Sehr geehrte Damen und Herren der Enquete-Kommission,

 

Wir, ein deutsch/österreichisches Ehepaar (70/64 Jahre alt) haben die Absicht, demnächst ständig in Österreich zu leben. Schon wegen unseres Alters sind für uns die Fragen eines Lebens und Sterbens in Würde und die gesetzlichen Regeln hierfür von größter Bedeutung. Dementsprechend haben wir beide uns sehr sehr intensiv mit diesem Problem beschäftigt.

 

In einem Land, das jegliche Sterbehilfe (auch noch verfassungsrechtlich festgeschrieben!) verbietet, wollen und werden wir nicht leben. Kein Staat darf mich zum Leben nötigen und mir so meine letzte Würde nehmen.

 

Ich stelle mir vor, meine geliebte Frau wäre aussichtslos und unerträglich leidend krank und hätte den Wunsch, sterben zu dürfen. Soll ich sie dann noch ein bißchen weiterleiden lassen, bis sie "verfassungsgemäß" und zur Beruhigung der herrschenden Moral von selbst stirbt ??! Wo blieben bei solcher Gnadenlosigkeit Empathie, Menschlichkeit und Würde ?!

 

In Wahrheit kann eine religiös verbrämte Weltanschauung in der Frage des Sterbens eben nicht über ALLE Menschen entscheiden. Und selbst als Christ kann man mit dem Theologen Hans Küng sagen: Es kann nicht sein, daß Gott den Menschen freie Entscheidungen über ihr Leben schenkt, ihnen aber beim Sterben das Selbstbestimmungsrecht aberkennt.

 

Der Staat hat am Sterbebett nichts verloren.

 

Und noch etwas: Das Wissen, daß ich auch im Sterben selbstbestimmt sein darf, gibt mir Frieden, Sicherheit und Vertrauen. Das zu wissen, gibt mir neue Lebensfreude !!!

 

In der Hoffnung auf eine von vielen Menschen ersehnte Liberalisierung

verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

 

Eckhart und Ulrike Junghanss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingelangt am 11. September 2014