schon entsprechend mitgeteilt ha­ben wird, was er zu tun hat.

Das gilt es, aufzuklären, denn so kann man nicht agieren; das ist zum Nachteil der Re­publik. Dieser Untersuchungsausschuss ist aber skandalöserweise abgedreht worden. Es ist gut, dass wir jetzt dort fortsetzen, auch angesichts dessen, dass es diesmal kei­ne Schwärzungen in den Materialien aus den Ministerien – zumindest aus dem Vertei­digungsministerium – mehr geben wird und dass es neue Hinweise und uns übermittel­te Unterlagen gibt. Da wird also sicherlich noch einiges auftauchen.

Es ist wichtig, festzuhalten, dass wir natürlich nicht Tribunal sind und auch nicht Ge­richt. Wir sind ein Untersuchungsausschuss, ein parlamentarischer Untersuchungsaus­schuss, der letztlich die politische Verantwortung zu klären hat. Wir haben natürlich nicht selbst Ermittlungen vorzunehmen – das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft. Wir kön­nen aber unseren Beitrag dazu leisten, dass das eine oder andere vielleicht noch zum Vorschein kommt. Wir haben die politische Verantwortung festzustellen, und zwar in al­len Bereichen, ganz gleich, wer auch immer welchen Rang innehatte oder innehat, ganz gleich, wer da betroffen ist, ganz gleich, bei welcher Partei jemand tätig gewesen ist.

Jeder, der sich da etwas zuschulden kommen lassen hat, jeder, der die Republik ge­schädigt hat, jeder, der korrupt gehandelt hat, jeder, der Schmiergeldzahlungen ange­nommen hat, jeder, der zum Schaden der österreichischen Steuerzahler tätig gewesen ist, hat zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das ist der entscheidende Punkt, und das gehört auch zur Qualität der Sauberkeit, wenn man das ernst meint. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

So gesehen ist wichtig, dass es dieses Minderheitsverlangen gibt, denn der Ausschuss kann nun nicht einfach so abgedreht werden. Falls dem einen oder anderen vonseiten der Regierungsparteien vielleicht irgendein Fluchtmodus im Hinterkopf vorschwebt: Bei der nächsten Wahl werden die sicherlich zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn man da glaubt, in Neuwahlen flüchten zu müssen, unter welchen Vorgaben auch immer, weil diese Regierung dann nicht mehr kann oder nicht mehr will, dann werden Neuwahlen wahrscheinlich nicht zu verhindern sein, dann werden aber auch Sie die Verantwortung dafür tragen, dass Sie dadurch weitere Untersuchungen im Untersuchungsausschuss verhindert haben. Dazu kann ich gleich jetzt von dieser Stelle aus sagen: Wenn Sie diesen abdrehen, werde ich Garant dafür sein, dass er nach der nächsten Nationalrats­wahl fortgesetzt wird. Dabei werden wir nicht tatenlos zusehen. (Beifall bei der FPÖ.)

In diesem Zusammenhang vielleicht ein kleiner historischer Rückblick, weil der einfach notwendig ist, weil das immer wieder etwas anders dargestellt wird – nur ein kleiner, Sie erlauben: 2002, die Beschaffung. Wir wissen, dass damals von Herrn Bundeskanz­ler Schüssel, von Herrn Bartenstein und von anderen vonseiten der ÖVP, vonseiten der damaligen FPÖ, vonseiten des Regierungspartners FPÖ, von Grasser und Scheibner die Entscheidung über Nacht plötzlich verändert wurde.

Natürlich ist das den freiheitlichen Funktionären schon damals sehr aufgestoßen, und das hat ja auch zu der Situation geführt, dass sich die sogenannten Rebellen, wie sie damals in allen Zeitungen genannt worden sind, gegen die konstruktiven Kräfte dieser Regierung aufgelehnt haben. Da sind ja die Rebellen – auch ich war damals darunter – von der Medienlandschaft als destruktiv bezeichnet worden. Das will ich lediglich in Er­innerung rufen. Das hat ja dann zu dieser heftigen Kritik bis nach Knittelfeld geführt, wo


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ein Sonderparteitag einberufen wurde, weil die gesamte freiheitliche Basis gesagt hat: Das ist nicht mehr unsere Partei! Das ist nicht mehr unsere Parteispitze, die handelt nicht mehr im Interesse der österreichischen Bürger und der eigenen Parteibeschlüsse!

Das hat ja dann 2005 auch zur Spaltung geführt. Heute sind all die Persönlichkeiten, die damals mit der ÖVP, mit Schüssel und Co diese Entscheidungen getroffen und zu verantworten haben, geschlossen beim BZÖ, und das ist gut so. Das ist gut so, denn es zeigt, dass wir schon damals in der eigenen Partei die Reinigungskraft gehabt ha­ben, Vorgänge, die zu Recht zu kritisieren und aufzuklären sind, nicht toleriert haben und auch nicht dabei zugesehen haben. – Das ist ein ganz wichtiger Punkt, nur um der Wahrheit Genüge zu tun. (Beifall bei der FPÖ.)

In der Anzeige des Verteidigungsministers wird die Firma Airbus – zu Recht oder zu Unrecht, das wird das Gericht klären müssen, aber es ist schon sehr plausibel – be­schuldigt, den österreichischen Käufer vorsätzlich getäuscht, ja, betrogen und ihm da­mit diesen Schaden zugefügt zu haben. Natürlich ist es richtig, anzumerken, wie es denn sein könne, dass sich die gesamte Regierungsmannschaft und so viele Beamte, so viele Profis täuschen und betrügen lassen. Da ist natürlich der Verdacht nahe lie­gend, dass der eine oder andere da in einem Netzwerk mitgespielt hat, um einen sol­chen Betrug und eine solche Täuschung überhaupt erst möglich zu machen. Natürlich ist das evident, und genau dem muss man auch nachgehen.

Es sind die gesamten Netzwerke zu beleuchten, die im Raum stehen – selbstverständ­lich auch kriminelle Netzwerke –, und dabei natürlich als erster Punkt die Vergleichs­verhandlungen, denn sonst verjährt das nach zehn Jahren. Da wird dann eben auch die Rolle des ehemaligen Bundeskanzlers Gusenbauer eine entsprechende sein, denn es geht um die Frage, wie es kommt, dass ein Bundeskanzler, der noch im Wahl­kampf 2006 „Sozialfighter statt Eurofighter“ plakatieren lassen hat, damals nicht im In­teresse der Republik sicherstellen konnte, dass eine Verkaufsrückabwicklung stattfin­det, die möglich gewesen wäre. Er hätte die Möglichkeit dazu gehabt, da der Vertrag von EADS nicht eingehalten, ja gebrochen wurde und nicht der bestellte Mercedes, sondern ein VW-Käfer geliefert wurde. Damit wäre der gesamte Schaden für die Repu­blik und den Steuerzahler zu bereinigen gewesen.

Da hat es aber offensichtlich andere Interessenlagen gegeben, und da hat es vielleicht sogar eine Weisung von Herrn Gusenbauer, dem damaligen Kanzler, an den Verteidi­gungsminister gegeben. Noch einmal: Ich glaube nicht, dass der die Entscheidung al­leine getroffen hat. So gesehen ist das aufzuklären, und das ist, wie gesagt, rasch auf­zuklären, da ja sonst im Juli die Verjährung nach zehn Jahren eintritt; man muss das al­so rechtzeitig und richtig beleuchten.

Selbstverständlich ist es auch notwendig, die Entwicklungen bei den Gegengeschäften zu beleuchten, auch das haben wir formuliert, denn darunter sind ja viele da oder dort akzeptabel, manche jedoch gar nicht. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.) Na­türlich ist das in einer Gesamtbetrachtung von uns in den vier Punkten richtig formuliert und richtig bewertet.

Schlusssatz: Ja, Aufklärung auf allen Ebenen – dem wird sich niemand verweigern kön­nen! Dafür hat in diesem Fall die Minderheit Sorge getragen, und das ist gut so. Manch­mal muss man sich zusammenraufen, damit etwas Gutes herauskommt. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

12.52


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Klubobmann Mag. Schieder. – Bitte.

 


12.52.10

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Verteidigungsmi­nister! Sehr geehrte Damen und Herren! Das heutige Thema, nämlich letztlich die Ein-


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setzung eines Untersuchungsausschusses zum Thema Eurofighter, ist ein sehr ernstes Thema in dieser Republik, und ich bin in erster Linie einmal Verteidigungsminister Dos­kozil dankbar dafür, dass er diese neuen Untersuchungen ermöglicht und vorangetrie­ben hat. Es waren die Ergebnisse der Taskforce, die ans Tageslicht gebracht haben, dass es sich verdichtende Hinweise darauf gibt, dass die Republik Österreich vom Eu­rofighter-Konzern getäuscht worden ist und dass sich diese Täuschung auch im Zah­lenwerk des Eurofighter-Konzerns wiederfindet, nämlich auch mit diesen vermuteten 184 Millionen € Schmiergeld.

Daraus ergibt sich ganz eindeutig der Auftrag, nicht nur Anzeige zu erstatten, sondern letztlich auch die politische Aufklärung zu ermöglichen. Genau aus diesem Grund ha­ben wir ja auch vor einiger Zeit die neue Geschäftsordnung beschlossen, nach der ein Untersuchungsausschuss mit Unterstützung lediglich eines Viertels der Abgeordneten als eingesetzt zu betrachten ist, und das ist richtig so, denn die politische Aufklärung, die politische Suche nach der Verantwortung und den Chancen für die Republik, Geld zurückzuholen, ist ganz, ganz wichtig.

Die Taskforce hat hervorgebracht, dass die Republik getäuscht und hinters Licht ge­führt wurde, dass sie vom Eurofighter-Konzern betrogen wurde, und daher stellt sich die Frage: Was ist damals passiert? Es stellt sich aber auch die Frage: Warum erfolgte 2002 diese Typenentscheidung? Wer hat damals davon profitiert? Warum wurde im letz­ten Moment, obwohl alle Unterlagen auf andere Typen hingedeutet haben, dann doch für den Eurofighter entschieden? Vieles davon ist schon untersucht worden, einiges da­von liegt noch im Dunkeln.

Was untersucht worden ist, waren, wie wir wissen, viele Skandale. Ich erinnere nur an die 6 Millionen € Schmiergeld und Werbegeld, die der damalige FPÖ-Werber Rumpold bekommen hat. Lauter solche Dinge sind schon ans Tageslicht gekommen, aber ganz klar weiß man noch immer nicht, was da abgelaufen ist. Viele Leute sind der Meinung und davon überzeugt, dass beim Abfangjägerkauf nicht alles sauber gelaufen ist. Allein die Tatsache, dass vor der Typenentscheidung maßgebliche Personen ihre Meinung, die sie zuvor monatelang mit Härte verteidigt haben, binnen einer Woche geändert ha­ben, bringt jeden zum Schluss, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann, und daher ist es richtig, wenn das auch wieder untersucht und neu aufgerollt wird.

Die politische Verantwortung für den Kauf ist nicht schwer zu untersuchen, die ist ganz einfach festzustellen. Dazu braucht man nur in die Geschichtsbücher zu schauen. Wer war im Juli 2002 in der Regierung? – Es waren Schwarz und Blau, und die haben diese grundsätzliche Entscheidung natürlich auch zu verantworten. Die haben zu verantwor­ten, dass wir dieses Krempelwerk, wie man ehrlich sagen muss, denn es ist teuer und nicht funktionsfähig, heute noch haben; und dieses Krempelwerk stinkt auch nach Schmiergeld – von damals bis heute, 15 Jahre lang!

Die umfassende Aufklärung liegt ganz klar vor uns. Es war für mich und für die sozial­demokratische Fraktion nicht nur klar, dass wir für dieses neue Möglichkeitsregime für Untersuchungsausschüsse sind, sondern dass wir auch alles unternehmen werden, um bei der Aufklärung maßgeblich mitzumachen. Das heißt, wir haben unser Team fi­xiert, wir haben dafür gesorgt, dass es ein Minderheitsrecht gibt, und wir werden jetzt daran mitarbeiten, natürlich auch deshalb, weil unser Verteidigungsminister den Stein der Aufklärung ja letztlich ins Rollen gebracht hat.

Worum geht es? – Es geht um die politische Verantwortung, es geht darum, die Sach­frage zu klären, wie Österreich vom Eurofighter-Konzern hinters Licht geführt worden ist, was da passiert ist. War man unfähig? War man blind? Oder wurde man unfähig und blind gemacht, weil Schmiergelder geflossen sind? Und wenn ja, wer hat diese ge-


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nommen, wer hat sie dann wofür verwendet beziehungsweise auch wie verbucht oder nicht verbucht?

Was aber noch viel wichtiger ist, ist, dass wir jetzt die Grundlage dafür schaffen, dass eine Wiedergutmachung möglich wird, das heißt, dass die Klage gegen den Euro­fighter-Konzern dazu führt, dass gegebenenfalls der wirtschaftliche, finanzielle Scha­den, den die Republik durch diese arglistige Täuschung während der letzten 15 Jahre erlitten hat, auch wiedergutgemacht wird, sprich, dass es eine Vermögenswiedergut­machung gegenüber der Republik gibt. Das noch wichtigere Ziel ist es, dass ganz klar ist, dass wir diese Lobbyistenstruktur in unserem Land überhaupt nicht wollen – und schon gar nicht bei Beschaffungsvorgängen.

Es war ab dem ersten Tag, an dem die Lobbyisten bei dieser Flugzeugbeschaffung zu laufen begonnen haben, klar, dass am Schluss irgendwelche grauslichen Korruptions­fälle herauskommen. Daher müssen wir jetzt mit diesem Untersuchungsausschuss si­cherstellen, dass alle Lobbyisten im Land wissen: Wenn die Republik Österreich ir­gendetwas bestellt, dann brauchen sie nicht zu glauben, dass sie hintenherum ihre oder andere Taschen füllen können, denn wir wollen in Zukunft nur mehr ganz, ganz sau­bere Beschaffungsvorgänge! (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Abg. Strache: Da müss­ten die Vorleistungen bei Saab Gripen auch noch untersucht werden!)

12.57


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Klubobmann Dr. Lopatka. – Bitte.

 


12.57.40

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Herr Präsident! Herr Verteidigungsminis­ter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! – Das ist sicherlich ein guter und richtiger Zugang, wenn es um die politische Arbeit hier im Parlament geht. Umso glaubwürdiger ist dieser Zugang, wenn man ihn überall wählt, nicht nur hier auf Bundesebene. Ich werde später noch darauf zu sprechen kommen.

Wir debattieren ja in Wirklichkeit im Rahmen dieser Dringlichen Anfrage die Einsetzung des zweiten Eurofighter-Untersuchungsausschusses. Da gibt es Einigkeit im Haus, wenn es darum geht, volle Aufklärung und entsprechende Transparenz an die Spitze zu stel­len. Es gibt aber dann schon Unterschiede.

Herr Bundesminister, ich war immer der Auffassung, dass für Kriminalfälle die Justiz zu­­ständig ist und wir hier im Parlament die politische Verantwortung zu klären haben. Da­her habe ich diese Vermischung jetzt und auch in der „Kronen Zeitung“ nicht ganz ver­standen, wenn Sie sagen: „Ich unterstütze das Parlament bei der Aufklärung des Krimi­nalfalls.“ – Ich sage: Sie haben das Parlament zu unterstützen, wenn es um die politi­sche Verantwortung geht, warum also zum Beispiel dieser Vertrag im Jahr 2007 so zu Ungunsten der Republik abgeändert worden ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Pilz hat ja seinen Vergleich mit Mercedes und Lada schon gebracht. Ich meine, wir sind hier bei einer Type geblieben, aber es reicht ja schon, wenn man den An­spruch auf ein neuwertiges Fahrzeug hat und sich dann mit einem Gebrauchtwagen zu­friedengibt. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Das Zweite: Ja, ich will auch Geld zurück, wenn es uns zusteht, aber das ist eine zivil­rechtliche Auseinandersetzung, die vor Gericht zu führen ist. Schafft man es vor den Gerichten nicht, dann geht es darum, im Vergleichsweg etwas zu erreichen. Da wird der Untersuchungsausschuss – da müssen wir ehrlich sein – in der Sache nur wenig da­zu beitragen können. Der Untersuchungsausschuss kann große Beiträge leisten, wenn es darum geht, die politische Verantwortung klar herauszuarbeiten. Ich bin auch der Auf­fassung, dass niemand zu schonen ist. Da ist so vorzugehen, wie es ja der Antrag auch ganz klar von der Abfolge her festgelegt hat.


