Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 186

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finden auch keine Maßnahmen statt, um diese Verluste in irgendeiner Form – entweder auf dem Acker oder in letzter Konsequenz beim Konsumenten – nachhaltig zu redu­zieren.

Das ist für mich erschütternd, wenn ich mir das vorstelle. Es gibt ganz einfache Beispiele, und ich erwähne eines davon immer wieder, auch im Ausschuss: Gastro­nomen bereiten ein Buffet für 50 oder 60 Leute vor, und dann wird die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Der Kunde bezahlt den Gastronomen natürlich. Jetzt steht alles essbereit da. Man könnte dieses Buffet für 50, 60 Leute durchaus sinnvoll verwenden, das darf der Gastronom aber nicht, weil ihn die Regeln, die unter anderem auch Sie machen, Frau Ministerin, daran hindern, diese Lebensmittel weiterzugeben.

Ich möchte in diesem Rahmen hier auch mit einem großen Missverständnis aufräu­men, das immer wieder entsteht, nämlich dass das Problem über Sozialmärkte gelöst würde. Nach Schätzungen wird gerade einmal 1 Prozent dieser einen Million Tonnen über die Ebene Sozialmärkte sinnvoll weiterverwendet.

Jetzt kann man sagen, man macht so weiter, aber was man in der heutigen Diskussion auch nicht vergessen sollte: Diese eine Million Tonnen an Lebensmitteln, die verloren gehen, sind auch in den Preisen der Lebensmittel eingepreist. Das heißt, wenn wir alle sagen, die Lebensmittelpreise sind zu hoch, die Leute können sich teilweise das Essen nicht mehr leisten, dann muss man auch einkalkulieren, dass die Kosten für diese eine Million Tonnen in den Preisen inkludiert sind. Man kann es nur billiger machen, wenn man auch die Verschwendung beendet. (Beifall bei der FPÖ.)

Das bedeutet eine ganz klare Ansage unsererseits: Wir müssen versuchen, und zwar ganz nachhaltig, die Bevölkerung aufzuklären, was gemacht werden kann, um diese Verschwendung zu verhindern. Was wir hier im Parlament machen sollten, wäre relativ einfach umzusetzen. Wir haben Vorschläge gemacht; unter anderem wären auch die strengen Regeln in Bezug auf Ablaufdatum oder Hygienerichtlinien aufzuweichen oder zu erleichtern.

Ein anderes Beispiel zeige ich dem Landwirtschaftsminister immer wieder auf: Früher wurde der Abfall im Kreislaufsystem zumindest an die Schweine verfüttert, aber auch das ist nicht mehr möglich. Jetzt wird an die Schweine gentechnisch verändertes Futtermittel aus Amerika verfüttert, aber das quasi regional erzeugte Lebensmittel kann nicht einmal im Kreislaufsystem an die Schweine verfüttert werden?! – Das ist einfach eine verrückte Welt.

Unser Vorwurf ganz konkret ist – ich sage es noch einmal –: Seit über sechs Jahren – in 14 Anträgen – versuchen wir, eine Veränderung zu erwirken, doch Rot und Schwarz schaffen es nicht, ganz pragmatisch eine Verbesserung zu erzielen! Das finde ich erschütternd. Frau Ministerin, ich hoffe, dass Sie ganz rasch und pragmatisch spürbare Maßnahmen setzen, um diese Unmenge der im Ausmaß von 40 000 Lkw-Ladungen weggeworfenen Lebensmittel tatsächlich zu reduzieren. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.26


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Pirklhuber. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


18.26.06

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ich möchte zunächst dem Kollegen Wurm etwas sagen. Herr Kollege Wurm, es ist tatsächlich möglich, wieder etwas an die Schweine zu verfüttern, diese Regelungen hat die EU gelockert, allerdings wäre dazu eine entsprechende Umsetzung in Österreich notwendig. Möglich wäre es wieder, aber es ist noch offen.

 


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