Stellungnahme zur Enquete: "Würde am Ende des Lebens"

Sehr geehrte Mitglieder der Kommission,

es ist eine großartige Möglichkeit zu einem Thema öffentlich Stellung nehmen zu können, das mit Sicherheit großer gesellschaftlicher Bedeutung zukommen wird. Derzeit noch in kleinem Rahmen diskutiert, vielschichtig betrachtet aber mit offenem Ende. Ganz so hoffe ich doch nicht, denn das Ergebnis am Ende der Diskussion kann für mich keine Erhebung in den Verfassungsrang sein, dass „Aktive Sterbehilfe“ nicht möglich ist. Aus meiner sehr persönlichen Sicht muss diese Alternative, neben einer gut durchgeführten, sinnvollen Palliativ- und Hospizmedizin, immer möglich sein. Jeder Mensch ist frei zu entscheiden, kein Mensch, kein Gott kann da hineinreklamieren. Es werden wenige sein, es trifft nicht die Masse. „ ICH will nicht mehr, so zumindest nicht.“ Nur ich kann es aussprechen, niemand in meinem Namen.

Ich kann nicht theologisch, juristisch oder medizinisch argumentieren, aber ich kann meine subjektive Erfahrung in die Diskussion einwerfen:

Ich war ein Kind, die Mutter meines Vaters stark „verkalkt“ – wie man damals sagte. Heute gibt es einen medizinischen Ausdruck dafür, Demenz oder in einer speziellen Form Alzheimer Demenz. Als Kind war es noch lustig, wenn die 75-jährige Großmutter uns etwa 10-jährige fragte, ob wir schon zur Schule gehen. Sie hat es nicht realisiert, sie hat nicht gelitten – zumindest wie wir es damals mitbekommen haben. Heute 35 Jahre später lebt mein Vater mit seiner Alzheimer Diagnose. Vor 8 Jahren hat es begonnen, noch keine 70 Jahre alt. Heute sitzt er, dem Krankheitsverlauf entsprechend, in einer Demenzstation der Caritas Socialis gut betreut und bestens aufgehoben. Glücklicherweise haben wir es noch geschafft eine Vorsorgevollmacht zu verfassen (eine von 4% der Bevölkerung wie wir in der Zwischenzeit wissen) um wichtige tägliche Notwendigkeiten zu klären und medizinische Entscheidungen vorweg zu nehmen. So konnte sein Wille noch festgehalten werden.

Ob es ihm gut geht oder nicht, ist nicht das Thema, ist auch nicht mein Thema.

Ob er Schmerzen hat oder nicht, ist nicht das Thema, ist auch nicht mein Thema.

Ob er fühlt oder nicht, ist nicht das Thema, ist auch nicht mein Thema.

Ob er noch leben will oder nicht, ist nicht das Thema, ist auch nicht mein Thema.

 

Ich gehe in seiner Linie, genetisch bedingt kann es auch mich treffen.

Und das ist mein Thema: Ich will mich so nicht präsentieren, meinen Mitmenschen, meiner Frau, meinen Kindern und Enkelkindern so nicht begegnen, so nicht in Erinnerung bleiben. So nicht zum Subjekt des Mitleids werden. Es geht nicht um körperlichen Schmerz, der verhindert werden muss, es ist mein seelischer.

…. deshalb möchte ich entscheiden dann aus dem Leben treten zu können, wann ich will.

…. deshalb möchte ich entscheiden können friedvoll und in Würde mein Leben zu beenden.

… deshalb möchte ich entscheiden im Kreise jener Leute die irdische Welt verlassen zu können, die dabei sein wollen und können.

… deshalb möchte ich entscheiden können, mich nicht vor den Zug werfen zu müssen.

Mag. Heinz Bogner Jg. 1964

 

Diese Stellungnahme darf im Rahmen der Enquete veröffentlich werden.