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Wir haben nach diesem neuen Regelwerk schon beim Hypo-Untersuchungsausschuss aktiv mitgearbeitet und auch ganz bewusst wieder die Fraktionsführerin Gabriele Ta­mandl nominiert, weil sie auch beim letzten Untersuchungsausschuss schon von unse­rer Seite her ein Garant dafür war, dass alles getan wird, damit es zur Aufklärung kommt.

Das Zweite, was uns so wichtig war, als wir diese Reform vorgenommen haben, war – und Kollege Pilz, Sie werden sich noch erinnern können, dass ich sehr darauf gedrängt habe, damit eben ein politisches Tribunal verhindert wird; wenn Politiker am Werk sind, ist immer die Gefahr gegeben, dass man im politischen Hickhack steckenbleibt –, dass es einen Verfahrensrichter gibt und dass die Auskunftspersonen durch einen Verfah­rensanwalt auch entsprechend geschützt werden. (Abg. Schieder: Woher weißt du das?) Oberlandesgerichtspräsident Dr. Walter Pilgermair hat im letzten Untersuchungsaus­schuss dafür gesorgt.

Ich habe vor Kurzem von der Frau Präsidentin die Mitteilung bekommen, dass alle Frak­tionen zugestimmt haben, dass wir mit dem ehemaligen Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Ronald Rohrer wieder einen anerkannten Spitzenjuristen hier haben, der uns als Verfahrensrichter zur Seite stehen wird. Er wird gemeinsam mit dem Ver­fahrensanwalt dafür sorgen, dass dieses Recht, das die Minderheit hat, einen Untersu­chungsausschuss einzusetzen, dann auch in der tagtäglichen Arbeit mit entsprechen­der juristischer Begleitung von der Sache her geleitet ist und nicht von politischen Er­wägungen.

Da muss ich schon sagen: Wenn es um Aufklärung geht, sieht es natürlich in anderen Teilen der Republik völlig anders aus. In der Bundeshauptstadt Wien – Kollege Pilz hat sich zu Recht Sorgen um Steuergeld gemacht hat – gibt es auch vieles, was man un­tersuchen müsste. Die „Salzburger Nachrichten“ schreiben vor wenigen Tagen: „Skan­dalstadt Wien“, „Millionenbetrug bei Gemeindebauten, Fördermissbrauch bei Kinder­gärten: Die Stadt Wien kämpft an vielen Fronten mit Korruption.“ (Abg. Kogler: Dem fällt immer was ein!) Wo sind hier die Grünen, frage ich mich, um dafür einzutreten, dass die Minderheitsrechte, die wir auf Bundesebene haben, auch endlich in Wien zur Umsetzung kommen? (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schieder: Die gibt es ja schon län­ger!) – Nein, es gibt kein Minderheitsrecht in Wien, eine Auskunftsperson zu laden. Es gibt kein Minderheitsrecht in Wien! (Abg. Schieder: Oja! Das, was du sagst, ist falsch!) – Nein, Auskunftspersonen zu laden ist kein Minderheitsrecht in Wien. (Abg. Brosz: Was ist in Niederösterreich? Dort ist das nicht möglich!)

Ich weiß schon, dass Sie das, was die Skandale betrifft, jetzt nervös macht, wenn die „Salzburger Nachrichten“ von „Skandalstadt“ schreiben. (Abg. Kogler: Niederösterreich!) Ich sage Ihnen, worum ich mir Sorgen mache: um die Finanzsituation in unserer Bun­deshauptstadt! (Der Redner hält eine Grafik zunächst mit der falschen Seite nach oben in die Höhe, auf der eine ansteigende und eine absinkende Linie dargestellt sind.)  Ich muss das ja richtig halten, damit Kollege Schieder das auch genau sieht. München ist SPD-regiert. Im Jahr 2005 hatte Wien eine Verschuldung von 1,5 Milliarden €, jetzt sind es 5,97 Milliarden €; München hatte 3,41 Milliarden € Schulden, jetzt 0,7 Milliar­den €, also 700 Millionen €. (Abg. Schieder: Wieder falsch!) Da sieht man, dass es hier (auf die ansteigende Linie zeigend) in die falsche Richtung geht, hier (auf die abfallen­de Linie zeigend) in die richtige Richtung. Da Sie das nervös macht, bin ich mit Wien auch schon zu Ende. (Abg. Schieder: Sie sind nervös! Sie lenken vom Thema ab!) – Nein, ich lenke nicht vom Thema ab.

Es geht in beiden Fällen um Steuergeld, es geht in beiden Fällen um einen Kriminalfall. Und weil Sie das ansprechen: 93 Beschuldigte gibt es allein bei Wiener Wohnen – 93 Beschuldigte! (Abg. Brosz: Dann reden wir über Niederösterreich!) Meine Damen und Herren, beides hat mit Steuergeld zu tun, und wir sind für das Steuergeld verant-


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wortlich, ob es Bundessteuergeld ist oder ob es Bundesländer betrifft. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn Sie das nicht verstehen wollen, kann ich Ihnen nicht helfen. Ich sage Ihnen auch – und ich bleibe beim Steuergeld –, dass dieser Vergleich, den der Verteidigungsminister getroffen hat, ein schlechter Vergleich für die Republik war. (Abg. Kuntzl: Jetzt werden Sie nervös! Was hat das damit zu tun?) Das hat der Rechnungshof festgestellt. (Neu­erlicher Beifall bei der ÖVP.)

Hier stimme ich zu 100 Prozent mit Abgeordnetem Pilz überein: Wenn man sich statt mit ungebrauchten, fabriksneuen mit gebrauchten Flugzeugen zufriedengibt, wenn man auf neuwertiges Material verzichtet und dann diesen Tausch dahin gehend macht, dass dann, wenn man ein Gebrauchtfahrzeug hat, noch Probleme auftauchen, Ersatzteile zu bekommen, die das Ganze dann verschlimmern, dann ist es so, dass dieser Vergleich natürlich keiner war, der uns Geld gespart hat. (Abg. Strache: Gleich ein Klumpert kau­fen!)

Der Rechnungshof hat sehr genau herausgearbeitet, was da verloren gegangen ist. Der Verzicht auf drei Eurofighter: insgesamt 222 Millionen €; der Wegfall bei sechs Stück, was das Selbstschutzsystem, das Infrarotsuchsystem betrifft: 69 Millionen €. Und so könn­te ich weiter auflisten. Der Rechnungshof sagt, dass nur zwei der 15 Geräte tatsächlich als ungebraucht oder fabriksneu zu bezeichnen sind, die anderen nicht.

Auf Seite 52 sagt der Rechnungshof: „Für die Änderung von Tranche 2- auf Tranche 1-Konfiguration und für die Vermeidung der Umrüstung war im Vergleich kein anteiliger Preisnachlass nachvollziehbar ausgewiesen.“ Allein diese Änderung hat wieder mehr als 32 Millionen € an Schaden – sage ich – verursacht. Das ist vom Verteidigungsmi­nister im Alleingang gemacht worden. Er hat fälschlicherweise im ORF behauptet, dass die Finanzprokuratur dabei gewesen sei. – Das stimmt nicht! Es war auch das Finanz­ministerium nicht eingebunden, und dass wir diesen Alleingang des Verteidigungsmi­nisters hier untersuchen werden, halte ich für richtig. (Zwischenruf des Abg. Weninger.)

Ich halte auch die anderen Themenkomplexe für richtig, zu diesen hat es aber schon 50 Sitzungen gegeben, mehr als 100 Auskunftspersonen waren geladen. Wir werden se­hen, was wir diesmal an Neuem finden werden. (Abg. Kogler: 100 Kilo schwarze Ak­ten!) – Auch das ist zu untersuchen. Kollege Kogler, ich bin nicht dagegen. Wir sind für Aufklärung und Transparenz, aber insbesondere sind wir dafür, dass wir in allen Berei­chen der Republik auf das Steuergeld schauen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kogler: Schwarze Minister, schwarze Akten, schwarze Kassen! – Abg. Lopatka – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: Das haben wir geändert! – Abg. Kogler: Vielleicht die schwar­zen Kassen!)

13.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


13.06.55

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Meine Damen und Herren! Nur die kleine Fußnote: In Niederöster­reich gab es noch nie einen Untersuchungsausschuss, dort gibt es nicht einmal ein Min­derheitsrecht, um einen solchen zu beantragen, aber das möchte ich heute gar nicht diskutieren. (Ruf bei der SPÖ: Dort gibt es ja nichts zu untersuchen!)

Zurück zur Sache: Die Sache ist, dass wir heute gemeinsam im Sinne der Steuerzahle­rinnen und Steuerzahler, im Sinne der Republik Österreich ans Werk gehen und end­lich aufklären, aufdecken und zurückfordern können.

Herr Minister Doskozil, herzlichen Dank für Ihre Unterstützung – nicht nur im Vorfeld, sondern auch jetzt, hier und heute. Die Beantwortung – und darum geht es ja in der Sa-


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che – der Dringlichen Anfrage war wirklich sehr umfassend. Ich habe selten eine solch korrekte Antwort gehört, und ich sitze schon lange in diesen Reihen.

Damit kommen wir auch zur Sache, nämlich zum Kernpunkt, dass wir derzeit noch Flug­zeuge zur Flugabwehr haben, die uns alleine mit den Betriebskosten – da war ja die Darbietung im Nationalen Sicherheitsrat wirklich sehr beeindruckend – im Militärbud­get, im Sicherheitsbudget faktisch erschlagen. Ich nenne keine Details, es herrscht ja Vertraulichkeit, aber wir wissen – und auch in der Öffentlichkeit ist bekannt –, dass der Eurofighter nicht nur bei der Anschaffung kein Geschäft, sondern eine reine Gegenge­schäftssache zugunsten derjenigen war, die die Schmiergelder kassiert haben. Das war ein großes Geschäftsfeld für die Lobbyisten, für diejenigen, die die Taschen gefüllt haben. Das war ein Geschäft zulasten der SteuerzahlerInnen, zulasten der Republik.

Dieses Geschäft war aber nicht nur miserabel und geradezu kriminell – danke auch für die deutliche Darstellung der kriminellen Aspekte bei den letzten beiden Anfragen –, son­dern dieses Geschäft geht auch permanent jedes Jahr zulasten des Budgets des Lan­desverteidigungsministeriums, weil ja die Betriebskosten, die Kosten für die Nachrüs­tungen, die notwendigen Hardware- und Softwaregeschichten explodieren. Wir haben uns da eine Flugzeugtype eingehandelt, die wirklich eine Totalhypothek auf die Zukunft ist.

Das wollen wir rückgängig machen. Darum ist es auch so wichtig, dass dieser Unter­suchungsausschuss wieder tagt, dass dieser Ausschuss dort fortsetzt, wo er entspre­chend einem Sideletter oder einem Aspekt des Vertrags mit der Republik 2007 abge­dreht wurde, und dass endlich diese Akten, die wir damals schwarz hatten, heute schwarz auf weiß vorliegen, sodass man sie lesen kann, sie verfolgen kann, sodass man end­lich zugunsten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler das Geschäft rückabwickeln kann. Dann würden wir uns sehr, sehr viel ersparen, und, Herr Minister, Ihre Ausführungen er­mutigen mich in dieser Richtung. – Danke auch für die Kooperationsbereitschaft – wie gesagt, es geht auch um die Kooperation mit der Justiz.

Wir haben diese bereits im vergangenen Ausschuss zu Recht ordentlich handhaben können und haben auch diesmal die Möglichkeit, auf gewisse Aktenlieferungen zu ver­zichten, aber dann später in die Tiefe zu gehen und damit – und das ist wichtig – die Aufklärung auf der Ebene der politischen Verantwortung voranzutreiben. Das geht, oh­ne die Aufklärung auf der zivilrechtlichen oder strafrechtlichen Ebene zu konterkarie­ren, zu lähmen oder irgendwie zu blockieren. Wir brauchen diese Parallelaktion! Herr Minister, Sie sind mir auch ein Garant für diese Parallelaktion, damit wir hier im Parl­ament korrekt an die Arbeit gehen können, rasch an die Arbeit gehen können, zielstre­big und strukturiert, auch dank der neuen Verfahrensordnung.

Frau Kollegin Tamandl, ich hoffe, dass ich in Ihnen eine gute Partnerin haben werde, was die strukturierte Abhandlung der einzelnen Kapitel und die zielorientierte Aufklä­rungsarbeit anlangt. Ich hoffe, dass wir dann binnen eines Jahres ein Ergebnis haben, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern das sich in den Taschen der Steuer­zahlerInnen vor allem spüren lassen kann, auch nicht zuletzt beim Budget des Verteidi­gungsressorts.

Danke auch den Mitarbeitern im Ressort, die dafür sehr viel geleistet haben, die auch teilweise hier anwesend sind, und vor allem der Taskforce, die dank Ihrer Unterstüt­zung jetzt wirklich in Kooperation mit der Finanzprokuratur dafür Sorge trägt, dass die Republik einen Nutzen von zehn und mehr Jahren grüner Aufklärungsarbeit hat. Das gestatten Sie mir noch zum Schluss: Danke, Peter Pilz! (Beifall bei den Grünen.)

13.1


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1


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Bernhard. – Bitte.

 


13.12.02

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Seit wenigen Tagen ist es tatsächlich fix, dass dieser Untersuchungsausschuss kommt. Das heißt, dass für jene Abgeordneten, die in die Materie quereinsteigen, auch erst seit wenigen Tagen die Möglichkeit besteht, sich mit dem Thema vertiefend zu be­schäftigen.

Es gibt ein relativ klares Bild, sowohl was die Historie betrifft, was meine Vorredner auch schon angesprochen haben, als auch was die Verwobenheit – das haben bis jetzt schon die Medienberichte zutage gebracht – anlangt: zwischen der Bundespolitik, teilweise auch der Landespolitik, der Verwaltung, die sehr oft, einfach der Politik hörig, keine eigenstän­digen Entscheidungen trifft, der Wirtschaft, die nicht nur von den Gegengeschäften pro­fitiert, sondern teilweise wiederum viel zu nahe an den politischen Entscheidungen dran ist; selbst Sportklubs sind anscheinend involviert. (Abg. Fekter: Nicht „anscheinend“! 3 Millionen hat Rapid gekriegt!) – Danke, Frau Fekter, Sie gelangen dann sicherlich noch zu Wort. (Abg. Kogler: Das sind sogar Grüne! Sturm hat nichts bekommen! Das sind Schwarze!)

Es ist tatsächlich auch so, dass wir hier ein Bild vor uns haben, dass einzelne Unter­nehmer und Unternehmerinnen Beraterverträge in Millionenhöhe haben, wobei man sich fragen muss, wofür diese Beraterverträge waren, wohin das Geld überwiesen wurde, was damit bewirkt wurde und wohin es verteilt wurde. Diese Fragen sind vollkommen offen.

Ich denke, dass ein Nebenschauplatz auch die Kompetenz der damaligen Regierung sein muss. Ich möchte hier zwei kleine Beispiele herausziehen, die wir bereits erhalten haben, die einfach zeigen, mit welch fehlender Kompetenz auch der Bestellvorgang und die Vertragsverhandlungen erfolgt sind.

Bei den ausgelieferten Fahrzeugen gibt es beispielsweise das Thema der Lackierung: Die Information von hochrangigen EADS-Mitarbeitern war, dass Österreich die vorge­schlagene standardmäßige Lackierung des Fluggeräts – die ist natürlich am Himmel auch leicht erkennbar – abgelehnt hat und eine eigene Farbe vorgeschlagen hat. Was ist passiert? – Das erste ausgelieferte Flugzeug musste von Hand ablackiert und neu gefärbt werden, weil die Farbe nicht vorhanden war. Es ist dann, um nicht alle Flugzeu­ge von Hand ablackieren und neu lackieren zu müssen, beschlossen worden, dass die Universität Innsbruck ein eigenes Verfahren zu entwickeln hat, um die Flugzeuge ab­zulackieren und neu zu lackieren. Der Farbunterschied ist übrigens mit freiem Auge kaum erkennbar. Dieses Entwicklungsverfahren der Universität Innsbruck wurde natür­lich von der Republik bezahlt. Jetzt kann man sagen, dass das eine Art Forschungs­prämie ist, aber es ist grundsätzlich ziemlich versenktes Geld.

