Wie viel Hilfe ist erlaubt? (Abgeordnete legen Sterbehilfe-Papier vor)
- Wir alle haben ein Recht zu
leben, aber nicht die Pflicht zu leiden.
- Es ist völlig unakzeptabel, dass der Staat aufgrund der religiösen
Bedenken von Wenigen das Selbstbestimmungsrecht seiner Bürger so
einschränkt, dass Etlichen ein Qualtod aufgezwungen wird.
- Es geht (wie Primar Ladner bei
der Diskussion in Vils) informierte, nur um ganz wenige Fälle. Nur 180 bis
200 Österreicher pro Jahr nehmen den assistierten Suizid in Anspruch.
Lassen wir sie in Frieden ziehen (anstatt sie und die Helfer wie derzeit zu
kriminalisieren).
- Mein Ende gehört mir!
Wollen Sie die Petition – so wie es bisher bereits 823 Menschn getan haben – auch unterschreiben?
Inzwischen verbleibe ich mit einem freundlichen Servus aus Kitzbühel!
Wolfgang Obermüller
Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom Fr, 24.10.2014
GESELLSCHAFT
Aktive Sterbehilfe – letzter Ausweg oder nur
ein Irrweg?
In Vils wurde kürzlich zur Diskussion über das sensible Thema
Sterbehilfe geladen. Gegner und Befürworter trafen dabei aufeinander.
Interessiert lauschten die Gäste den Experten. Viele, wie Paul Vogler, diskutierten auch mit.Foto:
Müller
© Ulrike Müller
Von Ulrike Müller
Vils – „Gehen Sie nicht aus dem Stadion Ihres Lebens, bevor das Spiel zu Ende ist“, war
wohl der eindringlichste Satz von Gerda Riedl, Theologin an der Uni Augsburg, bei einer
Diskussion über aktive Sterbehilfe im Stadtsaal Vils. Am hochkarätig besetzten Podium
zeichneten sich schon bei den ersten Statements die kontroversen Meinungen zum
Thema ab. Bundesrätin Sonja Ledl-Rossmann, Primar Eugen Ladner, ärztlicher Leiter im
BKH Reutte, und Theologin Gerda Riedl standen dem Befürworter der aktiven
Sterbehilfe, Wolfgang Obermüller, Mitglied im Verein Dignitas, gegenüber.
In Österreich ist die aktive Sterbehilfe und auch die Beihilfe zur Selbsttötung
(assistierter Suizid) verboten. In der Schweiz hingegen ist dies legal – wenn keine
Aktive Sterbehilfe – letzter Ausweg oder nur ein Irrweg? | Tiroler Tage... Seite 1 von 2
http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/9153076-91/aktive-sterbehilfe-... 24.10.2014
selbstsüchtigen Gründe vorliegen. Obermüller versuchte mit Zahlen und Fakten das Publikum
zu überzeugen, dass es auch das Recht des Menschen wäre, den Zeitpunkt des
eigenen Todes selbst zu bestimmen. Die Freitodbegleitung sollte auch in Österreich
erlaubt werden. Immerhin hätten „Hunderte Österreicher in den letzten Jahren den Weg
in die Schweiz gesucht, um dort den Freitod zu sterben“.
Die österreichische Bundesregierung will noch heuer ein Verbot der aktiven Sterbehilfe
in der Verfassung prüfen. BR Ledl-Rossmann, Mitglied der Enquete-Kommission,
erklärte, wie schwierig es sei, das neue Gesetz zu formulieren. Natürlich müsse man
den Wunsch eines Menschen respektieren, nicht mehr leben zu wollen. Eine
Gesetzesöffnung würde jedoch unkontrollierte Kreise ziehen.
Theologin Gerda Riedl hingegen sieht die Verantwortung in der Familie, der Kirche in
pastoraler Arbeit und der Gemeinde, etwas gegen die Einsamkeit im Alter und in Zeiten
der Krankheit zu tun. Die Menschen hätten nicht das Recht, ihr Leben selbst zu
beenden: „Gott schenkt Leben und nimmt es wieder, wenn der Zeitpunkt gekommen
ist.“
Primar Ladner erzählte aus der Praxis: „Im fortgeschrittenen Stadium einer Krankheit,
ohne Hoffnung auf Genesung, verabreichen wir zumal hohe Dosen Morphium, bis die
Patienten schlafen, mit der Absicht, sie vom Leiden zu befreien, ohne die Absicht, sie zu
töten.“
Als Ladner über die Unverhältnismäßigkeit zwischen der assistierten Sterbehilfe und
den durchgeführten Abtreibungen in Österreich informierte, war die Empörung im
Publikum groß: „Jährlich sterben in Österreich ca. 30.000 Kinder, 4000 davon in Tirol,
durch Abtreibung, ungefragt und ungeboren. Dagegen ist die Rate der Toten durch
assistierte Sterbehilfe mit 180 bis 200 gering.“
Zahlreich waren auch Meldungen aus dem Publikum. Paul Vogler etwa forderte
nachdrücklich: „Das Gesetz ja nicht lockern, Sterbehilfe ist Mord!“
„Ihre Überredungskünste können Sie sich sparen, bei uns bringt sich keiner um“, sagte
der Vilser Pfarrer Rupert Bader in Richtung Befürworter Obermüller und meinte zum
Abschied: „Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg und ein langes Leben.“
Aktive Sterbehilfe – letzter Ausweg oder nur ein Irrweg? | Tiroler Tage... Seite 2 von 2