Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll175. Sitzung / Seite 43

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wollen bessere Pflichtschulen, die Autonomie und Bildungsvielfalt leben können, damit es keinen einzigen 15-Jährigen mehr gibt, der nicht sinnerfassend lesen kann, dem alle Chancen im Leben genommen werden. Wir wollen Universitäten und Fachhoch­schulen, die eine Weltklassebildung und -ausbildung bieten, damit unser Land fit für die Digitalisierung und fit für die Wissensgesellschaft wird. – Das wollen wir!

Wie kommt man da hin? – Wir hätten drei ganz zentrale Vorschläge. Das ist einerseits eine Studienplatzfinanzierung, die diesen Namen auch verdient. Dafür werden wir signifikant mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um den Universitäten zu ermög­lichen, im eigenen Ermessen sinnvolle, studienrelevante Zugangsbeschränkungen einzuführen. Im Moment kämpfen Studierende in Massenfächern mit überfüllen Hör­sälen, fehlenden Seminarplätzen, fehlenden Diplomarbeitsbetreuern. Die hohe Drop-out-Quote ist ja auch eine Ungerechtigkeit des derzeitigen Systems. Die Chance, aus einem System, das vollkommen überlastet ist, rauszufallen, ist für Studierende mit sozial schwächerem Hintergrund ungemein höher als für andere.

Wenn man weniger familiären finanziellen Rückhalt hat, dann steigt auch die Wahr­scheinlichkeit, viele Semester an der Hochschule verbracht zu haben und zum Schluss sogar ohne Abschluss dazustehen. Das ist Zeitverschwendung, das ist Zukunftsraub für diese jungen Menschen, das ist auch volkswirtschaftlich ein Schaden, den wir da, mit dem wenigen Geld, das wir in das System reinstecken, verursachen.

Wir sind auch der Meinung, dass es einen groß angelegten Ausbau des Stipendien­systems, der Studienbeihilfe braucht. Für uns ist klar: Niemand, der kann, soll am Studieren gehindert werden. Studieren ist nichts für jene, die einfach das Glück haben, reiche Eltern zu haben; Studieren soll für jene sein, die den Willen zu Leistung haben, die auch Wissensdurst haben.

Man würde meinen, dass mit den steigen Studierendenzahlen auch das Budget für die Studienbeihilfe steigt. – Falsch gedacht, in den letzten zehn Jahren ist es stagniert, die Zuerkennungsquoten sind von 25 Prozent auf 17 Prozent gesunken.

Wo hat sich eigentlich die SPÖ in dieser Zeit versteckt? War es Ihnen nicht wert, für diese Studierenden zu kämpfen? Warum ist die Studienbeihilfe in dieser Zeit nicht erhöht worden? – Das ist auch der Unterschied zu NEOS: Wir glauben nicht, dass diese jungen Menschen weniger Studieneignung haben als andere. Wir glauben, dass man ihnen die Mittel dafür geben muss, dass sie studieren können.

45 Jahre offener Hochschulzugang seit Kreisky haben auch 45 Jahre soziale Selektion an den Hochschulen bedeutet. Das ist ein Zustand, den man beenden muss! Wir glauben, dass dieses System einfach gescheitert ist. Wir brauchen einen neuen Zugang, der auch wirklich sicherstellt, dass alle, die Talente haben, an den Unis stu­die­ren können.

Schlussendlich wollen wir durch nachgelagerte Studiengebühren den Universitäten einen finanziellen Freiraum bieten, damit sie weiter an der eigenen Profilbildung arbeiten können. Das System der nachgelagerten Studiengebühren funktioniert so, dass man zuerst einen zinsfreien Kredit bekommt und die Rückzahlung erst dann beginnt, wenn man im Berufsleben steht und eine bestimmte Einkommensgrenze über­schreitet.

Es soll niemand am Studieren gehindert werden, niemand soll das als unmögliche Belastung empfinden. Unserer Meinung nach sind Studiengebühren auch gerecht und fair. Studieren ist weiterhin ein Privileg, denn wer studiert, hat das ganze Leben lang etwas davon; dafür keinen Beitrag leisten zu müssen, wenn Vorbereitungskurse für eine Meisterprüfung mehrere Tausend Euro kosten, ist schlichtweg untragbar und ein


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