Betrifft: Stellungnahme zum Verbot der Sterbehilfe!

 

Was ich an diesem Verbot so unmenschlich finde, ist die extreme Kriminalisierung der Helfer. Diese ist bereits vorhanden wenn man nur eine einem sehr nahestehende Person (Eltern, Lebensgefährte usw.)  in ein Land begleitet, wo sie legale Sterbehilfe in Anspruch nimmt. Ein tragisches Beispiel hierfür ist der bekannte verstorbene Schauspieler Herbert Fux. Als er über die Organisation Dignitas in der Schweiz den Freitod wählte, konnte ihn seine Frau nicht begleiten, da sie sonst bis zu 5 Jahre Gefängnis riskiert hätte. Obwohl sie das nicht tat wurde sie sofort nach dem Bekanntwerden vom Tode ihres Mannes von der Polizei verhört. Zu ihrem Glück konnte sie beweisen, dass sie nicht mitgereist war.

     In großen Teilen Europas setzt sich auch in durchaus religiösen Kreisen ein Umdenken bezüglich dieser Problematik durch. Die soeben erwähnte Schweiz ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür.  Obwohl dieses Land durch eine religiöse Kultur geprägt ist, ist aktive Sterbehilfe unter strengen Auflagen für dieses Land kein Problem. Dass man in Österreich diese Entwicklung mit einem dementsprechenden Verbot in der Verfassung mit aller Strenge und für alle Zeiten vollkommen blockieren will, finde ich demokratiepolitisch mehr als fraglich. Laut einer Umfrage sind ca. 70% für ein selbstbestimmtes Sterben. Ich möchte nicht in einem Gottesstaat leben, wo eine Minderheit über die Mehrheit bestimmt. Weder in einen muslimischen noch in einem christlichen. Das Erlauben oder Verbieten der Sterbehilfe sollte in einer aufgeklärten Demokratie weiterhin ein Thema sein über das man frei diskutieren kann und das nicht durch ein Verfassungsgesetz endgültig fixiert wird. Zumindest sollte die Beihilfe, wenn auch mit großer Vorsicht, entkriminalisiert werden. Es ist ja auch eine Gewissensfrage, ob man eine nahestehende Person, die sich nicht einer Palliativmedizin anvertrauen will, einsam und verlassen sterben lässt.

     Ich bin heute 70 Jahre alt und ich habe große Angst davor einmal mit künstlicher Beatmung oder anderen Maschinen gegen meinen Willen am Leben erhalten zu werden.  Welch eine schreckliche Bevormundung! Noch schrecklicher finde ich die Vorstellung, dass mir nahestehende Personen – die mir aus Mitgefühl behilflich sein sollten, dem zu entkommen – im Gefängnis landen.

 

Das Verbot der Sterbehilfe in der Verfassung zu verankern lehne ich ab. Ich finde das unmenschlich und einen schweren politischen Fehler.

 

 

Prof. Gerhard AUNER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingelangt am 30. August 2014