Liebe Parlamentarier!

 

Als Oberärztin auf einer Kinderonkologie (Kinder-Krebsstation) arbeite ich tagtäglich mit und für schwerstkranke Kinder. Viele von ihnen können wir durch die Therapien heilen, manche aber leider nicht. Diese Kinder und deren Familien in diesen schweren Situationen ärztlich zu begleiten, gehört ebenso zu meinen Aufgaben. Mit palliativen Maßnahmen (Schmerzlinderung, Unterstützung der Atmung, auf Wunsch möglichst viel Betreuung zuhause,….) können die letzten Wochen und Monate zu einer Zeit voller Leben werden, wo noch viel Zuwendung, Liebe und auch Abschiednehmen passiert.

Ich habe kein einziges Kind und keinen Jugendlichen erlebt, der nach Sterbehilfe verlangt hat. Manchmal ist es das Krankenhauspersonal, dem es schwer fällt, mitansehen zu müssen, wie Kinder langsam sterben, oder auch ferne Angehörige. Doch auch die Eltern haben kaum jemals den Wunsch, dass das Leben ihres Kindes früher beendet wird. Ganz im Gegenteil habe ich viele Rückmeldungen von Eltern nach dem Tod ihres Kindes bekommen, wie wichtig jeder Tag war, den sie noch mit dem Kind hatten, und wie dankbar sie sind, dass sie in dieser Zeit ihrem Kind noch ihre Liebe schenken konnten. (Obwohl das Leben des Kindes zu diesem Zeitpunkt manche nicht mehr als lebenswert angesehen haben!)

 

Sterbehilfe an Kindern darf NIEMALS passieren!

 

Und im selben Sinne bin ich überzeugt, dass auch Erwachsene, die im Sterben liegen, sich nicht von sich aus den Tod wünschen. Vielleicht dann, wenn sie sich von anderen gedrängt fühlen oder sich als Last vorkommen.

Kein Patient, der liebevoll und palliativ betreut wird, braucht ein aktives Eingreifen in den Sterbeprozess.

Vielmehr müssen wir die Palliativmedizin in allen Facetten fördern – für Erwachsene und für Kinder!

 

Jedes Leben hat seinen Wert, jeder Mensch seine Würde.

Kein Mensch, kein Arzt darf aktiv eingreifen und Leben beenden.

Wir haben unseren Beruf gewählt, um dem Leben zu dienen, und nicht um das Leben zu beenden!

 

So appelliere ich an Sie – als Mensch und als Politiker!

Fördern sie die Menschenwürde, verbieten sie jegliche Art von Euthanasie und unterstützen stattdessen die Palliativmedizin!

 

Auch jeder von uns wird einmal im Sterben liegen, und das soll in Würde sein!

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Melanie Tamesberger

 

Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingelangt am 12.09.2014