Ein anderes Beispiel: Wir haben die Flugzeuge mit der NATO-Ausrüstung bestellt und hatten dann ein sehr teures Downgrading zu bezahlen, weil wir als Nicht-NATO-Land diese Ausrüstung nicht haben dürfen. Der Kaufpreis samt Downgrading war höher als die Kosten für neue Flugzeuge ohne die Ausrüstung. – Das sind schon Fragen, die man sich stellen muss, und man müsste sich ansehen, wo da die Kompetenz bleibt.

Wir werden – das ist ja auch vom Herrn Minister und auch vom Kollegen Pilz ange­sprochen worden – natürlich einen Beitrag ohne Parteibrille leisten, wir werden die Per­sonen benennen, die wir hier als Zeugen haben wollen, und die richtigen Fragen stel­len. Wir werden nicht plump auf ÖVP, FPÖ oder SPÖ hinweisen, wir werden uns aber auch kein Blatt vor den Mund nehmen.

Ich möchte noch auf einen anderen Punkt hinweisen, der aus unserer Sicht sehr wich­tig ist, nämlich auf die Frage des Learnings, wenn das Parlament einmal erfolgreich war. Wenn es beim Untersuchungsausschuss zur Hypo Alpe-Adria erfolgreich war,


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wenn es bei parlamentarischen Enqueten erfolgreich war – da gab es vom Klimawan­del über zahlreiche andere Themen bis zu CETA einige –, dann gibt es eine gemeinsa­me Erkenntnis der Parlamentarierinnen und Parlamentarier: dass etwas getan werden muss. Es gibt dann aber keine Gesetzesmaterie, die beschlossen wird; es gibt Arbeits­gruppen, die in Ministerien oder sonst irgendwo eingesetzt werden, die dann über Jahr und Tag verhandeln, ohne dass etwas passiert. Ziel muss es neben der Klärung der politischen Verantwortung sein, dass wir uns strengere Richtlinien in Politik und Ver­waltung und überall, wo es notwendig ist, geben, auch in der Konzernwirtschaft, damit der Verdacht der Korruption gar nicht mehr aufkommen kann, damit Spielregeln klarer sind. Das brauchen wir!

Zum Schluss: Wir brauchen hier klare Gesetze und ein Transparenzpaket; das hat es bis jetzt nicht in ausreichendem Maß gegeben. Entsprechend allen Vorrednerinnen und Vorrednern wollen auch wir wenn möglich das Steuergeld zurück. – Danke für Ihre Auf­merksamkeit. (Beifall bei den NEOS.)

13.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Lugar. – Bitte.

 


13.16.58

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wir wissen ja schon seit Beginn dieser Affäre, dass gelogen wurde, dass betrogen wur­de, dass bestochen wurde und dass gegen jede Vernunft gehandelt wurde. Das ist ja nichts Neues, das wissen wir schon seit damals. Die Frage ist: Was hat sich geändert? Warum gibt es jetzt ein Bemühen, da Aufklärung zu leisten? Die Antwort ist ganz ein­fach: Weil die Regierung, vor allem die SPÖ, plötzlich bereit ist, Aufklärung zuzulassen. Das ist ja die Situation, die wir vorfinden. Das heißt, wir wussten ja, dass vieles im Ar­gen lag, aber die Aufklärung wurde von jenen verhindert, die auch mit involviert waren.

Mittlerweile gibt es eine Fraktion, die das jetzt auch offensiv betreibt. Die Frage ist nur, warum wir jetzt einen Untersuchungsausschuss machen, wenn sich doch endlich die Regierung dazu durchgerungen hat, eine strafrechtliche Ahndung in die Wege zu lei­ten. Der Staatsanwalt ist beauftragt, zu ermitteln, herauszufinden, wer denn tatsächlich das Geld genommen hat. Genau darum geht es ja: Es geht in erster Linie darum, wer das Geld bekommen hat und wie die Verbindung zwischen dem, der das Geld bekom­men hat, und den Politikern, die die Entscheidung getroffen haben, ist. Darüber spre­chen wir ja. Wenn ein Schüssel oder auch ein Finanzminister die Entscheidung, die man im Vorfeld gefasst hatte, plötzlich revidiert und sich plötzlich für ein anderes Mo­dell entscheidet, obwohl das gegen jede Vernunft ist, dann ist die Frage: Hat das mit Zah­lungen an gewisse Personen zu tun? – Das ist die Frage, die zu stellen ist.

Bevor wir nicht wissen, wer das Geld bekommen hat, und bevor wir nicht jene dingfest machen können, die das Geld bekommen haben, tun wir uns auch ganz schwer, diese Beziehung zwischen den Politikern, die entscheiden, und jenen, die das Geld nehmen, herzustellen. Deshalb ist es aus meiner Sicht komplett unsinnig, diesen Untersuchungs­ausschuss viel zu früh einzusetzen, denn zuerst müssten wir einmal schauen, was die Staatsanwaltschaft herausfindet, um jene dingfest zu machen, die das Geld bekommen haben, um die Verbindung zur politischen Verantwortlichkeit herzustellen.

Deswegen ist es ein bisschen eigenartig, dass Herr Pilz so vorprescht und alle anderen Fraktionen nach dem Motto: Wenn ihr nicht zustimmt, dann seid ihr in diesen Skandal mit involviert!, praktisch erpresst, dass sie zustimmen, statt dass man die Staatsan­waltschaft einmal arbeiten lässt. Wenn man die Ergebnisse hat, kann man in die politi­sche Verantwortung gehen. Wir hätten jetzt auch noch einiges andere aufzuklären.

Ich weiß, warum Herr Pilz das macht: Das ist eine Art Überlebenskampf innerhalb der eigenen Fraktion, dem das geschuldet ist, wozu er uns, das ganze Parlament, als Sta­tisten missbraucht. (Abg. Kogler: He, he!) Wir hätten noch etwas viel Wichtigeres auf-


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klären können, und da gab es aber keine Diskussion von Herrn Pilz. Herr Pilz hat ge­sagt: Nein, der Eurofighter muss es zu diesem Zeitpunkt sein, weil ich das parteiintern so brauche!, statt dass wir die Dinge aufgeklärt hätten, die wir tatsächlich aufklären soll­ten. (Ruf bei der SPÖ: Stronachs Machenschaften?)

Der größte Skandal, den wir erleben – dagegen ist der Eurofighter um diese 2 Milliar­den €, die das in Summe gekostet hat, ja ein Sonderangebot gewesen –, ist diese Flücht­lingslawine, die von der Regierung über uns hereingebracht wurde und für die wir je­des Jahr 2 Milliarden € zahlen!

Für das Geld, das wir deshalb ausgeben, weil die Regierung ganz bewusst und gegen jedes Gesetz, gegen jede Regel die Grenzen aufgemacht hat, können wir uns jedes Jahr Eurofighter kaufen. Wir erinnern uns noch, als wäre es gestern gewesen, als man über Monate hinweg darüber diskutiert hat, ob ein Zaun gemacht werden soll oder eine Türe mit Seitenteilen, als man ein paar Tausend an der Grenze angeblich nicht kon­trollieren konnte, weil es nicht möglich gewesen sei. Das hat man uns damals erzählt.

Dazu hätte ich gerne einen Untersuchungsausschuss, damit wir die damalige Innen­ministerin fragen können (Zwischenruf des Abg. Brosz): Erklären Sie uns einmal, wa­rum man 5 000 Leute an der Grenze nicht kontrollieren kann! Wieso geht das nicht? Wa­rum musste man über Monate die Leute ins Land lassen, die Probleme verursachen, für die wir jetzt jedes Jahr 2 Milliarden € oder wahrscheinlich noch mehr zahlen? – Das ist die Frage. (Zwischenruf des Abg. Krainer.) Da gibt es eine politische Verantwor­tung! Und da gibt es auch noch keinen Staatsanwalt, der das untersucht, und auch den Herrn Kern, der sich hier organisiert als Schlepper betätigt hat. (Abg. Kogler: Geh bit­te! – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Da gibt es noch keine Anklage und auch sonst nichts! Da hätte man die politische Verantwortung natürlich klären können. – Aber nein, man macht, um dem Herrn Pilz die Überlebenschancen in der eigenen Partei ... (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Entschuldigen Sie bitte, Herr Abgeordneter! Sie (in Rich­tung SPÖ) werden mir die Sitzungsführung überlassen, und ich werde gegebenenfalls etwas sagen. Das ist, glaube ich, meine Aufgabe und nicht Ihre! (Neuerliche Zwischen­rufe bei der SPÖ.) – Bitte, Herr Abgeordneter Lugar, setzen Sie fort!

 


Abgeordneter Ing. Robert Lugar (fortsetzend): Das heißt, wir haben viel aufzuklären in diesem Land. Jetzt gibt es diesen Untersuchungsausschuss – man hat leider nicht vorher darüber gesprochen, weil Herr Pilz einfach über alle drübergefahren ist. Es soll so sein, und wir werden natürlich mitarbeiten. Wir werden natürlich unseren Beitrag leis­ten, um für Aufklärung zu sorgen, wobei ich natürlich überzeugt davon bin, dass auf­grund der Entschlagungsmöglichkeiten, die Sie geschaffen haben, indem Sie den Unter­suchungsausschuss zeitgleich mit den Untersuchungen des Staatsanwaltes machen, nicht viel herauskommen wird. Aber seis drum: Wir werden unser Bestes tun, um in die­ser Sache Aufklärung zu leisten. Danach aber sollten wir uns endlich um die Flücht­lingskatastrophe kümmern, denn die ist bewusst politisch herbeigeführt worden. Hier soll­ten wir auf jeden Fall die politische Verantwortung aufklären! Das wäre wichtig. – Vie­len Dank. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.21

13.21.48*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Lugar, Schlepperei ist eine strafbare Tat. Deswegen erteile ich Ihnen für den Vorwurf der Schlepperei einen Ordnungsruf.

*****

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kogler. – Bitte.

 



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13.22.43

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Aufgrund der Beiträge meines Vorred­ners sowie des ÖVP-Klubobmanns wird verwischt, dass es sich eigentlich – in der Ab­folge – um eine Sternstunde oder zumindest um eine Zwischensternstunde des Parla­mentarismus handelt, und ich werde Ihnen anhand einiger Punkte erklären, warum das so ist.

Jetzt stellt sich nach jahrelanger Arbeit einzelner Abgeordneter – warum die halt häufig in der grünen Fraktion anzutreffen sind, ist eine andere Frage – ein Muster heraus: Bei der BUWOG sehen wir dieses Muster wie auch bei der Hypo und anderen Banken so­wie erst recht bei der Beschaffung der Eurofighter – mit allen Nebengeräuschen, die uns bis heute im Nachhall verfolgen. Es ist ein Muster, dass es immer einzelne Abgeordne­te sind, im besten Fall einige miteinander, aber nie das ganze Haus.

Jetzt aber haben wir das erste Mal die Chance – und ich glaube, der Begründer, An­tragsteller und Mentor dieser ganzen Angelegenheit, Kollege Pilz, hat es erläutert –, dass wir über weite Strecken als gesamtes Parlament vorgehen können, und zwar im Interesse der Republik. Damit besteht auch die Möglichkeit, die andere Seite genauer zu untersuchen und uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Ich will da nur an andere Untersuchungsausschüsse erinnern.

Jetzt ist es eine völlig neue Situation. Jede Untersuchung ist anders, aber nicht so sehr deshalb, weil die Skandalmuster andere sind, sondern weil es eine Frage ist, wie sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier aufstellen und ob sie miteinander – und nicht da oder dort gegeneinander – arbeiten. Diese Chance besteht.

Das wollte ich einleitend festhalten, denn das ist wirklich neu. Wir werden aber auch sonst noch einige Sternstundenelemente herausfiltern können.

Mir geht es jetzt darum, einen Beitrag zu leisten, um herauszufinden – man kann es sich dann im Protokoll wieder durchlesen, es ist zum Teil ein Erinnerungswerk –, was uns hilft, Geld zurückzuholen – das soll man nicht vergessen –, und was uns hilft, allfällige Komplizenschaften in der österreichischen Verwaltung, aber möglicherweise bis hin zu Regierungsmitgliedern aufzudecken, was ja primär der Auftrag ist – denn die Firma allein könnten wir ohnedies nicht untersuchen –; und so wird es auch eingehängt wer­den, da bin ich sehr zuversichtlich.

Ohne Vorverurteilungen vornehmen zu wollen: Die Faktenlage ist und war – ich werde es Ihnen erklären – immer schon erdrückend. Das ist das Dramatische, und deshalb ist es – erlauben Sie mir den Ausdruck – eine gewisse Genugtuung, eine persönliche klei­ne Sternstunde, dass es jetzt hier noch einmal so kommt. Ich werde Ihnen noch erklä­ren, welche Spuren immer schon da waren.

Die Komplizenschaft wird sicher ein aktuell relevantes Thema werden. Die Vorwürfe der Beeinflussung bis hin zu Schmiergeldzahlungen waren ja schon da, bevor das Be­schaffungswerk richtig begonnen hatte – das muss man sich alles wieder in Erinnerung rufen, was auch für das Aufsetzen der Ausschussarbeit nützlich sein wird –: Schmiere­reien bei der Beschaffung und auch bei den sogenannten Gegengeschäften. Diese mussten für alles Mögliche herhalten, und wie sich im Nachhinein herausstellte, sind sie der beste Weg für die Schmiergeldkanäle. Auch dies war bereits in der Prognose ent­halten. Auch dazu werden wir unsere Erinnerung kurz nachschärfen.

Ganz wichtig und am Schluss – in 10 Minuten geht sich nicht mehr aus – noch ein paar Worte zur Rolle der Justiz. Diese haben wir bis jetzt ein bisserl gnädig behandelt, wir wollen ja auch mit ihr zusammenarbeiten.

Auffällig ist jedoch schon – und ich komme zum Ausgangspunkt zurück und möchte jetzt alles nacheinander aufrollen –, dass bei all diesen Fällen – BUWOG, Hypo, Euro­fighter – die Justiz die längste Zeit inaktiv, wenig aktiv und jedenfalls kein Verbündeter


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der Aufklärer war und dass immer erst die Arbeit Einzelner von außen, seien es Abge­ordnete – ich habe sie schon genannt, auch die Kollegin Gabriela Moser und ihre Ar­beit zum Thema BUWOG – oder andere, dass erst deren jahrelange Arbeit gegen größte Widerstände an verschiedenen Stellen dieser Republik dazu geführt hat, dass etwas an­gegangen wurde. Und hätten nicht Einzelne in diesem Haus die Einrichtung der Kor­ruptionsstaatsanwaltschaft, so wie wir sie jetzt abgekürzt nennen, durchgesetzt, wären viele Dinge möglicherweise bis heute nicht in der gleichen Form aufgeklärt, denn da ist endlich einmal etwas weitergegangen.

Insgesamt – und ich switche jetzt sozusagen zwischen erfreulichen Mitteilungen und Re­sümees und weiteren Vorwürfen hin und her – ist es tatsächlich eine gute Angelegen­heit. Wenn man sich anschaut, mit welchen Instrumentarien der Untersuchung wir in den Neunzigerjahren noch dagestanden sind und wie es da zugegangen ist, muss man sagen, es ist einiges gelungen.

Das ist sicher auch der Hartnäckigkeit des Nationalrates im Allgemeinen oder eben der einzelnen Personen hier zu verdanken – allein schon die Einrichtung der Korruptions­staatsanwaltschaft. Da ist etwas weitergegangen.

Mit Sicherheit ist es auch ein Erfolg, dass die Ausschüsse nicht mehr abgedreht wer­den können. Das ist hier schon referiert worden und gilt jetzt auch für diesen.

Bei dieser Gelegenheit beginne ich nun mit der Rückblende: Das Abdrehen des dama­ligen Eurofighter-Ausschusses ist ja mehr als ein Skandal für sich. – Das wird jetzt im Übrigen mit untersucht, was ich sehr löblich finde. Das ist uns ja beim Hypo-Ausschuss verweigert worden. – Wir erinnern uns: In einer parallelen Kommandoaktion ist dies der ÖVP, die ja 2006/2007 beide Ausschüsse, Eurofighter und Banken, nicht wollte – Letz­terer entwickelte sich nämlich im Mai/Juni, als das Abdrehen vorbereitet wurde, schnur­stracks zum Hypo- beziehungsweise zum Raiffeisenausschuss –, gelungen, ist dies mehr oder weniger uno actu unter einem Klubobmann Schüssel, der damals auf parlamenta­rischer Seite die Fäden gezogen hat, angegangen worden.

