Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll186. Sitzung, 19. Juni 2017 / Seite 69

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Klar ist, dass das Schulautonomiepaket, lapidar formuliert, kein schneller Wurf war. Das wissen wir alle. Das Paket betrifft mehr als 36 Gesetze und 500 Verordnungen. Es hat unzählige Verhandlungsrunden gegeben, auch mit der Gewerkschaft – allein mit der Lehrergewerkschaft waren es über 20 Verhandlungsrunden –, mit Bildungsexpertinnen und -experten, allen Parlamentsfraktionen, natürlich mit Stellungnahmen. Das hat natür­lich Zeit gebraucht.

Es ist wohl wenig überraschend, dass jeder seine Vorstellung davon hat, was man den Kindern mitgeben möchte, wovon man denkt, dass es das Beste ist, das ein Kind in seinem Leben auf dem Bildungsweg erfahren soll. Da hat natürlich jeder unterschiedli­che Vorstellungen, aber ich denke, wir sind alle von derselben Motivation geleitet, nämlich: Wir wollen eine moderne und zeitgemäße Schule und selbstverständlich auch hochwertige Qualität an den Schulstandorten.

Genau von dieser Motivation geleitet, denke ich, wurden die Verhandlungen geführt. Kol­lege Scherak hat es ja gesagt: Es ist besser als der Status quo. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) – So zu argumentieren, ist jetzt natürlich nicht das Gelbe vom Ei (Abg. Wö­ginger – in Richtung NEOS –: Die Eltern sind euch nichts wert!), aber es sind Punkte enthalten – Sigrid Maurer hat sie auch angesprochen –, die erhebliche Verbesserungen bringen werden.

Wovon reden wir da? – Kollege Wöginger hat jetzt herausgerufen: Die Eltern sind euch nichts wert! – Selbstverständlich! Der Verband der Elternvereine an Pflichtschulen hat auch eine Stellungnahme zu dem konkreten Schulautonomiepaket abgegeben. Da zi­tiere ich: „Für Eltern und ElternvertreterInnen zählt was in den Klassenzimmern an­kommt und wovon SchülerInnen profitieren. Nach dem bereits erfolgtem Einarbeiten der Anregungen aus der Begutachtung und dem Abschluss der Verhandlungen mit der Leh­rergewerkschaft, sollte das Autonomiepaket, ein Kernstück der Bildungsreform, [...] noch vor dem Sommer beschlossen werden […].“ – So die Meinung der Elternvertreter.

Worum geht es dabei? – Es geht erstens um Autonomie. Es geht darum, dass Päda­goginnen und Pädagogen vor Ort entscheiden können sollen, auf welche Weise sie die Potenziale der Kinder am besten fördern, und das, ohne Schulversuchsanträge stellen zu müssen, ohne Bürokratismus, der in diesem Bereich dringend weggehört und damit auch abgeschafft wird.

Selbstverständlich hat es in der Vergangenheit Tausende Anträge betreffend Schulver­suche gegeben, die allesamt hiermit für aufgehoben und erledigt erklärt werden kön­nen, denn zukünftig haben Schüler automatisch innovative Unterrichtsgestaltung durch flexible Gruppenbildungen, die Öffnung der starren 50-Minuten-Einheit, von der wir alle schon gesprochen haben, ein eigenverantwortliches Entscheiden über den Lehrplan, was bedeutet, dass inhaltliche und pädagogische Schwerpunkte an den Schulen selbst fest­gelegt werden können.

Es geht zweitens um die Zusammenarbeit, um größtmögliche Qualität herstellen zu kön­nen. Da spreche ich auch die Bildungscluster an. Lehrerinnen und Lehrer können ihr Expertenwissen zukünftig voll und ganz ausschöpfen, denn durch den flexiblen Einsatz von Lehrkräften in den Clustern können Lehrer gezielt ihre eigenen Fächer unterrichten und müssen nicht noch nebenher in fachfremden Fächern unterrichten.

Innerhalb einer Region können ganzheitliche pädagogische Bildungskonzepte – das hat Kollege Walser bereits angesprochen – entworfen werden. Das bedeutet ganz kon­kret, dass es standortübergreifende Projekte geben wird und geben kann, dass auch Ganztagsschulangebote oder spezifische Fördermaßnahmen auf die jeweiligen Bedürf­nisse der Kinder abgestimmt werden können.

Zusätzlich nicht zu vergessen sind die kleineren Anpassungen, die medial immer unter­gehen. Dazu gehören die Möglichkeit eines freiwilligen elften, zwölften Schuljahres für Kin-


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