Sehr geehrte Mitglieder der Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens",

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, weint es. Die Familienangehörigen und Freunde freuen sich über den neuen Erdenbürger. Wenn ein Mensch stirbt, sollte er in Frieden und mit einem „Lächeln“ von uns gehen, während die Angehörigen über ihren Verlust trauern. Mit diesem alten Sprichwort möchte ich ausdrücken, dass ein Mensch in seinen letzten Monaten, Wochen, Tagen und Minuten mit Würde behandelt werden sollte. Wenn es jemandem schlecht geht, schmerzerfüllt von einer Krankheit und derjenige nicht mehr unnötig leiden will, sollte es das Recht auf Sterbehilfe geben. Wenn man sich nicht auf eine Liberalisierung der Sterbehilfe festlegen will, sollte zumindest die Beihilfe zum selbst gewünschten „Freitod“ straffrei sein, so wie die momentane Gesetzeslage in Deutschland ist. Die Selbstbestimmung sollte unantastbar sein, denn wenn jemand aufgrund einer schweren Krankheit sein Sterben bewusst plant, sollte er dafür nicht ins Ausland reisen und enorme Kosten aufbringen müssen. Der Mensch ist ein selbstbestimmtes Individuum, das sein Leben lang Entscheidungen treffen muss. Manche Entscheidungen sind einfach, manche erfordern lange Überlegungen und Diskussionen, dennoch entscheidet der Mensch von sich aus selbst. Warum sollte die Entscheidung sterben zu wollen, verhindert werden? Der Vorschlag einer verfassungsrechtlichen Verankerung des Verbots der Tötung auf Verlangen wäre eine staatliche Einschränkung persönlicher Rechte. Gerade am Lebensende sollte man leidenden Menschen nicht noch mehr unnötige Steine in den Weg legen. Wenn es eine Liberalisierung der Sterbehilfe in der Verfassung geben sollte, muss Missbrauch natürlich ausgeschlossen werden. Sterbehilfe sollte nur Menschen erlaubt sein, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, für die es keinen Ausweg mehr gibt und die sich wünschen, dass sie an ihrem Lebensende in Würde und ohne jegliches Hinauszögern ihres Leides sterben.

Sterben ist ein schwieriges Thema, das polarisiert. Niemand setzt sich gerne mit dem Tod auseinander, solange man nicht selbst davon betroffen ist. Ich finde, dass das Thema der „Würde am Lebensende“ der Gesellschaft viel näher gebracht werden sollte, vor allem braucht es mehr Aufklärung über die Möglichkeiten von Hospiz und Palliativbetreuungen, Patientenverfügung etc. Eine Patientenverfügung ist mit enorm viel bürokratischem Aufwand verbunden und zudem sehr teuer. Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich nicht einmal, dass es die Möglichkeit einer solchen Verfügung gibt. Meiner Meinung nach sollte die Patientenverfügung nicht mit hohen Kosten verbunden sein, denn das Recht auf eine solche Verfügung sollte allen Menschen gegeben sein und nicht nur einer bestimmten sozialen Schicht. 

 

MfG,

 

Anja Meier