Ich hoffe – und das ist jetzt der Vorteil, dass das mit ein Untersuchungsgegenstand wurde –, dass man diese Fragen genauer aufklären können wird, denn im Hypo-Aus­schuss hat sich der damalige Klubobmann und immer noch Ex-Kanzler Schüssel sozu­sagen unter Geleitschutz vieler Abgeordneter auf die Flucht begeben. Das wird ihnen diesmal nicht gelingen, denn jetzt steht es im Untersuchungsauftrag.

Es erlaubt die Zeit jetzt nicht mehr, alles zu rekapitulieren, denn es führt nämlich zu ganz anderen Fragen neben jener, dass wir unser Geld zurückorganisieren wollen. Im­merhin – ein kleiner Einschub – handelt es sich um einen Betrag von 1 Milliarde € auf­wärts, nach oben offen, je nachdem, wie man die Schadenssumme ansetzt und was wirklich zurückholbar ist. lch erinnere daran, dass auch die Untersuchungen in anderen Untersuchungsausschüssen einen Beitrag dazu geleistet haben, dass Geld zurückge­holt werden konnte. Das sollten wir alle allen draußen – wie es so schön heißt – mit­teilen, weil ja auch die Einrichtung der Untersuchungsausschüsse nicht immer von je­der und jedem nachvollzogen wird. Es ist auch gar nicht einmal der Hauptzweck von Untersuchungsausschüssen, aber, wenn es einmal um Milliardenbeträge geht, ein sehr, sehr nützlicher Nebeneffekt, wie ich meine, der auch angestrebt wird.

Ich bin zuversichtlich, dass da ziemlich viel gelingen wird, auch dank der Kooperation der Bundesregierung oder eines wesentlichen Teils der Bundesregierung, was eben­falls neu und erfreulich ist. – Respekt, Herr Bundesminister! Ich schließe mich da dem Kol­legen Pilz an.

Jetzt die Einspeisungen aus der Vergangenheit: Was können wir zu dieser vermuteten Komplizenschaft sagen? Es beginnt im Jahr 2001 – das muss man sich vorstellen! –, dann Juli 2002: Typenentscheidung, Juli 2003: Vertragsunterzeichnung. Bereits vor der


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Typenentscheidung haben sich die Anzeichen verdichtet, dass geschoben wird, dass sich die Balken biegen.

Ja, da waren wir mit diesen Feststellungen noch ziemlich alleine. Darauf wird man aber schauen müssen, wenn es darum geht, wer sich warum wie verhalten hat. Es war ja nicht einmal so, dass die Gripen-Entscheidung, die aufgelegt war, so sauber gewesen wäre. Auch da hatten wir schon die Beweise, dass sich Gripen ins System einge­schleust und die Ausschreibung mitbestimmt hatte. Die Ausschreibung war auf Gripen gezogen. Das war das Lustige. Sie hätten es auch gewonnen – auch nicht sauber –, doch dann ist es über Nacht Eurofighter geworden.

Ich erinnere an eine 33-köpfige Bewertungskommission, die es nicht schwergehabt hat, den Gripen als Erstgereihten auszuweisen. Das wurde aber dann umgeschmissen. Wo­für brauchen wir 33 Bundesheerangehörige, wenn dann ohnedies alles umge­schmissen wird, weil es politisch anders gewollt wurde? – Genauso war es doch, es ist bereits erwähnt worden! Diese Vorgänge sind quasi Voraussetzung und Einbegleitung in diesem Untersuchungsausschuss, weil – ich sage es noch einmal – ganz offensicht­lich bestimmte Leute mit den zu erforschenden Interessen die Entscheidung umgedreht haben.

Wenn man sich daran erinnert, dass Eurofighter nur aufgrund einer im Nachhinein her­beigezauberten Finanzierungsvariante überhaupt pro forma besser sein konnte, um das Ganze noch irgendwie zu kaschieren: Schon damals hat man gesehen – ich bin jetzt im Jahr 2002 –, dass hier getrickst wurde, so viel nur möglich war.

Das hat Sie damals alles nicht interessiert, obwohl es schon erkennbar und evident war, denn nicht nur mir und Peter Pilz sind diese Akten zugespielt worden, auch ande­ren. Trotzdem haben Sie es gegen die entsprechenden Warnungen durchgezogen.

Der größte Schmäh war natürlich diese Gegengeschäfterei. Wir erinnern uns: Scheib­ner war immer gegen Gegengeschäfte – zu Recht, genauso wie Sie jetzt, weil so etwas nur Plunder ist.

Wenn wirklich etwas passiert, wird das vorher eingerechnet. In der Regel finden Ge­gengeschäfte, die behauptet werden, wenn es nützliche wären, nie statt. Das kann man ja gar nicht beweisen. Wofür sie aber immer gut sind, ist, das abzulösen, was vor vier­zig Jahren der gute alte schwarze Koffer war, da die Gegengeschäfte natürlich ein wun­derbarer Mechanismus sind, um Schmiergeldnetzwerke besser aufzusetzen. Wenn je­mand dahinterkommt, sagt man halt: Na ja, da wurde irgendetwas zum Anleiern von Ge­gengeschäften etabliert.

Genauso ist es auch in diesem Fall, nur sind wenige Gegengeschäfte angeleiert wor­den, denn die sehe ich bis heute nicht.

Dies wäre ein eigener Punkt, den wir aber aussparen, denn in Wirklichkeit war mit der Vector-Aerospace-Sache der Schluss gesetzt. Genau dort wurde der Ausschuss ab­gedreht. Darum setzen wir jetzt fort. Genau dort haben wir gesehen, wie es läuft. Das ist die große Kiste des Schwindels, die hier aufzudecken ist. So gesehen fügt es sich, dass mehrere Fraktionen erkennen, wo man fortsetzen muss. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.) Ich würde nur nicht ganz vergessen, was damals war, denn so würde sich nämlich die Fragestellung sehr schnell erhellen und erkennbar werden, dass mit Sicherheit geschmiert wurde, da die Dinge anders nicht erklärbar sind. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


13.33.30

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Meine Damen und Herren auf der Galerie und


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vor den Bildschirmen! Heute ist mehrmals bei den unterschiedlichen Fraktionen ein sehr positiver Ansatz aufgeflammt. Lassen Sie mich dazu einige Feststellungen machen: Es war schon dieses Haus, und es ist schon ein Paradigmenwechsel, wenn man das so will. Kollege Lugar ist jetzt nicht hier; ich kann mich an seine Ausführungen bei den Verhandlungen zu dieser neu gestalteten Verfahrensordnung erinnern. (Ruf bei den Grü­nen: Er war ja dagegen!) – Genau! Alle Verhandler wissen das noch. Wir, die Verhand­ler, haben uns damals im Wissen, was das für eine Umstellung ist, auch dazu bekannt. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Ich weiß schon, warum jetzt mit einem Muss – denn es hätte auch anders sein kön­nen – ein Minderheitsausschuss eingesetzt wird. Das hätten wir uns alles ersparen kön­nen, auch aus Zeitgründen, aber das Minderheitsrecht haben wir seinerzeit so gewollt, so angelegt und schlussendlich so beschlossen – daher keine Diskussion dazu.

Es gibt aber auch eine neue Qualität, wie ein Minister mit dem Prüfergebnis einer Task­force umgeht. Ich sage es nur für jene, die nicht dabei waren – denn ich bin ja nicht al­leine dort gesessen –:

Das Erste, noch bevor er die Öffentlichkeit informiert hat, war, dass er die Bereichs­sprecher eingeladen und – im Beisein der Spitzen der Taskforce – gesagt hat: Meine Her­ren, das wurde mir vorgelegt – die Herren sollen euch das selber sagen –; dazu gibt es nur einen Weg, nämlich die Anzeige. – Ende.

Jeder, der sich in die Situation hineindenkt, weiß: Wenn dir als verantwortlicher Funk­tionär so etwas vorgelegt wird, bleibt dir nichts anderes übrig, dann musst du im Inter­esse der Österreicherinnen und Österreicher, im Interesse der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Anzeige erstatten. – Punkt.

Das ist eine gänzlich neue Qualität: Noch bevor es die Öffentlichkeit gewusst hat, wa­ren wir eingeladen, sind hingegangen – wir wussten nicht, was da los ist – und haben die Infos bekommen. Der gesamte Ablauf ist in der Zwischenzeit eigentlich ein ganz neuer.

Natürlich: Wären die Flugzeuge seinerzeit nicht gekauft worden, hätte es die ganze Situation im Jahr 2007 nicht gegeben; das ist ja alles durchgängig. Jetzt aber haben wir die Chance, wenn wir mit diesen Inhalten und Fragen – ich will das Wort fair jetzt gar nicht in den Mund nehmen, ich sage es so: korrekt umgehen, dann kann das ös­terreichische Parlament im Interesse der Österreicherinnen und Österreicher, der Steu­erzahler, einen weiteren Meilenstein setzen.

Eines wissen wir nämlich alle: Die Staatsanwaltschaften werden mit der Kriminalpolizei alle Erhebungen durchführen. – Das ist ja keine Frage, das zu tun ist schließlich auch nicht unsere Aufgabe. Wir aber müssen unterscheiden: Was sind die strafrechtlichen und die zivilrechtlichen Punkte, und was sind unsere? Wir sind aufgerufen und einge­setzt, um im Interesse dieses Hauses die politischen Abläufe so weit wie möglich und so gut wie möglich aufzuklären.

Ich glaube, je offener, desto besser. – Ich zitiere jetzt Minister Doskozil, der von vorn­herein gesagt hat, er versucht, die Parteiperspektiven auszublenden. – Das wird viel­leicht für den einen oder anderen machbar sein, weil er es gelernt hat, aber wenn wir jetzt im Querschnitt denken, wird es sehr schwierig werden. Als SPÖ-Fraktionsführer la­de ich trotzdem dazu ein, dass wir es wirklich versuchen.

Diese neue Vorgangsweise hat es noch nie gegeben, und das nicht nur, weil wir ein neues Gesetz haben. Ich glaube, wir sollten diesen Weg verstärken und ihn ganz ein­fach auch dementsprechend positiv beenden. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Pilz.)

Es hat mich auch sehr gefreut, und es wurde heute auch von Klubobmann Strache als Erstem, glaube ich, erwähnt – ich weiß es nicht mehr, denn das haben mehrere ge­sagt –, dass sich im Nationalen Sicherheitsrat alle Fraktionen – wir haben darüber ei-


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nen eigenen Beschluss gefasst und das auch von der Geheimhaltung ausgenommen und so weiter – hinter den Minister gestellt haben und sagen: Wir wollen diese Sache aufklären.

Ich bitte bei dieser Diskussion nur um eines – heute ist es ganz kurz nur aufgeflackert, ich hoffe aber, wir halten das auch in der Ausschussarbeit durch –: Versuchen wir, dem österreichischen Bundesheer, dem wir in den letzten Monaten wieder Atem einge­haucht und Mut gemacht haben, nicht durch verkehrt laufende Diskussionen irgendei­nen Schaden zuzufügen. Ich glaube, dass die Soldatinnen und Soldaten im Großen und Ganzen hervorragende Arbeit leisten; dafür sollten wir ihnen immer danken und den Rü­cken stärken.

Es ist aber auch im Interesse des Budgets des Verteidigungsministeriums, denn es ist auch zu beurteilen – und es wurde ebenfalls offen, fair und transparent berichtet, dass das noch im ersten Halbjahr von den zuständigen Fachleuten zu entscheiden ist –, wie wir denn in Zukunft mit der Frage der Luftraumüberwachung umgehen. Was kann man sich leisten? Was kann sie kosten? Was ist technisch sinnvoll? Was ist für das Militär, für die Soldatinnen und Soldaten sinnvoll? Ich glaube, wenn wir das sachlich abarbei­ten, haben wir nicht nur der Sache zu einem wirklich großen Durchbruch verholfen, son­dern auch diesem Haus auf dem Weg zu einem selbstbewussten Parlament und schluss­endlich auch dem österreichischen Bundesheer und der Gerechtigkeit. Ich lade Sie zu dieser Arbeit sehr herzlich ein! (Beifall bei der SPÖ.)

13.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Steinacker. – Bitte.

 


13.39.38

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Oscar Wilde hat einmal gesagt: „Das Ergebnis mancher gründlichen Untersuchung steht fest – bevor sie angestellt wird.“

Meine Damen und Herren, genau das darf uns in diesem Untersuchungsausschuss bei der Aufklärungsarbeit, die wir als Parlamentarier in Wahrnehmung unserer politischen Verantwortung zu leisten haben, nicht passieren.

Wir haben – es wurde ja heute das Verlangen auf Einsetzung eines Untersuchungs­ausschusses eingebracht – einen der schärfsten Kontrollmechanismen, die es in Ös­terreich überhaupt gibt, und wir im Hohen Haus werden alles tun, um sachlich zur Auf­klärung der entsprechenden Angelegenheiten rund um das Thema Eurofighter beizutra­gen.

Meine Damen und Herren, unsere Aufgabe ist die politische Verantwortung. Die straf­rechtliche Verfolgung, die strafrechtliche Aufklärung, das strafgerichtliche Verhalten – all diese Dinge werden von den Staatsanwaltschaften und Strafgerichten zu beurteilen sein.

In drei europäischen Mitgliedstaaten, nämlich in Italien, Deutschland und vor allem in Österreich, laufen strafrechtliche Verfahren gegen Airbus, Eurofighter und das Netz­werk rundherum, die Firmen und die Offshore-Konten. Die Staatsanwälte und Staats­anwältinnen in der Staatsanwaltschaft Wien und die ermittelnden Beamten im Bundes­kriminalamt befinden sich mitten in diesen Aufklärungsarbeiten. Ganz besonders ihnen ist es zu verdanken, dass wir zusätzliches Basismaterial für unsere Aufklärungsarbei­ten haben.

Manchen hier im Hohen Haus kann manches nicht schnell genug gehen. Ich denke, wir müssen auch diese Ergebnisse immer wieder in unsere Arbeit einfließen lassen und gut überlegen, wann wir in welchen Bereichen entsprechende Akten anfordern. Nicht zu vergessen ist: Mir als Juristin und als Obfrau des Justizausschusses ist es wichtig,


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dass im Sinne der österreichischen Steuerzahler die Zusammenarbeit mit den Ermitt­lungsbehörden und insbesondere auch mit den Staatsanwaltschaften exzellent ver­läuft, auch im Sinne derjenigen, die zur Verantwortung zu ziehen sind, ob politisch oder strafrechtlich von Gerichten. Es geht um viel Steuergeld, eine hohe Summe, die wir gar nicht einschätzen können, darum ist lückenlose Aufklärung angesagt.

Im letzten Untersuchungsausschuss – der erste nach der neuen Verfahrensordnung – haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Justizmi­nisterium und den entsprechenden Staatsanwaltschaften sehr gut funktioniert hat. Un­sere gute Gesprächsbasis war die Basis dafür, dass es bei diesen heiklen Ermittlungs­arbeiten kaum Leaks von Akten gab. Ich gehe davon aus, dass sich alle Kolleginnen und Kollegen bei diesem neuen Untersuchungsausschuss an die Geheimhaltungsver­pflichtungen halten werden und dass es zu keinen Missverhältnissen kommen wird.

Wer mich kennt, weiß, dass ich der politischen Sacharbeit hohen Stellenwert einräume. Ich stehe nicht für politisches Kleingeldwechseln oder für substanzlose Anschuldigun­gen; das hat meiner Ansicht nach nicht nur für mich, sondern für uns alle, die in diesem Untersuchungsausschuss tätig sind, hohe Relevanz. Nüchterne und sachliche Aufklä­rungsarbeit, akribisches Arbeiten und die Wahrnehmung unserer politischen Verant­wortung sind angesagt. Ich glaube, wir können an einer neuen politischen Kultur arbei­ten, an einem neuen Miteinander im besten Sinne der Aufklärung für unser Land.

Als neutraler Staat bekennen wir uns zur umfassenden Landesverteidigung und natür­lich auch zum Schutz des österreichischen Luftraums. Für mich und uns alle in der ÖVP steht der hohe Stellenwert des österreichischen Bundesheeres außer Frage. In Zei­ten, in denen Krisenherde vermehrt ausbrechen, nur 1 500 Kilometer entfernt ein Krieg ausgetragen wird, ist ein funktionierendes Bundesheer nicht wegzudenken. Es muss ein­satzfähig sein, und dazu gehört für uns ganz klar auch die funktionierende Überwa­chung des Luftraums. Wir geben dazu nach wie vor und immer wieder ein klares Be­kenntnis ab. Alles andere ist nicht zielführend. (Beifall bei der ÖVP.)

