Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Als Ärztin für Allgemeinmedizin und "bekennende" engagierte Hausärztin möchte ich an dieser Stelle zu der Diskussion um die Legalisierung der Sterbehilfe in Österreich beitragen. Ich arbeite nun seit fast 20 Jahren in der Praxis und betreue sterbende Menschen daheim - der Ort, wo die allermeisten wenn irgendmöglich im Kreis der Familie sterben möchten.

 

Zu einem würdevollen Leben gehört für mich die Freiheit, gut versorgt, palliativmedizinisch bestmöglich betreut ohne übertriebene künstlich-verlängernde apparative Medizin mein Leben zu Ende leben zu dürfen. Das ist nicht nur mein Wunsch, sondern auch aus der Erfahrung mit meinen Patienten weiß ich, dass sie sogar in schwerer Krankheit und Erschöpfung, wo die Umgebung (aus der völlig falschen Perspektive des gesunden Menschen urteilend!) meint, das sei unerträglich, NICHT sterben, sondern LEBEN wollen.

Wenn sie eine von Frieden und Vertrauen geprägte Umgebung haben und ihre Schmerzen gelindert sind, ist diese Zeit des Abschiednehmens für sie wertvoll und wichtig. Probleme erlebe ich vor allem dort, wo die Angehörigen das Sterben nicht aushalten oder nicht loslassen können.

Aber mit ehrlichen Gesprächen und der nötigen Unterstützung wandelt sich das dann oft und bringt ihnen enorme Erleichterung für die Zeit der Trauer danach. Sie haben das tröstende Gefühl, das Richtige getan zu haben und das für den Rest ihres Lebens(!)

 

Auch in Institutionen wie Seniorenheim habe ich sehr gute Erfahrungen damit, wenn das Personal die Familie gut begleitet.

 

Sterben wollen Menschen nur, weil sie den anderen nicht zur Last fallen wollen, aus reinem Pflichtbewusstsein, und wenn es diese Möglichkeit erst legal gibt, dann wird der Druck auf sensible Menschen, ihrem Leben ein Ende setzen zu lassen, enorm steigen. Das möchte ich allen ans Herz legen, die bei solchen Entscheidungen mitwirken. Glauben wir ernsthaft, dass so etwas unsere Gesellschaft barmherziger macht? Oder doch einfach berechnend und kalt?

 

Und von anonymen Umfragen aus anderen Ländern wissen wir, wie so ein Gesetz dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, dass dort Menschen euthanasiert werden, weil andere (Angehörige, Erben??, Ärzte) darüber entschieden haben, obwohl sie ihre Zustimmung nicht gegeben haben!

Glauben wir, dass wir das dann noch unter Kontrolle haben? Ich nicht.

 

Das bitte ich zu bedenken, mit freundlichen Grüßen Dr.Renate Plattner-Senft

 

PS: Beitrag kann gerne veröffentlicht werden

 

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Dr.Renate Plattner-Senft

Ärztin Für Allgemeinmedizin