Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll186. Sitzung, 19. Juni 2017 / Seite 65

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ginger: Aber Landesräte ...!), da können wir nie etwas hergeben, weil wir uns das nicht leisten können. Bei der Erhaltung der Privilegien ist nichts zu teuer! Da geht alles, da muss alles verteidigt werden, da haben wir Klientelpolitik der Musterklasse. Das ist unerträglich! Das geht nicht.

Wie Sie an meiner Stimme hören, war ich das ganze Wochenende im Einsatz und ha­be sehr viele Diskussionen mit den Bürgerinnen und Bürgern geführt, egal, ob beim Be­zirksmusikfest oder beim Landesgardetreffen. Da hat man dann die Möglichkeit, zu­sammenzusitzen, denn die fragen einen noch, wenn sie glauben, dass sich einer wirk­lich fürs Volk einsetzt: Ja, was diskutiert denn ihr da unten? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Genau ihr von der Volkspartei, Kollegen, ihr habt es wirklich vergessen und verlernt, zuzuhören! Das ist der Hauptvorwurf. (Beifall beim Team Stronach. – Neuerli­che Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich möchte hier nicht das wirklich fatale Urteil der Alpbacher Schützen über euren Ti­roler Landwirtschafts- und Umweltminister wiedergeben, der jetzt schon wieder in der Zeitung ist, weil er sich mit Arnold Schwarzenegger rühmt. Er soll einmal etwas für die Umwelt tun! Wenn wir hier über die Umwelt diskutieren, sitzt er da oben, und man weiß nicht recht, wo er mit den Gedanken ist. Das ist euer Problem: Ihr nennt euch Volks­partei, jetzt nennt ihr euch neue Volkspartei, und ändern tut sich überhaupt nichts! Der Name ist Kurz (Beifall beim Team Stronach – Ruf bei der ÖVP: Kurz ist gut!), und das wird das Problem sein.

Ich komme aber wieder in aller Ruhe zurück zu dieser Diskussion, und ich habe mir zwei Beispiele mitgenommen: zwei Beispiele, wo man wahrscheinlich irrsinnig gebildet sein muss, um das zu glauben, um das hinzunehmen – Freunde, um das hinzunehmen! Neuester Einkauf, Großhändler Gastronomie/Hotellerie: „MyEy BIO“, „MyEy Eigelb-Er­satz“. Eigelb-Ersatz – wir sind ja sehr nachhaltig; euer neuer Wahlkampfspruch wird ja „nachhaltig“ sein –: Eifrei, sojafrei, milchfrei, nachhaltig – wunderbar! Da muss man wirk­lich gebildet sein. Da muss man mindestens ein paar Universitätslehrgänge absolviert ha­ben, damit man glaubt, dass das gesünder als ein natürliches Eiprodukt ist.

Jetzt sehen wir, worum es eigentlich geht, und das ist ja das Problem. Wir haben Uni­versitäten, die Studien über die Haltungsformen der Hühner machen. Das ist ja herr­lich: Wir diskutieren hier am selben Platz, an dem wir Bildung diskutieren, auch Tier­schutz und Haltungsformen, machen so strenge Auflagen, dass wir so etwas in Öster­reich verhindern und verbieten – und als Ersatz essen wir dann Künstliches aus der Frankenstein-Küche. Das ist Bildung! Da muss man dann verbildet sein.

Diese Bildung wollen wir nicht! Da ist, glaube ich, der Hausverstand – da müsste man nämlich vorne Hausverstand hinschreiben – schon wichtiger als der im Plastiksackerl bei den Supermärkten.

Ich habe noch ein Produkt mitgenommen. Natürlich ein extrem guter Name: „Crème légère“, anzuwenden wie Schlagobers. Internationaler Konzern: Unilever; zweistellige Di­videnden. Jawohl, Freunde, da muss man dann gebildet sein: Wenn man vom Urlaubs­land Tirol redet, wenn man vom Urlaub am Bauernhof redet, von der gepflegten Kultur­landschaft, dann essen wir chemische Produkte, die den Regenwald zerstören, die uns Asylanten bringen, die die Umwelt vernichten und das Klima vernichten. Wir sind dann so gebildet, dass wir da sagen: Alles in bester Ordnung, wunderbar.

Das wollen wir nicht! Und das ist genau das Problem, das sich jetzt durchgezogen hat: Bis zu den Universitäten müssen wir wieder viel mehr die Praxis, die Realität einbin­den, damit wir von den Leuten verstanden werden. Das ist ja unser Hauptproblem: Die können uns nicht mehr verstehen! Die Bevölkerung ist nicht politikverdrossen, die Be­völkerung ist von dieser Art von Politik, von diesen Politikern verdrossen. Das hört man an jedem Tisch, und das ist das Entscheidende, und deshalb möchte ich hier auch einen Antrag einbringen.

 


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