Lassen Sie mich abschließend noch einmal Folgendes betonen: Ich und wir als ÖVP werden für die beste Aufklärungsarbeit im Untersuchungsausschuss eintreten, aber ganz klar auf sachlicher Ebene, ohne Polemik und ohne Schmutzkübelkampagnen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz zu Wort. – Bitte.

 


13.44.39

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Eingangs auch ein klares Bekenntnis zum österreichischen Bundesheer und zur effizienten Luftraumüberwachung; das steht wohl außer Zweifel. (Beifall bei der FPÖ.)

Kollege Lugar hat vorhin gemeint, na ja, es gäbe viele andere Dinge in einem Untersu­chungsausschuss zu klären, etwa das, was er als Flüchtlingskrise bezeichnet hat. Ich möchte es eigentlich als das benennen, was es ist: Es ist eine unkontrollierte, illegale Massenzuwanderung, die sich abgespielt hat, und dazu braucht man keinen parlamen­tarischen Untersuchungsausschuss. Die Österreicherinnen und Österreicher haben sich hinsichtlich der politischen Verantwortung schon ganz klar ihr Bild gemacht; da braucht es eigentlich nur Neuwahlen und keinen Untersuchungsausschuss. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich fühle mich auch nicht als politisches Missbrauchsopfer von Peter Pilz, weil die Fak­ten für einen Untersuchungsausschuss, für einen zweiten Eurofighter-Ausschuss, qua­si im zweiten Durchgang, klar auf dem Tisch liegen. Es gibt Neuigkeiten: Es gibt die Strafanzeige, deren Inhalt wir im Vertrauen erfahren durften. Es gibt andere Unterla-


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gen, die uns Kollege Pilz auf Nachfrage zur Verfügung gestellt hat. Es ist so wie beim Skifahren: Da gibt es auch Disziplinen, in denen die Österreicher sehr gut sind, und ein Marcel Hirscher beschwert sich auch nicht, dass es einen ersten und einen zweiten Durchgang gibt. Nun haben wir auch mit diesem Eurofighter-Ausschuss die Chance auf einen zweiten Durchgang, damit wir eine parlamentarische Goldmedaille erringen kön­nen. (Beifall bei der FPÖ.)

Warum? – Im Jahr 2002, im August, kam es zu einem Ereignis in Österreich, das ei­gentlich alle und insbesondere auch uns Freiheitliche, vor allem auch uns Freiheitliche in Niederösterreich, sehr betroffen gemacht hat: Nur einen Monat nach dieser Typen­entscheidung und den damit verbundenen Kosten kam es zu dieser Jahrhundertflutka­tastrophe in weiten Teilen Österreichs, vor allem auch in Niederösterreich, als viele Tei­le der FPÖ gesagt haben: Na ja, bei allem Respekt vor dem Ankauf von teuren Flugge­räten, aber wäre das Geld nicht besser im Wiederaufbau und in der Unterstützung der Familien, die den Keller oder das ganze Haus verloren haben, und im Bau von Hoch­wasserschutzbauten aufgehoben?

Aus diesem Inhalt entfachte dann auch eine Diskussion, die sich – wie HC Strache schon erwähnt hat – bis Knittelfeld gezogen hat, weil man gedacht hat, vielleicht sind die Prioritäten anders gesetzt. All das wird man untersuchen können, und es wird scho­nungslos aufgeklärt werden. Ich habe als Freiheitlicher keine Angst vor irgendwelchen Leichen in irgendwelchen Kellerabteilen. Jeder, der korrupt war, muss vor den Vorhang gezerrt werden und sich seiner gerechten Strafe unterziehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Was für mich in diesem Ausschuss aber auch ganz besonders neu ist – und da hatten wir noch keine Information dazu; nun liegen konkrete Dinge dazu vor –, ist dieser Ver­gleichsabschluss des Jahres 2007. Der Rechnungshof – es wurde bereits zitiert – hat dem kein besonders gutes Urteil ausgestellt, und es ist schon eigenartig, dass der Herr Bundesminister gesagt hat: Nach monatelangem Prüfen durch die Taskforce ist nun diese Anzeige erfolgt. Das war kein monatelanges Prüfen, sondern es war ein jahre­langes Prüfen.

Die erste Taskforce wurde bereits im Jänner des Jahres 2007 gegründet, und noch be­vor diese Taskforce zu einem Ergebnis kam, hat der Verteidigungsminister bereits Ver­gleichsverhandlungen begonnen. (Abg. Strache: Sie haben den Befehl gehabt, zu schla­fen! – Abg. Kogler: Genau!) Das Ziel war nämlich, komplett aus dem Vertrag auszu­steigen. Und es hat damals im Jahr 2007 profunde juristische Meinungen dahin ge­hend gegeben: Halt, jetzt haben wir es, wir können aus dem Vertrag aussteigen! Aber was macht der Verteidigungsminister? – Einen schlechten Vergleich, zu dem er noch sagt, dass bestimmte Rücktrittsklauseln aus dem alten Vertrag eigentlich überhaupt nicht mehr gebraucht werden. Und wir glauben eben nicht, dass das nur eine einsame Ent­scheidung von Herrn Darabos ohne jegliche Täuschung oder sonst irgendetwas war.

Zum Schluss kommend: Besonders stutzig macht mich als Parlamentarier – und das möchte ich lückenlos auch von den damaligen Abgeordneten von SPÖ und ÖVP wis­sen –: Wenn ein Organ der Republik Österreich, nämlich ein Organ der Verwaltung – und das ist ein Bundesminister, kurz gesagt; Stichwort Gewaltenteilung –, mit einem priva­ten Unternehmen – Eurofighter Jagdflugzeug GmbH – in einem Punkt 8 einer Neben­abrede sagt, dass davon ausgegangen wird, dass der Eurofighter-Untersuchungsaus­schuss seine Arbeit Ende Juni 2007 beendet, wenn ein Verwaltungsorgan und eine pri­vate Firma ausmachen können, was hier im Parlament geschieht und nicht geschieht, dann ist bei mir als Parlamentarier Feuer am Dach. Das möchte ich lückenlos aufge­klärt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Wer hat in die einzelnen Fraktionen die Botschaft gebracht: Liebe Freunde, es ist jetzt Schluss!? Die Tatsache spricht für sich: Am 24. Juni gibt es die Zeitleiste des Ressorts, und bereits am 3. Juli ist der Untersuchungsausschuss Geschichte – also genau das,


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was sich ein hohes Verwaltungsorgan dieser Republik mit einer privaten Firma ausge­macht hat, ist eingetreten. Daran interessiert mich, wer die Überbringer der Botschaf­ten in den einzelnen Klubs waren, die an die einzelnen Mitglieder in den Fraktionen im Untersuchungsausschuss gingen. Wer gesagt hat: Leute, es ist Sommer, wir hören jetzt auf!?, oder was war denn da die Botschaft dahinter? Und wer hat praktisch diese seidene Schnur auf den Tisch gelegt?

Das ist etwas, was ich zutiefst ablehne und durchschauen möchte, wenn derartig in den Parlamentarismus und parlamentarische Gepflogenheiten eingegriffen wird. Wir for­dern die lückenlose Aufklärung, und es freut mich, dass nun alle bei etwas zustimmen, bei dem es nichts zuzustimmen gibt, weil ein Minderheitsverlangen eingebracht worden ist.

Bei SPÖ und ÖVP kommt es mir heute so vor: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.“ Nun, da es auf dem Tisch liegt, sind auf einmal alle dafür. Es nützt nur nichts mehr, denn wir haben es ohne Sie durchgezogen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Steinbichler zu Wort. – Bitte.

 


13.51.16

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehgeräten! Ja, es wurde schon viel über die­sen notwendigen zweiten Durchgang, wie ihn Herr Kollege Rosenkranz gerade be­zeichnet hat, gesprochen, auch über die Historie, wie sich das Ganze entwickelt hat, und ich denke, es ist höchst notwendig, dass restlos aufgeklärt wird, zumal der erste Eurofighter-Untersuchungsausschuss ja abgedreht wurde.

Was der Betrieb der Eurofighter an Kosten verursacht, wurde ja noch viel zu wenig be­leuchtet. Die „Kronen Zeitung“, die von Informanten seitens des Heeres immer wie­der sehr gut informiert wurde, sprach immer von einem Goldesel im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Betrieb und deren Servicierung, weil ständig kassiert wurde. Das begann bei einem anonymen Lagerhaus in Bayern – einem Geisterlagerhaus –, für das vier Jah­re lang 2,5 Millionen € Pacht gezahlt wurde – 10 Millionen € Pacht für ein Lagerhaus, das man jetzt nicht mehr braucht. Weil es aufgefallen ist, braucht man es nicht mehr, aber wie gesagt: Es hat ja enorme Zahlungen gegeben. Wir haben ja bereits von den 14 Empfängern gehört, die auf einer Internetliste vorliegen, vom Sportver­ein angefan­gen bis zu Firmen in Hongkong von sehr berühmten Leuten, wo bereits ermittelt wurde. Man sieht, dass das Geld nicht gespart wurde. Und das Schreckliche daran ist: Das ist Steuergeld!

Ich glaube, bei Steuergeld ist ein besonders sorgsamer Umgang zu verlangen. Der Schaden muss natürlich in voller Höhe zurückgezahlt werden. Ich denke, es darf zu kei­nem politischen Tribunal kommen, wie Herr Klubobmann Lopatka schon gesagt hat. Wie er jedoch über den Eurofighter-Ausschuss gleich auf die Wohnungen in Wien kam, war schon ein bunter Bogen. Eigentlich müsste ich jetzt über das Palmöl reden, aber ich bleibe beim Eurofighter-Ausschuss.

Warum Palmöl? – Weil es offenbar wie geschmiert läuft. Das ist ja alles wie geschmiert gelaufen. Wenn ich mir ansehe: Auch die Politikerberatung hat sehr viel Geld gekostet. Die Politikerberatung war offensichtlich auch wichtig. Die Landeshauptleute wurden be­sucht: der Landeshauptmann von Oberösterreich, Herr Pühringer, der Salzburger Lan­deshauptmann Schausberger, der Vorarlberger Landeshauptmann Sausgruber. Das hat anscheinend etwas mit den Flugstrecken zu tun gehabt, damit, ob man dort landen durfte. Sie wurden jedenfalls beraten, und ein solches Landeshauptmanngespräch hat


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75 000 € gekostet. In Summe waren es 225 000 €, und die ständige Politikerberatung kostete 355 000 € – also da wurde schon ordentlich zugegriffen und auch entsprechend gezahlt.

Ich möchte aber doch zu diesen Teilen kommen. (Der Redner stellt eine Tafel mit dem Titel „Ersatzteile“ auf das Rednerpult, auf der fünf Ringe abgebildet sind.) Ich habe da draufgeschrieben: Ersatzteile. Das muss man ein wenig erklären. Das ist kein Ehering. Das ist ein sehr wertvoller Ring. (Abg. Strache: „Ein Ring, um sie zu knechten!“ – Abg. Rosenkranz: Ist ein Ehering etwa nichts wert?!) Man betrachte diesen Ring in der Mitte, den ich mir gestern ohne Lobbyisten und ohne Berater bei der Firma Ökoprofi in Wels gekauft habe – also sensationell! (Zwischenrufe bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.) Das ist ein Wellendichtring. Seine Farbe geht ein bisschen ins Goldene, das soll ein wenig seinen Wert zum Ausdruck bringen. Er hat bei den Eurofightern 82 000 € ge­kostet – 82 000 €! Es wurde interveniert, und siehe da: nur mehr 800 €. Wissen Sie, Kolleginnen und Kollegen, was dieses Original kostet? Ich kann es mit der Rechnung be­legen: 10,80 €. Also man hätte noch einmal intervenieren müssen.

Und jetzt kommen wir zu diesen Beilagscheiben. Davon habe ich gleich 100 Stück er­standen. 100 Stück solcher Beilagscheiben – sensationell, sie wurden ohne Beratung und ohne Lobbyist gekauft. (Zwischenruf der Abg. Fekter.) – Ich habe sie in fünf Mus­tern, Frau Kollegin! Dich brauche ich dann bei der Rechnung! Fünf Muster habe ich aufge­klebt. Das war auch sensationell. Die 110 Stück haben bei den Eurofightern 123 000 € gekostet. Meine 100 Stück haben 5,80 € gekostet. Aber nach einer Intervention hat man dann die Rechnung doch auf 49,28 € reduziert – auch ein wenig teuer, aber doch schon wieder spürbar günstiger. Also man hat sich das offensichtlich gerichtet, wie man es ge­braucht hat. Man hat einfach reingeschrieben, was die Rechenmaschine hergegeben hat, um möglichst viel Spielraum zu bekommen.

Die größte Schweinerei ist, dass das dann in den Kaufpreis hineingerechnet wurde – vorher bei den Lobbyisten-Geldern und später in den laufenden Betrieb. Es sind über 500 Millionen €. Über 500 Millionen € an Steuergeldern wurden verwendet, Herr Minis­ter, um diese Schrottflieger, die ja abgespeckt wurden, zu kaufen. (Abg. Strache: Des­halb waren sie auch Schrott, weil sie abgespeckt wurden!)

Wenn wir bei einem Flugwettbewerb mitmachen, müssen wir uns ja die Eurofighter aus­borgen, denn mit den eigenen können wir nicht mitmachen, die haben ja nicht einmal Nachtsichtgeräte. Die sind ja nur für den Tag und in erster Linie zum Anschauen und nicht zum Fliegen gedacht. Also so eine Melkmaschine könnte man nicht dem dümms­ten Bauern im hintersten Bergtal verkaufen, weil er sagt, die muss zumindest Kühe mel­ken können. (Abg. Strache: Vielleicht sind sie ja mit einem Fotoapparat ausgestattet!) Und wenn ich mir ansehe, was damals passiert ist, dann ist dieser Ausschuss dringend notwendig. Er ist natürlich völlig unpolitisch und sachlich zu behandeln, aber diese Vor­gänge müssen restlos aufgeklärt werden. (Beifall bei Team Stronach, FPÖ und Grünen.)

Der Schaden muss abgegolten werden. Jeder Euro an Steuergeld, der hierfür geflos­sen ist, muss wieder zu den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in unsere Staatskas­se zurückkommen. Und dann – davon bin ich überzeugt – haben die Bürgerinnen und Bürger auch wieder mehr Vertrauen in diese Politik. – Danke. (Beifall bei Team Stro­nach, FPÖ und Grünen.)

13.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Weninger zu Wort. – Bitte.

 


13.57.23

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Wir erleben in dieser Debatte, die ja an und für sich eine Dringliche Anfrage an den Verteidigungsmi­nister ist, wie Untersuchungsausschüsse ablaufen. Ich glaube, dass wir aber als Parla-


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mentarier imstande sein müssen, das sehr ernst zu nehmen. (Abg. Lugar: Was war bis jetzt daran unernst?! – Abg. Walter Rosenkranz: Bis jetzt hat noch niemand gelacht!)

Es ist die Aufgabe von uns allen, im bevorstehenden Eurofighter-Untersuchungsaus­schuss eine Affäre, die diese Republik mit allen Nebengeräuschen mehr als 15 Jahre beschäftigt hat, restlos aufklären. Kollege Kogler hat das Muster angesprochen, Kolle­ge Strache hat es angedeutet: Die Österreicherinnen und Österreicher haben das Recht und den Anspruch darauf, dass es bei politischen Entscheidungen, die noch dazu mit hohem finanziellen Aufwand verbunden sind, nicht einmal den Hauch einer Diskussion darüber geben kann, dass da politische Einflussnahme oder gar Schmiergeld im Spiel gewesen sein könnte.

Deshalb möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen: Der Auslöser dafür, dass wir nun in diese neue Phase der Untersuchung eintreten, war ja die Offenlegung der Ergeb­nisse der Taskforce des Herrn Verteidigungsministers, die akribisch untersucht hat, die die Anzeige eingeleitet hat und die uns nun auch die Möglichkeit gibt, anhand der neu­en Erkenntnisse in diesem Untersuchungsausschuss konsequent zu untersuchen.

