Betreff: WG: Stellungnahme zur geplanten Zusammenlegung der Fächer Technisches Werken und Textiles Werken in den allgemeinbildenden höheren Schulen

Sehr geehrte Damen und Herren!

Nicht nur mir, sondern auch meinen Kollegen die seit vielen Jahren als Lehrer in den Fächern Textiles Werken und Technisches Werken tätig sind, sind über das Ansinnen der Zusammenlegung zweier Unterrichtsfächer, die auf komplett unterschiedlichen Grundlagen beruhen geschockt.

Schon jetzt – nach bereits vollzogenen Sparmaßnahmen in der Vergangenheit – merkt man die nachteilige Veränderung der handwerklichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.
Welche Folgen werden weiteren Kürzungen haben?

Die Fächer werden endgültig zu „Bastelstunden“ degradiert, in welchen nur mehr exemplarisch ein paar wenige Techniken vorgezeigt werden können, die Schüler im besten Fall rudimentär erlernen können.

Auch der Grund der Zusammenlegung - Gendergleichheit – ist zweifelhaft: Bisher haben Schüler es immer sehr geschätzt, ihre Fach nach eigenen Begabungen und Vorlieben auszuwählen, und diese Entscheidungen waren auch für einen gelungenen Unterrichtsverlauf von Vorteil.

Wenn unser Bildungssystem tatsächlich alle über einen Kamm scheren möchte, - und das scheint der Fall zu sein - sollte man auch die Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichem Sprachen im Unterricht unterbinden, oder zwischen Zeichen- und Musikunterricht denn erwiesenermaßen gibt es auch hier genderspezifische Vorlieben.

Weiters erscheint es doch recht merkwürdig, dass Kollegen ein komplettes Studium absolvieren, um einen qualitativ hochwertigen Unterricht gestalten zu können, und jetzt von diesen Kollegen erwartet wird, die Inhalte eines zweiten Studiums nebenbei in einer kurzen Ausbildung zu erwerben um ein anderes Fach zu unterrichten. Dies kann nur zu einer Abwertung und einem Qualitätsverlust beider Fächer führen.

Auch von einem Lateinlehrer würde niemand erwarten, einen qualitativ hochwertigen Französischunterricht abzuhalten wenn er dafür kein passendes Studium absolviert hat – und schon gar nicht, dass ihm dies in der Hälfte der Zeit gelingen würde!

Die handwerklichen Fähigkeiten der Schüler sind in sehr vielen Berufen Grundvoraussetzung und statt diese zu fördern, wie es dem Wunsch der Wirtschaft, der Interessensvertretungen, des Arbeitsmarkts, der Arbeiterkammer, der Industriellenvereinigung entsprechen würde, werden genau diese Fähigkeiten immer weiter zurückgedrängt.

Das Kennenlernen von Techniken und Materialen erfordert Zeit und Geduld, diese werden bei einer Zusammenlegung der Fächer nicht mehr in ausreichendem Maß vorhanden sein.

Ich möchte mich deshalb den Stellungnahmen der BÖKWE, des Landesschulrats für Niederösterreich und der Stellungnahme von Martin Gössinger vollinhaltlich anschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Mag. Petra Mallek                                                                                                                                                                                                                                      Wien, 2.5.2016