Ich habe zwei mir sehr nahestehende Menschen bis zum Tod begleitet, und kann nur sagen, dass ich absolut
dafür bin, dass ein unheilbar erkrankter Mensch sich seinen Tod aussuchen darf. Das Leiden und die Hilflosigkeit,
die so fürchterlich und sinnlos sein können, habe ich gesehn, sowie das Hinauszögern des Unvermeidlichem, nämlich
dem erlösenden Tod, durch die moderne Palliativmedizin.

Würdevolles Sterben bedeutet für mich daher nicht ein weiteres maschinelles Aufrüsten, Vollpumpen mit Schmerzmitteln, sinnloses Hinauszögern durch Experimentieren und dergleichen, sondern eben Sterbehilfe.

Ich bin kein Befürworter von Abtreibung und halte die Würde des Menschenleben hoch. Sterbehilfe tut dem jedoch keinen Abriss. Wenn jemand nur mehr an den Schläuchen hängt, künstlich ernährt wird und außer die Augen offen halten nichts mehr tun kann und nicht mehr leben will (!), auf Erlösung wartet und hofft, dann soll ihm Sterben geholfen werden, denn erst durch die moderne Medizin kam er überhaupt in diese Situation, sonst wäre er ja schon viel früher gestorben. Es geht nicht darum, ob man noch was hat vom Leben oder nicht, wieviel er "nützt", es geht nicht um ein "Entsorgen", ein schrecklicher Begriff der nicht die Tatsachen widerspiegelt, sondern allein dem Menschen seine Freiheit zu geben, auch sterben zu können, wenn er das will. Das gehört für mich zur Menschenwürde dazu. "Welke" und "Herbst des Lebens" sollen die künstlich geschaffene Ausweglosigkeit eines Menschen beschreiben? Wissen Sie, wie sehr sich zum Beispiel ALS-Patienten vor dem Tod durch Ersticken fürchten? Können Sie sich das Vorstellen? Und das nennen Sie Sterben in Würde?

Inwiefern wollen Sie die Palliativmedizin weiterentwickeln? Mehr Unterstützung für Pflege im Allgemeinen finde ich gut, diese ist für viele Menschen zu teuer, dennoch bin ich für eine Tolerierung der Sterbehilfe. Durch klare Patientenverfügungen und Kontrolle kann die Angst vor Missbrauch genommen werden. Mit sowas geht sowieso niemand leichtfertig um, das sind sehr schwere Entscheidungen, die der Betroffene zu treffen hat.

Ich spreche aus meinen Erfahrungen, ich bin offen für weitere Diskussionen, und ich hoffe, dass Sie sich der Tragweite dieses Themas wirklich bewusst sind und ebenso aus Erfahrung für sich sprechen.

Mit freundlichen Grüßen,

Roland Kloss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingelangt am 10.09.2014