Dass es dabei immer politische Diskussionen geben wird, ist schon klar. Es geht von den angesprochenen Beilagscheiben, die auch ein ernstes Thema sind, bis hin zu den Abschweifungen des Kollegen Lopatka über die Kommunalpolitik in Wien. (Abg. Lopat­ka: Kein Zickzack!) Aber wir Sozialdemokraten werden versuchen, alle ins Boot zu ho­len, Kollege Lopatka! (Abg. Kogler – in Richtung des Abg. Lopatka –: Dann reden wir auch gleich über die Kommunalpolitik in Hartberg!) Du kannst ja zur Nachschulung zu deinem Parteivorsitzenden Mitterlehner gehen, der in den „Oberösterreichischen Nach­richten“ 2012 in voller Überzeugung gesagt hat, beim Abfangjägerkauf sei nicht alles sauber gelaufen, und er gehe aufgrund der Tatsache der Typenentscheidung und des Umstandes, dass maßgebliche Personen über Nacht ihre Meinung geändert haben, da­von aus, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.

Das heißt (Abg. Lugar: Erklären Sie das mit den Beilagscheiben!), dass von Beginn an die Diskussion falsch gelaufen ist. Dazu brauche ich jedoch keine Akten, weil ich mich noch sehr gut daran erinnern kann (Abg. Lugar: Das war Ihr Minister! Erklären Sie das mit den Beilagscheiben!), wie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gesagt hat: Das wird das beste Fluggerät aller Zeiten, und noch dazu werden sie den Steuerzahler nichts kosten, weil sie von einer Wirtschaftsplattform finanziert werden.

Ich habe mir damals gedacht: Hochachtung, das ist eine tolle politische Entscheidung! Dass das alles völlig anders gelaufen ist, war zu erwarten, wissen wir aus dem ersten Un­tersuchungsausschuss und werden wir aufgrund der neuen Erkenntnisse und der Mög­lichkeiten, die uns jetzt durch die Ergebnisse der Taskforce und die Anzeige vorliegen, weiteruntersuchen müssen.

Wichtig für uns ist aber – neben der Aufklärung und der möglichen Rückabwicklung, dass möglichst der gesamte finanzielle Schaden wiedergutgemacht wird – die Frage: Wie geht es weiter?

Da möchte ich schon auf die Anfragebeantwortung des Herrn Ministers zurückkom­men, der klar und deutlich angekündigt hat, dass es wahrscheinlich noch vor Beginn des Untersuchungsausschusses vom Ministerium eine klare Entscheidung geben wird, dass zukünftige Rüstungsanschaffungen transparent, ohne politischen Einfluss, ohne Mit­wirkung von Lobbyisten stattfinden müssen, dass Verträge hinfällig sein werden, wenn nur der geringste Verdacht auf Korruption aufkommt, und dass wir den Österreicherin­nen und Österreichern sagen können: Wir haben aus dem politischen Dilemma des Euro­fighters unsere Lehren für die Zukunft gezogen!

Dafür stehen wir Sozialdemokraten, und dafür werden wir uns auch im Untersuchungs­ausschuss intensiv einsetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.01



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 103

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


14.01.54

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute sehr viel von kriminellen Machenschaften, von Täuschung gehört. (Abg. Kogler: ... Geschichte!) Wir haben von der Aufklärung, der nochmaligen Aufklärung des Beschaffungsvorganges gehört. Wir haben gehört, was eigentlich im Jahr 2007 möglich gewesen wäre, wobei der Vergleich aber eigentlich keine Besserung, sondern eher eine Verschlechterung gebracht hätte. (Abg. Fekter: Nicht eher! Sicher!) Wenn wir auf die Lieferverzögerungen gewartet hätten, die ja dann definitiv eingetreten sind, hätten wir wahrscheinlich sogar vom Vertrag zurücktreten können.

Das heißt, wir haben also neue Aspekte, und wir haben auch eine neue Verfahrensord­nung. Dieser Untersuchungsausschuss wird natürlich und ganz sicher – das kennen wir aus dem Hypo-Untersuchungsausschuss – eine andere Qualität und eine andere Di­mension haben als seinerzeitige Untersuchungsausschüsse, nämlich auch der Euro­fighter-Untersuchungsausschuss.

Ich kann für meine Fraktion nur sagen: Es ist uns völlig bewusst, dass Aufklärung sehr sachlich und transparent ablaufen muss. Ich hoffe, der Opposition ist bewusst, dass sie aufgrund der neuen Verfahrensordnung und der Möglichkeit, mit einer Minderheit einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, auch eine Verantwortung trägt, eine Verantwor­tung – und mich wundert es, Herr Kollege Lugar, dass du das heute gar nicht gesagt hast –, dass nicht überbordend Auskunftspersonen geladen werden, die wahrscheinlich oder mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit dasselbe sagen beziehungsweise zur Auf­klärung nicht beitragen können.

Was meine ich damit? – Wir dürfen uns in diesem Untersuchungsausschuss nicht ver­zetteln. Ich habe heute schon gehört, man kann das kurz und straff und knackig abhan­deln – na selbstverständlich! Meine Fraktion steht dazu, meine Fraktion ist auch im ver­gangenen Untersuchungsausschuss dazu gestanden. Wir werden sachlich aufklären, wir werden Transparenz einfordern, wir werden alles aufklären. Wir werden auch den Vergleich aufklären, keine Frage, denn hier gibt es ja den Rechnungshofbericht und auch die Follow-up-Prüfung, woran man sehr wohl auch sieht, welche Möglichkeiten es ge­geben hätte, die dann aber in Wirklichkeit nicht herangezogen worden sind.

Was es in diesem Untersuchungsausschuss sicherlich nicht geben wird – viele haben es gesagt, aber das ist natürlich so ein Wunschdenken, wo man sagen kann, selbstver­ständlich wollen wir das auch –, ist, dass dem Steuerzahler und der Steuerzahlerin das Geld zurückgebracht wird. Nur der Untersuchungsausschuss wird das nicht zustande bringen. (Abg. Kogler: Nein, aber der Ausschuss kann unterstützen!) Das wird die Jus­tiz zustande bringen.

Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die Arbeit der Justiz parallel mit dem Untersu­chungsausschuss, gerade jetzt mit der neuen Verfahrensordnung, gar nicht so schlecht ist, denn wir haben verschiedenste Mechanismen. Beim letzten Untersuchungsaus­schuss zur Hypo-Alpe-Adria-Bank gab es beispielsweise den Konsultationsmechanis­mus, und der Herr Justizminister hat uns gebeten, dass man bei verschiedenen Aus­kunftspersonen, weil da Verfahren laufen oder weil es vielleicht die Justiz behindern könnte, eine andere Art von Befragung macht oder dass man sich als Untersuchungs­ausschuss zu einer sanfteren oder zu einer der Justiz angemessenen Befragung com­mittet. (Abg. Lugar: Was ist da jetzt gut daran?)

Das war eine sehr gute Lösung, Kollege Lugar, in den letzten Untersuchungsausschüs­sen! Erinnern wir uns: Wahrscheinlich war es nicht nur im Eurofighter-Untersuchungs­ausschuss 1, in dem ich nicht gesessen bin, so, denn ich bin schon in vielen anderen


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Untersuchungsausschüssen nach der früheren Verfahrensordnung gesessen, und was war dort? – Dort ist jemand grinsend gesessen und hat gesagt: Ich entschlage mich.

Was war im Hypo-Untersuchungsausschuss? – Wir wollten von jeder Auskunftsperson ganz genau den Grund wissen, und es gab keine Pauschalentschlagungen mehr. Das heißt, ich bin der Meinung, mit der neuen Verfahrensordnung wird es viele andere Mög­lichkeiten geben.

Oder: Die Frage der Schwärzung ist heute schon gefallen. Die Schwärzungen sind, bit­te, seit dem Hypo-Alpe-Adria-Untersuchungsausschuss geklärt! Der Verfassungsgerichts­hof wurde angerufen, es ist eine Entscheidung ergangen, und es wird keine Schwärzun­gen mehr geben. Es braucht heute kein Minister zu sagen: Ich werde alles unge­schwärzt übermitteln. – Das ist schön, das ist gut so, und das ist wichtig, aber es gibt keine Schwärzungen der Dinge, die mit dem Untersuchungsgegenstand zu tun haben. Das wissen wir, das heißt, wir haben hier Erfahrungswerte.

In diesem Sinne glaube ich, dass wir es zustande bringen – so wie auch im letzten Un­tersuchungsausschuss –, dass wir uns einerseits gut darauf vorbereiten, dass wir ei­nen guten Zeitplan, eine gute Abhandlung des Untersuchungsausschusses vornehmen können, dass wir uns nicht verzetteln – denn da haben wir jetzt auch Erfahrungen ge­macht – und dass wir alles transparent aufklären.

Abschließend möchte ich noch sagen: Ich finde es gut, Herr Verteidigungsminister, dass man sich über die Zukunft der Luftraumüberwachung Gedanken macht und es Spielregeln oder Regeln für die Beschaffungsvorgänge geben wird, denn es geht um all das, was nach einem Untersuchungsausschuss kommt. Wir haben immer gesagt, ein Untersuchungsausschuss dient auch dazu, dass gewisse Vorgänge nicht mehr pas­sieren können. Wenn jetzt neue Regeln dafür kommen, wie Beschaffungsvorgänge künf­tig durchgeführt werden, dann schützt das in Zukunft die politischen Entscheidungs­träger, aber es schützt natürlich auch die hohen Beamten des Bundesheeres und die Soldatinnen und Soldaten, die da zuständig sind.

In diesem Sinne: gute Zusammenarbeit, von unserer Fraktion vollste Aufklärung und Transparenz! (Beifall bei der ÖVP.)

14.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Bösch. – Bitte.

 


14.07.34

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Meine Damen und Herren! Die Anzeige des Bundesministeriums gegen Euro­fighter/Airbus mit den neuen Aspekten, dass es schon bei der Vergabe zu einer Täu­schung der Republik gekommen wäre, hat vollkommen neue Fakten auf den Tisch ge­legt, neue Fakten, die uns Freiheitliche dazu bewogen haben, diesen Untersuchungs­ausschuss zu initiieren, gemeinsam mit den Grünen. Diese neuen Ungereimtheiten, die aufgetaucht sind, aufzuklären, interessiert nicht nur die FPÖ in ihrer Gesamtheit, son­dern dies interessiert auch mich als damaligen Regierungspartei-Abgeordneten. Diese Entscheidungen, die damals gefallen sind, erscheinen damit in einem vollkommen neu­en Licht.

Meine Damen und Herren, mit diesem Untersuchungsausschuss, den wir jetzt einrich­ten, dürfen wir aber einen Fehler nicht machen: Wir müssen darauf achten – und ich sage das jetzt nicht despektierlich, sondern der Begriff ist in der Presse genannt wor­den –, dass wir kein Polittheater initiieren. Wir werden uns genau daran halten, dort weiterzumachen, wo der Untersuchungsausschuss im Jahre 2007 aufhören musste, und wir werden nicht Dinge, die klar sind und die schon abgefragt worden sind, wiederho­len, sondern wir werden neue Aspekte einbringen, um die Klärung aller Sachverhalte in die Wege zu leiten.


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Wir werden auch ganz klar zwischen unserer politischen Aufgabe, hier politische Ver­antwortung zu klären, und der kriminalistischen Aufgabe unterscheiden. Deshalb habe ich diese Befürchtung, die Sie, Herr Kollege Lugar, haben, nicht, dass es bei den Aus­sagen zu einer massenhaften Entschlagung kommt, weil da die Wege komplett unter­schiedlich sind.

Wir untersuchen die politische Verantwortung, und die Staatsanwaltschaften in Wien und in München – das wissen wir ja von Aussagen maßgeblicher Beamter – sind schon sehr weit in Bezug auf die Aufklärung von Geldflüssen, die im Rahmen dieses Systems Vector mittlerweile dort bekannt sind und auch verfolgt werden. Ich glaube, dass wir im Untersuchungsausschuss klar zwischen den kriminalistischen Möglichkeiten, die dort An­wendung finden und auch schon weit gediehen sind, und unserer Aufgabe hier, aufzu­klären, welche politischen Verantwortlichkeiten da sind, unterscheiden werden.

Kollege Weninger hat es angedeutet: Wir erinnern uns alle an die Argumentationskette des damaligen Bundeskanzlers Schüssel, der in der Tat den Ankauf dieser Eurofighter als ein Privatgeschäft darstellen konnte, der auch in der Öffentlichkeit damals klarge­macht hat, dass im Rahmen dieser Gegengeschäfte und von allem, was damit zusam­menhängt, der Republik weder in der Beschaffung noch in der Betreibung dieses Flug­zeuges Kosten erwachsen werden. Ich erinnere mich auch schmerzhaft daran, dass die ÖVP mit dieser politischen Linie die Nationalratswahlen im Jahre 2002 tatsächlich gewonnen hat! Das hat mich damals überrascht.

Meine Damen und Herren! Wir sind dankbar dafür, dass der Herr Bundesminister Dos­kozil auch angedeutet oder erklärt hat, dass er sich bemühen wird, die Luftraumüber­wachung der Republik Österreich sicherzustellen – trotz aller Diskussionen, in denen wir uns heute befinden –, und dass er auch klargestellt hat, dass er nunmehr ein transpa­rentes Vergabewesen im österreichischen Bundesheer einführen wird. Das halte ich für ganz besonders wichtig, denn es ist uns in den letzten, ich würde jetzt einmal sagen, 30, 40 Jahren nicht gelungen, auch nur irgendeine Beschaffung im Rahmen des öster­reichischen Bundesheeres ohne einen Skandal über die Bühne zu bringen.

Ich möchte Sie deshalb auch ermuntern, in diesem Zusammenhang Ihre Arbeit weiter­zuführen und dann auch die Erkenntnisse dieser Arbeitsgruppen, die Sie eingesetzt ha­ben, in der Öffentlichkeit, auch im Rahmen des Landesverteidigungsausschusses, vorzu­stellen und dann dort auch zu diskutieren.

Meine Damen und Herren! Wir Freiheitlichen haben der Einsetzung dieses Untersu­chungsausschusses zugestimmt, weil wir für eine volle Aufklärung aller dieser Vorgän­ge sind. Unsere Zusammenarbeit wird es da geben. (Beifall bei der FPÖ.)

14.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


14.11.54

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Jetzt muss ich dem Kollegen Bösch ein bisschen widersprechen, denn ir­gendwo beißt sich da die Katze in den Schwanz, denn: Ihr Klubobmann Heinz-Chris­tian Strache hat vorhin erklärt, dieser Untersuchungsausschuss muss aus dem Grund kommen, dass strafrechtliche Angelegenheiten, die den ehemaligen Verteidigungsmi­nister Darabos betreffen, sonst verjähren, und das wäre eine strafrechtliche Geschich­te, Sie sagen mir jetzt aber, wir müssen die politische Verantwortung prüfen, und mit dem Strafrechtlichen hat das nichts zu tun. Da widerspricht es sich also ein bisschen.

Ich möchte jetzt aber trotzdem darauf eingehen, warum der Untersuchungsausschuss kommen sollte. Ich finde ihn ja richtig, nur ist meiner Meinung nach der Zeitpunkt viel­leicht nicht der optimale. Ich werde jetzt einmal kurz erklären, warum, aber vielleicht auch darauf eingehen, warum er aus Sicht der FPÖ beziehungsweise aus Sicht des Grünen


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Pilz gerade jetzt sein muss; denn die anderen Grünen insgesamt, glaube ich, wären nicht so für den jetzigen Zeitpunkt, sondern Pilz ist dafür. Das werde ich jetzt ein biss­chen aufrollen, denn ich habe mir dazu meine Gedanken gemacht.

Was die Untersuchung von Straftaten betrifft, weiß ich als gelernter Polizist, dass das der Job der Polizei ist, dass die Staatsanwaltschaft daran beteiligt ist und dass im End­effekt die Gerichte über Schuld oder Unschuld urteilen. Ich glaube, das wäre der rich­tige Weg. Ich glaube, dieser Weg ist durch den Herrn Bundesminister mit der Strafan­zeige eingeleitet worden, was wir ja unterstützt haben und im Sicherheitsrat auch mit einem Allparteienantrag zur Kenntnis gebracht haben, dass wir mit dieser Vorgangs­weise sehr einverstanden sind.

Was dieser Untersuchungsausschuss nicht bringen sollte, das ist einen Scharfrichter Pilz, der sich als Politikscharfrichter aufführt und hier selbst urteilt, wie wir das beim Herrn Pilz auch schon in anderen Bereichen gesehen haben. Genau dafür – und das verstehe ich von den Freiheitlichen nicht – bieten sie dem Herrn Pilz aber jetzt diese Bühne. Ich werde noch darauf zurückkommen, was vielleicht der Gedanke bei den Frei­heitlichen ist.

