34/PET XXV. GP

Eingebracht am 18.11.2014
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

 

 

Mag. Wolfgang Gerstl

Abgeordneter zum Nationalrat

Parlament

1017 Wien

An die

Präsidentin des Nationalrates

Doris Bures

Parlament

1017 Wien

Wien, am 13. November 2014

Betreff: Petition „Für die Erhaltung historischer Bauten und Ensembles in Wien

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Gemäß §100 Abs. 1 GOG-NR überreiche ich Ihnen die Petition betreffend „Denkmalschutz erleichtern - Maßnahmen zum Schutz unseres Kulturerbes"

mit dem Ersuchen um geschäftsordnungsgemäße Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen

Mag. Wolfgang Gerstl


„Denkmalschutz erleichtern ‑ Maßnahmen zum Schutz unseres Kulturerbes"

Die Erhaltung des einzigartigen architektonischen Kulturgutes rund um das Otto Wagner-Spital (OWS) war bereits einmal Gegenstand einer am 23. November 2011 eingebrachten Petition an den Nationalrat. Obwohl bereits damals schon über 40.000 Personen dieses Anliegen unterstützten ‑ heute sind es über 75.000 ‑ konnte keine Lösung gefunden werden. Die Stadt Wien hat bis zum heutigen Tag keinen umfassenden Plan vorgelegt, wie sie das Gelände künftig zu nutzen gedenkt oder wie das kulturell wertvolle Ensemble geschützt werden wird.

Die Stadt Wien ignoriert somit seit Jahren den Wunsch der Bevölkerung nach Erhaltung ihres Lebens­und Erholungsraums genauso wie die Empfehlungen namhafter Experten zum Schutz dieses Kulturerbes, legt gleichzeitig aber selbst kein Alternativkonzept vor. Ich kann nur hoffen, dass der Grund für dieses, einer demokratischen Gesellschaft wohl unwürdige Verhalten der Stadt Wien, in ihrer, bereits sprichwörtlich gewordenen Geldnot begründet ist und nicht in mangelndem Willen Kulturdenkmäler zu erhalten.

Diese Problematik offenbart sich nicht nur beim OWS, sondern auch bei vielen anderen Denkmälern, von denen längst nicht alle im Verantwortungsbereich der Stadt Wien liegen und die Besorgnis der Bürger steigt stetig. Aus diesem Anlass fand vor kurzem in Wien eine Demonstration für die Erhaltung historischer Bauten und Ensembles statt, veranstaltet von einem Zusammenschluss von nicht weniger als 37 verschiedenen Bürgerinitiativen!

Neben der Zerstörung des Steinhof-Areals rund um das OWS durch geplante Wohnbauten geben auch

-           die rasant fortlaufende Zerstörung weiterer historischer Bauten und Ensembles, sogar innerhalb von Schutzzonen (z.B. Hopf-Haus, Türkenwirt, Cottage, Karmeliterviertel, Donaukanal)

-           die Zerstörung von Kulturlandschaften sowohl in den Weingärten der Heurigendörfer als auch in historischen Gartenanlagen wie beispielsweise im denkmalgeschützten Augarten

-           die drohende Stadtbildzerstörung durch Hochhäuser in historischen Bauensembles, insbesondere aktuell die Hochhausplanung innerhalb der Kernzone des Weltkulturerbes Wien im Bereich Eislaufverein, Hotel Intercontinental und die damit verbundene Gefahr des Verlustes des UNESCO-Weltkulturerbeprädikats

Anlass zu großer Besorgnis.

Die Unterstützer dieser Petition ersuchen daher den zuständigen Bundesminister für Kunst und Kultur, Dr. Josef OSTERMAYER, ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten, welches sicherstellt, dass unser Kulturerbe einen besseren und umfangreicheren Schutz erfährt.

Besonders wichtig ist dabei die Schaffung einer raumzentrierten Schutzmöglichkeit für Areale, damit es nicht mehr möglich ist, dass in einem kulturhistorisch einheitlichen Areal wie dem Otto Wagner- Spital, zwar die Gebäude unter Denkmalschutz stehen, die dazwischen liegenden Grünflächen aber sorglos bebaut werden dürften. Die aktuell einzige Möglichkeit, diesen Schutz zu erhalten, besteht in der Erhebung des Areals zum Weltkulturerbe durch die UNESCO. Das dafür notwendige Verfahren hängt aber viel zu sehr vom politischen Willen der beteiligten Körperschaften ab, anstatt von sachlichen und kulturhistorischen Erwägungen.

Darüber hinaus bedarf es Maßnahmen, welche sicherstellen, dass einerseits jene Bauten, die bereits als schützenswert eingestuft worden sind, diesen Schutz auch tatsächlich schnellstmöglich erhalten und andererseits Anreize geschaffen werden, die es, wie z.B. auch im Arbeitsprogramm der Bundesregierung bereits vorgesehen, öffentlichen wie privaten Eigentümern ermöglichen, aktiv in ihre Kulturgüter zu investieren und so dabei zu helfen, die Schönheit unseres Landes und seiner Städte für alle Menschen zu bewahren.

Stoppen wir den Ausverkauf und den Verfall historischer Bauwerke und bewahren wir gemeinsam unser Kulturgut!