Worum geht es hier wirklich? – Knapp 184 Millionen € an Schaden bei den Euro­fightern, damals ein 2-Milliarden-€-Geschäft, entstanden durch Schmiergelder, Beste­chungen und verschiedene andere Dinge, die hier aufgelistet worden sind. Das möchte ich jetzt nicht im Detail wiederholen. Dann geht es weiter um ... (Abg. Fekter: Ja, und es geht um Rapid beispielsweise!) – Ja, darauf wollte ich jetzt gerade eingehen, Frau Kollegin. Da müssen Sie mich nur ausreden lassen, dann kommen wir darauf.

Es geht weiter um dubiose Vertragsabänderungen durch den ehemaligen Verteidigungs­minister Darabos, die Klauseln herausgenommen hätten, von denen die Republik hätte profitieren können, und die Firma Eurofighter beziehungsweise EADS wäre hier viel­leicht nicht so gut dagestanden. Dann geht es auch darum, dass ein gewisser Herr ehe­maliger Verteidigungsminister Darabos zu der Zeit des Eurofighter-Kaufes und danach im Vorstand des Rapid-Fußballklubs war und dieser Fußballklub Rapid von EADS ge­sponsert worden ist. (Abg. Kogler: Genau!) Nur hat man vergessen, die Werbemaßnah­men aufzunähen, damit es nicht so auffällt.

Da muss man sich dann schon fragen, was hier der damalige Verteidigungsminister Darabos, der ja meiner Ansicht nach – das kann ich jetzt nur politisch sagen, denn das wird sich ja dann von den Gerichten herausfinden lassen – eine sehr dubiose Rolle gespielt hat und nicht zum Vorteil der Republik Österreich und somit der Steuerzahler, sondern zum Vorteil von EADS und von wem auch immer, die dann in diese Geschäfte mit verwickelt waren, gehandelt hat. Das wird sicher zu untersuchen sein. Das ist dann die politische Entscheidung beziehungsweise zuerst die strafrechtliche Entscheidung. Da sind aber, wie gesagt, die Gerichte zuständig.

Wer profitiert also von diesem Untersuchungsausschuss wirklich? – Der Steuerzahler sicher nicht, denn der muss jetzt einmal für die Kosten des Untersuchungsausschus­ses circa 5 Millionen € an Steuergeld berappen, damit dieser Untersuchungsausschuss auch entsprechend funktionieren kann. Das sind die Erfahrungswerte von vorherigen Un­tersuchungsausschüssen.

Für mich profitiert also in erster Linie der Grün-Abgeordnete Pilz, der den internen Macht­kampf für sich entscheiden möchte. (Abg. Auer: Mandatssicherungs-Untersuchungs­ausschuss!) Na, es ist Fakt: Pilz profitiert hier, und zwar festigt er seine Position bei den Grünen beziehungsweise bei gewissen Grünen und hat dort die Möglichkeit, sich dann wieder auf der nächsten Nationalratsliste, die ja vielleicht durch diesen Untersuchungs­ausschuss schon früher kommt, einen sicheren Platz zu sichern. Das ist also der Ge­dankengang von Herrn Pilz auf Kosten der Steuerzahler: 5 Millionen! (Zwischenruf des Abg. Hauser.)


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Das Zweite: Die FPÖ profitiert auch irgendwo, oder vielleicht auch nicht – das ist die große Frage –, weil natürlich die FPÖ aufgrund der guten Umfrageergebnisse ein nicht unerhebliches Interesse an Neuwahlen hat. Das heißt, sie könnte natürlich nach jetzi­gen Umfrageergebnissen Erster werden. Ich hoffe nur, dass ihr da die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht habt, denn der Schuss kann auch nach hinten losgehen, denn der Bürger möchte keine vorgezogenen Neuwahlen, die er dann wieder bezahlen muss.

Der dritte Profiteur dieses Untersuchungsausschusses – deswegen ist ja hier Einhellig­keit dargeboten worden – ist die Bundesregierung. Kollege Lugar hat das schon richtig angesprochen: Die hat im Moment sehr große Probleme und möchte natürlich von die­sen Problemen ablenken – und wie kann ich das besser tun als damit, dass ich medial irgendetwas hochspiele!

Das haben wir schon mehrfach gehabt, Sie müssen nur in der Geschichte nachschau­en. Das gibt es immer wieder, dass die Regierung versucht, Blendgranaten zu wer­fen – und das ist eine Blendgranate, das sage ich Ihnen ganz offen! Wir haben nämlich herumgefragt und haben dabei erfahren, dass von zehn Österreichern sieben nicht da­ran interessiert sind, dass hier noch einmal um jede Menge Steuergeld der Eurofighter bis ins Detail untersucht wird. – Das ist eben der eine Punkt.

Dann möchte ich sagen, warum die Regierung das tut. Das müssen wir nur in den Me­dien nachverfolgen: internes Scheitern, Streitereien, und dann haben wir das Problem mit der Flüchtlingskrise – das hat Herr Kollege Lugar richtig angesprochen –, das macht im Jahr mindestens 2 Milliarden € aus.

Wer sind dann noch die Profiteure dieser Flüchtlingskrise? – Das sollte man wirklich einmal untersuchen. Das wäre ein Thema für eine gute Untersuchung, Herr Bundes­minister! Da geht es darum, dass natürlich NGOs dranhängen, und hier gibt es dubiose Geldflüsse noch und nöcher, die schwer zu untersuchen und schwer nachzuvollziehen sind. Ich glaube, hier müsste man einmal ansetzen, denn hier würde man für den Steu­erzahler nicht für 184 Millionen, um die er betrogen worden ist, Licht ins Dunkel brin­gen, sondern hier geht es um Milliarden, meine Damen und Herren! Das sollte man hier schon einmal sehen.

Außerdem möchte ich noch auf Folgendes eingehen – wenn ich jetzt meine Schrift noch lesen kann (Abg. Brosz: Ist ja kein Fehler, wenn nicht!) –: auf den hohen Scha­den für den Steuerzahler in diesem Bereich. Ich glaube, dass es notwendig ist, dass das ein­mal angepackt wird. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Brosz.– Herr Kollege Brosz, ich weiß, dass die Grünen das nicht gerne hören, weil sie genau die NGOs leiten oder in diesen NGOs drinsitzen, die sich durch die sogenannte Asylkrise auf Kosten der Steu­erzahler, die das dann bezahlen dürfen, die Taschen vollstopfen. Mit diesem Untersu­chungsausschuss sollten auch wieder Blendgranaten geworfen werden, weil die Grü­nen in den Umfragen auch nicht gut liegen. Das ist ein Thema Ihrer Politik. (Abg. Brosz: Aber wir sind immer noch im Plusbereich!)

Worum geht es denn schlussendlich wirklich? – Es geht darum, dass man im schlimms­ten Fall bald Neuwahlen haben wird. Und die Zeche dafür darf dann wieder der Steu­erzahler bezahlen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Brosz.– Ich werde Sie daran erinnern, wenn wir in ein paar Monaten wieder hier stehen, weil es durch den Untersu­chungsausschuss bedingt einen Antrag auf Neuwahlen gibt. Dann werde ich Sie darauf aufmerksam machen, wo die Regierungsparteien, die Grünen und die FPÖ Fehler ge­macht haben. Und nachher werden wir noch einmal darüber reden, und der Steuerzah­ler beziehungsweise Wähler wird dann entscheiden. Ich glaube, der wird dann richtig entscheiden und dementsprechend steuerschonend fürs Team Stronach stimmen. – Dan­ke. (Beifall beim Team Stronach.)

14.21



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 108

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Hagen, ich weiß, dass man den Be­griff „Scharfrichter“ sehr gerne und oft in der Umgangssprache verwendet, aber der war nicht nur für die Todesstrafe verantwortlich, sondern auch für das Erzwingen von Ge­ständnissen durch Folter. Ich möchte Sie bitten, von dessen Verwendung hier im Ho­hen Haus künftig Abstand zu nehmen. (Abg. Hagen: Okay!)

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Holzinger-Vogtenhuber. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.21.33

Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber, BA (SPÖ): Herr Präsident! Geschätz­te Bürgerinnen und Bürger, die über Fernsehen oder Internet dabei sind! Sehr geehrte KollegInnen! Seit die Untersuchung des Eurofighter-Ankaufs wieder vermehrt im Zen­trum der medialen Berichterstattung steht, wurde ich oft mit der Frage konfrontiert, ob es denn einen neuerlichen Untersuchungsausschuss zu dieser Causa überhaupt brau­chen würde. Von mir gab es auf diese Frage – und wird es auch immer geben – eine klare Antwort, nämlich ein eindeutiges Ja, denn ich bin fest davon überzeugt, dass es dringend notwendig ist, einen Schlussstrich unter die nun schon über 15 Jahre lang dau­ernde Diskussion rund um mögliche Korruptionen im Zusammenhang mit der Nachbe­schaffung der Abfangjäger zu ziehen. Dazu ist es nötig, jedes Detail des Beschaf­fungsvorganges, von der damaligen Typenentscheidung unter Schwarz-Blau über die Abwicklung der Gegengeschäfte bis hin zur Vergleichsverhandlung, lückenlos zu unter­suchen und mögliche Missstände schonungslos aufzuzeigen.

Insbesondere vor dem Hintergrund der nun durch die Republik eingebrachten Strafan­zeige wegen Betruges gegen den Eurofighter-Anbieter Airbus ist für mich eines ganz klar: dass auch die politische Verantwortlichkeit in diesem Zusammenhang umfassen­der Klärung bedarf.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch Ihnen, Herr Verteidigungsminister, schon vorab ein Lob für die zugesicherte vorbehaltslose Unterstützung des Untersuchungs­ausschusses aussprechen, denn nur dann, wenn wir hier gemeinsam an einem Strang ziehen, wird es möglich sein, gemeinsam einen Sprung nach vorne zu machen.

Wie der vor wenigen Wochen veröffentlichte Bericht der Taskforce im Verteidigungsmi­nisterium zeigt, ist bei einer bisher aufgelaufenen Schadenssumme von 1,1 Milliarden € durchaus davon auszugehen, dass wir hier noch gewaltig Raum für Verbesserungen ha­ben, um es vorsichtig auszudrücken. So ist im Papier der Taskforce etwa die Rede von „arglistigen und betrügerischen Täuschungshandlungen“ seitens Eurofighter und Airbus seit 2002, durch die „die Republik Österreich geschädigt wurde“.

Bei „rechtskonformem Verhalten“ hätte Österreich keine Eurofighter gekauft, sondern die günstigeren Gripen von Saab, behauptet die Taskforce. Auch hätten die Untersuchun­gen eindeutige Hinweise gebracht, dass in den Gegengeschäften eine „Quelle für un­redliches Verhalten zulasten der Republik“ zu finden sei. Und da reden wir nicht nur von der schrottreifen Fräsmaschine, die dem Bundesheer überlassen wurde und in der Auf­stellung der Gegengeschäfte mit 810 000 € ihren Niederschlag findet.

Diesen Feststellungen der Taskforce möchte ich gerne noch die Aussage von Wolfgang Schüssel vom Mai 2007 – es war dies ein Interview mit den „Salzburger Nach­richten“ – gegenüberstellen, der meinte, dass bei diesem Ankauf „die besten Flugzeuge zu einem vernünftigen Preis und mit den besten Gegengeschäften ausgewählt“ wurden. – Und das meinte er im Zusammenhang mit der schrottreifen Fräsmaschine, die in der Aufstellung der Gegengeschäfte mit 810 000 € ihren Niederschlag findet!

Zusammengefasst ist das Verlangen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses, welches heute im Rahmen dieser Sitzung eingebracht wurde, mehr als gerechtfer­tigt und vollinhaltlich zu unterstützen. Es wird daher an uns Abgeordneten hier im Ho-


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hen Haus liegen, die ureigenste Aufgabe des Parlaments wahrzunehmen, nämlich Re­gierungs- und Verwaltungshandeln zu kontrollieren, Missstände offenzulegen und den Weg frei für Reformen zu machen, die in Zukunft verhindern müssen, dass es noch ein­mal zu solch folgenschweren Fehlentscheidungen kommen kann.

Dabei könnte es so einfach sein, möchte man meinen, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an einem Neuwagenkauf, wie er tausendfach jeden Monat und immer wieder getätigt wird! Alle möglichen Beispiele, von Lada bis VW-Käfer, sind schon bemüht worden. Aber worum geht es denn da schlussendlich? – Zuerst muss ich mir als Käufer/als Käuferin darüber klar werden, welche Anforderun­gen ich an ein Fahrzeug oder an ein Flugzeug stelle: Soll es ein Sportwagen oder ein Fa­milienvan oder irgendetwas dazwischen sein? Dann schaue ich mir an, welches Bud­get ich zur Verfügung habe. Und am Schluss werde ich Vergleichsangebote einholen und dort kaufen, wo ich unterm Strich das Meiste für mein Geld bekomme.

In der Regel ist das ein Prozess, in dem sich die Anbieter mit Angeboten und Rabatten überschlagen und gegenseitig übertrumpfen, um den Zuschlag zu bekommen. Niemand von uns braucht dafür Lobbyisten, niemand von uns braucht dafür ein eigenes Schmier­geldkonto. Und einen Vogel wird man dem Verkäufer höchstwahrscheinlich dann zei­gen, wenn er etwas von Gegengeschäften erzählt.

Ja natürlich ist dieses Beispiel überspitzt formuliert und die Anschaffung von Abfang­jägern ein viel komplexerer Prozess als der Kauf eines Autos, aber im Kern geht es genau darum, Anforderungen, Budget und Angebote miteinander in Übereinstimmung zu bringen, und je simpler und vor allem transparenter man das Ganze gestaltet, desto besser ist es unterm Strich für die Bevölkerung, desto besser ist unterm Strich das Er­gebnis, weil es eben keinen Raum für allfällige Malversationen unterschiedlichster Art gibt.

Gerade auch mit Blick auf die anstehende Nachbeschaffung der Düsentrainer als Er­satz für die bereits sehr altersschwachen Saab 105 bekommt der Untersuchungsaus­schuss in diesem Haus nochmals eine sehr konkrete Dimension. Somit kann ich nur sagen: Die Arbeit kann beginnen. Ich freue mich bereits darauf. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Brückl. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.27.02

Abgeordneter Hermann Brückl (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesmi­nister! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Lieber Kollege Hagen, du hast hier vorhin gesagt, wer deiner Meinung nach von diesem Untersuchungsausschuss profitiert. Es geht nicht immer nur um Profit im Leben, aber es wird, so hoffe ich doch, die Bevöl­kerung und diese Regierung und die Republik davon profitieren.

Dieser Untersuchungsausschuss muss ganz klar Aufklärung bringen – eine Aufklärung ohne Rücksicht auf Personen, ohne Rücksicht auf deren politische Stellung und auf de­ren soziale Stellung und ohne Rücksicht auf deren politische Zugehörigkeit. Dafür ste­hen wir als Freiheitliche, und deswegen haben wir uns jetzt gemeinsam mit den Grü­nen für diesen Untersuchungsausschuss stark gemacht. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Untersuchungsausschuss wird sich damit befassen müssen, vermutlich bereits be­ginnend bei der Entscheidungsfindung oder noch davor, denn wenn man zurückdenkt, weiß man, dass Eurofighter, dass EADS ursprünglich ja gar nicht zur Angebotslegung vorgesehen war, weil man damals schon davon ausgegangen ist, dass man nicht lie­fern kann. Man wird sich die Zahlungsflüsse und auch die Gegengeschäfte genau an­schauen müssen. Der damalige Verteidigungsminister Scheibner hat ja gesagt, und zwar


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nach dem Motto: Aus einem Schilling – den wir damals noch als Währung hatten – mach zwei Schilling!, eine Investition in den Eurofighter wird doppelt zurückkommen.

Man wird sich die Aussage von Gianfranco Lande aus dem Jahre 2011 noch einmal an­schauen müssen, der ja in Wirklichkeit auch dazu beigetragen hat, dass hier große Stei­ne ins Rollen gekommen sind, und der dazu beigetragen hat, dass das Netzwerk von Vector Aerospace im Gegensatz zum Eurofighter zum Auffliegen gebracht wurde. Man wird sich den Vergleich, den sogenannten Darabos-Vergleich, anschauen müssen. Man wird die zeitliche Abfolge der Dinge, die damals passiert sind, in den Zusammenhang stellen müssen: Wann wurden die Vergleichsverhandlungen begonnen? Wann wurde die Taskforce eingesetzt? Wann hat der Untersuchungsausschuss I geendet? Wann wur­den die Detailvereinbarungen unterschrieben?

Man wird sich die Förderverträge, die heute auch schon genannt wurden, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem SK Rapid Wien anschauen müssen. Man wird sich an­schauen müssen: Hat es Scheingeschäfte gegeben, die dann als Gegengeschäfte be­wertet wurden? All das gilt es zu hinterfragen – ohne Rücksicht auf die Person, ohne Rücksicht auf deren politische Zugehörigkeit, deren soziale Stellung oder deren berufli­che Stellung!

Dafür stehen wir Freiheitliche, und wenn am Ende des Tages herauskommt, dass die Republik und die Steuerzahler dadurch Geld zurückbekommen, dann war es auch rich­tig, diesen Untersuchungsausschuss einzusetzen, und dann war dieser Einsatz auch ganz einfach vonnöten. (Beifall bei der FPÖ.)

14.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Doppler. – Bit­te, Herr Abgeordneter.

 


14.30.22

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Herr Minis­ter! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Bundesheer steht außer Fra­ge, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch die Luftraumüberwachung, und das ist mir ein großes Anliegen. Die Causa Eurofighter wird ein weiteres Mal aufgerollt. Un­tersucht und aufgeklärt werden sollen die Jahre von Anfang 2000 bis Ende 2016. Be­ginnen sollen die Untersuchungen mit dem Vergleich von 2007 unter dem damaligen Verteidigungsminister Norbert Darabos. Dieser Untersuchungsausschuss zur Causa Eu­rofighter ist der zweite, denn bereits von Herbst 2006 bis Sommer 2007 untersuchte ein Untersuchungsausschuss diese Angelegenheit.

Nun dürfte sich die politische Aufklärungsarbeit auf den 2007 vom damaligen Verteidi­gungsminister Darabos mit dem Jethersteller abgeschlossenen Vergleich konzentrie­ren. Es ist vollkommen richtig, den gesamten Sachverhalt aufzuklären: Mit wem wurden welche Geschäfte – Scheingeschäfte! – abgeschlossen? Welche Postkastenfirmen wa­ren da im Spiel?

Es soll da laut dem nunmehrigen Verteidigungsminister ein Schaden von 1,1 Milliar­den € entstanden sein. Der 2007 abgeschlossene Vergleich mit dem Jethersteller habe der Republik Österreich viel Geld erspart, sagte der damalige Verteidigungsminister Da­rabos. Der nunmehrige Verteidigungsminister sagte, ein Schaden von 1,1 Milliarden stün­den im Raum. Da ist es wichtig, notwendig und richtig, dass es eine lückenlose Aufklä­rung in dieser Causa gibt. – Herzlichen Dank.


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14.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schmid. – Bit­te, Herr Abgeordneter.

 


14.32.20

Abgeordneter Gerhard Schmid (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Meine Sympathien gelten ebenfalls dem österreichischen Bundesheer, konkret unter der Führung von Minister Doskozil.

Die Eurofighter waren bereits bei der Anschaffung ein politisches Problem, doch nun entwickelt sich diese Causa offensichtlich zu einem weiteren finanziellen und vermut­lich auch politischen Desaster.

Unter Bundesminister Darabos, in dessen Amtszeit eine Neuverhandlung der Euro­fighter-Verträge fiel, wurde der Vertrag um drei Abfangjäger gekürzt und es wurde ver­einbart, dass drei Fluggeräte in gebrauchtem Zustand übernommen werden. Die Aus­trittsklausel aus dem ursprünglichen Vertrag wurde nicht mehr in den neuen Vertrag übernommen. Da stellt sich die Frage: Warum und worin lag die Vertragsverbesserung?

In der „Kronen Zeitung“ vom 26. Februar 2017 sind Beispiele weit überhöhter Ersatz­teilbeschaffungskosten als auch deren Realwerte dargestellt. Da frage ich mich schon: Wo blieb da die Kontrolle, und wieso sind diese weit überhöhten Zahlungen nicht auf­gefallen?

Wenn die Angaben des Abgeordneten der Grünen Dr. Peter Pilz den Tatsachen ent­sprechen, stellt sich zum einen die Frage: Wie kommt Abgeordneter Pilz zu diesen In­formationen?, und zum anderen auch: Welche Folgen hat dieser Ausschuss für die Be­troffenen sowie für die weitere Sicherung unseres Luftraumes, welche als unerlässlich zu bezeichnen ist?

Für Korruption sind immer mindestens zwei Partner erforderlich. Nun gilt es, aufzuklä­ren, ob und wer profitiert hat.

Abschließend möchte ich noch die Verkäufe diverser Kasernen und militärischer Lie­genschaften unter Minister Darabos und auch unter Minister Klug in Erinnerung rufen und anregen, auch diese Geschäfte nicht zu vergessen. Eine Prüfung dieser wäre si­cherlich überlegenswert. – Danke.

14.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Mag. Dr. Strolz. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


14.34.46

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger, zu Hause, unterwegs, am Ar­beitsplatz! Wir verhandeln heute hier im Plenum des Nationalrates zum ersten Mal den neuen Untersuchungsausschuss zum Thema Eurofighter. Unsere Bürgerbewegung, die NEOS, wurde gegründet, um in allen Belangen in diesem Land Korruption zurück­zudrängen, und deswegen werden wir da unsere Energie investieren, genauso wie wir es mit hoher Qualität im Untersuchungsausschuss zur Hypo Alpe-Adria getan haben.

Wir wurden als eine Bürgerbewegung, eine Bürgerinnenbewegung gegründet, um den Filz und die Freunderlwirtschaft zurückzudrängen, und ein weiterer Auftrag dafür ist, tief in die Aufklärungsarbeiten im Rahmen dieses Eurofighter-Untersuchungsausschus­ses einzutauchen.

Ich möchte gleichzeitig noch einen Aspekt in die Debatte einbringen, der heute noch nicht angesprochen wurde, und von dem ich glaube, dass das ein erster Kollateralnut­zen dieses Untersuchungsausschusses ist, ein Nutzen, der quasi mitgenommen wer­den kann, und zwar den Hinweis, dass Österreich kein verteidigungspolitisches Kon­zept hat. Wir befinden uns völlig im Blindflug, wenn es darum geht, wie wir unsere Ver­teidigung organisieren wollen.


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Schüssel hatte damals eigentlich keine blöde Idee, Schüssel hat nämlich Folgendes gesagt: Wir kaufen ein europäisches Produkt, weil wir auch die Verteidigung zukünftig in einem europäischen Kontext organisieren werden! Ursprünglich, Herr Minister Dos­kozil – und das waren meines Erachtens noch Ansätze von Mut und Aufrichtigkeit –, waren 30 Flugzeuge geplant, davon sechs Doppelsitzer, die für internationale Einsätze gedacht waren. Damals hat Wolfgang Schüssel Folgendes gesagt: Die Neutralität, wie wir sie heute leben, ist natürlich nicht dieselbe wie die von vor 20 Jahren! Wir müssen uns von alten Schablonen verabschieden! – Das war noch Mut! (Beifall bei ÖVP und NEOS.)

Das war noch Mut, nämlich zu sagen: Wir müssen uns von alten Schablonen verab­schieden! Und heute haben wir einen jungen Europaminister, der ganz alte Politik macht. Da war Schüssel vor 20 Jahren wesentlich weiter. (Zwischenrufe der Abgeordneten Kog­ler und Fekter.) Heute stellt sich ein Sebastian Kurz hin und sagt: „... die Neutralität ist Teil der österreichischen Seele.“ – Das reicht allemal für eine Schlagzeile im Boule­vard, aber von Mut, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit ist da nichts zu sehen, und Sie wissen es. Haben Sie ein schlechtes Gewissen, denn Sie wissen es! (Beifall bei den NEOS.)

Der erste Kollateralnutzen dieses Untersuchungsausschusses ist, dass der blinde Popu­lismus der ÖVP aufgedeckt wird. Sie von der ÖVP haben als Europapartei völlig den Faden verloren, Sie haben den Mut verloren, wirklich auch ehrliche Lösungen zu benen­nen und voranzutreiben. (Abg. Kogler: Es gibt auch einen Karl-Heinz Grasser der Au­ßenpolitik!) – Es gibt einen Karl-Heinz Grasser der Außenpolitik, so ist es! (Zwischen­rufe bei den Grünen.) – Sie haben aber alle sofort gewusst, wen ich meine, gell? Das ist erstaunlich. Ich denke, darüber werden wir diskutieren müssen, denn: Was sind die Vorstellungen des Herrn Verteidigungsministers darüber, wie wir zukünftig den Luft­raum überwachen? Ich möchte das diskutieren, Herr Verteidigungsminister. Ich möchte nicht, dass jede Woche eine andere Kuh durchs Dorf gejagt wird, um ja eine Schlagzei­le zu haben, aber die Lösungen für das Land und für die Menschen völlig auf der Stre­cke bleiben.

Die Ankündigungspolitik, in der sie sich beide überschlagen, hält ja niemand mehr aus: Herr Kurz macht einen Vorschlag und eine eigene Vorbereitung des EU-Ratsvorsitzes, und Herr Kern macht auch eine eigene Vorbereitung und Plan E. Das ist völlig verant­wortungslos! Wir haben den EU-Ratsvorsitz zwei Mal in einer Generation, und das sind großartige Gelegenheiten, wodurch wir die Zukunft dieses Kontinents mitbeeinflussen könnten, wenn wir zu mutigen Vorschlägen kämen. Sie aber machen nicht einmal den Versuch, sondern Sie opfern die Vorschläge für die Zukunft dieses Kontinents partei­politischer Taktik: Klein-Klein statt ehrliche Lösungen, nationaler Populismus statt euro­päische Einigungsidee! – Weit sind wir gekommen mit den Mehrheitsparteien hier in die­sem Parlament!

Noch einmal, Herr Minister Doskozil: Wir wissen, die Zukunft des europäischen Luftrau­mes ist natürlich Gemeinsamkeit, ist der Single European Sky.

Wir werden, wenn es gut läuft, keinen Fleckerlteppich am Himmel haben, wenn es schlecht läuft, werden wir den Stacheldraht, den Sie jetzt um 28 EU-Mitgliedsländer spannen wollen, auch am Himmel spannen müssen. Das ist besonders schwer, weil Dü­senflugzeuge sich schon damit schwertun, eine Kurve über Vorarlberg zu drehen, wenn dann noch 28 Länder in der Luft einen Stacheldrahtzaun haben, wird sich das mit der Überwachung nicht mehr ganz ausgehen.

Es ist verantwortungslos gegenüber den jungen Menschen in diesem Land, weil wir im Jahr 2045 in einem Kontext leben werden, in dem beim Treffen der G-8 kein europäi­sches Land mehr am Tisch sitzen wird. Nach heutigem Wissen – und Sie alle kennen diese Projektionen – wird Deutschland den Löffel an Mexiko abgegeben haben, Frank­reich an Indonesien und Großbritannien an Brasilien; es wird Russland am Tisch sit-


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zen, es wird Indien am Tisch sitzen, es wird China am Tisch sitzen, aber es wird kein europäisches Land am Tisch sitzen.

Wir werden die Situation haben, dass wir mit einem dynamischen Wachstumsraum Asien konfrontiert werden: 1,7 Milliarden Inder und Inderinnen, 1,5 Milliarden Chinesinnen und Chinesen, und Sie machen hier Schrebergartenpolitik für 8 Millionen Menschen und glau­ben, den Menschen damit Sand in die Augen streuen und sagen zu können: Die Si­cherheit ist garantiert. (Ruf bei der ÖVP: Rezept!)

Die Sicherheit war auch im Kalten Krieg nicht garantiert. Wir wissen heute, dass wir für die ersten Gefechte das erste Aufmarschgebiet gewesen wären und dass auch die Atombombe bei uns heruntergefallen wäre, wenn es hart auf hart gegangen wäre, und deswegen sollten wir die Leute nicht anschummeln. Wir sollten sie nicht verschau­keln – entweder Europa organisiert sich in der Sicherheitsfrage gemeinsam oder wir werden keine Sicherheit haben. Wir werden Spielball großer Mächte. (Zwischenruf des Abg. Amon.)

Wenn wir uns nicht definieren, dann werden wir definiert, und natürlich wird anderen Menschen und anderen Nationen etwas auffallen und zu uns einfallen. Eine Frau kann heute in ein Flugzeug einsteigen, fünf Stunden fliegen, aber nach dem Aussteigen darf sie nicht einmal mehr Auto fahren, weil das dort nicht gewollt ist und weil es Teil der dortigen Wertehaltung ist. Das ist nichts, was wir wollen, aber wenn wir Spielball frem­der Mächte werden, dann werden uns andere ihre Wertefragen überstülpen, und des­wegen brauchen wir eine wehrhafte Demokratie auf europäischer Ebene und müssen uns gemeinsam organisieren – auch im Luftraum!

Jetzt kommen Sie zum ersten Mal drauf, dass wir schauen könnten, dass wir mit den Schweizern im Jahr 2017 einen völkerrechtlichen Vertrag zusammenbekommen. Aber noch einmal: In der ÖVP zum Beispiel interessiert sich keiner ernsthaft für diese Fra­ge – kein einziger Mensch! Sie haben sich europapolitisch und sicherheitspolitisch völ­lig abgemeldet, Sie schielen nur auf die Schlagzeile des nächsten Tages.

Auch Kanzler Kern macht den Flip-Flopper, zickzack, wo es nur geht. Das hat angefan­gen bei CETA: Er war dagegen, seine Mitglieder auch, dann war er dafür, dann waren seine Europaabgeordneten wieder dagegen. Dasselbe haben wir in der Türkeifrage die­se Woche und die letzte Woche gesehen, da wird nur dahin gehend manövriert, was ihm Berater irgendwie einimpfen – dieselben Berater übrigens, die auch rechtskonser­vative und rechtsnationale Regime beraten, in Polen, in Ungarn oder sonst wo.

Man wendet sich nur noch dem Populismus zu: Neonationalismus als Stimmenmaxi­mierungsprogramm. Das wird nicht gut gehen, und Sie wissen es. Das hat natürlich auch mit der Frage zu tun: Wie organisieren wir Sicherheitspolitik?

Der Eurofighter wird Ihr schlechtes Gewissen über Monate aktivieren. Wann immer wir über den Eurofighter diskutieren, werden wir auch über die Frage zu diskutieren haben: Was ist Ihr Konzept, Herr Lopatka, für die Sicherheit dieses Landes? – Und es wird of­fensichtlich: Sie haben keines! (Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Und liebe SPÖ: Was ist Ihr Konzept für das Thema Sicherheit von Österreich? – Sie machen Symbolpolitik. Wir brauchen kurzfristig nationale Maßnahmen, das sehe ich ein, aber wir werden mittel- und langfristig europäische Lösungen brauchen. Es kommt aber nichts von dieser europäischen Zusammenkunft aller Regierungschefs, und es kommt nichts von der österreichischen Bundesregierung.

Wir könnten, wenn wir wollten, Herr Verteidigungsminister – und das wäre einmal ein Vor­schlag, den Sie machen könnten –, innerhalb eines Monats 30 000 Männer und Frauen an der europäischen Außengrenze stehen haben. Die Regierungschefs müssten es nur am 25. März bei ihrer Zusammenkunft in Rom verabschieden. Wir haben Millionen von


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Menschen unter Waffen, bei der Polizei, beim Militär, wir können eine eigene Border Guard aufstellen, anstatt 2 500 – eine solch verhungerte Zahl – auf 10 000 Kilometern Grenze stehen zu haben. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.) Wir könnten hier auch ehrliche, echte Maßnahmen planen und umsetzen. Sie wollen nicht, und das ist langfristig zu wenig!

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist ge­schlossen.

14.45.10Einlauf und Zuweisung

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Gemäß § 33 Abs. 6 der Geschäftsordnung weise ich das Verlangen 3/US betreffend die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses über das Kampfflugzeugsystem „Eurofighter Typhoon“ dem Geschäftsordnungsausschuss zu.

*****

Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 2051/A(E) bis 2062/A(E) eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 14.46 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

14.45.45Schluss der Sitzung: 14.45 Uhr

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